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"Daemon", von Daniel Suarez


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3 Antworten in diesem Thema

#1 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 31 Juli 2011 - 08:52

Daemon von Daniel Suarez Verlag: rororo (2. Mai 2011), Taschenbuch: 640 Seiten ISBN-10: 3499256436 ISBN-13: 978-3499256431 Über den Autor Bevor Daniel Suarez seinen ersten Roman begann, machte er als Systemberater Karriere und entwickelte Software für zahlreiche große Firmen der Militär-, Finanz- und die Unterhaltungsindustrie. «Daemon» veröffentlichte er 2006 unter Pseudonym im Eigenverlag. Nachdem der Roman die Internet- und Gaming-Community im Sturm erobert hatte, wurde ein großer Verlag auf das Buch aufmerksam. In der neuen Ausgabe avancierte «Daemon» zum Bestseller; eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Daniel Suarez, der bereits einen zweiten Roman vollendet hat, lebt und arbeitet in Kalifornien. (Quelle: wikipedia.de) Inhalt Es beobachtet. Es lernt. Und es tötet. Matthew Sobol ist einer der reichsten Männer des Silicon Valley und ein Computergenie. Doch seit langem leidet er an einer unheilbaren Krankheit. Exakt in der Sekunde seines Todes nehmen rund um den Erdball Computerprogramme ihre Arbeit auf - zunächst unbemerkt, aber sehr bald schon wird deutlich, dass ein DAEMON den gesamten -digitalisierten Planeten infiziert hat. Ein DAEMON, der herrscht, ein DAEMON, der tötet. Und in einer Welt, in der alle vernetzt sind, kann ihm keiner entkommen. «Unbarmherzig spannend.» Daily Telegraph (Quelle:amazon.de) Zitat aus der Innenseite des Buchdeckels Auf dem Bildschirm erschien das körnige Videobild eines Mannes. Er nickte müde in die Kamera. "Detective Sebeck. Darf ich mich vorstellen? Ich war Matthew Sobol, zu Lebzeiten Chef von CyberStorm Entertainment." Sebeck beugte sich vor. "Wie ich sehe, sind Sie mit den Mordfällen Pavlos und Singh befasst. Um Ihnen unnötigen Aufwand zu ersparen, sage ich ihnen: Ich habe die beiden umgebracht. Warum, werden Sie bald erfahren. Allerdings haben Sie ein Problem. Sie können mich nicht verhaften. Denn ich bin tot." Zu diesem Buch †¦ †¦ bin ich gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde. Eigentlich suchte ich etwas Science Fiction, vielleicht Raumschiffe, eventuell Aliens, aber auf jeden Fall ein gehörige Portion Action. In meiner Leib-und Magenbuchhandlung musste ich mich dann aber der Tatsache stellen, dass derzeit von vielen Verlagen um dieses Genre ein Bogen geschlagen wird, als würde der Teufel neuerdings ein Navi nutzen, um heiligem Boden ja nicht zu nahe zu kommen. Frustriert fragte ich eine der dortigen Buchhändlerinnen, was sie mir denn als Alternative empfehlen könne. Sie dachte kurz nach, und sagte dann, mit einem sehr bestimmten Ton in der Stimme: "Ich habe da was für Sie." In diesem Moment ahnte ich nicht, WIE Recht sie damit hatte, denn schon die ersten zwei Seiten gefielen mir beim Anlesen vor der Kasse ausgezeichnet. Dazu der Text auf der Innenseite des Buchdeckels (siehe Zitat oben) †¦ zufrieden grinsend, und reichlich neugierig, was mich denn da für eine Art Krimi / Thriller erwarten würde, ging ich heim. Von einem, der sich hinsetzte um ein Buch anzulesen. Es war ungefähr drei Uhr am Nachmittag, als ich es mir in meinen Lesesessel bequem machte. So ein oder zwei Kapitel sollten drin sein, bevor ich mit meiner Frau den Samstag genießen, und zünftig grillen würde. Das Wetter war klasse, der Grill stand bereit, und die Getränke waren bereits gekühlt. Als ich Daemon zuschlug war der Grill immer noch kalt, meine Frau lag schon im Bett und ich wankte mit rotgeränderten Augen in Richtung Schlafgemach. Sie grinste mich nur an, und zeigte mir ihre Neuerwerbung, die auch nur noch wenige Seiten aufzuweisen hatte. Verdammt! Das Wochenende war noch lang, und ich hatte kein Lesefutter mehr? Was war es gewesen, dass mich so in den Bann geschlagen hatte? Das ist nicht so leicht zu erklären, denn wenn ein Buch zwar nicht Fleisch oder Fisch ist, kein richtiges Science Fiction Epos und auch kein handelsüblicher (Cyber)Thriller, wenn die Figuren plastisch in meinem Kopfkino erscheinen, ich Gut und Böse nicht so richtig auseinanderdividieren kann ... ja, dann kann man mit Fug und Recht behaupten, ich habe das für mich und meinen Geschmack perfekte Buch gelesen. Wie kam es zu diesem totalem "Blackout"? oder Eine Analyse meiner Begeisterung, ohne dabei zu spoilern 1. Die Sprache Wenn ich das Buch und seine Wirkung auf mich im Nachhinein analysieren würde, ist