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Die Foundation Trilogie von Isaac Asimov


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28 Antworten in diesem Thema

#1 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 01 Juni 2010 - 17:23

Ich war ein wenig überrascht, dass ich ausgerechnet hier, keine Rezi zu diesem Buch von Asimov gefunden habe.
Falls doch eine existiert, und meine hier falsch gepostet wurde, bitte ich die Mods meinen Post zu verschieben.

Ich bespreche hier die Ausgabe des Bastei Verlags von 1983. ISBN 3-404-28108-X
Eine neue Ausgabe ist beim Heyne Verlag unter der ISBN 978-3453164178 erschienen.

Inhalt:
Der Foundation-Zyklus ist Teil des Werkes des Science-Fiction-Schriftstellers Isaac Asimov. Der wahrscheinlich bekannteste Teil daraus, die ursprüngliche Foundation-Trilogie, beschreibt den Sturz eines galaktischen Imperiums und den folgenden Neuaufbau der interstellaren Zivilisation mit Hilfe einer von dem Mathematiker Hari Seldon entwickelten fiktiven Wissenschaft, der Psychohistorik. Für den Aufbau der neuen Zivilisation wird das Tarnprojekt Foundation gegründet, dessen angeblicher Zweck die Sammlung allen Wissens in einer Encyclopaedia Galactica ist.
Später ergänzte Asimov weitere Werke, die die Trilogie mit seinen früheren Roboter- und Imperiumsromanen verbinden, um so den gesamten Foundation-Zyklus zu bilden. Nach seinem Tod wurde eine zweite Foundation-Trilogie von Gregory Benford, Greg Bear und David Brin geschrieben, die Asimovs Chronologie des Foundation-Universums ergänzt.
(Quelle: wikipedia.de)

Über den Autor:
Isaac Asimov wurde 1920 in Petrowitschi geboren und starb am 6. April 1992 in New York. Er war ein russisch-amerikanischer Biochemiker, Sachbuchautor und einer der bekanntesten und produktivsten Science-Fiction-Schriftsteller.
Im erzählerischen Teil seines Gesamtwerks lassen sich als drei Schwerpunkte
seine Robotergeschichten auf der Erde der nahen Zukunft, seine Roboterkrimis der weiteren Zukunft und seine Geschichten um das galaktische Imperium der fernen Zukunft als Eckwerke nennen.

Rezension:
Dieses Buch begleitet mich nun seit meinem 15. Lebensjahr. Nachdem ich diese alte Ausgabe, die mir nach einem zweiten Lesen abhanden gekommen war, durch Zufall wiedergefunden habe, musste ich sie natürlich umgehend noch einmal genießen. Dabei fiel mir auf, dass dieses Buch eines derjenigen ist, die sich im Laufe der Jahre immer wieder anders präsentieren.
Das Schlagwort vom "zeitlosen Klassiker" scheint also für dieses Buch erfunden worden zu sein, weswegen ich meine Rezi auch gerne in drei Teilen, einen für jeden Lebensabschnitt in dem ich es gelesen habe, aufteilen möchte.

1983
Ich war 15, als ich dieses Buch zum ersten Mal kaufte. Ich war jung und steckte mitten in der "Boing&Böller"-Phase meines Lebens. Action war mir wichtig, und die ersten Stephen Kings zierten neben den obligatorischen grün-goldenen Karl May´s, den Silberbänden der Perry Rhodan Serie und unzähligen knallbunten Comics mein Regal. Asimov war mir damals nur als Herausgeber eines Magazins bekannt, dessen Kurzgeschichten im Heyne Verlag regelmäßig als TB erschienen. Diese boten immer gute und kurzweilige Kost, also war der Kauf des Meisters selber einfach Pflicht.
Nun, Action bekam ich nicht. Aber dafür einen Spannungsbogen, der in seinen Ausmaßen derartig gewaltig angelegt war, dass ich sogar die fehlenden Figurenbeschreibungen vergaß. Asimov überließ das Aussehen seiner Protagonisten und der Raumschiffe seinen Lesern. Was mir erst sperrig erschien, trat in den Hintergrund, und ich begann in größeren Bahnen zu denken.
Das Buch hinterließ also ein Samenkorn, dessen Frucht mich bis heute beeinflusst.
Der Blick über den Tellerrand.

1995
Beim Durchwühlen meiner Bücherkiste für den Flohmarkt, fand ich diesen alten Schatz wieder. Verkaufen oder nicht, das war die Frage. Ich entschied mich dagegen, und las es zweites Mal.
Und ich zuckte zurück!
Tschernobyl lag nur neun Jahre zurück, es kamen zwar weniger Nachrichten und Warnungen, aber dennoch, meine Euphorie über unsere "strahlende Zukunft" war ins Wanken geraten. Und ausgerechnet der Altmeister der Science Fiction schwärmte hier von der allmächtigen Atomkraft?
Wie konnte ich das vergessen haben? Ich war erschüttert, aber las das Buch dennoch durch.
Geprägt durch unzählige andere Bücher, in denen Action und ausführliche Beschreibungen gang und gäbe waren, legte ich das Buch schließlich enttäuscht zur Seite.
Zu wenig Action, keine "Griffe", an denen ich mein geistiges Auge festmachen konnte, um mir die Protagonisten vor Augen zu führen und alles, was ich bis dahin über gutes Schreiben zu wissen glaubte (ich hatte selber mein altes Hobby wieder ausgraben und schrieb erste Kurzgeschichten), wurde hier von Asimov mit Füßen getreten.
Trotzdem hinterließ das Buch einen bleibenden Eindruck bei mir.
Es war einfach die Größe dieser Vision, die mich trotz aller Mängel faszinierte.

