37 Antworten in diesem Thema

[Ming der Grausame]

Die 200.000 $, die Virgin Galactic für einen suborbitalen Hüpfer kassiert, sind zwar ein deutlicher Sprung nach vorne im Vergleich zu den 10 Mio. $, die die Russen für den ISS-Aufenthalt kassieren, aber immer noch sehr viel Geld.

Die Russen bieten inzwischen sogar eine Mondumkreisung an – für noch mehr Geld.

Hier der zugehörige Link.

[Torwan]

Ich frage mich, wie die Russen das machen wollen, wenn sie... ...a.) das noch niemals vorher mit professionellen Astronauten geschafft haben ...b.) seit einer ganzen Weile kein einziges Raumfahrzeug mehr aus dem niedrigen Erdorbit herausgebracht haben (und Phobos-Grunt erzeugt nicht gerade Zuversicht)

[Ming der Grausame]

Die Sojus-A von 1964 aus dem OKB-1 Sergei Koroljows war für die Mondumkreisung vorgesehen. Das Ganze sollte wegen der beschränkten Nutzlastkapazität mit einer Trägerrakete Proton (UR-500K) hochgeschossen werden, aber wegen enormer technischer Mängel an der Proton geriet es in Zeitverzug und die Yankees haben mit Apollo 8 im Dezember 1968 den Mond umrundet – danach wurde das Projekt aufgegeben. Jetzt soll es wohl für 100 Millionen Dollar pro Flug wieder reaktiviert werden. Die diversen Probleme der Russen in letzter Zeit scheinen übrigens reine Softwareprobleme zu sein.

[nodus]

Also ich halte nach reiflicher Überlegung doch nichts davon. Zunächst dachte ich noch cool, wie futuristisch. Dabei hatte ich aber nicht berücksichtigt wie gefährlich so etwas wäre und wie enorm die Umweltverschmutzung ausfallen würde. Bei den vielen Unfällen im Weltraum würden immer wieder Touristen umkommen und die CO2 Belastung mit einem Ausflug zu rechtfertigen halte ich für zynisch. Aber wenn auf Erden der Kommerz siegt so auch im Himmel, das ist nur logisch. Nach uns die Sintflut.

Bearbeitet von nodus, 27 November 2011 - 15:47.

[Torwan]

Die Sojus-A von 1964 aus dem OKB-1 Sergei Koroljows war für die Mondumkreisung vorgesehen. Das Ganze sollte wegen der beschränkten Nutzlastkapazität mit einer Trägerrakete Proton (UR-500K) hochgeschossen werden, aber wegen enormer technischer Mängel an der Proton geriet es in Zeitverzug und die Yankees haben mit Apollo 8 im Dezember 1968 den Mond umrundet – danach wurde das Projekt aufgegeben. Jetzt soll es wohl für 100 Millionen Dollar pro Flug wieder reaktiviert werden. Die diversen Probleme der Russen in letzter Zeit scheinen übrigens reine Softwareprobleme zu sein.

So einfach ist das auch wieder nicht. Wenn die Amerikaner Apollo und die Saturn-V wiederbeleben wollten, wäre das ein gigantisches Multi-Milliarden-Dollar-Projekt, weil es nahezu nichts mehr aus der Zeit gibt. Es müssten alle Fertigungsstrassen von allen Bauteilen wiederaufgebaut werden, Leute müssten darauf trainiert werden und man wäre sicherlich gezwungen viele Komponenten zu modernisieren. Effektiv hätte man also auch nichts anderes als das SLS-/Orion-Projekt, was wir jetzt in den USA sehen.

Die Russen müssten das genauso machen. Ich bezweifle, dass die einfach in die Mottenkammer gehen und die Sojus-A ausgraben, um sie morgen auf einer Proton-Rakete draufzuhaben. Die Namen Sojus und Proton mögen heute noch gebräuchlich sein, aber diese Komponenten wurden ja substanziell modernisiert in den letzten fast 50 Jahren. So einfach ist das nicht. Zudem: Wer würde ernsthaft als Tourist in so etwas einsteigen, wenn nicht mal professionelle Astronauten wenigstens einen einzigen Flug gemacht haben?

