Zum Inhalt wechseln


Foto

Gehobene Science Fiction? Was sind die Kriterien dafür?

Literarische Qualität

  • Bitte melde dich an um zu Antworten
193 Antworten in diesem Thema

#181 derbenutzer

derbenutzer

    Phagonaut

  • Globalmoderator++
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 4.769 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:47°04'00.0" Nord 15°26'00.0" Ost

Geschrieben 11 Februar 2014 - 14:58

[...]
Ich habe überlegt ob man aus der Zugänglichkeit und Relevanz ein Kriterium für "gehoben" machen kann, aber ich glaube das haut nicht hin. Würdet ihr es als ein Kriterium für "gehobene" SF sehen, dass man sie auch jemandem in die Hand drücken kann der sonst nur "richtige" Literatur liest?

Teilweise vielleicht doch. Wobei gewisse Kreise noch immer ein Problem mit Genre Science Fiction haben, ausgenommen vielleicht die renommierten Dystopien (Brave New World, 1984).

Mir fällt da ein Bekannter ein (Germanist, recht konservativ in seinem Literaturgeschmack), der einen Strugatzki gelesen hatte und sofort sehr positiv über das Buch sprach. Das wäre wohl ein Musterbeispiel für eine gewisse Anwendbarkeit des von Dir genannten Kriteriums.

LG

Jakob

Austriae Est Imperare Orbi Universo


#182 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.917 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Zürich

Geschrieben 11 Februar 2014 - 15:08

Teilweise vielleicht doch. Wobei gewisse Kreise noch immer ein Problem mit Genre Science Fiction haben, ausgenommen vielleicht die renommierten Dystopien (Brave New World, 1984).


Das kommt sehr darauf an, ob man SF auf Genre-SF beschränkt oder sie weiter fasst (das, was ich als Modus bezeichnen würde). Denn wenn man sich ein bisschen umschaut, ist die zeitgenössische Literatur voll von SF. Um hier sehr wahllos ein paar Namen in die Runde zu werfen — Thomas Pynchon, Reinhard Jirgl, William Burroughs, Don DeLillo, Salman Rushdie, David Foster Wallace; das sind alles renommierte "gehobene" Autoren, in deren Werken SF-Elemente mitunter eine wichtige Rolle spielen. Sie sind aber nicht Genre-Autoren in dem Sinne, dass man ihre Bücher in der Buchhandlung unter 'Science Fiction' findet (oder sie mit Covers, wie Diboo sie mag, angeboten werden).

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

zfs40cover_klein.jpg ZFS16_Coverkleiner.jpg

  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
  • • (Film) gerade gesehen: «Suicide Squad»
  • • (Film) Neuerwerbung: Filme schaut man im Kino!

#183 martin089

martin089

    Ufonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 53 Beiträge

Geschrieben 11 Februar 2014 - 23:30

Thomas Pynchon, Reinhard Jirgl, William Burroughs, Don DeLillo, Salman Rushdie, David Foster Wallace; das sind alles renommierte "gehobene" Autoren, in deren Werken SF-Elemente mitunter eine wichtige Rolle spielen.

Ich muss gestehe dass ich keinen von denen gelesen habe (DeLillo steht auf der zu-lesen Liste in meinem Kopf). Was sind denn die SF Elemente bzw. wie werden die eingesetzt?

#184 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.917 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Zürich

Geschrieben 12 Februar 2014 - 12:03

Ich muss gestehe dass ich keinen von denen gelesen habe (DeLillo steht auf der zu-lesen Liste in meinem Kopf). Was sind denn die SF Elemente bzw. wie werden die eingesetzt?


Das lässt sich so generell nicht beantworten (wobei ich gestehen muss, dass ich DeLillo, Jirgl, Wallace ebenfalls nie gelesen habe); bei Pynchon etwa hat es in verschiedenen Romanen — in Ermangelung eines besseren Worts — "spekulative Wissenschaft"; Jirgls Nichts von euch auf Erden spielt in der Zukunft, u.a. auf Mond und Mars. Bei Burroughs kommen Ausserirdische vor etc. etc. Wohl kaum einer dieser Romane ist klassische Genre-SF, sie sind aber dennoch SF oder zumindest sehr SF-nahe (dass die postmoderne Literatur viele Verbindungen zum Cyberpunk aufweist, ist auch nichts Neues).

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

zfs40cover_klein.jpg ZFS16_Coverkleiner.jpg

  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
  • • (Film) gerade gesehen: «Suicide Squad»
  • • (Film) Neuerwerbung: Filme schaut man im Kino!

