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Tropes vs. Women in Video Games


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9 Antworten in diesem Thema

#1 Seti

Seti

    Zeitreisebegleiter durch die Windener Höhlen

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Geschrieben 11 August 2013 - 19:04

Hallo zusammen,

Mitte letzten Jahres startete die amerikanisch-kanadische Feministin Anita Sarkeesian, die in ihrem Blog und Youtube-Channel schon seit einiger Zeit sexistische Klischees in den Medien analysiert und kommentiert, einen Kickstarter-Aufruf für ein Projekt, das sich der Darstellung von Frauen in Videospielen widmen sollte. Binnen eines Tages erreichte ihr Projekt die angestrebte Summe, die sie zur Ausführung benötigte. Was darauf folgte, war ein beispielloser Shitstorm von männlichen Gamern, die dies als geplanten Angriff auf ihre Lieblingsbeschäftigung auffassten - Sarkeesian wurde beschimpft und bedroht, ihre Website gehackt und ihr Wikipedia-Eintrag wurde mit Beleidigungen und pornografischen Darstellungen verunstaltet. Dennoch ließ sie sich davon nicht entmutigen und setzte ihr Vorhaben in die Tat um.

Mittlerweile ist der erste Teil ihrer zwölfteiligen Videoreihe "Tropes vs. Women in Video Games" fertiggestellt und online. In drei Videos widmet sich Sarkeesian des (nicht nur in Spielen) immer wieder gern genutzten Klischees der Damsel in Distress.

http://www.youtube.com/watch?v=X6p5AZp7r_Q&feature=c4-overview-vl&list=PLn4ob_5_ttEaA_vc8F3fjzE62esf9yP61

Part 1 gibt eine Definition und wirft einen Blick auf die Historie dieses erzählerischen Kunstgriffs, die bis in die Antike zurückreicht.

http://www.youtube.com/watch?v=toa_vH6xGqs&feature=c4-overview-vl&list=PLn4ob_5_ttEaA_vc8F3fjzE62esf9yP61

Part 2 untersucht die Abwandlungen der Damsel in Distress, die in Spielen seit Ende der 90er genutzt werden, um ein "erwachseneres" Setting zu erzeugen. Besonders hervorzuheben sind hier die Damsel in the Refrigerator und die Euthanized Damsel.

http://www.youtube.com/watch?v=LjImnqH_KwM&feature=c4-overview-vl&list=PLn4ob_5_ttEaA_vc8F3fjzE62esf9yP61

Part 3 analysiert die Rollenumkehr dieses Tropus - also einem Dude in Distress. Außerdem werden einige Beispiele genannt, in denen die weibliche Hauptfigur keine Damsel ist.

Auf Sarkeesians Website gibt es übrigens auch Transkripte dieser Videos - vielleicht für diejenigen interessant, die nicht so viel Zeit haben, aber schnelle Englisch-Leser sind. Man muss nur auf der jeweiligen Seite ein Stück nach unten scrollen (Part 1, Part 2, Part 3).

Folgende Themen sollen übrigens noch folgen:
  • The Fighting F#@k Toy - Video #2
  • The Sexy Sidekick - Video #3
  • The Sexy Villainess - Video #4
  • Background Decoration - Video #5
  • Voodoo Priestess/Tribal Sorceress - Video #6
  • Women as Reward - Video #7
  • Mrs. Male Character - Video #8
  • Unattractive Equals Evil - Video #9
  • Man with Boobs - Video #10
  • Positive Female Characters! - Video #11
  • Top 10 Most Common Defenses of Sexism in Games - Video #12

Bearbeitet von Seti, 13 August 2013 - 18:11.
Ergänzungen hinzugefügt

"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"

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#2 Pogopuschel

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Geschrieben 11 August 2013 - 19:47

Was darauf folgte, war ein beispielloser Shitstorm von männlichen Gamern, die dies als geplanten Angriff auf ihre Lieblingsbeschäftigung auffassten - Sarkeesian wurde beschimpft und bedroht, ihre Website gehackt und ihr Wikipedia-Eintrag wurde mit Beleidigungen und pornografischen Darstellungen verunstaltet. Dennoch ließ sie sich davon nicht entmutigen und setzte ihr Vorhaben in die Tat um.


