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Der Euro war und ist ein Teuro!


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169 Antworten in diesem Thema

#91 simifilm

simifilm

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Geschrieben 12 Januar 2012 - 17:55

Es ist meist nur ein argumentatives Ablenkungsmanöver der Linken, mit dem sie von der Tatsache ablenkt, dass der Staat ein sehr tiefes, strukturelles Defizit hat, das sich eben nicht allein auf der Einnahmenseite stopfen lässt, sondern nur durch ein ganz grundsätzliches Überdenken dessen, was als notwendige Staatsausgabe angesehen wird uns was nicht..


Ein tiefes strukturelles Defizit? Dann gibt's ja kein Problem …

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#92 Diboo

Diboo

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Geschrieben 12 Januar 2012 - 17:58

Ein tiefes strukturelles Defizit? Dann gibt's ja kein Problem …


Äh, nein? Okay, dann ist ja gut :-)


(Jaja, mir sind tiefes Loch und hohes Defizit durcheinander gegangen...)

Bearbeitet von Diboo, 12 Januar 2012 - 17:59.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

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(The Cynic's book of wisdom)

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#93 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 12 Januar 2012 - 18:01


Äh, nein? Okay, dann ist ja gut :-)


(Jaja, mir sind tiefes Loch und hohes Defizit durcheinander gegangen...)


Man spricht zwar auch von einem Loch in den Staatsfinanzen, zumindest sprachlich verhalten sich ein Loch und ein Defizit aber nicht gleich.

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#94 Nibor

Nibor

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Geschrieben 12 Januar 2012 - 18:25

Da hier ja schon das Wort Rente gefallen ist: Wer die Sendung noch nicht gesehen hat, sollte sie sich unbedingt ansehen (45 Minuten):

Das Riester-Dilemma - Die Riester-Lüge - ARD Reportage 09.01.2012

Bearbeitet von Nibor, 12 Januar 2012 - 18:36.


#95 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 12 Januar 2012 - 18:28

Aha. Wer genau profitiert von den Transfers nach SGB II? Das hätte ich jetzt gerne mal im Detail von Dir.


Kurze Frage,knackige Antwort:

Die Wirtschaft.

- Das Unternehmen XY braucht dringend Arbeitskräfte.
- Das Denken, dass jede Tätigkeit auch ausreichend anlernbar ist, hat sich inzwischen auch dort durchgesetzt
- Das Unternehmen XY sucht nun eine Zeitarbeitsfirma und ordert dort "Produktionshelfer"
- Die Leasingfirma AB sucht aus ihrem Bestand den bestmöglich Qualifizierten und schickt ihn für die unterste Lohnstufe (etwa 7,89€ die Stunde brutto) in dieses Firma, dort arbeitet er 40 Stunden qualifizierte Tätigkeiten, bekommt aber nur 30 oder 35 entlohnt. Der Rest geht auf ein Zeitkonto für die Zeiten, wo es keine Einsätze gibt. (Der Leasingarbeiter könnte sich natürlich bei seiner Firma AB darüber beschweren, dass er qualifiziert arbeiten muss. Die Zeitarbeitsfirma AB wird daraufhin von dem Unternehmen XY mehr verlangen um ihrem Sklaven Arbeiter auch mehr zahlen zu können, woraufhin aber das Unternehmen XY diesen unbequemen "Gastarbeiter" wieder freisetzt und zur nächsten Zeitarbeitsfirma wandert. Helfer sind auch in der Zeitarbeit billiger, als Fachkräfte)

Ersparnisse für das Unternehmen:

- Keine Personalkosten (auch durch weniger AN in der Personalabteilung)
- bei Urlaub oder Krankheit sofort Ersatz (Ein Anruf, eine Stunde später steht der Nächste auf der Matte)
- kein Kündigungsschutz, der Leasingarbeiter ist absolute Verfügungsmasse (Heute angeheuert, morgen wieder gefeuert)

Gewinn der Politik:

- Die Arbeitslosenzahlen gehen zurück (immerhin hat eine Leasingfirma ja auch Disponenten etc.)

Bilanzminus der Gesellschaft (und auch der Politik):

- Der Leasingarbeiter geht mit einem Nettolohn knapp an der Armutsgrenze von 930,-€ nach Hause. Bei bezahlten 35 Stunden pro Woche (157,5 St. /Monat) sind das etwa 1242,68€ brutto. Netto macht das knapp 937,05 € bei Steuerklasse I.
Zuviel zum Sterben, zu wenig zum Leben.
Ergo muss der Leasingarbeiter unterstützendes ALG II beantragen, was wiederum von der Allgemeinheit bezahlt wird.

In dem Sinne sehe ich den Profit / Nutzen der Regelungen im SGB II bei der Wirtschaft, was sich aber leider nicht richtig "nach unten" durchschlägt.
Die Steuereinnahmen gehen zurück? Die Rentenkassen sind leer? Dito die Krankenkassenkassen, die Arbeitslosenversicherungskasse ...
Wie soll bei solchen Gehältern auch mehr reinkommen? Wo nix brutto, da nix netto.

Ich verstehe die "Wutbürgerpostings" hier.
Solange es einen nicht selber betrifft, hat man immer gut reden.
Aber wenn es einem selber ans Eingemachte geht, wenn die Hosen um die Kronjuwelen herum plötzlich so eng werden, dass man dicke Backen macht und blau anläuft, dann verschieben sich die Perspektiven ein wenig Eingefügtes Bild
Und Hartz IV ist nicht gleich nicht gleich Hartz IV.
Auch Dauerkranke und arbeitende Menschen fallen oft unter dieses Gesetz und sind auf staatliche Hilfe angewisen, weil die Wirtschaft sich da (gefühlt) um die Verantwortung drückt.
Sind die alle faul und wollen nur vom Staat leben?
Ich glaube nicht.
Und wenn ich eine Million auf der Kante habe, da macht mich der eine oder andere Tausender auch nicht mehr arm, da meine ursprüngliche Million, falls sie gut angelgt ist, genug Leute zum arbeiten bringt, sodass sich immer noch genug Zinsen anhäufen.

Aber der Haken an der Sache wäre bei einer Einführung einer reichensteuer, dass in Deutschland plötzlich alle Michael Schuhmacher folgen würden, der lieber in der Schweiz lebt, weitab vom deutschen Steuerrecht.
Das hätte dann zur Folge, dass weiteres Kapital abwandern würde.
(Sarkastisch gesehen müsste ich eigentlich noch hinzufügen, dass dann auch viele Vorstandsposten für die Politker wegfallen würden, Wahlkrampfspenden, Urlaubsreisen, Häuslekredite zu Sonderkonditionen, Bumsurlaube in Thailand ... Eingefügtes Bild )

Wie man es also dreht und wendet, der Karren rauscht mit Vollgas und blockierter Bremse gegen die Wand.

