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War Perry Rhodan der Todesstoß für deutsche SF?


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341 Antworten in diesem Thema

#61 Jaktusch † 

Jaktusch † 

    Andronaut

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Geschrieben 24 April 2011 - 18:53

Upps, ich hab was vergessen, das ich jetzt doch noch schnell nachschiebe: Zu PR-Heft 2600 wird es eine Beilage geben, die erzählt, was die Teamautoren außerhalb von PR so machen - ich glaube, das ist dann die umfassendste Antwort :rolleyes:


Wenn das mal nicht ein "Spoiler" ist, den du eigentlich (noch) hättest für dich behalten sollen...

Jaktusch
Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie.

#62 Marianne Sydow † 

Marianne Sydow † 

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Geschrieben 24 April 2011 - 20:50

Was bleibt denn von Autoren wie Peter Terrid, Marianne Sydow oder Robert Feldhoff jenseits der Serien, an denen sie mitgewirkt haben? Und hätten sie eine unverwechselbare, von einer Serie unabhängige erfolgreiche Karriere erreicht, wären sie nicht bei PR oder Mythor eingebunden gewesen?
Aber vielleicht wären sie nie regelmäßige Schreiber geworden, wenn es kein Atlan oder Terra Astra gegeben hätte.

Was mir (von Rhodan und Atlan) bleibt, sind (manchmal) nette mails von Lesern, die mich (noch) nicht vergessen haben.

Im übrigen wird ja normalerweise niemand Autor, weil einem andere das vormachen, sondern weil man halt den Kopf voller Geschichten hat. Und weil das zu viele Geschichten sind, als das man sie alle im Kopf behalten könnte, fängt man an, sie aufzuschreiben. Ich habe mir Geschichten ausgedacht, solange ich denken kann. Seit meiner ersten Bekanntschaft mit der SF kam mir bei all meinen Geschichten früher oder später ein Außerirdischer dazwischen. Regelmäßige Schreiberin bin ich seit meinem 12. Lebensjahr - ich konnte für die Serien arbeiten, weil ich eh an regelmäßiges Schreiben gewöhnt war, nicht umgekehrt. Und nein: ich sehe nicht die geringste Chance, daß mein emsiges Unterbewußtsein vor meinem von der Natur vorgegebenen Verfallsdatum aufhören wird, mich mit Geschichten und Ideen vollzuballern. Mein Problem ist im Moment, daß ich keine Zeit zum Schreiben habe - weil ich Geld verdienen muß, was nach meinen bisherigen Erfahrungen mit der Schreiberei einfach nicht im nötigen Umfang möglich wäre.

Es gab eine Zeit, in der ich ernsthafte Versuche machte, von PR wegzukommen. Um das, was dann geschah, zu erklären, müßte ich Namen, Verlage und Zahlen nennen. Danach würde dieser Thread geschlossen. Also lasse ich es.

Zu PR: eine Japanerin sagte mir mal, sie verstehe die Deutschen nicht. Perry Rhodan ist die größte Science Fiction-Serie der Welt - wäre die in Japan herausgekommen, von Japanern ausgedacht und geschrieben, wäre das ganze Land stolz darauf, und die Autoren wären bekannt und geachtet und hätten es nicht nötig, ein so popeliges Leben in einem so popeligen Haus zu führen, wie sie das bei mir besichtigen konnte (sie drückte sich natürlich etwas höflicher aus). Auch die Amerikaner hätten inzwischen sicher mehr daraus gemacht. Wäre Rhodan ein französisches Erzeugnis, wäre die Serie selbstverständlich Kunst und ein nationales Denkmal. In Deutschland war, ist und bleibt sie Schund. Genau wie "Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff" - das war die erste echte SF-Serie der Welt, und die ist auch in Deutschland erschienen (und mit 165 Heften auch keine Mini-Serie!). Ist das nicht toll? Wir haben die erste und die größte - eine wirklich tolle Tradition. Könnten wir doch gut ein bißchen stolz drauf sein! Was gibt´s da noch zu meckern?

Daß es Heftromane sind? Nun: die Hefte waren eine preiswerte Alternative zu den viel teureren Büchern, die für viele Leute einfach nicht erschwinglich waren. Leser, richtige Leser, brauchen mehr als die zwei Bücher, die sie sich zu Weihnachten oder zum Geburtstag wünschen durften. Ein richtiger Leser will Lesefutter haben, reichlich, massenhaft, für stundenlanges Abtauchen in eine andere Welt. "Lesefieber" nannte man das und tat alles, um es zu unterbinden, denn es war dem Arbeitseifer am Fließband und der Bereitschaft zum soldatischen Exerzieren nicht eben förderlich, und es weckte Sehnsüchte nach einem anderen, interessanteren Leben - auch nicht gut für die Arbeit im Hammerwerk oder unter Tage.

Nicht alles, was in Heftform produziert wurde, war schlecht. Unter anderem erschienen so ziemlich alle revolutionären Schriften und Aufrufe erstmal in der billigen, leicht zu verteilenden Form von Flugblättern und Heften. Und landete damit natürlich auch nicht auf der Hitliste der staatlicherseits erwünschten Lektüre.

Weil es so mühsam war, das alles auseinanderzusortieren, schüttete man schon um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert alle Hefte in eine gemeinsame Tonne mit der Aufschrift "Untergeistige Literatur" und hielt ein Streichholz dran, womit das dann alles Asche war. Weg mit den Träumen von einem anderen, schöneren, leichteren, interessanteren, gerechten Leben - weg mit allem, was der Obrigkeit nicht gefiel. Man sammelte dieses widerwärtige Zeug ein, wo immer man es finden konnte und vernichtete es mit Stumpf und Stiel.

