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Arbeitslosigkeit in der Science Fiction


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53 Antworten in diesem Thema

#1 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 15:33

Ausgehend von der Diskussion über die Petition bzgl. der Sanktionen gegenüber Arbeitslosen im Sozialgesetzbuch fände ich es interessant, mal zu betrachten, wie das Thema Arbeitslosigkeit in der Science-Fiction Literatur behandelt wird. Mit Arbeitslosigkeit geht auch meist das Thema Armut und Perspektivlosigkeit einher. Beides Themen, die in vielen SF-Romanen behandelt werden, vor allem wenn es um soziale Verwerfungen, Unruhen und daraus resultierende Aufstandsbewegungen bzw. einen Krieg zwischen Reich und Arm geht, wie z. B. in John Brunners »Schafe blicken auf«, oder Benfords »Zeitschaft«. Die Darstellung von Armutsvierteln also Slums gehört ebenso zu vielen Zukunftsvisionen wie z. B. in McDonalds »Cyberabad« (Indien) oder Bacigalupis »Biokrieg« (Thailand). Wie wird aber die Entwicklung von Arbeitslosigkeit bzw. der Umgang damit in der Zukunft in westlichen Szenarien dargestellt? Wie hat sich die Darstellung in den letzten Jahrzehnten verändert? Nach meinem Eindruck ist die Darstellung der immer größer werdenden Kluft zwischen Reich und Arm das vorherrschende Szenario, und zwar seit mehreren Jahrzehnten. Meist geht es dann nur um die sichtbaren Konflikte durch Proteste, Gewaltausbrüche und Kriminalität. Gibt es aber auch Romane, die Lösungsansätze behandeln und tiefer in die gesellschaftlichen Strukturen blicken? Die das Thema eben nicht nur als Zündstoff für gewalttätige Konflikte benutzen? Gerade in einer zukünftigen Gesellschaft, in der immer mehr Arbeit durch Maschinen und Computer erledigt wird (wie z.B. in Banks Kultur), müsste das Thema Arbeitslosigkeit doch eine hohe Brisanz besitzen. (Ich muss selbst erstmal mein SF-Regal durchgehen, ob ich da passende Beispiele finde)

#2 simifilm

simifilm

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 16:01

Die meisten nach klassischem Muster gebauten Utopien haben das Arbeitslosigkeits- resp. Armutsproblem gelöst. In der Regel funktioniert das mit einem staatlich organisierten System, bei dem jeder eine Arbeit enthält, die seinen Fähigkeiten und Interessen entspricht, und einem Lohnsystem, bei dem all mehr oder weniger gleich viel erhalten (ich lese gerade Bellamys Looking Backwards, da gibt es für jeden Job den gleichen Lohn, was auch gleich das Problem der Kriminalität löst. Da alle gleich viel erhalten, gibt's keinen Grund für Neid). Das geht dann meist mit einer massiven Reduktion der Arbeitszeit einher (nur wenige Stunden Arbeit pro Tag, resp. bei Bellamy wird man mit 45 in Rente geschickt und kann sich dann um die wirklich interessanten Dinge kümmern).

Dieses Muster ist bereits bei Morus angelegt. Eines der zentralen von Utopia ist die Verarmung der Landbevölkerung, die sie Kriminalität zwingt, auf welche der Staat dann mit immer härteren Sanktionen reagiert.

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#3 †  a3kHH

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 16:07

Das, was Simon sagte, setzt sich auch in der Nachkriegsliteratur fort.

#4 Pogopuschel

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 16:21

Bellamy und Morus habe ich gelesen (erinnere mich aber nicht mehr so an die Einzelheiten). Das setzt sich ja dann in Star Trek fort und meines Erachtens auch in Banks Kultur (bei Perry Rhodan scheint es ja in eine ähnliche Richtung zu gehen, da kenne ich mich aber nicht aus). All diese Utopien setzten natürlich voraus, dass sich die Menschen alle mit dem zufrieden geben, was ihnen zusteht. Kann da noch Unternehmertum und Fortschritt existieren, wenn es die Gier und Aussicht auf Gewinne nicht mehr gibt, oder zumindest das Bestreben, etwas zu verbessern? Andererseits muss es noch Fortschritt geben, wenn alle zufrieden sind? Wann ist der Punkt erreicht, wenn dies zur Degeneration einer Gesellschaft führt. Ist eine solche Gesellschaft dann noch in der Lage auf unvorhergesehene Katastrophen (Alieninvasion, Veränderungen in der Natur usw.) zu reagieren.

