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Karla Schmidt (Hrsg.) - Hinterland, Teil 2


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167 Antworten in diesem Thema

#31 Pepe Metropolis

Pepe Metropolis

    Nanonaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 10:43

(leider gibts auf youtube nicht deren großartige unplugged-Version...).

Aber auf Rutube. :P


Bei Jenseites der Mauer geht es mir eigentlich
genau wie Z., das »sehr« vor dem »spannend« vielleicht
ausgeklammert.

Da ich SF-mäßig nicht so vorbelastet bin, konnte ich die Story durchaus lesen ohne gleich 100 andere Kopf zu haben. Ich fand sie sehr spannend, wenn sie uns auch allzuviel Komplexität in Handlung und Erzählweise eher erspart.

Die Handlung ist konsistent und gut erzählt.
Es fehlt ihr ein bisschen an Innovation, vor allem
am Ende. Da stand wohl »Das Parfum« Pate.

Gruß
Pepe

#32 karla

karla

    Cybernaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 11:02

Aber auf Rutube. :fun:


*Knicks* :P

Die Handlung ist konsistent und gut erzählt.
Es fehlt ihr ein bisschen an Innovation, vor allem
am Ende. Da stand wohl »Das Parfum« Pate.


Huch, warum "Das Parfum"? Im Parfum tötet Grenouille am Ende das, was er zu lieben meint, wenn ich mich richtig erinnere? Ich habe hier erstmal einen Anknüpfungspunkt zum "Planet der Affen" gesehen, und einen dezenteren zu "Logans Run".

LGK

#33 Rusch

Rusch

    Phantastonaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 12:04

Kamera(d), Action: Eine gute Geschichte mit einem zu erwartenden Ende, aber das war ja so gewollt. Mir gefielen die beiden Erzählstränge - auf der einen Seite der Reporter und der Veteran, auf der anderen Seite die Poliikerin aus einem höchst dynamischen Deutschland (*ggg*) und eine sehr konservativer Amerikaner. Diese Gerüst dient für den Aufbau einer sehr interessanten Weltordnung. Darüber würde ich gerne noch mehr lesen.

#34 Heidrun

Heidrun

    Giganaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 12:05

Im Parfum tötet Grenouille am Ende das, was er zu lieben meint, wenn ich mich richtig erinnere?

Am Ende wird er von der ihn rasend liebenden Menge zerfetzt. Auf diese Assoziation wäre ich aber auch nicht verfallen, weil mir noch ein Dutzend Storys einfällt, die näher dran sind.
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#35 Pepe Metropolis

Pepe Metropolis

    Nanonaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 12:07

Huch, warum "Das Parfum"? Im Parfum tötet Grenouille am Ende das, was er zu lieben meint, wenn ich mich richtig erinnere?


Ich dachte dabei an die letzte Szene, den Kannibalismus.

Jenseits der Mauer

[Leon] fuhr herum und sah eine Gruppe weiterer
zerlumpter Gestalten [...], die langsam näher kamen
und sich um ihn scharten.
[...]
Der Junge [...] schluckte den letzten Bissen herunter
Er rülpste und ging zu den anderen. [...]
Satt sein, dachte der zerlumpte Junge, ist ein herrliches
Gefühl!

Zum ersten Mal in seinem Leben konnte er an etwas
anderes als an seinen Hunger denken.


Parfum

Sie hatten einen Kreis um ihn gebildet, zwanzig, dreißig
Personen und zogen diesen Kreis nun enger und enger.
[...]
Eine halbe Stund später war Jean-Baptiste Grenouille
in jeder Faser vom Erdboden verschwunden.
Als sich die Kannibalen nach gehabter Mahlzeit wieder
am Feuer zusammenfanden, sprach keiner ein Wort.
Der eine oder andere stieß ein wenig auf, spie ein
Knöchelchen aus, schnalzte leise mit der Zunge [...]
Es war ihnen, wenngleich im Magen etwas schwer,
im Herzen durchaus leicht zumute.


Im »Parfum« stößt Grenouille wie ein Engel
zu den Hungernden. Ähnlich muss es den
Menschen »jenseits der Mauer« ergehen,
als die den wohlgemästeten Leon erblicken.

Gruß
Pepe

#36 Heidrun

Heidrun

    Giganaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 12:14

Es ist das Kapitel mit dem Vilmer, der von einem Goldenen und einem Flottenkommando-Abgesandten zu Tode gequält wird ("In die Dunkelheit" in "Vilm. Die Eingeborenen").

