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Einäugig? Blauäugig?


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174 Antworten in diesem Thema

#1 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 19 September 2011 - 14:11

Tja, nachdem gestern die etablierten "Volksparteien", allen voran eine mit gelber Fahne und wirren Konzepten, eine herbe Schlappe haben hinnehmen müssen, sind die "Piraten der Karibik" voll eingestiegen.

Offen bleibt, ob es eine Abmahnung der Wähler war, oder ob es sich hier wirklich um eine echte, demokratische Willensbildung handelt.

Wie auch immer, ich habe mir spaßeshalber das sogenannte "Parteiprogramm" der Piraten mal angesehen.

http://wiki.piratenp.../Parteiprogramm

http://wiki.piratenp...lf.C3.A4ltigung

Gerade letzterer Punkt, mit dem die Jungz und Mädelz ja groß rausgekommen sind, verursacht bei mir Stirnrunzeln.
Unter anderem steht da zu lesen:

Da sich die Kopierbarkeit von digital vorliegenden Werken technisch nicht sinnvoll einschränken lässt und die flächendeckende Durchsetzbarkeit von Verboten im privaten Lebensbereich als gescheitert betrachtet werden muss, sollten die Chancen der allgemeinen Verfügbarkeit von Werken erkannt und genutzt werden. Wir sind der Überzeugung, dass die nichtkommerzielle Vervielfältigung und Nutzung von Werken als natürlich betrachtet werden sollte und die Interessen der meisten Urheber entgegen anders lautender Behauptungen von bestimmten Interessengruppen nicht negativ tangiert.
...
Daher fordern wir, das nichtkommerzielle Kopieren, Zugänglichmachen, Speichern und Nutzen von Werken nicht nur zu legalisieren, sondern explizit zu fördern, um die allgemeine Verfügbarkeit von Information, Wissen und Kultur zu verbessern, denn dies stellt eine essentielle Grundvoraussetzung für die soziale, technische und wirtschaftliche Weiterentwicklung unserer Gesellschaft dar.


Mit anderen Worten:
Alles was irgendwann, irgendwie veröffentlicht wurde, egal ob Musik oder Literatur soll ab sofort für umme abzugeben sein?

Wir sehen es als unsere Verantwortung, die Schaffung von Werken, insbesondere im Hinblick auf kulturelle Vielfalt, zu fördern. Positive Effekte der von uns geforderten Änderungen sollen im vollen Umfang genutzt werden können. Mögliche, aber nicht zu erwartende negative Nebenwirkungen müssen bei deren Auftreten nach Möglichkeit abgemindert werden.


Jetzt also doch nicht alles für umsonst?

Wir erkennen die Persönlichkeitsrechte der Urheber an ihrem Werk in vollem Umfang an. Die heutige Regelung der Verwertungsrechte wird einem fairen Ausgleich zwischen den berechtigten wirtschaftlichen Interessen der Urheber und dem öffentlichen Interesse an Zugang zu Wissen und Kultur jedoch nicht gerecht. Im Allgemeinen wird für die Schaffung eines Werkes in erheblichem Maße auf den öffentlichen Schatz an Schöpfungen zurückgegriffen.


Um es auf Kölsch zu sagen:
Bin ich jetz änne Schatzräuber????
Hann ich etwa irjendwo ä paar Buchstabe jeklaut?

Die Rückführung von Werken in den öffentlichen Raum ist daher nicht nur berechtigt, sondern im Sinne der Nachhaltigkeit der menschlichen Schöpfungsfähigkeiten von essentieller Wichtigkeit.


Also soll ich das B und E wieder abgeben, dass ich für die Schaffung meines Werkes dringend benötigt habe?

Ich weiß nicht so recht, was ich sowohl vom "Programm" der Piraten, als auch von dem vorgeblichen Willen der Wähler zu halten habe, die eben diese Partei gewählt haben.
Leider weiß ich nicht genau, was die Piraten im Wahlkampf um Berlin alles so auf ihre Fahnen geschrieben haben.
Kennt diese speziellen Punkte jemand?
Dann könnte man vielleicht eher unterscheiden, ob es eine Abmahnung für die Großen war (wie einst bei den Grünen, die inzwischen ja etabliert sind) oder ob es doch eine ernste Angelegenheit ist, die man beobachten sollte.

Mir macht dieses "Spaßprogramm" aber doch irgendwie Bammel.

Zieht jetzt der Ballermann in den Bundestag?

Wie seht ihr das?

LG

Dirk :D

Bearbeitet von Dirk, 19 September 2011 - 14:16.


#2 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 19 September 2011 - 14:19

Ich hatte mich mal zur Bundestagswahl mit den Piraten beschäftigt. Damals sollte es noch eine "Kulturflatrate" geben, die alle zu bezahlen hätten (evtl. gestaffelt nach Einkommen). Das fände ich durchaus sinnvoll, wenn dafür das Getue & Gedrohe der Musikverlage & Filmproduzenten u.A. (insbesonders in der Kinowerbung :P) wegfiele. Auf nicht-privater, gewerblicher Ebene läuft's ja in der BRD schon lange so - mit der GEMA-Gebühr. Die Piraten-Wahlplakate hatten heuer eher coole Sprüche drauf als zu sehr Inhaltliches. Das war immer noch mehr als die der meisten etablierten Parteien (bei der SPD stand nur "Berlin verstehen" oder "Wer Wowereit will, muss SPD wählen"). Ein Piratenspruch z.B. war "Warum hänge ich hier herum, wenn eh niemand wählen geht?"... ;) Immerhin ist Ihnen positiv anzurechnen, dass sie offen zugeben, dass sie momentan eine Spezial-Nischen-Partei sind, und Anderes nun erstmal erlernen müssen. :D So wie es ja wohl den meisten Parteien geht, die zum 1. Mal ins Parliament kommen, sich aber meist viel weltmännischer geben...

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#3 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 19 September 2011 - 14:21

Mir macht dieses "Spaßprogramm" aber doch irgendwie Bammel.

Zieht jetzt der Ballermann in den Bundestag?

Wie seht ihr das?

LG

Dirk :D


Wowereit hat die Wahl doch auch mit einem Spaßprogramm gewonnen. Sicher, die Piraten haben noch ein etwas weltfremdes Programm, aber ich bin froh, dass es mal eine neue Partei geschafft hat, in die verkrusteten Strukturen der degenerierten Parteien einzubrechen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Piraten zwar ein wenig mehr der Realität annähern, sich dabei aber nicht desillusionieren lassen. Der Wahlerfolg der Piraten ist auch der Arroganz der großen Parteien gegenüber den Piraten zu verdanken. Künast wollte die Piraten resozialisieren. Tja, dass hat sie jetzt davon. Mir sind die Piraten alle mal lieber als die NPD.

#4 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 19 September 2011 - 14:31

Oh, gar keine Frage! Lieber die Piraten, als die NPD! Da brauchen wir nicht drüber reden. Mich verwirren nur die teilweise sich selber widersprechenden Ziele bzw. Programmpunkte. Wo liegt zum Beispiel der Anreiz etwas zu erfinden (oder auch ein Musikstück zu komponieren, eine Buch zu schreiben), wenn es überall für umsonst zu bekommen ist? Wo liegt da für mich der Anreiz, mir die Nächte um die Ohren zu schlagen, mir einen Rechner nebst Schreibprogramm zu kaufen etc.pp.? Da geht es jetzt nicht nur um Kunst und Literatur, sondern auch um Patente. Der größte Anreiz in irgendeiner Form aktiv zu werden ist doch der, für sich selber mehr Kaufkraft zu erlangen. Oder bin ich da zu kapitalistisch? Die Kulturflatrate finde ich persönlich immer noch DIE Idee schlechthin. Somit würden dann nämlich auch die Menschen, die sonst kaum die Chance auf Kultur haben, einen Anteil abkriegen. Die Darkside of the moon ist aber dann der Anreiz überhaupt noch arbeiten zu gehen :D Warum schuften (und entsprechend höher in der K-Flat erfasst werden), wenn ich doch Mucke, Bücher, Filme für 1,50€ pro Monat bekomme, weil ich so wenig Hartz IV beziehe? Klingt jetzt wahrscheinlich hart, aber der größte Anreiz arbeiten zu gehen ist doch der, am Wochenende auch mal ins Kino gehen zu können, die neueste CD zu kaufen etc. pp., also sich auch mal was leisten zu können. Oder sehe ich da was total grundverkehrt? Ich finde es klasse, dass die Piraten sovieles anpacken wollen. Aber irgendwie sind sie noch mehr Ballermann als seinerzeit Wowereit, und zudem auch etwas ... hm ... weltfremd?