2010
Als ich auf ebay lustlos herumschnüffelte und nur ein wenig preiswerten Lesestoff suchte, fiel mir plötzlich ein Angebot ins Auge, das mir wie ein Geist aus ferner Vergangenheit zuwinkte.
Meine alte Ausgabe von Asimovs Foundation Trilogie aus dem Bastei Verlag! Das gleiche Cover, noch in D-Mark ausgezeichnet und eine ISBN, die jedem Büchersammler die Freudentränen in die Augen steigen lässt.
Klar, ich musste dieses Buch haben!
Koste es was es wolle!
Als ich es schließlich in den Händen hielt, so wunderbar erhalten, als wäre es eine Botschaft aus der Vergangenheit, blätterte ich die ersten Seiten auf, las ein wenig †¦ las ein wenig weiter †¦
Und vergaß am Ende die Zeit.
Und jetzt, beim dritten Lesen, entfaltete der Roman seinen vollen Geschmack, wie ein guter alter Wein. Ich vermute, der Genuss hängt auch ein wenig mit einer gewissen Grundeinstellung zusammen, mit der man das Buch liest.

Meine Lesart des Buches
Asimov verherrlicht in seinem Buch die Atomkraft in einer Weise, dass es heute jedem vernünftigen Menschen die Zornesröte ins Gesicht treiben würde. Aber man darf dabei nicht vergessen, dass er es in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts verfasste, und somit von ganz anderen technischen Möglichkeiten ausging, die uns heute (eigentlich) zur Verfügung stehen würden. Wie weit müssten wir dann bei einer vernünftigen Erforschung dieser Kraft erst in ferner Zukunft sein?
Auch die teilweise fehlenden Beschreibungen seiner Protagonisten, sehe ich inzwischen anders. Wenn ich eine Beschreibung von Land, Leuten und Kleidung haben will, lese ich einen Reisebericht oder einen Versandkatalog. Asimov entführte mich aber in ein Universum, indem es soviel zu entdecken gab, dass mich dieser Mangel heute genauso wenig störte, wie damals, als ich es zum ersten Mal gelesen habe. Im Gegenteil, ist doch dieses Fehlen von Informationen für mich die Möglichkeit gewesen, mir sein Universum mit meinen eigenen Farben zu füllen!
Der Spannungsbogen ist nicht so engmaschig gewebt, wie man es bei einem neueren Buch erwartet. Die Psychohistoriker kommt mit der gemächlichen Geschwindigkeit eines Luxusliners daher, was der Geschichte und dem Spannungsbogen besser zu Gesicht steht, als die teilweise nervös wirkende Schreibe manch moderner "Actionschreiber".

Fazit
Es fällt mir sichtlich schwer, dieses Buch anhand der Handlung zu beschreiben. Dafür ist es teilweise zu komplex in seiner Größe und Vision gewebt, bleibt dabei aber sprachlich erfreulich frei von Technobabbel, einem Manko, dass leider sehr viele neuere Science Fiction Veröffentlichungen haben. Zudem finde ich, dass ich nicht in adäquater Weise den eigentlichen Inhalt dieses Buches in wenigen Sätzen zusammenfassen könnte.
Der Sense of Wonder, der ab der Mitte des vergangenen Jahrhunderts zu weiten Teilen die Menschen beflügelte, ist hier auf eine wunderbare Weise eingefangen, die teilweise etwas naiv wirkt, aber somit einen großen Teil des Reizes ausmacht, dieses Buch zu lesen.
Wer sich mit dem Genre Science Fiction beschäftigen möchte, kommt an diesem Werk nach meinem Dafürhalten nicht vorbei.
Es empfiehlt sich allerdings, nicht ebenfalls auf die Jagd nach dieser alten Ausgabe zu machen, da sich hier leider einige Fehler im Satzbild eingeschlichen haben, und ich das Gefühl habe, dass sogar einige Teilsätze fehlen.

#2 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 01 Juni 2010 - 17:45

Tolle "chronologische" Rezension, Dirk! Ich weiß, warum ich die Trilogie hier noch nie besprochen habe: Weil ich sie bisher immer "verpasst" habe, zu lesen. Ich kenne viele Kurzgeschichten vom Mensa-Meister, aber kaum Romane; ich fand nun mal seine Schreibe nicht so richtig gut. Aber, wie du schon sagtest, die Ideen sind Klasse!

Das mit der Atomkraft muss man m.E. wirklich eingebettet in die Entstehungszeit sehen. Ich erinnere mich, dass ich in meiner frühen Jugend (Ende der 60er) z.B. ein Buch von Disney hatte, getextet von einem dt. Physiker (der Name entfällt mir gerade) in dem die Atomkraft als (Disney'scher) Djinn vorgestellt wurde, der alle unsere zukünftigen Wünsche erfüllen würde. Mich würde interessieren, wie Disney dieses Engagement heute sieht... :unsure:

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#3 Joe Chip

Joe Chip

    The Saint

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Geschrieben 01 Juni 2010 - 17:53

die wurde in einem Lesezirkel besprochen

http://www.scifinet....?showtopic=1829

Joe
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'Große Autoren für große Leser'

#4 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 01 Juni 2010 - 21:34

die wurde in einem Lesezirkel besprochen

http://www.scifinet....?showtopic=1829

Joe



UPS!
Sorry, ich habe danach gesucht, aber leider nix gefunden :huh:
Falls einer der Mods hier reinstolpert ... öh ... verschieben please?

@yiyippeeyippeeyay

Ja, DAS würde mich auch interessieren :lol:
Disney und Atomkraft? Tststs, der hat ja wohl vor gar nix halt gemacht!
(Ein Glück, das Tolkien dem einen Riegel vorgeschoben hat, sonst sähe Aragorn heute aus wie Goofy, Gollum hätte ´nen Bürzel und Saruman würde Taler zählen! Brrrr, scheußlicher Gedanke :( )

Ich konnte die Rezi auch nicht anders verfassen, da sich mir bei jedem Lesen jedesmal ein anderes Bild bot, aber die grundsätzliche Faszination immer die gleiche blieb.

Hauptsache ist aber, dass sie lesbar geworden ist ;)

#5 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

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Geschrieben 02 Juni 2010 - 09:24

Man muss das Buch im Kontext seiner Zeit betrachten.
Ältere SF wirkt aus heutiger Sicht leicht muffig, wenn sie technische oder gesellschaftliche Entwicklungen, die in unserer Realität geschehen sind, nicht widerspiegelt: Sie lassen aus der Perspektive 2010 an Authentizität vermissen. Logischerweise. (obwohl es auch zeitlose SF-Romane gibt - eine Auflistung wäre mal einen Thread wert!)

