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Vorgänger von „Neuromancer“ und „Matrix“

Geschrieben von Henrik Fisch , 11 Februar 2010 · 694 Aufrufe

Bücher
K. W. Jeter: Dr. Adder
Mittwoch, 10.02.2010, Fertig
Was für ein Buch!

Ich mag hier gar nicht so viel über den Inhalt schreiben, denn ich habe das Gefühl, dass eine wie auch immer geartete Inhaltsangabe meinerseits nicht im Ansatz dem Geschriebenen gerecht werden könnte. Wer den folgenden Versuch liest, sollte diese Worte bitte in Erinnerung behalten:

Los Angeles in der nahen Zukunft. Die MoPo, die „Moralpolizei“ wacht über die Stadt und über das Einhalten von Gesetzen. Nur ein abgeschirmter Bereich entzieht sich deren Kontrolle. Dort herrscht ein durchgeknallter Chirurg, Dr. Adder, der sich auf mehr als ungewöhnliche Schönheitsoperationen spezialisiert hat: Er modifiziert und amputiert Huren. Nichts ist undenkbar und nichts ist unmöglich.

Wer in dem Buch sexuelle Perversionen vermutet ... der liegt genau richtig und doch völlig falsch. Denn das liefert dem Autor nur den Hintergrund für eine Achterbahnfahrt durch alles mögliche. Ja, ich weiß, das klingt nach einer völlig abgeschmirgelten Floskel, ist aber richtig. Denn wohlgemerkt: Der Roman wurde 1972 - in Worten: neunzehnhundertzweiundsiebzig - geschrieben. Kein Wunder, dass er erst 1979 - so das Nachwort von Philipp K. Dick - erschienen ist. Und selbst das erscheint mir noch als Wunder.

Jetzt kommt das Außergewöhnliche: „Dr. Adder“ liest sich, fast, wie aktuelle Papier gewordene Phantasien eines Herrn Gibson oder eines Herrn Dick, würde letzterer noch leben. Ich behaupte mal ganz keck, dass William Gibsons Roman „Neuromancer“ - der nebenbei bemerkt auch zu meinen Lieblingsbüchern gehört - oder auch der Film „Matrix“ ohne dieses Buch, so wie sie sind, nicht existieren würden. Vielleicht tue ich den Wachowski-Brüdern und auch Herrn Gibson Unrecht, jedenfalls liest sich das Buch genau so. Weswegen es in jede ernst zu nehmende SF-Sammlung - wohlgemerkt gelesen - gehört.

Kleine Info am Rande: K. W. Jeter war ein guter Freund von P. K. Dick. Weshalb er wohl auch die Fortsetzungen zu „Blade Runner“ geschrieben hat; die, nach allem was ich so gehört habe, allerdings nicht so wirklich lesenswert sind.

Zweite Info am Rande: Das war jetzt das dritte Buch aus dem Hause „Phantasia Paperbook“, das mir ausnehmend gut gefallen hat. Die anderen beiden waren:
  • J. G. Ballard: Kristallwelt
    Das Buch haben wir im Lesezirkel April 2006 gelesen. Und als ausgesprochen gut befunden, wenn ich mich noch recht erinnere.
  • Nick Mamatas: Abwärts - Move Under Ground
    Auch mehr als abgefahren. Kann ich jedem ans Herz legen, der mal so eine richtig abgedrehte Geschichte lesen möchte. Erinnert ein klein wenig an „Snow Crash“ von Neal Stephenson, allerdings eher nicht die Geschichte sondern mehr die coole Art und Weise wie es erzählt wird. Mein Gedächtnis scheint mich zu trügen, aber ich hätte schwören können, dass ich dazu einen BLOG-Eintrag verfasst habe.

Ich denke, das waren nicht die letzten Bücher, die ich von diesem Verlag bestellt habe (wenn sie denn nicht so teuer wären).



Henrik Fisch


In unserem hiesigen Tanzcafé