Darauf hätte ich jetzt gefühlsmäßig getippt. Sehr brutal und konsequent, und ich hasse dieses Kapitel.
Allerdings gibt es von Black Sabbath auch ganz andere Titel, und da wäre mir eher das grüne Kraftwerk eingefallen. Da ich ein musikalischer Blindgänger bin, bin ich von meiner eigenen Hellsichtigkeit verblüfft.
Völlig OT: Mein Mann benutzt neuerdings Sprüche der Art "Ja, und Gott ist sieben", um auszudrücken, daß ein normaler Mensch dem Gedankengang unmöglich folgen kann.
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#37 karla

karla

    Cybernaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 12:16

@Heidrun: Ja, ich fange an, mich dunkel zu erinnern. Da das "Parfum" bei mir etwa 16/17 Jahre her ist, habe ich diesen Punkt vollkommen übersehen. @Pepe: Aye - Du hast Recht! Das ist in der Tat sehr nahe dran. Finde ich jetzt auch nicht so glücklich ...

#38 Heidrun

Heidrun

    Giganaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 12:32

"Kamera(d), Action!" ist tatsächlich meine Lieblingsstory in dem Buch, weil Nadine mit ihrer Medien-Diktatur eine völlig neue Gesellschaft ins Rennen wirft. Wir haben ja schon gefühlte tausend Mal gelesen, daß Politiker mit Hilfe der Medien die Menge beeinflussen (und erleben es täglich). Das ist hier konsequent rumgedreht und dadurch sehr charmant. Ich fand diesen Handlungsstrang auch überzeugender als den anderen. Der amoklaufende Soldat ist im Prinzip eine Variation auf Rambo. Er ist mir ein bißchen zu bilderbuchmäßig. Und man ahnt irgendwie, wo die beiden Stränge zusammenlaufen werden. Ich könnte jetzt nicht genau sagen, wann ich das erste Mal dachte "Der wird die ganze Bande zusammenschießen", was mich ärgert. Wahrscheinlich gibt es keinen wirklichen Fehler (wie "U-Boote aus Metall"). Es ist einfach eine Folge zu vieler Filme, die nach dem gleichen Schema laufen. Man weiß, daß beide Teile zusammengehören und puzzelt sie sich zurecht. Es wäre eine angenehme Enttäuschung, wenn sie das mal nicht täten oder nur in einer sehr abstrakten Weise (beide Protagonisten gehen gleichzeitig ins Bett und löschen das Licht - oder so.). Die Anmerkung fällt in die Kategorie "Klugscheißerei". Mir gefällt die Story trotzdem. Nur die Druckfehler hättet ihr weglassen können.
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#39 methom

methom

    Teetrinkonaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 19:43

Ich fand auch, dass sich bei Kamera(d), Action! die beiden Handlungsstränge etwas gegenseitig ins Gehege gekommen sind. Bei dem um den Soldaten passierte mir auch zu wenig, und der Soldat war zu geschwätzig. Da fiel es mir teilweise ein wenig schwer, seinem Anliegen zu folgen.
Den Handlungsstrang um die Politikerin fand ich sehr gelungen, insbesondere die Big-Brother-Politik. Auch die Charaktere und die Beziehung zwischen ihnen gefielen mir sehr gut. Schön ausgearbeitet. Da hätte ich gerne mehr erfahren. Ich wartete auf eine überraschende Auflösung, wie Europa dem Senator vielleicht doch noch ein vertragliches Schnippchen schlägt. Aber dann kam das (wie Heidrun schon anmerkte etwas vorhersehbare) Ende und somit drückte sich der interessante Handlungsstrang um eine originelle Pointe.

Insgesamt eine gute Story, die vielleicht zu viel wollte, anstatt sich auf eines zu konzentrieren und damit sehr gut zu werden.

Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha


#40 fahrenheit.451

fahrenheit.451

    Infonaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 21:13

OT:

wäre mir eher das grüne Kraftwerk eingefallen

Das gehört zu "Awaken" von Yes.

Sprüche der Art "Ja, und Gott ist sieben", um auszudrücken, daß ein normaler Mensch dem Gedankengang unmöglich folgen kann.