Das war natürlich der beste Dienst, den man den "Schundverlagen" erweisen konnte. Die kulturelle Oberschicht hat seit jeher versucht, der schwer schuftenden Unterschicht alles zu vermiesen, was Spaß machte. Wenn also die Oberschicht so wild hinter den Heften her war, mußte ja wohl was an den Dingern dran sein. Und so wurden die armen, kleinen, verfolgten Schunddingerchen an allen Orten heimisch, wo man ein klein wenig Abwechslung bitter nötig hatte: in Krankenstuben, in den Unterkünften der Dienstmädchen, in den Kasernen und natürlich in den Schulen. Daraus entwickelten sich die drei deutschen Meinungskonstanten in Sachen Heftliteratur: 1. Hefte sind schlecht. 2. Hefte sind interessant. 3. Für den Besitz von Heften sollte man sich besser vorbeugend schon mal schämen, sie verstecken und in der U-Bahn dem pikiert dreinblickenden Sitznachbarn sofort erklären, daß man sowas sonst nicht liest - "Ich hab das nur grad so gefunden, und da dachte ich mir, ich schau doch mal rein..." - Damals, vor über 100 Jahren, stand in manchen Zeitungsläden extra ein Papierkorb, damit die besseren Herren den bunten "Nick Carter"-Umschlag darin entsorgen konnten, ehe sie mit dem nunmehr neutraler wirkenden Schriftblock ihre Straßenbahn entern konnten.

Irgendwie ist da kollektiv bei uns Deutschen was hängengeblieben. Es gibt immer wieder Leute, die ganz ernsthaft und streitbar behaupten, sie hätten wirklich nie-nie-niemals in ihrem Leben einen Heftroman auch nur angefaßt, geschweige denn auch nur eine Zeile darin gelesen. Ich kenne auch eine ganze Menge Männer (mein verstorbener Gatte gehörte dazu) die mit ebenso großem Ernst versichern, daß sie absolut überhaupt nichts mit Pornos anfangen können - wie kann man sich sowas ansehen, nein, nein und nochmal nein. (Und in einem Loch neben der Straße sitzt ein kleiner Hobbit...)

Perry Rhodan hat die SF-Szene nicht zerschossen. Aber im Moment scheint sich manch einer aus der SF-Szene zu bemühen, die Rhodan-Serie zu zerschießen...

Edit: Dreckpfuhler

Bearbeitet von Marianne Sydow, 24 April 2011 - 20:59.


#63 hawaklar

hawaklar

    Giganaut

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Geschrieben 24 April 2011 - 21:05

Was mir (von Rhodan und Atlan) bleibt, sind (manchmal) nette mails von Lesern, die mich (noch) nicht vergessen haben.

[snip]

Perry Rhodan hat die SF-Szene nicht zerschossen. Aber im Moment scheint sich manch einer aus der SF-Szene zu bemühen, die Rhodan-Serie zu zerschießen...

Danke für diesen Beitrag. Der hat viel zu meinem Verständnis von der deutschen Eigenart "Heftroman" beigetragen. Vor allem der politische Aspekt (die Verbindung von Heftromanen zu Flugblättern) war mir neu und ich denke, da ist viel Wahres dran.

"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)

"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)


#64 Kaffee-Charly †

Kaffee-Charly †

    ---

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Geschrieben 24 April 2011 - 21:24

Was mir (von Rhodan und Atlan) bleibt, sind (manchmal) nette mails von Lesern, die mich (noch) nicht vergessen haben.

...snip...

Perry Rhodan hat die SF-Szene nicht zerschossen. Aber im Moment scheint sich manch einer aus der SF-Szene zu bemühen, die Rhodan-Serie zu zerschießen...

Edit: Dreckpfuhler


Vielen Dank für diesen tollen Beitrag, Marianne.
(Daraus könnte man eigentlich einen schönen Artikel für die AN machen.)

:rolleyes:
Kaffee-Charly

Bearbeitet von Kaffee-Charly, 24 April 2011 - 21:25.


#65 Marianne Sydow † 

Marianne Sydow † 

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Geschrieben 24 April 2011 - 21:35

Vielen Dank für diesen tollen Beitrag, Marianne.
(Daraus könnte man eigentlich einen schönen Artikel für die AN machen.)

:cheers:
Kaffee-Charly


Genau daran sitze ich. Für das Perry-Rhodan-Geburtstags-AN. Über Heftromane im Allgemeinen und den "Großvater der Perry Rhodan-Serie" im Besonderen. Affen-Arbeit, zumal es etwas weniger umfangreich als ein durchschnittliches Konservationslexikon sein soll (was es da für Material gibt!). Manchmal ist es gar nicht so einfach, sich kurz zu fassen. Es sei denn, man fäßt sich ganz kurz. Jetzt muß ich bloß noch den Mittelweg finden...

#66 hawaklar

hawaklar

    Giganaut

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Geschrieben 24 April 2011 - 21:41

Scheer hat sogar neben den ZBV-Romanen eine eigene Reihe mit Einzelromanen bei Pabel/Moewig bekommen :

Über die bin ich vor ca. 5 Jahren einmal bei einem Urlaub im Emsland gestolpert. Die wurden damals für 50 Cent verramscht. Da habe ich doch glatt 10 ... 11 Euro investiert. :cheers:

Außerdem hattest Du vor zwei Jahren bei SF-Fan-de einen Link gepostet, wo man sich massenweise Bücher kostenlos downloaden konnte. Ich habe gerade mal geschaut. Das Angebot gibt es leider nicht mehr.

Auf jeden Fall hatten die damaligen Autoren einen gehörigen Textausstoß, auch wenn sich die Texte i. d. R. an dem Umfang der Heftromane orientierten.

"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)

"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)


#67 Beverly

Beverly

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Geschrieben 24 April 2011 - 22:41

Meine Vermutung ist folgende:
Es gibt einige Autoren, die sehr viele Heftromane im Jahr schrieben. Von denen las man dann oft den Kommentar, dass auf Grund dessen, die Zeit und Muse einfach nicht gegeben war, das eigene Schreibuniversum voranzutreiben. Um den Borterwerb zu sichern, gehen natürlich Auftragsarbeiten vor. Hat man diese Möglichkeit zum Geldverdienen nicht, ist vielleicht die Not (oder auch die Zeit und Muse) größer, den herausragenden Roman zu schreiben.