#5 simifilm

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 16:35

All diese Utopien setzten natürlich voraus, dass sich die Menschen alle mit dem zufrieden geben, was ihnen zusteht. Kann da noch Unternehmertum und Fortschritt existieren, wenn es die Gier und Aussicht auf Gewinne nicht mehr gibt, oder zumindest das Bestreben, etwas zu verbessern?


Das Problem sehe ich definitiv beim ersten Teil Deiner Aussage und nicht beim zweiten. Ich kann zwar nur von mir ausgehen (eigentlich nicht; die meisten Leute, die ich kenne, denken ähnlich), aber grundsätzlich mache ich die meisten Dinge nicht primär aus Gier resp. wegen Aussicht auf Gewinn. Natürlich möchte ich für meine Arbeit anständig bezahlt werden und es gibt durchaus die Situation, dass ich etwas nicht mache, weil es zu schlecht bezahlt ist. Aber das sind dann wiederum Dinge, die mich ohnehin nur begrenzt interessieren. Fast alles, was ich ausserhalb meines Hauptjobs schreibe, ist nicht oder kaum bezahlt. Warum tue ich das? Sicher nicht aus Gier oder wegen Aussicht auf monetären Gewinn (andere Formen von Gewinn durchaus, aber damit sind wir schnell bei Dingen angelangt, die man nicht kaufen kann). Das Konzept des Homo oeconomicus greift hier einfach zu kurz.

Viel problematischer ist in meinen Augen der erste Teil: Die Vorstellung, dass man allgemein und objektiv bestimmen könnte, was der Mensch tatsächlich braucht. Hier liegt auch das Problem vieler utopischer Entwürfe: Es gibt den Staat, der weiss, was für seine Bürger gut ist. Damit das funktioniert, müssen die Bürger das aber auch einsehen. Am Ende kann die Utopie nur mit lauter utopischen Bürgern funktionieren (was mit denen geschieht, die es nicht einsehen, davon wollen wir schweigen).

Bei Bellamy (und er ist diesbezüglich sicher nicht der einzige) ist die Sache weniger strikt: Zwar erhalten alle gleich viel Lohn (bei Morus gibt's gar keinen Lohn), was man mit dem macht, ist aber jedem selbst überlassen. Wenn jemand Ferraris sammeln will, muss er eben schauen, dass er an einem anderen Ort Geld (wobei es nicht "Geld" ist, sondern eine Art Kredit) spart. Bei Heinleins erstem Roman, dem posthum veröffentlichten For Us, the Living ist die Sache ganz ähnlich organisiert.

Bearbeitet von simifilm, 12 Dezember 2013 - 17:06.

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#6 Pogopuschel

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 17:08

Die Sicht mit der Gier oder ähnlichen Gefühlen als Antrieb ist natürlich auch noch sehr von unserem letzten Jahrhundert geprägt (ich sehe das auch nicht so, wollte es aber als Diskussionsanstoß verwenden). Sollte es solch utopischen Entwicklungen bzw. Veränderungen geben, könnte sich natürlich auch das Bewusstsein der Menschen auf eine Weise verändern, die wir (oder ich) heute gar nicht nachvollziehen können. Ich tue auch vieles neben meinem Brotberuf, ohne dass ich dafür groß bezahlt werde, einfach weil es mir Spaß mach und meine Motivation eine anderen ist, als Geld. In Banks Kultur muss auch niemand mehr arbeiten, das übernimmt alles die Kultur, bietet den Leuten aber die Möglichkeit ihren Interessen nachzugehen, und sich selbst zu verwirklichen.