Ich frage mich nur, ob das auch die Versicherung (ein Eurorettungsschirm) übernehmen wird.

Nachdenklichen Gruß

Dirk

Quellen:
http://www.welt.de/c...i-930-Euro.html
http://www.focus.de/...aid_310739.html
Eigene Erfahrung Eingefügtes Bild

Bearbeitet von Dirk, 12 Januar 2012 - 18:31.


#96 valgard

valgard

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Geschrieben 12 Januar 2012 - 20:23


Weil es wahr ist. Denn die breite Masse der Bevölkerung will, dass es "so" weiter geht, und kümmert sich einen feuchten Kehricht um die Finanzierbarkeit. Wenn eine Partei antreten würde, um zu sagen: Liebe Bürger, wir versprechen Euch zehn Jahre Blut und Tränen, um diesen Staat wieder auf eine lebensfähige ökonomische Grundlage zu stellen - meinst Du, die würden gewählt werden? Die Mentalität, ja, die Erwartung, dass der Staat halt immer zahlt und die völlige Ignoranz, woher es denn genommen werden soll, geht eben Hand in Hand. Und letztlich sind die Bürger natürlich für den Staat verantwortlich. Ist ja nicht so, als hätte er keine Einflussmöglichkeiten. Die meisten wollen aber nicht, die sind ganz zufrieden, wenn es nur so weiter läuft (oder man wählt Herrn Lafontaine, der ein weiteres geöffnetes Füllhorn nach dem anderen verspricht).


Versprechungen werden doch heute schon genung gemacht und auch meist gebrochen!

Wie will dann irgend Jemand die Bevölkerung davon überzeugen das er es ernst meint?
Das sind alles auch nur Phrasen.

Für den Staat sind die Bürger verantwortlich.
Alle.
Und die die für den Staat arbeiten sind auch verantwortlich.
Diese Staatsdiener werden schließlich nicht dazu gezwungen diesen Job auszuüben.
Sie stellen sich "freiwillig" zur Wahl.

Lafontaine ist ein Politiker genauso wie die anderen.Wo ist da der Unterschied?
Kohl hat auch Füllhörner versprochen und Schröder ...
Schröder hat seine beim Gas gefudnen, den interessiert dochd as Volk keinen Deut.

lothar


Ein tiefes strukturelles Defizit? Dann gibt's ja kein Problem …

Wenn es so einfach ist warum wird das Problem von den Superschlauen nicht gelöst?

lothar

Da hier ja schon das Wort Rente gefallen ist: Wer die Sendung noch nicht gesehen hat, sollte sie sich unbedingt ansehen (45 Minuten):

Das Riester-Dilemma - Die Riester-Lüge - ARD Reportage 09.01.2012


Was ein Glück das ich den mist nicht mitgemacht habe :-)

lothar
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#97 simifilm

simifilm

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Geschrieben 12 Januar 2012 - 20:25

Wenn es so einfach ist warum wird das Problem von den Superschlauen nicht gelöst?


Wahrscheinlich weil Diboo ein hohes und nicht ein tiefes Defizit meint.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

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#98 valgard

valgard

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Geschrieben 12 Januar 2012 - 20:26


Quellen:
http://www.welt.de/c...i-930-Euro.html
http://www.focus.de/...aid_310739.html
Eigene Erfahrung Eingefügtes Bild


Dirk, jeder will gerne helfen die Misere zu beseitigen.
Aber bitte auf Kosten der Anderen.
Besonders die Wohlhabenderen.

lothar


Wahrscheinlich weil Diboo ein hohes und nicht ein tiefes Defizit meint.

Nein, die wollen nicht!

lothar
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#99 T.H.

T.H.

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Geschrieben 12 Januar 2012 - 20:48

Stimmt, Lothar! Vor einiger Zeit, kein Linker: "Die Rente ist sicher!" - Vor gar nicht sso langer Zeit, auch keine Linken: "Wir senken die Steuern!".. Und heute hört man auch schon wieder so Sachen, dass man denken koennte, bald sind Wahlen...

Phantastische Grüße,
Thomas

...meine "Phantastischen Ansichten" gibt's hier.
Auf FB zu finden unter phantasticus

(Hinweis: Derzeit keine Internetrepräsentanz meiner Bilder; schade eigentlich...)


#100 hawaklar

hawaklar

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Geschrieben 12 Januar 2012 - 22:27


Weil es wahr ist. Denn die breite Masse der Bevölkerung will, dass es "so" weiter geht, und kümmert sich einen feuchten Kehricht um die Finanzierbarkeit. Wenn eine Partei antreten würde, um zu sagen: Liebe Bürger, wir versprechen Euch zehn Jahre Blut und Tränen, um diesen Staat wieder auf eine lebensfähige ökonomische Grundlage zu stellen - meinst Du, die würden gewählt werden? Die Mentalität, ja, die Erwartung, dass der Staat halt immer zahlt und die völlige Ignoranz, woher es denn genommen werden soll, geht eben Hand in Hand. Und letztlich sind die Bürger natürlich für den Staat verantwortlich. Ist ja nicht so, als hätte er keine Einflussmöglichkeiten. Die meisten wollen aber nicht, die sind ganz zufrieden, wenn es nur so weiter läuft (oder man wählt Herrn Lafontaine, der ein weiteres geöffnetes Füllhorn nach dem anderen verspricht).

Einige kurze Bemerkungen hierzu:

Nach der Einheit hat besagter Oscar Lafontaine im Bundestagswahlkamgf verkündet, dass der Aufbau Ost extrem teuer werden wird und dass es besonderer Anstrengungen bedarf, dies zu stemmen. Es wurde sogar der Vorschlag eines neuen Lastenausgleichs, wie nach dem Krieg in Westdeutschland, gemacht. Das wurde von der Kohl-Regierung vehement avgelehnt. Kohl versprach seine berühmten blühenden Landschaften, Lafontaine galt als Gegner der Wiedervereinigung. Der Wikipediabeitrag über die Rolle Lafontaines in dieser Zeit ist da überaus aufschlußreich.

