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Politikerpeinlichkeiten ?

Geschrieben von †  a3kHH , 09 Juli 2011 · 1.153 Aufrufe

Politik
Hier haben wir uns noch über die Plagiate des Herrn Guttenberg amüsiert, Simon und ich haben noch darüber diskutiert, wie häufig und relevant solche Abschreiborgien bei Doktorarbeiten eigentlich sind.
Nachdem mehr und mehr Politiker als Cut&Paste-Größen geoutet werden, als neuestes der Fall Althusmann, wird der ganze Sumpf langsam sichtbar. Aber wen wundert das, schließlich sind die Professoren ja diejenigen, die ihren Schülern eben dieses Plagiieren beibringen : Jura-Lehrbuch.
Ich frage mich folgendes : Wie kann ein derartiges Lehrbuch eigentlich veröffentlicht werden ? Und wie kommt eine Uni dazu, derartiges auch noch zu verteidigen ? Da hackt offenbar eine Krähe der anderen kein Auge aus, wie man ja schon bei der akademischen Diskussion um Guttenberg gesehen hat. Für mich sind diese ganzen Plagiatsgeschichten kein Politiker-Problem. Und ich frage mich, wann der erste Politiker genug Courage hat und solche Vorwürfe mit der Bemerkung "Wurde von einem akademischen Gremium überprüft, wenden Sie Sich bitte dorthin." abbügelt. Dann liegt der Schwarze Peter endlich bei denjenigen, die ihn zu verantworten haben : Der akademischen Selbstherrlichkeit. Stattdessen wird es jetzt anders herum versucht :
ZITAT
Bei anderen Projekten legt Weberlings Mitstreiter bei Wiki-Watch, Wolfgang Stock, andere Maßstäbe an. Gegenüber der Tageszeitung Welt griff er die Projekte GuttenPlag und VroniPlag an, die sich auf die Suche nach Plagiaten in Doktorarbeiten machen, aber gleichzeitig die Identität ihrer Mitglieder verbergen: „Wer ist das, der ohne seine Methoden offenzulegen, solche Urteile fällt?“, fragte Stock in der Zeitung. Ohne die Identität der Mitglieder zu kennen, wisse man schließlich nicht, ob sie die Qualifikation hätten, Plagiate zu beurteilen. Zudem müsste die Methodik der Plagiatsjäger offen gelegt werden. „Nur so könnte auch die Arbeitsweise von VroniPlag mit akademischer Offenheit kritisch überprüft werden", sagte er im Juni.
Super-Idee, dann kann man seine Plagiate endlich so trimmen, daß sie mit den offengelegten Methoden nicht mehr erkannt werden.



Ich finde es ja immer wieder lustig - oder traurig? - zu sehen, wie bei Dir grundsätzlich alle in Sippenhaftung genommen werden. Die Politiker sind in Deinen Augen eh das Letzte, die Professoren sowieso etc. etc. Egal, wer wo wie fehlbar wird, es wird immer gleich auf die ganze Gruppe eingeprügelt.
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Gemessen an der Zahl an Doktortiteln, die jährlich verliehen werden (und generell an wissenschaftlichen Arbeiten, die publiziert werden), sind es statistisch gesehen zweifellos Einzelfälle (was die Sache an sich nicht weniger verwerflich macht - im Gegenteil), die derzeit einfach für viel Aufsehen sorgen. Aber selbst wenn es sich um ein häufiges Phänomen handeln sollte, zeugt es von Denkfaulheit, einfach mal schnell auf die jeweilige Gruppe einzuprügeln, anstatt darüber nachzudenken, wie es zu solchen Erscheinungen kommt. Auch sollte man nicht alles in den gleichen Topf werfen. Es besteht beispielsweise ein grundlegender Unterschied zwischen einer Diss, bei der seitenweise ohne jede Quellenangabe zitiert wird, und einem Lehrbuch, bei dem die Quellen angeben werden, aber nicht alle wörtlichen Zitate ausgewiesen sind. Auch Letzteres ist Schlamperei, aber kein so schweres Plagiat wie im ersten Fall.