Zudem käme noch das technische Problem, dass die Soyuz alleine über 7 Tonnen wiegt, während die Proton gerade mal 5-6 Tonnen in GEO hochschießen kann. TLI-Werte habe ich nirgends gefunden, aber wenn man die Proton mit der Apollo vergleicht, hat sie doch eine wesentlich geringere Kapazität und ich bezweifle, dass man so ohne Weiteres eine derartige Mission mit einer Standard-Proton fliegen könnte. Es ist sicherlich machbar, aber nicht so einfach und so billig. Eine milliardenschwere Anschubfinanzierung wäre sicherlich nötig.

[Ming der Grausame]

Die Russen müssen hierzu aber nichts wiederbeleben. Das Ganze wäre mit bestehender Technik ohne weiteres machbar - selbst die Chinesen würden eine Mondumkreisung zurzeit hinkriegen... Die Russen müssten lediglich die Orbitalsektion der Sojus weglassen und sie könnten bereits morgen eine Mondumkreisungsmission starten. Das Raumschiff muss ja nur einen Vorbeiflug ausführen und dann zur Erde zurückkehren. Die Sojus-A war nämlich schlicht ein Sojus-Raumschiff ohne Orbitalsektion und erhielt hierfür die hochtrabend offizielle Bezeichnung 7K-L1.

[Torwan]

Mit bestehender Technologie könnte man so einiges machen, aber Raumfahrzeuge sind so hochkomplex, dass eben nichts unter "leicht" fällt. Ich glaube, du stellst dir das ein wenig zu trivial vor. Die Soyuz-A ist ein Entwurf (!) aus den frühen 60er Jahren, wurde nie gebaut und nie getestet. Die Russen haben niemals eine solche Mission geflogen - nur die unbemannten Zond-Sonden haben Mondumkreisungen durchgeführt. Natürlich ist es so, dass diese Technik aus Sicht der Menschheit nicht mehr revolutionär wäre, immerhin hat Apollo 8 das 1968 hinbekommen. Aber: Im Moment gibt es kein bemanntes Raumschiff, was den niedrigen Erdorbit verlassen kann. Ein solches müsste erst gebaut und ordentlich getestet werden. Es müsste viele Testflüge durchführen und extrem robust und fehlertolerant sein. Denn auch wenn die Menschheit solche Flüge schon gemacht hat, muss man doch sich ein paar Dinge klarmachen: - Es gab genau 9 Flüge um den Mond herum (Apollo 8, Apollo 10 - 17) - Alle fanden zwischen 1968 und 1972 statt - Alle diese Raumfahrzeuge von damals sind außer Dienst gestellt, nicht mehr einsatzfähig und können nicht mehr produziert werden; alle Beteiligten aus der Ära sind entweder im Rentenalter oder kurz davor - Einer dieser neun Flüge endete mit einer Beinahe-Katastrophe (Apollo 13) - Nur eine Nation hat diese Flüge jemals durchgeführt, hat derzeit Budgetprobleme und überhaupt kein Raumschiff zur Verfügung (USA) - Wären solche Flüge trivial, wären sie bereits von den Russen durchgeführt worden; tatsächlich sind sie jedoch sehr teuer, kompliziert und gefährlich, da man im Falle von Problemen nichts tun kann außer hoffen, dass die Reservesysteme und die Astronauten an Bord das Problem irgendwie regeln; ansonsten kann man diverse Katastrophenszenarien haben, die es so im niedrigen Erdorbit nicht gibt, wie z.B.: -- Verlust des Raumschiffs samt Besatzung aufgrund von Problemen beim Eintritt in den Mondorbit (Crash auf dem Mond oder Flug ins Nirgendwo) -- Verlust des Raumschiffs samt Besatzung aufgrund von technischen Problemen beim Austritt aus dem Mondorbit (Crash auf dem Mond, Flug ins Nirgendwo, Crash auf der Erde, ewiger Orbit um den Mond) -- Verlust des Raumschiffs samt Besatzung aufgrund von Problemen während des mehrtägigen Transits (siehe alles, was mit der Apollo-13-Crew hätte passieren können) Und das alles für läppische 100 Millionen Flocken? Glaube ich erst, wenn ich's sehe.

Bearbeitet von Torwan, 29 November 2011 - 13:45.

[Ming der Grausame]

Ich vermute mal, dass die Russen das auch nur dann tun werden, wenn die Nachfrage entsprechend groß ist.