Vielleicht ist dies ein guter Moment um den Umgang mit Kritik an der eigenen schriftstellerischen Arbeit zu besprechen (hier in der Autorenecke).
Ich werde hier mal beschreiben, wie ich versuche (versuche, es klappt nicht immer) mit Kritik an meiner eigenen Arbeiten umzugehen. Ich frage mich, wie und ob ihr das anders macht, vielleicht habe ihr andere Erfahrungen erlebt.
Zur Zeit teile ich eine Geschichte in meinem Freundeskreis aus. Ich bitte meine Freunde bewusst um Kritik (sie dürfen es natürlich auch lassen). Ich frage einfach: "Sag mir doch mal, was du von der Geschichte hälst."
So, was mache ich jetzt mit diesen Antworten?
Nehmen wir mal an, jemand sagt: "Ich mochte Stelle X nicht so." (egal ob er/sie definieren kann, was nicht gefällt, oder nicht)
Dann mache ich eine gedankliche Notiz.
Wenn jetzt mehrere Leute diese Stelle ansprechen, muss ich mir bewusst werden, dass i r g e n d e t w a s faul ist bei dieser Stelle. Vielleicht kommt es im falschen Moment, vielleicht sollte ich es ganz streichen, vielleicht sollte ich es weiter erläutern, vielleicht soll eine andere Figur eine andere Handlung ausführen. Wichtig ist, dass ich weiss, dass etwas a n d e r s sein sollte.
Wenn jetzt nur eine Person diese Bemerkung macht, kann ich dies im Kopf behalten, aber als nicht so schlimm oder als "persönlichen" Geschmack verbuchen.
Nach einer längeren Zeit nehme ich dann den Text wieder hervor, habe somit einen gewissen Abstand von meiner langwierigen Arbeit gewonnen, und ich mache mich ans überarbeiten.
Als ich den Text dann fertig habe, schicke ich sie nach Verlagen, die sie vielleicht nehmen würden. Drei Monaten später habe ich dann einen schönen Sammelordner von Absagungen... Dann fängt entweder alles wieder von vorne an, oder ich versuche den Text irgendwann, irgendwie, anderswo runter zu bringen. Der Trick ist - glaube ich - dies immer wieder mit verschiedenen Texten zu machen (denn sonst arbeitet man zwanzig Jahren an einem Text).
So, das ist Punkt A ) Kritik am Schreibversuch im Anfangsstadium.
Punkt B ) ist anders. Denn Punkt B ) ist der Umgang an Kritik nach der Publikation des Textes.
Dieses Mal fragt man nicht selbst um Kritik, nein, diese Art von Kritik kriegt man serviert, ob man will oder nicht. ( Ich spekuliere hier ein bisschen, denn leider hatte ich noch nicht das Vorrecht etwas zu publizieren. Irgendetwas muss ich falsch machen... )
Doch wie reagiert man auf jene Kritik?
Man kann versuchen, sie zu ignorieren (scheint mir nicht sehr leicht).
Man kann es auch versuchen sie zu analysieren und diese Erfahrung in ein späteres Schreibprojekt einzubauen (wie: vielleicht nächstes Mal "mehr Liebe" oder "weniger Liebe").
Man kann sie auch analysieren und verwerfen ...
Man kann auch auf Kritik reagieren und versuchen zu sagen: "vielleicht versuche ich nächstes Mal was in jener Richtung" oder - "das ist Stephan Kings Stil - ich versuche eher Ken Follets Stil, aber dann mit einem Twist" - oder "ja, du hast da einen Punkt, aber ich wollte es lieber so rüberbringen".
Nnnnh, reagieren auf Kritik über einen schon publizierten Text scheint mir noch am schwierigsten, aber auch am mutigsten - denn man ist schnell in einer lebhaften Diskussion verwickelt.
Wie seht ihr die Sache?
ps. Deutsche Sprache, schwere Sprache. Es sollte im Untertitel heissen: "Was macht man als..." oder "Wie geht man mit Kritik um?" Ich konnte es als erstes Posting nicht mehr abändern oder löschen.
Deswegen lasse ich meine wichtigen Texte immer korrigieren auf Rechtschreibung und Grammatik. Im Forum nehme ich das etwas lockerer...
Bearbeitet von rockmysoul67, 04 Februar 2004 - 17:54.