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Karla Schmidt (Hrsg.) - Hinterland, Teil 2


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167 Antworten in diesem Thema

#1 Rusch

Rusch

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Geschrieben 15 Januar 2011 - 19:22

Lesezirkel, Teil 2 mit den Stories 11 bis 20

Eingefügtes Bild
Hinterland
Karla Schmidt (Hrsg.)

Wulf Dorn: Jenseits der Mauer
Karsten Kruschel: Vierte und Erste Sinfonie oder: Müllerbrot
Nadine Boos: Kamera(d), Action!
Markolf Hoffmann: Triptychon
Aleksandr Voinov: Nicht Amerika
Tobias Bachmann: Die letzte Telefonzelle
Tobias Lagemann: P.O.S.
Valerie Kreifelts: Der Anfänger
Dirk C. Fleck: V2-Schneider
Siegfried Langer: Berlin, Nachklang

#2 karla

karla

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Geschrieben 17 Januar 2011 - 08:08

Guten Morgen! :)

Weiter geht es also mit der zweiten Hälfte des "Hinterland": Wulf Dorn - Jenseits der Mauer

Wulf hat früher Geschichten in den Pandaimonium-Bänden bei Wurdack veröffentlicht. Wenn ich nicht zufällt ganz kurz vor seinem Erfolgsschub mit ihm Kontakt bekommen hätte, dann hätte ich wohl keine Chance mehr gehabt, dass eine Email überhaupt beantwortet wird.
Kennengelernt haben wir uns über das Bowie-Zitat in meiner Signatur im "Autorenforum". Wulfs erster Thriller ist ebenfalls Bowie-inspiriert. Darum war es dann nicht so schwierig, ihn zu einer Kurzgeschichte fürs "Hinterland" zu überreden.

"Jenseits der Mauer" ist für mich eine klassische Pointengeschichte, und ich mag es, dass es eine fiese Pointe ist.

Das Stück, das hier Pate steht, ist "Leon takes us outside", ein anderthalbminütiges Intro zu Bowies Album "1. Outside" (1995). Es ist ein sphärisches, düsteres Instrumental ... das ich leider im Netz nirgends finden konnte. Wer es dennoch gerne anhören möchte, kann mir eine PN schicken. Auch die übrigend Stücke des Albums gibt es leider nur in Live-Versionen im Netz.

Ich verlinke hier den Song "Outside", der unmittelbar auf das Intro folgt, weil er sowohl stimmungsmäßig als auch mit den Lyrics sehr gut zu Wulfs Geschichte passt.

Musik: http://www.hinterlan..._THE_MUSIC.html
Lyrics: http://www.metrolyri...avid-bowie.html

Besonders das hier findet sich in der Geschichte wieder:

The crazed in the hot zone
The mental and divas hands
The feasting of life
To the music outside
To the music outside
...
The Music is outside
Ouside
...


Die Musik spielt eben immer dort, wo man nicht ist.

Liebe Grüße, Karla


P.S.: Dass es in der Anthologie neben ein paar ambivalenten Enden ansonsten nur Geschichten mit einem bösen Ende gibt, liegt übrigens nicht daran, dass ich die positiven Enden verschmäht und aussortiert hätte. Die AutorInnen kamen ganz von selbst damit an. Was natürlich zu Bowies Musik passt, die sich auch eher mit den dunklen Seiten des Daseins befasst.

#3 Nadine

Nadine

    Temponaut

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Geschrieben 17 Januar 2011 - 09:04

Och. Das mit dem "schlechten" Ausgang ist bei "Hinter der Mauer" ja relativ. Ob er jetzt an Herzverfettung stirbt oder noch andere Menschen glücklich macht ...? Und er hat ja herausgefunden, was er wissen wollte. Ist doch gar nicht so negativ, wenn der Protagonist sein Ziel erreicht.

Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#4 Rusch

Rusch

    Phantastonaut

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Geschrieben 17 Januar 2011 - 09:52

Also mir hat die Geschichte so gar nicht recht gefallen. Die Gegensätze waren zu groß und warum sollten die Menschen so sehr verfettet sei? Ich meine bei einem Film wie Wall-E konnte ich es ja verstehen, dass die Menschen auf dem Raumschiff zu wahren übermäßigen Monstren wurden, aber warum sollten in der Stadt alle Menschen fett sein? Also meinen Geschmack traf diese Geschichte nicht. Das war insgesamt zu wenig.