der wohl größte Pluspunkt von Daniel Suarez, dass er sich einer relativ einfachen Sprache bedient, die von Cornelia Holfelder-von der-Tann bestens übersetzt wurde. Auch wenn viele Fachbegriffe verwendet werden, sind diese entweder selbsterklärend, oder sie erzeugen im Kopfkino das Bild von hektisch auf Tasten klappernden Fingern, und einem bläulichem Schimmer auf angespannten Gesichtern, die vor Bildschirmen hocken. Wer sich in der Materie der IT oder Onlinegames auskennt, weiß natürlich um was es bei den einzelnen Aktionen am Computer geht, aber auch der interessierte Laie wird von Daniel Suarez an die Hand genommen, und so ganz nebenbei wird erklärt, was es mit Callouts und ähnlichem auf sich hat. Und das ist der zweite große Pluspunkt dieses Buches: 2. Eine Welt, die beim Lesen direkt neben mir schwebte Der Autor war hinter den feindlichen Linien. Er kennt Land und Leute, Verhaltensweisen, Aufstellungen und Technik. All dies verpackt er so, dass sich die Welt, die er aus einfachen Buchstaben erschafft, realer anfühlt, als man es eigentlich für möglich halten sollte. Dazu kommt eine intensive Recherche, speziell in Sachen neuartiger Technik, die er ebenfalls mit leichter Feder in den Text einarbeitet, ohne das man als Leser das Gefühl bekommt belehrt zu werden. Vieles von dem, was Suarez beschreibt, klingt wie eine paradoxe Mischung aus Technik und Magie. Aber alle verwendeten Techniken sind bereits Wirklichkeit, wenn auch viele bisher erst im Stadium des Prototypen existieren. Einige Techniken habe ich selber nachrecherchiert, und war ob der Ergebnisse verblüfft. Reine Science Fiction ist hier also nicht gegeben, und das oft geschmähte "Technobabble", das viele "reine" Sci-Fi-Werke wie ein roter Faden durchzieht, wird hier nicht übertrieben. 3. Action und Menschen wie du und ich (vielleicht auch gerne mal wären) "Daemon" besteht aber nicht nur aus Tastaturklappern und Internetangriffen, es gibt auch eine Menge Action, was einem Thriller angemessen erscheint. Manchmal etwas ruppig und blutig, aber immer mit einer gewissen Distanz, die verhindert, dass diese Textpassagen in Splatter abrutschen. Dazu kommen die Menschen dieses Buches, die eben genau das sind, was sie vorzugeben scheinen: Menschen. Sie haben Fehler, sie haben Stärken. Auch hier wirkt keiner der Wiedererkennungspunkte, oder Verhaltensweisen übertrieben, mit denen Suarez seine Protagonisten ausstattet. 4. Die perfekte Mischung aus Technik, Fiktion und Thriller, abgeschmeckt mit einer Prise kritischer Weltanschauung Das alles rechtfertigt eigentlich noch keine so große Begeisterung, wie ich sie beim Lesen verspürt habe. Bisher sind dies alles Dinge, die man von einem gutem Buch einfach erwartet. Aber der große Thrill, der große Haken, der mich das Buch nicht weglegen ließ, ist eine Mischung aus Philosophie und Weltwirtschaftsverschwörung, die auf eine unheimliche Weise real wirkt, weil wir sie genau so tagtäglich selber erleben, ohne jedoch in die Hintergründe eintauchen zu können, oder zu wollen. Real fühlt sich das Geschehen deswegen an, weil Suarez auch hier intensive Recherche betrieben hat, vieles aus eigener Erfahrung kennt, und dann seine eigenen Schlüsse gezogen hat, die er äußerst gekonnt in dieses Buch einfließen lässt. Ich bin mir sicher, dass dieses Buch genau aus diesem Grund polarisieren wird. Aber genau das macht ja ein gutes Buch aus: Man beschäftigt sich auch nach dem Lesen weiter mit ihm. Meiner Meinung nach, ist das bei viel zu wenigen Büchern möglich. Und dies ist der Punkt, wo sich Daemon von reiner Science Fiction abhebt, und auch bei dem (Sub)Genre (Cyber)Thriller einen neuen Maßstab setzt. Mein Fazit †¦ †¦ zu diesem Buch dürfte hier bereits erkenntlich sein. Ich war, und bin es noch, begeistert. Obwohl ich keine Onlinegames spiele, "Ai-tie" bis vor einigen Jahren mit einem chinesischen Schnellgericht in Verbindung brachte,"Download" für das englische Wort für Diarrhoe hielt, und auch heute noch mit Computern und Technik eher in einem fortgesetztem Waffenstillstand lebe, habe ich mich sehr schnell in dem Weltentwurf von Daemon zurechtgefunden. Für mich gibt es an diesem Buch absolut nichts auszusetzen, was auch meine Höchstwertung begründet, die ich bei einem großen Publikumsverlag eher selten abgebe. Dafür kommen zu viele gehypte Schnellschüsse auf den Markt, die viel versprechen, aber nichts davon halten. Der zweite Teil liegt inzwischen vor mir, hat nur noch wenige Seiten und auch hierzu werde ich eine Rezension abgeben. Soviel vorab: Auch Darknet ist ein Knüller!