#7 simifilm

simifilm

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 17:14

Die Sicht mit der Gier oder ähnlichen Gefühlen als Antrieb ist natürlich auch noch sehr von unserem letzten Jahrhundert geprägt (ich sehe das auch nicht so, wollte es aber als Diskussionsanstoß verwenden). Sollte es solch utopischen Entwicklungen bzw. Veränderungen geben, könnte sich natürlich auch das Bewusstsein der Menschen auf eine Weise verändern, die wir (oder ich) heute gar nicht nachvollziehen können.

Ich tue auch vieles neben meinem Brotberuf, ohne dass ich dafür groß bezahlt werde, einfach weil es mir Spaß mach und meine Motivation eine anderen ist, als Geld.


Seltsamerweise kenne ich eigentlich niemanden, der sich ausschliesslich durch Geld motivieren lässt (noch nicht einmal Diboo). So ziemlich jeder tut alle möglichen Dinge aus allen möglichen Gründen. Da mag es schon um Gewinn gehen, aber meist nicht um monetären. Eher um Dinge wie Spass, Anerkennung, Stolz etc. Beim Broterwerb sieht's ja nicht anders aus. Wenn mal ein gewisses Niveau erreicht ist und man nicht einfach irgendeinen Job annehmen muss, um zu überleben, suchen sich doch die meisten eine Arbeit, die sie irgendwie erfüllt. Aber dennoch hält sich diese Gier-These wacker …

Bearbeitet von simifilm, 12 Dezember 2013 - 18:05.

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#8 Pogopuschel

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 17:28


Seltsamerweise kenne ich eigentlich niemanden, der sich ausschliesslich durch Geld motivieren lässt (noch nicht einmal Diboo). So ziemlich jeder tut alle möglichen Dinge aus allen möglichen Gründen. Da mag es schon um Gewinn gehen, aber meist nicht um monetären. Eher um Dinge wie Spass, Anerkennung, Stolz etc. Beim Broterwerb sieht's ja nicht anders aus. Wenn mal ein gewisses Niveau erreicht ist und man nicht einfach irgendeinen Job annehmen muss, um zu erleben, suchen sich doch die meisten eine Arbeit, die sie irgendwie erfüllt. Aber dennoch hält sich diese Gier-These wacker …


Sehe ich ja auch nicht so. War vielleicht etwas zu vereinfacht ausgedrückt. Weder Thomas Edison, noch Henry Ford oder Steve Jobs waren vom Geld motiviert. Ich vermute, dass es denen einfach um die Verwirklichung ihrer Ideen ging. Sie hatten eine (oder mehrere) Idee(n) die sie für genial und/oder nützlich hielten, und haben diese dann nach ihren besten Möglichkeiten umgesetzt.

Das reine Streben nach Geld bringt ja nicht wirklich Fortschritt sondern eher so einen Unfug wie er momentan auf den Finanzmärkten abläuft.

Die Frage ist, könnten sich Leute wie Edison, Ford und Jobs in einem utopischen System noch durchsetzen, in dem das System vorgibt zu wissen, was für den Einzelnen am Besten ist. Das waren ja Querulanten, die gegen gegebene Umstände ankämpften und neue Wege beschritten, teils heftige Widerstände überwinden mussten. (die Aussage ist jetzt nicht speziell auf diese drei Personen bezogen, sonder auf "Wegbereiter des Fortschritts", Erfinder, Ideengeber usw. im Allgemeinen).

P.S. wobei ich Jobs jetzt nicht mit einem Erfinder wie Edison gleichsetzen möchte.

Bearbeitet von Pogopuschel, 12 Dezember 2013 - 17:29.


#9 simifilm

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 18:09

Die Frage ist, könnten sich Leute wie Edison, Ford und Jobs in einem utopischen System noch durchsetzen, in dem das System vorgibt zu wissen, was für den Einzelnen am Besten ist. Das waren ja Querulanten, die gegen gegebene Umstände ankämpften und neue Wege beschritten, teils heftige Widerstände überwinden mussten. (die Aussage ist jetzt nicht speziell auf diese drei Personen bezogen, sonder auf "Wegbereiter des Fortschritts", Erfinder, Ideengeber usw. im Allgemeinen).