Um hier nur einen Aspekt rauszugreifen: Zweifelsohne liegt die Schuld an diesen Plagiaten zumindest zum Teil auch bei den jeweiligen Gutachtern. Hier aber einfach pauschal Günstlingswirtschaft, Filz oder Selbstherrlichkeit zu unterstellen, ist zu simpel. Und wie alle simplen Antworten verschleiert sie die wahren Gründe mehr, anstatt sie zu erhellen. Denn es gibt eine Vielzahl von Gründen geben, wie solche Dinge zustande kommen können. Eine - wenn auch zweifellos nicht die einzige - ganz banale Ursache ist beispielsweise, dass das gründliche Beurteilen einer Diss eine äusserst aufwendige Angelegenheit ist und es vielen Profs schlicht an der Zeit fehlt, dies in gebührendem Masse zu machen (tatsächlich sehe ich es auch nicht als primäre Aufgabe eines Referenten zu prüfen, ob es sich bei einer Arbeit um ein Plagiat handelt. Als Dozent muss man grundsätzlich davon ausgehen, dass die Studenten ehrlich sind. Wenn man von einer generellen Schuldvermutung ausgehen würde, wäre das kaum produktiv).
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ZITAT
Du, das sehe ich nicht so. Mir stellt sich das als systematische und verwerfliche Vorgehensweise dar.


Das kannst Du gerne glauben, ein paar prominente Fälle belegen diesen Glauben aber noch nicht.


ZITAT
Und zwar, wie ich sagte, partei- und fachbereichsübergreifend. Ich glaube allerdings, daß einige Bereiche davon deutlich weniger betroffen sind als andere. Etwa "Deine" Filmwissenschaft und "meine" Naturwissenschaften. Aber solange von diesen nicht-betroffenen Fachbereichen keine Impulse ausgehen, diesen Sumpf trockenzulegen, muß ich davon ausgehen, daß es auch hier solche Vorfälle gibt.


Ja was denn nun? Fachbereichsübergreifend oder nicht? Wenn die Naturwissenschaften und die Geisteswissenschaften (denn die Filmwissenschaft hat garantiert keine Sonderstellung innerhalb der Geisteswissenschaften) nicht davon betroffen sind, kann man kaum von "fachbereichsübergreifend" sprechen. Dann fallen zwei ziemlich grosse Bereiche (die beiden grössten?) nämlich mal weg.

ZITAT
Dann erkläre mir einmal, warum Hamburger Schüler sehr genau begutachtet werden :


Ich sehe nicht, inwiefern ein einzelner Artikel irgendwas belegen soll. Dass der Vergleich hinkt, sollte übrigens auch Dir klar sein. Eine Schularbeit ist nur einige Seiten lang, eine Dissertation dagegen mehrere hundert. Ein weiterer Unterschied wäre, dass Letztere intellektuell in jedem Fall anspruchsvoller und deshalb vom Referenten auch deutlich mehr abverlangt. Ohne den Hamburger Schüler zu nahe treten zu wollen: In einer Hausarbeit wird kaum eine neue wissenschaftliche Erkenntnis drin stehen, ist die Argumentation sicher weniger komplex.

Aber auch hier schön zu sehen, wie Du ausgehend von einem Indiz gleich aufs aufs Ganze schliesst. Wenn im gleichen Artikel stehen würde, wie sehr in Hamburg geschummelt wird, würdest Du zweifellos über die Hamburger Lehrer fluchen (was Du, soweit ich mich erinnere, hier im Blog ja auch schon ausgiebig gemacht hast).
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Habe ich irgendwo gesagt, dass Professoren keine Plagiatssuchprogramme einsetzen bzw. einsetzen sollen? Nein.

Vielleicht liest Du einfach noch einmal, was ich tatsächlich geschrieben habe.

EDIT: Nur kurz noch. Es gibt sicher Unterschiede zwischen Fachbereichen und verschiedenen Softwares. Meine Erfahrung ist aber, dass Plagiatssoftware zumindest in meinem Fachbereich überhaupt nichts bringt, weil die entsprechenden Quellen zum grossen Teil entweder überhaupt nicht digital vorliegen oder nicht per Google et al. erreichbar sind. Meine Tests sind auf jeden Fall sehr unbefriedigend ausgefallen. Plagiate erkennt man da besser durch aufmerksames Lesen (zB. indem man Stilbrüche entdeckt oder Passagen, die einem bekannt vorkommen). Damit sind wir aber wieder beim Ausgangspunkt dieses Nebenastes: Ein Schularbeit, bei der in der Regel wohl tatsächlich ergooglebare Quellen verwendet werden, ist mit einer wissenschaftlichen Arbeit kaum zu vergleichen. Zu meinen, dass eine Software einem diesen aufwendigen Prozess abnehmen könnte, ist naiv.