Ich habe mir die Videos noch nicht angeschaut, aber allein diese Reaktionen zeigen, dass sie da anscheinend genau ins Schwarze getroffen hat.

#3 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 11 August 2013 - 19:48

Cool! Habe jetzt nur die ersten 5 Min. durch, aber schon erstaunlich wie sehr das Bild der schwachen Frau, die gerettet werden muss, bis vor sehr Kurzem Erzählungen aller Art dominiert hat! Alleine Tarzans Jane hat sich in moderneren Fimen sehr stark gewandelt. Aber diesen jahrtausende-alten Schwung federn ein paar Jahre natürlich kaum ab... Vermarktungstechnisch im TV und im Kino heute eher eine dumme Idee, denke ich mal (bei STTOS wird ja auch gemunkelt, dass eigentlich die weiblichen Fans das Ganze so beliebt gemacht hatten, Stichwort "Uhuras Fan-Mail"). Mal sehen wann Games sich völlig emanzipieren...

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#4 alexandermerow

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Geschrieben 12 August 2013 - 08:53

Naja, so lange sich die männlichen Gamer nicht über andere Dinge aufregen, haben sie auch keine echten Probleme (oder ignorieren sie). Die meisten Frauen in Videogames, die mir über den Weg gelaufen sind, waren leichtbekleidete Heldinnen (Diablo, Sacred usw.). Meistens halt irgendwelche Amazonen, die selbst in der Eiswüste das Böse im Lederbikini bekämpfen. Und warum denn auch nicht? Vielleicht lässt es sich ja nur so besiegen...Eingefügtes Bild

Bearbeitet von alexandermerow, 12 August 2013 - 08:53.

"Jedes Zeitalter strahlt am hellsten vor seinem Untergang!"
www.alexander-merow.de.tl
https://www.thalia.d...ID33696499.html

https://www.thalia.d...D143787146.html

  • (Buch) gerade am lesen:Timothy Zahn - Der Zorn des Admirals
  • • (Film) gerade gesehen: Black Mass
  • • (Film) als nächstes geplant: Gibt es auch Critters 4?
  • • (Film) Neuerwerbung: Critters 3 (total uncut)

#5 Seti

Seti

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Geschrieben 13 August 2013 - 21:35

Ich habe mir die Videos noch nicht angeschaut, aber allein diese Reaktionen zeigen, dass sie da anscheinend genau ins Schwarze getroffen hat.

Passenderweise hat Sarkeesian aus der Not gleich eine Tugend gemacht. Ursprünglich hatte sie fünf Themenkomplexe geplant, aber sich nach der großen Unterstützung, die ihr Projekt zeitgleich zum stinkenden Gegenwind des Shitstorms erfahren hatte, zu einer Erweiterung auf zwölf Themen entschlossen - das letzte heißt "Top 10 Most Common Defenses of Sexism in Games".

Cool! Habe jetzt nur die ersten 5 Min. durch, aber schon erstaunlich wie sehr das Bild der schwachen Frau, die gerettet werden muss, bis vor sehr Kurzem Erzählungen aller Art dominiert hat! Alleine Tarzans Jane hat sich in moderneren Fimen sehr stark gewandelt. Aber diesen jahrtausende-alten Schwung federn ein paar Jahre natürlich kaum ab... Vermarktungstechnisch im TV und im Kino heute eher eine dumme Idee, denke ich mal (bei STTOS wird ja auch gemunkelt, dass eigentlich die weiblichen Fans das Ganze so beliebt gemacht hatten, Stichwort "Uhuras Fan-Mail").

Mal sehen wann Games sich völlig emanzipieren...

Das Entscheidende ist ja, dass Games schon lange aus dem nerdy Nischendasein hinaus sind, welches sie vor zwanzig Jahren noch bewohnten. Mittlerweile generieren manche Spieleserien Umsätze, bei denen selbst Hollywood-Blockbuster vor Neid erblassen - nur ein Beispiel: Call of Duty: Black Ops 2 erzielte innerhalb von 24 Stunden (!) nach Verkaufsstart einen Umsatz von 500 Millionen US-Dollar, zwei Wochen später war die 1-Milliarde-Marke geknackt.
Im Gegenzug möchten gerade Spieledesigner von Indie-Publishern, die eher auf innovative Konzepte denn auf brachiale Action setzen, dass ihre Werke als Kunst genau so gewürdigt werden, wie es bei Filmen, Literatur oder Musik schon lange der Fall ist. Und das ist durchaus berechtigt, wenn man sich Spiele wie Flower oder Journey anschaut, um mal nur zwei Beispiele zu nennen.

