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Sternenprogramm


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9 Antworten in diesem Thema

#1 Havzhiva

Havzhiva

    Mikronaut

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Geschrieben 20 Januar 2003 - 17:02

Ich lese gerade das Sternenprogramm und obwohl ich bald durch bin, weiß ich immer noch nicht so recht, ob das ganze Linke Zeug jetzt ironisch gemeint ist, oder nicht. Was meint ihr?

#2 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 20 Januar 2003 - 17:59

Absolut, ich glaube, wenn ich von einem Roman wirklich genervt bin und ich mich aufregen kann, ist fast immer Ironie im Spiel.Den Mentor Ian Banks liest man wirklich heraus.Für meinen Geschmack auch zu politisch; was in den Hintergrund gehört (in dem Genre) rückt penetrant in den Vordergrund. Passt zum Thema 40 Jahre SF in der DDR (Achtung Vorurteil).SF als Trittbrett für konfuse politische Missionierungsabsichten.

#3 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 20 Januar 2003 - 19:17

Anders als Dave sehe ich die politische Basis von Sternenflut nicht ausschliesslich ironisch.Ich glaube, Brin brauchte ein politisches Modell, das sich in so viele unterschiedliche Richtungen aufsplittern lies. Der Kommunismus ist und war nie eine auf gleicher Basis strukturierte Gesellschaftsauffassung. Der Ausspruch "jedes Land hat seinen eigenen Kommunismus" kommt nicht von ungefähr. Das Brin diese Politikform wählte, halte ich nicht für zufällig.....dieses System hat die Ironie schon eingebaut   :biglaugh: der Count
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#4 Havzhiva

Havzhiva

    Mikronaut

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Geschrieben 20 Januar 2003 - 19:34

@ dave   In welchem Genre sollte man sonst die gesellschaftlichen Entwicklungen in einer möglichen Zukunft packen. Für mich gehört zu einer glaubhaften Zukunft nicht nur die technologische, sondern auch eine kulturell-gesellschaftliche Komponente.@ CountZeroDu würdest dich wundern, wie selbst dem Ruf nach vernünftige Leute sich bei den idiotischsten Themen den Mund fusselig Reden über die kleinsten Kleinigkeiten: z.B. auch Wissenschaftler. Da wäre der Streit wie viele eingerollte Dimensionen unser Universum hat. Ich hab schon von 5 Zahlen gehört, und wirklich halbwegs bewiesen wurde keine. Aber bei den politischen Bewegungen fällt mir wirklich kein Gegenbeispiel ein, du hast wohl recht. Der Autor war aber MacLeod.

#5 Holger

Holger

    Temponaut

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Geschrieben 20 Januar 2003 - 21:26

Da MacLeod auch in den Folgewerken DIE MARSSTADT und DIE CASSINIDIVISSION wacker  daran festhält, postkommunistische Gesellschaftsmodelle vorzustellen, lese ich da mehr als Satire heraus.Sicher lassen sich die übertriebene Darstellung von Faktionen und Manifesten auch mit einem Augenzwinkern lesen, je mehr man sich jedoch in MacLeods Welt einliest, desto klarer wird, dass er eine neosozialistische Weltordnung als alternatives Modell für einen räuberischen Kapitalismus tatsächlich in Betracht ziehen mag.Die interessanteste Form nimmt das für meinen Geschmack in der CASSINI-DIVISION an. Hier werden tatsächlich Gebrauchsgegenstände in Läden angeboten, Touristen nehmen diese an sich und versprechen als Gegenleistung diese Gegenstände sinnvoll einzusetzen, und bei passender Gelegenheit wieder dem Kollektiv zurückzuführen ...Eine "schöne neue Welt", die sich MacLeod da voller Überzeugung zurecht schreibt. Natürlich geht diesem Wandel eine ökonomische und ökologische Katastrophe globalen Ausmaßen vorraus, verursacht vom einem gescheiterten Kapitalismus.Ich muss nun sagen, dass ich MacLeods Bücher sehr schätze. Die Stories sind intelligent und lassen nicht den gehörigen Anspruch vermissen, auf der anderen Seite unterhalten sie gut. Diese wagemutige (und zweifellos MacLeod-markentypische) Politisierung kann aber auch gewaltig nerven. Dann hilft nur querlesen und den nächsten interessanten Absatz schnellstmöglich ausfindig zu machen :bigcry:
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
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#6 Dave

Dave

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Geschrieben 20 Januar 2003 - 22:17

In welchem Genre sollte man sonst die gesellschaftlichen Entwicklungen in einer möglichen Zukunft packen. Für mich gehört zu einer glaubhaften Zukunft nicht nur die technologische, sondern auch eine kulturell-gesellschaftliche Komponente.

