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Sergej Lukianenko: Weltengänger

Geschrieben von Henrik Fisch , 12 September 2013 · 2.902 Aufrufe

Lukianenko Parallelwelten
12-Sep-2013: Fertig

Nach langer Abstinenz melde ich mich auf dem Portal zu einer kleinen Meinungsäußerung zurück. Ich habe zwischendurch zwar noch viel anderes Holz durchblättert. Allerdings war da nicht viel, was eine Erwähnung wert wäre. Der Roman hier passt dagegen ganz gut ins SciFiNet.

Sergej Lukianenko, kennen wir alle ... hoffentlich. Und zwar durch seine »Wächter«-Romane - die ich selber peinlicherweise nicht gelesen dafür aber den Film gesehen und für gut befunden habe - durch die beiden Virtuelle-Realität-«Spiegel«-Romane - die ich sehr gelungen und vor allem mal anders finde - und vor allem durch das meiner Meinung nach geniale »Spektrum«, welches wir bereits vor ein paar Jahren im Lesezirkel gelesen haben. Seit diesem Lesezirkel gehört »Spektrum« für mich in die Top-10 der von mir gelesenen Romane und es ist eines der wenigen Bücher, die ich bereits mehrfach gelesen habe.

Jetzt also »Weltengänger«. Vorher eine kurze Warnung: Ich kann den Roman kaum besprechen, ohne das für mich eigentlich Spannende zu verraten. Deswegen ab jetzt bitte nur weiter lesen, wenn das nicht interessiert.

*** SPOILER ***

Kurzform: Es geht um die Erde und zu ihr parallel existierende Welten, es werden sogenannte »Zöllner« benötigt, welche die Übergänge zwischen den Welten bewachen, diese Zöllner werden aus Menschen wie Du und ich zwangsrekrutiert und zwar ohne dass sie wissen, dass sie zwangsrekrutiert wurden. Als Bonus bekommen sie Superkräfte verpasst. Und einer dieser Zöllner ist der Protagonist Kirill.

Das klingt erst einmal alles spannend, und das ist es phasenweise auch. Aber es ist wiederum auch nichts, was man nicht irgendwo irgendwann schon mal gelesen hätte. Das Buch zerfällt für mich deutlich spürbar in drei Teile:

Die »Kirill wird Zöllner«-Phase. Der Protagonist Kirill wird aus seinem gewohnten Leben gerissen, in dem langsam aber sicher alle um ihn herum vergessen, dass es ihn gibt. Und zwar mit allem Drum und dran vergessen: In seiner Wohnung lebt eine fremde Frau, sein Hund knurrt ihn plötzlich böse an, seine Eltern wissen nicht mehr, dass sie einen Sohn haben, Ausweise zerkrümeln und gerade frisch und neu kennen gelernte Personen wissen 15 Minuten später nichts mehr von ihm. Also so eine Art Alzheimer für's Universum. Das ist vor allem deshalb spannend, weil man als Leser am Anfang keine Ahnung hat, was hier eigentlich los ist. Deswegen übrigens auch meine Spoiler-Warnung.

Dann gibt es die »Kirill lernt Zöllner«-Phase. Der Protagonist lernt sein neues Zuhause kennen, einen alten Wasserturm im Zentrum von Moskau, der innen nach uns nach Türen und Fenster in andere Welten öffnet. Er ist in der Nähe seines Zuhauses nahezu unsterblich. Und außerdem bekommt er Superkräfte wie Karate-Fähigkeiten verpasst. Als Leser staunt man also über die neuen Welten und Kirills neue Fähigkeiten ... die allerdings allesamt gar nicht so neu sind. um nicht zu sagen: Alles schon mal dagewesen.

Und dann gibt es noch die »Kirill lernt das Warum«-Phase, also was das eigentlich alles soll. Die Idee dahinter spoliere ich nicht, ist nett, aber meiner Meinung nach zu oberflächlich behandelt. Nun gut, es gibt ja noch einen Fortsetzungs-Roman zu diesem. Vielleicht wird das ja da etwas deutlicher. Hier ist mir die Idee zu dünne.

*** SPOILER ENDE ***

Insgesamt merkt man deutlich Lukianenkos Vorliebe zum fabulieren, wobei ich auch »schwafeln« sagen könnte. Es ist manchmal ein wenig anstrengend den Diskussionen der Handelnden zu folgen und dabei nahezu beliebige Themen zu durchdringen, die kaum etwas mit der Handlung zu tun haben. Hier wäre weniger mehr gewesen. Auf der anderen Seite ist das ja eben gerade Lukianenkos Schreibstil. Und wenn man das mag, ist man hier sicherlich richtig. Für mich wäre weniger »Bla« aber dafür mehr »Beschreibung« besser gewesen.

Ich mag mich täuschen, aber ich mache sanfte Ermüdungserscheinungen im Schreibstil des Autors aus. Ich habe auch noch einmal kurz in »Spektrum« hinein geblättert und den Roman würde ich sofort wieder lesen wollen. Das kann ich hier nicht behaupten. Muss ich auch noch unbedingt die Fortsetzung lesen? Weiß ich noch nicht! Mit Schrecken denke ich da an »Sternenschatten«, der Fortsetzung zu »Sternenspiel«. Auf der anderen Seite habe ich bestimmt mal wieder Lust einen Lukianenko zu lesen. Aber nicht im Moment und dann auch eher noch einmal »Spektrum«.

Wertung: 6 von 10



Hallo Henrik Fisch!

Du drückst mit deiner Kritik genau das aus was ich bei Lukanienko auch schon gedacht habe.
Ich habe die Nacht- und Tagwachen-Romane gelesen. Schon da haben mich die endlosen Diskussionen der Figuren untereinander abgeschreckt, obwohl die Idee der Romane und auch die Handlung stellenweise durchaus spannend war.
Vielleicht versuche ich es noch mal mit "Spektrum!"

Schöne Grüße
von Sah-Gahn
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Henrik Fisch


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