

Gerd Frey: „Transition – Evolution 2.0“

„ALIEN CONTACT“-Autor Gerd Frey hat sich an einen Roman gewagt. Das ist sicher eine neue Qualität für ihn, da er sich zuvor auf die Erzählung konzentrierte. Parallel zu seinen literarischen Texten in Sachen SF, Fantasy, Horror, widmete er sich auch intensiv schriftlich dem Medium Computer-Spiel, da vornehmlich im Genre SF. – Ich darf das hier mit ALIEN CONTACT mal so stehen lassen, denn in dem Roman geht es genau darum (auch).
Nun also ein SF-Roman. Der Roman ist erfrischend kurz; das betone ich gerne, weil es heutzutage eher einer Unsitte gleich kommt, Romane auszuwalzen. Mehr steht dann in den dicken Wälzern auch nicht drin, mal so nebenbei (ok, ist sicher so pauschal nicht richtig…). An ein paar Ecken erschien er mir dann aber sogar etwas zu kurz.
Sein Roman erinnerte mich an die SF des Golden Age, mitunter auch osteuropäische Raumfahrt-SF, aus der SU oder DDR etwa. Inhaltlich, aber auch im Aufbau der Erzählung, schimmern zudem einige Inspirationen durch, wage ich hier mal zu behaupten. Zum einen merkt man eben, dass Gerd gern und viel und intensiv SF-Spiele am PC spielt. Aber auch Filme-Settings schwebten mir beim Lesen vor, ganz stark sicher „Event Horizon“, „Alien“, oder auch die Erkundungen in dem verloren geglaubten Raumschiff in dem Film „Sunshine“.
Beschreibungen der Gerätschaften, Räume, des Raumschiffes, Situationsschilderungen etc. bedienen sich eines klaren und fast greifbaren Stils. (So, wie ein Gamer sich halt im Setting orientieren und untersuchen muss, da ja alles für das Spiel wichtig sein kann.) Das ist insofern sehr angenehm, dass man schnell bei der Sache ist, sich alles gut vorstellen kann. Allerdings hatte ich auch mitunter den Wunsch nach mehr; der Autor bleibt ziemlich bei dem was ihm wichtig ist, bzw. seiner Figur.
Sein Held ist ein Besatzungsmitglied eines Kolonisations-Raumschiffes. Er erwacht unplanmäßig und sieht sich einer katastrophalen Situation ausgesetzt. Er findet eine Leiche, die übrigen Besatzungsmitglieder scheinen verschwunden. Es gibt Aliens, einen fremden Planeten und dessen Mond, alles ist ziemlich unheimlich und natürlich rätselhaft. – Na, sag ich doch: Klassische Ausgangssituation.
Es gibt einen „alien contact“, der aber im Wesentlichen zu einem – wie im Buchtitel angedeutet – evolutionären Schritt für die Menschen führt. Dass so ein „großer Schritt für die Menschheit“ nicht ohne persönliche und emotionale Konflikte stattfindet, ist sicher klar. Mitunter erschienen mir diese persönlichen Verwicklungen und Amourösitäten etwas aufgesetzt. Richtig interessant und wichtig für die Figur(en) waren sie eigentlich nicht.
Das Buch ist spannend und nimmt den Leser schnell gefangen und wagt etwas, was in der modernen SF sich inzwischen recht rar gemacht hat: einen utopischen Entwurf. Nun, auch hier könnte der Text ruhig etwas ausführlicher ausgefallen sein, denn was da kommt, wird am Ende nur angedeutet (oder ist das Buch ein 1. Teil?).
8 / 10 Punkte (Leseliste 2014 | #14)