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Exploitation SF


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312 Antworten in diesem Thema

#91 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 17:56

Entweder wir einigen uns darauf, dass wir alle gelegentlich pauschalisieren (wie es nebenbei bemerkt der Threaderöffner andauernd tut), oder wir arbeiten nur noch mit durch harte Fakten gestützten Aussagen.


Ich bekenne mich öffentlich und unverblümt der Pauschalisierung für schuldig, euer Ehren :D
Nicht umsonst habe ich in meinem letzten Post ja gestanden, dass ich um preisgekrönte, hohe Literatur einen Bogen schlage.

Spaß beiseite:
Ich glaube ja, das Pauschalisierungen und Schubladendenken einfach nur Orienterungshilfen sind.
Schlimm wird es nur, wenn jemand nicht Willens ist, über die Kante seiner Schublade zu linsen.

Aber zugleich ist diese Orientierungshilfe auch eine besondere gemeine Form des Schildbürgerstreichs, denn sie erschwert die Orientierung nach dem, was wir alle suchen, egal ob Sci-Fi, Trivial- oder erbauliche Literarturliebhaber ...

Eine gute Geschichte, die uns mehr gibt, als wir dafür zahlen mussten.

LG

Dirk

Nachtrag:
Tante Edith hat gesagt, ich solle mich deutlicher ausdrücken :)

Bearbeitet von Dirk, 12 Oktober 2010 - 18:00.


#92 Jakob

Jakob

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 18:16

Das ist doch genauso verallgemeinernd wie das, was Uschi geschrieben hat - oder leben wir in unterschiedlichen Paralleluniversen? In meinem Universum wurde und wird bei Bastei-Lübbe mit schöner Regelmäßigkeit der von dir geschätzte China Miéville veröffentlicht, ist bei Piper vor nicht allzu langer Zeit Nick Harkaways "Die gelöschte Welt" erschienen, hat Heyne mit "Vellum" des ebenfalls von dir geschätzten Hal Duncan oder R. Scott Bakkers "Der Krieg der Propheten" Bücher mit "potentiell vekaufshemmenden Elementen" im Programm, ist bei Manhattan Neal Stephensons "Anathem" erschienen oder bei Blanvalet Steve Cockaynes "Die Glückssucher" (Letzterer wird den hiesigen Schnarchnasen nicht viel sagen, aber eine Trilogie, der Farah Mendlesohn in ihrem "Rhetorics of Fantasy" fast ein ganzes Unterkapitel widmet, könnte ja vielleicht ein bisschen mehr als einfach nur exploitativ sein :D). Und das sind jetzt nur die Titel, die mir ohne lange nachzudenken auf die Schnelle einfallen.

Entweder wir einigen uns darauf, dass wir alle gelegentlich pauschalisieren (wie es nebenbei bemerkt der Threaderöffner andauernd tut), oder wir arbeiten nur noch mit durch harte Fakten gestützten Aussagen. Dann wäre dieser Thread aber ganz schnell noch viel obsoleter als er es eigentlich sowieso schon ist.


Das sind allerdings alles übersetzungen von Büchern, die auf Englisch bereits relativ erfolgreich waren, keine Originalausgaben. Und der Englischsprachige Markt ist offener.
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

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#93 Lomax

Lomax

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 18:55

Also ich finde, die U/E-Debatte hat mit diesem Thema nur wenig zu tun. Es geht ganz einfach darum, wer heutzutage noch fähig/willens ist, eigene kreative Leistungen zu vollbringen statt sich an ein gesellschaftlich relevantes Thema wie Ölpest oder Rinderwahn anzuhängen.

Von der Frage abgesehen, ob sich vom Grundthema "Exploitation" gleich auf den grundsätzlichen Verzicht auf kreative Leistung schließen lässt (was Andreas Eschbach ja schon angesprochen hat), wurde das Thema bereits im Eingangspost von der Frage thematischer Kreativität auf allgemeine stilistische und literarische Qualität erweitert:

Problematisch ist dabei, daß eine Tendenz zur Exploitation meist einhergeht mit einer stilistischen Verarmung ...