Dieser Argumentation zufolge hat nicht "Perry Rhodan", sondern der Zwang zum Verdienen des Lebensunterhaltes der Science Fiction verbunden mit der Unmöglichkeit, von der selbstbestimmten Schriftstellerei zu leben, den Todesstoß versetzt. Gäbe es kein "Perry Rhodan", wären die jetzt da gebundenen Autoren demzufolge aber nicht frei, zu schreiben, was sie wollen, sondern gezwungen, sich woanders ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es sei denn, es gäbe ein bedingungsloses Grundeinkommen und sie könnten sich die Zeit nehmen, das zu schreiben, was sie wollen.

#68 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 24 April 2011 - 23:00

Oder zu gammeln und gar nichts zu schreiben - was ebenso im Bereich des Möglichen liegt.

#69 Marianne Sydow † 

Marianne Sydow † 

    Biblionaut

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Geschrieben 24 April 2011 - 23:40

Um den Borterwerb zu sichern, gehen natürlich Auftragsarbeiten vor. Hat man diese Möglichkeit zum Geldverdienen nicht, ist vielleicht die Not (oder auch die Zeit und Muse) größer, den herausragenden Roman zu schreiben.

Oder zu verzweifeln und sich aufzuhängen. Erinnert mich fatal an eine Sendung, die am 21.10.93 im West 3 lief (so steht´s in meiner Video-Liste): "Mythos-Genie oder wie die Dichter schreiben lernen". Da wehrten sich ein paar "gelehrte" Herren erbittert gegen die Vorstellung, in Deutschland Kurse in kreativem Schreiben einzuführen. "Talent bricht sich Bahn", sagte einer dieser gelehrten Menschen und: nur ein Werk, daß unter Not und Qual erhungert, erfroren und erlitten werde, könne von bleibendem kulturellem Wert sein.

Solchen Leuten würde ich am liebsten ... schon gut, ich schweige. (Damit nicht schon wieder ein Thread dicht gemacht wird!)

#70 valgard

valgard

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Geschrieben 25 April 2011 - 05:35

Genau daran sitze ich. Für das Perry-Rhodan-Geburtstags-AN. Über Heftromane im Allgemeinen und den "Großvater der Perry Rhodan-Serie" im Besonderen. Affen-Arbeit, zumal es etwas weniger umfangreich als ein durchschnittliches Konservationslexikon sein soll (was es da für Material gibt!). Manchmal ist es gar nicht so einfach, sich kurz zu fassen. Es sei denn, man fäßt sich ganz kurz. Jetzt muß ich bloß noch den Mittelweg finden...

Darauf freue ich mich schon!

valgard

"Ich lese das was ich will und nicht das was ich soll"
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#71 Amtranik

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Geschrieben 25 April 2011 - 06:25

Oder zu gammeln und gar nichts zu schreiben - was ebenso im Bereich des Möglichen liegt.


Das treibt dich wirklich um oder?
Die Vorstellung da könnte jemand von deiner Hände Arbeit gezahlten Steuern in den Tag hinein gammeln.

Ich kenne aus meinem Umfeld selber jemanden den man wohlwollend als "Lebenskünstler" bezeichnen könnte.
Ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen 13 grade sein zu lassen und dabei gleichzeitig ruhigen gewissens mein Leben
zu geniessen. Ich kann das aber offenbar nicht den ich würde die Vorstellung unerträglich finden von Leuten wie Dir
als "Gammler" beschimpft zu werden.

Und wenn ich dann beinahe ununterbrochen 7 Tage die Woche früh aufstehe und von meinen Steuern wen unterstütze, dann
ist mir persönlich die Vorstellung diesen liebenswerten Chaoten zu unterstützen 1000 mal symhatischer als irgendeinen
aalglatten Bänker oder Energiekonzernchef die nicht einen Augenblick darüber nachdenken würden für Ihre Profite meine
und die Zukunft meiner Kinder aufs Spiel zu setzten teile unseres Planeten für Jahrtausende zu verseuchen.
Jene Leute die einerseits die Hand aufhalten wenn Sie scheisse gebaut haben, mir und meiner Firma jedoch sofort
den Geldhahn zudrehn wenn ich mein Limit überzogen habe aufgrund fehlender Zahlungsmoral meiner Kundschaft oder
anderen Umständen.

Und dann wäre da noch die Programmierung weiter Teile unserer Bevölkerung auf die ausschliessliche Anerkennung
der Erwerbsarbeit als alleinig sinn und seligmachende Leistung. Wenn man diesen genannten liebenswerten Chaoten
nämlich um hilfe bittet um rat fragt oder einfach nur jemanden benötigt der Zeit für einen hat ist er zur Stelle.
Er hat sich mehr als einmal rührend noch Jahre später um Kinder seiner Exfreundinnen gekümmert als wären es seine
eigenen. Freilich nicht in Form von Geldzuwendungen, aber mit Rat und Tat und letztlich einem der wertvollsten Güter für
Jugendliche unserer Tage, in Form von Zeit und Geduld. Denn dumm ist er nicht und hat was auf dem Kasten, hat sich
vermutlich auch aufgrund seiner vielen Freizeit ein beachtliches Alllgemeinwissen zugelegt.

Nur mal ein Gedanke am frühen Ostermontagmorgen nachdem ich meine ersten Euros für heute bereits wieder mal
verdient habe und das völlig ohne Neid gegenüber jenen die jetzt vielleicht mit Ihren Popos noch im Bett liegen und es sich
gutgehn lassen. Bei sehr vielen gerade aus Konservativen Kreisen habe ich leider immer nur den Eindruck es geht Ihnen
um bestrafung, neid. Und seltsamerweise würden diese Leute sich Ihren Erfolg immer nur selber zuschreiben. Alles was sie
haben und sind haben Sie sich selbst erarbeitet weil Sie so fleissig und toll sind. Haha. Niemand kommt ohne unterstützung
anderer aus, etwas Vitamin B von Zeit zu Zeit oder sei es nur einem guten Ratschlag. In Deutschland werden ohne wenn und
aber die Kinder bereits in erfolgreiche Biograhien hineingeboren und es ist nicht der Verdienst des einzelnen weil es soviel
besser ist, sondern er lebt in einer Gesellschaft die es ihm ermöglicht Geld zu scheffeln und auf "Schmarotzer" zu schimpfen.

