Hallo Jakob, schön, dass du deinen Beitrag nocheinmal überarbeitet hat. Jetzt kann man ihn sogar lesen. Es sah erst so aus, als sei beim Abspeichern der Editor explodiert ...
Hallo Trurl,
ich verstehe, dass ein Einlassen auf gleich so voluminöse Werke manchmal zwiespältig sein kann. Nur, Brin hat eigentlich noch nie wirklich enttäuscht, und wenn er schon nach einer relativ langen Schaffenspause einen Roman geschrieben hat, der eines der Ur-Themen des Genres behandelt ...
Da dachte ich mir: "Eigentlich ist das Pflicht ..."
Dachte ich auch. Aber ich habe die leise Befürchtung, dass der Roman an seiner Überambition gescheitert sein könnte.
Und Brin hat durchaus schon enttäuscht. Mich zumindest. Er neigte jedenfalls bei seinen letzte SF-Ausflügen ziemlich zum Schwafeln und dazu, jedes Detail bis ins Letzte auszuwalzen. Die zweite Uplift Trilogie war zum Beispiel ein aufgeblähtes Nichts. Gerade mal der dritte Teil konnte mich einigermaßen überzeugen.
Zum Umfang: Ja, es gibt ganz sicher eine Tendenz dazu, längere Romane zu schreiben. Typische SF-Romane der Siebziger wirken im Bücherregal heute fast wie Broschüren, wenn man sie neben den Ziegeln heutiger Editionen betrachtet. Was der Grund zum Dickwerden war: vermutlich ein Mix aus Anforderungen des Verlegers, Aufkommen von opulenten Zyklen (insbesondere bei der Fantasy) ... Genau kann ich es auch nicht sagen. Wäre mal einen Thread zum Thema wert ("Übergewichtigkeit in der Phantastik: Gründe gesucht"), so es nicht schon einen gibt.
Nun es erfordert schon einen Autor mit beträchtlichem literarischen Talent, einen 900 Seiten Wälzer mit Inhalt zu füllen und einen Spannungsbogen vom Anfang bis Ende aufzubauen. Und ehrlich gesagt halte ich Brin nicht für einen Schriftsteller vom Format eines MacDonald oder Simmons, oder jemanden, der es intellektuell mit einem Lem aufnehmen könnte, der es auch nie nötig hatte, Werke in dieser Länge zu verfassen. In der Kürze liegt die Würze. Ich bin der Meinung, dass man jedes Thema auch in weitaus kürzerer Länge erschöpfend und vor allem konzentrierter behandeln kann. Aber vielleicht täusche ich mich ja. Und ihr überzeugt mich vom Gegenteil.
Damit machst Du mich neugierig, Trurl ... Wird der neue Banks (The Hydrogen Sonata) schon übersetzt?
Leider nein. Aber der Dath-Roman interessiert mich. Wollte schon immer mal etwas von einem führenden Intellektuellen des deutschen Feuilletons und erklärten SF-Fan lesen.
LG Trurl
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem
Kyberiade