Damals begannen die Sozialsysteme zu kollabieren und sie wurden deshalb Mitte der 90-er Jahre grundsätzlich umstrukturiert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde nach dem Selbstkostenblatt abgerechnet, d. h. die Einrichtung erbringt Leistung, stellt diese in Rechnung, der Kostenträger zahlt (zumindest rückwirkend). Jede Einrichtung hatte einen eigenen Pflegesatz. Mit dieser Reform wurde in sämtliche Sozialgesetze ein Wirtschaftlichkeitsgebot (damals § 93 BSHG) implementiert. In den Bundesländern wurden Rahmenverträge zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern abgeschlossen, die alle eine Passage enthielten: Die vereinbarten Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein und dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten.

Damals galt es mehrere Nullrunden zu verkraften und mein damaliger Chef verkündete in einer Besprechung, wir müssten jetzt sieben magere Jahre überstehen, bevor es wieder aufwärts ginge. Im Jahr 2001, wir waren gerade in der Hochzeit der New Economy-Krise habe ich ihn dann an sein damaliges Versprechen erinnert. Auf jeden Fall sind wir seit dieser Zeit einem ständigen Sparzwang unterworfen. Trotzdem steigen die Fallzahlen munter weiter. Das ist insofern verwunderlich, weil es eigentlich irgendwann dazu kommen müsste, dass genauso viele Menschen das System verlassen (z. B. durch Tod) wie nachrücken. Durch die Euthanasie-Exzesse der Nazis waren die Fallzahlen jahrzehntelang niedrig. Erst seit wenigen Jahren wird verstärkt nach Lösungen gesucht, wie die nach dem Krieg geborenen berenteten alten Behinderten, die jahrzehntelang in Einrichtungen gelebt und die WfbM besucht haben, im Alter adäquat betreut werden können.

Ich habe das einmal etwas ausführlicher dargestellt, um zu belegen, dass es im Sozialbereich seit nunmehr über 15 Jahren ständige Sparzwänge gibt, dass alle Beschäftigten in diesem Bereich in dieser Zeitspanne Lohnverzicht üben mussten, um die Wirtschaftlichkeit der Einrichtungsträger zu stärken (Stichwort: Basel 2), dass es andauernd neue Entwicklungen gibt, an die man sich anpassen muss und dass es vor allem eine mittlerweile überbordende Dokumentationspflicht gibt, die einem die Arbeit direkt verleiden kann.

So richtig schrecken kannst Du mich mit Deinen zehn Jahren Blut und Tränen also nicht. Ich denke oft daran, ob wir, wenn wir damals einen Lastenausgleich mit einer (z. B.) 8- - 10-%-igen Vermögensabgabe von Jedem durchgeführt hätten, nicht besser gefahren wären.

"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)

"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)


#101 My.

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Geschrieben 12 Januar 2012 - 22:31

Eine Reichensteuer - eine, die noch über einen Spitzensteuersatz hinaus geht - kann auch ins Auge gehen. Wo Geld ist, gibt es auch - direkte(re)s - soziales Engagement. Es wäre darauf zu achten, dass eine solche Reichensteuer nicht dazu führt, dass dergleichen Engagement geschmälert wird oder ganz wegfällt. Die Einnahmen einer Reichensteuer kommen irgendwelchen Ausgabentöpfen zugute, auf die niemand mehr - auch der Reiche nicht - einen Einfluß hat. My. # 6600

#102 hawaklar

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Geschrieben 12 Januar 2012 - 22:42

Eine Reichensteuer - eine, die noch über einen Spitzensteuersatz hinaus geht - kann auch ins Auge gehen. Wo Geld ist, gibt es auch - direkte(re)s - soziales Engagement. Es wäre darauf zu achten, dass eine solche Reichensteuer nicht dazu führt, dass dergleichen Engagement geschmälert wird oder ganz wegfällt. Die Einnahmen einer Reichensteuer kommen irgendwelchen Ausgabentöpfen zugute, auf die niemand mehr - auch der Reiche nicht - einen Einfluß hat.

My.


# 6600

Ich freue mich über jeden reichen Wohltäter, aber die Sache hat auch einen Haken, indem der Reiche entscheidet, wer zuwendungsbedürftig ist und wer nicht.

Das erinnert mich ein wenig an die ständig wiederholte Aussage, dass die jetzigen Rentner nichts von ihrem Wohlstand abgeben brauchen, um die zukünftige Finanzierung der Altersvorsorge zu unterstützen, weil sie eh ihre Familien inklusive der Enkelgeneration unterstützen. Was geschieht aber mit den Familien und deren Kindern, die keine wohlhabenden Großeltern haben und deshalb dringend auf eine ausreichende Altersversorgung angewiesen sind?

Bearbeitet von hawaklar, 12 Januar 2012 - 22:43.

"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)

"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)


#103 valgard

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 05:07

Stimmt, Lothar! Vor einiger Zeit, kein Linker: "Die Rente ist sicher!" - Vor gar nicht sso langer Zeit, auch keine Linken: "Wir senken die Steuern!".. Und heute hört man auch schon wieder so Sachen, dass man denken koennte, bald sind Wahlen...

Vorsicht!
Sonst wirst Du als Linker tituliert.

Für den der den Spruch "Die Rente ist sicher" gesagt hat, ist sie es auch und zwar in üppiger Höhe.

Mit dieser Aussage wurde der Bürger udn Arbeitnehmer im Unklaren über seine zukünftige Rente gelassen.
Die Politik ala Coleur war nicht fähig ein Versagen einzugestehen.

Noch was zu Lafontaine, auch auf die Gefahr hin Schubladenmäßig als Linker eingeordnet zu werden.
Als er gegen Kohl als Bkanzerl zur Wahk stand versprach er keine blühenden Landschaften im Osten und das war sicher auch ein grund warum der Blackout-Mann aus der Pfalz eher gewählt wurde. Er versprach das blaue vom Hmmel.

Ich würde gerne von denen die schlauer als der normale Bürger sind und vielleicht auch zu ungebildet um die großen Zusammenhänge wurklich zu erkennen, wen ich wählen soll und nur mein Bestes will?
Ich weiß es wirklich nicht.

lothar

Ich freue mich über jeden reichen Wohltäter, aber die Sache hat auch einen Haken, indem der Reiche entscheidet, wer zuwendungsbedürftig ist und wer nicht.

Das erinnert mich ein wenig an die ständig wiederholte Aussage, dass die jetzigen Rentner nichts von ihrem Wohlstand abgeben brauchen, um die zukünftige Finanzierung der Altersvorsorge zu unterstützen, weil sie eh ihre Familien inklusive der Enkelgeneration unterstützen. Was geschieht aber mit den Familien und deren Kindern, die keine wohlhabenden Großeltern haben und deshalb dringend auf eine ausreichende Altersversorgung angewiesen sind?