So sitzen in "Foundation" die meiste Zeit gut gekleidete Herren mit Zigarren in Ledersesseln und diskutieren. In den meisten öffentlichen oder Firmengebäuden herrscht heutzutage jedoch komplettes Rauchverbot - und es gibt Frauen :(

Frauen kommen in "Foundation" so gut wie nicht vor. Asimov hat die Emanzipation nicht vorausgesehen. Er war halt ein Technokrat; von Social Fiction war seinerzeit noch keine Rede. Er hat komplexe Politik auf galaktische Ebene projiziert, aber er hat keine belastbare Zukunftsvision entworfen - wollte er auch gar nicht.

Insofern stimme ich zu, dass man als hartgesottener SF-Fan die Trilogie ruhig lesen soll, weil sie halt ein toller Klassiker ist - aber wer heutzutage in die SF "einsteigt", würde ziemlich abgeschreckt werden und sollte lieber zu zeitgemäßen SF-Romane greifen. Und da gibt es ja einen ganzen Haufen - auch von deutschen Autoren :lol:
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#6 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 02 Juni 2010 - 11:38

Hi Uwe.

(Habe deine Zitate etwas abgekürzt, aber nicht sinnenstellt ;) )

Man muss das Buch im Kontext seiner Zeit betrachten.
Ältere SF wirkt aus heutiger Sicht leicht muffig, wenn sie technische oder gesellschaftliche Entwicklungen, die in unserer Realität geschehen sind, nicht widerspiegelt



Ich nenne das einfach den "Sense of Wonder" ;)
Sicher, in vielen Dingen mag das Werk naiv daherkommen, was aber irgendwie für mich wieder einen Reiz ausmachte.
In erster Linie hat mich z.B. das totale Fehlen von Technobabble (wieder mal) erfreut. Bei vielen modernen Autoren habe ich nämlich das Gefühl, dass sie fünf Seiten benötigen, um mir zu sagen, dass sie auf fünfzig Seiten nichts zu sagen haben, will sagen:
Sie vergessen die Story selber in den Vordergrund zu schieben und ergehen sich in Pseudowissenschaften bzw. in Referaten über Wissenschaften, die eigentlich nur sehr wenige Leser jucken.
Ich gehe nämlich davon aus, das die meisten Leser sich ein Buch zur Unterhaltung kaufen, und nicht wegen der wissenschaftlichen Darstellung des neutronenversilberten Fluxkondensators, der nach einer Perforierung der Nullmembran des Kraftfeldmodulators auf n-Schwingungsebene in ganz gefährliche Vibrations gerät, was den Helden zwingt, eine heroische Tat zu vollbringen.
Einfach den Stecker ziehen :lol:
Und das hat, nach meinem Gefühl, Asimov perfekt beherrscht ;)
Sicher, es gibt sehr viele Autoren, die dieses Technobabble perfekt (unterhaltsam) beherrschen. Aber ist das dann noch pure Unterhaltung?

Aber einen Punkt der gesellschaftlichen Entwicklung, hat er damals bereits vorausgeahnt:
Direkt zu Beginn die Erwähnung, dass alles Wissen nur noch dahergebetet und auswendig gelernt aus Büchern kommt, statt aus Praxis und Erfahrung und Ausprobieren.
Eine Entwicklung, die wir zur Zeit am Markt erleben, wo Yuppies mit Hochschuldiplom am grünen Tisch Wirtschatfsvorgänge planen, ohnen einen Peil von der harten Realität zu haben ;)

So sitzen in "Foundation" die meiste Zeit gut gekleidete Herren mit Zigarren in Ledersesseln und diskutieren. In den meisten öffentlichen oder Firmengebäuden herrscht heutzutage jedoch komplettes Rauchverbot - und es gibt Frauen :lol:


Alleine schon das nicht vorhandene Rauchverbot bei Asimovs Roman, ist es wert ihn zu lesen :lol:
Gut, das Manko sind natürlich die nicht vorhandenen Frauen. Aber jo mei, man kann eben nicht alles haben ;)
Und ob da wirklich alle Herren in Nadelstreifen sitzen ... hm ... juckt mich ehrlich gesagt nicht, weil ich mir die eher vorstellen kann, als sich selbstentfaltende, aus dem Vakuum entzogene Nullenergie benutzende Raumanzüge, die selbst bei extremster Hitze nicht einlaufen :lol:
Wenn es gut beschrieben ist, dann lese ich sowas gerne.
Wenn es aber (wie leider sehr oft) abdriftet ins pseudowissenschaftliche ... hm, nicht so mein Ding.

Insofern stimme ich zu, dass man als hartgesottener SF-Fan die Trilogie ruhig lesen soll, weil sie halt ein toller Klassiker ist - aber wer heutzutage in die SF "einsteigt", würde ziemlich abgeschreckt werden und sollte lieber zu zeitgemäßen SF-Romane greifen. Und da gibt es ja einen ganzen Haufen - auch von deutschen Autoren :D


Stümmt. So als Einstimmung vielleicht ein etwas zu hartes Brot weil altbacken, aber durch sehr viele Verweise und Anspielungen in anderen Werken auf die Foundation, denke ich schon, man sollte es mal gelesen haben.

Sorry, wenn ich im Post jetzt sehr viel gelacht habe und teilweise albern rüberkomme.
Das ist der Sekt schuld, mit dem ich heute Morgen anstoßen musste :D

#7 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 02 Juni 2010 - 11:47

Diesen Teil habe ich extra hervorgehoben, damit er oben nicht verloren geht und ich hiereinen weiten Bogen schlage :lol: .

Insofern stimme ich zu, dass man als hartgesottener SF-Fan die Trilogie ruhig lesen soll, weil sie halt ein toller Klassiker ist - aber wer heutzutage in die SF "einsteigt", würde ziemlich abgeschreckt werden und sollte lieber zu zeitgemäßen SF-Romane greifen. Und da gibt es ja einen ganzen Haufen - auch von deutschen Autoren :lol:


Totale Zustimmung meinerseits.
Einige der älteren Sachen von Eschbach, aktuell der Marcus Heitz ...
Ich glaube auch, dass sich hier momentan sehr viel tut!