Interessanter Gedanke. Die meisten Utopien befürworten grundsätzlich einen "Wettbewerb der Ideen". Da ist meist davon die Rede, dass eine gute Idee, die überzeugt resp. genügend Anhänger findet, auch umgesetzt wird. Allerdings bleibt die Frage, ob das in einem so rigiden zentralistischen System (und die klassischen Utopien bis Anfang des 20. Jahrhundert sind in der Mehrheit zentralistisch) tatsächlich möglich wäre.

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#10 Ming der Grausame

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 19:15

Die meisten nach klassischem Muster gebauten Utopien haben das Arbeitslosigkeits- resp. Armutsproblem gelöst. In der Regel funktioniert das mit einem staatlich organisierten System, bei dem jeder eine Arbeit enthält, die seinen Fähigkeiten und Interessen entspricht

Nicht zwangsläufig! In der Science-Fiction-Dystopie Rollerball von Norman Jewison aus dem Jahr 1975 haben z.B. die Konzerne die Menschheit vor der Wahl gestellt zwischen Freiheit und Komfort zu wählen, als Ersatzleistung wollten sie lediglich die absolute Kontrolle. Natürlich wirst du einwenden, dass Rollerball eben keine Utopie sei. Allerdings bin ich mir keinesfalls sicher, ob wirklich alle dir diesbezüglich zustimmen würden. Die Welt in Rollerball ist nämlich hinreichend utopisch, als dass viele hochwahrscheinlich damit einverstanden wären.

Das setzt sich ja dann in Star Trek fort und meines Erachtens auch in Banks Kultur (bei Perry Rhodan scheint es ja in eine ähnliche Richtung zu gehen, da kenne ich mich aber nicht aus).

Weder die Kultur noch das Perryversum sind wirklich mit dem Star-Trek-Universum vergleichbar. Die Kultur ist meiner Meinung nach viel eher mit der Rollerball-Welt verwandt. In Letztere haben die Konzerne die absolute Kontrolle in Erstere die KI-Kerne. Und das Perryversum ist so ziemlich das Kapitalistischste, was ich kenne...

Bearbeitet von Ming der Grausame, 12 Dezember 2013 - 19:37.

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#11 simifilm

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 19:18

Nicht zwangsläufig! In der Science-Fiction-Dystopie Rollerball von Norman Jewison aus dem Jahr 1975 haben z.B. die Konzerne die Menschheit vor der Wahl gestellt zwischen Freiheit und Komfort zu wählen, als Ersatzleistung wollten sie lediglich die absolute Kontrolle. Natürlich wirst du einwenden, dass Rollerball eben keine Utopie sei. Allerdings bin ich mir keinesfalls sicher, ob wirklich alle dir diesbezüglich zustimmen würden.


Weder utopisch noch klassisch.

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 19:38

Ersteres stimme ich dir zu, Letzteres nicht.
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#13 simifilm

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 19:57

Ersteres stimme ich dir zu, Letzteres nicht.


Wenn der Film keine Utopie ist, kann er schlecht eine klassische Utopie sein. Denn nur davon habe ich gesprochen, von "nach klassischem Muster gebauten Utopien" (mal ganz abgesehen davon, dass es diese Form im Zwanzigsten Jahrhundert und erst recht nach 1945 kaum noch gibt. Schon gar nicht im Spielfilm).

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 20:12

Ich könnte natürlich jetzt die ketzerische Frage stellen, was überhaupt eine klassische Utopie ist? Und ich könnte einwenden, dass Morus ideale Gesellschaft in Utopia eigentlich keine Utopie, sondern im Grunde schlussendlich eine ausgewachsene Anti-Utopie ist. Und ich könnte hinzufügen, dass praktisch jede propagierte Utopie die dystopische Anti-Utopie bereits in sich trägt. Aber das wäre dann doch philosophisch zu profan... Eingefügtes Bild
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#15 simifilm

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 20:15

Ich könnte natürlich jetzt die ketzerische Frage stellen, was überhaupt eine klassische Utopie ist?


Falls Dich das wirklich interessiert, kann ich Dir dazu gerne Sekundärliteratur angeben.

Und ich könnte einwenden, dass Morus ideale Gesellschaft in Utopia eigentlich keine Utopie, sondern im Grunde schlussendlich eine ausgewachsene Anti-Utopie ist. Und ich könnte hinzufügen, dass praktisch jede propagierte Utopie die dystopische Anti-Utopie bereits in sich trägt.