Oh wie ich diesen Selbstgefälligen Aufgeblasenen Menschenschlag hasse.

..Amen.

Bearbeitet von Amtranik, 25 April 2011 - 06:26.


#72 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 25 April 2011 - 06:56

Marianne, Amtranik ... ich weiß, man sollte es nicht machen, weil es nicht gerne gesehen wird ;) Aber ich beschränke mich in meinem Post auf vollste Zustimmung und ein tief empfundenes Danke, für eure Worte :cheers: :cheers: LG Dirk (der Pornos schon gesehen, und erst dann für sich entschieden hat, dass Selbermachen in allen vier Dimensionen, mit allem was dazugehört, die vergnüglichere und erfüllerndere Art des Zeitvertreibs ist, als anderen dabei zuzusehen ;) )

#73 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 25 April 2011 - 07:02

Lieber Amtranik, wenn es Dir nicht gefällt, daß jemand anderer Meinung als Du bist, heisst es noch lange nicht, daß Du denjenigen anmachen musst. Insbesondere deshalb nicht, als Du mit Deinem Posting diesen Thread auf das (seit einiger Zeit im SFN übliche) Niveau eines Stammtischthreads runterziehst.

#74 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 25 April 2011 - 07:32

Ah, da bin ich anderer Meinung, Alfred.

Sicher, Amtraniks Äusserung scheint erstmal fehl am Platz.
Aber gerade seine Sicht der Dinge wird (oder wurde?) oft mit Perry Rhodan in Verbindung gebracht:

Im Perryversum gibt es für jeden eine Grundsicherung. Arbeiten muss nur der, der mehr haben will.
Es kann sein dass sich das inzwischen im Perryversum geändert hat, aber ich kann mich gut an den Deutschunterricht in der zehnten Klasse erinnern, wo wir genau dieses Thema (in Vermischung mit dem Fach Geschichte/Politik) durchgeackert haben.

Unser Herr Vertretungslehrer war ein erklärter Gegner der Heftromane.
Er stürzte sich auf diesen Aspekt, diese Idee des Perryversums, wie ein halbverhungerter Geier auf ein fauliges Aas.
Seine Schlussfolgerung:
Heftromane = Schund
Perry Rhodan = gefährlicher Schund!!!
Wie kann es eine Handvoll "Nichtstuer" wagen, das althergebrachte Wertesystem unserer Gesellschaft so zu untergraben?

Für ich war das damals eine sehr ambivalente Zeit.
Den ganzen Tag "nur schreiben"?
WOW!
Der Gedanke hatte einen enormen Reiz!
Von allen anderen Mitgliedern der Gesellschaft scheel angesehen werden?
Neverever!
Und damit kämpfe ich auch heute noch.
Selbst als ich wegen mehrerer, schwerer Erkrankungen beinahe anderthalb Jahre als "wertvolles, weil arbeitendes Mitglied der Gesellschaft" ausfiel, schämte ich mich dafür und fühlte mich wie ein Schmarotzer.
Noch schlimmer war es, als ich wegen dieser gesundheitlichen Probleme plötzlich meine alten Job los war, und mich neu orientieren musste.
Da waren solche Nettigkeiten wie "Hypochonder" und "Schauspieler" noch harmlos.

Wenn ich aber mal so im Perryversum herumschaue, ist das Arbeiten dort nicht mehr der Orientierungspunkt, an dem sich die Mitglieder der Gesellschaft selber definieren.
Also sehe ich Amtraniks Post, wenn auch mit Abstrichen, schon als Topic an.

Denn auch diese utopische Idee, dass ein Mensch sich nicht an seinem wirtschaftlichen Wert für die Gesellschaft definiert, sondern an seinem sozialen oder seinem kulturellen Engangement (und sei es auch nur im engtstem Umfeld) gehört zu Perry Rhodan, der Heftserie und der Science Fiction aus deutschen Landen.

Und damit ist dieser Punkt wiederum gut für die Ausgangsfrage, ob Perry Rhodan (vielleicht sogar ob seiner abstrusen, weil revolutionären Ideen), der deutschen Science Fiction den Todestoß versetzt hat.

LG

Dirk

#75 Amtranik

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Geschrieben 25 April 2011 - 07:38

Lieber Amtranik, wenn es Dir nicht gefällt, daß jemand anderer Meinung als Du bist, heisst es noch lange nicht, daß Du denjenigen anmachen musst.
Insbesondere deshalb nicht, als Du mit Deinem Posting diesen Thread auf das (seit einiger Zeit im SFN übliche) Niveau eines Stammtischthreads runterziehst.


Lieber Alfred,

Du offenbarst wieder einmal eine recht eigenwillige Sichtweise wenn gerade Du mir Stammtischniveau vorwirfst wo Du doch
selber nicht selten, so auch hier, durch reißerische Einzeiler zu glänzen weisst.

Das so etwas gerade aus deinen Tasten kommt kann nur ein verspäteter Aprilscherz sein, ich lieg hier fast vor lachen auf dem Boden :cheers:

Bearbeitet von Amtranik, 25 April 2011 - 07:40.