Bearbeitet von Dirk, 19 September 2011 - 14:35.


#5 lapismont

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Geschrieben 19 September 2011 - 14:58

Mich verwirren nur die teilweise sich selber widersprechenden Ziele bzw. Programmpunkte.

Wo liegt zum Beispiel der Anreiz etwas zu erfinden (oder auch ein Musikstück zu komponieren, eine Buch zu schreiben), wenn es überall für umsonst zu bekommen ist? Wo liegt da für mich der Anreiz, mir die Nächte um die Ohren zu schlagen, mir einen Rechner nebst Schreibprogramm zu kaufen etc.pp.?
Da geht es jetzt nicht nur um Kunst und Literatur, sondern auch um Patente.

[...]

Ich finde es klasse, dass die Piraten sovieles anpacken wollen.
Aber irgendwie sind sie noch mehr Ballermann als seinerzeit Wowereit, und zudem auch etwas ... hm ... weltfremd?


Ich bin da wahrscheinlich romantisch, aber ein Künstler schafft Kunst des Kunstwerkes wegen, nicht um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die kostenlose und legale Kopie fordert alternative Verdienstmöglichkeiten, ohne Zweifel. Mäzene, Sponsoren, Alimenten, Renten etc. - es gibt unzählige Möglichkeiten, ja selbst staatliche Stipendien kann ich mir vorstellen.

Die Piraten haben kein Spaßprogramm. Sie stellen Themen zur Diskussion, die vielleicht auf den ersten Blick nach "Ballermann" klingen, aber durchaus ernste Hintergründe haben.
So könnte etwa die kostenlose Nutzung von Bussen und Bahn Verkehrsprobleme lösen. Es gibt diverse Ideen, wie man das finanzieren kann. Etwa durch kommerzielle Mitnutzung in weniger ausgelasteten Zeiten.
Auch die Forderung nach weniger Kindern pro Lehrer kommt nicht aus dem Daten-Nirwana, sondern fußt auf den katastrophalen Zuständen an Berliner Schulen und der hohen Rate von Neulehrern, die in andere Bundesländer wechseln müssen, weil in Berlin keine freien Stellen sind.
Der Skandal um die Verträge zum Berliner Wasser hat den Bürgern wieder einmal verdeutlicht, wie stark im Parlament gemunkelt wird, dass nun jemand kommt und sagt: Wir bloggen live aus den Sitzungen! verspricht vielen Bürgern mehr Transparenz.

Die etablierten Parteien haben mit ihrem Wahlkampf eben nicht die Themen angesprochen, die die Mehrheit der Berliner interessierte. Immer noch sind die Nichtwähler stärkste Fraktion in Berlin, also diejenigen, die keine entsprechende Stimme in der Parteienlandschaft fanden. Aber die Piraten konnten ca 25.000 Nichtwähler für sich interessieren.

Keiner weiß, ob die Piraten eine gute Parlamentsarbeit leisten werden. Ich hoffe aber, dass ihre Anwesenheit Positives bewirkt.

Leider konnte ich in meinen Wahlkreis nur zweimal Piraten ankreuzen.
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#6 TheFallenAngel

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Geschrieben 19 September 2011 - 15:11

Leider konnte ich in meinen Wahlkreis nur zweimal Piraten ankreuzen.

ich 1x mehr ;)
mir gefällt das wahlergebnis ganz gut, piraten drin, npd nicht und fdp nicht mehr :D

#7 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 19 September 2011 - 15:26

Hallo Dirk, ich bin da altmodisch - wer etwas schafft, soll dafür auch bezahlt werden. Ob direkt pro Exemplar oder indirekt via einer Kulturflatrate, das ist mir egal. Obwohl, stop, wenn bei einer Flatrate zu wenig unter'm Strich herauskommt, sich also das Verhältnis zwischen Zeit und Ertrag zu meinen Ungunsten verschiebt, höre ich selbstverständlich auf zu schreiben. Ich schenke gerne, aber meine Zeit für die Kopien-für-alle-Träume eines Bundeskanzlers Jack Sparrow zu verschenken, nö. Übrigens gibt es schon Kopierpauschale ... VG Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#8 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 19 September 2011 - 15:31

Ich bin da wahrscheinlich romantisch, aber ein Künstler schafft Kunst des Kunstwerkes wegen, nicht um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die kostenlose und legale Kopie fordert alternative Verdienstmöglichkeiten, ohne Zweifel. Mäzene, Sponsoren, Alimenten, Renten etc. - es gibt unzählige Möglichkeiten, ja selbst staatliche Stipendien kann ich mir vorstellen.

Ja, du bist hoffnungslos romantisch :D
Mit Kunst lässt sich nur in den wenigsten Fällen wirklich ein nennenswerter Lebensunterhalt verdienen.
Meist bleibt es selbst jetzt schon bei einem Hobby mit Taschengeldfaktor.
Wenn du aber gerne wieder die Zeit zurück hättest, in der Mäzene bestimmen, wer von seiner Kunst leben kann und darf ... sorry, aber dann haben wir bald eine sehr einseiteige Kunstszene vor uns.
Nur noch echte Literatur, möglichst im konformen Gleichschritt mit der Meinung und den Vorlieben derjenigen, die das Geld lockermachen.
Gleiches gilt für die staatliche Förderung, den da wird noch mehr gemauschelt.

Ich kann nur für mich reden, aber ich schreibe meine kleinen "Märchen für Erwachsene" nicht nur weil es mir Spaß macht.
Wenn das so wäre, würde ich mich einen FFF (fliegenden feuchten Furz) darum kümmern, ob meine Schreibe lesbar ist, dass ich einen Verleger für meine Klamotten finde, und ich würde mir nicht die Nächte um die Ohren hauen, um die Sachen auch halbwegs termingerecht bzw. zeitnah weiterleiten zu können.
Der Spaßfaktor ist bei mir auf alle Fälle da, und er ist ziemlich hoch.
Aber wenn es nur um Spaß gehen würde, hätte ich keinen Dudenkorrektor gekauft, keinen Drucker und keine Tinte. Dann wäre es mir egal gewesen, als mir vor zwei Jahren mein Rechner abrauchte. Ich hätte nicht massenhaft Fachliteratur im Regal und was die eventuellen (zahlenden) Leser betrifft, wäre es mir piepegal, ob die mit meinem Schreiben etwas anfangen können oder nicht, und ich würde nicht auf deren Meinung hören bzw. sie einholen wo es nur geht.
Ja, wenn das alles nur aus Spaß an der Freude wäre, würde ich mir echt überlegen, das Hobby zu wechseln.
Modelleisenbahn soll ja auch ganz toll sein :P

Vielleicht klinge ich jetzt arrogant, aber man merkt so manchem Hobbywerk an, dass der Verfasser es als reines Hobby, als reinen Spaß an der Freude, betrieben hat.
Ohne auch nur einen Moment zu hoffen (oder daraufhin zu arbeiten) sein Werk auch gegen ein Entgelt, und sei es noch so klein, zu verkaufen.

Nochmal ganz hart und arrgoant gesagt:
Die BoD Welt und die DKZV-Universen sind voll von solchen Hobbyprodukten, nur mit dem Unterschied, dass deren Verfasser dennoch Geld dafür erwarten.

Die Piraten haben kein Spaßprogramm. Sie stellen Themen zur Diskussion, die vielleicht auf den ersten Blick nach "Ballermann" klingen, aber durchaus ernste Hintergründe haben.