Interessant wäre es vielleicht mal, die alten Asimovs auf Ideen und Ansätze und Abläufe abzuklopfen, die heute erneut verbraten werden?
Vielleicht ist so besser erkennbar, warum ich die Foundation Trilogie für so wichtig erachte?

Ein Beispiel fällt mir prompt ein, auch wenn sehr weit hergeholt erscheint:
Der neue Heitz "Collector"
Wie auch Asimov mit der Foundation, will Heitz in erster Linie unterhalten.
Naiver Umgang mit der Technik, die Story im Vordergrund ... ich habe die ersten Seiten jetzt gelesen und es macht mir den gleichen (kindsköpfigen) Spaß, wie die Foundation von Asimov.

Und das ist nach meinem Gefühl, ein verdammt großes Vorschußlob (bin ja erst auf Seite 10!)

Mal sehen, ob Herr Heitz sein bisheriges Versprechen halten kann.

Bearbeitet von Dirk, 02 Juni 2010 - 11:48.


#8 Uwe Post

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Geschrieben 02 Juni 2010 - 13:11

Ich nenne das einfach den "Sense of Wonder" :lol:


Was genau ist für Dich "Sense of Wonder"? Darunter verstehen wir offenbar etwas total unterschiedliches.
Für mich ist das die Konfrontation mit einem fremdartigen Geheimnis (=Wunder), das am Ende auf atemberaubende Weise aufgeklärt wird. Paradebeispiel: Eschbachs "Haarteppichknüpfer".

Auch wenn es in Foundation sowas durchaus gibt - das Fehlen von Frauen führt in mir jedenfalls nicht zu dieser Wahrnehmung :lol:

Es ist ein paar Jahre her, dass ich Foundation zuletzt gelesen habe. Ich erinnere mich dennoch deutlich an die "muffige" Atmosphäre, die dabei rüber kam. Wir leben in einer anderen Welt als zur Entstehungszeit der Trilogie. Die ist aus jener Welt extrapoliert, nicht aus unserer. Deshalb bezeichne ich den Roman als "nicht zeitlos".
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#9 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 03 Juni 2010 - 09:21

Guten Morgen Uwe. Sorry, aber ich komme erst jetzt dazu dir zu antworten :lol: Es ist auch nicht ganz leicht zu erklären, weil es ein sehr diffuses Gefühl beim Lesen ist. Ich versuche es trotzdem mal auseinaderzudröseln. Ich persönlich versuche bei jedem Roman zu "erfühlen", mit welchem Zeitgeist er geschrieben wurde. Die Foundation von Asimov ist zum Beispiel mit diesem "Leuchten in den Augen über die Möglichkeiten der Atomkraft" geschrieben worden. (Sorry für das Wortspiel, aber besser kann ich es im Moment nicht ausdrücken.) Mich fasziniert dabei, wie Asimov da ran geht. Ich versuche also den Roman so zu lesen, als würde ich diese Zeit kennen, oder sogar in ihr Leben. Der Muff, der zugegebenermaßen da ist, wird dann plötzlich zum würzigen Odeur eines Antikhandels, durch den ich mit dem Staunen eines kleinen Kindes durchgehe. Oder um es ganz kurz und pragmatisch auszudrücken: Wenn die Geschichte mich fasziniert, werde ich unkritisch gegenüber solchen Dingen wie fehlenden Frauen, einseitigen Perspektiven etc. Dann ist es für mich nur noch wichtig, welche Bilder da in meinem Kopfkino ablaufen, was der Verfasser da für mich ganz persönlich hinzaubert. Bei den neueren Science Fiction Werken kann ich bisher nur Andreas Eschbach erwähnen, der mit Quest und den Haarteppichknüpfern auf einem sehr guten Weg ist, für mich persönlich zu einem Klassiker des Sense of Wonder zu werden. Viele neuere Werke gehen aber entweder konsequent jeglichen FX aus dem Weg (sind dafür nach aber nach unserem derzeitigen Zeitgeist politisch mit Perwoll gewaschen), oder sie gehen ins andere Extrem, und es knallt, summt und böllert auf jeder dritten Seite, bzw. die Autoren ergehen sich in pseudowissenschaftlichen Wischiwaschi. Alles lesbar, aber da fehlt mir dieses Gefühl, dass es den Autoren auch ernst mit dem ist, was sie mir da präsentieren. Bei deren Werken fehlt mir das Gefühl im Hintergrund, das der Autor auch wirklich das empfindet, was er mir da zeigt, dass er mit dem fröhlichen Kichern eines Kindes sein Werk präsentiert und sich schon beim Schreiben selber daran erfreut hat. Dick hatte seine "stoned Dreams" und versuchte seine Gefühle und Gedanken auf Papier zu bannen. Asimov hatte seine Affinität zur Technik, Orwell seine Angst vor der Zukunft und wohin unsere Gesellschaft geht ... Was hat aber, bei allem Respekt und Spaß, den er mir bisher bereitet (!), denn der Herr Heitz zu sagen? Oder Sch(w)ätzing? :D Oder Hohlbein? Bei aller Spannung, allem Spaß und dem gebotenen Respekt, einen Roman zu schreiben, der auch gelesen wird, sehe ich viele dieser Romane als pure Gelddruckprodukte an. Waren die alten Romane von Asimov & Co. früher auch, denn auch die alten Meister mussten ihre Brötchen bezahlen, aber da schwang nach meinem Gefühl viel mehr Herzblut mit, als heute. Eschbach hat das bei persönlich mit Quest und den Haarteppichknüpfern mit links geschafft. Die lese ich immer wieder gerne, lasse mich sofort entführen und bin nicht mehr ansprechbar. Und das ist für mich der Sense of Wonder. LG Dirk :cheers:

#10 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 03 Juni 2010 - 09:32

Wenn die Geschichte mich fasziniert, werde ich unkritisch gegenüber solchen Dingen wie fehlenden Frauen, einseitigen Perspektiven etc.
Dann ist es für mich nur noch wichtig, welche Bilder da in meinem Kopfkino ablaufen, was der Verfasser da für mich ganz persönlich hinzaubert.



