Eigentlich ein bisschen schade in welche Richtung sich der Thread entwickelt hat. Mich hätte mehr eure persönliche Meinung oder Vorliebe interessiert.
Mir deucht jedoch, dass das nicht das war, was
Trurl damit intendierte. Ich zumindest habe sein Beitrag nicht so verstanden, dass er über unsere persönliche Meinung oder Vorlieben diskutieren wollte, sondern über die objektiven Meilensteine der Science-Fiction – also über ihren Kanon.
Weniger was Lem, irgendwelche Indizes oder Hirschfaktoren dazu sagen.
Letztere stimme ich dir zu. Aber da Lem nun einmal das Ausgangsthema war, ist seine Meinung bezüglich der Wertigkeit der Science-Fiction zweifellos relevant.
Das klingt hübsch und ist toll mit Links garniert, beantwortet aber meine Frage nicht einmal ansatzweise.
Dann scheine ich deine Frage nicht verstanden zu haben. Fakt ist, dass Carl Shapiro 1983 dieses Reputationssystem in die moderne Literatur einführte, weil er herausfand, dass Reputation eine wichtige Rolle beim Kaufprozess spielte bzw. das Fehlen von Reputation zum informationsbedingten Marktversagen führt.
Unter dem Link finde ich genau einen Artikel von 1983, "Premiums for high quality products as returns to reputations". Ich kann nicht erkennen, in welchem Bezug dieser Artikel zu Literatur steht, geschweige denn zu reinen Linksammlungen - die ich nicht als "Zitate" zähle.
Premiums for High Quality Products as Returns to Reputations ist just besagter Beitrag Shapiros im
The Quarterly Journal of Economics. Und inwieweit besagter Beitrag im Bezug zur Literatur steht, hat schon
Trace meiner Meinung nach recht erhellend erläutert. Abgesehen davon, dass es sich hierbei allesamt um Literatur handelt und der Bezug zur Literatur meiner Meinung nach offensichtlich ist. Die Sache mit den reinen Linksammlungen und Page Hits hast du aber schlicht missverstanden. Die Erstellung eines Rankings anhand des Citation Index hat, wie schon
Simi feststellte, nun wirklich nichts damit zu tun. Shapiro führte eben die Reputation als ein Wert an sich in die moderne Literatur ein. Der Umstand, dass Shapiros sich im besagten Beitrag primär nur mit ökonomischen Aspekten beschäftigte, war für die darauffolgende Diskussion und die anschließende Einführung bibliometrische Analysen auch in den Geisteswissenschaften irrelevant. Was man unschwer daran erkennen kann, dass der A&HCI vom Institute for Scientific Information kurz danach für die Geistes- und Sozialwissenschaften institutionalisiert wurde.
In der Literatur wird "Gehoben" ja auch gern mit "Anspruchsvoll" gleichgesetzt, und "anspruchsvoll" sind die Werke oft dann, wenn sie zugleich vom Inhalt her schwer verdaulich geschrieben sind. Ich meine, dass man Anspruch durchaus auch unterhaltsam verpacken darf. Nicht jedes Buch, in dem es kracht und zischt, ist automatisch trivial.
Normalerweise versteht man unter gehobene Literatur diejenige Literatur, die allgemein sowohl formal als auch inhaltlich als ästhetisch hochstehend angesehen wird, wie man unschwer aus der Begrifflichkeit gehoben ableiten kann, und somit zum maßgebenden Kanon gezählt werden. Dazu gehören in der Regel immer auch die Klassiker, da sie eben sowohl maßgebend als auch traditionsbildend und repräsentativ sind. Das ist in der Literatur ganz allgemein so und folglich auch in der Science-Fiction. Man könnte es auch als all das bezeichnen, was man gelesen haben sollte, wenn man ernsthaft darüber mitreden will.
Kann man E.E.Smiths Lensmen als Vorreiter für Emanzipation in der SF sehen?
Definitiv nicht. E. E. Smith ist und bleibt ein Autor von Trivialliteratur.
Wie ist Heinleins Friday zu sehen - als Gleichnis für oder Plädoyer gegen rassische Ausgrenzung?
Sicher, aber obwohl Heinlein definitiv zum Kanon der Science-Fiction-Literatur gehört, subsummiert man auch ihn gewöhnlich zur Trivialliteratur. Ganz allgemein gilt schlicht alles, was in der Science-Fiction-Literatur Rang und Name hat und vor den 1970ern erschienen ist als Trivialliteratur. Erst am Ende der 1970ern wurden nämlich Teilaspekte der sogenannten Trivialliteratur literaturwissenschaftlich überhaupt hoffähig.
"Gehoben" könnte die ernsthafte Auseinandersetzung mit zukünftigen gesellschaftlichen oder technologischen Entwicklungen sein. Dabei würde ich an letztere Werke höhere Anforderungen zu technischer Exaktheit stellen als an erstere - d.h. jemand, der die Vergeistigung der Menschheit beschreibt, muss sich nicht unbedingt in die letzten Tiefen der Physik einarbeiten. Dagegen erwarte ich von einem Buch über das Leben auf einem Neutronenstern (Lester Forward, Dragon's Egg) diesbezüglich mehr Tiefe.
Jaein. Was zur gehobenen Literatur gehört und was nicht, liegt nicht am Autor oder wie bzw. worüber er schreibt, es liegt einzig und alleine an den maßgeblichen Kritikern, also schlussendlich am Feuilleton.
Bearbeitet von Ming der Grausame, 30 Januar 2014 - 15:23.