Es ist in meinen Augen deshalb eher Ballermann, weil zwar viel Forderung, aber kein konkreter Weg angezeigt wird.
Alles kann, aber wie, das wird die Zeit zeigen.
Das Programm der Piraten ist genau wie das der etablierten Parteien ein ...
Wir versprechen zu schauen einen Weg zu finden auf dem wir sehen können, wie man am besten auf das Problem xxx am besten blicken kann, damit wir dann erkennen können, wie wir am besten auf den besagten Punkt unseren Fokus zu richten haben.

Ich bin ein Pragmatiker und kann mit solch verschwurbeltem Wischiwaschi nicht viel anfangen ;)
Gerade aber von den Piraten hätte ich mir mehr erwartet, wenn sie doch so revolutionär sind!

So könnte etwa die kostenlose Nutzung von Bussen und Bahn Verkehrsprobleme lösen. Es gibt diverse Ideen, wie man das finanzieren kann. Etwa durch kommerzielle Mitnutzung in weniger ausgelasteten Zeiten.

Hier stehe ich auf dem Schlauch.
Was ist kommerzielle Mitnutzung in ausgelasteten Zeiten?
Im Grunde finde ich die Idee gut.
Aber die verbale Gestaltung dieses Punkts ist, gelinde gesagt, schwammig.

Auch die Forderung nach weniger Kindern pro Lehrer kommt nicht aus dem Daten-Nirwana, sondern fußt auf den katastrophalen Zuständen an Berliner Schulen und der hohen Rate von Neulehrern, die in andere Bundesländer wechseln müssen, weil in Berlin keine freien Stellen sind.

Ah!
Die erste konkrete Ansprache bisher.
Finde ich gut!
Ja, damit hätte ich nich identifizieren können.

Der Skandal um die Verträge zum Berliner Wasser hat den Bürgern wieder einmal verdeutlicht, wie stark im Parlament gemunkelt wird, dass nun jemand kommt und sagt: Wir bloggen live aus den Sitzungen! verspricht vielen Bürgern mehr Transparenz.

Dito!
DAS ist auch so eine Sache, die ich erstklassig finde.

Die etablierten Parteien haben mit ihrem Wahlkampf eben nicht die Themen angesprochen, die die Mehrheit der Berliner interessierte. Immer noch sind die Nichtwähler stärkste Fraktion in Berlin, also diejenigen, die keine entsprechende Stimme in der Parteienlandschaft fanden. Aber die Piraten konnten ca 25.000 Nichtwähler für sich interessieren.

Und genau diese, mir unbekannte Größe, habe ich auch im Erstposting dieses Threads angefragt.
Woher kommen die?
War da nur der allgemein bekannte Programmpunkt des freien Kulturguts für freie Bürger, der die Leute nach dem K.O. von Kino.to in die Wahllokale getrieben hat, oder war da mehr dahinter?

Keiner weiß, ob die Piraten eine gute Parlamentsarbeit leisten werden. Ich hoffe aber, dass ihre Anwesenheit Positives bewirkt.

Interessiert mich auch, deswegen auch dieser Thread hier.
Ich weiß, ich bin nicht gerade für meine Tiefsinnigkeit bekannt, ist aber tatsächlich so ;)

LG

Dirk ;)

Bearbeitet von Dirk, 19 September 2011 - 15:34.


#9 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 19 September 2011 - 15:40

Hallo Dirk,

ich bin da altmodisch - wer etwas schafft, soll dafür auch bezahlt werden. Ob direkt pro Exemplar oder indirekt via einer Kulturflatrate, das ist mir egal. Obwohl, stop, wenn bei einer Flatrate zu wenig unter'm Strich herauskommt, sich also das Verhältnis zwischen Zeit und Ertrag zu meinen Ungunsten verschiebt, höre ich selbstverständlich auf zu schreiben. Ich schenke gerne, aber meine Zeit für die Kopien-für-alle-Träume eines Bundeskanzlers Jack Sparrow zu verschenken, nö.

Übrigens gibt es schon Kopierpauschale ...

VG
Tobias


Stimme vollkommen mit dir überein :D

Die Kopierpauschale kriegst du aber nur via VG Wort.
Und wie die das berechnen ... frei nach Ozzy Osbourne: "I don´t know!" :P
Soweit ich weiß gibt es da aber auch nur für gemeldete Werke Geld, die in ausgesuchten Bibliotheken stehen, die für repräsentative Erhebungen ausgewählt wurden.
Die Kopierpauschale für Papier, Kopierer, entsprechende Software, CD und DVD zum Datensichern ... die läuft an den Künstlern vorbei.

LG

Dirk ;)

#10 Diboo

Diboo

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Geschrieben 19 September 2011 - 16:40

Tja, nachdem gestern die etablierten "Volksparteien", allen voran eine mit gelber Fahne und wirren Konzepten,


Hm?
Ich erkenne nicht, wo bei der FDP "wirre Konzepte" im Parteiprogramm stehen. Da hätte ich gerne das entsprechende Zitat. Das Programm der FDP hat ein wenig Staub angesetzt - deswegen wird ja zur Zeit ein neues geschrieben - und man muss es ja auch nicht inhaltlich vertreten, "wirr" ist daran aber ganz und gar nichts.
Sollte sich Deine Äußerung aber auf den FDP-Wahlkampf in Berlin bezogen haben, kann ich Dir nicht widersprechen.

Bearbeitet von Diboo, 19 September 2011 - 16:40.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
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#11 Uschi Zietsch

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Geschrieben 19 September 2011 - 16:41

Ich bin da wahrscheinlich romantisch, aber ein Künstler schafft Kunst des Kunstwerkes wegen, nicht um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Ein Künstler, der nur des Kunstwerks wegen schafft, ist entweder reich oder hat einen reichen Mäzen. Oder er flüchtet sich mit so einer Behauptung in Selbstschutz, weil er nichts verdient, oder hält sich im Gespräch durch solchermaßen exzentrische Gehabe und hat damit sein Auskommen.
Jeder Künstler will Geld verdienen, reich und berühmt werden. Wer das bestreitet, lügt. Wer aufrichtig sagt, ihm ist es egal, ist schon in der Position.
Jeder freischaffende Künstler, der nichts anderes macht, muss Geld verdienen.
Und ein Kunstwerk ist Arbeit und gehört entlohnt. Das ist nichts, worauf die Allgemeinheit Anspruch hat.

Die Ansicht der Piratenpartei ist haarsträubend. Falko Löffler hat sich vor zwei Jahren hier dazu geäußert.

#12 Diboo

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Geschrieben 19 September 2011 - 16:43

Ich hatte mich mal zur Bundestagswahl mit den Piraten beschäftigt. Damals sollte es noch eine "Kulturflatrate" geben, die alle zu bezahlen hätten (evtl. gestaffelt nach Einkommen). Das fände ich durchaus sinnvoll, wenn dafür das Getue & Gedrohe der Musikverlage & Filmproduzenten u.A. (insbesonders in der Kinowerbung :D) wegfiele. Auf nicht-privater, gewerblicher Ebene läuft's ja in der BRD schon lange so - mit der GEMA-Gebühr.


Hm? Weil es die GEMA gibt, darf jeder jede Musik kostenfrei überall herunterladen? Das ist ja was ganz Neues!

Mein Problem mit der "Kuturflatrate" ist ein ganz simples: wie wird Erfolg belohnt und Misserfolg bestraft? Wie bekommt Dan Brown die ihm zustehenden Millionen und wie wird Dirk van den Boom verdeutlicht, dass keine Sau seinen Scheiß lesen will? Und wenn das gar nicht beabsichtigt ist, dann bin ich schon aus prinzipiellen Gründen dagegen, denn dann wäre es die übliche linke Gleichmacherei, als ob jedes Buch gleich viel wert wäre und jeder Autor gleich viel zu verdienen habe. Für Kultursozialismus habe ich nichts übrig.