Hallo Dirk.

Ja, das ist genau auch meine herangehensweise an "alte SF-Romane".
Niemand hat zudem je besonders vernünftige extrapolationen der Technik der Zukunft
geliefert. Es ist also nicht besonders wichtig. Die Story zählt. Asimov zu lesen und
dabei die Rolle der Frauen im Hinterkopf zu haben halte ich für abwegig.

#11 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 04 Juni 2010 - 19:03

Oder Hohlbein?

Hohlbein sagt nichts durch Worte, sondern durch die (action-betonte) Handlung an sich. Ist etwas unfair, ihn im gleichen Atemzug wie Schwätzing zu nennen.
:(

#12 Gen. Bully

Gen. Bully

    Perrynaut

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Geschrieben 04 Juni 2010 - 20:28

Hah! Genau das gleiche Buch steht noch in meinem Bücherregal. Zusammen mit den anderen Büchern von Asimov. Mann, was habe ich damals mit 18 das Buch verschlungen und begierig die anderen Teile und Fortsetzungen gelesen. Aber, oh weh, als ich vor einigen Jahren die Ausgabe noch einmal lesen wollte ging es mir wie von Uwe beschrieben. Die damalige Faszination blieb komplett aus und zurück blieb nur ein ungenießbares, zähes, aus heutiger Sicht antiquiertes Werk zurück. Schade eigentlich...
"Es gibt 5 Arten der Lüge: die gewöhnliche Lüge, den Wetterbericht, die Statistik, die diplomatische Note und das amtliche Kommuniqué" George Bernhard Shaw
"Bazinga!"

#13 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 05 Juni 2010 - 07:55

Hohlbein sagt nichts durch Worte, sondern durch die (action-betonte) Handlung an sich. Ist etwas unfair, ihn im gleichen Atemzug wie Schwätzing zu nennen.
:(


:D
Okay, das war wirklich Äpfel mit Birnen vergleichen.
Ich habe (ernsthaft!) größten Respekt vor beiden, da sie ihre Leser erreichen und sich selbst treu bleiben.
Da ich persönlich aber mit beiden nicht so viel anfangen kann ... ein Lapsus, der mir bitte verziehen sei ;)

An beide Schriftsteller gehen viele (mich eingeschlossen) heute teilweise mit Stirnrunzeln ran.
Aber vielleicht macht gerade das action-betonte Schreiben von Hohlbein ihn einst zum Karl May zum ausgehenden 20. und dem Beginn des 21. Jahrhunderts?
Vielleicht ist es gerade Schätzings ausufernde und manchmal belehrende Art zu schreiben, die ihm nicht nur seinen Spitznamen gegeben hat, sondern die ihn auch für spätere Generationen zu einem Klassiker macht?

Wie ich bei meiner Rezi zu Foundation ja schrieb, war zuerst Faszination, dann Muff und jetzt wieder Faszination da.
Weil ich das "Erlesen" dieses Romans selber so ambivalent erlebt habe, habe ich ja die Rezi so aufgebaut.
Wer weiß, vielleicht finde ich in 10 oder 20 Jahren die Foundation auch wieder "müffelig"? :thumb:

Wie Uwe Post es im Nachbarthread schon sagte, "relative Zeitlosigkeit".
Ja, an diesem kleinen Adjektiv ist was dran.
Trotzdem, die Idee und der Zeitbogen sind schon klasse, und vermitteln mir eben dieses visionäre und (Abwandlung ;) ) einen taste of old wonder ;)
Selbst wenn der Schreibstil trotz rosaroter Nostalgikerbrille teilweise zäher ist, als alte Schuhsohle in Senfsoße :D

#14 hawaklar

hawaklar

    Giganaut

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Geschrieben 05 Juni 2010 - 14:37

Vielleicht liegt die "Faszination Asimov" auch daran, dass er eine enorme Handlungsdichte in seine Bücher packt - zumindest in seinen älteren Werken. Hinzu kommt sein Verdienst, bestimmte Inhalte zum ersten Mal zu Papier gebracht zu haben. Da sind vor allem einmal seine 3 Robotergesetze zu benennen. Ja, ich weiß, man kann an deren Sinnhaftigkeit zweifeln, es ist aber unbestritten, dass die Asimovschen Robotergesetze einen sehr großen Einfluss auf die SF-Literatur hatten.

Mich z. B. haben, neben den unzähligen Roboterkurzgeschichten, seine beiden Frühwerke "Die Stahlhöhlen" und "Die nackte Sonne", vor allem wegen der Rolle des Roboters Daniel R. Olivar in Verbindung mit dem Roboterhasser Eliah Baley, schon immer mehr fasziniert, als seine klassische Foundation-Trilogie. Mit diesen Geschichten habe ich manche Nacht verbracht - erst lesender- dann träumenderweise. Natürlich habe ich auch alles, was zu Foundation gehört, gelesen und war regelrecht perplex, dass Daniel R. dort am Ende noch die herausragende Rolle spielte.

Irgendwie geht es mir mit Asimov, wie mit Sheckley: Der Stoff, den die beiden in einer Kurzgeschichte von gerade mal 15 Seiten abhandelten, würde von heutigen Autoren zu einem 500-Seiten-Wälzer aufgeblasen. Aus einer, zugegeben, etwas längeren Kurzgeschichte (Der Zweihundertjährige) wurde ein abendfüllender Spielfilm. Da wurde die Individualität/das Mensch-sein eines Roboters schon Jahrzehnte früher als bei ST TNG (Data) behandelt und bis in die letzte Konsequenz (Tod) durchdacht Alleine die Tatsache, dass diese KG in einer Gesellschaft angesiedelt ist, in der von der Legislative derartige Entscheidungen getroffen werden, regt doch zum Nachdenken über diese Gesellschaft an, ohne dass der Autor diese in irgend einer Form beschreiben musste.