Gratuliere! Du hast soeben die Nähe von Utopie und Dystopie erkannt. Bravo.

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#16 derbenutzer

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 20:19

Sehr interessant wäre es, einen versierten Ökonomen zum Thema zu befragen. Denn, meiner Ansicht nach ist das Ausmaß an Beschäftigung nur einer der fast schon unabsehbar vielen Parameter wirtschaftlicher Szenarien. Wenn sich da einige der Variablen wirklich massiv änderten, hätte das ebenso massive Folgen.

Genau das ist in vielen Werken der Science Fiction absolut nicht berücksichtigt.

Beispiele:

In SF-Universen werden oft Transportsysteme beschrieben, die teils quer durch die Galaxis in Null-Zeit alles Mögliche befördern können. Gleichzeitig ist oft auch der Aufwand an Energie für den Transport kein Thema. Was (Umkehrschluss) interessante Auswirkungen auf das gesamte System hätte. Denn -- originelle Aussage -- in einem System weitgehend technischer Fortschrittlichkeit, dessen energetische Ressourcen de facto grenzenlos sind, machen Dinge wie Geld oder Haben-wollen-von Dingen einen gänzlich anderen Sinn. Oder auch gar nicht mehr.

Ein Autor, der so ein wonnevolles Utopia beschrieben hat, war Iain Banks mit der "Culture". Da darf praktisch jeder alles, wenn er anderen nicht massiv schadet. Es gilt allerdings als unfein, diverse Kuriositäten durchzuziehen, wenn dieselben mit gerade obszön hohen Verbrauch an Energie einhergehen.

Hier wird Sitte in einer geldbefreiten Gesellschaft Maßstab. Ein interessanter Ansatz.

Mag sein, dass unsere Eingebundenheit in ein marktwirtschaftliches System Betriebsblindheit erzeugt. Ein interessantes Thema ist es allemal.

Andreas Eschbach als deutscher Autor hat da einiges aufgegriffen ...

LG

Jakob

Austriae Est Imperare Orbi Universo


#17 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 20:43

Hallo zusammen, in Peter F. Hamiltons "Der insichtbare Killer" werden ökonomische Probleme - und damit auch Arbeitslosigkeit - zumindest gestreift. Arbeitslose werden dort zur Aussiedlung "überredet". Und in Harry Harrisons "New York 1999" gibt es sie auch, Arbeitslose - und die Welt, in der sie leben, ist nicht sonderlich freudvoll. Wenn ich tiefer in meinen Erinnerungen grabe, fallen mit bestimmt noch ein paarTitel ein. VG Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#18 Ming der Grausame

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 20:57

Ich könnte natürlich jetzt die ketzerische Frage stellen, was überhaupt eine klassische Utopie ist?

Falls Dich das wirklich interessiert, kann ich Dir dazu gerne Sekundärliteratur angeben.

Ich denke, wir könnten uns wohl problemlos auf eine Definition im literarischen Sinne einigen, z.B. als ein positiv-konzeptioneller Wunschtraum, das an der Tragik der Unrealisierbarkeit leidet. Aber darauf zielte ich gar nicht ab. Ich zielte vielmehr darauf ab, dass es im Grunde genommen überhaupt keine Science-Fiction-Utopien gibt, die den Namen Utopie auch verdient. Eben weil jede Utopie aus dialektischer Sicht immer auch eine Dystopie ist.

Ein Autor, der so ein wonnevolles Utopia beschrieben hat, war Iain Banks mit der "Culture". Da darf praktisch jeder alles, wenn er anderen nicht massiv schadet.

Das ist eben ein Irrtum. Nur die KI-Kerne dürfen im Kultur-Universum praktisch alles. Die biologischen Anhängsel der Kultur dürfen schon lange nicht mehr alles. Sie leben nur in der Illusion, dass sie es könnten.
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#19 Pogopuschel

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 21:09

Hallo zusammen,

in Peter F. Hamiltons "Der unsichtbare Killer" werden ökonomische Probleme - und damit auch Arbeitslosigkeit - zumindest gestreift. Arbeitslose werden dort zur Aussiedlung "überredet".