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#13 Diboo

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Geschrieben 19 September 2011 - 16:45

Ein Künstler, der nur des Kunstwerks wegen schafft, ist entweder reich oder hat einen reichen Mäzen. Oder er flüchtet sich mit so einer Behauptung in Selbstschutz, weil er nichts verdient, oder hält sich im Gespräch durch solchermaßen exzentrische Gehabe und hat damit sein Auskommen.
Jeder Künstler will Geld verdienen, reich und berühmt werden. Wer das bestreitet, lügt. Wer aufrichtig sagt, ihm ist es egal, ist schon in der Position.
Jeder freischaffende Künstler, der nichts anderes macht, muss Geld verdienen.
Und ein Kunstwerk ist Arbeit und gehört entlohnt. Das ist nichts, worauf die Allgemeinheit Anspruch hat.

Die Ansicht der Piratenpartei ist haarsträubend. Falko Löffler hat sich vor zwei Jahren hier dazu geäußert.


Lass Dich knuddeln, Uschi!

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#14 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 19 September 2011 - 16:48

Hm?
Ich erkenne nicht, wo bei der FDP "wirre Konzepte" im Parteiprogramm stehen. Da hätte ich gerne das entsprechende Zitat. Das Programm der FDP hat ein wenig Staub angesetzt - deswegen wird ja zur Zeit ein neues geschrieben - und man muss es ja auch nicht inhaltlich vertreten, "wirr" ist daran aber ganz und gar nichts.
Sollte sich Deine Äußerung aber auf den FDP-Wahlkampf in Berlin bezogen haben, kann ich Dir nicht widersprechen.


Hallo Diboo :D

Ja, die Aussage bezog sich rein auf den Berlin-Wahlkampf der FDP, den ich durch einen Kollegen der seit einiger Zeit dort eingesetzt ist, so halbwegs "live" miterleben konnte. So hat er sich ja auch mit anderen Menschen dort unterhalten können (hatte also das Ohr am Puls des Volkes sozusagen ;) ), und auch selber an einigen Ständen mal ganz neugierig Fragen gestellt.
Wir haben uns oft SMS und Mail gesendet, wobei gerade der Wahlkampf immer wieder ein Thema war.
Immerhin ist ja Berlin, die Hauptstadt, da wird man schonmal hellhörig.

Insgesamt sehe ich die FDP in einem wichtigen Umbruch gefangen, wobei sie noch ein wenig orientierungslos wirkt.

Ich bin gespannt wie sie diese "Umstrukturierung" übersteht, und was hinterher dabei rauskommt.

Ja, Politik interssiert mich eben dann und wann.

Auch wenn ich gerade nicht zur Urne gerufen werde :P

Bearbeitet von Dirk, 19 September 2011 - 16:49.


#15 Pogopuschel

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Geschrieben 19 September 2011 - 16:59

Hm? Weil es die GEMA gibt, darf jeder jede Musik kostenfrei überall herunterladen? Das ist ja was ganz Neues!

Mein Problem mit der "Kuturflatrate" ist ein ganz simples: wie wird Erfolg belohnt und Misserfolg bestraft? Wie bekommt Dan Brown die ihm zustehenden Millionen und wie wird Dirk van den Boom verdeutlicht, dass keine Sau seinen Scheiß lesen will? Und wenn das gar nicht beabsichtigt ist, dann bin ich schon aus prinzipiellen Gründen dagegen, denn dann wäre es die übliche linke Gleichmacherei, als ob jedes Buch gleich viel wert wäre und jeder Autor gleich viel zu verdienen habe. Für Kultursozialismus habe ich nichts übrig.


Da kann ich dir ausnahmsweise mal hunderprozentig zustimmen. :D

#16 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 19 September 2011 - 17:02

Hm? Weil es die GEMA gibt, darf jeder jede Musik kostenfrei überall herunterladen? Das ist ja was ganz Neues!

Mein Problem mit der "Kuturflatrate" ist ein ganz simples: wie wird Erfolg belohnt und Misserfolg bestraft? Wie bekommt Dan Brown die ihm zustehenden Millionen und wie wird Dirk van den Boom verdeutlicht, dass keine Sau seinen Scheiß lesen will? Und wenn das gar nicht beabsichtigt ist, dann bin ich schon aus prinzipiellen Gründen dagegen, denn dann wäre es die übliche linke Gleichmacherei, als ob jedes Buch gleich viel wert wäre und jeder Autor gleich viel zu verdienen habe. Für Kultursozialismus habe ich nichts übrig.


Ein Künstler, der nur des Kunstwerks wegen schafft, ist entweder reich oder hat einen reichen Mäzen. Oder er flüchtet sich mit so einer Behauptung in Selbstschutz, weil er nichts verdient, oder hält sich im Gespräch durch solchermaßen exzentrische Gehabe und hat damit sein Auskommen.
Jeder Künstler will Geld verdienen, reich und berühmt werden. Wer das bestreitet, lügt. Wer aufrichtig sagt, ihm ist es egal, ist schon in der Position.
Jeder freischaffende Künstler, der nichts anderes macht, muss Geld verdienen.
Und ein Kunstwerk ist Arbeit und gehört entlohnt. Das ist nichts, worauf die Allgemeinheit Anspruch hat.

Die Ansicht der Piratenpartei ist haarsträubend. Falko Löffler hat sich vor zwei Jahren hier dazu geäußert.


Dirk ... einfach nur mal ein :D

Uschi ... auch bei dir einen ;)

Und was Falko Löffler damals sagte, ist immer noch aktuell.
Auch ich habe, gerade in der "Kernfrage" des Urheberrechts, welche die Piratenpartei ja im wesentlichen bekannt gemacht hat, nur wischiwaschi gefunden.
Heiße Luft, die im schlimmsten Fall zu dem führen würde, was Falko Löffler so treffend bis zum bitteren Ende ausgedacht hat.

Daher warte ich ja immer noch auf den Moment, wo die PP sagt:

Eine K-Flat für Mucke, eingeschränkt auf X Titel im Monat, abhängig von der Höhe der Rate.
Eine K-Flat für Bücher, eingeschränkt auf X Titel im Monat, abhängig von der Höhe der Rate.
Eine K-Flast für Filme, eingeschränkt auf X Titel im Monat, abhängig von der Höhe der Rate.
etc.pp.

Das wäre ein Modell, dass ich ernsthaft begrüßen würde. Zusätzlich zu Tantiemen und anderen Leistungen.
Bisher wird die Flatrate nämlich immer so als Wunderwaffe angesehen.
Die muss man aber kalibrieren, weil sie sonst als Rohrkrepierer endet.

Hat man sie entsprechend ausgearbeitet (siehe mein Beispiel), sehe ich sie als Modell der Zukunft.


LG

Dirk :P

#17 lapismont

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Geschrieben 19 September 2011 - 17:15

Mit Kunst lässt sich nur in den wenigsten Fällen wirklich ein nennenswerter Lebensunterhalt verdienen.
Meist bleibt es selbst jetzt schon bei einem Hobby mit Taschengeldfaktor.
Wenn du aber gerne wieder die Zeit zurück hättest, in der Mäzene bestimmen, wer von seiner Kunst leben kann und darf ... sorry, aber dann haben wir bald eine sehr einseiteige Kunstszene vor uns.
Nur noch echte Literatur, möglichst im konformen Gleichschritt mit der Meinung und den Vorlieben derjenigen, die das Geld lockermachen.
Gleiches gilt für die staatliche Förderung, den da wird noch mehr gemauschelt.

Warum soll man mit Kunst etwas verdienen wollen? Ich finde das schon im Grundsatz falsch. Man mag den Lebensunterhalt und seine Materialien finanzieren, damit er seiner Kunst frönen kann, aber das Veräußern von Werken halte ich für eine moralische Entgleisung.


Es ist in meinen Augen deshalb eher Ballermann, weil zwar viel Forderung, aber kein konkreter Weg angezeigt wird.

Ich sehe da wie Du wenig Unterschied zu den anderen Parteien. Mehr Netto vom Brutto lässt sich auch leicht versprechen.

Hier stehe ich auf dem Schlauch.
Was ist kommerzielle Mitnutzung in ausgelasteten Zeiten?
Im Grunde finde ich die Idee gut.
Aber die verbale Gestaltung dieses Punkts ist, gelinde gesagt, schwammig.

Güterverkehr, Transporte etc.