#76 †  a3kHH

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Geschrieben 25 April 2011 - 07:58

Dirk, hier werden zwei Themen miteinander vermischt, die nichts (oder nur wenig) miteinander zu tun haben.
Die Diskussion über eine Grundsicherung wurde bereits hier geführt. Auf dem üblichen Stammtisch-Niveau wurden diejenigen, die tatsächlich einmal von extrem wenig Geld gelebt haben (oder aktuell davon leben), als aufgeblasene arrogante Arschlöcher diskreditiert. Stattdessen wurden lieber die eigenen Ideologien (die sich durch nichts belegen lassen) gepuscht, jeder Widerspruch als rechtsradikales Außenseitertum deklariert. Und als man damit nicht durchkam, hat man sich schmollend vom Board zurückgezogen.
An solchen Diskussionen habe ich kein Interesse. Diese Phase habe ich bereits vor 30 Jahren hinter mich gebracht.
Einen Zusammenhang mit PR herzustellen, halte ich für ... kühn. Die Ideologie, PR habe in irgendeiner Weise der "deutschen SF den Todesstoß versetzt" für unqualifiziert. Genauer : Für das Gejammer derjenigen, die im Gegensatz zu Hohlbein und Heitz nicht arbeiten, sondern künstlern wollen.

#77 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 25 April 2011 - 08:18

Ah, das Thema, auf das du da anspielst / verlinkst, ist an mir vorübergezogen.
Das wusste ich so nicht.
Aus politischen Diskussionen halte ich mich raus, sofern sie nicht von Angesicht zu Angesicht erfolgen.

Und die Ideologie, dass Perry der deutschen Science Fiction den Todestoß versetzt haben soll, finde ich ebenfalls recht gewagt.
Aber das geringe Ansehen, dass Heftromane und Science Fiction im Allgemeinen, und Perry im Besonderen "genießen", ist schon etwas, dass ich miteinander in Verbindung bringe.

Vielleicht war dieser Entwurf einer Gesellschaft damals einfach zu früh aufgekommen, vielleicht passt(e) er auch nicht ins Weltbild der Masse. Aber er hat außerhalb der Fangemeinde Perry, und auch der Science Fiction, nach meinem Gefühl einen Bärendienst erwiesen.

Wie oft habe ich gehört, dass Perry Rhodan ideologisch bedenkliches Gedankengut verbreitet?
Mal war es links, mal war es rechts, mal war so weit links draußen, dass es rechts schon wieder reinkam ...
Dieser Gesellschaftsentwurf ist ja nur ein Aspekt der Serie.
Und du hast, sorry dafür und bitte nicht als Angriff werten, genau so auf Amtraniks Post reagiert, wie seinerzeit mein Herr Lehrer und viele andere aus meinem näheren (kleinbürgerlichen) Umfeld ebenfalls, wenn die Sprache auf Perry Rhodan und / oder Science Fiction kam.
Oft wurde gerade dieses "kommunistische Gedankengut" angeprangert, und in einem Atemzug mit den Hippies gleichgesetzt, von den Autoren ganz zu schweigen, die ja alle langhaarige Bombenleger und Steinewerfer und Hausbesetzer sein mussten bei dem, was sie da verbreiteten.

In dem Sinne sehe ich schon einen Zusammenhang zwischen Amtraniks Post und der Urfrage dieses Threads, allerdings weniger hochgepusht (also direkt als tödlichen Dolchstoß), sondern eher als einen Anspekt, der zur geringen Akzeptanz von Science Fiction aus deutschen Landen (speziell im eigenen Land!) und Perry Rhodan als Heftroman geführt haben mag.
Eine Utopie, die einigen nicht in den Kram passte, weil sie vielleicht an ihrem Weltbild rüttelte?
Solche Ideen dürfen / durften / und bleiben auch in Zukunft gefälligst anderen vorbehalten.
Wir machen hübsch weiter wie bisher, und schreiben brav auf Schiene "F", und ohne revolutionäre Ideen Bergromane, Arztromane, Josef Baumwolle ... :cheers:
Und wer aus der Reihe tanzt, wird direkt zusammengefaltet und in die Ecke gestellt, und / oder mit Missachtung gestraft.

Okay, Amtraniks Post kam nicht direkt Topic rüber.

Aber dennoch ... ist der Gedanke nicht verfolgenswert?

LG

Dirk (der hofft, dass du dich jetzt ans Bein gepinkelt fühlst, Alfred!)

Bearbeitet von Dirk, 25 April 2011 - 08:23.


#78 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 25 April 2011 - 08:41

Dirk, das Problem, das Du ansprichst, hat Marianne weiter oben bereits dargestellt. Nicht Perry Rhodan stand in den 60ern und 70ern am Pranger, sondern jeglicher Heftroman außerhalb von Western und Krimis. Denn bei den beiden Genres waren sich offenbar alle einig, daß es Schund sei. Aber im phantastischen Genre, seien es jetzt utopische oder Horror-Romane, kamen im Rahmen der Heftroman-Serien bereits seit Beginn nicht-triviale Romane heraus, die sich nicht so einfach abqualifizieren liessen. Linke als auch rechte Ideologien tobten sich im Weltraum aus - und wurden von einer wachsenden Fan-Gemeinde diskutiert. Im Krimi oder Western gab es nichts zu diskutieren, die Fakten lagen (scheinbar) deutlich auf der Hand. Die SF war jedoch eine Ideen-Literatur und regte zum Nachdenken an - und das war schon zu Kaisers Zeiten suspekt. Das Kleinbürgertum hat sich schon immer darüber echauffiert, so auch im Nachkriegsdeutschland. Und da man keine Argumente hatte, versuchte man eben, diese suspekte Literatur ideologisch zu diskreditieren. Bestes Beispiel dafür ist der berühmt-berüchtigte Monitor-Beitrag. Perry Rhodan, als erfolgreichste Heftserie der Welt, stand und steht da an vorderster Front im Kreuzfeuer, auf das sich linke, rechte und sonstige "Kritiker" gerne einschießen. Aber das hat nichts mit den Inhalten der Serie zu tun, PR ist nur ein Synonym für "selber denken".

Edit : Der erste SF-Con fand bereits in den 50ern statt. Hast Du schon mal von einem Krimi- oder Western-Con gehört ?

Bearbeitet von a3kHH, 25 April 2011 - 08:43.


#79 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 25 April 2011 - 09:52

Edit : Der erste SF-Con fand bereits in den 50ern statt. Hast Du schon mal von einem Krimi- oder Western-Con gehört ?