Ich würde mal sagen, damit steckte von Anfang an schon der allgemeine U/E-Bezug in dem Thread, nicht nur die Betrachtung thematischer Originalität und Kreativität.

... ich vermute mal, er würde sagen, dass da einfach nicht wirklich viel los war mit deutscher Hochliteratur in den letzten 30 Jahren.

Wäre irgendwo auch meine Einschätzung ... wäre aber auch wieder ungerecht pauschalisierend. Ich fürchte, das ist wieder mal ein Thema, das irgendeinen Nerv trifft und dazu verführt, rein gefühlsmäßig erst mal zuzustimmen, wenn man denselben Mangel empfindet.
Aber zum Glück ein ganz anderer Diskurs, denn man hier nicht auch noch aufmachen muss :D

Und warum sehe ich eigentlich meinen Avatar nicht?

Geht mir auch seit Jahren so (okay, vielleicht nur eine sehr lange Zeit). Bin zu dem Schluss gekommen, dass es mir nicht wichtig genug ist, um hinterherzulaufen. Aber trotzdem danke, dass ich auf diese Weise auch noch einen Hinweis auf mögliche Ursachen bekomme. :)
Nur dass ich mich gar nicht erinnern kann, dass mein Avatar irgendwas mit Compuserve zu tun hatte :)

Das sind allerdings alles übersetzungen von Büchern, die auf Englisch bereits relativ erfolgreich waren, ...

Gern genanntes Argument, mein Gegenbeispiel: Zu dem Zeitpunkt, als ich Mievilles "Perdido Street Station" zur Begutachtung vorliegen hatte, existierte der Roman auch auf dem englischsprachigen Markt nur als Uncorrected Proof. Als das Buch dann auf Englisch ein Erfolg wurde und Mieville die ersten Preise bekam, war die Entscheidung bei Bastei-Lübbe längst gefallen und die Rechte gekauft - auf Grundlage einer reinen Qualitäts- und Erfolgseinschätzung im Verlag, ohne dass man vorher durch "Erfahrungen auf Mievilles Heimatmarkt" auf der sicheren Seite war.
Es stimmt also nicht, dass die deutschen Verlage da keine eigenen Entscheidungen treffen, keine Risiken eingehen und nichts Ungewöhnlicheres nehmen, wenn es nicht bereits im Ausland geadelt wurde. Ich hatte für mein Gutachten jedenfalls noch keine Rezeption aus England, an die ich mich anlehnen konnte.
Wenn sich aus der Feststellung, dass angeblich "solche Bücher nur in Übersetzung erscheinen", eine Fragestellung ableiten ließe, dann wäre das nach meiner Empfindung eher nicht "trauen sich deutsche Verlage nicht, gute, ungewöhnliche Bücher ohne Absicherung zu veröffentlichen?". Ich würde mir dann eher die Frage stellen: "Warum habe ich in meiner Zeit als Gutachter einen Mieville nur aus England bekommen und kein deutsches Manuskript, das mich ähnlich mitgerissen hat"?
Denn dass "Perdido Street Station" das beste Buch war, das ich seit mindestens zehn Jahren gelesen hatte, dass wusste ich nach dem Lesen auch selbst. Dafür braucht man nicht erst zu wissen, wie's in England abschneidet. Und da dieses Wow-Gefühl letztlich die wichtigste Basis für meine Empfehlung war, denke ich durchaus, dass ein deutsches Manuskript da keine schlechteren Chancen gehabt hätte - wäre der Impact beim Lesen nur derselbe gewesen.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#94 fictionality

fictionality

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 20:09

So wie Tarantino filmisch daraus schöpft, gab und gibt es das doch auch in der Literatur. Vor hundert Jahren hätte MKI als Beispiel vielleicht Verne oder Karl May genannt.


Gerade Tarantino ist doch pure Satire, und als solche darf (oder muss?) er sich an Vorbildern orientieren, um sie aufs Korn zu nehmen. Und vor hundert Jahren hätte kein Hahn nach einer Exploitation-Diskussion gekräht.