Wenn ich später mal in Rente bin dann können wie unsere tochter mit Sicherheit nicht unterstüzen.
Ist uns finanziell nicht möglich.

Vielleicht kommt ja demnächst der Vorschlag eines freiwilligen Ablebens ab 70zig. Man hat dann ja schließlich 2 oder 3 Jahre die üppige Rente ausgekostet und ist den Jungen eh nur lästig.

lothar
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#104 lapismont

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 07:58

Die RV in jetzigen Form ist ja eine der heiligen Kühe der Bundesrepublik. Es müsste schon eine ganz neue politische Strömung Regierung, Bundestag und Bundesrat beherrschen, um hier grundsätzliches zu ändern. Eher wird wohl das föderale Staatswesen abgeschafft. Was ich mir aber vorstellen kann, neben weiterer Anhebung des Renteneintrittsalters ist eine Abschaffung der Rentenarten, die geringere Abschläge aufweisen, also die Altersrenten für langjährig Versicherte, wegen Erwerbsminderung und für Frauen. Darüber hinaus könnte man sich davon trennen, die Anpassungen an die Lohnentwicklung zu koppeln und stattdessen an die Regelungen für die "Grundsicherung" zu binden. Auch eine pauschale Deckelung nach oben für Renten wäre möglich, nicht nur für den Betrag, sondern auch für die Laufzeit. Es gibt da diverse Schrauben, an vielen wurde auch schon kräftig gedreht. Aber am effektivsten war bisher tatsächlich die Förderung von Zeitarbeit und Niedriglöhnen. Das senkt die Rentenzahlungen in der Zukunft ganz von selbst.
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#105 Diboo

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 08:12


Kurze Frage,knackige Antwort:
Die Wirtschaft.


Äh, Moment. Es findet doch nur ein Transfer von Leistungen gem. SGB II statt, wenn Du aufgrund Deiner Tätigkeit in der Zeitarbeitsfirma ergänzende Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts beziehst. Wenn das - sicher geringere als üblich - Gehalt der Zeitarbeitsfirma aber über dem Mindestregelsatz liegt (was doch oft genug der Fall ist), erhälst Du keine Leistungen (und die Zeitarbeitsfirma schon gar nicht).
Dass Du von der Arbeitsagentur die Pistole auf die Brust gesetzt bekommst: Geh arbeiten, auch Zeitarbeit, oder Du bekommst Leistungen gekürzt, ist zwar so niedergelegt, ist aber eine Bedingung zur Erlangung von Leistungen, kein Leistungstransfer in sich. Und darauf bezog sich meine Frage, die Du damit nicht beantwortet hast.

Ich freue mich über jeden reichen Wohltäter, aber die Sache hat auch einen Haken, indem der Reiche entscheidet, wer zuwendungsbedürftig ist und wer nicht.


Was genauso legitim und illegitim, richtig und falsch sein kann wie die Entscheidung des Staates, der meint, es besser als jener zu wissen, dem das Geld eigentlich gehört.

Das erinnert mich ein wenig an die ständig wiederholte Aussage, dass die jetzigen Rentner nichts von ihrem Wohlstand abgeben brauchen, um die zukünftige Finanzierung der Altersvorsorge zu unterstützen, weil sie eh ihre Familien inklusive der Enkelgeneration unterstützen. Was geschieht aber mit den Familien und deren Kindern, die keine wohlhabenden Großeltern haben und deshalb dringend auf eine ausreichende Altersversorgung angewiesen sind?


Gute Frage. Die werden vom jetzigen RV-System nämlich herzlich ausgelacht werden.

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#106 My.

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 08:15

Ich freue mich über jeden reichen Wohltäter, aber die Sache hat auch einen Haken, indem der Reiche entscheidet, wer zuwendungsbedürftig ist und wer nicht.

Zum einen bezog ich mich weniger auf die innerfamiliäre Unterstützung miteinander und untereinander. Ich meinte schon die "echten" Spender. Und jeder Spender - egal in welcher Größenordnung - entscheidet natürlich, wem er spendet. (Dass mein hauptberuflicher Arbeitgeber Jahr für Jahr z.B. für Bedürftige in Murnau spendet, liegt in der Natur der Sache; für einen in Murnau [und Umgebung] ansässigen Betrieb wäre es unsinnig, für Bedürftige in einem anderen Ort zu spenden.)

My.

Bearbeitet von My., 13 Januar 2012 - 08:36.


#107 Diboo

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 08:25

So richtig schrecken kannst Du mich mit Deinen zehn Jahren Blut und Tränen also nicht. Ich denke oft daran, ob wir, wenn wir damals einen Lastenausgleich mit einer (z. B.) 8- - 10-%-igen Vermögensabgabe von Jedem durchgeführt hätten, nicht besser gefahren wären.


Du bist nicht der Adressat.
Das Problem bei den Umstrukturierungen der 90er war doch, dass die dort durchgeführten Kürzungen für den Außenstehenden nicht sichtbar waren. Wer gelitten hat und weiter leidet, sind die Träger der Wohlfahrtspflege, egal, ob staatlich, halbstaatlich oder im Rahmen der Subsidiarität staatlich alimentiert. Es sind also die Mitarbeiter, die die von Dir oben richtig beschriebenen Probleme zu bewältigen hatten und haben. Andererseits wurde durch diese Umstrukturierungen aber auch die Spreu vom Weizen getrennt: viele Fortbildungs- und Schulungseinrichtungen, die einstmals durch die Zuwendungen der Arbeitsverwaltung fett geworden sind, ohne eine nachweisbare Leistung zu bringen, hat es erlegt, und das ist auch gut so.
Nur war diese Art von Sparmaßnahme halbherzig. Die großen Ausgabenposten sind ja nicht die Ausschreibungen der Agentur für Arbeit für Fortbildungsmaßnahmen oder Förderprojekte für besonders am Arbeitsmarkt benachteiligte Zielgruppen. Ich arbeite oft mit dem bfw/inab zusammen und weiß, wie deren Gehaltsstruktur aussieht, und da wird keine Sau fett von. Die großen Ausgabenposten sind die direkten Transfers, also Zahlungen, die mit SGB II in Verbindung stehen, sowie zusätzliche Leistungen, die sachfremd etwa in die RV ausgelagert wurden und dort gar nicht hingehören.
Und, das ist das Problem: Wir haben eine Gesamtschuldenlast in D von runden 2 Billionen Euro. Das sind die offiziellen 1 Billion sowie die in den Sozial(!)systemen versteckten 1 Billion. Und die drücken uns irgendwann den Hals zu. Deswegen muss überall mal die Axt angelegt werden, und die Überlegung gemacht werden - ganz grundsätzlich -:

Ist es der Staat, der für das individuelle Lebensrisiko seiner Bürger einstehen muss, oder ist es der Bürger?