Ja :cheers:
Die nennen sich dann "Western-Stammtische", "Ehrenfelder Cowboys von 1972" oder "Lese-Stammtisch Die mörderischen Trinker"
;)
Meist finden deren Cons sogar in geringeren Zeitabständen (und irgendwie auch feuchtfröhlicher) statt, als die eines Welt-Cons o.ä. ;)

Aber back to Topic:

Genau dieses "selber denken" ist es ja auch, was in Amtraniks Post (nach meinem Gefühl) durchschimmert.

Allgemeines Denken:
"Nur wer arbeitet, für den Staat Steuern, und somit Politkerdiäten bezahlt, funktioniert. Nur wer sich einreiht in die Massen mit ihrem schwarzen Bowler und dem Regenschirm, ist ein gutes Mitglied der Gesellschaft."

Selber gedacht:
"Was, wenn Arbeit (und somit Steuern und Großaktionären die Dividenden zahlen), eben nicht mehr das alleinig seligmachende Ding ist? Was wäre, wenn es eine staatlich subventionierte (und von der Allgemeinheit getragene) Möglichkeit gäbe, die totale Selbstbestimmung über den eigenen Lebensweg zu ermöglichen?
Etwas, was bisher nur in sehr engen Grenzen möglich ist.
Wer lernen will muss zahlen.
Das Geld dafür muss also irgendwo herkommen, meist von den Eltern, die sich den Buckel krumm schuften. Die sind dann sauer, weil der Sproß statt Rechtsanwalt, Arzt, Unternehmensberater, oder besser noch Bundeskanzler wird, und stattdessen Philosphie studiert.
Oder Kunst.
Oder Sport.
Wie soll der Junge / das Mädchen denn später seine Familie ernähren, und ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft werden?

Das ist ein Ansatz, den Perry Rhodan eingebracht hat.
Ein Ansatz, der immer wieder kontorvers diskutiert wird.
Ein Ansatz, der nach meinem eigenen Erleben, immer wieder mit teutonischer Science Fiction, Perry Rhodan und Heftromanen des Genres Science Fiction gebracht wird.
Zwar nur von Leuten, die einen Perry (oder jedes andere beliebige Produkt, auf dem das Etikett Sci-Fi-klebt) niemals auch nur mit einer Kneifzange anfassen würden, aber immerhin scheint es ja in vielen Köpfen ein Kriterium, und kein Vorurteil zu sein.
Ein Kriterium, das ihnen bei Western oder krimis nicht über den Weg läuft.

Okay, vielleicht bin auf dem Holzweg.
(Sehr wahrscheinlich sogar. Mein Wissen um die deutsche Sci-Fi-Szene und ihre Vergangenheit fusst auf den marginalen Eigenerfahrungen meines Lebens, nicht auf Studien. )
Aber es war immerhin ein Versuch die Wogen zu glätten, den Weg der Diskussion hier wieder zum Thema zurückzuführen.

Ist wohl fehlgeschlagen.

Schade drum.

Wurde gerade interessant.
Ich hätte gerne mal ausgelotet, was Perry im Einzelnen so alles FÜR die deutsche Science Fiction getan hat, und wie das dann außerhalb seines Dunstkreises aufgenommen wird und wurde.

LG

Dirk

#80 Beverly

Beverly

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Geschrieben 25 April 2011 - 10:33

Oder zu gammeln und gar nichts zu schreiben - was ebenso im Bereich des Möglichen liegt.


Es gibt Autoren, die nicht immer das schreiben können, was sie wollen, weil sie ökonomische Zwänge daran hindern - sie müssen Bücher schreiben, die nicht viel taugen, sich aber verkaufen oder sie müssen einem "Brotberuf" nachgehen, der ihnen nicht viel Zeit zum Schreiben lässt. Denen zu unterstellen, sie würden nur "gammeln", wenn ökonomische Zwänge wegfallen, finde ich ein bisschen arg.
Nachtrag: ich kenne noch einen Autor, der mich mit witzigen Kurzgeschichten unterhalten hat, aber seinen Lebensabend in Armut verbringen musste, weil er halt nicht den marktgängigen Bestseller geschrieben hat. Auch einer, für den ein Grundeinkommen nötig wäre, um weder zu "gammeln" noch am Hungertuch nagen zu müssen.

Bearbeitet von Beverly, 25 April 2011 - 11:12.


#81 †  a3kHH

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Geschrieben 25 April 2011 - 10:37

Was PR für die deutsche SF gebracht hat, war ein Umdenken an einem ganz anderem Ort. Während nämlich als gesamtgesellschaftlicher Konsens Krieg und Gewalt noch legitime Mittel waren, propagierten die PR Autoren bereits das "kosmische Denken". Unter anderem auch die möglichst gewaltfreie Problemlösung. Das ging so weit, daß sich die Fans über fehlende Konflikte und Raumschlachten in PR beschwerten. Und im Gegensatz zum Rest der Bevölkerung wurden PR-Leser seit den ersten Romanen von Scheer und Darlton zur Akzeptanz des Fremden erzogen. Bestes Beispiel dafür ist das Titelbild von Heft 287, das eines der Wahrzeichen von PR geworden ist.

#82 Beverly

Beverly

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Geschrieben 25 April 2011 - 10:49

ZITAT(Michael Schmidt @ 24.04.2011, 12:17)
Um den Borterwerb zu sichern, gehen natürlich Auftragsarbeiten vor. Hat man diese Möglichkeit zum Geldverdienen nicht, ist vielleicht die Not (oder auch die Zeit und Muse) größer, den herausragenden Roman zu schreiben.

Oder zu verzweifeln und sich aufzuhängen. Erinnert mich fatal an eine Sendung, die am 21.10.93 im West 3 lief (so steht´s in meiner Video-Liste): "Mythos-Genie oder wie die Dichter schreiben lernen". Da wehrten sich ein paar "gelehrte" Herren erbittert gegen die Vorstellung, in Deutschland Kurse in kreativem Schreiben einzuführen. "Talent bricht sich Bahn", sagte einer dieser gelehrten Menschen und: nur ein Werk, daß unter Not und Qual erhungert, erfroren und erlitten werde, könne von bleibendem kulturellem Wert sein.