#95 fictionality

fictionality

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 20:11

Ist das Schreiben eines Buches nicht an sich schon eine kreative Leistung (jedenfalls solange man nicht abschreibt)?


Für mich (bitte ab jetzt als Ranicki-Sprachmuster lesen) ist es nur dann literarisch kreativ, wenn im Gesamtkontext eine klare eigene (stilistische/inhaltliche) Linie erkennbar ist, die den Autor vom kläglichen Rest unterscheidet.

Klar ist es kreativ ein Buch zu schreiben. Aber das kann eben daneben gehen oder nicht. Nur wenn es nicht daneben geht, kann ich von einer wahren kreativen Leistung sprechen.

#96 fictionality

fictionality

    Illuminaut

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 20:13

Inwiefern soll das ein Gegensatz sein??

Gerade wenn Du vorhast, ein Thema aufzugreifen, das schon durch sämtliche Medien gehetzt wurde, bist Du gut beraten, Deine Kreativität auf Hochtouren zu schalten, um etwas daraus zu machen, das irgendwen noch interessiert.



Finde ich nicht. Du musst weniger kreativ sein, um dich an ein beliebtes Thema anzuhängen als um ein eigenes zu erfinden. Das ist doch (gerade bei SF) die Hauptaufgabe des Autors.

#97 simifilm

simifilm

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 20:16

Dem muß ich widersprechen. Houellebecq mag ein Sonderling und Provokateur sein, aber es gibt m. E. kein Buch, daß das Dilemma unserer (westlichen) Zivilisation so gnadenlos und doch mitfühlend offenlegt wie z. B. "Elementarteilchen".


Elementarteilchen fand ich in seiner offensichtlich kalkulierten Aneinanderreihung von Provokationen langweilig und stilistisch - zumindest in der deutschen Übersetzung - sehr hölzern. Letzteres mag im französischen Original anders sein.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#98 Henrik Fisch

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 20:19

... Und nein, ich kann mit verkopfter Sprachengestelztheit nichts anfangen, die ich nämlich nicht für kreativ oder experimentell, sondern für unfähig halte, sich so auszudrücken, dass der andere versteht, was gemeint ist. ...

:D :) :) *beifallklatsch*

Wenn jeder plötzlich alles versteht, dann verlieren die Elitären dieser Welt einen Großteil ihrer Macht.

Bis dennen,
Henrik
Gerade fertig gelesen
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Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
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Serie "Mad Men"

#99 valgard

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 20:34

:D :) :) *beifallklatsch*

Wenn jeder plötzlich alles versteht, dann verlieren die Elitären dieser Welt einen Großteil ihrer Macht.

Bis dennen,
Henrik


Oder!
Gewisse "Elitäre" dieser Welt denken das sie mehr wissen als die Anderen.
Dann stellt sich mir aber die Frage warum nicht mehr der wesentlichen Fragen und Probleme der Welt gelöst sind?

Jeder muß selbst wissen was er vom Lesen und der Lektüre erwartet.
Grundsätzlich will ich Unterhalten werden.

valgard
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#100 Nibor

Nibor

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 20:43

Geht mir auch seit Jahren so (okay, vielleicht nur eine sehr lange Zeit). Bin zu dem Schluss gekommen, dass es mir nicht wichtig genug ist, um hinterherzulaufen. Aber trotzdem danke, dass ich auf diese Weise auch noch einen Hinweis auf mögliche Ursachen bekomme. :D
Nur dass ich mich gar nicht erinnern kann, dass mein Avatar irgendwas mit Compuserve zu tun hatte :)


Der Avatar von AE soll von der Seite http://ourworld.comp...schbach/ae1.jpg geladen werden, die es aber nicht mehr gibt. Bei dir kann hier (http://www.romanecke.de/spider.gif) die Datei spider.gif nicht gefunden werden.

Bearbeitet von Nibor, 12 Oktober 2010 - 20:44.


#101 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 20:49

Elementarteilchen fand ich in seiner offensichtlich kalkulierten Aneinanderreihung von Provokationen langweilig und stilistisch - zumindest in der deutschen Übersetzung - sehr hölzern. Letzteres mag im französischen Original anders sein.