Games haben sich also schon insoweit emanzipiert, dass sie an wirtschaftlicher und künstlerischer Bedeutung gewonnen haben. Da ist es nur folgerichtig, dass sie ebenso analysiert und kritisiert werden wie andere Medien auch. Ich denke, das kann sich nur vorteilhaft auf die Spielkultur und ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit auswirken, denn es gibt ja auch jetzt schon einige positive Beispiele, die eben nur Schule machen müssen.

Naja, so lange sich die männlichen Gamer nicht über andere Dinge aufregen, haben sie auch keine echten Probleme (oder ignorieren sie).

Ich denke eher, dass die Art und Weise, wie manche Gamer darauf reagiert haben, dafür spricht, dass sie einen ganzen Berg von Problemen haben. Schließlich gab es sogar Vergewaltigungs- und Morddrohungen gegen Sarkeesian - und das wegen einer Studie, die zu diesem Zeitpunkt noch in der Planungsphase war.

Die meisten Frauen in Videogames, die mir über den Weg gelaufen sind, waren leichtbekleidete Heldinnen (Diablo, Sacred usw.). Meistens halt irgendwelche Amazonen, die selbst in der Eiswüste das Böse im Lederbikini bekämpfen. Und warum denn auch nicht? Vielleicht lässt es sich ja nur so besiegen...Eingefügtes Bild

Bei der Videogame-Comedy-Seite Dorkly hat man sich diesem Thema übrigens schon mal gewidmet (klick).

Ich weiß, was du meinst - man(n) ist es eben gewohnt, dass Frauen in Videospielen oftmals leichtbekleidet sind, weil es im Prinzip schon seit 8-Bit-Zeiten so war.
Aber die Anzahl der Gamerinnen wächst beständig und diese spielen eben nicht - wie manchmal angenommen - nur Casual- und Browsergames, sondern kaufen ebenfalls Titel wie Diablo, Skyrim oder Mass Effect (nicht unerheblich dürfte in diesen Fällen sein, dass sie dort einen weiblichen Charakter als Hauptfigur auswählen können, was immer noch keine Selbstverständlichkeit darstellt). Dementsprechend ist es nur legitim, wenn sie fordern, dass die Spieleindustrie ihre Meinungen berücksichtigt, schließlich sorgen sie für einen nicht zu verachtenden Teil des Umsatzes.

Letztendlich wird sich die ganze Industrie ja nicht von heute auf morgen auf den Kopf stellen. Es wird bestimmt nach wie vor Games geben, die eher auf ein männliches Publikum zugeschnitten sind - ähnlich wie das auch bei Filmen der Fall ist. Aber Spielepublisher, die eine männliche und weibliche Käuferschaft gewinnen wollen, sollten eben wissen, was gut ankommt bzw. was als diskriminierend empfunden wird. Und in diesem Punkt kann diese Studie nur hilfreich sein.
Und mal vom männlichen Standpunkt aus gefragt: Wenn ein Spiel ein geniales Setting, eine grandiose Story und eine durchdachte Spielmechanik hätte, aber die Frauen angemessen bekleidet wären - würdest du es dann deshalb nicht kaufen? Also ich nicht, und ich denke, du auch nicht... Das Problem ist, dass anscheinend viele Gamedesigner immer noch so denken.

Bearbeitet von Seti, 13 August 2013 - 21:37.

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#6 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 13 August 2013 - 21:43

Hm, Lara Croft ist noch nicht erwähnt worden. Sie ist m.E. angemessen bekleidet; allerdings schon deutlich von den Designern für Männerblicke entworfen. Aber in den späten Mitt-Neunzigern, als ein erster Zenith ihrer Beliebtheit erreicht war, merkte ich immer wieder, dass auch junge Frauen sie als Vorbild annektiert hatten. Nicht alle von ihnen daddelten die LC-Games, aber ich kannte mindestens eine, die sich die lebensgroße Pappfigur bestellt und in ihrem Wohnzimmer aufgestellt hatte... Bestimmt auch mit ein Grund, warum sich ambitioniertere Schauspielerinnen dann später um die Filmrolle bewarben - weil sie wussten, dass viele weibliche Fans genau hingucken würden.