Solchen Leuten würde ich am liebsten ... schon gut, ich schweige. (Damit nicht schon wieder ein Thread dicht gemacht wird!)


Schriftsteller wie Goethe, Feuchtwanger und die Manns lebten meines Wissens in gutbürgerlichen Verhältnissen ohne matereille Sorgen und sie haben auch die Kriege und Katastrophen ihrer Zeit überstanden.
Andreas Eschbach lebt meines Wissens in einem Haus in der Bretagne, schreibt, was er will und auch seinem Kollegen Frank Schätzing muss es materiell recht gut gehen, wenn "Der Schwarm" in jeder Dorfbuchhandlung lag und er im Fernsehen auftreten kann.
So viel zur Inspiration durch Not und Qual.

#83 †  a3kHH

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Geschrieben 25 April 2011 - 10:49

Es gibt Autoren, die nicht immer das schreiben können, was sie wollen, weil sie ökonomische Zwänge daran hindern - sie müssen Bücher schreiben, die nicht viel taugen, sich aber verkaufen oder sie müssen einem "Brotberuf" nachgehen, der ihnen nicht viel Zeit zum Schreiben lässt. Denen zu unterstellen, sie würden nur "gammeln", wenn ökonomische Zwänge wegfallen, finde ich ein bisschen arg.

Was ist daran "arg" ? Oder auch nur negativ ? Die Frage ist doch, ob ein Autor Zustimmung oder Ablehnung zu seinen Romanen auch merken soll oder nicht. Und würde nicht der ganze literarische "Mittelstand" wegbrechen ? Wäre als Ergebnis nicht eine Reduzierung mittelmäßiger und schlechter Romane die Folge, würden nicht einige wirklich gute Sachen gar nicht geschrieben werden ?
Nimm nur einmal die "Handwerker" Hohlbein und Heitz : Sie schreiben viel, disziplinieren sich selber, produzieren diverses Mittelmaß - und ebenfalls einige Sternstunden. Das würde, so meine Ansicht, wegfallen, weil diese disziplinierte Schreibe einem träumerischem Künstlertum weicht.
Aber sollten wir das nicht an einem anderem Ort diskutieren ? Der Thread hier geht sonst zu sehr vom eigentlichen Startpunkt weg.

#84 Beverly

Beverly

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Geschrieben 25 April 2011 - 11:26

Ah, da bin ich anderer Meinung, Alfred.

Sicher, Amtraniks Äusserung scheint erstmal fehl am Platz.
Aber gerade seine Sicht der Dinge wird (oder wurde?) oft mit Perry Rhodan in Verbindung gebracht:

Im Perryversum gibt es für jeden eine Grundsicherung. Arbeiten muss nur der, der mehr haben will.
Es kann sein dass sich das inzwischen im Perryversum geändert hat, aber ich kann mich gut an den Deutschunterricht in der zehnten Klasse erinnern, wo wir genau dieses Thema (in Vermischung mit dem Fach Geschichte/Politik) durchgeackert haben.

Unser Herr Vertretungslehrer war ein erklärter Gegner der Heftromane.
Er stürzte sich auf diesen Aspekt, diese Idee des Perryversums, wie ein halbverhungerter Geier auf ein fauliges Aas.
Seine Schlussfolgerung:
Heftromane = Schund
Perry Rhodan = gefährlicher Schund!!!
Wie kann es eine Handvoll "Nichtstuer" wagen, das althergebrachte Wertesystem unserer Gesellschaft so zu untergraben?

Für ich war das damals eine sehr ambivalente Zeit.
Den ganzen Tag "nur schreiben"?
WOW!
Der Gedanke hatte einen enormen Reiz!
Von allen anderen Mitgliedern der Gesellschaft scheel angesehen werden?
Neverever!
Und damit kämpfe ich auch heute noch.
Selbst als ich wegen mehrerer, schwerer Erkrankungen beinahe anderthalb Jahre als "wertvolles, weil arbeitendes Mitglied der Gesellschaft" ausfiel, schämte ich mich dafür und fühlte mich wie ein Schmarotzer.
Noch schlimmer war es, als ich wegen dieser gesundheitlichen Probleme plötzlich meine alten Job los war, und mich neu orientieren musste.
Da waren solche Nettigkeiten wie "Hypochonder" und "Schauspieler" noch harmlos.

Wenn ich aber mal so im Perryversum herumschaue, ist das Arbeiten dort nicht mehr der Orientierungspunkt, an dem sich die Mitglieder der Gesellschaft selber definieren.
Also sehe ich Amtraniks Post, wenn auch mit Abstrichen, schon als Topic an.

Denn auch diese utopische Idee, dass ein Mensch sich nicht an seinem wirtschaftlichen Wert für die Gesellschaft definiert, sondern an seinem sozialen oder seinem kulturellen Engangement (und sei es auch nur im engtstem Umfeld) gehört zu Perry Rhodan, der Heftserie und der Science Fiction aus deutschen Landen.

Und damit ist dieser Punkt wiederum gut für die Ausgangsfrage, ob Perry Rhodan (vielleicht sogar ob seiner abstrusen, weil revolutionären Ideen), der deutschen Science Fiction den Todestoß versetzt hat.

LG

Dirk


Wenn ich mir das "Solare Imperium", seinen Nachfolger "Liga Freier Terraner" und die mit ihm konkurrierenden humanoiden und nicht-humanoiden Zivilisationen so ansehe, denke ich, dass sie nicht Jahrhunderte oder Jahrtausende überdauern würden, wenn sie ihre Angehörigen so drangsalieren und ausbeuten, wie das derzeit auf Sol III selbst in den Industrieländern noch gang und gäbe ist. Von daher ist es logisch, jedem das zum Leben Notwendige zu geben, um das System stabil zu halten.