#5 Nadine

Nadine

    Temponaut

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Geschrieben 17 Januar 2011 - 10:01

Die Verfettung hat mich vor allem deshalb gestört, weil offenbar alles kontrolliert wird, außer der Gesundheit. Wenn es Anwesenheit in der Schule gibt, weshalb kein Pflicht-Gesundheitsprogramm auf dem Laufrad und keine gesunde Ernährung oder zumindest Essensrationen mit einer Zusammensetzung, die an den jeweiligen Menschen angepasst ist? Und dem Kind am Ende müsste es bei all dem Fett erstmal den Magen umdrehen, der eine solche Ernährung nicht gewöhnt ist. Die Idee insgesamt fand ich nett, aber naiv. Ähnliche Sachen habe ich als Kind aus der Bib ausgeliehen. Sprachlich gut, routiniert.

Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#6 Heidrun

Heidrun

    Giganaut

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Geschrieben 17 Januar 2011 - 12:30

Ich habe mich auch gefragt, ob der Trend tatsächlich alternativlos "Verfettung" heißt. Was ist mit den ganzen Joggern, Walkern und Skatern, die beim ersten Sonnenstrahl in den Park strömen? Und andererseits - ist es denkbar, daß draußen gar nichts mehr ist und die Leute die Sprache verlernen? Wir leben hier in einer Gegend, die sogar vom Klimawandel weitgehend verschont wird, von Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen ganz abgesehen. Fruchtbar. Feucht. Was mich wirklich erschüttert hat, ist die umgesunkene Freiheitsstatue im letzten Abschnitt. Ach so, das war der Bundestag ... Ausgerechnet das Ende hat mich nicht gestört. Konsequent und brutal. Das gefällt mir. :)
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#7 Jakob

Jakob

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Geschrieben 17 Januar 2011 - 12:48

Mir gefällt "Jenseits der Mauer" von der Erzählweise sehr gut, und ich würde da auch keinen "Realismus" erwarten. Inhaltlich ist mir die Geschichte allerdings ein bisschen zu klischeehaft, und, obwohl böse, irgendwie dann auch wieder stark moralisierend. Für mich so etwas, was sich gut wegliest, was mich aber bei näherer Überlegung doch eher kalt lässt.

Bearbeitet von Jakob, 17 Januar 2011 - 12:48.

"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

Verlag das Beben
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  • (Buch) gerade am lesen:Zachary Jernigan, No Return/James Tiptree Jr., Zu einem Preis
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel R. Delany, Dunkle Reflexionen/Thomas Ziegler, Sardor - Der Flieger des Kaisers
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  • • (Film) gerade gesehen: Oblivion
  • • (Film) als nächstes geplant: Star Trek Into Darkness
  • • (Film) Neuerwerbung: American Horror Story (Serie)

#8 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 17 Januar 2011 - 14:35

Mit "Jenseits der Mauer" wurde ich nicht so recht warm, weil mir der Text zu vorhersehbar war. Dafür war dann der Plot nicht fetzig genug und die Erzählweise zu behäbig. Ganz nett fand ich den Kontrast zwischen der Rundum-Sicher-In-Der-Mauer-Welt und dem Bösen-Fiesen-Jenseits-der-Mauer. Ein bisschen erinnerte mich die Stadt in den Mauern an Social-Networks. Denn genau dort findet das Leben nicht statt. Und wer sich auf dem "Freundeskreis" hinaus wagt, erlebt vielleicht so manche Überraschung ... Oder die Bewohner von Wohnanlagen samt alarmgesicherte Mauern, Sicherheitsdienst und Perso-Kontrollen am Eingang ..., auch die gibt es ja bereits. Viele Grüße Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
  • (Buch) gerade am lesen:Ich lese zu schnell, um das hier aktuell zu halten.
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#9 Skydiver

Skydiver

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Geschrieben 17 Januar 2011 - 17:49

