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Bernie Gunther

Geschrieben von T. Lagemann , 16 September 2011 · 391 Aufrufe

Es gibt einige Krimi-/Thrillerautoren, die ihre Held/innen über lange Jahre und Jahrzehnte begleiten. Manche machen das zeitlos - wie Richard Stark mit seinem Parker -, manche lassen sie altern und sich (mal mehr, mal weniger) entwickeln - wie Patricia Cornwell mit ihrer Kay Scarpetta oder Gerry Disher mit Wyatt -, andere wiederum setzen sie der Weltgeschichte aus wie z.B. Philip Kerr seinen Bernie Gunther. Was hat das mit Science Fiction bzw. meinem Vorhaben zu tun (k)einen SF-Roman zu schreiben?

Nun, all diesen Romanfiguren ist neben ihrem Seriencharakter noch etwas gemeinsam: Sie machten etwas neues. Mit Starks Berufsverbrecher Parker betrat Anfang der 60er Jahre ein neuer Typ Held die Bühne der Kriminalliteratur - und tummelte sich dort bis zum Tod des Autors 2008. Auch Dishers Wyatt ist Berufsverbrecher, aber er ist dann doch anders als Parker - ihn treibt weniger Rache als Kalkül. Und er wird sich im Laufe der Serie bewusst, dass er altert, dass er nicht mehr mithalten kann mit der nachwachsenden Generation von Verbrechern. Durch und durch amoralisch sind jedoch beide, Parker und Wyatt - aber es funktioniert, die Antihelden werden gemocht, man will trotz ihrer offensichtlichen Gewissenlosigkeit wissen, wie es ihnen ergeht. Am anderen Ende der Werteskala rangiert Cornwells Kay Scarpetta. Der Gerichtsmedizinerin geht es um Gerechtigkeit, geht es um Schuld und darum, die Täter zu überführen. Okay, das tun viele andere Krimiheld/innen auch, aber Cornwell fuhr dafür zum ersten Mal im großen Stil die Gerichtsmedizin auf. Und was ist das neue an Bernie Gunther, den Kerr aus dem Berlin der 30er Jahren über Südamerika und Kuba bis (aktuell) 1954 begleitet? Bernie ist ein Zyniker wie Marlowe, die Frauen sind eiskalt wie bei Hammett und die Gangster sind - na was wohl - brutal. Also alles bloß ein Neuaufguss von Crime Noir? Nun, nicht ganz, denn bei Kerr spielt auch die Politik eine große Rolle. Gunther muss sich nicht nur mit Verbrechern auseinandersetzen, sondern auch mit Nazis (und später Ex-Nazis) - damit ist er zugleich Polizist/Privatdetektiv als auch Beobachter einer/seiner Zeit. Und das macht die Lektüre der Romane ungemein spannend.

Und wieder die Frage: Was hat das mit meinem Vorhaben zu tun?

Um das NEUE geht es. Natürlich könnte ich versuchen einen SF-Roman zu schreiben, wie es schon viele gegeben hat a la ... Raumschiff landet auf Stern. Es gibt Außerirdische und Missverständnisse. Es kracht. Eine Lösung muss gefunden werden. Wird gefunden. Happy End. Liest sich bestimmt prima, wenn es gut geschrieben ist. Aber reicht das? Reicht mir das? Wenn ich mir schon Zeit nehme, einen Roman zu schreiben, dann soll er doch auch etwas haben, das andere Romane nicht haben. Das erhöht die Verkaufsschancen. Wie obige Beispiele zudem zeigen, lassen sich Leser/innen auch auf Jahrzehnte an eine Figur binden. Dass das auch mit handwerklich eher mäßigen Büchern geht, hat Joanne K. Rowling mit ihrem Zauberbuben Harry bewiesen. Mit Oberon habe ich ein Projekt, das meinen Anforderungen (bislang) genügt. Es ist weniger die Geschichte, als die Art und Weise wie (s)ich dabei Genres mische(n). Oder ist es doch die Geschichte? Dazu demnächst mehr ...

Jetzt geht es - neben etwas Taschengeldschreiberei - die nächsten Wochen tiefer in den Plot ... Im kommenden Jahr wird das Ergebnis in einer Plotarbeitsgruppe eines Autorenforums einem intensiven Belastungstest ausgesetzt. Und dann ...? Schau'n wir mal.

Ach ja ... Nein, eine Serie möchte ich aus Oberon nicht machen, obwohl ich mir dafür ein Hintertürchen offenhalten werde.



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