Es gbt jemanden, der mich versteht...
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#41 fahrenheit.451

fahrenheit.451

    Infonaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 21:21

wieder on-topic:

... man ahnt irgendwie, wo die beiden Stränge zusammenlaufen werden. Ich könnte jetzt nicht genau sagen, wann ich das erste Mal dachte "Der wird die ganze Bande zusammenschießen"

Mir kam exakt dieser Gedanke in dem Moment, da die Handlung zum ersten Mal zur Staatssekretärin umgeschaltet hat - weil dieser Part der Story gleich zu Anfang den verräterischen Nebensatz enthält "... die in wenigen Stunden tot sein sollten ..." (S. 247). Vorher kam ein schießwütiger durchgeknallter Soldat vor, also zählt man 1 und 1 zusammen.
Kam auch genau so.
  • (Buch) als nächstes geplant:Shazim. Der verborgene Plan
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#42 karla

karla

    Cybernaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 21:43

Mein Mann benutzt neuerdings Sprüche der Art "Ja, und Gott ist sieben", um auszudrücken, daß ein normaler Mensch dem Gedankengang unmöglich folgen kann.


Ist Dein Mann Musikfan? Weil - Achtung, Klugscheißmodus AN - das scheint mir ein Pixies-Zitat aus "Monkey gone to heaven" zu sein:

"... if man is 5
then the devil is 6
then god is 7
this monkey's gone to heaven"

Tolle Band übrigens. :)

LG, Karla

#43 Naut

Naut

    Semantomorph

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 22:05

Ist Dein Mann Musikfan? Weil - Achtung, Klugscheißmodus AN - das scheint mir ein Pixies-Zitat aus "Monkey gone to heaven" zu sein:

"... if man is 5
then the devil is 6
then god is 7
this monkey's gone to heaven"

Tolle Band übrigens. ;)

... und neben "Hangwire" einer ihrer ganz großen Hits! (Und *kein* Prog-Rock, was in diesem Forum was heißen will :) )
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#44 Pepe Metropolis

Pepe Metropolis

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 22:14

OT: Das gehört zu "Awaken" von Yes. Es gbt jemanden, der mich versteht...


Beim ersten Vilm-Band hatte ich übrigens auch
eine Yes-Assoziation. Und zwar, als Eliza den
gestrandeten Weltenkreuzer zunächst als Gebirge
wahrnimmt. Da kam mir das Cover von Drama
in den Sinn.

Gruß
Pepe

#45 Nadine

Nadine

    Temponaut

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Geschrieben 19 Januar 2011 - 22:35

wieder on-topic: Mir kam exakt dieser Gedanke in dem Moment, da die Handlung zum ersten Mal zur Staatssekretärin umgeschaltet hat - weil dieser Part der Story gleich zu Anfang den verräterischen Nebensatz enthält "... die in wenigen Stunden tot sein sollten ..." (S. 247). Vorher kam ein schießwütiger durchgeknallter Soldat vor, also zählt man 1 und 1 zusammen.

Der Satz ist - das gebe ich zu - eine kleine Hommage an den Mann, der in mir den ewigen Wunsch geweckt hat, Thriller zu schreiben: Frederick Forsyth (Fangirl seit 18 Jahren).

@Heidrun: Ich fürchte, ich habe zu viele Bücher mit coolen Söldnertypen gelesen. Wenn ich die nächste Geschichte an euch schicke, dann schreibe ich extra für dich einen rein, den du dann rauslektorieren darfst. Für mich war's übrigens die gemeinere Variante, ihn genau das machen zu lassen, auf das er konditioniert ist, wo er doch vorher so eine große Klappe hat, wie schlau und wie toll er ist (Und dann fällt ihm echt nichts besseres ein ...). Freu mich übrigens tierisch über dein Lob.

Über die Kritikpunkte freue ich mich ebenfalls, ob ihr es glaubt oder nicht. Es ist auf jeden Fall nachvollziehbar und sicherlich auch der Sache geschuldet, dass ich Kurzgeschichten immer dann am faszinierensten finde, wenn man das Gefühl hat, die Welt dahinter ist ganz groß. Insofern bin ich auch gespannt auf Karlas Geschichte (Habe es leider noch nicht geschafft, die längeren Sachen zu lesen. Im Moment passt nur noch Justifiers-Popcorn-Kino in meinen Schädel).

@methom: Interessante Idee für einen Schluss, bei dem einem der Mundwinkel nach oben geht. Behalte ich für andere Gelegenheiten im Hinterkopf. Über Europa in der Winter-Hungerfalle wollte ich noch was Längeres schreiben.