Jenseits der Mauer
Gut geschrieben, ohne Aufreger aber mit Spannungsaufbau. Mit dem Ende hatte ich so nicht gerechnet. Hätte mit etwas mehr an Informationen zum Leben oder nicht leben außerhalb der Mauer gerechnet. Aber im nachhinein betrachtet o.k.. Eben ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Zumindest für unseren Wonneproppen. :rolleyes: .
Das mit den fetten Typen hat mich nicht irritiert. Immer schön füttern damit die Herde auf begrenztem Lebensraum glücklich und träge bleibt†¦
Soweit zu meinem moralischen Anspruch an Kurzgeschichten†¦ :bigcry:

--------------------------------------------------------
It's all fun and game until someone loses an eye

  • (Buch) gerade am lesen:Robert B Parker

#10 methom

methom

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Geschrieben 17 Januar 2011 - 21:00

Ich kann mich der vorherrschenden Meinung nur anschliessen: eine solide geschriebene Story, die mich aber nicht wirklich vom Hocker reißen kann. Dazu ist doch irgendwie alles zu bekannt.

Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha


#11 fahrenheit.451

fahrenheit.451

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Geschrieben 17 Januar 2011 - 23:14

Mit "Jenseits der Mauer" wurde ich nicht so recht warm, weil mir der Text zu vorhersehbar war.

Der Titel verrät ja schon viel zu früh, worum's geht. Wenn die Geschichte beispielsweise und gemeinerweise "Dem deutschen Volke" hieße...

Bearbeitet von fahrenheit.451, 18 Januar 2011 - 00:48.

  • (Buch) als nächstes geplant:Shazim. Der verborgene Plan
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#12 Jaktusch † 

Jaktusch † 

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 00:57

Konsequent und brutal. Das gefällt mir. :help:


Ich glaube, dich möchte ich nicht näher kennen lernen....;-)

Zu Jenseits der Mauer:
Ich sag's mal ganz direkt (der Autor liest ja bisher nicht mit....): für mich die bisher schwächste Story.
Diese Szenerie: die Elite unter sicheren Kuppeln, die Underdogs draußen unter böser Strahlung: gähn!, 100fach gelesen. Und dann ist da immer einer, der von drinnen nach draußen will oder umgekehrt, gähn! Die Pointe: konnte kaum anders sein, sonst hätte man einen Roman draus machen müssen.
- Anständig geschrieben schon, aber das ist ja auch das Mindeste...

Jaktusch
Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie.

#13 b_streun

b_streun

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 01:21

Na, das liest sich hier ja recht kritisch bisher†¦ Da ich SF-mäßig nicht so vorbelastet bin, konnte ich die Story durchaus lesen ohne gleich 100 andere Kopf zu haben. Ich fand sie sehr spannend, wenn sie uns auch allzuviel Komplexität in Handlung und Erzählweise eher erspart. Es interessierte mich, was außerhalb der Mauer ist. Und mit dem dicken Leon, der aber einen eigenen Kopf hat, konnte ich auch gut mitfiebern. Nur schade, dass seine Neugier so bestraft wird. So könnte das auch in einem "Neuen Struwwelpeter" stehen: „Kinder, probiert bloß nicht, hinter die Mauer zu gucken!“ Die Welt innen ist sehr anschaulich beschrieben. Inwiefern die Verfettung realistisch ist, hab ich mich auch gefragt, den Fitnesswahn von heute im Kopf habend. Aber, man könnte sich schon eine Welt denken, wo man sich nicht mehr bewegt, weil eh kein Platz ist, alles technisiert ist, dass man es auch nicht muss - und mit künstlicher, fetter Nahrung abgefüllt wird, vielleicht sogar, damit man nicht so alt wird. Ich hätte jedoch gern mehr über die Welt draußen erfahren†¦ und über die Menschen, die da hausen†¦ und wie es dazu kam. Andererseits - es musste wohl so kurz und brutal enden. Hier ging es wohl nicht anders, damit der Leser schön geschockt ist, und damit die Welt draußen uns genauso fremd bleibt, wie dem kleinen Leon, der gar keine Zeit hat, sie kennenzulernen. Für mich hatte die Geschichte auch einen sozialkritischen Aspekt: "Eat the rich!" Und wenn die Reichen sich absondern und die Armen aussperren, kann es böse enden...