Und je nachdem, wie wir diese Frage beantworten, beantworten wir auch, wieviel Staat wir eigentlich brauchen oder wollen. Ist eigentlich ganz einfach.

Es gibt da diverse Schrauben, an vielen wurde auch schon kräftig gedreht. Aber am effektivsten war bisher tatsächlich die Förderung von Zeitarbeit und Niedriglöhnen. Das senkt die Rentenzahlungen in der Zukunft ganz von selbst.


Ja, ganz lustig.
Wir sind ja in einem SF-Forum, also darf ich mal spekulieren.
Was wir eines Tages haben werden, ist ein vollständig steuerfinanziertes Rentenwesen, das eine auf der Basis eines Warenkorbes festgelegte allgemeine Basisrente auszahlt, und zwar durchaus im Sinne eines "garantierten Grundeinkommens" - nur eben nur für Leute im Ruhestand.
Dann wird man jedem zugestehen, bis zu 100 % dieser Basisrente durch private Vorsorge dazu zu verdienen, sei es durch eine kapitalgedeckte RV oder durch andere Rücklagen.
Und sobald diese 100 % überstiegen werden, wird die Basisrente um den Prozentsatz, der über diesen 100 % liegt, gekürzt, so dass die Maximalsumme, die jeder bekommt, 200 % der Basisrente ist. Hat jemand so viele Rücklagen, dass er 200 % der Basisrente dazuverdient, bekommt er gar keine mehr, die braucht er dann ja auch nicht mehr.
Einfaches Modell, wenig Verwaltungsaufwand, klare Finanzierung. So wird es enden. Watch my lips.

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#108 lapismont

lapismont

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 08:49


Einfaches Modell, wenig Verwaltungsaufwand, klare Finanzierung. So wird es enden. Watch my lips.


Irgendwie kann ich mir Deutschland mit einfachen Modellen nicht vorstellen. Es passieren ständig Gesetze den Bundestag, die außer Verwaltungsmehraufwand wenig bewirken oder dessen Intention ins Gegenteil rutscht.
Manchmal erscheint mir dieses Land wie ein großer Trupp Trolle, die bis zum Sonnenaufgang über das Zubereiten von Hobbits streiten.

Zu Deiner Frage bezüglich der Transferleistungen des SGB II. Ausgangspunkt war ja meine Behauptung, das Sozialleistungen eher anderen Profit einbringen, als den Leistungsempfängern. Logischerweise enthält diese pauschale Behauptung Löcher und wirst vielleicht Gegenbeispiele bringen können. Darum geht es mir aber gar nicht. Ich will keine volkswirtschaftlichen Gesetze postulieren.
Es gibt stets mehrere Ebenen an denen Wunsch und Realität voneinander abweichen. Die Verwaltung von Arbeitslosigkeit dient heute nicht dazu, Arbeitssuchende auf freie Stellen zu verteilen und dies sollte der Arbeitsmarkt auch eigentlich selbst regeln, vielmehr dient der Umsetzung einer politischen Strategie.
Zu dieser gehören neben dem Vermelden von Erfolgen auch das Bedienen des Niedriglohnsektors. Da der Staat für diverse Arbeitsmaßnahmen aufkommt, holen sich die Arbeitgeber gern derartig steuerfinanzierte Arbeitskräfte. Diese indirekte Subvention wird dadurch noch nachhaltiger, dass sie das Lohngefüge des freien Arbeitsmarkts beeinflisst. Solange sich der Arbeitgeber fast kostenlose Arbeitskräfte beim Staat holen kann, sind Tarifverhandlungen für die Arbeitnehmerseite schwierig.
Was man hier als Transfer definieren muss, ist die Kostenersparnis für die Arbeitgeberseite.
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#109 Diboo

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 08:58

Zu dieser gehören neben dem Vermelden von Erfolgen auch das Bedienen des Niedriglohnsektors. Da der Staat für diverse Arbeitsmaßnahmen aufkommt, holen sich die Arbeitgeber gern derartig steuerfinanzierte Arbeitskräfte. Diese indirekte Subvention wird dadurch noch nachhaltiger, dass sie das Lohngefüge des freien Arbeitsmarkts beeinflisst. Solange sich der Arbeitgeber fast kostenlose Arbeitskräfte beim Staat holen kann, sind Tarifverhandlungen für die Arbeitnehmerseite schwierig.
Was man hier als Transfer definieren muss, ist die Kostenersparnis für die Arbeitgeberseite.


Aber das sind doch letztlich vernachlässigbare Größen, und sie sind zeitlich begrenzt. Selbst die große Empörung über die bezahlten Amazon-Jobber hat sich ja nachher bei genauer Betrachtung der Sachlage als Nullnummer herausgestellt.
Was Du also "Bedienung des Niedriglohnsektors" bezeichnest, ist eine Reintegration von Arbeitskräften in Beschäftigung. Denn selbst eine zeitlich begrenzte Subventionierung eines Arbeitsplatzes ist immer noch preiswerter als andauernder Sozialtransfer. Ich halte das für richtig, und man kann es auch nur schlecht finden, wenn man "die Wirtschaft" immer nur als "die Bösen" ansieht.
Meine Erfahrungen mit diesen Instrumenten aus der täglichen Arbeit sind nicht halb so schrill, wie sie gerne dargestellt werden. Oft genug werden sie gar nicht in Anspruch genommen. Das Einzige, was wirklich greift, ist die Verpflichtung zur Arbeitssuche, und die hat in der Tat zu erhöhten Vermittlungsquoten geführt. Rund die Hälfte unserer Klienten, die in Zeitarbeitsfirmen gingen, haben eine dauerhafte Anstellung jenseits der Zeitarbeit gefunden, weil sie ihre Arbeitsfähigkeit und Motivation unter Beweis stellen konnten. Nur jene, die sich zu fein für dieses oder jenes waren ("Putzen? Das ist doch was für alte Frauen!"), haben es dann nicht geschafft (und jene, die zu krank waren, wurden gar nicht erst vermittelt).
Das Leben ist nun einmal kein Streichelzoo. Aber von jedem unserer Klienten, der sich einsatzbereit zeigte, kann ich sagen, dass dieser dem Leistungstransfer entkommen ist, und das auch dauerhaft. Und das zum Teil auch ohne herausragende Qualifikation. Und da haben die Regelungen nach SGB II eher geholfen als geschadet.