Ein Künstler, der nur des Kunstwerks wegen schafft, ist entweder reich oder hat einen reichen Mäzen. Oder er flüchtet sich mit so einer Behauptung in Selbstschutz, weil er nichts verdient, oder hält sich im Gespräch durch solchermaßen exzentrische Gehabe und hat damit sein Auskommen.
Jeder Künstler will Geld verdienen, reich und berühmt werden. Wer das bestreitet, lügt. Wer aufrichtig sagt, ihm ist es egal, ist schon in der Position.
Jeder freischaffende Künstler, der nichts anderes macht, muss Geld verdienen.
Und ein Kunstwerk ist Arbeit und gehört entlohnt. Das ist nichts, worauf die Allgemeinheit Anspruch hat.

Die Ansicht der Piratenpartei ist haarsträubend. Falko Löffler hat sich vor zwei Jahren hier dazu geäußert.

Ach Uschi, ich kann Dir da leider nicht zustimmen. Kunst kann keine Arbeit sein. Ein Kunstwerk ist das Ergebnis eines Schöpfungsaktes. Das mag Arbeit und Mühen verursacht haben, doch nicht der Rezipient hat das so gewollt, sondern der Künstler. Es besteht keine zwingende Notwendigkeit, daraus einen Warenfluss zu machen.


Hm? Weil es die GEMA gibt, darf jeder jede Musik kostenfrei überall herunterladen? Das ist ja was ganz Neues!

Mein Problem mit der "Kuturflatrate" ist ein ganz simples: wie wird Erfolg belohnt und Misserfolg bestraft? Wie bekommt Dan Brown die ihm zustehenden Millionen und wie wird Dirk van den Boom verdeutlicht, dass keine Sau seinen Scheiß lesen will? Und wenn das gar nicht beabsichtigt ist, dann bin ich schon aus prinzipiellen Gründen dagegen, denn dann wäre es die übliche linke Gleichmacherei, als ob jedes Buch gleich viel wert wäre und jeder Autor gleich viel zu verdienen habe. Für Kultursozialismus habe ich nichts übrig.

Marktwirtschaft und Kunst sollten getrennt bleiben. Das ganze Verkaufen und Kaufen von Kulturgütern ist falsch.
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#18 Diboo

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Geschrieben 19 September 2011 - 17:20

Marktwirtschaft und Kunst sollten getrennt bleiben. Das ganze Verkaufen und Kaufen von Kulturgütern ist falsch.



Nun, da stoßen dann wohl ganz grundsätzlich gegensätzliche Weltanschauungen aufeinander. Das ist okay so.
Für mich ist "Kultur" ein Produkt wie jedes andere auch. Wenn es einen Mäzen gibt, der sie fördern möchte, dann freut mich das sehr. Dieser Mäzen sollte aber nicht der Staat sein. Ansonsten soll bitte jedes Kulturprodukt selbst sehen, wie es klar kommt.

Ich will mich da nicht mit Dir streiten, lappy - wir würden jetzt nur noch Glaubensbekenntnisse austauschen, und das würde für uns beide letztlich eher ermüdend wirken.

Aber zumindest dieser Kulturschaffende hier würde gerne mit seinen Kulturprodukten scheißenreich werden (träumen darf man ja...).

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
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#19 lapismont

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Geschrieben 19 September 2011 - 17:22

Ja, Dirk, es ist eine Art Glaube. :D
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#20 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 19 September 2011 - 17:24

Warum soll man mit Kunst etwas verdienen wollen? Ich finde das schon im Grundsatz falsch. Man mag den Lebensunterhalt und seine Materialien finanzieren, damit er seiner Kunst frönen kann, aber das Veräußern von Werken halte ich für eine moralische Entgleisung.

Dann bin ich vollkommen amoralisch

Ach Uschi, ich kann Dir da leider nicht zustimmen. Kunst kann keine Arbeit sein. Ein Kunstwerk ist das Ergebnis eines Schöpfungsaktes. Das mag Arbeit und Mühen verursacht haben, doch nicht der Rezipient hat das so gewollt, sondern der Künstler. Es besteht keine zwingende Notwendigkeit, daraus einen Warenfluss zu machen.

Ach?
Und warum gibt es dann Rezensionen, die ein Werk das auf rein künstlerischer Basis, unter Missachtung jeglichen "Arbeitsaspektes" erstellt wurde, in der Luft zerreissen?

Güterverkehr, Transporte etc.

Coca Cola im Nahverkehrsbus, Schweine in der S-Bahn ... ?
Das waren jetzt so meine ersten Gedanken dazu.
Ich war Triebfahrzeugführer im ÖPNV.
Glaube mir, wenn ich dir sage, dass ist schon rein technisch nciht so leicht lösbar.

Marktwirtschaft und Kunst sollten getrennt bleiben. Das ganze Verkaufen und Kaufen von Kulturgütern ist falsch.


Dann müssen aber ab sofort auch PC´s, Schreibprogramme, Papier, Drucker, Tinte, Musikinstrumente etc. umsonst erhältlich sein.
Das sind alles Werkzeuge zur Erstellung von Kunst, und haben somit, um den Makel des Amoralischen abzustreifen, kostenlos und frei erhältlich zu sein.

:D

#21 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 19 September 2011 - 21:34

Hm?
Ich erkenne nicht, wo bei der FDP "wirre Konzepte" im Parteiprogramm stehen. Da hätte ich gerne das entsprechende Zitat. Das Programm der FDP hat ein wenig Staub angesetzt - deswegen wird ja zur Zeit ein neues geschrieben - und man muss es ja auch nicht inhaltlich vertreten, "wirr" ist daran aber ganz und gar nichts.
Sollte sich Deine Äußerung aber auf den FDP-Wahlkampf in Berlin bezogen haben, kann ich Dir nicht widersprechen.


Hallo Diboo.

Ich habe gerade nochmal nach dem Wahlprogramm der FDP für Berlin 2011 gegoogelt, weil ich zumindest einen der Punkte, die ich als wirr empfand, raussuchen wollte. Das hat mir einfach keine Ruhe gelassen, auch wenn es jetzt nicht das Bundesland betrifft in dem ich lebe.
Dafür ist mir das Thema Parteiprogramme, unabhängig vom Aufhänger des Threads, einfach zu wichtig

Einerseits wollte die FDP die Arbeitslosigkeit in Berlin bekämpfen.
Andererseits wollte sie aber (Zitat)
"Wir werden die Berliner Verwaltung schlanker machen, unnötige Aufgaben beenden und Doppelstrukturen abbauen. Den Personalbestand wollen wir auf das Niveau anderer Stadtstaaten einstellen und damit um circa 10% auf unter 93.000 Vollzeitstellen reduzieren."

Wie soll das denn zusammenpassen?
Mit der einen Hand Arbeitslosigkeit bekämpfen, mit der anderen ca. 10.000 neue Arbeitslose schaffen?
Ist die Verwaltung in Berlin so überaltet, dass man so viele Menschen in den Ruhestand schicken kann?
Dann kosten sie aber immer noch Geld (Pensionen, Renten, Ausgleichszahlungen) und bringen keine Produktivität, oder?
Dieser Punkt wirkt auf mich ein wenig, als würde ich ein Kleinkind im Sandkasten beobachten, das vorne eine Sandburg baut, und hinten mit der prall gefüllten Pampers die andere, zuvor gebaute wieder einreisst ;)

Das ist nur einer der Punkte, den ich als wirr bezeichnet habe, und damit sich selber widersprechend meine.
Vielleicht verstehe ich das aber auch vollkommen falsch, und sehe hier eine Milchmädchenrechnung, wo gar keine ist?**

Sehe ich da vielleicht etwas vollkommen falsch, und kann mit meiner ... ja ich nenne sie einfach mal so ... "kleinbürgerlichen Logik" einfach die wahren, die großen und wichtigen Zusammenhänge einfach nur nicht nachvollziehen?

Diese Frage ist jetzt nicht sarkastisch sondern wirklich ernst gemeint!
Ich habe nämlich immer öfter den Eindruck, das mein gesunder Menschenverstand wenn es um Politik und Wirtschaft geht, irgendwo falsch tickt.
Und wenn ich mir in solchen Momenten eine (Enscheidungs)Hilfe holen kann, bin ich sofort da.