Ich kann mich vor allem Amtranik anschließen:

Alles lesbar, aber da fehlt mir dieses Gefühl, dass es den Autoren auch ernst mit dem ist, was sie mir da präsentieren. Bei deren Werken fehlt mir das Gefühl im Hintergrund, das der Autor auch wirklich das empfindet, was er mir da zeigt, dass er mit dem fröhlichen Kichern eines Kindes sein Werk präsentiert und sich schon beim Schreiben selber daran erfreut hat.


oder. mein Eindruck: Asimov steckte voller Geschichten und hatte einen unbändigen Spaß daran,sie zu erzählen. Und das merke ich als Leser, damals beim ersten Lesen und auch heute noch

"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)

"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)


#15 nevermore

nevermore

    Bambinaut

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Geschrieben 20 Juni 2010 - 16:02

Ein Foundation-Thread! Großartig! Ich habe Foundation vor vielen Jahren gelesen und vor knapp zwei Jahren in einem Lese-Zirkel wiedergelesen. Wirklich ein faszinierender Zyklus. Vor allem hat mich die Frage der Psychohistorik fasziniert (ich bin von Beruf Statistikerin). Interessant fand ich aber weniger die Frage, ob sowas möglich ist, sondern was es für Auswirkungen hat, wenn Charaktere glauben, dass sowas möglich ist. Dass die Geschichte nach einem Plan ablaufen kann oder sollte. Das berührt ja die Frage der Schicksalsgläubigkeit. Wie reagieren sie darauf - fügen sie sich in ihr Schicksal und lassen sie die Dinge laufen, versuchen sie den Plan durch Aktivität oder bewusste Inaktivität zu stützen, oder dagegen anzugehen? Oder was passiert, wenn jemand das alles für Blödsinn hält? Besonders in den ersten drei Kapiteln ist das spannend. Die Aussagen über die Psychohistorik sind am Anfang klar dargelegt. Die Psychohistorik funktioniert nicht, wenn die Menschen wissen, dass ein psychohistorisches Projekt im Gange ist, und sie kann kein Verhalten von einzelnen Individuen vorher berechnen. Im Fall Terminus wussten aber erstens die Enzyklopädisten und Hardin zumindest, dass der Seldon-Plan existiert, und was seine Prognose für Terminus war. Die Untätigkeit der Enzyklopädisten ist gerade darauf zurückzuführen, dass sie darum wussten. Zweitens, die Überwindung der Krise war nicht einer großen Gruppe von Menschen zuzurechnen, sondern der Initiative eines Mannes, Salvor Hardin, der sich nicht auf das, was der Plan zu sagen schien, verließ. Aber auch Hardin agierte nicht in Unwissenheit, was die laufende Psychohistorik betrifft, sondern war lediglich der Meinung, dass Seldons Aktionen anders als vom Kuratorium geglaubt zu interpretieren sind. Was bedeutet das also für die Psychohistorik? Die erste Seldon-Krise entstand und wurde bewältigt, weil die beiden grundlegenden Postulate der Psychohistorik in gewissem Sinn gebrochen worden sind. Im dritten Kapitel dann fängt Hardin gar an, den Plan durchschauen und vorhersehen zu wollen. Das geht ja nun laut Seldon schon gar nicht. Denn die Psychohistorik basiert darauf, dass die dem Experiment Unterworfenen nicht wissen, dass überhaupt ein Experiment abläuft - Hardin hingegen weiß nicht nur um den Plan, sondern versucht inzwischen aktiv darauf hinzuwirken, dass er eingehalten wird. Man muss sich schon fragen, ob der Plan trotz oder wegen Hardins Aktionen funktioniert. Interessant ist ja auch, dass selbst Gaal Dornik den Zukunftsplan nie zu sehen bekommen hat. Und dass auf Terminus bewusst kein einziger Psychologe war. Hat Seldon die Leute geschickt manipuliert? Es gehört ja schon eine Unverfrorenheit dazu, x-tausend Leute jahrzehntelang an einer Enzyklopädie arbeiten zu lassen und ihnen dann zu eröffnen, dass alles Schwindel war. Man kann den gesamten ersten Band unter der Überschrift "Manipulationstechniken" lesen. Psychologische, religiöse, technologische, ökonomische Manipulationstechniken... Foundation kommt da des Öfteren als Gesellschaftssatire daher.

#16 hawaklar

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Geschrieben 20 Juni 2010 - 17:50

Ein Foundation-Thread! Großartig!

Ich habe Foundation vor vielen Jahren gelesen und vor knapp zwei Jahren in einem Lese-Zirkel wiedergelesen. Wirklich ein faszinierender Zyklus.

Vor allem hat mich die Frage der Psychohistorik fasziniert (ich bin von Beruf Statistikerin). Interessant fand ich aber weniger die Frage, ob sowas möglich ist, sondern was es für Auswirkungen hat, wenn Charaktere glauben, dass sowas möglich ist. Dass die Geschichte nach einem Plan ablaufen kann oder sollte. Das berührt ja die Frage der Schicksalsgläubigkeit. Wie reagieren sie darauf - fügen sie sich in ihr Schicksal und lassen sie die Dinge laufen, versuchen sie den Plan durch Aktivität oder bewusste Inaktivität zu stützen, oder dagegen anzugehen? Oder was passiert, wenn jemand das alles für Blödsinn hält?

...

Das war für mich als ich die erste Foundation-Trilogie gelesen habe, ein Schwachpunkt des psychohistorischen Ansatzes. Mir war glasklar, dass sowas nicht über Jahrhunderte funktionieren kann. Trotzdem machte es Spaß, sich vorzustellen, so ein wissenschaftliches Konstrukt könnte funktionieren und ich habe die Story gemocht.

Als Asimov dann später die zweite Foundation mit den Geisteswissenschaftlern einführte, die sozusagen als Korrektiv dafür sorgten, dass die Seldonschen "Prophezeiungen" auch eintraten, fand ich den Denkansatz Psychohistorik repariert und gelungen. Da hätte es die Verquickung mit Daneel R. Olivar gar nicht gebraucht.