Da haben wir offensichtlich verschiedene Bücher gelesen. :D
Das geht mir häufiger so, nur meistens ist es anders herum, daß ich mir dem, was andere großartig finden, nichts anfangen kann. Die letzte Enttäuschung in Sachen SF war Ken Grimwoods "Replay", das ich nach dem ersten Drittel in die Ecke geworfen habe; und doch wird das Teil von zahlreichen Lesern als großartig empfunden und bei Amazon mit 5 Sternen bewertet. Da habe ich auch gedacht, daß es vielleicht zwei verschiedene Bücher gleichen Namens gibt. :)

#102 Andreas Eschbach

Andreas Eschbach

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 20:54

Der Avatar von AE soll von der Seite http://ourworld.comp...schbach/ae1.jpg geladen werden, die es aber nicht mehr gibt. Bei dir kann hier (http://www.romanecke.de/spider.gif) die Datei spider.gif nicht gefunden werden.


:D Da sieht man mal wieder meine geistige Unbeweglichkeit †¦ Ich habe ein "persönliches Foto" hochgeladen und gedacht, das sei zugleich der Avatar.

Mehr lesen, weniger denken kann da nur die Devise lauten!

#103 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 21:02

Nicht umsonst habe ich in meinem letzten Post ja gestanden, dass ich um preisgekrönte, hohe Literatur einen Bogen schlage.


Das muß jeder so halten, wie er möchte, aber manchmal entgeht einem dabei auch etwas.
So habe ich mir nach der überraschenden Nobelpreisverleihung an Herta Müller aus Neugier ein Buch von ihr gekauft und es mit in den Urlaub genommen. Nach 10 Seiten Lektüre war ich schon fast soweit, die Lektüre aufzugeben, weil ich beim Lesen wirklich nur sehr mühsam vorankam. Irgendwann hatte ich mich an den Stil der Autorin gewöhnt und habe es dann doch bis zum Ende geschafft, immer noch mit einem zwiespältigen Eindruck. Nachdem ich inzwischen x andere Bücher und Geschichten gelesen habe, stelle ich aber fest, daß ich mich an das meiste davon überhaupt nicht mehr erinnern kann, wohl aber an einige Szenen aus dem Herta-Müller-Buch, die sich mir auf seltsame Weise mit ihren Bildern eingeprägt haben.

Ich will damit sagen, leichte Zugänglichkeit ist nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal, denn sonst könnte ich ja auch die Karl-May-Bände meiner Jugend wieder hervorkramen ... ;)

Gruß
FWH

Bearbeitet von Frank W. Haubold, 12 Oktober 2010 - 21:17.


#104 Andreas Eschbach

Andreas Eschbach

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 21:04

Es stimmt also nicht, dass die deutschen Verlage da keine eigenen Entscheidungen treffen, keine Risiken eingehen und nichts Ungewöhnlicheres nehmen, wenn es nicht bereits im Ausland geadelt wurde.


Ja, das stimmt definitiv nicht. Bücher können in verschiedenen Ländern ganz verschieden gut ankommen. In Frankreich z.B. ist Terry Pratchett eher ein Autor vom Rand des Spektrums, während sich Orson Scott Card verkauft wie geschnitten Brot. Oder Pierre Bordage, der in Frankreich ein Auflagenkönig von Hohlbein'schen Dimensionen ist und gleichzeitig ein öffentliches Ansehen wie in Deutschland, sagen wir, Frank Schätzing genießt: Seine "Krieger der Stille" (die in Frankreich auch als Comic erhältlich sind und verfilmt werden sollen usw. usf.) ziehen in Deutschland keine Wurst vom Brot. Und so weiter.

Verlage wissen das auch (und haben für diese Erfahrung teuer bezahlt) und wissen deshalb auch, dass sie letztendlich die Frage, wird sich dieses Buch bei uns verkaufen, immer selber beantworten müssen.

Wenn sich aus der Feststellung, dass angeblich "solche Bücher nur in Übersetzung erscheinen", eine Fragestellung ableiten ließe, dann wäre das nach meiner Empfindung eher [...]: "Warum habe ich in meiner Zeit als Gutachter einen Mieville nur aus England bekommen und kein deutsches Manuskript, das mich ähnlich mitgerissen hat"?