Fragenden Gruß

Dirk :D

**Dito sehe ich, als intellektuell einfach gestrickter Mensch, einen wirren Widerspruch im Programm der Piraten, wenn sie eine Lockerung von Patenten und ähnlichem fordern (auch dem Urheberrecht)
Wo ist denn da noch der Ansporn, etwas zu erfinden, etwas zu entwickeln, eine neue Innovation auf den Weg zu bringen?
Nach meinem Gefühl (und meiner Lebenserfahrung) führt das nur zu einem "Dienst nach Vorschrift".

Bearbeitet von Dirk, 19 September 2011 - 21:39.


#22 lapismont

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Geschrieben 20 September 2011 - 07:07

Und warum gibt es dann Rezensionen, die ein Werk das auf rein künstlerischer Basis, unter Missachtung jeglichen "Arbeitsaspektes" erstellt wurde, in der Luft zerreissen?

Weil jemand seine Meinung sagen will?

Coca Cola im Nahverkehrsbus, Schweine in der S-Bahn ... ?
Das waren jetzt so meine ersten Gedanken dazu.
Ich war Triebfahrzeugführer im ÖPNV.
Glaube mir, wenn ich dir sage, dass ist schon rein technisch nciht so leicht lösbar.

Die Idee stammt nicht von mir, sondern las ich in einem Artikel eines Verkehrforschers. Es gibt eine Menge Transportgütrer, die durchaus problemlos mit Bus/Bahn mitgeführt werden können. Ich erinnere an die Postwagons.

Wenn Du Dir die konkreten Auslassungen der Berlinrer Piraten anschaust, stößt Du auf teilweise recht konkrete Vorstellungen, die als Diskussionsgrundlage durchaus ihre Berechtigung haben.

Siehe etwa hier

Dann müssen aber ab sofort auch PC´s, Schreibprogramme, Papier, Drucker, Tinte, Musikinstrumente etc. umsonst erhältlich sein.
Das sind alles Werkzeuge zur Erstellung von Kunst, und haben somit, um den Makel des Amoralischen abzustreifen, kostenlos und frei erhältlich zu sein.

:D

Lustiger Schlenker. Aber an meiner Aussage vorbei.

Letztlich geht es bei der Frage nach Patenten und den Bedeutungen des Urgeberrechts immer nur darum, wer dabei verdienen soll. Es geht um Produkte. Aus kapitalistischer Sicht ist das der Lauf der Dinge. Diboos Ferengi-Zitat drückt das ja auf den Punkt aus.
Aber es gibt auch eine andere Ebene von Kunst, die nicht patentierbar ist. Ein Gedicht rezitieren, einen Popsong singen, die Gutenachtgeschichte vorlesen, ein Bild im Museum bewundern ...
Der Großteil dieser Kunst-Nutzungen sind ganz selbstverständlich umsonst. Es ist durchaus legitim, sich auch für digitale Werke Gedanken zu machen. Die Piratenpartei stellt ja keine FS-Server online, sondern sie wollen in einem Parlament darüber debattieren und im Rahmen eines gesellschaftlichen und demokratischen Konsenz Regeln festlegen.

Edit: Bildlink entfernt.
Wer das Bild vom Postwagen ansehen will: http://seekirchen.bl...061028_0034.jpg

Bearbeitet von lapismont, 20 September 2011 - 12:58.

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#23 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 20 September 2011 - 07:40

Moinsen Lapismont :D

Okay, der Schlenker war lustig, hatte aber einen ernsten Hintergrund.
Derjenige, der ein Gedicht verfasst, benötigt ja außer dem nicht greifbaren Material, auch handfestes, das bezahlt werden möchte.
Wenn man zu Beispiel ein Musikstück komponiert, das viel finanziell aufwändiger ist als ein Roman, weil man noch mehr von diesen materiellen Gütern braucht, finde ich den Aspekt des Idealismus schon ein wenig weit hergeholt.
Selbst Goethe schrieb, bzw. veröffentlichte, doch mit der Kohle eines Mäzens, richtig?
Warum hat der dann sein Zeugs nicht kostenlos unters Volk gebracht, sondern auch gegen klingende Taler verkauft?

Es geht auch weniger um das rezitieren eines Gedichts. Es geht mir persönlich darum, dass komplette Werke, in denen etliche Arbeitsstunden voller Mühen stecken, für die man gegen Geld zumeist auch Theorie lernen und für deren Erstellung man materielle Güter erwerben musste, einfach so, weil es ja plötzlich "freies Kulturgut für alle" sein soll, nach Lust und Laune verteilt werden sollen.
Der Ursprungsgedanke der PP war ja, dass alles was es gibt, egal ob Musik, Sachbuch oder Belletristik, sogar eingescannt und kostenlos verteilt werden sollte.
Dadurch würden nicht nur den Künstlern die Einnahmen wegbrechen, du würdest ganze Industriezweige mit etlichen Arbeitsplätzen ins Chaos stürzen.
Das ist es, was ich zumindest sehe, wenn ich diesen Gedanken bis zum bitteren Ende durchdenke.

Und dann ist da noch der Aspekt des Anreizes.
Wenn ich in Berlin in eine Kneipe gehe und sage, ich sei der Verfasser von Gedicht XY, möchte ich nicht gefragt werden, von welcher Version denn ;)
Ebenso möchte ich in diesem Moment nicht darauf angewiesen sein, dass ich aufgrund meines Idealismus auf ein Bier eingeladen werden, sondern meine obergärige Gerstenkaltschale gerne selber zahlen können ;)
Dann wäre nämlich der Anreiz weg, nicht einfach nur zu schreiben (oder zu muszieren), sondenr sich wirklich mit der jeweiligen Materie in Theorie und etlichen Praxisstunden auseinanderzusetzen.
Warum büffeln, wofür lektorieren, es gibt doch eh nix dafür?

Und damit sind wir wieder bei den Rezensionen, die ja auch nicht immer glimpflich ablaufen.
Wenn also kein Anreiz mehr für echtes, intensives Handwerk besteht, sehe ich schon horrende Kosten auf die Krankenkassen zukommen, wenn Rezensenten wie M.R.R. plötzlich reihenweise den Herzkasper bekommen :huh:

Was den ÖPNV angeht, so sehe ich diese Studie, die ich auch irgendwo mal aufgeschnappt habe, als reinen Populismus an.
Seht her!
Ich habe DIE Lösung!
;)

Auch wenn es kostenlos wäre, wie wolltest du im ÖPNV der Oma mit Rollator, oder der Mutter mit Zwillingskinderwagen erklären, dass sie jetzt nicht in den Bus / die S-Bahn einsteigen können, weil da gerade Cola oder Ferkel transportiert werden?
Vom Sicherheitsaspekt mal ganz abgesehen mag das vielleicht in Indien funktionieren, aber hier?
Eingefügtes Bild
:huh:

Ne, so ganz bin ich immer noch nicht überzeugt von den PP, und sehe deren Wahlerfolg eher als eine Mischung aus Klatsche für die Volksparteien, und Wut über die Schließung von kino.to an.

Da ist mir einfach zu wenig Substanz und zuviel Blauäugigkeit im Programm.

LG

Dirk ;)

Bearbeitet von Dirk, 20 September 2011 - 07:41.


#24 lapismont

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Geschrieben 20 September 2011 - 08:48

Okay, der Schlenker war lustig, hatte aber einen ernsten Hintergrund.
Derjenige, der ein Gedicht verfasst, benötigt ja außer dem nicht greifbaren Material, auch handfestes, das bezahlt werden möchte.
Wenn man zu Beispiel ein Musikstück komponiert, das viel finanziell aufwändiger ist als ein Roman, weil man noch mehr von diesen materiellen Gütern braucht, finde ich den Aspekt des Idealismus schon ein wenig weit hergeholt.
Selbst Goethe schrieb, bzw. veröffentlichte, doch mit der Kohle eines Mäzens, richtig?
Warum hat der dann sein Zeugs nicht kostenlos unters Volk gebracht, sondern auch gegen klingende Taler verkauft?