#185 Lucardus

Lucardus

    Temponaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 1.944 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 12 Februar 2014 - 18:18


Das kommt sehr darauf an, ob man SF auf Genre-SF beschränkt oder sie weiter fasst (das, was ich als Modus bezeichnen würde). Denn wenn man sich ein bisschen umschaut, ist die zeitgenössische Literatur voll von SF. Um hier sehr wahllos ein paar Namen in die Runde zu werfen — Thomas Pynchon, Reinhard Jirgl, William Burroughs, Don DeLillo, Salman Rushdie, David Foster Wallace; das sind alles renommierte "gehobene" Autoren, in deren Werken SF-Elemente mitunter eine wichtige Rolle spielen. Sie sind aber nicht Genre-Autoren in dem Sinne, dass man ihre Bücher in der Buchhandlung unter 'Science Fiction' findet (oder sie mit Covers, wie Diboo sie mag, angeboten werden).

Nicht zu vergessen Michael Chabon, er hat einen tollen Comic-affinen Roman (Kavalier & Clay) geschrieben und mit "Die Vereinigung jiddischer Polizisten" ist er auch stark ins Genre reingerutscht. Sogar Philip Roth mit "Verschwörung gegen Amerika". Das fällt allerdings eher in "alternative History".

Und wenn es wie bei Niffenegger mit "Romantik" zu tun hat, lesen sogar "normale" Frauen Romane mit Zeitreisenden ... Eingefügtes Bild
Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#186 Ming der Grausame

Ming der Grausame

    Evil Ruler of Mongo

  • Ehrenmitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 12.633 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Brüssel

Geschrieben 12 Februar 2014 - 18:28

Und wenn es wie bei Niffenegger mit "Romantik" zu tun hat, lesen sogar "normale" Frauen Romane mit Zeitreisenden ... Eingefügtes Bild

Und ich wage z.B. zu postulieren, dass die allerwenigsten, die den Montageroman Der Schwarm von Frank Schätzing gelesen haben, es als ein Werk der Science-Fiction gelesen haben, sondern viel eher als ein Öko-Thriller...
„Weisen Sie Mittelmäßigkeit wie eine Seuche zurück, verbannen Sie sie aus ihrem Leben.“

Buck Rogers

#The World from the nefarious Ming the Merciless
  • (Buch) gerade am lesen:Ian McDonald - Chaga oder das Ufer der Evolution
  • (Buch) als nächstes geplant:Ian McDonald - Narrenopfer
  • • (Buch) Neuerwerbung: Annie Jacobsen - 72 Minuten bis zur Vernichtung: Atomkrieg – ein Szenario
  • • (Film) gerade gesehen: These Final Hours
  • • (Film) als nächstes geplant: The Trouble with Being Born
  • • (Film) Neuerwerbung: Diabolik - Das Verbrechen hat einen neuen Namen

#187 Lucardus

Lucardus

    Temponaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 1.944 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 12 Februar 2014 - 19:38

Und ich wage z.B. zu postulieren, dass die allerwenigsten, die den Montageroman Der Schwarm von Frank Schätzing gelesen haben, es als ein Werk der Science-Fiction gelesen haben, sondern viel eher als ein Öko-Thriller...

Das ist kein großes Wagnis. :)
Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#188 Pogopuschel

Pogopuschel

    Temponaut

  • Fantasyguide Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 4.989 Beiträge
  • Geschlecht:unbekannt

Geschrieben 12 Februar 2014 - 21:34

Und wenn es wie bei Niffenegger mit "Romantik" zu tun hat, lesen sogar "normale" Frauen Romane mit Zeitreisenden ... Eingefügtes Bild


"Die Frau des Zeitreisenden" halte ich für eine der besten Zeitreiseromane der je geschrieben wurde

(Ja, klar, ich habe gar nicht genug davon gelesen, um mir dieses anmaßende Urteil zu erlauben. Eingefügtes Bild )

#189 Amtranik

Amtranik

    Hordenführer

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 9.452 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Harzheim/Eifel

Geschrieben 12 Februar 2014 - 22:02


"Die Frau des Zeitreisenden" halte ich für eine der besten Zeitreiseromane der je geschrieben wurde

(Ja, klar, ich habe gar nicht genug davon gelesen, um mir dieses anmaßende Urteil zu erlauben. Eingefügtes Bild )


Mir hat das Buch damals jedenfalls gut gefallen - egal ob Du das jetzt ironisch gemeint hast oder nicht.