Ach so, und eins war sie NIE in ihren elektronischen Reinkarnationen: Eine "damsel in distress"! Eingefügtes Bild

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Junge: Ich habe einen! -...

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Junge: ... Robin.

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#7 Seti

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Geschrieben 17 August 2013 - 21:07

Hm, Lara Croft ist noch nicht erwähnt worden. Sie ist m.E. angemessen bekleidet; allerdings schon deutlich von den Designern für Männerblicke entworfen. Aber in den späten Mitt-Neunzigern, als ein erster Zenith ihrer Beliebtheit erreicht war, merkte ich immer wieder, dass auch junge Frauen sie als Vorbild annektiert hatten. Nicht alle von ihnen daddelten die LC-Games, aber ich kannte mindestens eine, die sich die lebensgroße Pappfigur bestellt und in ihrem Wohnzimmer aufgestellt hatte... Bestimmt auch mit ein Grund, warum sich ambitioniertere Schauspielerinnen dann später um die Filmrolle bewarben - weil sie wussten, dass viele weibliche Fans genau hingucken würden.

Ach so, und eins war sie NIE in ihren elektronischen Reinkarnationen: Eine "damsel in distress"! Eingefügtes Bild

Dass Lara Croft in den Videos noch nicht erwähnt wurde, hängt sicherlich mit dem zusammen, was du in deinem letzten Satz gesagt hast - sie war nie eine Damsel, deshalb betrifft sie dieses Thema bzw. dieser Tropus nicht. Aber ich bin mir sicher, dass sie in einem der folgenden Videos besprochen werden wird.

Ich bin auch gespannt, wie Sarkeesians Meinung zu Lara Croft ausfällt. Denn - wie du schon richtig sagtest - sie hatte damals eine Vorreiterrolle inne, da sie der erste weibliche Megastar des Gamings war. Und ihr selbstbewusstes Auftreten wurde von vielen Mädchen und jungen Frauen sicherlich sehr positiv aufgenommen, wie auch dein Beispiel mit den Pappaufstellern belegt.
Allerdings hat dabei hierzulande das Musikvideo zu dem Ärzte-Song "Männer sind Schweine" (dessen riesiger Erfolg der selbsternannten Besten Band der Welt mittlerweile fast unangenehm ist) eine nicht ganz unwesentliche Rolle gespielt. Mich würde ja mal interessieren, ob dies Sarkeesian bekannt ist und in ihr Video mit einfließt, schließlich handelt es sich hierbei um ein auf den deutschen Sprachraum beschränktes Phänomen. Wenn sie gut recherchiert, müsste sie aber eigentlich darauf stoßen.
Dennoch wird sie bestimmt auch Kritik an Laras Darstellung üben. Denn Croft war doch ziemlich knapp bekleidet, außerdem mit einem übertriebenen Vorbau ausgestattet (der angeblich - so die Legende - auf einen Rechenfehler während des Designs zurückging und beibehalten wurde) und vom Verhalten her das, was Sarkeesian zum Thema ihres zehnten Videos machen möchte: ein "Man with Boobs".

Jedoch hat sich auch diese Darstellung im Laufe der Zeit gewandelt. In ihren jüngsten Inkarnation - dem Tomb-Raider-Reboot von 2013 - ist ihr Auftreten deutlich menschlicher. Sie trägt keine knappen Shorts mehr, verfügt über realistischere weibliche Proportionen und zeigt "echte" Emotionen während ihres Abenteuers. Das alles hat mir damals beim Spielen ausgesprochen gut gefallen. Ironischerweise kommt dieser Titel dann aber nicht ohne eine Damsel aus - dort in Form von Laras bester Freundin, die gekidnappt wird und auf ihre Rettung "schmachtet". Was mir eigentlich erst seit dieser Videoserie so richtig bewusst wurde... Na ja, wahrscheinlich sollte man bei all der kritischen Betrachtung wohl etwas, worauf Sarkeesian selbst mehrfach hingewiesen hat, nicht vergessen:

[R]emember that it is both possible (and even necessary) to simultaneously enjoy media while also being critical of it's more problematic or pernicious aspects.