#14 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 07:47

Ich glaube, dich möchte ich nicht näher kennen lernen....;-)

Ich bringe sehr selten Leute um. :help:
Aber ich schätze es, wenn ein Autor auch mal brutal sein kann, statt in moralisches Gesums zu verfallen. Ich schätze es auch, wenn jemand mit ein paar Seiten auf den Punkt kommt. Aber als SF-Vielleser fielen mir tatsächlich etwa zwei Dutzend ähnliche Storys ein.


Und damit ich endlich mal etwas von Herzen loben kann, gleich noch zwei Sätze zu "Müllerbrot" (passend zum Thema):
Ich wollte, ich könnte einen Unsympathen so überzeugend beschreiben. Diese Story kracht richtig - konsequent und brutal. Und obendrein mit einem aufklärerischen Anspruch gesegnet. Irgendwie fielen mir sofort die Terminator-Gene im superduper Saatgut von Monsanto & Co. ein. Die Story treibt die Sauerei auf die Spitze.
Ich frage mich nur ganz kurz, wo die Leichenberge eigentlich verschwinden, ohne daß jemand wirklich stutzig wird, wenn plötzlich alle Nachbarn stocksteif in der Gegend stehen ... Nein, ausnahmsweise will ich das so genau nicht wissen. Dazu hatte ich zu viel Spaß.
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#15 karla

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 08:10

Und guten Morgen. :help:

Es stimmt schon, "Jenseits der Mauer" bietet Altbekanntes. Mir gefällt daran vor allem das konsequente, knappe Ende. Auf den ollen Slogan "Eat the rich" bin ich gar nicht gekommen, Barbara. Das sozialkritische Element sehe ich hier allerdings gar nicht so deutlich. Dazu bleibt mir die Geschichte zu unkonkret. Die Verfettung und auch die "deutsche Freiheitsstatue" habe ich eher als grotesk angesehen.
Weswegen ich diese Geschichte auch mit Karstens Geschichte gepaart habe, die Heidrun ja schon angesprochen hat:

Karsten Kruschel - 4. und 1. Sinfonie oder: Müllerbrot

Lyrics entfallen heute, da es keine gibt. Die Story lehnt sich an zwei symphonische Werke an: Phillip Glass hat sich Bowies Berliner Alben vorgenommen, nämlich "Low" und "Heroes", und sie weiterverarbeitet. Das Ergebnis hört sich wirklich nach Bowie UND nach Glass an, was ich schon recht faszinierend finde.

Hier Ausschnitte aus der Musik: http://www.hinterlan..._THE_MUSIC.html

@Karsten: Sag mal, hast Du beim Schreiben die Musik eigentlich tatsächlich gehört? Ich frage, weil bestimmte Momente in der Geschichte mit bestimmten Momenten in der Musik zusammenfallen.

@Heidrun: Ich freue mich ganz doll, dass Du Dich nicht fragst, wo die ganzen Statuen hinkommen. :( Dazu fällt mir ein: Es gibt einen spanischen Kurzfilm aus den 1970er Jahren, in dem Menschen in Telefonzellen eingesperrt werden. Die Zellen werden dann abtransportiert und in unterirdischen Stollen eingelagert. Grotsker Film ... wie hieß der bloß???
Jedenfalls könnte man Karstens Statuen ebenfalls einsammeln und einlagern. Auch wenn natürlich noch fraglich bleibt, wie man das "unbemerkt" hinbekommt. Aber da es ja vor allem die Armen in den "Drittweltländern" trifft, kräht wahrscheinlich ohnehin kein Hahn danach ...

LG, Karla

#16 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 09:21

Hallo, Müllerbrot: Was mir bei "Jenseits der Mauer" fehlt, ist hier vorhanden: Die so ganz, ganz andere Wahrnehmung der Hauptfigur. Das fiel mir gestern abend nämlich noch ein, dass das dicke Kind in "Jenseits der Mauer" über all das, was es draußen zu sehen gibt, nicht wirklich erstaunt ist, nicht sprachlich sichtbar durch den Text, noch nachvollziehbar durch die Beschreibung innerer Vorgänge. Nun gut, bei "Müllerbrot" kommt das alles sehr dick, aber gerade das, das Überzeichnete, gefällt mir. Das gibt dem Text etwas wunderbar unerträgliches. Und weil das Stichwort "Eat The Rich" bereits fiel, ja, beim Lesen des Textes habe ich mich an den Film erinnert :help: VG Tobias
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(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