Ups, ein bemerkenswerter Einwand. Ich denke, in einem guten SF-Roman erfährt man auch etwas über soziale und politische Strukturen. Sie gestaltet sich aber meist wie die Psyche der Charaktere, eben unmerklich, eher schleichend. Wenn ich nicht irre, trifft das auf die ganz große Mehrheit der SF- Romane zu. McLeod geht einen eigenwilligen Weg, und ich bin schon gespannt, wie er sich auswirken wird. Ich denke, es verläuft sich im Sande. Ähnlich wie Norman Spinrad, gelobt und bewundert, aber welcher SF-Fan erwähnt schon seinen Namen?

#7 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 20 Januar 2003 - 22:55

@ Havzhiva...ups, hab wohl soviel zu Brins Erde in diesem Forum gelesen, dass dieses wohl ein klassischer Freudscher Fehler war....natürlich meinte ich Macleod !!!...Gottseidank habe ich nicht Martin Hoyer mit Myra Cakan verwechselt.... das wäre ein WIRKLICH unverzeilicher Fehler gewesen   :biglaugh: Welche politische und soziale Zukunft wir vieleicht noch erleben werden, sie wird unsere heutige Gesellschaftsform vollkommen verändern....  wahrscheinlich in Form eines puren kapitalismus. Sollte dieser tatsächlich einmal zusammenbrechen, dann könnte durch eine Balkanisierung Europas so eine eigenartige politische Struktur, wie MacLeod sie schildert, entstehen. Wie uns die Geschichte lehrt, ist es ja nicht unüblich, eine abgewirtschaftete Gesellschaftsform durch das extreme Gegenteil zu ersetzen.der Count
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#8 dyke

dyke

    Biblionaut

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Geschrieben 21 Januar 2003 - 00:18

Ähnlich wie Norman Spinrad, gelobt und bewundert, aber welcher SF-Fan erwähnt schon seinen Namen?

Na wer schon ICH!!! :biglaugh: Ganz besonders die paar Seiten "Flammenritt" Aber mir gefällt auch die überwiegend "Höher - Grösser - Weiter"-Technik-SF nicht Bin halt schon versaut. :bigcry:   Nix für ungut - mußte einfach mal wieder sein  :biglaugh: Dyke

#9 Dave

Dave

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Geschrieben 21 Januar 2003 - 11:20

Einem "Allrounder" verzeihe ich alles... :biglaugh:

#10 Havzhiva

Havzhiva

    Mikronaut

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Geschrieben 22 Januar 2003 - 16:35

@ HolgerHab mein Leben lang noch nicht Quergelesen. Irgendwie fühle ich mich als Leser verpflichtet den Text ernst zu nehmen und ganz durchzulesen ( danach kann ich ja mit dem Buch dann machen, was ich will... ) . Außerdem mag ich solch ein politisches Durcheinander mit Intrigen und Verirrungen. Marsstadt und Cassinidivision stehen auf meiner to-read Liste nach diesem tollen Buch auch ganz oben.@ daveCharaktere sind mir natürlich auch sehr wichtig, aber manchmal passt in die nicht alles rein, oder ich brauche ( wie in Erde ) einfach sehr viele. Generell hab ich aber den Eindruck, das sehr viele SF-Autoren recht viele Beschreibungen brauchen, eher der Charakter "fertig" ist. Ich möchte hir mal meine Lieblingsautorin Le Guin hervorheben: bei ihr reichen oft ein paar sehr prägnante und symbolische Sätze aus ( dafür ist man dann die Bücher so schnell durch... ). Aber MacLeod wählt wirklich einen extremen Weg. Das ist dann nur noch persönliche Geschmackssache, mir gefiels. Dass er wohl keine Nachahmer finden wird, liegt wohl daran, das heute ( leider? ) keiner mehr ein so richtiger Idealist und Utopist ist. Die meisten Leute würden so eine Zukunft wohl nicht nachvollziehen können.@ CountZeroDen "puren Kapitalismus" gab es schon im 19. Jhd., und er war glücklicherweise nicht sehr lange aufrecht zu erhalten. Ich persönlich hoffe das der wirtschaftlichen Globalisierung eine staatliche folgen wird ( Vereinigte Staaten von Europa... ) . Ich glaube das sich das Modell der Nationalstaaten so langsam ausgelebt hat. Aber wie Holger sagte, wird es wohl erst einen großen Crash geben müssen. Nur die wenigsten sind freiwillig vernünftig.


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