Bearbeitet von hawaklar, 20 Juni 2010 - 17:51.

"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)

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Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
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(Antoine de Saint-Exupéry)


#17 nevermore

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Geschrieben 20 Juni 2010 - 18:04

Das war für mich als ich die erste Foundation-Trilogie gelesen habe, ein Schwachpunkt des psychohistorischen Ansatzes. Mir war glasklar, dass sowas nicht über Jahrhunderte funktionieren kann. Trotzdem machte es Spaß, sich vorzustellen, so ein wissenschaftliches Konstrukt könnte funktionieren und ich habe die Story gemocht.

Ich bin mir absolut nicht sicher, dass dieses In-Frage-Stellen der Psychohistorik von Asimov nicht beabsichtigt war.

Die Theorien nichtlinearer Systeme incl. Chaos-Theorie mitsamt den Implikationen der "Schmetterlingseffekte" wurde zwar erst später ausgearbeitet und weithin populär gemacht. Die Grundidee stammt jedoch aus dem 19. Jahrhundert von Poincare. Da Asimov Naturwissenschaftler war, dürfte ihm die bekannt gewesen sein. Die von mir genannten Widersprüche können ihm kaum entgangen sein.

Meine Interpretation ist deshalb, dass Asimov sich hier über Schicksalsgläubigkeit mokiert.

Ich sehe sie gestützt durch andere Elemente, die meiner Meinung nach klar satirische Züge haben: Wisssenschaftler, die den Zweck der Wissenschaft darin sehen, möglichst alles komplett zu katalogisieren (die Spezies kenne ich nur zu gut), Technologie, die zur Religion erhoben wird, sogar mit Priestern und mit einem Buch des "Galaktischen Geistes", später wird auf ähnliche Weise die Ökonomie zur Religion erhoben (bezeichnenderweise ist Gold in der Lage, alles Sündige "reinzuwaschen").

Foundation als Gesellschaftssatire, zumindest im ersten Band, das ist zumindest meine Lesart. Ich halte die "Widersprüche" der Psychohistorik durchaus für beabsichtigt.

Bearbeitet von nevermore, 20 Juni 2010 - 18:05.


#18 Rusch

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Geschrieben 20 Juni 2010 - 21:02

Hm, interpretierst Du jetzt nicht zu viel hinein? Ich glaube nicht, dass dies Asimovs Idee war. Vielmehr glaube ich, dass er von der Idee, dass es möglich sein könnte, die menschlichen Verhaltenweisen vorherzusehen, fasziniert war und dies in Romanform gebracht hat. Ich meine, die Grundtrilogie erschien in Episoden in den Magazinen der 30er Jahre. Diese ist 100% Golden Age SF und damals hatte an Geselllschaftsatire noch keine gedacht. Das wollte auch keiner Lesen. Visionen der Zukunft war das, was zählte und die Foundation Geschichten waren perfekt dafür gemacht.

#19 nevermore

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Geschrieben 21 Juni 2010 - 08:09

Ich glaube nicht, dass ich das hineininterpretiere (selbst wenn das so wäre, Interpretation ist ja nicht auf die Absicht des Autors beschränkt). Aber grade was die Enzyklopädisten und die Geschichten über den "Galaktischen Geist" betrifft, sind die doch recht deutlich überzeichnet. Ich meine, Technologie als Religion und von Priestern an den Mann gebracht? Ich glaube nicht, dass es zu weit hergeholt ist, wenn man das als Satire interpretiert.

#20 Rusch

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Geschrieben 21 Juni 2010 - 09:11

Wie gesagt: Wenn das Buch in den 60ern oder 70ern geschrieben worden wäre, würde ich die Recht geben, aber wir sprechen hier von Golden Age SF. Damals hatte man noch überhaupt keinen großen Literarischen Anspruch, sondern wollte nur phantastische Geschichten erzählen. Außerdem machte sich Asimov mit seinen 400 Büchern nicht den Ruf, ein besonders humorvoller oder ironischer Autor zu sein. Er hat selbst gesagt, dass er die Geschichten einfach und direkt erzählt. Aber gut, fragen können wir ihn leider nicht mehr.

#21 WeepingElf

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Geschrieben 21 Juli 2010 - 16:52

Die Foundation-Trilogie ist, wie andere hier schon gesagt haben, ein Kind ihrer Zeit, und vieles ist total überholt (Atomkraft, Rolle der Frauen, Rauchen etc.). Auch glaube ich nicht, dass Psychohistorik so funktioniert, wie sie Asimov beschreibt; immerhin bringt Hari Seldon seine eigene Prognose mit seinem eigenen Plan zu Fall. Hierzu gibt es was Lesenswertes von Mark Rosenfelder:

http://www.zompist.com/psihist.html

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#22 nevermore

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Geschrieben 21 Juli 2010 - 18:00

Die Foundation-Trilogie ist, wie andere hier schon gesagt haben, ein Kind ihrer Zeit, und vieles ist total überholt (Atomkraft, Rolle der Frauen, Rauchen etc.). Auch glaube ich nicht, dass Psychohistorik so funktioniert, wie sie Asimov beschreibt; immerhin bringt Hari Seldon seine eigene Prognose mit seinem eigenen Plan zu Fall. Hierzu gibt es was Lesenswertes von Mark Rosenfelder:

http://www.zompist.com/psihist.html


Ich glaube nicht, dass Asimov so dumm war, nicht zu merken, wie sehr Seldons und Hardins Verhalten in den ersten drei Teilen von Foundation I den Prämissen der Psychohistorik widerspricht.

#23 WeepingElf

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Geschrieben 22 Juli 2010 - 16:32

Ich glaube nicht, dass Asimov so dumm war, nicht zu merken, wie sehr Seldons und Hardins Verhalten in den ersten drei Teilen von Foundation I den Prämissen der Psychohistorik widerspricht.


Eigentlich sollte er es bemerkt haben. Asimov war ganz bestimmt kein Dummkopf! Offenbar gilt die Theorie der Psychohistorik nur so lange, wie kein Psychohistoriker eingreift :cheers: So richtig schlau geworden bin ich aus diesem Problem aber auch nicht (mal abgesehen davon, dass ich eine solche Art der Prognostik ohnehin für Quacksalberei halte - der Fundamentalsatz der Futurologie lautet immer noch "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt").