Bearbeitet von Trace, 02 Mai 2020 - 12:47.
Link zu Darknet eingefügt


#2 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 23 September 2016 - 13:06

Gestern gab es eine Lesung von Suarez im Otherland zu seinem neusten Roman Change Agent, der erste der etwas weiter in die Zukunft schaut - so 3 Jahrzehnte ab 2015. (Ist das nicht zufällig das Jahr der infamen "Singularity"? :qdevil:)

 

Es waren eine Menge Leute zugegen - eine bunte Gruppe inkl. Simon & Wolfgang vom Laden, und Suarez' Frau. Auch Freund Agro vom Berliner SF-Stammtisch! :thumb: Es gab nach der Lesung auch eine interessante Diskussion, wo Hr. Suarez als Experte über die Zukunft waltete. (Wer mich kennt, weiß, dass ich so was schwierig finde... q:) Aber Hr. Suarez blieb cool.) Auch wurde etwas wild spekuliert welche tollen genmanipulierten Suarez-Fans im Otherland sich in 30 Jahren wohl treffen könnten! :D (Wobei jemand meinte, er, der Erwachsene, könne ja mit einem toll-programmierten Virus sich diese Besonderheiten aneignen. q:o Brrr! Suarez sprach eigentlich immer nur von Embryonen, auch im neuen Buch, wenn ich das korrekt mitbekam.)

 

Warum das alles hier im Daemon-Thread? Weil ich dann überzeugt genug war, mir eine engl. Ausgabe zu besorgen, und von ihm signieren zu lassen. Ich sagte ihm, ich hätte noch nichts von ihm gelesen bisher, also schrieb er mir hinein: "Read this, man!!" q:D q:)d

 

Ich hab's schon ein wenig angelesen und finde es flüssig geschrieben so weit. (Nicht nur in punkto Blut, das gleich am Anfang fließt... ;)) Die Polizei ist ziemlich schlau in Kalifornien; muss ich mir merken.

 

Bin auf jeden Fall gespannt! Dank ans Otherland fürs wie immer tolle Organisieren, inkl. Verpflegung (ja, auch solide Essbares!)! Well done! :thumbup:


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 23 September 2016 - 13:08.

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#3 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

    Nautilia sempervirens

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Geschrieben 23 September 2016 - 13:38

Das scheint ja ein echter Tipp zu sein. Wird notiert!


Nieder mit den Gleichmachern. Sie wollen uns durch Langeweile mürbe kriegen. Es lebe die Vielfalt, denn Gegensätze ziehen sich an!  jottfuchs.de

 

 


#4 Trace

Trace

    Cyberpunk-o-Naut

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Geschrieben 02 Mai 2020 - 13:16

Ich habe es auch endlich mal gelesen und kann mich der Meinung des Erstposts nur anschließen. Ich habe es auch in einem Rutsch weg gelesen. Selbst nach der Zeit wirkte es auf mich noch nicht verwaltet, was bei technischen Themen schnell passieren kann. Insbesondere wenn sie doch eine sehr große Nähe zur Technik, in der Entstehungszeit des Romans haben.

Und im Gegensatz zum Autor des Erstposts ist mein Technik-/IT-Hintergrund genau entgegengesetzt, dennoch waren viele der IT Sachen realistisch.

 

Wenn man dieses Buch kauft, sollte man auch gleich "Darknet" mitbestellen. Wenn man durch ist, will man einfach wissen wie es weiter geht.

 

Negativ fand ich die Brutalität und das ganze Blut. Es passt schon insgesamt in den Roman aber es ist an einigen Stellen schon heftig.

 

Ich bin wirklich gespannt, ob wir es technisch eines Tages hinbekommen, auf unsere Realität eine weitere Informationsebene  zulegen. So wie es bei Pokemon Go gemacht wird.




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