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Götterfunke


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2 Antworten in diesem Thema

#1 Holger

Holger

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Geschrieben 25 August 2003 - 09:08

Linda Nagata
Götterfunke
Bastei Lübbe
520 Seiten
ISBN: 3404243129
bei amazon.de
Auszüge aus dem engl. Original

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Zum Inhalt:
Eine Gruppe von Wissenschaftlern arbeitet an künstlichem Leben: winzige Organismen, die eine symbiotische Beziehung mit Menschen eingehen können, ganannt LOVs (Limit of Vision, engl. Originaltitel des Romans). Aufgrund internationalen Rechts müssen die künstlichen Organismen jedoch in einem Labor im Erdorbit kultiviert werden. Den drei engagierten Wissenschaftlern ist das jedoch nicht genug: sie schmuggeln LOVs auf die Erde und implantieren sich diese. Die LOVs verstärken die Emotionen, Kreativität und Willenskraft ihrer Träger und ermöglicht ihnen "kognitive Kreise" zu bilden: die Gedanken der LOV-Träger verschmelzen zu einer kreativen Sphäre. Bei einem heimlichen Selbstexperiment kommt es allerdings zu einem Todesfall, die Wissenschaftlerin Gabrielle stirbt und die Deckung der verbliebenen Eingeweihten fliegt auf - Panwar und Copeland werden unter Arrest gestellt. Da den LOVs das endgültige Aus droht müssen die beiden drastische Maßnahmen ergreifen ...

Unterdessen versucht die junge Journalistin Ela Suvanatat im vietnamnesischen Mekong-Delta eine Reportage über die hiesige Überfischung zu produzieren. Dabei wird sie auf eine Gruppe scheinbar heimatloser Kinder aufmerksam, die sich selbst "Wassermarionetten" - Roi Nuoc nennen. Überraschend tritt der undurchsichtige aber wohlhabende Geschäftsmann Xuan Nguyen an Ela heran, für den Ela ebenfalls einen Artikel verfassen soll. Da geschieht das Unvorstellbare: die Orbitalstation, welche die LOVs beherbergt, stürzt unmittelbar vor der Küste des Mekong-Deltas ins Meer. Ela will die erste sein, die vom Unglück berichtet und taucht zu den Wrackteilen hinab, wo sie auf die LOVs trifft. Schnell wird aus der Reporterin eine Gejagte, denn zahlreiche Interessen sind mit den künstlichen Intelligenzen verknüpft ...

Xuan Nguyen, der ebenfalls offenkundig an den LOVs interessiert ist, versteckt Ela vor den Regierungssoldaten. Aufgrund politischer Streitigkeiten eskaliert die Situation schließlich und das Mekong-Delta wird als LOV-Schutzgebiet ausgewiesen, um die Organismen vor der gezielten Ausrottung zu schützen. Unterstützung finden Ela und Nguyen von den Roi Nuc und überraschenderweise auch von Copeland, der sich aus dem Gewahrsam befreien konnte.

Besprechung:
Linda Nagata vernüpft in GÖTTERFUNKE eine rasante Story mit der interessanten und dringlichen Frage, wie mit artifiziellen Mikroorganismen umzugehen sei. Dabei sieht sich der Leser schnell in einer Zwickmühle: wem gehören seine Sympathien? Augenscheinlich den Protagonisten, welche die freigesetzten LOVs schützen möchten. Andererseits geschieht dies durchaus nicht immer aus uneigennützigen Motiven!

Auf der anderen Seite stehen staatliche und überstaatliche Kräfte (UN, IBC - eine fiktive internationale Organisation zur Überwachung biotechnol. veränderter Organismen) die bestrebt sind, der Ausbreitung der LOVs Herr zu werden. Und das nicht zu Unrecht - man stelle sich vor: ein schnell evolvierender künstlicher Organismus in der Umwelt, der mit Säugern in Symbiose treten kann!