#85 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 25 April 2011 - 12:03

Hallo Beverly,

Wie kann der Markt bei 100 Millionen Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die Deutsch sprechen, zu klein sein?


ich schrieb "SF-Markt" - und auf dem gehen nicht 100 Millionen shoppen, sondern eben deutlich weniger ... und vielleicht eben zu wenig, als das deutsche Autor/innen dort groß absahnen können.

Wäre natürlich prima, wenn sich das ändern würde ...

VG
Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
  • (Buch) gerade am lesen:Ich lese zu schnell, um das hier aktuell zu halten.
  • • (Film) gerade gesehen: Im Westen nichts Neues

#86 sts

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Geschrieben 02 Mai 2011 - 13:12

Ansonsten halte ich die These für Quatsch. Der Erfolg von Perry Rhodan ist sicher nicht dafür verantwortlich das die Deutsche SF im Ausland nicht erfolgreich ist.

PR ist imo dafür verantwortlich das in Deutschland SF wie auch Fantasy so einen miesen Stellenwert haben. Bei Fantasy könnte man sicher noch Sinclair und bei SF Raumschiff Orion dazu nehmen. Wenn ich in den USA in einen Wallmarkt gehe, in einen Barnes and Noble oder in andere Buchhandlungen, dann stehen da SF wie auch Fantasy Bücher in den Top lagen. Bei Wallmarkt sogar an den Kassen. Ich habe in San Fransico sogar in einem Lowes SF an der Kasse gesehen. Man stelle sich da einen Obi vor wo SF Bücher da stehen wo bei uns die Süßigkeiten und Co zu finden sind.
Wo finden wir bei uns SF und Fantasy? Geht in einen Thalia und schaut nach. Sie sind in der Regel in der hindersten, dunklen Ecke zu finden. Direkt neben den Schmudel Romanen wo keine Mutter ihr Kind alleine hin lässt. Imo ist das eine Spätfolge den Heftchen bzw. wir machen ja weiter. Maddrax versaut hier den Ruf der nächsten Generation.

#87 Gerd

Gerd

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Geschrieben 02 Mai 2011 - 13:27

Es muss schön sein, in einer Welt zu leben, die so klar strukturiert und übersichtlich ist. Herzlichen Glückwunsch! :)
Sudden moroseness. One hop too far.

#88 Amtranik

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Geschrieben 02 Mai 2011 - 13:33

PR ist imo dafür verantwortlich das in Deutschland SF wie auch Fantasy so einen miesen Stellenwert haben. Bei Fantasy könnte man sicher noch Sinclair und bei SF Raumschiff Orion dazu nehmen. Wenn ich in den USA in einen Wallmarkt gehe, in einen Barnes and Noble oder in andere Buchhandlungen, dann stehen da SF wie auch Fantasy Bücher in den Top lagen. Bei Wallmarkt sogar an den Kassen. Ich habe in San Fransico sogar in einem Lowes SF an der Kasse gesehen. Man stelle sich da einen Obi vor wo SF Bücher da stehen wo bei uns die Süßigkeiten und Co zu finden sind.
Wo finden wir bei uns SF und Fantasy? Geht in einen Thalia und schaut nach. Sie sind in der Regel in der hindersten, dunklen Ecke zu finden. Direkt neben den Schmudel Romanen wo keine Mutter ihr Kind alleine hin lässt. Imo ist das eine Spätfolge den Heftchen bzw. wir machen ja weiter. Maddrax versaut hier den Ruf der nächsten Generation.


Das kann ich so nicht sehen, weil doch Romane meines Erachtens nach noch nie in normalen Buchhandlungen verkauft worden sind sondern
am Kiosk oder im Bahnhofslädchen?

#89 ShockWaveRider

ShockWaveRider

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Geschrieben 02 Mai 2011 - 13:52

Ich hole noch mal mein Statement hoch:

Deutschland hat die Entwicklung der internationalen SF während der Nazizeit verschlafen. Und nach Kriegsende hatten die Deutschen andere Probleme, als sich mit Raumfahrt und Begegnung mit Außerirdischen auseinanderzusetzen. Diesen Rückstand konnte die deutsche SF bis heute nicht restlos aufholen.
Denn vor dem Krieg gab es durchaus wichtige Werke aus Deutschland (Laßwitz "Auf zwei Planeten", Kellermann "Der Tunnel").

Nicht PR war der Todesstoß für die deutsche SF, sondern der staatlich verordnete Tiefschlaf während der Nazizeit. PR und ähnliche Heftromanserien waren in dem insgesamt konservativen, wenig experimentierfreudigen Klima der Nachkriegszeit die einzige Möglichkeit, spekulative Geschichten in Deutschland überhaupt an den Mann zu bringen.

Die These wurde bislang nicht hinreichend gewürdigt.
Gibt es Zustimmung? Begründete Ablehnung?
Ich bin dankbar für beides.

Gruß
Ralf,
will nicht dumm sterben

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#90 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 02 Mai 2011 - 14:09

Ich hole noch mal mein Statement hoch:

Die These wurde bislang nicht hinreichend gewürdigt.
Gibt es Zustimmung? Begründete Ablehnung?
Ich bin dankbar für beides.

Gruß
Ralf,
will nicht dumm sterben


Deine These erscheint mir plausibel. Daraus folgert ja auch das es in Deutschland nicht diese SF-Magazin Kultur gab aus der
so viele viel gute Angelsächsische SF-Autoren hervorgingen.
Ich würde aber rein subjektiv noch meinen das es in Deutschland so eine Neigung zum Einteilen in gut und schlecht,
hochwertig und Schund gibt den es in Angelsächsischen Ländern so eben nicht gibt. Dort ist man in dieser Hinsicht einfach
unaufgeregter, lockerer ja ich will es toleranter nennen.
In Deutschland erschien die erste SF in Heftchenform. Heftchen, Groschenroman = Schund. Das hat sich bis heute
gehalten.

Bearbeitet von Amtranik, 02 Mai 2011 - 14:10.



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