Ja liebe Güte, ich muss mehr Musik hören. Bei euch komme ich nicht mehr mit :)

Kurz noch zu Karsten: Habe wohl etwas unkonzentriert gelesen, denn ich dachte, die Reporter werden später einfach mitverwertet (Weshalb eigentlich nicht?). Mir ist die Geschichte zu distanziert, um mich wirklich zu gruseln, aber diese Distanz ist ja gewollt, der Protagonist schottet sich durch die Kopfhörer ständig von der Ausenwelt ab, man liest die Geschichte, als würde genauso ein Wahrnehmungsorgan ausfallen. Warum muss ich jetzt gerade an das alte Hühnchenfleisch denken, das bei den miesen "Kühlketten" nach dem Ablaufdatum nach Afrika exportiert wird? ;)

Bearbeitet von Nadine, 19 Januar 2011 - 22:36.

Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#46 fahrenheit.451

fahrenheit.451

    Infonaut

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 00:25

alles wieder komplett OT:

Beim ersten Vilm-Band, als Eliza den gestrandeten Weltenkreuzer als Gebirge wahrnimmt, kam mir das Cover von Drama in den Sinn.

Na, das nenne ich jetzt mal eine Punktlandung, Pepe ...

@karla und @naut: Heidrun hat ihrem heimischen Mitleser vermutlich das Galdäa-Manuskript eingeflößt, in dem es ein Kapitel gibt, das von Pixies-Bezügen nur so brummt und in dem "Gott ist sieben" gesungen wird...
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#47 Jaktusch † 

Jaktusch † 

    Andronaut

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 00:39

Hah, da sind sie ja wieder, die fundamentalistischen USA! (vgl. Anmerkungen zu "Tief-Blau")

Kamera(d), Action!
Die (Präsens-)Ebene mit Journalist und Soldat hat mir nicht so zugesagt. Das liegt zum großen Teil am persönlichen Geschmack (ich mag eigentlich nichts über Macho-Typen mit "Riesen-Wummen" lesen), fand beide Figuren auch zu überzeichnet.
Dann aber der "Texas-Handlungsstrang": hier sind die beiden Kontrahenten (Senator und deutsche Politikerin) mit feiner Feder gezeichnet, sehr gut! Äußerst gelungen auch der extrapolierte Zukunftshintergrund, der gekonnt in die Handlung eingewoben ist. (es wird also z.B. nicht mit dem "Holzhammer" vermittelt, Europa ist kalt, weil der Golfstrom versiegt ist, sondern alle Infos sind mit der Erzählung vernetzt).- Tja, wenn die andere Ebene nicht wäre, hätte das meine "Nr.1-Story" werden können....

Jaktusch
Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie.

#48 b_streun

b_streun

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 01:14

Jetzt bin ich leider doch wieder hinterher. Hab „Kamera(d), Action“ schon vor einigen Wochen gelesen†¦ und nun nur noch einmal überflogen! Ich hoffe, dass ich deshalb nicht zu sehr im Nebel stochere.

Es ist sprachlich gut, bzw. den jeweiligen Szenerien angemessen - und die Personen sind allesamt anschaulich beschrieben.
Nur, auch mir war der Soldat ein bisschen zu klischös†¦ und ein bisschen zuviel „Wumme“ im Text. Da ist viel Redundanz, die man vielleicht noch kürzen könnte.
Da haben mir die „Senator-Texte“ weit besser gefallen, da steckte insgesamt mehr drin, mehr Hintergrund, mehr Charakterisierung, mehr Details über die aktuelle Welt und die Mediendemokratie - ja, eine Menge interessanter und origineller Ideen!

Insgesamt hatte ich Probleme, beide Handlungsstränge zusammenzubekommen, wenn mir auch schon bald klar war, wie es ausgehen würde (aufgrund des besagten, verräterischen Nebensatzes).
Beide Handlungsstränge laufen nebeneinander her, ohne aber Anknüpfungspunkte zu haben und trotzdem ahnt man schon früh, wie es enden wird. Das ist etwas schade.
Insofern - viele sehr gute Ideen im Text und auch sprachlich gut und passend formuliert - aber es fehlt meiner Meinung nach noch der allerletzte Schliff :)

