Susanne Pavlovic: Feuerjäger I - Die Rückkehr der Kriegerin
"Feuerjäger" von Susanne Pavlovic, dessen erster Teil den bezeichnenden Titel "Die Rückkehr der Kriegerin " trägt, ist ein Fantasy-Epos der besonderen Art. Vor allem seine Heldin Krona Karagin gibt diesem Buch seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Tonfall, den man noch lange im Ohr hat, selbst wenn man es schon längst bis zum Ende durchgelesen und sich den zweiten Teil bestellt hat.
Krona ist eine alternde Söldnerin, zynisch, raubeinig, verbittert, mit rauer Schale und einem Kern, der ziemlich tief verletzt wurde, aber doch noch viel Gutes in sich bewahrt hat, auch wenn sie dies selten zugibt. Eine Frau, die sich für ihre sexuelle Grundversorgung gern mal einen jüngen Burschen in einer Kneipe aufreißt, aber aus Prinzip niemals bis zum Frühstück bleibt. Eine Söldnerin, die es bis zum Rang eines Hauptmanns gebracht hat, die ihr Schwert jedem leiht, der es bezahlen kann, und die eines Tages schockiert feststellen muss, dass sie bereits Großmutter geworden ist.
Als sie den Auftrag der vermeintlichen Tochter eines verstorbenen Kriegskameraden annimmt und ein Team von Abenteuerer zusammenstellt, um der jungen Frau ihr Erbe zu verschaffen, ahnt sie noch nicht, dass sie in Wirklichkeit einem gefährlichen Feuerdämon dazu verhilft ein mächtiges magisches Artefakt in seinen Besitz zu bringen. Eine fatale Arglosigkeit - und Krona und ihre Genossen werden mehr als einen Band dieser Saga benötigen, das Feuerwesen zu stellen und die drohende Zerstörung ihrer Welt zu verhindern.
Klassische Heldenreise - unverwechselbare Charaktere
Die Beschreibung der Geschichte klingt wie ein bekannter, nicht sonderlich origineller Durchschnittsplott: Weltenrettung, magische Artefakte und eine Gruppe von sonderbaren Gestalten auf Heldenreise, darunter ein Werwolf, ein Zauberer, mehrere Zwerge ... Was dieses Buch zu etwas Besonderem macht, sind zweifellos seine Charaktere und sein Tonfall. Die sarkastischen Reden Kronas, ihr bitteres, unsentimentales Timbre und ihre Vergangenheit, die ab und zu an die Oberfläche gespült aber immer wieder möglichst schnell vom Tisch gewischt wird. Ein Fräulen Smilla mit Schwert und militärischer Ausbildung beißt die Zähne zusammen und macht sich auf die Suche nach einem eigentlich unbesiegbaren Feuerdämon. Dass es dabei eigentlich nichts zu gewinnen gibt, sondern nur ein Leben zu verlieren, widerspricht zwar möglicherweise ihrem Selbstbild als knallhart kalkulierende Söldnerin, aber hat einiges mit ihrem soldatischen Ethos zu tun, womöglich auch mit der Verärgerung, derart getäuscht worden zu sein. Oder sollte diese grantige alte Frau vielleicht doch so etwas wie Verantwortungsgefühl für die Menschheit empfinden?
Kriegerprinzessin und Zwerg als Liebespaar
Abgesehen von der Hauptheldin hat "Die Rückkehr der Kriegerin" zahlreiche hochinteressante Nebencharaktere und Erzählstränge zu bieten, die erst gegen Ende zusammenfließen. Darunter ist die Geschichte einer Kriegerprinzessin, die sich ausgerechnet in einen Zwerg verliebt und ansonsten in Ausbildung und Lebenshaltung gut eine jüngere Ausgabe Kronas sein könnte, die spannendste. Außerdem lernt man diverse kleinwüchsige Zauberer, Priester, Künstler und Geschäftsleute kennen, von denen jeder seine liebenswürdigen Eigenarten und eine sehr eigene Persönlichkeit besitzt und mancher seine Freunde geradezu in die Verzweiflung treiben kann.
Fazit: Klassische High Fantasy mit einer einzigartigen, verbitterten, widerborstigen Heldin, die man einfach ins Herz schließen muss. Gnatzig, patzig, rotzig, herrlich. Ein schöner Auftakt mit hohem Suchtfaktor.
Susanne Pavlovic: Feuerjäger I - Die Rückkehr der Kriegerin. Traunstein: Amrûn Verlag, 2015. 648 S., Euro 14,90.
© Petra Hartmann