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#8 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 17 August 2013 - 23:14

In fast allem d'accord! Nur: Wenn Lara schon als "leicht bekleidet" gilt, dann sind m.E. einige aktuelle Game-HeldInnen nackt. Das Einzige, dass mir kleidungstechnisch auffällt, ist dass sie Beine zeigt. Das tut Indiana Jones i.d.R. nicht; Tarzan - der Granddaddy der visuellen Abenteuerfiguren - aber wiederum umso mehr... In den Filmen zumindest war Lara durchaus auch Frau (und Tochter), nicht nur "man with boobs"; und die Filme sind ja wesentlich älter als das Game-Reboot... P.S.: Bin inzwischen mit dem 1. Clip oben durch, und es scheint mir danach schon, dass auf der Game-Front doch wesentlich sexistischere Bedürfnisse bedient werden als in der Filmwelt. Wenn es so ist - und Sarkeesian nicht zu selektiv vorging bei ihren Beispielen - scheint sich die Klientel der Games und die der Filme zu unterscheiden. Das wiederum wäre interessant bei der vorausgesagten zukünftigen mehrheitlichen "Übernahme" interaktiver (Online-)Games des Marktanteils, der momentan noch von Kinofilmen/DVDs gehalten wird.

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#9 Powerschnute

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Geschrieben 10 Januar 2018 - 13:01

auch wenn dieser Beitrag schon 5 Jahre alt ist, möchte ich auch gern noch dazu beisteuern. Mittlerweile hat Anita ja schon eine ganze Menge an Videos produziert (ich hab damals ihr erstes Projekt gebackt, weil ich es einfach eine geniale Idee finde) und sie wird auch zu Vorträgen als Gastrednerin eingeladen. 

 

Ich persönlich habe immer das Gefühl gehabt, dass auf vielen Seiten die Ansicht vertreten wurde, dass Frauen keine Videospiele spielen und das sich erst entwickelt hat. Dabei konnte ich das aus eigener Erfahrung nie bestätigen. Mein erstes echtes Videospiel war damals Anfang der 90er Prince of Persia unter DOS. Da war ich 13 und hatte grad meinen eigenen ersten PC bekommen, der richtig Geld gekostet hat. Danach folgte Sid Meyers Civilization, Day of the Tentacle, Leisure Suite Larry, Zorg, Wolfenstein und so weiter. Gespielt habe ich seitdem eigentlich immer und immer nur das, was mich interessiert hat. Als das Internet aufkam, fand ich schnell Leute mit gleichen Interessen und da waren die Geschlechter sehr ausgewogen. Ich hatte einen gleichen Anteil an männlichen wie weiblichen Gamerfriends. Als dann Spiele wie Jade Empire, Neverwinter Nights, Knights of the Old Republic, Baldur's Gate usw. aufkamen und es dazu dann auch Internetforen gab, setzte sich das eigentlich fort. Frauen wie Männer waren gleichmäßig da vertreten und jeder im Rahmen seiner eigenen Möglichkeiten aktiv. 

 

Meinen PC als Frau zu spielen fand ich immer eine tolle Option, weil es einfach zuviele Spiele gab, in denen man nur einen männlichen PC spielen konnte. Und erst als ich mich so richtig im Mass Effect-Fandom festbiss, wurde es mir wichtig, dass Spiele auch nach außen hin mit weiblichem PC vermarktet wurden. Dass der weibliche Commander Shepard nie im Trailer eingesetzt wurde ärgerte mich irgendwann und mir wurde auch sehr viel bewusster, wie stark Videospiele an ein männliches Publikum gerichtet waren. Man wurde als weiblicher Gamer einfach als nicht existent betrachtet. Andromeda war das letzte Spiel, das ich gespielt habe und ich habe es auch noch nicht beendet, einfach weil mir das Leben derzeit nicht die Zeit dafür lässt. Aber das ist ok. Trotzdem verfolge ich die Gamingszene immer noch und mich interessiert, was sich da tut. Und solange die großen Developer es nicht kapieren, dass Frauen die Hälfte ihres Zielpublikums ausmachen, wird sich auch nichts ändern. Sicherlich hat sich schon so einiges getan, aber wenn ich mir dann so Spiele ansehe wie Grand Theft Auto, dann frage ich mich schon, was die Entwickler sich dabei eigentlich gedacht haben. 