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#17 Rusch

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 10:05

Wahrscheinlich wäre die richtige Untermalung zu dieser Geschichte Koyaanisqatsi. :help: Die Geschichte war richtig fies und menschenverachtend und erinnerte mich an Harry Harrisons "Make Room! Make Room!" oder auch der Verfilmung "2023... die überleben wollen". Im Prinzip ist das aber auch nichts anderes als der Replikator der Enterprise. Auch dort wird alles mit Ausnahme von Toten wiederverwertet. :(

#18 Pepe Metropolis

Pepe Metropolis

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 10:11

Es gibt einen spanischen Kurzfilm aus den 1970er Jahren, in dem Menschen in Telefonzellen eingesperrt werden. Die Zellen werden dann abtransportiert und in unterirdischen Stollen eingelagert. Grotsker Film ... wie hieß der bloß???


La Cabina

beste Grüße
Pepe

#19 methom

methom

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 10:41

oder auch der Verfilmung "2023... die überleben wollen".


*Hüstl* 2022 *Hüstl*

Aber stimmt schon, natürlich ist "Soylent Green" die erste Assoziation, die auch ich bei dieser Geschichte hatte.
Das was die Geschichte für mich ausmacht, ist aber weniger die Handlung, als viel mehr die herausfordernde (im ersten Moment anstrengende) Sprache, die mich dann doch stark an die eigentlich simple Handlung gefesselt hat. Daher gefällt mir das Müllerbrot deutlich besser als die Mauer.

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#20 fahrenheit.451

fahrenheit.451

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 12:00

Sag mal, hast Du beim Schreiben die Musik eigentlich tatsächlich gehört? Ich frage, weil bestimmte Momente in der Geschichte mit bestimmten Momenten in der Musik zusammenfallen.

Nein und ja.
- Nein, weil diese Story eine der seit längerem unfertigen Bannicke-Geschichten war (eine fertige ist in "Der lange Weg zum blauen Stern" erschienen). Als ich von der Bowie-Anthologie hörte, kam die Idee, die beiden Verwandlungen zu verknüpfen.
- Ja, während des Um-Schreibens habe ich tatsächlich tagelang die beiden Sinfonien gehört und nach Möglichkeiten gesucht, Wendungen der Musik in den Text einzubringen.
Hätte nie gedacht, daß das ein Leser rausfindet...
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#21 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 14:16

Hätte nie gedacht, daß das ein Leser rausfindet...

Hätte ich meinen Kopf drauf verwettet. Karsten streßt den gemeinen Lektor ständig mit musikalischen Querschlägern. Er macht mich irre damit, weil ich immer erst einmal im Web suchen muß, was das nun wieder ist.
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#22 karla

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 20:12

Müllerbrot: Was mir bei "Jenseits der Mauer" fehlt, ist hier vorhanden: Die so ganz, ganz andere Wahrnehmung der Hauptfigur.


Okay, finde ich auch.

Im Prinzip ist das aber auch nichts anderes als der Replikator der Enterprise. Auch dort wird alles mit Ausnahme von Toten wiederverwertet. ;)


Bah!! Gitt!! Gab es mal eine Episode, in der Replikatornahrung zu Versteinerung führte? Wäre eigentlich eine coole Idee gewesen. :happy:

La Cabina


Jaaaa, den meinte ich. Danke. :bang: Unbedingt angucken! Kann man mit etwas gutem Willen sogar als SF betrachten.

Das was die Geschichte für mich ausmacht, ist aber weniger die Handlung, als viel mehr die herausfordernde (im ersten Moment anstrengende) Sprache, die mich dann doch stark an die eigentlich simple Handlung gefesselt hat. Daher gefällt mir das Müllerbrot deutlich besser als die Mauer.


Die Sprache ist für mich auch eine wesentliche Qualität dieser Story, ich finde sie zwar nicht anstrengend, aber die Konsequenz, mit der Karsten in die Figur hineingeht, fand ich beeindruckend.

- Ja, während des Um-Schreibens habe ich tatsächlich tagelang die beiden Sinfonien gehört und nach Möglichkeiten gesucht, Wendungen der Musik in den Text einzubringen.
Hätte nie gedacht, daß das ein Leser rausfindet...