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#110 Gast_Smiley_*

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 09:28

Ich bin dann mal weg.
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#111 Diboo

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 09:31

Ich bin dann mal weg.
Mein Account darf hiermit gelöscht werden!


Waslos, Smiley? Die Diskussion hier ist doch sehr zivilisiert.

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#112 lapismont

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 09:33


Was Du also "Bedienung des Niedriglohnsektors" bezeichnest, ist eine Reintegration von Arbeitskräften in Beschäftigung. Denn selbst eine zeitlich begrenzte Subventionierung eines Arbeitsplatzes ist immer noch preiswerter als andauernder Sozialtransfer. Ich halte das für richtig, und man kann es auch nur schlecht finden, wenn man "die Wirtschaft" immer nur als "die Bösen" ansieht.


Ich sehe es nicht.
Der Staat finanziert den Unternehmer indem er ihm staatlich finanzierte Arbeitskräfte gibt. Davon prifitiert der Unternehmer, nicht der Arbeislose, der eigentlich einen gutbezahlten festen Arbeitsplatz sucht. Nach der staatlich finanzierten Zeit fliegt er wieder und der Unternehmer holt sich den nächsten vom Arbeitsamt.

Weder gibt es ein Ende der Sozialleistungen noch eine Verbesserung für den Arbeitslosen. Allein der unternehmer kann billig produzieren.
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#113 Diboo

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 09:42

Der Staat finanziert den Unternehmer indem er ihm staatlich finanzierte Arbeitskräfte gibt. Davon prifitiert der Unternehmer, nicht der Arbeislose, der eigentlich einen gutbezahlten festen Arbeitsplatz sucht.


Würde er ihn nicht leichter finden, wenn er, anstatt zu warten und im Bezug zu sitzen, lieber einen weniger guten Arbeitsplatz annimmt, um Langzeitarbeitslosigkeit und die damit verbunden motivationalen Rückschläge zu riskieren? Das denke ich. Langzeitarbeitslosigkeit bedeutet nicht nur fachlichen Qualifizierungsverlust, sie führt auch oft zu massiven Einschränkungen in den notwendigen Sekundärtugenden (Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit etc.). Und dies lässt sich durch eine auch niedriger qualifizierte Tätigkeit bekämpfen.

Nach der staatlich finanzierten Zeit fliegt er wieder und der Unternehmer holt sich den nächsten vom Arbeitsamt.


Das ist empirisch nicht belegbar. Die Mehrzahl der Arbeitnehmer wird übernommen, gerade auch im Niedriglohnsektor.

Weder gibt es ein Ende der Sozialleistungen noch eine Verbesserung für den Arbeitslosen. Allein der unternehmer kann billig produzieren.


Falsch. Der Unternehmer hat gerade im produzierenden Gewerbe ein Interesse, gut angeleitete Produktionshelfer einzusetzen, die verlässlich arbeiten. Der entlässt gar niemanden. Im Dienstleistungsbereich passiert dies öfter (vielleicht hast Du den ja gemeint), aber selbst da ist eine andere Tendenz vorherrschend. Wer sich einigermaßen bewährt, hat eine gute Chance auf eine dauerhafte Beschäftigung über den Förderzeitraum hinaus. Selbst im strukturschwachen Saarland werden gute Produktionshelfer händeringend gesucht. Die müssen nicht einmal besonders qualifiziert sein, die werden angelernt. Aber sie müssen über die o. g. Sekundärtugenden verfügen, und das ist ein großes Problem, wenn man den Leuten erlaubt, sich in ihrem Elend einzurichten.

Bearbeitet von Diboo, 13 Januar 2012 - 09:44.

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#114 valgard

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 09:55


Das ist empirisch nicht belegbar. Die Mehrzahl der Arbeitnehmer wird übernommen, gerade auch im Niedriglohnsektor.

Falsch. Der Unternehmer hat gerade im produzierenden Gewerbe ein Interesse, gut angeleitete Produktionshelfer einzusetzen, die verlässlich arbeiten. Der entlässt gar niemanden. Im Dienstleistungsbereich passiert dies öfter (vielleicht hast Du den ja gemeint), aber selbst da ist eine andere Tendenz vorherrschend. Wer sich einigermaßen bewährt, hat eine gute Chance auf eine dauerhafte Beschäftigung über den Förderzeitraum hinaus. Selbst im strukturschwachen Saarland werden gute Produktionshelfer händeringend gesucht. Die müssen nicht einmal besonders qualifiziert sein, die werden angelernt. Aber sie müssen über die o. g. Sekundärtugenden verfügen, und das ist ein großes Problem, wenn man den Leuten erlaubt, sich in ihrem Elend einzurichten.


Und genau der Niedriglohnsektor muß weg!

Klar wollen die gut ausgebildete Leute und hochmotiviert.
Aber einen entsprechenden Lohn zahlen die nicht.

Ich habe meine Vorstellungen von einem entsprechenden Lohn in Dland.
Und dabei ist mir das Netto am Ende wichtig.

Die Firma die ohne Billiglöhner nicht exestieren kann muß halt dicht machen.

Und wie gesagt man sollte das ganze Lebe nicht nur am Arbeiten fest amchen.
Hier wird den Leuten auch viel eingeredet.

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#115 My.

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 11:37

Das ist empirisch nicht belegbar. Die Mehrzahl der Arbeitnehmer wird übernommen, gerade auch im Niedriglohnsektor.

Kann ich indirekt bestätigen. Mein Arbeitgeber setzt in "unsicheren" Zeiten - schlechte(re) Auftragslage - auch auf Zeitarbeitskräfte, aus Gründen der Flexibilität. Die meisten von diesen werden aber übernommen, wenn es wieder "besser läuft". (Wir hatten allerdings auch mal einen Fall, vor Längerem, der gar nicht übernommen werden wollte; der wollte als Zeit- oder Leiharbeiter arbeiten - "wegen der vielen unterschiedlichen Einsatzorte".)

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#116 Heidrun

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 14:43

Ahja nun. Die Alternative wäre, das wir jeden alimentieren, der gerade keinen Bock hat, zu arbeiten.