Vielleicht kam es nicht rüber, aber ich sprach allein von meinem Kunstverständnis. Die Arbeitsmaterialien, die ich dafür verwende, finanziere ich selbst. Ich erwarte von niemanden, dafür zu zahlen. Kann sein, dass ich mich über eine finanzielle Unterstützung freuen würde, kann aber auch sein, dass es mich korrumpiert.
Das kann jeder Künstler halten wie er will.

Es geht auch weniger um das rezitieren eines Gedichts. Es geht mir persönlich darum, dass komplette Werke, in denen etliche Arbeitsstunden voller Mühen stecken, für die man gegen Geld zumeist auch Theorie lernen und für deren Erstellung man materielle Güter erwerben musste, einfach so, weil es ja plötzlich "freies Kulturgut für alle" sein soll, nach Lust und Laune verteilt werden sollen.
Der Ursprungsgedanke der PP war ja, dass alles was es gibt, egal ob Musik, Sachbuch oder Belletristik, sogar eingescannt und kostenlos verteilt werden sollte.
Dadurch würden nicht nur den Künstlern die Einnahmen wegbrechen, du würdest ganze Industriezweige mit etlichen Arbeitsplätzen ins Chaos stürzen.
Das ist es, was ich zumindest sehe, wenn ich diesen Gedanken bis zum bitteren Ende durchdenke.

Ich verstehe das Problem. Allerdings bin _ich_ eben der Meinung, dass das herkömmliche Urheberrecht für Dateien nicht anwendbar ist. Ich habe nun mal die technische Möglichkeit eine mp3 komplett 1:1 ohne Kosten für mich zu duplizieren. Das geht weder mit einem Buch, noch mit einer Platte oder einer Skulptur. Daher muss man, so meine Meinung, notwendigerweise das Werk vom Medium trennen. Der Schöpfer soll (wenn er das will), für sein Werk entlohnt werden, nicht für das Medium.

Alles nur Diskussionsgrundlagen, auch meine Meinung hierzu ist im Fluss und für andere Sichtweisen offen. Das sind alles keine Dogmen.

Und dann ist da noch der Aspekt des Anreizes.
Wenn ich in Berlin in eine Kneipe gehe und sage, ich sei der Verfasser von Gedicht XY, möchte ich nicht gefragt werden, von welcher Version denn ;)
Ebenso möchte ich in diesem Moment nicht darauf angewiesen sein, dass ich aufgrund meines Idealismus auf ein Bier eingeladen werden, sondern meine obergärige Gerstenkaltschale gerne selber zahlen können :huh:
Dann wäre nämlich der Anreiz weg, nicht einfach nur zu schreiben (oder zu muszieren), sondenr sich wirklich mit der jeweiligen Materie in Theorie und etlichen Praxisstunden auseinanderzusetzen.
Warum büffeln, wofür lektorieren, es gibt doch eh nix dafür?

Wahrscheinlich liegt das an meiner sozialistischen Sozialisation, aber für mich gibt es eine Menge Dinge, die ich nicht deshalb mache, weil ich etwas dafür bekomme. Wenn mir ein Gedicht in den Kopf kommt, schreib ich es auf. Der Anreiz ist das Werk.

Und damit sind wir wieder bei den Rezensionen, die ja auch nicht immer glimpflich ablaufen.
Wenn also kein Anreiz mehr für echtes, intensives Handwerk besteht, sehe ich schon horrende Kosten auf die Krankenkassen zukommen, wenn Rezensenten wie M.R.R. plötzlich reihenweise den Herzkasper bekommen :D

Wie gesagt, jeder muss für sich entscheiden, welcher Ethik er folgt.


Auch wenn es kostenlos wäre, wie wolltest du im ÖPNV der Oma mit Rollator, oder der Mutter mit Zwillingskinderwagen erklären, dass sie jetzt nicht in den Bus / die S-Bahn einsteigen können, weil da gerade Cola oder Ferkel transportiert werden?

Es geht gar nicht um kostenlos. Lies noch mal nach. Die Kosten sollen umgelegt werden, auf alle. Nenn es lieber Fahrkartenlos.
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#25 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 20 September 2011 - 09:23

Vielleicht kam es nicht rüber, aber ich sprach allein von meinem Kunstverständnis. Die Arbeitsmaterialien, die ich dafür verwende, finanziere ich selbst. Ich erwarte von niemanden, dafür zu zahlen. Kann sein, dass ich mich über eine finanzielle Unterstützung freuen würde, kann aber auch sein, dass es mich korrumpiert.
Das kann jeder Künstler halten wie er will.

Richtig, sehe ich auch so.
Bei den PP klingt es aber eher nach Zwang, oder?

Ich verstehe das Problem. Allerdings bin _ich_ eben der Meinung, dass das herkömmliche Urheberrecht für Dateien nicht anwendbar ist. Ich habe nun mal die technische Möglichkeit eine mp3 komplett 1:1 ohne Kosten für mich zu duplizieren. Das geht weder mit einem Buch, noch mit einer Platte oder einer Skulptur. Daher muss man, so meine Meinung, notwendigerweise das Werk vom Medium trennen. Der Schöpfer soll (wenn er das will), für sein Werk entlohnt werden, nicht für das Medium.

Alles nur Diskussionsgrundlagen, auch meine Meinung hierzu ist im Fluss und für andere Sichtweisen offen. Das sind alles keine Dogmen.

Als Dogma habe ich deine Sicht der Dinge auch nicht aufgefasst.
Im Gegenteil, es ist interessant mit dir darüber zu diskutieren, weil ich gerne auch die Hintergründe, die Motivation hinter diesen Gedanken kennen möchte.
Allerdings ist dein Satz, den ich im Zitat fett markiert habe, nicht ganz folgerichtig.
Eine Skulptur ließe sich ohne große Mühen per neuer CNC-Techniken aus nahezu jedem beliebigen Material, in jeder gewünschten Größe replizieren.
Schallplatten wurden zu meiner Zeit gerne als sogenannte "Bootlegs" schwarz gepresst, oder in gute rQualität einfach auf Band aufgenommen.
Bücher werden von google eingescannt, gleiches ist mit Musik möglich ...
Alle drei Beispiele sind nur Einsen und Nullen in einem Computerprogramm, die mit mehr oder weniger viel Aufwand beliebig oft in "harte" Realitäten umgewandelt werden können.
Wo ist da die Grenze zwischen immateriallen daten und realen Gegenständen?

Wahrscheinlich liegt das an meiner sozialistischen Sozialisation, aber für mich gibt es eine Menge Dinge, die ich nicht deshalb mache, weil ich etwas dafür bekomme. Wenn mir ein Gedicht in den Kopf kommt, schreib ich es auf. Der Anreiz ist das Werk.

Klar, der erste Anreiz ist zum Beispiel auch bei mir erstmal das Werk.
Das ist der Spaß an der Sache.
Der kann aber schnell in Arbeit ausarten, und kostenintensiv werden, wenn man ihn wirklich gut machen will.
Aus diesem Grund habe ich nämlich vor etlichen Jahren das Gitarrespielen aufgegeben.
Zu zeit- und kostenintensiv, und keine Aussicht darauf, das jemals wieder zurückzubekommen.

Wie gesagt, jeder muss für sich entscheiden, welcher Ethik er folgt.

Auch das ist richtig.
Aber wenn ich mir mit klaren gesagt den Arsch aufreisse, um meine Zuhörer / Leser zu unterhalten, dann möchte ich schon etwas mehr, als nur ein anerkennendes Schulterklopfen dafür ernten ;)


Es geht gar nicht um kostenlos. Lies noch mal nach. Die Kosten sollen umgelegt werden, auf alle. Nenn es lieber Fahrkartenlos.

Ich habe mir diese Zahlenschieberei angesehen.
Gruselig.
Gut gemeint, aber gruselig.
Ein Eintrittsgeld für den Arztbesuch, Krankenkassennotopfer, Steuer auf dein Einkommen, vom du dich selber für das Alter absicherst und auf diese Absicherung dann wieder Steuern zahlst, dann eine K-Flat, dann eine ÖPNV-Abgabe (bei der aber keine Rede davon ist, den Fahrschein an sich abzuschaffen) ... wo ist da das Ende?