Zwar wird dem Leser durch die unmenschliche Embargopolitik der das Reservat unterworfen wird, diese Entscheidung schnell abgenommen, doch Nagata lässt die Frage letztlich doch unbeantwortet. Geschickt zeigt sie politische und machtpolitische Interessen auf und stellt dem die Handlungsunfähigkeit der UN gegenüber - ein Motiv, das uns in diesen Tagen bekannt vorkommen dürfte. Über allem schwebt jedoch die Frage, wie weit Wissenschaft gehen darf, und wer letztlich darüber zu urteilen hat. Ist die Büchse der Pandorra geöffnet, darf ein künstlicher, offensichtlich intelligenter Organismus einfach wieder ausradiert werden, oder fällt er damit postwendend unter den Artenschutz?

Der Roman wirft sicher noch weitere Fragen auf, diese erfreuliche Tatsache soll aber nicht davon ablenken, dass Nagata einen überaus spannenden und unterhaltsamen Roman geschrieben hat, der schnell gelesen und selten weggelegt werden will. Dabei gefällt mir ihr bescheidenes aber ausgeklügeltes Near-Future-Szenario besonders gut. So tragen die Menschen "Farsights" - Datenbrillen, die dem Träger Direktverbindung zu den globalen Datennetzen gewähren. ROSAs (ROving Silicon Agents) stehen den Farsight-Trägern dabei als halbintelligente Netzagenten zur Verfügung. Aber auch die Charaktere gefallen und bieten dem Leser schnell ein Identifikationspotential.

GÖTTERFUNKE ist ein durch und durch lesenswerter Roman, der überraschend frischen Wind in die Bastei-SF-Reihe bringen dürfte, die (wie auch hier vereinzelt bemerkt wurde) sehr Action- und Space Opera-lastig ist. Nebenbei: die Qualität des Buches (Druck, Bindung, Kartonage) ist ausgezeichnet und das Titelbild (vom engl. Original übernommen) spricht den Leser unwillkürlich an. Mehr davon!
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#2 Joe Chip

Joe Chip

    The Saint

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Geschrieben 25 August 2003 - 20:45

ich möchte hier nochmals erwähnen dass mir der roman GÖTTERFUNKE nicht wirklich gefallen hat - besonders während ich ihn im LESEZIRKEL gelesen habejetzt - wenn ich die geschichte rückblickend betrachte, muss ich zugeben dass die story nicht wirklich schlecht und vor allem aber NEU warmeine meinung über L.Nagatas an den haaren herbeigezogen verstrickungen der szenen und unrealistischen handlungsabfolgen bleibt aber unverändertbesonders getadelt wurde ich (ich glaube von dave, du mögest mich korrigieren wenn´s nicht stimmt :blink: ) weil ich als PKD-Fan nagats schlechten stil bemängelte :blink: worauf meine antwort war, dass ich bei DICK vor allem seine ideen, die kafkaeske darstellung und seine realistischen dialoge schätze :blink: eben auch die dialoge, welche doch in den meisten büchern eine entscheidende rolle für die glaubwürdigkeit darstellen waren bei nagata extrem schlecht und unrealistisch kurz :abkotz: letztere meinung teilte ich sogar mit einigen verfechtern des romans(ich denke, ich liege richtig) joe :blink:
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#3 Sullivan

Sullivan

    Autarchonaut

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Geschrieben 27 August 2003 - 12:04

Mir geht es genauso wie Joe: GÖTTERFUNKE hat mir beim Lesen nicht so sehr gefallen (insbesondere das mittlere Drittel war sehr öde), aber rückblickend bleiben einige nette Ideen hängen. Die Dialoge fand ich gar nicht so schlimm, mich hat eher gestört wie unverantwortlich in der Natur herumexperimentiert wurde ohne Rücksicht auf die Folgen. An Stelle des Happy Ends wäre eine globale Katastrophe angebrachter gewesen... :)Sullivan


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