#49 karla

karla

    Cybernaut

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 08:02

Guten Morgen, heute starte ich mal mit den Pixies in den Tag, statt wie sonst seit diesem Lesezirkel zwangsläufig mit Bowie. (@Karsten: Ich freue mich langsam richtig auf Galdäa und die vielen Musikbezüge!) Zu Nadines Story möchte ich noch sagen: Mir fällt auf, dass viele den Strang mit dem Soldaten überzeichnet fanden, während ihnen der andere Strang feiner gezeichnet oder besser charakterisiert vorkommt. Das ist für mich insofern interessant und überraschend, weil mir gerade das Übertriebene an dem Soldatenstrang gefallen hat. Der Soldat kompensiert, macht sich wichtig, philosophiert sich sein Weltbild und seine (berechtigte) Kritik am "System" zusammen, leitet sein "Rebellentum" davon ab, und am Ende fällt ihm nichts weiter ein, als das zu tun, wofür er gemacht wurde: Ballern. Das hat mir gefallen, und auch den knochenlos-"objektiven" Reporter fand ich als Kontrast sehr gut. Die beiden Handlungsstränge laufen zwar nebeneinander her, sie führen aber m.M.n. noch auf andere Weise zusammen, als nur durch das Attentat: Im Reporter entsteht an dieser Stelle endlich ein Keim für (wenigstens irgendeine) Haltung - etwas, was er vorher nicht ansatzweise hatte. Auch wenn er selbst zu den Ereignissen nicht das Geringste beiträgt, wird er dadurch am Ende der Story endlich zum Protagonisten. Das war für mich persönlich eigentlich die Konklusio: Wenn die Handlungsstränge zusammentreffen, entsteht die erste "Persönlichkeit" in diesem Text. Die andern sind und bleiben auf die eine oder andere Weise "Systemmarionetten". Aber das mag überinterpretiert sein ... ich neige eh dazu, in Texte mehr reinzulesen, als reingelegt wurde ... Moment, gleich gehts weiter ...

#50 karla

karla

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 08:35

KORRIRGIERTES POSTING:

Markolf Hoffmann: Triptychon

Die geschichte basiert auf dem gesamten 1. Outside-Album (1995), welches ein ausgesprochenes Konzeptalbum ist, das sich, eingebettet in eine Rahmenstory, mit den Themen "Mord" und "Kunst" befasst.

Der heikle Zusammenhang von Kunst und Brutalität (oder Ästhetik und Ethik) hat Bowie öfter mal beschäftigt, "heftige" Künstler scheinen ihn immer zugleich abgestoßen und fasziniert zu haben. (Siehe auch weiter oben jener Performancekünstler Chris Burden mit seinen Selbstverstümmelungen aus "Joe the Lion".)

In Samuel Beyers Video zu "Hearts filthy lesson" (aus dem Filmsoundtrack zu David Finchers "Seven" übrigens) sieht man diese Auseinandersetzung mit den beiden Themen. Auf youtube gibt es, wegen der doofen Rechte, nur eine stark beschleunigte Version des Videos. Wegen der starken Bilder, die auch in Markolfs Geschichte auftauchen, poste ich es trotzdem:


Und wer das Lied auch anhören möchte: http://www.youtube.c...feature=related
Lyrics: http://www.azlyrics....lthylesson.html

Markolfs Geschichte ist für mich keine realistische Angelegenheit, sondern ein Gedankenspiel. Er nimmt Fragen auf, die Bowie stellt, führt sie weiter. Durchaus auch konsquenter, als Bowie das 1995 getan hat, denn bei Markolf macht sich der Künstler am Ende selbst zum Körperobjekt, weil er als Künstler ansonsten nichts mehr zu bieten hat. Gab es damals schon den in Formaldehyd eingelegten Haifisch von Damien Hirst (der ja bei Markolf zum Premierminister gemacht wird)? Zumindest gab es damals noch keine "Körperwelten"-Ausstellung ... Die reale Kunstszene scheint mir so sehr von "ethisch fragwürdigen" Aufbereitungen durchdrungen, da ist es bis zu Markolf Setting nur noch ein kleiner Schritt.

"Triptychon" ist natürlich zynisch und führt m.M.n. ganz gut den Effekt vor, den auch Künstler / Autoren / Filmemacher etc. gelegentlich gerne hervorrufen mögen: Faszination durch Ekel.
Man erhebt sich dann moralisch über solche "Auswüchse", kann sich darüber echauffieren. Und kann dennoch den Blick nicht abwenden.

Am Ende schreibt Markolf von der kathartischen Wirkung der Performance auf die Menge, und dass danach das Leben einfach weitergeht. Das ist so ekelhaft wie die Morde selbst. Und als Leser ist man genau in diese Rolle des "Katharsisumjedenpreis"-suchenden Zuschauers gedrängt.
Wieder so eine "Unwohlseingeschichte" - ich hätte sie auch gut mit Jaspers Geschichte zusammenstecken können. Aber ich wollte nicht, dass bei so geballter Schaulust noch jemandem übel wird. :)

Ich wünschte, ich könnte besser ausdrücken, warum ich diese Geschichte mit dem unrealistischen Setting für eine der besten halte, die ich in den letzten paar Jahren gelesen habe. Hier fehlt mir Jakobs treffsichere Art, innere und äußere Zusammenhänge zu benennen .... JAAAAAAKOB! Kannst Du mal helfen?