Ich vermute, dass ich Dich nicht werde überzeugen können. Aber ich kenne mehrere "Aufstocker", Leute, die trotz Vollzeitjob noch sogenannte "ergänzende Sozialhilfe" (ja, die nennen das so) beziehen. Vollzeitjob. Das heißt, die arbeiten zwischen 7 und 10 Stunden am Tag und kommen trotzdem nicht um die Runden. Das ist inzwischen knapp eine halbe Million.
Ich kenne Leute, die für 7.01 € die Stunde in der Leiharbeit arbeiten, obwohl sie Facharbeiter sind. Blöderweise sind sie schon über 50, und so altes Volk will keiner. Ich kenne aktuell niemanden, der unter 5 € verdient, was nicht heißt, dass es das nicht gibt.
Ich kenne junge Leute, die für 400 € im Monat Praktika machen, und der einzige Unterschied zum "richtigen" Angestellten nebenan besteht in der Bezahlung.
Ich kenne Ingenieurinnen, die als Sekretärin oder Verkäuferin arbeiten, nur um nicht ganz ohne Einkommen dazustehen. Ingenieure, die, weil über 52, nur noch monatsweise Arbeitsverträge bekommen (rechtlich zulässig und total bequem für die Unternehmen).
Den Spruch von den faulen Hartz IV-Empfängern, die sich auf Kosten der Allgemeinheit einen Lenz machen, kann ich deshalb echt nicht mehr hören. Von Rentnern mit Grundsicherung und Kindern mal ganz abgesehen.

Dass die Deutsche Bank nicht direkt an der Bankenrettung teil hatte, ist mir schon klar. Aber sie hatte Kredite z.B. an die HRE vergeben. Wäre die HRE pleite gegangen, dann hätte das in der Bilanz der Deutschen Bank nicht gut ausgesehen. Tja, und natürlich hat die Deutsche Bank auch massenhaft griechische Staatsanleihen. Ein guter Grund, Griechenland zu retten und auf die faulen Griechen zu schimpfen.

Wir haben 20 % Leiharbeiter im Unternehmen, manche seit mehr als 2 Jahren. Die wenigsten sind übernommen worden. Ich kämpfe gerade um 80 ct mehr für eine junge Frau, die als Hilfsarbeiter eingruppiert ist, obwohl sie qualifizierte Arbeit macht. Und kriege regelmäßig zu hören, dass mich die Leiharbeiter eigentlich nichts angehen. Und tatsächlich kann ich als Betriebsrat nicht mit ihrem Arbeitgeber verhandeln, aber die Verleihfirma hat keinen Betriebsrat, weil die Leute sich untereinander kaum kennen.

Bearbeitet von Heidrun, 13 Januar 2012 - 14:57.

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#117 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 14:52

Hi Diboo und alle anderen.

Sorry, kann erst jetzt antworten, war arbeiten.

Arbeiten und dennoch ALG II?

Wenn ich nicht mit meiner besseren Hälfte zusammenleben würde, müsste ich unterstützendes ALG II beantragen.
Zu Beispiel in Form von Wohngeld etc.
Ein anderer Fall, wo es viel besser deutlich wird, was ich gestern sagte:

Ein Kollege von mir ist Vater von zwei Kindern, die Frau ist nach einem Unfall schwer krank und nicht arbeitsfähig.
Die Kinder sind 7 und 12, auf beide achtet derzeit die Großmutter.
Eine vierköpfige Familie mit exakt 985,13€ Lohn, zzgl. einer kleinen Rente der Frau (etwa 280,-€) durchzubringen, ist ein hartes Brot.
Dieser Kollege muss ergänzendes ALG II beantragen.
Alle drei Monate.
Er ist Schweißer (erste Ausbildung) und Betriebsschlosser (zweite Ausbildung direkt im Anschluss). Er wird als "Produktionshelfer" eingesetzt, unterste Lohnstufe, also 7,89€ brutto die Stunde, "darf" aber aufgrund seiner Qualifizierung Schweißen und Maschinen einrichten.
Eigentlich ein qualifizierter Job, nämlich der des Maschinenführers.
Bezahlt wird er aber wie ein Ungelernter.

Und da ist meiner Meinung nach das Ungleichgewicht.
Die Firma (die Wirtschaft) lässt sich qualifiziertes Personal billig beschaffen un dden Rest, den so ein Arbeiter eigentlich verdienen würde, vom Staat / der Allgemeinheit bezahlen.

Wir beide, mein Kollege und ich, sind blauäugig und voller Elan in die Zeitarbeit gegangen, ohne Druck von oben.
Inzwischen sind wir fast drei Jahre dabei.
Drei Jahre, in denen wir beide etwa 8 Unternehmen von innen gesehen haben, teilweise sogar mehrfach.
Drei Jahre, in denen wir Urlaube verschieben mussten (buchen kann man bei dem Verdienst ja eh nicht).
Drei Jahre, in denen wir doppelt so viel rangeklotzt haben wie die Festangestellten, um unseren Wert zu beweisen.

Zeitarbeiter werden übernommen?
Sorry, aber das halte ich für ein rosa Luftschloss auf Hello Kitty Wölkchen ;)

Erkläre mir auf rein betreibswirtschaftlicher Basis den Nutzen einer Arbeitskraft, die mir Personalkosten beschert, die mir im Krankheits- und Urlaubsfall ebenfalls auf der Tasche liegt, und die ich bei leeren Auftragsbüchern nur schwer wieder los werde?
Der Leasingarbeiter kostet zuerst einmal fast genausoviel, etwa 3.500,00 € im Monat.
Aber ich spare Personalabteilungskosten, ich spare mir die Lohnfortzahlung im Urlaubs- und Krankheitsfall und wenn ich diese menschliche Verfügungmasse nicht mehr benötige, dann schicke ich sie wieder zurück.

Ich weiß, ich klinge jetzt arg verbittert.
Teilweise bin ich es auch, wenn ein Kunde mit dem Versprechen der Übernahme ankommt, und kaum ist es etwas ruhiger bekomme ich einen Anruf, dass ich am Tag darauf in einer anderen Firma bin.
Im Großen und Ganzen bin ich aber abgestumpft.
Ich reiße mir kein Bein mehr aus, mache Dienst nach Vorschrift und wenn es morgen heißt, du musst für vier Tage nach Berlin, dann fahre ich eben.

