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Energiesparlampen - die Dämmerung der Menschheit beginnt

Geschrieben von Jürgen , 13 November 2010 · 1.545 Aufrufe

"Dunkel die eine Seite ist", philosophiert Yoda in Star Wars - und Recht hat er, denn wenn man nicht mehr den wütenden Blicken der Energiespar-Fraktion ausgeliefert sein möchte, sich letztendlich ohnmächtig der Beleuchtungsindustrie ergeben hat und seine Lichtquellen durch Energiesparlampen ersetzt, bekommt die philosophische Wahrheit des kleinen Yedi-Ritters eine praktische Komponente. Dunkel wird es! Im Gegensatz zu Yodas Bemerkung allerdings auf jeder Seite. Auch da, wo es eigentlich NICHT dunkel sein sollte - in der Leuchtrichtung.

Wo früher eine 60 Watt "Birne" in der Leselampe freundlich und mit warmen Farbton lediglich 12 Prozent Lichtleistung aus dem Verbrauch umsetzte, funzelt jetzt eine 11 Watt Energiesparlampe und versucht verzweifelt, das angenehme Licht einer Leuchtfadenquelle zu emulieren. Gelingt nicht einmal ansatzweise. Und wenn, dann erst nach einer gefühlten halben Stunde.

Und das Ganze als Deckenbeleuchtung? "Gar kein Problem", meint der Leuchtmittelfachverkäufer im heimischen Baumarkt und reibt sich die Hände. Für den Preis eines gebrauchten Kleinwagens ist so eine Deckenbeleuchtung auch bei Raumhöhen von mehr als drei Metern machbar. Okay, die 2200 Watt der bisherigen Beleuchtungsanlage mag in Zeiten von Strompreiserhöhungen im Bereich von 250 Prozent in den letzten zehn Jahren (ist kein Witz, rechnet das mal an Hand eurer Rechnungen nach) vielleicht ein kleiner Anachronismus sein, aber mehr als 1500 Euro für neue Beleuchtungsschienen und 16 Leuchtkörper? Echt krass! "Man müsse sich mal vor Augen halten, wieviel Energie man mit einer zeitgemäßen Deckenbeleuchtung spare", argumentiert der Verkäufer und weist auf die Haltbarkeit der Energiesparlampen hin. Mein Gegenargument, dass sich seit Installation der bisherigen Leuchtanlage vor 15 Jahren lediglich zwei Leuchtkörper der acht Halogenstrahler den Geist aufgegeben und Kosten in Höhe von 30 Euro verursacht haben, überhört er einfach mal.
Dafür fühlt er uns gezielt in einen Regalbereich mit Kartons, die schon von der Aufschrift her an Verkaufsprospekte der Firma Rolls Royce erinnern. Sehr edel, sehr gediegen und... sehr teuer. "Licht, wie das einer Glühlampe", verspricht die Beschreibung,"aber mit zehnfach geringerem Energiebrauch". Daneben die Grafik eines Umweltengels, der besser in leuchtendem Rot gedruckt worden wäre und eher dem roten Kreuz gleichen sollte, weil das nebenstehende Preisschild mit aufgedrucktem Betrag erst einmal zu einer ausgedehnten Herzattacke einlädt. Und der Preis gilt nur für einen Meter Schiene mit zwei Strahlern!
Ich rechne kurz das Ganze auf zwei Schienensysteme mit je drei Metern Länge durch und sehe im Geiste giftgrüne Banknoten abfackeln. Kurz das Smartphone (Ernergiesparfunktion aktiviert!) aus der Jackentasche gezogen und nachgerechnet, wann sich solch eine Investition finanziell lohnt. Das Ergebnis macht Hoffnung. Bei einer jährlichen Nutzung der Deckenbeleuchtung von ca. 1500 Stunden im Jahr und einem Kilowatt-Preis von rund 18 Cent lohnt sich der Wechsel schon nach... etwa sechs Jahren!

Okay, der Planet geht vor die Hunde, wenn wir weiterhin die Energie so verschwenden, wie bisher und eine blaue Ersatzkugel liegt nicht mal eben im Weltall so rum. Als durchaus informierter Mensch weiß ich aber, dass es so etwas wie eine Energiegleichung gibt, die auch die Produktionsenergie eines Leuchtmittels berücksichtigt und die ist bei Herstellung von Energiesparleuchten im Gegensatz zur normalen Glühlampe fast zehn mal so hoch. Global betrachtet bringt das unserem geliebten Planeten prinzipiell gar nichts. Entsetzen im Gesicht des Verkäufers macht sich breit. Doch nicht in der Energiebilanz von Deutschland, versichert er glaubwürdig, sondern lediglich in Asien, da die Leuchtmittel hauptsächlich dort gefertigt würden. Ich verzichte auf einen Vortrag, der Sinn und Unsinn von Energiebilanzen in willkürlich gezogener Landesgrenzen in Bezug auf ein weltweites Klima behandelt und denke nur noch daran, was ich, steigende Strompreise vorausgesetzt, an Stromkosten sparen kann.