LG, Karla


P.S.: Die Geschichte ist vollgepackt mit Bowie-Bezügen. Bei Bedarf zähle ich gerne noch ein paar Sachen auf. Aber ich will nicht von vornherein die zu erwartende Diskussion zumüllen. Kann mir denken, dass diese Geschichte durchaus wieder widersprüchliche Reaktionen hervorruft ...

Bearbeitet von karla, 20 Januar 2011 - 14:26.


#51 Nadine

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 09:39

Hah, da sind sie ja wieder, die fundamentalistischen USA! (vgl. Anmerkungen zu "Tief-Blau")

Nachdem dieser Punkt in vielen Rezensionen angesprochen wurde, habe ich mir die Geschichte noch einmal sehr gründlich durchgelesen und nach Stellen gesucht, die das untermauern, denn ich hatte beim Schreiben nicht vor Augen, dass sich in den USA politisch etwas geändert hat. Ich denke, es ist eher die Erwartungshaltung des Lesers, obwohl ich druchaus sehe, dass man von der Weltsicht Archers auf das Gesamtsystem polarisieren könnte. Es ist ein erzkonservativer Texaner, gemeinsam beten tun viele Amerikaner (Politiker/Sportler) auch heute vor großen Veranstaltungen und Schlagwörter wie "God's own country" schwirren schon lange herum und kein amreikanischer Präsident kann es sich erlauben das "God save Amerika" wegzulassen.
Das ist das Problem bei Kurzgeschichten: Entweder knallt man einen Infodump rein, damit die Tatsachen auf dem Tisch liegen oder man riskiert einen Interpretationsspielraum, weil man eng an der Sicht von Figuren bleibt, deren Horizont auch begrenzt sein kann.

@Karla: Danke, das passt ziemlich gut zu meinen Gedanken beim Schreiben. Die Interpretation mit dem Journalisten gefällt mir gut. Was nicht absichtlich so angelegt, hat sich aber unterbewusst ergeben.

Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#52 fahrenheit.451

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 11:05

Alexandr Voinov: Nicht Amerika

LG, Karla

Hm, in meinem Exemplar vom Hinterland kommt erstmal das Triptychon...
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#53 karla

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 11:11

Hm, in meinem Exemplar vom Hinterland kommt erstmal das Triptychon...


Eingefügtes Bild *Knirsch* ... okay. In meinem auch. Sorry.

Ich verlinke und eräutere in der Mittagspause, okay? Jetzt muss ich noch ein bisschen was wegschaffen.

LGK

#54 Pepe Metropolis

Pepe Metropolis

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 12:42

Ui, bin ja immer noch in Verzug.

Vierte und Erste Sinfonie oder: Müllerbrot
oder: Du bist, was du isst.
Ein wahrhaft böse Geschichte, gekonnt erzählt aus der
Perspektive eines arroganten Misanthropen , der
Gefallen am Wahnsinn findet.
Die Sinfonien verstehe ich als Kontrapunktierung
der brutalen Szenerie, vergleichbar mit »A Clockwork Orange«.
Besonders bemerkenswert ist mMn die Umsetzung
auf formaler Ebene. Die größtenteils hypotaktischen
Sätze, wirken ebenso »anti« wie Bannicke selbst.
Die seltenen einfachen Hauptsätze verstärken diesen
Effekt zusätzlich und sorgen für eine Dynamik, die
der Syntax eines Geisteskranken entsprechen könnte,
welche sich wiederum sehr gut mit Bannickes Perspektive
deckt.
Äußerst konsequent, da schließe ich mich an.

Gruß
Pepe

#55 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 12:45

Ist Dein Mann Musikfan?

Ja und nein. Ich weiß nie genau, was ihm warum gefällt, aber er hat jedenfalls erheblich mehr Ahnung als ich. Also hab ich ihn gefragt, was zum Teufel das ist und ob es das etwa wirklich gibt? Er hat mir den Clip von Youtube geangelt und anschließend festgestellt, daß ihm mehrere Hirnwindungen fehlen, um den Text zu verstehen. Er war sehr beruhigt, daß es mir auch so geht :blush:
Ich habe eine angeborene Lärmempfindlichkeit (kein Witz), die sich prima mit meiner Schwerhörigkeit ergänzt. Entweder ich hör's nicht, oder es ist zu laut. Die Pixies sind zu laut für mich, selbst wenn sie leise sind.