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#24 nevermore

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Geschrieben 22 Juli 2010 - 16:48

Eigentlich sollte er es bemerkt haben. Asimov war ganz bestimmt kein Dummkopf! Offenbar gilt die Theorie der Psychohistorik nur so lange, wie kein Psychohistoriker eingreift :cheers: So richtig schlau geworden bin ich aus diesem Problem aber auch nicht (mal abgesehen davon, dass ich eine solche Art der Prognostik ohnehin für Quacksalberei halte - der Fundamentalsatz der Futurologie lautet immer noch "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt").

Deswegen glaube ich eben, dass das bewusst so angelegt wurde. Schon dass Protagonist Salvor Hardin der einzige mit einer rudimentären psychologischen Kenntnis ist und dann so maßgeblich daran beteiligt ist, dass der Plan eintritt, deutet mir darauf hin. Als er in Kapitel 3 aktiv versucht, den Plan zu durchschauen und auf sein Eintreten hinzuwirken ist mir eine zu offensichtliche Sache, als dass das von Asimov einfach übersehen wurde.

Die unterschiedlichen Reaktionen der einzelnen Gruppen (Kaiserliche, Enzyklopädisten, Hardin etc.) auf den "Schicksalsplan" sind mir einfach zu deutlich als unterschiedlich gezeichnet, als dass ich an ein "Versehen" glauben könnte.

#25 cekay

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Geschrieben 21 Dezember 2011 - 20:09

Um nicht gleich einen neuen Thread aufzumachen, bediene ich mich einfach dieses existierenden Themas hier. Ich habe neulich wieder meine Ausgabe der "Foundation-Trilogie" ausgekramt (erschienen bei Heyne in der Reihe "Klassiker der Science Fiction"). Als ich das Buch das erste Mal las, wusste ich bereits, dass es noch weitere aus diesem Zyklus gab. Doch viele waren vergriffen und ich verfolgte das Thema leider nicht weiter. Soweit ich weiß, gibt es elf Publikationen von Isaac Asimov, die mit dem Foundation-Zyklus zusammenhängen, darunter auch die Roboterromane, die er inhaltlich mit seinen vorherigen Werken verbunden hat. Chronologisch, sofern ich mich nicht vertan habe, handelt es sich um: "Die frühe Foundation-Trilogie" "Die Rettung des Imperiums" "Das Foundation-Projekt" "Die Foundation-Trilogie" "Die Suche nach der Erde" "Die Rückkehr zur Erde" "Alle Roboter-Geschichten" "Die Stahlhöhlen" "Die nackte Sonne" "Der Aufbruch zu den Sternen" "Das galaktische Imperium" Liege ich da richtig? Denn ich würde gerne alle in dieser Reihenfolge lesen. Leider sind aber einige der Bücher auf deutsch seit Jahren oder Jahrzehnten vergriffen. Einige erschienen in einheitlichem Layout bei Heyne, andere bei Bastei in völlig anderer Gestaltung. Es ist also wirklich nicht leicht, das Werk dieses tollen Autors auf deutsch in ansprechender Weise zu erwerben und zu genießen.

#26 Kopernikus

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Geschrieben 21 Dezember 2011 - 21:00

Zur Reihenfolge hilft dir vielleicht der Link hier weiter: http://www.krizsan.d...asimov-faq/#4_5 Soweit ich das Überblicke, sieht das recht komplett und einigermaßen richtig aus, ich meine zumindest, ich habe sie auch in etwa dieser Reihenfolge gelesen.

#27 Ulrich

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Geschrieben 21 Dezember 2011 - 23:05

Es gibt eine einheitliche Ausgabe des Foundationzyklus. Sie erschien 1997 im Heyne Verlag. Diese enthält jedoch einen Fehler in der Durchnummerierung.

#28 cekay

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Geschrieben 22 Dezember 2011 - 01:04

Tatsächlich, mit zwei Ausnahmen stimmt das. Jetzt habe ich sie auch alle zusammen gefunden: "Die frühe Foundation-Trilogie" http://www.amazon.de...24511593&sr=8-1 Noch erhältlich. "Die Rettung des Imperiums" http://www.amazon.de...24511797&sr=8-1 Nur noch gebraucht, leider auch sehr teuer. "Das Foundation-Projekt" http://www.amazon.de...24511805&sr=8-2 Ebenfalls nur noch gebraucht und für viel Geld. "Die Foundation-Trilogie" http://www.amazon.de...24512079&sr=1-1 Auch neu erhältlich, aber in einem völlig anderen Layout als die restlichen Bände. "Die Suche nach der Erde" http://www.amazon.de...24511824&sr=8-2 Auch nur noch gebraucht. "Die Rückkehr zur Erde" http://www.amazon.de...24511833&sr=8-2 Auch hier scheint das Buch verlagsvergriffen. "Alle Roboter-Geschichten" http://www.amazon.de...24511848&sr=8-1 Bei Bastei-Lübbe erschienen, daher in (für den Verlag) trashigem Layout. "Die Stahlhöhlen" und "Die nackte Sonne" http://www.amazon.de...24511857&sr=8-1 Beide in einem Band. Und man staune, noch als Neuausgabe verfügbar. "Der Aufbruch zu den Sternen" http://www.amazon.de...24511917&sr=1-2 Leider ebenfalls nur noch im Antiquariat. "Das galaktische Imperium" http://www.amazon.de...24511930&sr=1-1 Frisch und neu erhältlich. Tja, werde ich mal schauen, wie günstig ich an die guten Teile ran komme. ;)

#29 Kopernikus

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Geschrieben 22 Dezember 2011 - 06:57

Die Roboter-Geschichten sind auch in der Heyne-Meisterwerke-Reihe erschienen, zwar nur noch antiquarisch erhältlich, aber der Preis ist moderat und das Buch ist definitiv schicker als die Bastei-Ausgabe: http://www.amazon.de...24533322&sr=8-2


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