Irgendwie sehe ich da mehr eine Betriebsblindheit, bzw. Scheuklappenmentalität, was ich noch nicht einmal böse meine.
Ja es sind wichtige Diskussionsgrundlagen.
Aber bei allen Diskussionsgrundlagen sollte man bestimmte Gegebenheiten nicht aus dem Auge verlieren, und auch mal nach rechts und links sehen, wie die Landschaft denn in Wahrheit aussieht.

Wo kein Geld mehr ist, kann keines auf Bäumen und Äckern nachwachsen.
Und eine Umverteilung der Kosten ... das versuchen schon andere seit Jahren erfolglos zu erreichen.

Nicht überzeugt

Dirk :D

#26 †  a3kHH

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Geschrieben 20 September 2011 - 09:38

Kunst kann keine Arbeit sein.

Was für ein Quatsch. Natürlich ist Kunst Arbeit, die ebenso natürlich auch bezahlt werden sollte. Keine Frage.
Und ebenso natürlich kann, darf und sollte Kunst für den privaten Bereich beliebig oft vervielfältigt werden. Im Gegensatz zur Propaganda diverser Unternehmen ist eine Kopie etwa einer DVD für den Privatbereich weder strafbar, noch illegal, noch illegitim. Ist es auch noch noch nie gewesen. Daß Filesharing etc. von den Behörden verfolgt wird liegt daran, daß dort, und sei es nur durch Werbeeinnahmen der Seite, kommerzielle Interessen ins Spiel kommen.
Niemand verstösst also gegen ein irgendwie geartetes Urheberrecht, wenn er eine Kopie seines neuesten Filmes / des neuesten eBooks von Dirk oder Dirk macht und an seinen Kumpel weitergibt. Und das ist auch für euch als Autoren wichtig, denn es gibt ja sehr wohl Zusammenhänge zwischen Bekanntheit und Umsatz ...

#27 simifilm

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Geschrieben 20 September 2011 - 09:47

Was für ein Quatsch. Natürlich ist Kunst Arbeit, die ebenso natürlich auch bezahlt werden sollte. Keine Frage.
Und ebenso natürlich kann, darf und sollte Kunst für den privaten Bereich beliebig oft vervielfältigt werden. Im Gegensatz zur Propaganda diverser Unternehmen ist eine Kopie etwa einer DVD für den Privatbereich weder strafbar, noch illegal, noch illegitim. Ist es auch noch noch nie gewesen. Daß Filesharing etc. von den Behörden verfolgt wird liegt daran, daß dort, und sei es nur durch Werbeeinnahmen der Seite, kommerzielle Interessen ins Spiel kommen.
Niemand verstösst also gegen ein irgendwie geartetes Urheberrecht, wenn er eine Kopie seines neuesten Filmes / des neuesten eBooks von Dirk oder Dirk macht und an seinen Kumpel weitergibt. Und das ist auch für euch als Autoren wichtig, denn es gibt ja sehr wohl Zusammenhänge zwischen Bekanntheit und Umsatz ...


Das stimmt so leider nicht. Zwar sind Kopien für den Privatgebrauch erlaubt, das Umgehen technischer Massnahmen zum Kopierschutz ist in Deutschland aber strafbar. Und da die meisten DVDs etc. heute einen Kopierschutz haben, wird das Recht auf Privatkopie auf diese Weise sauber ausgehebelt (dennoch zahlt man als Privatanwender nach wie vor eine Gebühr auf Leermedien. Wozu man das tut, ist unklar, denn damit bezahlt man ja eigentlich sein Recht auf Privatkopie).

Dieses Verbot ist Teil des sogenannten WIPO-Abkommens; allerdings wird dieses Abkommen nicht überall gleich umgesetzt. Während in Deutschland das Knacken eines Kopierschutzes bereits ein illegaler Akt ist, ist in der Schweiz nur das Bereitstellen entsprechender Software verboten. Ich als Privatanwender darf die Software aber verwenden, um meine Privatkopie zu erstellen.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
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#28 †  a3kHH

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Geschrieben 20 September 2011 - 09:48

Aber bei allen Diskussionsgrundlagen sollte man bestimmte Gegebenheiten nicht aus dem Auge verlieren, und auch mal nach rechts und links sehen, wie die Landschaft denn in Wahrheit aussieht.

Wie sieht denn die Realität tatsächlich aus ?
Beispiel BGE : Wenn das eingeführt wird, wieviel an Verwaltungskosten (inklusive Sozialgerichte etc.) wird denn dann eingespart ? Wieviel Würde bleibt den Leuten dann im Gegensatz zur jetzigen Sozialhilfe-Organisation ? Fragen, die niemand der klassischen bürgerlichen Parteien gerne beantwortet. Fragen, die umgangen werden und wenn überhaupt mit Polemik beantwortet werden. Ich als Dinosaurier bin skeptisch, ob das der richtige Weg ist, meiner Erziehung nach gilt die Gleichung "Geld für Arbeit". Andererseits dachte ich auch einmal positiv über den Sozialismus ...
Anyway, der Erfolg der Piraten liegt nicht daran, daß sie exotisch sind, sondern weil sie, im Gegensatz zu SPD / CDU / FDP / Grünen etwas zu bewegen versuchen. Und nicht im blinden Karrierismus der Etablierten gefangen sind.

#29 †  a3kHH

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Geschrieben 20 September 2011 - 09:53

Das stimmt so leider nicht. Zwar sind Kopien für den Privatgebrauch erlaubt, das Umgehen technischer Massnahmen zum Kopierschutz ist in Deutschland aber strafbar. Und da die meisten DVDs etc. heute einen Kopierschutz haben, wird das Recht auf Privatkopie auf diese Weise sauber ausgehebelt (dennoch zahlt man als Privatanwender nach wie vor eine Gebühr auf Leermedien. Wozu man das tut, ist unklar, denn damit bezahlt man ja eigentlich sein Recht auf Privatkopie).

Dieses Verbot ist Teil des sogenannten WIPO-Abkommens; allerdings wird dieses Abkommen nicht überall gleich umgesetzt. Während in Deutschland das Knacken eines Kopierschutzes bereits ein illegaler Akt ist, ist in der Schweiz nur das Bereitstellen entsprechender Software verboten. Ich als Privatanwender darf die Software aber verwenden, um meine Privatkopie zu erstellen.

Das ist auch eines der Gesetze, mit dem versucht wird, Legales zu illegalisieren. Dürfte interessant sein, die Rechtsprechung in diesem Bereich zu verfolgen. Speziell wenn der Erste sich durch die Instanzen klagt.

#30 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 20 September 2011 - 09:57

Richtig, Alfred :D

Mich ärgert nur die Aussage, dass es am besten ab sofort alles nur noch umsonst, oder für Peanuts geben dürfte.

Hier schießen die PP meiner Meinung nach über jedes Ziel hinaus.

Alles andere ist eine Sache zwischen dem Künstler und seinen "Kunden".
Und da bin ich relativ locker eingestellt, solange es einen gewissen Rahmen nicht überschreitet.

Der ist aber einerseits nicht einzuschätzen.
Kaufen Sharer wirklich keine "echten" Artikel, oder ist diese Mitnahmementalität nur eine Minderheit?
Ich weiß es nicht, möchte aber im Zweifelsfall lieber einhundert e-books wirklich verkauft haben, wenn vierhundert als Kopie rumgeistern (und dafür eben eine finanzielle Gegenleistung erhalten haben) statt nur einem einzigen, und dafür kursieren 499 Kopien herum ;)

Aber von vorneherein zu sagen, was als reine Daten existiert, hat allen kostenlos zur verfügung zu stehen finde ich den falschen Weg.
Denn wie ich schon ausführte, auch Skulpturen kann man so kopieren, Bücher einscannen, Musik transportieren.

Huch!
Sehe gerade, dass ihr schon viel weiter weg seit!
Muss erst lesen ...


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