#10 Seti

Seti

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Geschrieben 13 Januar 2018 - 23:24

auch wenn dieser Beitrag schon 5 Jahre alt ist, möchte ich auch gern noch dazu beisteuern.

  Erstmal ein herzliches Willkommen in unserem Forum, Powerschnute! Ist auch absolut kein Problem hier, einen alten Thread wieder auszubuddeln, wenn man etwas Interessantes beizutragen hat - und das hattest du ja :happy:  

Dass der weibliche Commander Shepard nie im Trailer eingesetzt wurde ärgerte mich irgendwann und mir wurde auch sehr viel bewusster, wie stark Videospiele an ein männliches Publikum gerichtet waren.

  FemShep hatte zumindest im dritten Teil ein paar eigene Trailer spendiert gekriegt. Wobei man allerdings sagen muss, dass dabei einfach von mehreren Videos zwei Fassungen sowohl mit männlichem als auch weiblichem Commander Shepard produziert wurden und es nicht etwa eine speziell auf ihre Figur zugeschnittene Werbekampagne gab (hier ist z.B. der Vergleich des damaligen "Take Earth Back"-Trailers, der sich im Prinzip nur in der letzten Minute unterscheidet). Und inwiefern diese Trailer überhaupt irgendwo flächendeckend liefen, oder ob sie nur auf der Website und dem Youtube-Kanal der Developer hochgeladen wurden, ist (besonders jetzt im Rückblick) auch schwer zu sagen.  

Sicherlich hat sich schon so einiges getan

  Eine Entwicklung der letzten Jahre, die ich ganz schön finde, ist, dass immer mehr Titel exklusiv auf eine weibliche Hauptfigur setzen. Um mal drei Beispiele des letzten Jahres zu nennen, die mir sehr gut gefallen haben:   Während man 2012 im ersten Teil des Steampunk-Abenteuers Dishonored nur als in Ungnade gefallener Ex-Leibwächter Corvo Attano auf Rachefeldzug gehen konnte, bekam man in der Fortsetzung Dishonored 2 dann 2016 die Wahl zwischen ihm und seiner Tochter Emily (die dann auch gleich die viel interessantere Figur war, weil sie völlig neue Fähigkeiten mitbrachte). Und im Ende 2017 erschienenen Standalone-Addon Dishonored: Der Tod des Outsiders schlüpfte man dann als ehemalige Meuchelmöderin Billie Lurk ausschließlich in die Rolle einer (Anti-)Heldin.      Die Uncharted-Reihe ist einen ähnlichen Weg gegangen. Nachdem man über ein Jahrzehnt den Haudegen Nathan Drake steuerte, dessen Geschichte mit dem vierten Teil ihren krönenden Abschluss fand, durfte man in Uncharted: The Lost Legacy (ebenfalls ein Standalone-Titel) die Rolle von Chloe Frazer übernehmen, die im zweiten und dritten Teil noch als zeitweiliger Sidekick herhalten musste. Und da es bei Uncharted nicht ohne die ständigen Wortgeplänkel mit einem coolen Sidekick geht, hat man ihr mit der Ex-Söldnerin Nadine Ross gleich noch eine toughe Frau zur Seite gestellt.     Und der PS4-Exklusivtitel Horizon Zero Dawn, der letztes Jahr reihenweise Preise abgeräumt hat, erlaubte einem sogar, ein völlig neues und unverbrauchtes SF-Setting (und eines der faszinierendsten der letzten Jahre noch dazu) mit der Maschinenjägerin Aloy zu erkunden, die dann auch gleich rotzfrech den stets auf ihre Hilfe angewiesenen Männern gezeigt hat, wer in der Postapokalypse die Hosen anhat. Davon darf's gerne noch viel mehr geben.  


"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"

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