Naja, von Bowist zu Bowist bleibt das nicht aus .... ;)

Karsten streßt den gemeinen Lektor ständig mit musikalischen Querschlägern. Er macht mich irre damit, weil ich immer erst einmal im Web suchen muß, was das nun wieder ist.


Dann sind in Galdäa musikalische Querschläger zu erwarten? Klasse!

LG, Karla

Bearbeitet von karla, 18 Januar 2011 - 20:15.


#23 fahrenheit.451

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 21:32

Dann sind in Galdäa musikalische Querschläger zu erwarten? Klasse!

Auch wenn Heidrun eine Menge rauslektoriert hat, es sind welche übriggeblieben, ja.
Die Musik-Anspielungen in Vilm hat ja niemand entdeckt ... meine Lektorin allein ahnt vermutlich, welches z. B. das Black-Sabbath-Kapitel darin ist.
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#24 karla

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Geschrieben 18 Januar 2011 - 21:56

Achtung OT ...

Die Musik-Anspielungen in Vilm hat ja niemand entdeckt ... meine Lektorin allein ahnt vermutlich, welches z. B. das Black-Sabbath-Kapitel darin ist.


Ich habe nicht mal ansatzweise auf so etwas geachtet ... und Black Sabbath kenne ich zwar vom "nebenbei mal hören", aber für ein Wiedererkennen lange nach dem Lesern des Buches längst nicht gut genug. Nur von der STIMMUNG her würde ich spontan das Kapitel zuordnen, in dem dieser traurige Pilzbefall bei der einen Siedlerin (Name vergessen) zuschlägt. Aber ich nehme an, das zählt nicht ... Ich bitte daher ganz artig um Aufklärung. :bang:

LGK

#25 fahrenheit.451

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 00:03

Achtung OT ...
von der STIMMUNG her würde ich spontan das Kapitel zuordnen, in dem dieser traurige Pilzbefall bei der einen Siedlerin (Name vergessen) zuschlägt. Aber ich nehme an, das zählt nicht ... Ich bitte daher ganz artig um Aufklärung. :P

Nah dran.
Es ist das Kapitel mit dem Vilmer, der von einem Goldenen und einem Flottenkommando-Abgesandten zu Tode gequält wird ("In die Dunkelheit" in "Vilm. Die Eingeborenen").
Die Nummer von Black Sabbath, die ich damals bis zum Exzeß gehört habe, heißt "Into The Void" und ist auf dem Album "Master Of Reality" (1971) zu finden.
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#26 Jaktusch † 

Jaktusch † 

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 00:52

Zu Müllerbrot:

Hab ich als bizarre Groteske gelesen.- Böse, sprachmächtig, komisch, "konsequent und brutal" (ja, Heidruns Vokabeln sind hier angebracht).
Gut!- Aber begeistert war ich trotzdem nicht. Vielleicht wegen einiger "Stolperer". Als Beispiel dafür: Wenn zig mal hintereinander das Wort "Presseheinis" fällt, kann man das leicht verteidigen: weil eben Bannicke Presseheinis auschließlich "Presseheinis" nennt...- aber ist das für Leser und Lesefluss wirklich optimal?

Jaktusch
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#27 b_streun

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 02:14

Wie immer, bin ich spät....

Und das meiste, was hier zu Müllerbrot gesagt wurde, deckt sich auch mit meinem Eindruck.
Die Story hat mir sehr gefallen... kurz und fies - aber vor allem sehr schön geschrieben..

Klar, an Soylent Green musste ich auch denken, aber das stört ja nicht.
Es scheint so, dass gewisse Themen immer wieder gern aufgegriffen werden.

Aber, was die Geschichte weit über den Durchschnitt erhebt, das ist diese großartige Sprache!
So manche Wortschöpfung ist einfach zu schön... da musste ich beim Lesen gelegentlich laut lachen:
...Chipsotronik, Wortabsauganlagen, Antischlaffklinik, Nichtserntekatastrophe, Küchenkatzenkadaver, Dreckssüdküste... ....wobei ich leider immer noch nicht weiß, was die "Gurgelkrause" ist.
Ja, die "Presseheinis" sind penetrant, aber sind sie ja auch. Und die "Presseheinisessel" wiederum herrlich. Und der "Heiniorganismus" setzt dann noch eins drauf.
Auch auf einen Namen wie "Herbert Schleitheißen-Müller" muss man erstmal kommen.