Sehr gut, das Buch will demnächst sowieso lesen. Danke für den Hinweis.

Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen bisher gar nicht so groß auf das Thema geachtet habe, da es aber eines der zentralen Probleme unserer Zeit ist, finde ich es interessant zu sehen, wie damit in der fiktionalen Zukunft umgegangen wird.

Edit: Habe mir erlaubt, den Tippfehler im Zitat zu verbessern.

Bearbeitet von Pogopuschel, 12 Dezember 2013 - 21:09.


#20 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 21:10


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How to get rid of the Others
http://f3a.net/how-t...,film,1365.html

Eric Koch
Die Freizeit-Revoluzzer
http://www.scifinet....dpost__p__49225

Fritz Leiber
Gute Neue Zeit
http://www.scifinet....post__p__256394

Frederik Pohl
Die gläsernen Affen
http://www.sf-hefte....e=Goldmann%20SF

Barry N. Malzberg
Wie ich denen schwer ätzend komme
Michael Coney
Der wirkliche Wert von Ruth Villers
Comic Wohlstand
http://www.scifinet....himmel-wiehert/

Lewis Shiner
Frontera
http://www.scifinet....post__p__152549


Bearbeitet von Jorge, 07 November 2015 - 21:53.


#21 derbenutzer

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 21:13

[...]
Das ist eben ein Irrtum. Nur die KI-Kerne dürfen im Kultur-Universum praktisch alles. Die biologischen Anhängsel der Kultur dürfen schon lange nicht mehr alles. Sie leben nur in der Illusion, dass sie es könnten.

Entschieden No, Evil Ruler. Gemessen an heutigen Maßstäben dürfen organische Entitäten praktisch alles. Dass die Minds mehr können bzw. dürfen ergibt aus dem Mehr an deren Fähigkeiten. So gesehen hast Du recht.

Irgendwie ist das dann eine kunterbunte lassen-wir-die-Kids-ruhig-im Garten-herumtoben-Sache. Die Minds sind dann halt die Eltern, oder so ... ;)

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#22 simifilm

simifilm

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 21:40

Ich denke, wir könnten uns wohl problemlos auf eine Definition im literarischen Sinne einigen, z.B. als ein positiv-konzeptioneller Wunschtraum, das an der Tragik der Unrealisierbarkeit leidet. Aber darauf zielte ich gar nicht ab. Ich zielte vielmehr darauf ab, dass es im Grunde genommen überhaupt keine Science-Fiction-Utopien gibt, die den Namen Utopie auch verdient. Eben weil jede Utopie aus dialektischer Sicht immer auch eine Dystopie ist.


Nein.

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#23 Ming der Grausame

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 21:45

Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen bisher gar nicht so groß auf das Thema geachtet habe, da es aber eines der zentralen Probleme unserer Zeit ist, finde ich es interessant zu sehen, wie damit in der fiktionalen Zukunft umgegangen wird.

Nun, in so gut wie allen Science-Fiction-Werken, die ich in letzter Zeit gelesen habe, existiert Armut – es wird aber so gut wie nie eingehender darauf eingegangen. Warum auch? Es wird immer irgendeine Form an Armut geben. Armut ist eben keine normale Entwicklungsphase einer jeden Gesellschaft, die schlussendlich überwunden werden kann. Wer heute in Deutschland als arm gilt, hätte noch vor wenigen Generationen als reich gegolten. Und egal wie sehr man die materiellen Grundbedürfnisse befriedigt, so wird eine sich weiterentwickelnde kapitalistische Gesellschaft immer neu Grundbedürfnisse schaffen, die nicht für alle befriedigt werden können. Die Abschaffung der Armut wäre meiner Meinung nach prinzipiell nur möglich innerhalb einer stagnierenden Gesellschaftsstruktur.

[...]
Das ist eben ein Irrtum. Nur die KI-Kerne dürfen im Kultur-Universum praktisch alles. Die biologischen Anhängsel der Kultur dürfen schon lange nicht mehr alles. Sie leben nur in der Illusion, dass sie es könnten.