#190 frankh

frankh

    Cybernaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIP
  • 381 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 12 Februar 2014 - 22:33

Ich habe überlegt ob man aus der Zugänglichkeit und Relevanz ein Kriterium für "gehoben" machen kann, aber ich glaube das haut nicht hin. Würdet ihr es als ein Kriterium für "gehobene" SF sehen, dass man sie auch jemandem in die Hand drücken kann der sonst nur "richtige" Literatur liest?

Früher hätte ich "ja" gesagt, aber inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher.
Wer kein Faible für das Phantastische hat, der findet auch herausragende SF-Titel absonderlich.

#191 Pogopuschel

Pogopuschel

    Temponaut

  • Fantasyguide Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 4.989 Beiträge
  • Geschlecht:unbekannt

Geschrieben 12 Februar 2014 - 23:53


Mir hat das Buch damals jedenfalls gut gefallen - egal ob Du das jetzt ironisch gemeint hast oder nicht.


Das war nicht ironisch gemeint!

#192 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.917 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Zürich

Geschrieben 13 Februar 2014 - 11:41

Ich habe überlegt ob man aus der Zugänglichkeit und Relevanz ein Kriterium für "gehoben" machen kann, aber ich glaube das haut nicht hin.


Wenn Du mit "Zugänglichkeit" das Gleiche meinst wie ich, ist das sicher kein Kriterium. Joyes Ulysses, Musils Mann ohne Eigenschaften oder Pynchons Gravity's Rainbow, um drei Schwergewichte zu nennen, sind definitiv "gehoben", Zugänglichkeit kann man ihnen aber kaum nachsagen (wobei ich das beim Mann ohne Eigenschaften für die ersten beiden Bände gleich wieder relativieren würde. Ist aber sicher eines der grossen ungelesenen wichtigen Bücher).

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

zfs40cover_klein.jpg ZFS16_Coverkleiner.jpg

  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
  • • (Film) gerade gesehen: «Suicide Squad»
  • • (Film) Neuerwerbung: Filme schaut man im Kino!

#193 martin089

martin089

    Ufonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 53 Beiträge

Geschrieben 13 Februar 2014 - 21:46

Ich dachte bei Zugänglichkeit und Relevanz daran, dass nicht nur Themen aus der SF behandelt werden. Ein Beispiel: Ein Roman wie Stross & Doctorows 'The Rapture of the Nerds' der die Singularität behandelt ist vielleicht unleserlich wenn man das Konzept nicht schon kennt . Und wenn Singularität wirklich das einzige Thema ist, dann ist der Roman vielleicht auch total irrelevant für die meisten nicht SF-fans. Ein Gegenbeispiel in puncto Relevanz wäre dann vielleicht KSR Red Mars Trilogie, wo es eben nicht nur um den Mars und Geophysik geht, sondern viel um Gesellschaft und Menschen. Aber Zugänglichkeit als Kriterium für 'gehoben' funktioniert nicht, weil ja der spezifische Zugang beim Leser vorhanden sein muss. In meinem Beispiel wäre das Kenntnis von und Interesse an der Singularität, bei Joyce' Ulysses ... keine Ahnung. Kondition? Klappt "Relevanz" als Kritierium, definiert als "wenn ich die SF spezifischen Fragen und Themen abziehe, bleibt dann noch etwas intellektuell stimulierendes übrig"?

#194 derbenutzer

derbenutzer

    Phagonaut

  • Globalmoderator++
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 4.769 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:47°04'00.0" Nord 15°26'00.0" Ost

Geschrieben 13 Februar 2014 - 23:56

[...]

Klappt "Relevanz" als Kritierium, definiert als "wenn ich die SF spezifischen Fragen und Themen abziehe, bleibt dann noch etwas intellektuell stimulierendes übrig"?

Wenn Du das so meinst, dass das Erzählte nur durch Elemente der Science Fiction möglich ist und Sinn macht: Ja. Ist mMn auch ein Kriterium.

Banales Gegenbeispiel sind bestimmte Werke der Genre-SF Abteilung Military. Viele dieser Forester-Epigonen (Hornblower ...) schreiben so eine Art Entwicklungroman (Ein Weltraum-Offizier macht seinen Weg in der Sternenflotte). Manche dieser Bücher würden, was den Kern des Geschehens angeht, genauso gut- oder schlecht funktionieren, wenn Die Handlung in einer Marine der Gegenwart oder Vergangenheit angesetzt wäre.

Austriae Est Imperare Orbi Universo



Besucher die dieses Thema lesen: 0

Mitglieder: 0, Gäste: 0, unsichtbare Mitglieder: 0