So kann ich gar nichts ausetzen. Inhaltlich hat die Geschichte zwar auch schon ihre Vorgänger, aber die Erzählweise ist so köstlich, dass mir gerade der Gedanke kam, dass, wäre die Handlung zu komplex und außergewöhnlich, so würde das nur von der wunderbaren Form ablenken, in der sie erzählt ist :P

@Pepe
danke für den Link!
Schau ich mir morgen an!

Bearbeitet von b_streun, 19 Januar 2011 - 02:15.


#28 karla

karla

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 08:40

Guten Morgen ... noch mal kurz OT, dann komme ich wieder zur Sache:

Es ist das Kapitel mit dem Vilmer, der von einem Goldenen und einem Flottenkommando-Abgesandten zu Tode gequält wird ("In die Dunkelheit" in "Vilm. Die Eingeborenen").
Die Nummer von Black Sabbath, die ich damals bis zum Exzeß gehört habe, heißt "Into The Void" und ist auf dem Album "Master Of Reality" (1971) zu finden.


Aha ... Danke! Ich mag die Kombination Buch + Soundtrack sehr. "Into the Void" klingt fett und der Wunsch, den Sündenpfuhl Erde hinter sich zu lassen, passt zum "Zutodequälen". War mir gar nicht so klar, dass das ein "richtiger" SF-Song ist.

Wenn zig mal hintereinander das Wort "Presseheinis" fällt, kann man das leicht verteidigen: weil eben Bannicke Presseheinis auschließlich "Presseheinis" nennt...- aber ist das für Leser und Lesefluss wirklich optimal?


Ich finde gar nicht, dass der Lesefluss immer optimal bedient werden muss. Manchmal können gerade Irritationen den Reiz ausmachen. Bannicke denkt von den Journalisten konsequent als "Presseheinis" nicht deshalb, weil er zu wenig Wörter in seinem Wortschatz hat, sondern weil sie damit von vornherein anonymisiert und zu Dingen degradiert werden. Das habe ich psychologisch als richtig empfunden.

Damit wir im Plan bleiben, mache ich mal mit der nächsten Geschichte weiter:

Nadine Boos: Kamera(d), Action!

Hier stehen zwei Songs Pate, einer für jeden Handlungsstrang:

"Running Gun Blues" für den Handlungsstrang mit dem eifernden Soldaten:

Musik:
Lyrics: http://www.lyricsfre...s_20036838.html

"Running Gun Blues" ist uns ja schon bei Jakob begegnet, und ich finde es faszinierend, wie unterschiedlich die jeweiligen Assoziationen und Einfälle dazu ausgefallen sind - und wie sehr man dennoch in beiden Geschichten den Song deutlich erkennt.


"The man who sold the world" gehört für mich zu dem Handlungsstrang mit dem Knebelvertrag.
Ich poste mal verschiedene Versionen. Einfach, weil ich es so liebe. :fun:

Musik:
Die Urversion (1970):
Die Unplugged-Version (1996):
Die "d&b-reduzierte" Version (1996): http://www.youtube.c...feature=related (Die ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber wenn man sich gewöhnt hat, echt groß.)

Lyrics: http://www.lyricsfre...n_20704811.html

Bevor jemand auf die Idee kommt zu sagen: "The man who sold the world" ist doch von Nirvana! Nein. Das Original ist von von Bowie. Ursprünglich hat es eine niederländische Dame namens Lulu bekannt gemacht (http://www.youtube.com/watch?v=tOCQ1Xrq7J0), und Nirvana haben durch ihr Cover dem Song in den 90er Jahren zu neuem Leben verholfen (leider gibts auf youtube nicht deren großartige unplugged-Version...).

Da Nadine hier ist, will ich, was die Geschichte betrifft, nicht vorgreifen. Sicher sagt sie auch selbst noch etwas dazu, oder? :P

LG, Karla

Bearbeitet von karla, 19 Januar 2011 - 08:45.


