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Jack McDevitt - Spuren im Nichts


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#1 Holger

Holger

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Geschrieben 14 November 2001 - 21:47

McDevitt, JackSpuren im Nichts (Infinity Beach)Verlag: Bastei Lübbe2000 Erstveröffentl./2001 dt. Ausgabe759 SeitenISBN 3-404-24219-2EUR 9,45

Gegen Ende des Jahrtausends: Kim Brandywine arbeitet auf der Siedlerwelt Greenway für das Seabright Institute. Die Aufgabe der Astrophysikerin: Geld auftreiben, um Forschungsprojekte zu finanzieren, die darauf abzielen, außerirdisches Leben zu finden.

Ihr Klon Emily verschwand vor 27 Jahren nach einer Expedition auf ungeklärte Weise. Ebenso zwei andere der Teilnehmer; ein kleines Feriendomizil in den Bergen wurde von einer Explosion verwüstet, die sich eigentlich nur durch einen Unfall mit Antimaterie erklären lässt.

Ein ehemaliger Professor Kims gibt ihr vage Hinweise darauf, dass es sich um eine Verschwörung handeln könnte, und das die Expedition möglicherweise Kontakt zu einer anderen Spezies hatte. Darauf hin stürtzt sich Kim hartnäckig in Nachforschungen, die sie zusammen mit ihrem Gefährten Solly auch zu dem Stern Alnitak im Orion-Gürtel führen.

Auch in diesem McDevitt-Roman tauchen wieder die typischen Motive des SF-Erzählers auf, darunter der Erstkontakt, ein Thema, dass leider längst an Popularität in der modernen SF-Literatur eingebüßt hat.

McDevitt macht keinen Hehl daraus, wie sehr in Ruinen, Archäologie und Historie faszinieren, so bekommen wir einen umfangreichen Abriss über die Kolonialgeschichte der Welt Greenway. Immer wieder tauchen Metaphern von Küsten, Gestaden und Ozeanen auf. [Titel "Infinity Beach", ein weiter Titel "Acient Shores"] McDevitt scheint eine ausgeprägte Affinität zur Symbolik dieser Begriffe zu pflegen.

Der Plot ist ein wenig eigenwillig: nur langsam kommt die Handlung in Fahrt, doch zur Mitte hin zeichnet sich ein Höhepunkt ab, der jeden SF-Leser faszinieren sollte - leider hat es das Finale schwer, diesen Höhepunkt zu toppen. Trotzdem hinterlässt das Buch einen nachhaltigen Eindruck höchster Spannung und Lesevergnügens. Die Charaktere stimmen, die Handlung bedient ebenso technik- wie kulturbegeisterte SF-Leser, und wie ein Sahnehäbuchen schmückt eine wunderschöne und doch tragische Romanze die Handlung.

Die Bevölkerung Greenways scheint lethargisch in einem großen Vergnügungspark mit elektronischer Animation zu leben - vielerorts fehlt das Interesse an wissenschaftlichem Fortschritt. Diese Bild einer am Status Quo klebenden Gesellschaft gelingt McDevitt ausgezeichnet. Dennoch verwunderlich, dass abgesehen vom Reisen im Hyperraum, die Technik auf einem Stand ist, den man für das Jahr 2200 prognostizieren würde, nicht aber für das ausgehende Jahrtausend.

Außerdem ist der Autor ein wenig zu pessimistisch, was die Quantität von Leben im Universum betrifft. So haben die Menschen in einem halben Jahrtausend Raumfahrt nicht einen einzigen Einzeller ausserhalb der irdischen Atmosphäre auftreiben können. Zivilisationen sind das Eine, aber wenigstens ein paar Prokaryonten oder einfache Eukaryonten wie Algen könnte McDevitt unserer Galaxis schon zubilligen.

Diese Fußnoten sind jedoch vergleichsweise unwichtiges Beiwerk und sollen nicht von der Tatsache ablenken, dass ich lange auf einen solchen Roman gewartet habe. "Spuren im Nichts" ist pures SF-Vergnügen und kann es zeitweise gar mit McDevitts Opus Magnum "Gottes Maschinen" aufnehmen. Eine gelungene Entschädigung für den "Küsten der Vergangenheit"-Ausrutscher.



#2 Dave

Dave

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Geschrieben 07 April 2002 - 21:59

Ich mag McDevitt sehr gerne. Natürlich ist "Gottes Maschinen" der Überflieger, obwohl  auch dort das Phänomen auftritt, das wohl in allen seinen Büchern zu beobachten ist: Er bekommt einfach keinen Schluß hin! "Küsten der Vergangenheit" schürte in angenehmer Weise die Neugierde, enttäuschte mich dann aber wirklich maßlos. Bei dem Lestipp stieß mir das Miniraumschiff immer irgendwie unangenehm auf. Natürlich ist es legetim, nicht immer unseren Maßstab als universell vorauszusetzen, aber die Beschreibung kam mir immer etwas seltsam vor. Dennoch presche ich bei einem Buch von McDevitt immer schnell zur Kasse vor!

#3 Holger

Holger

    Temponaut

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Geschrieben 08 April 2002 - 08:48

"Küsten der Vergangenheit" war für mich eine riesige Enttäuschung. Die letzten hundert Seiten habe ich dann quasi im Schnelldurchgang lesen müssen. Danach dachte ich, Jack McDevitt wäre für mich gestorben. Hast Du MONDSPLITTER gelesen? Wenn ja, wie fandest Du das Buch?Zu dem Miniraumschiff: ich freue mich eigentlich immer, wenn die Darstellung außerirdischen Lebens von unserer Vorstellung abweicht. So stören mich in den meisten Scifi-Serien die humanoiden Ebenbilder der Menschen ungemein, die einfach nur dicke Augenwülste und einen Faltenkamm auf dem Schädel haben. :jumpgrin:
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
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#4 Dave

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Geschrieben 08 April 2002 - 20:25

Hallo Holger,leider muß ich eingestehen, dass ich bei "Mondsplitter" schlapp gemacht habe, ganz im Gegensatz zu seinen anderen Romanen.Wenn ich mich recht entsinne, habe ich vor lauter Szenenwechsel den Überblick verloren. Auf 700 Seiten ändern sich unentwegt Orte und Begebenheiten. Ich habe einfach den Faden verloren. Ich denke, man muß es wirklich ohne große Unterbrechungen lesen, sonst ist man verloren. Für mein Begriffe schürt außerdem die Handlung nicht gerade die Neugierde und man fragt sich: Hm, was kann schon großartig passieren außer einer herzerfrischenden Katastrophe?Eines steht aber fest, es ist ganz bestimmt nicht verloren für mich und ich freue mich schon, es wieder einmal aus dem Regal zu ziehen!

#5 Holger

Holger

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Geschrieben 11 April 2002 - 15:56

Ich kann mich einfach nicht durchringen, den Titel zu kaufen. Vielleicht mal gebraucht auf einer Börse, oder so.Ich finde, schon der Klappentext vermittelt eine Vorahnung von dem, was Dir wiederfahren ist. "Armageddon" + "Deep Impact" + McDevitt ...  :conf:
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