Mit sechs edlen Kartons im Einkaufswagen gehts zur Kasse, wobei ich mir einbilde, dass sich die Scheckkarte beim abbuchen des Betrages vor Lachen verbiegt und zwei Tage später ist das Produkt deutscher Ingenieurkunst (Made in China) installiert. Es werde Licht, sprach ich, und es wurde... erst einmal nichts damit. Die 16 Leuchtkörper funzelten in üblicher Energiesparleuchten-Manier erst einmal vor sich hin, bis sie sich nach fast drei Minuten daran erinnerten, für was sie eigentlich gebaut waren. Es wurde heller. Im Vergleich zu der vorher installierten "Bühnenbeleuchtung" zwar äusserst bescheiden, aber einzelne Gegenstände im Wohnzimmer konnte man wieder erkennen. Nach zehn Minuten war dann die volle Leuchtkraft erreicht, wobei eines schnell klar wurde: lesen bei Deckenlicht geht nicht mehr! Zu dunkel. Mit einer zusätzlichen Leselampe (nochmal 150 Euro, weil es soll ja auch stylisch passen) geht es dann. Allerdings immer noch nicht so gut wie mit der ollen 60 Watt-Birne. Liegt wohl daran, dass ich dann lesen will, wenn ich dazu Lust habe und nicht nach zehn Minuten Aufwärmzeit. Vielleicht ist es ein Berufssportler-Leuchtmittel. Oder so.
Hinzu kommt, dass ich seit Kurzem eine Lesebrille benötige. Macht sexy, sagt mein Frau, wobei ich die Bemerkung äussere, dass Sex und dunkle Beleuchtung schon immer irgendwie zusammengehörten. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie wegen der geringen Ausleuchtung meine Falten nicht so gut erkennen kann.
Ob mein Augenlicht wegen der Energiesparfunzeln nachlässt, ist aber nicht beweisbar. Auch nicht der Verdacht, dass Stromkonzerne (steigende Preise), Leuchtmittelindustrie (unverschämt steigende Anschaffungskosten) und Optiker (erhöhte Nachfrage nach Lesebrillen) eine geheime und wahrlich unheilige Allianz eingegangen sind.

Mittlerweile liegt der Umbau der Leuchtanlage ein halbes Jahr zurück und zwei, der, mit garantierten 5000 Stunden Lebensdauer ausgezeichneten, Leuchten sind defekt. Und sie sind nicht gerade billig. In 60 Watt Birnen gerechnet etwa 18 Stück. Oder in Halogenröhren: 4 Stück. Ich habe das nochmal ausgerechnet: in ihrer eher kurzen Lebenszeit haben sie mir ungefähr 80 Cent an Stormkosten eingespart. Bei einem Anschaffungspreis von knapp 18 Euro lohnt sich das nicht wirklich. Aber ich habe ja noch die Rechnung. Mal sehen, wie sich der Händler oder Hersteller eventuell aus der Garantie rauswinden möchte. Vielleicht mit dem Argument "unsachgemäß eingesteckt"?

Energiesparlampen sind ein gutes Geschäft - zumindest für die Industrie.



Heute haben sie im Fernsehen vorgeführt, wie man zerbrochene Energiesparlampen entsorgt. Mit gleich einsaugen oder zusammenkehren und das alles dann in den Hausmüll zu werfen, ist da nichts mehr, wegen des Quecksilbers. Da muss man erst mal alle Fenster aufreißen und darf eine Viertelstunde den Raum nicht betreten, anschließend gibt es ein Extraset zum Entsorgen. Das natürlich dann extra zur Sammelstelle gebracht werden muss. (Mal ehrlich, wer weiß überhaupt, wo so was ist? - Ich weiß es zufällig, weil ich eine in meiner Straße habe, aber die Öffnungszeiten sind derartig kurz und absurd, dass sich das 1. kein Mensch merken kann und 2. die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass man auf dem Weg wohin dort vorbeikommt. Eine leere Spraydose, gut, die hebe ich notfalls auch ein halbes Jahr auf, aber was Hochgiftiges?)

Aber der Umwelt würde es auch zu gut gehen, wenn wir keine Extrasets nur zum Wegwerfen konstruieren müssten und sich die Leute nicht extra ins Auto setzen müssten, um Haushaltsmüll zu entsorgen ... *vor Ironie trief*
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