Thorgal 36: Aniel
Tja, das ist sie also, die große Familienzusammenführung im Hause Thorgal. "Aniel" heißt der 36. Band der Serie Thorgal, und er erzählt davon, wie der Held seinen Sohn Aniel nun endlich aus dem Orient zurück ins Land der Wikinger holt.
Zuvor ist allerdings noch eine Seereise zu überstehen. Thorgal und seine Begleiter überqueren das Meer in einem abenteuerlichen Segelschiff mit Ballonsegeln aus dem Land Qâ. Der gerettete Aniel ist bei ihnen, aber schwer angeschlagen. Wenn sich kein Heiler für ihn auftreiben lässt, wird er voraussichtlich die Heimreise nicht überstehen. Zum Glück geraten die Seefahrer ins Reich der Myrmen und treffen alte Bekannte Thorgals (aus dem Abenteuer "Der blaue Tod"). Und nach einigen Kämpfen zwischen den Myrmen und einem feindlichen Amazonenstamm findet sich auch ein Heiler, der Aniel heilen kann: Armenos stellt fest, dass Aniel von zwei "Parasiten" befallen ist - ein sehr schöner wissenschaftlicher Ausdruck für "Dämonen". Doch schon der Trank gegen den ersten von beiden lässt den Jungen zwar den Parasiten ausspucken, lässt aber auch gleichzeitig seinen Körper auf Jungengröße zusammenschrumpfen. Ob Aniel tatsächlich das zweite Heimittel gegen den zweiten Dämon einnehmen soll, darüber sind Vater und Sohn geteilter Ansicht.
Das Album ist in mehrfacher Hinsicht enttäuschend. Der neue, etwas verwaschene Zeichenstil wirkt in der Dschungelatmosphäre noch unbefriedigender als im Wüsten-Setting der Vorgängerbände. Man vermisst die scharfen, klaren Linien.
Inhaltlich wirkt die Geschichte unentschlossen und unmotiviert. Es scheint nur darum zu gehen, noch ein paar weitere "alte Bekannte" wieder auftauchen zu lassen und die Helden endlich wieder nach Hause zu bringen. Das kommt alles sehr lustlos herüber, ganz so, als sei jetzt einfach die Luft raus aus der Story.
Der Myrmenkampf wird entschieden, als eine Art Deus ex Machina auftaucht und die Helden in letzter Sekunde aus auswegloser Situation rettet. Und dann geht alles einfach klapp, klapp, klapp. Nach all den Mühen sind die Leute dann doch relativ plötzlich wieder zu Hause. Kein Problem, aus dem Myrmen-Urwald sofort ins Nordland rüberzuzappen. Abschied von den Dschungelkriegern und Ankunft im Heimatdorf Thorgals erfolgen unmittelbar hintereinander. Und auch die Wiederzusammenführung mit den Titelheldinnen der beiden parallel laufenden Spin-off-Serien, Lupine und Kriss de Valnor, verläuft eher beiläufig und ist lieblos zusamengeklatscht. Thorgal ist wieder da. Und schon begrüßt ihn Lupine im Hafen. Kurz danach kommt auch schon Kriss zur Tür herein. Und schließlich kommen auch noch Jolan und Lehla zum Kaffeeklatsch vorbei. Das war - alles? Dafür die groß angelegte Suche und Odyssee mit zwei Nebenserien? Das war schwach.
Fazit: Lieblos, lustlos, enttäuschend. Schade ums Papier.
Thorgal 36: Aniel. Text: Yann, Zeichnungen: Grzegorz Rosinski. Bielefeld: Splitter Verlag, 2019. 48 S., Euro 15.
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© Petra Hartmann