Daß der Soldat tut, worauf er konditioniert ist, finde ich noch nicht mal so schlecht. Auf den Trichter ist schon Sun Tzu gekommen und hat empfohlen, Soldaten von der Menschheit fernzuhalten. Das ist glaubwürdig. Aber zuvor läßt er mir den Macho irgendwie zu weit raushängen. Ich kenne leider keine Berufssoldaten näher (zumindest keine, die aktuell irgendwo im Einsatz waren), um zu wissen, wie die drauf sind. Ich hätte Nadine vermutlich irgendeinen Knacks eingeredet, also nicht ihr, sondern ihrem Soldaten.
Die USA kamen mir nicht fundamentalistischer vor, als sie wirklich sind. Seit ich dort Salatschüsseln mit Stars and Stripes und in jedem zweiten Laden "We support our troops"-Schilder gesehen habe, wundere ich mich über gar nichts. Beides übrigens in Dallas, Texas (die langweiligste Stadt des Universums. Kein Wunder, daß man da auf gewalttätige Gedanken kommt).

Nachdem ich die beiden letzten Storys herzhaft gelobt habe, kommt mit "Tryptichon" etwas, was mir gar nichts sagt. Ich habe das Gefühl, da wollte einer mal richtig splattern. Ausnahmsweise habe ich hier kein naturwissenschaftliches, sondern ein allgemeinmenschliches Glaubwürdigkeitsproblem. "Du sollst nicht töten" ist so ziemlich der universellste Grundsatz, auch wenn er immer wieder ignoriert wurde. Die Menschen überleben halt gern. Und dann sollen sie tatsächlich akzeptieren, daß Morde straffrei bleiben, wenn der Mörder derartig einen an der Klatsche hat, daß er ein Kunstwerk draus bastelt? Das kommt mir komisch vor. Kunst hat gemeinhin keinen hohen Stellenwert. Wer gibt dafür die Sicherheit des eigenen Arsches auf?
Ich frage mich verzweifelt: Warum erzählt er mir das alles eigentlich? Um zu sehen, wie ich grün anlaufe?
(Wenn mein Mann Horrorfilme guckt, gehe ich an den Computer und veranstalte Massaker in den Texten anderer Leute, zum Beispiel in Galdäa ...)

PS: wobei mir einfällt, daß ich tatsächlich einen Soldaten kenne, der in Afghanistan war, und zwar mit den Russen. Nach dem dritten Bier redet er unweigerlich vom Krieg, und es ist ein Abgrund. Er ist wirklich ein netter Kerl, aber den Knacks möchte ich nicht für alles Geld der Welt haben. Von seinen Geschichten laufe ich auch grün an, und ich glaube, er übertreibt nur wenig.
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#56 Nadine

Nadine

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 13:13

Ich kenne leider keine Berufssoldaten näher (zumindest keine, die aktuell irgendwo im Einsatz waren), um zu wissen, wie die drauf sind. Ich hätte Nadine vermutlich irgendeinen Knacks eingeredet, also nicht ihr, sondern ihrem Soldaten.

Ich leider auch nicht, nur ganz erschreckende Reportagen über amerikanische Soldaten (Nicht alle, ich habe mich schon sehr nett im Flieger mit Irakheimkehrern unterhalten) und als hochgezüchteter Soldat der Zukunft ist er auch sehr überzeichnet. Man muss ihn nicht mögen.
Über die realen Sachen, die im Krieg und hinterher im Kopf vorgehen, würde ich gerne man etwas Längeres schreiben. Was ich bisher recherchiert habe, dreht mir aber mehr den Magen um als jede Folterszene ...

Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#57 karla

karla

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 14:28

Hi Leute, ich habe jetzt oben mein Falschposting zur heutigen Geschichte korrigiert. Morgen gibts dann nochmal das zu "Nicht Amerika". Bei Heidrun habe ich jetzt schon eine Meinung gelesen, wie ich sei einerseits erwartet habe. Nun bin ich gespannt, ob noch jemand das andererseits vertreten wird. :blush: LG, Karla

#58 b_streun

b_streun

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 15:08

Nun, zum Triptychon! Mir gefällt die Geschichte ausnehmend gut -. obwohl ich eigentlich überhaupt gar kein bisschen auf Splatter-Horror stehe - und als Film wollte ich die Geschichte auch nicht sehen wollen (würg).
Trotzdem gefällt sie mir, aber das hat wohl einerseits mit dem Bowiefan in mir zu tun und damit, dass ich das Album „Outside“ sehr schätze, andererseits damit, dass mir die Kunstszene immer schon suspekt gewesen ist (habe selbst Kunst studiert :blush:).