Und ich baue mir meine eigenen Luftschlösser, aber das ist ein anderes Thema ;)

LG

Dirk :)

#118 lapismont

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 15:06


Ich reiße mir kein Bein mehr aus, mache Dienst nach Vorschrift und wenn es morgen heißt, du musst für vier Tage nach Berlin, dann fahre ich eben.
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Was übrigens ein guter Grund wäre, in Berlin mal paar Berliner Pappnasen zu treffen!
Eingefügtes Bild
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#119 Diboo

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Geschrieben 13 Januar 2012 - 15:22

Ich vermute, dass ich Dich nicht werde überzeugen können. Aber ich kenne mehrere "Aufstocker", Leute, die trotz Vollzeitjob noch sogenannte "ergänzende Sozialhilfe" (ja, die nennen das so) beziehen. Vollzeitjob. Das heißt, die arbeiten zwischen 7 und 10 Stunden am Tag und kommen trotzdem nicht um die Runden. Das ist inzwischen knapp eine halbe Million.


Ja, das habe ich auch nie bestritten. Gerade haben wir uns ja hier über dieses Thema unterhalten, wie Dir sicher nicht entgangen sein dürfte. Und ich bleibe bei meinem Argument, dass jeder Aufstocker besser ist als einer, der gar nicht arbeitet.

Ich kenne Leute, die für 7.01 € die Stunde in der Leiharbeit arbeiten, obwohl sie Facharbeiter sind. Blöderweise sind sie schon über 50, und so altes Volk will keiner. Ich kenne aktuell niemanden, der unter 5 € verdient, was nicht heißt, dass es das nicht gibt.


Wenn Du mir damit sagen möchtest, dass die Art und Weise, wie wir in dieser Gesellschaft mit älteren Arbeitnehmern umgehen, skandalös ist, wirst Du von mir keinen Widerspruch ernten. Doch würde mich interessieren, welche Maßnahme des social engineering Du für angemessen hältst, dieses Problem zu lösen? Ich befürchte, dass gesetzliche Regelungen uns hier kaum weiter helfen werden.

Ich kenne junge Leute, die für 400 € im Monat Praktika machen, und der einzige Unterschied zum "richtigen" Angestellten nebenan besteht in der Bezahlung.
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Wie gesagt. Siehe oben. Ich kenne übrigens auch junge Leute, die Vollzeit arbeiten und ein ordentliches Gehalt beziehen. Und mein Chef ist 74 und arbeitet immer noch Vollzeit. Weißt Du, letztlich lässt sich ja für alles jemand heranziehen, den man kennt...

Den Spruch von den faulen Hartz IV-Empfängern, die sich auf Kosten der Allgemeinheit einen Lenz machen, kann ich deshalb echt nicht mehr hören. Von Rentnern mit Grundsicherung und Kindern mal ganz abgesehen.


Zum einen habe ich diesen "Spruch" niemals geäußert. Ich kenne nur die Klientel, mit der ich beruflich zu tun habe. Und da gibt es jene, die arbeitswillig sind und jene, die sich auch mit Leistungen nach SGB II ganz wunderbar eingerichtet haben und durch nichts zu einer zumutbaren Arbeitsaufnahme zu bewegen sind. Und deren Leistungen, ja, gehören gekürzt, bis es knirscht.

Dass die Vermischung dieser Gruppe mit Rentern und Kindern unzulässig ist, wird Dir sicher auch schon aufgefallen sein. Rentner stehen dem Arbeitsmarkt nicht regulär zur Verfügung und Kinder ja glücklicherweise auch noch nicht.

Dass die Deutsche Bank nicht direkt an der Bankenrettung teil hatte, ist mir schon klar. Aber sie hatte Kredite z.B. an die HRE vergeben. Wäre die HRE pleite gegangen, dann hätte das in der Bilanz der Deutschen Bank nicht gut ausgesehen. Tja, und natürlich hat die Deutsche Bank auch massenhaft griechische Staatsanleihen. Ein guter Grund, Griechenland zu retten und auf die faulen Griechen zu schimpfen.


Zu Griechenland könnten wir einen zusätzlichen Thread aufmachen. Was dort passiert, hat wenig mit "faulen Griechen" zu tun, sondern mit einer gigantischen, kollektiven Selbstbedienungsmentalität und einem höchst gespaltenen Verhältnis zum eigenen Staat.

Wir haben 20 % Leiharbeiter im Unternehmen, manche seit mehr als 2 Jahren. Die wenigsten sind übernommen worden. Ich kämpfe gerade um 80 ct mehr für eine junge Frau, die als Hilfsarbeiter eingruppiert ist, obwohl sie qualifizierte Arbeit macht. Und kriege regelmäßig zu hören, dass mich die Leiharbeiter eigentlich nichts angehen. Und tatsächlich kann ich als Betriebsrat nicht mit ihrem Arbeitgeber verhandeln, aber die Verleihfirma hat keinen Betriebsrat, weil die Leute sich untereinander kaum kennen.


Dass die Gewerkschaften es nicht mehr schaffen, die ihnen zugewiesenen Verantwortlichkeiten überall dort zu erfüllen, wo es besonders schwierig ist, haben wir ja bereits festgestellt. Und dass Leiharbeit kein Königsweg ist und die Nutzung dieser Form der Arbeitnehmerüberlassung gerne auch missbraucht wird, werde ich nicht einmal bestreiten. Aber es ist wenig sinnvoll, bei einer sinnvollen Reform der Zeitarbeit das Kind mit dem Bade auszuschütten. Dann haben wir nämlich möglicherweise plötzlich einen Haufen Leute, die gar keine Arbeit mehr finden. Die Illusion, dass die Abschaffung der Zeitarbeit wie durch ein Wunder zum Aufbau neuer "richtiger" Stellen führt, ist weit verbreitet. Tatsächlich wird das Problem dann durch noch mehr Überstunden gelöst. Und wir haben einen Haufen Langzeitarbeitslose mehr, deren Vermittlungschancen mit jedem Monat Arbeitslosigkeit sinken. Schönes Ergebnis wäre das.

Bearbeitet von Diboo, 13 Januar 2012 - 15:25.

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#120 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 13 Januar 2012 - 15:28


Was übrigens ein guter Grund wäre, in Berlin mal paar Berliner Pappnasen zu treffen!
Eingefügtes Bild


:D
Ja, da bin ich aber auch erst zu spät drauf gekommen *vor die Stirn klatsch*

War aber auch eine einmalige Sache bisher, wenn man von dem "Ausflug"nach Frankfurt absieht.
Beide Male hatten die Fillialen meiner Zeitarbeitsfirma Engpässe, die wir kurzfristig und spontan aufstocken mussten. (Waren Einstze mit Arbeitszeiten von 12 - 14 Stunden.)

Aber beim nächsten Mal ... ;)


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