;) Ganz, ganz heiße Frage. Wäre einen eigenen Thread wert.

#105 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 21:15

;) Ganz, ganz heiße Frage. Wäre einen eigenen Thread wert.

Ich denke: besser nicht.
Ich jedenfalls kann das Gerede dieser Pseudo-Sachverständigen nicht mehr hören, die seit zwanzig Jahren dem Publikum erzählen, daß es keine ordentlichen Manuskripte deutscher Autoren gibt. Ich behaupte dagegen: Wenn tatsächlich das eine oder andere gute dort eingeht (wovon ich ausgehe), wären sie vermutlich die letzten, die es merken würden.

Gruß
Frank

#106 Andreas Eschbach

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 21:16

Du musst weniger kreativ sein, um dich an ein beliebtes Thema anzuhängen als um ein eigenes zu erfinden. Das ist doch (gerade bei SF) die Hauptaufgabe des Autors.


Ich sehe schon, wir sind diesbezüglich sehr unterschiedlicher Auffassung. Meiner Auffassung nach ist es die Hauptaufgabe eines Autors, aus einer Idee eine Geschichte zu machen und sie so zu schreiben, dass andere Leute sie mit Gewinn lesen.

Und ein "eigenes Thema erfinden" ... Ich muss gestehen, ich kann mir gar nicht vorstellen, was genau damit gemeint ist. Wann hat das ein SF-Autor denn zum letzten Mal gemacht? Ich wäre für ein aufschlussreiches Beispiel dankbar.

Das letzte große neue Thema war meiner Wahrnehmung nach die Einführung des Cyberspace durch William Gibsons "Neuromancer". Aber der hat das alles auch nicht erfunden, sondern Entwicklungen, die sich in den Labors schon abzeichneten, literarisch umgesetzt. Nach Michaels Definition ein klassischer "Exploit", demnach ... ;)

#107 Lomax

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 21:18

Der Avatar von AE soll von der Seite http://ourworld.comp...schbach/ae1.jpg geladen werden, die es aber nicht mehr gibt. Bei dir kann hier (http://www.romanecke.de/spider.gif) die Datei spider.gif nicht gefunden werden.

*peinlich berührt hüstel*
Vielen Dank. Ist korrigiert. Man sollte mitunter doch bei sich selbst nachschauen und nicht automatisch davon ausgehen, dass es ein andere-Leute-Problem ist ...
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#108 lapismont

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 21:45

*peinlich berührt hüstel*
Vielen Dank. Ist korrigiert. Man sollte mitunter doch bei sich selbst nachschauen und nicht automatisch davon ausgehen, dass es ein andere-Leute-Problem ist ...

Irgendwie eine sehr nette Zusammenfassung des Thenas.
;)
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#109 simifilm

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 22:35

Gerade Tarantino ist doch pure Satire, und als solche darf (oder muss?) er sich an Vorbildern orientieren, um sie aufs Korn zu nehmen. Und vor hundert Jahren hätte kein Hahn nach einer Exploitation-Diskussion gekräht.


Ich denke, dass gerade Tarantino ein sehr gutes Beispiel dafür ist, dass man die abgedroschensten Ideen/Themen auf höchst aufregende Weise neu erzählen kann. Ohnehin sind für mich gerade beim Lesen neue 'Ideen' je länger je weniger wirklich wichtig. Stattdessen kriegt das 'wie', die Art und Weise, wie jemand erzählt, eine immer grössere Bedeutung bei meiner Beurteilung von Literatur (und auch Filmen).

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#110 Lomax

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Geschrieben 12 Oktober 2010 - 22:37

Ich jedenfalls kann das Gerede dieser Pseudo-Sachverständigen nicht mehr hören, die seit zwanzig Jahren dem Publikum erzählen, daß es keine ordentlichen Manuskripte deutscher Autoren gibt. Ich behaupte dagegen: Wenn tatsächlich das eine oder andere gute dort eingeht (wovon ich ausgehe), wären sie vermutlich die letzten, die es merken würden.