Ich sehe die Story auch nicht als realistisch an sondern als eine Art Gedankenspiel im luftleeren Raum, das den Kunstspinnern den Spiegel vorhält.

Markolfs Geschichte ist für mich keine realistische Angelegenheit, sondern ein Gedankenspiel....

(Karla, das hatte ich eben schon vor Deiner Korrektur formuliert†¦ nur noch nicht abgeschickt - Scheint also, was dran zu sein :P)

Es gibt ja allerlei Perversionen in der Kunst - z.b. die erwähnte „Sensation“-Ausstellung, die ich mit auch damals in Berlin ansah und durchaus beeindruckt war. Oder der Herr v. Hagens mit seinen Plastinationen, der sich als Künstler stilisiert.
Und es gab, wenn ich mich recht erinnere, in den 70ern auch einen perversen Künstler, der es als künstlerisch wertvoll erachtete, lebende Ratten mit Benzin zu übergießen und anzuzünden (kotz).

Zweifellos ist die Jahresszahl 2012 völlig unrealistisch. Ja, die ganze Geschichte ist total unrealistisch und passt nicht in unser Zeitkontinuum. Aber sie nimmt die Kunstwelt, d.h. zumindest die der 90er Jahre, herrlich auf die Schippe und ist damit auch Satire (heutzutage kommt mir die extremistische, selbstbezogene Kunst der 90er schon wieder überholt vor. Man ist heute konservativer, minimalistischer, politischer...).

Auch ist die Erzählung selbst sehr gelungen, Premier Hirst, die Rolle der Queen, die Umwidmung der City of London...und auch die Auswahl der Namen - sehr passend und stilistisch gut!
Allerdings†¦ wie kommt Aaron Birds Sperma an den Degen? Das frage ich mich immer noch. Man ahnt etwas†¦ aber so ganz hat es sich mir nicht erschlossen...
Es kann manchmal problematisch sein, wenn ein Ich-Erzähler vor dem Leser ein Geheimnis hat†¦ Will oder kann er sich nicht erinnern? Oder hab ich da was übersehen...

#59 karla

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 15:22

Allerdings†¦ wie kommt Aaron Birds Sperma an den Degen? Das frage ich mich immer noch. Man ahnt etwas†¦ aber so ganz hat es sich mir nicht erschlossen...
Es kann manchmal problematisch sein, wenn ein Ich-Erzähler vor dem Leser ein Geheimnis hat†¦ Will oder kann er sich nicht erinnern? Oder hab ich da was übersehen...


Du hast tatsächlich was überlesen. Aber das kann man auch leicht, ist mir auch erst beim zweiten Lesen aufgefallen.

S.266/267: Prime Minister Hirst ist in dieser Hinsicht ein Fanatiker, ein postmoderner Kunstcaudillo. Seine politischen Ansätze sind radikal, blutrünstig und antidemokratisch. Aber von Kunst versteht er eine Menge. [Ha, ich finds klasse! :-D] Ich kann das beurteilen. Viele Male war ich bei ihm zum Empfang geladen, in die Fate Galery of Modern Art, so auch vergangene Nacht.

Kurz nach dieser Erwähnung wechselt Bird das Thema, bezeichnet es als Abschweifung. Er scheint nicht gerne dran zu denken, was er da letzte Nacht gemacht hat. So zumindest habe ich das begriffen ...

LGK

#60 b_streun

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Geschrieben 20 Januar 2011 - 15:44

ja, schon... aber ich hab das nicht darauf bezogen - vielleicht jetzt, wo Du drauf hinweist... :)
Dann schon eher am Schluss (S.280), wo er davon spricht, "was ich nur im Nebel greifen kann"...
Auch kommt ja mehrfach durch, dass Mr Bird den Freispruch Neon Wipes als falsch ansieht und ihn nicht besonders schätzt. Also, Rache für Little Charm liegt in der Luft oder "die Antithese", wie es am Ende (281) heißt. Und Fennek enlastet ihn - wohl auch mit Absicht. Höhere Gerechtigkeit?
Also, man ahnt schon etwas, aber es bleibt recht diffus...
Aber, vielleicht muss das auch so sein, passend zur Indifferenz der Kunst insgesamt...


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