Gegen Ende des Jahrtausends: Kim Brandywine arbeitet auf der Siedlerwelt Greenway für das Seabright Institute. Die Aufgabe der Astrophysikerin: Geld auftreiben, um Forschungsprojekte zu finanzieren, die darauf abzielen, außerirdisches Leben zu finden.
Ihr Klon Emily verschwand vor 27 Jahren nach einer Expedition auf ungeklärte Weise. Ebenso zwei andere der Teilnehmer; ein kleines Feriendomizil in den Bergen wurde von einer Explosion verwüstet, die sich eigentlich nur durch einen Unfall mit Antimaterie erklären lässt.
Ein ehemaliger Professor Kims gibt ihr vage Hinweise darauf, dass es sich um eine Verschwörung handeln könnte, und das die Expedition möglicherweise Kontakt zu einer anderen Spezies hatte. Darauf hin stürtzt sich Kim hartnäckig in Nachforschungen, die sie zusammen mit ihrem Gefährten Solly auch zu dem Stern Alnitak im Orion-Gürtel führen.
Auch in diesem McDevitt-Roman tauchen wieder die typischen Motive des SF-Erzählers auf, darunter der Erstkontakt, ein Thema, dass leider längst an Popularität in der modernen SF-Literatur eingebüßt hat.
McDevitt macht keinen Hehl daraus, wie sehr in Ruinen, Archäologie und Historie faszinieren, so bekommen wir einen umfangreichen Abriss über die Kolonialgeschichte der Welt Greenway. Immer wieder tauchen Metaphern von Küsten, Gestaden und Ozeanen auf. [Titel "Infinity Beach", ein weiter Titel "Acient Shores"] McDevitt scheint eine ausgeprägte Affinität zur Symbolik dieser Begriffe zu pflegen.
Der Plot ist ein wenig eigenwillig: nur langsam kommt die Handlung in Fahrt, doch zur Mitte hin zeichnet sich ein Höhepunkt ab, der jeden SF-Leser faszinieren sollte - leider hat es das Finale schwer, diesen Höhepunkt zu toppen. Trotzdem hinterlässt das Buch einen nachhaltigen Eindruck höchster Spannung und Lesevergnügens. Die Charaktere stimmen, die Handlung bedient ebenso technik- wie kulturbegeisterte SF-Leser, und wie ein Sahnehäbuchen schmückt eine wunderschöne und doch tragische Romanze die Handlung.
Die Bevölkerung Greenways scheint lethargisch in einem großen Vergnügungspark mit elektronischer Animation zu leben - vielerorts fehlt das Interesse an wissenschaftlichem Fortschritt. Diese Bild einer am Status Quo klebenden Gesellschaft gelingt McDevitt ausgezeichnet. Dennoch verwunderlich, dass abgesehen vom Reisen im Hyperraum, die Technik auf einem Stand ist, den man für das Jahr 2200 prognostizieren würde, nicht aber für das ausgehende Jahrtausend.
Außerdem ist der Autor ein wenig zu pessimistisch, was die Quantität von Leben im Universum betrifft. So haben die Menschen in einem halben Jahrtausend Raumfahrt nicht einen einzigen Einzeller ausserhalb der irdischen Atmosphäre auftreiben können. Zivilisationen sind das Eine, aber wenigstens ein paar Prokaryonten oder einfache Eukaryonten wie Algen könnte McDevitt unserer Galaxis schon zubilligen.
Diese Fußnoten sind jedoch vergleichsweise unwichtiges Beiwerk und sollen nicht von der Tatsache ablenken, dass ich lange auf einen solchen Roman gewartet habe. "Spuren im Nichts" ist pures SF-Vergnügen und kann es zeitweise gar mit McDevitts Opus Magnum "Gottes Maschinen" aufnehmen. Eine gelungene Entschädigung für den "Küsten der Vergangenheit"-Ausrutscher.