Lässt man mal den typisch charmanten Raufbold-Sound außen vor, möchte ich Frank zumindest insoweit recht geben, dass ich so einen Thread auch nicht eröffnen wollen würde. Zum einen entspricht es auch nicht meinem Selbstverständnis, wohlfeiles Verlagsbashing durch ebenso wohlfeiles in-den-Himmel-loben der "so viel besseren angelsächsischen Autoren" zu ersetzen. Da erinnere ich mich noch gut genug an mein eigenes Grummeln, als ich entsprechende Aussagen beispielsweise von Festa gelesen habe.
Zum anderen war es zwar so, dass ich nie einen deutschen Mieville gesehen habe ... Aber das mag Zufall sein. Es gibt durchaus eine Menge deutscher Autoren, die von anderen Gutachtern und Lektoren entdeckt und mit Begeisterung verlegt wurden. Und es gibt genug deutsche Autoren, die ich jeweils auf eigene Weise bemerkenswert finde. Wenn man jetzt anfängt, darüber zu diskutieren, ob es keine "ordentlichen Manuskripte deutscher Autoren" gibt, landet man automatisch bei einer kleinteiligen Diskussion darüber, ob diese Autoren jetzt mit einem Mieville oder anderen gelobten angelsächsischen Autoren vergleichbar sind oder nicht. Und das ist eine Fettnäppfchen-Diskussion, an der ich mich wirklich nicht beteiligen will; nicht als Lektor und schon gar nicht als ebenfalls deutscher Autor. ;)

Ich will meinen Einwand also einfach nur als Gegenbeispiel aus der Praxis im Rahmen dieser Diskussion stehen lassen und als Denkanstoß dahin, dass man, wenn man denn zu dem Schluss kommen möchte, dass die bei den Verlagen erscheinenden Autoren, die man als Wagnis und ungewöhnlich bezeichnen kann, allesamt Übersetzungen sind, man halt noch lange nicht automatisch bei der Erkenntnis landet, dass "die bösen Verlage ja kein Risiko eingehen und nur auf Bewährtes setzen", sondern dass man dann nicht umhinkommt, auch die Angebotsseite auf dem deutschen Markt zu betrachten.
Um Frank zu beruhigen, möchte ich also betonen, dass ich mich nicht Jakobs Aussage anschließen will, dass man gute, gewagte, originelle Literatur nur in Übersetzungen findet (obwohl ich persönlich vieles, was Frank gut findet, vermutlich als Gutachter tatsächlich abgelehnt hätte und auch dazu stehen würde, weil ich aus anderen Diskussionen den Eindruck gewonnen habe, dass ich einen gewissen Teil von Franks Vorlieben als zu langweilig für den kommerziellen Markt und von zu fehlendem literarischen Wert für einen "Renommeetitel" einschätzen würde. Aber so pflegt halt jeder seinen eigenen Geschmack, und wenn Frank der Ansicht ist, dass sämtliche Verlagsgutachter einen anderen Geschmack an den Tag legen als er, ist das vermutlich ein statistisches Phänomen des Literaturmarktes, mit dem alle Beteiligten irgendwie leben müssen und aus dem sich wohl keine allgemeinen Aussagen zum Thema ableiten lassen). Ich sage nur, bei Mieville spielte sein Erfolg auf dem englischen Markt keine Rolle bei der Auswahl, in vielen anderen Fällen dürfte es ähnlich sein. Und diese Programmplätze stehen dann prinzipiell auch allen anderen orginären Autoren zur Verfügung, die ähnlich überzeugen können.
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#111 Gast_Frank W. Haubold_*

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Geschrieben 13 Oktober 2010 - 05:17