Aber das ist ohnehin ein Nebenast des Ganzen. Um was es mir eigentlich ging, ist dieses ständige Einprügeln auf irgendwelche Gruppen. Ich find es ein geistiges Armutszeugnis, wenn man gesellschaftliche Missstände stets auf die angeblichen charakterlichen Defizite bestimmter Bevölkerungsgruppen (die Politiker, die grünen Spinner, die Professoren, die Radfahrer, die Ausländer) zurückführt
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ZITAT(a3kHH @ 10.07.2011, 12:06)
Wenn es an einer Ecke gehäuft auftritt, kann man sehr wohl Berufsstände und ihr Umfeld kritisch hinterfragen. Insbesondere, wenn es sich sehr wohl als Charakteristikum eben dieser Gruppe darstellt. Ein geistiges Armutszeugnis ist es eher, eben dies nicht sehen zu wollen und gesellschaftliche Mißstände grundsätzlich unter der Rubrik "Einzelfälle / Ausnahmen" zu subsummieren. Bei "den Politikern" ist eine erhöhte Titelgeilheit auszumachen, die zu Lug und Betrug führte. "Die Professoren" sind nicht in der Lage, ihren Job zu machen und diesen Betrügereien Einhalt zu gebieten. Und dies, obwohl eine automatisierte Prüfung von Dissertationen auf Plagiate beispielsweise an amerikanischen und britischen Universitäten gang und gäbe ist. Von daher betrifft mich Dein Genörgel nicht und wird durch die von mir geposteten Artikel auch ad absurdum geführt.


Nur noch einmal für die Langsamen: Eine automatisierte Prüfung muss eben noch lange nicht zu Ergebnissen führen (und da spreche ich aus ganz konkreter Erfahrung), und Du solltest zumindest mal mit Dir selbst einig werden, ob das Problem nun fachübergreifend die Professoren betrifft oder ob ganz Wissenschaftsbereiche nicht davon betroffen sind, wie Du ja auch geschrieben hast.


Ich finde es wirklich herrlich, wie Du Dir im Brustton der Überzeugung selbst widersprechen kannst und dabei offensichtlich glaubst, eine konsistente Argumentation zu verfolgen.
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ZITAT
Ich sagte "Ich glaube", d.h. ich habe keine irgendwie gearteten Beleg


"Glaube" ist hier wohl das entscheidende Stichwort. Und der unterscheidet sich eben von faktenbasiertem Wissen.
ZITAT
Und ich sagte ebenfalls, daß ich bis dato davon ausgehen muß, daß auch hier Mauscheleien passieren, da sich niemand aus den genannten Fachbereichen energisch den Plagiatsdissertationen annimmt.


Eben: Glauben.
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Niemand bestreitet, dass es Plagiate gibt. Niemand bestreitet, dass man etwas gegen Plagiate unternehmen muss (was an den meisten Unis mit verschiedenen Massnahmen auch getan wird. Software ist da nur eine - und in manchen Fächern zweifellos die am wenigsten effiziente - Massnahme).

Aber bereits die Frage, ob heute - dank Internet - mehr plagiiert wird als früher, oder ob im Gegenteil dank Google & Co. Plagiate eher entdeckt werden, lässt sich kaum eindeutig beantworten, da dazu schlicht verlässliche Daten fehlen. Es liegt in der Natur der Sache, dass über die tatsächliche Zahl der Plagiate nur spekuliert werden kann.

Und da verlässliche Daten fehlen, sind generelle Anschuldigungen gegen bestimmte Berufsgruppen, Fächer oder ähnliches ziemlich sinnlos. Anhand einiger prominenter Plagiatoren lässt sich auf jeden Fall noch keine fundierte Aussage über deren Verbreitung machen.
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ZITAT
Beschäftige Dich einmal mit der Materie, statt hier Beißreflexe auszuleben


Wenn Du mir konkrete Zahlen über die Entwicklung der Häufigkeit von Plagiaten bringst, können wir gerne konkret diskutieren. Solange es nur bei Behauptungen und Mutmassungen bleibt, ist es schwierig.

ZITAT
Das fehlende Unrechtsbewusstsein finde ich schon bemerkenswert. Ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr Universitäten runtergekommen sind.


Eigentlich sagt es mehr über Koch-Mehrin als über die Universität aus.
ZITAT
Aber wenn die Universitäten auch nur eine Verlängerung der Schule zwecks Titelerlangung sind, wundert das wenig. Von daher macht der Umbau von einem wissenschaftlichem Betrieb mit Diplom und Doktor hin zu einem schulischem Aufbaubetrieb mit Bachelor und Master immer mehr Sinn.


Verstehe nicht, was Du hier sagen willst. Zumal das Bologna-System mit BA und MA das Doktorat derzeit (noch) gar nicht betrifft.
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