#29 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 09:48

Hallo zusammen, von "Kamera(d), Action" war ich hin und her gerissen, denn beide Erzählstränge gefielen mir. Aber das war für mich auch das Problem an dem Text. Beide Teile wogen zu schwer, um nebeneinander stehen zu können. Als einzelne Kurzgeschichten hätten mir beide gefallen, zusammen funktionieren sie nicht so recht. Klar, am Ende laufen sie mit einem Knall zusammen, aber das war es dann auch. Die Bowie-Songs stehen mir hier zu isoliert - da der Soldat, dort die Medienkratie. Vielleicht bin ich zu altmodisch in meinen Lesegewohnheiten, aber ich möchte schon eine Haupthandlung haben, um die sich die Nebenhandlungen grupppieren bzw. die die Haupthandlung ergänzen/stützen etc. Große Freude hatte ich an der Sprache in den Dialogen. Da hatte jede/r seinen eigenen Rhythmus. Das kam den Protas zu Gute! Ach ja, der Titel ist natürlich genial. Ich liebe solche Wortspiele :P Viele Grüße Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#30 Nadine

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 10:34

Morgen!

Da Nadine hier ist, will ich, was die Geschichte betrifft, nicht vorgreifen. Sicher sagt sie auch selbst noch etwas dazu, oder? :P

So weit es zeitlich klappt, ich hänge ziemlich im Semesterendspurt. :surprise:

Hier stehen zwei Songs Pate, einer für jeden Handlungsstrang:
"Running Gun Blues" für den Handlungsstrang mit dem eifernden Soldaten:
"The man who sold the world" gehört für mich zu dem Handlungsstrang mit dem Knebelvertrag.

Für mich ist das interessanterweise gar nicht so getrennt. Der running gun blues schon, da geht es auch um dei Konditionierung. Ursprünglich wollte ich die Handlung komplett in die Zivilisation verlegen, weil es für den Panzer ja keinen Unterschied macht, ob er im Namen der Regierung irgendwo auf der Welt ein Dorf ausbluten lässt oder in seinem eigenen Namen eins in den USA. Sterben tun die Menschen überall gleich.
Aber "the man who solds the world" als Gedankenspiel um den Verrat an sich selbst und an seinen Idealen, das trifft auch auf den Soldaten zu.
Kann man sich selbst treu bleiben (nicht verkaufen), indem man andere verkauft? Kann man andere verkaufen und sich trotzdem verieren? Kann man überhaupt leben, ohne ständig diesen Konflikt zu haben, ständig sich und andere zu verkaufen? Veränderunggehört zum menschlichen Entwicklungsprozess dazu, aber wo beginnt die Grenze zu "Ich habe mich verkauft/Meine Ideale verraten/andere Menschen verraten". Muss man manchmal sich und andere "verkaufen", damit nachher alle gut leben können?

Das kommt wahrscheinlich nicht alles so in der Geschichte raus, man kann sie auch einfach als Actionplot mit Pointenschluss lesen und ich denke, sie funktioniert trotzdem. Es war vor allem das Programm, das bei mir ablief, als ich die Geschichte geplant habe.

Große Freude hatte ich an der Sprache in den Dialogen. Da hatte jede/r seinen eigenen Rhythmus. Das kam den Protas zu Gute!

Danke, das freut mich :fun: Habe mehrere Anfänge weggeschmissen, bis ich endlich so weit in den Charakteren drin war, dass es funktioniert hat und habe dieses Stilmittel auch zum ersten Mal ganz bewusst eingesetzt.

Dass die Stränge zu isoliert voneinander stehen, lese ich so zum ersten mal, aber ich kann es nachvollziehen. Das ist natürlich etwas, das man beim Schreiben überhaupt nicht hat. Der große Protagonist ist für mich der Journalist. Als Leser liebe ich auch Geschichten mit mehreren Protagonisten und Handlungen, die sich nicht unbedingt treffen.

Ach ja, der Titel ist natürlich genial. Ich liebe solche Wortspiele :cheers:

Ich auch! Und ich überlege die ganze Zeit, wie man sowas ins Englische übertragen kann.

Hupsa, doch mehr geschrieben als ich wollte. Jetzt ist aber die Frühstückspause zu ende.

Grüße,
Nadine

Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 



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