"charmanter Raufbold-Sound" gefällt mir schonmal. ;) Im übrigen gibt es nur einen Lektor, den ich tatsächlich nicht ausstehen kann, was wohl auf Gegenseitigkeit beruht. Das heißt natürlich nicht, daß ich mit einigen anderen immer einer Meinung wäre. Gerade zu dem von Dir herausgehobenen China Mieville vermag ich die teilweise anzutreffende Euphorie nicht zu teilen. Nach der enervierenden Lektüre von "König Ratte" würde ich jedenfalls keinen zweiten Versuch unternehmen. Eine Diskussion über deutsche Autoren und deren gute oder schlechte Manuskripte lohnt sich schon allein deswegen nicht, weil der englische Markt und die Zahl englisch schreibender Autoren so viel größer ist, daß zwangsläufig auch mehr Hochwertiges entstehen muß. Ob es nun allerdings das Hochwertige ist, das hierzulande erscheint, darüber gibt es sicherlich unterschiedliche Auffassungen. Gruß Frank

#112 lapismont

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Geschrieben 13 Oktober 2010 - 06:39

War König Ratte nicht sein Debüt? Aber egal, mich hieb Falter damals um. Ähnlich unterschiedliche Erfahrungen hat wohl jeder von uns schon gemacht. Das "falsche" Werk eines Autors gelesen und schwupp landet er auf einer Blacklist. Für mich ist die Frage der anspruchsvollen Literatur immer so etwas, als wenn man dem letzten der bei einem Städte-Marathon ins Ziel kommt unter die Nase hielte, dass Tausende besser waren.
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#113 Gast_Frank Böhmert_*

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Geschrieben 13 Oktober 2010 - 07:23

Irgendwie eine sehr nette Zusammenfassung des Thenas.
;)

:lol: Das habe ich auch gedacht, Ralf!

Ich will meinen Einwand also einfach nur als Gegenbeispiel aus der Praxis im Rahmen dieser Diskussion stehen lassen und als Denkanstoß

Darf ich da mal nachhaken, Lomax? Du warst Gutachter gleichzeitig für die englische und die deutsche Sprache?

Ich habe bisher lediglich englischsprachige Bücher begutachtet, im Kinder- und Jugendbuchbereich. Und zumindest für die Lektorinnen, die mich als Gutachter haben wollten, kann ich ebenfalls sagen, dass sie sehr genau hingeguckt haben und mit dem Herzen dabei waren und immer auf das Buch gehofft haben, das sie völlig hinwegfegen würde. Die haben nicht kühl dagesessen und Programmplätze verteilt.

(Dass sie dann, wenn sie begeistert waren, Gegenmeinungen eingeholt haben, um zu schauen, ob man damit wirklich verschiedene Sorten Leser begeistern und also hoffentlich auch Geld verdienen kann, halte ich nur für vernünftig.)

(Ich war nie Erstbegutachter, sondern immer der zweite oder dritte.)

Bearbeitet von Frank Böhmert, 13 Oktober 2010 - 07:48.


#114 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 13 Oktober 2010 - 07:33

Nur so am Rande, seid ihr noch beim ursprünglichen Thema?

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

Blog zur Sekundärliteratur: http://sebesta-seklit.net/

Online-Bibliothek zur Sekundärliteratur: http://www.librarything.de/catalog/t.sebesta

Facebook-Gruppe: https://www.facebook...tik.ge/members/


#115 Gast_Frank Böhmert_*

Gast_Frank Böhmert_*
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Geschrieben 13 Oktober 2010 - 07:40

Nur so am Rande, seid ihr noch beim ursprünglichen Thema?

Ja. Sicher.

These 1: Es gibt böse Exploitation-SF-Autoren.

These 2: Es gibt böse Lektoren, die die ankaufen.

Und jetzt gucken wir gerade mal, wie die Erfahrungen in der Praxis mit Ankäufen von Manuskripten so sind.

Das ist in meinen Augen ein Schlenker, der vielleicht auch für reine Leser spannend ist, aber kein Themenwechsel. Wenn MKI als Threaderöffner das anders sieht, könnt ihr aber gern aufteilen.

#116 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 13 Oktober 2010 - 07:54

Wenn ich das jetzt richtig verstehe würde doch These 3 lauten: Weil Lektoren per Exploitation entstandene Werke ankaufen wird die Ausbeutung aktueller Themen bios zum Exzess betrieben?. Verleitet dies gute Autoren böse zu werden? Sprich für Lektoren ist Exploitation kein Thema weil es nur auf gut oder schlecht geschrieben ankommt? Gibt es Beispiele für die Ablehnung wegen Exploitation?

