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Schultze gets the Blues

Geschrieben von , 04 Oktober 2005 · 813 Aufrufe

Den Wert eines guten Filmes kann man meist nur indirekt feststellen.
So etwa, wenn man in die Videothek geht und zwei Filme für den Samstagabend sucht.
Ich stelle mir da so eine Abenteuer-Adventure vor. Im Stil von Indiana Jones und die Mumie.
Meine Frau sucht etwas wie Die Hard.
Nach Hause gingen wir mitRobotern, einer fetten griechischen Hochzeit und "Schultze gets the Blues", den ich mir dann im Nachtprogramm alleine ansah.

Eingeläutet wurde der Filmabend aber von "Robots". Einen niedlichen 50er Jahre Retrofilmchen in typisch amerikanischen Storybrei. Aber es geht ja bei solchen Filmen nie um die Handlung, sondern um das, was man zu sehen bekommt. Und da hat "Robots" viel zu bieten. Den muss man sich dann doch kaufen und die Kinder ab und zu überreden, "Robots" zu gucken.

Zur Hochzeitsgeschichte fällt mir fast gar nichts ein. Nett, belanglos und halbwegs lustig.

Aber dann. Die Spätvorstellung. Krause gibt Schultze den Blues. Ein Film wie ich ihn mag. Aufgeräumt, sachlich und zwangfrei. Ein Bild muss genügen, Gedanken zu zünden. Der Horizont wird von einen Radfahrer gequert. Immer wieder, bis zum Schluss die Blaskapelle den Weg mit Schultzes Song bedeckt.
Die Perspektiven liegen selten in der Nähe. Die Distanz des Beobachters bleibt immer erhalten. Der Film wird zum Dokument. Er gibt trotz aller Strenge keine Sympathien vor, die Figuren und ihre Umgebung erarbeiten sie sich selbst.
Der Freak im Bahnwärterhäuschen genauso wie die amerikanische Band mit ihrem speziellen Petrolium. Die Komik entsteht wie bei Tati aus der Natürlichkeit, der Realität des Augenblickes. Keine Gags, sondern Situationen.
Schultze hat den Blues.



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yiyippeeyippeeyay
Okt 04 2005 12:58
Ja, Schultze ist ziemlich genial. So stelle ich Wenig-wissi-Wessi mir das Herz des Ostens vor. Der Film steht auf jeden Fall auf derselben dt.-amerikanisch-architektonischen Stufe wie Bagdad Cafe (von dem ich den dt. Titel unsäglich fand). Toll fand ich wie ruhig die Geschichte dahin floss, trotz des Endes. Immerhin habe ich deswegen damals noch mal mein altes Akkordeon aus dem Speicher geholt (nur zum Angucken - Spielen konnte ich das nie besonders)...

Und, wirst du denn dann "Robots" auch mal in der Film-DB kommentieren?

P.S.: Ist dein erstaunliches "Josef"-Gedicht ein wenig eine Ode an das gerade im Lesezirkel konsumierte Ilium? smile.gif
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lapismont
Okt 04 2005 13:37
Das Jesef Fragment ist eine Ode an Josef Capek, dem Bruder von Karel Capek.

Aber aus meiner helenistischen Phase müsste ich eigentlich auch noch Gedichte habe. Muss ich mal die vergilbten Blätter durchwühlen.

Schultze hat mit Sicherheit ein Ostherz. Wenn es denn so etwas wie ein einheitliches Empfinden geben sollte. Er bricht ja mit der Tradition, weil diese auch mit ihm gebrochen hat. Eigentlich ist er ein in sich ruhender Mensch. Das er auch Zweifel kennt, merkt man an der Tanzszene, wo er einfach abhaut, als ihm seine Partnerin abhanden kommt. Scheinbar abgelehnt, flieht er. Dabei hat er keine Probleme mit Kontakten, oder mit Frauen. Schultze sucht das Weite, weil er etwas fand. Seine Flucht ist ein Hinbegeben, hat ein Ziel.
Selbst vor seiner Krankheit flieht er - um zu sterben. Oder härter noch ausgedrückt, die DDR hat ihn nicht kaputtgekriegt, jenseits des Alten bricht plötzlich das Neue hervor. Sicher ist diese letzte Interpretation mehr böswillig als treffend. Aber der Film bietet eben keine einfachen Einsichten.
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