Entschieden No, Evil Ruler. Gemessen an heutigen Maßstäben dürfen organische Entitäten praktisch alles.

Organische Entitäten dürfen eben nicht alles. Darf ein jeder ein Krieg von Zaum brechen? Darf ein jeder ander organische Entitäten mit hochentwickelte Waffen versorgen? Selbst die organischen Entitäten von Kontakt oder Besonderen Umständen dürfen nicht alles.

Dass die Minds mehr können bzw. dürfen ergibt aus dem Mehr an deren Fähigkeiten. So gesehen hast Du recht. Irgendwie ist das dann eine kunterbunte lassen-wir-die-Kids-ruhig-im Garten-herumtoben-Sache. Die Minds sind dann halt die Eltern, oder so ... Eingefügtes Bild

Ja, aber menschliche Kinder werden gewöhnlich irgendwann erwachsen und damit autonom. Die organischen Entitäten der Kultur können aber nie Autonomie erlangen – zumindest nicht innerhalb der Kultur. Sie haben nur das Recht aus der Kultur auszutreten, nicht jedoch das Recht die Spielregeln der Kultur zu bestimmen. Die organischen Entitäten der Kultur sind schlussendlich auf ewig zu bessere Haustiere der KI-Kerne degradiert.

Ich denke, wir könnten uns wohl problemlos auf eine Definition im literarischen Sinne einigen, z.B. als ein positiv-konzeptioneller Wunschtraum, das an der Tragik der Unrealisierbarkeit leidet. Aber darauf zielte ich gar nicht ab. Ich zielte vielmehr darauf ab, dass es im Grunde genommen überhaupt keine Science-Fiction-Utopien gibt, die den Namen Utopie auch verdient. Eben weil jede Utopie aus dialektischer Sicht immer auch eine Dystopie ist.

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#24 simifilm

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 22:43

Doch.


Es beginnt schon damit, dass die wenigsten Utopien "an der Tragik der Unrealisierbarkeit" leiden. Ganz einfach darum, weil Morus und Co. nicht zur Umsetzung gedacht waren, sondern primär als Gegenbild zur jeweiligen historischen Realität fungieren. In diesem Sinne ist auch die Dialektik, die Du entdeckt zu haben glaubst, von Anfang an Teil der Utopie. Aber das ist alles nicht neu, und falls es Dich wirklich interessiert, gibt es genug Literatur zum Thema.

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#25 Ming der Grausame

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 23:06

Dann leiden sie aber erst recht an der Tragik der Unrealisierbarkeit. Das Wesen der Dialektik ist nämlich die Lehre von den Gegensätzen in den Dingen als Folge des ewigen Widerspruchs der Polaritäten. Infolgedessen ist jede Utopie aus dialektischer Sicht ja immer auch eine Dystopie. Eben weil bereits durch die schnöde Postulierung einer Utopie die Vernunft die Einseitigkeit des positiv-konzeptionellen Wunschtraumes erkennt und sie dialektisch schlicht verneinen muss.
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#26 simifilm

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 23:19

Dann leiden sie aber erst recht an der Tragik der Unrealisierbarkeit. Das Wesen der Dialektik ist nämlich die Lehre von den Gegensätzen in den Dingen als Folge des ewigen Widerspruchs der Polaritäten. Infolgedessen ist jede Utopie aus dialektischer Sicht ja immer auch eine Dystopie. Eben weil bereits durch die schnöde Postulierung einer Utopie die Vernunft die Einseitigkeit des positiv-konzeptionellen Wunschtraumes erkennt und sie dialektisch schlicht verneinen muss.


Gib Dir ein bisschen mehr Mühe. Mit dem, was ich geschrieben habe, hat Deine Googleiade nichts zu tun.

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#27 Ming der Grausame

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 23:27

Wenn eine angebliche Utopie erst gar nicht zur Umsetzung gedacht war, sondern primär als Gegenbild zur jeweiligen historischen Realität fungiert, dann leidet sie doch erst recht an der Tragik der Unrealisierbarkeit. Das ist doch nun wirklich elementar. Aber das dich die hegelsche Dialektik etwas arg überfordert, wundert mich nicht sonderlich...
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#28 simifilm

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 23:29

Wenn eine angebliche Utopie erst gar nicht zur Umsetzung gedacht war, sondern primär als Gegenbild zur jeweiligen historischen Realität fungiert, dann leidet sie doch erst recht an der Tragik der Unrealisierbarkeit.