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

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#117 fictionality

fictionality

    Illuminaut

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Geschrieben 13 Oktober 2010 - 08:26

Ich sehe schon, wir sind diesbezüglich sehr unterschiedlicher Auffassung. Meiner Auffassung nach ist es die Hauptaufgabe eines Autors, aus einer Idee eine Geschichte zu machen und sie so zu schreiben, dass andere Leute sie mit Gewinn lesen.


Ja, aber damit andere dies mit Gewinn lesen können, muss die Idee erst einmal neu sein, unverbraucht, frisch, anders. Leser sind (oder sollten) neugierig sein und sich nicht mit immergleichen Aufgüssen von (z. B. Zeitreise-)Themen zufriedenstellen (und viele machen das so). So unterschiedlicher Meinung sind wir also gar nicht, unsere Denkreihenfolge war vielleicht eine andere.

Und ein "eigenes Thema erfinden" ... Ich muss gestehen, ich kann mir gar nicht vorstellen, was genau damit gemeint ist. Wann hat das ein SF-Autor denn zum letzten Mal gemacht? Ich wäre für ein aufschlussreiches Beispiel dankbar.

Das letzte große neue Thema war meiner Wahrnehmung nach die Einführung des Cyberspace durch William Gibsons "Neuromancer".


Ja, zum Beispiel. Aber da scheiden sich wahrscheinlich schon wieder unsere Geister. "Große" Themen können auch versteckt entstehen, man muss nur nach ihnen graben. Ich schaue mich z. B. bewusst eher im Kleinauflagenmarkt um, wenn ich nach neuen, spannenden Themen suche. Wobei ich zugeben muss, dass ich nur selten SF lese, meine Meinung hier also nicht unbedingt fachbezogen ist.

Aber der hat das alles auch nicht erfunden, sondern Entwicklungen, die sich in den Labors schon abzeichneten, literarisch umgesetzt. Nach Michaels Definition ein klassischer "Exploit", demnach ... ;)


Nein, das ist doch das "Science" in "Sciencefiction", also die Wissenschaft in Literatur integrieren ... Was Michael meinte, war eher die gnadenlose Lenkung von Masseninteresse durch Massenmedien. Und die Autoren, die sich an solche Trends anhängen, die immer nur eine bestimmte Zeit bedienen, nicht aber generell neue Wege und Möglichkeiten für (SF-)Literatur aufzeigen.

#118 Andreas Eschbach

Andreas Eschbach

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Geschrieben 13 Oktober 2010 - 08:28

Ich jedenfalls kann das Gerede dieser Pseudo-Sachverständigen nicht mehr hören, die seit zwanzig Jahren dem Publikum erzählen, daß es keine ordentlichen Manuskripte deutscher Autoren gibt.


In letzter Zeit habe ich eher den Eindruck, dass es nicht an den Autoren liegt. Wie gesagt, es gibt im Verlagswesen einen starken Trend zur Konzentration auf Imitate. Vielleicht kann man auch irgendwo "Originalität - nein danke!"-Aufkleber für Lektoratsschreibtische kaufen, wer weiß?

#119 fictionality

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    Illuminaut

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Geschrieben 13 Oktober 2010 - 08:28

Stattdessen kriegt das 'wie', die Art und Weise, wie jemand erzählt, eine immer grössere Bedeutung bei meiner Beurteilung von Literatur (und auch Filmen).


Ja, gut. Dann ist das "Neue" an dieser Literatur eben der Stil. Auch schön. Kann ich mit leben. Ich will nur nicht ständig einen literarischen Einheitsbrei vorgesetzt bekommen.

#120 Andreas Eschbach

Andreas Eschbach

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Geschrieben 13 Oktober 2010 - 08:30

"Große" Themen können auch versteckt entstehen, man muss nur nach ihnen graben. Ich schaue mich z. B. bewusst eher im Kleinauflagenmarkt um, wenn ich nach neuen, spannenden Themen suche.


Und was findest Du da z.B.?


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