Folgt man dieser Logik, leidet ein Auto daran, dass es nicht fliegen kann.

Das ist doch nun wirklich elementar. Aber das dich die hegelsche Dialektik etwas arg überfordert, wundert mich nicht sonderlich...


Ja, genau, hegelsche Logik. Was steht noch bei Wikipedia?

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#29 Nina

Nina

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 23:29

Warum sprichst Du eigentlich nur von Romanen? - Gerade in Kurzgeschichten ist das Thema sehr präsent. Ich denke z.B. an die Kurzgeschichte "Überschuss" aus dem gleichnamigen SF-Band von Wurdack, der vor einigen Jahren erschienen ist. Ich erinnere mich selbst nicht mehr genau an die Handlung, aber ich weiß, dass der Protagonist teils mit dem Ausheben von Löchern und dem anschließenden Zuschütten beschäftigt war, damit er nicht als arbeitslos gilt. Am Ende war seine Funktion, die überalterte Gesellschaft zu unterhalten. Auch das ist ein aktuelles Thema, es ist immer wieder im Gespräch, Langzeitsarbeitslose einfach als Altenbetreuer hinzuziehen. Ebenso wie das, dass man Arbeitslose beschäftigt. Primär mag das Angebot an Arbeit ja positiv sein, aber wenn man einer dann in einer Fortbildung nach der anderen steckt, wo z.B. ein Computerfachmann lernen soll, wie er den Computer einschaltet und Word benutzt und ähnliches, dann fragt man sich schon, warum man dem sein Arbeitslosengeld nicht einfach auszahlt und ihm stattdessen einen vernünftigen Job vermittelt. (Oder wartet - solche Leute bleiben im Normalfall nicht ewig arbeitslos.) Nicht direkt Arbeitslosigkeit, aber die Angst davor ist auch ein Thema in James Tiptree Jr.´s "Fleisch". Hier wird eine Zukunft dargestellt, wo sehr viele Menschen nicht oder gerade mal das Nötigste haben und die Jobs rar sind. Für viele junge Frauen wäre daher bei Schwangerschaft Abtreibung eine Alternative, aber die ist verboten - angeblich werden alle Babys an kinderlose Paare vermittelt, aber wer die Geschichte liest, wird feststellen, dass es nicht so ist. Da ist es auch ein Thema, dass die Frauen beispielsweise als Supermarktkassierinnen angestellt werden und dann praktisch in der Ausbildung sind und faktisch nichts dafür bekommen und bevor sie mehr verdienen können, gekündigt werden. Das ist ein sehr realitisches Szenario gerade für die westlichen Länder: Denn bei normaler Anstellung gibt es tatsächlich - zumindest gegenüber anderen Ländern - noch eine relativ hohe soziale Sicherheit. Durch Beschäftigungsverhältnisse, die eben keine normale Anstellung sind, wird das aber aufgeweicht. Ich denke mir das auch bei Praktika: Wenn jemand einen gewöhnlichen Job hat und schwanger wird, gibt es da Sicherheiten und die Frau muss auch wieder eingestellt werden. Bei einem Praktikum oder Befristung läuft der Vertrag halt aus - Pech gehabt.

#30 Ming der Grausame

Ming der Grausame

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 23:37

Wenn eine angebliche Utopie erst gar nicht zur Umsetzung gedacht war, sondern primär als Gegenbild zur jeweiligen historischen Realität fungiert, dann leidet sie doch erst recht an der Tragik der Unrealisierbarkeit.

Folgt man dieser Logik, leidet ein Auto daran, dass es nicht fliegen kann.

Vielleicht nach deiner Logik. Aber nach meiner elementaren Logik leidet ein Automobil, das erst gar nicht zum Fahren also zur Beförderung von Personen gedacht war, unzweifelhaft an der Tragik der Unrealisierbarkeit dessen, was ein Automobil ausmacht, nämlich das man damit zur Beförderung von Personen fahren kann.
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