79 Antworten in diesem Thema

[simifilm]

Ich bin normalerweise ja nicht ein Leser, der immer sofort den neusten Roman eines Autors liest, aber Aurora ist da für einmal eine Ausnahme. Ich habe den Roman vorbestellt und bin bereits zur Hälfte durch.

 

Bis jetzt gefällt mir das Buch sehr gut; wie immer sehr intelligent erzählte Hard-SF, die dieses Mal durch den Erzähler - das Schiff selbst - allerdings noch eine witzige und selbstreflexive Note erhält.

[simifilm]

Bin mittlerweile fast durch und sehr angetan. Der letzte Teil zieht sich zwar ein bisschen, aber insgesamt sehr lesenswert. Ist mal wieder faszinierend, wie Robinson scheinbar trockene wissenschaftlich-technische Sachverhalte in eine spannende Erzählung giessen kann.

 

In gewisser Weise ist Aurora der Gegenentwurf zu Interstellar (einem Film, den Robinson nicht zufällig für unglaublich dumm hält): Der Roman ist ein einziges grosses Plädoyer gegen die Besiedlung des Alls. Zumindest in der Logik des Buchs besteht kein Zweifel daran, dass das All für die Menschheit keine Ãœberlebensmöglichkeiten ausserhalb des Sonnensystems bereit hält (was natürlich auch eine starke politische resp. ökologische Komponente enthält: Es gibt keinen Ersatz für die Erde). Selbst wenn es erdähnliche Planeten in irgendwie erreichbarer Nähe geben sollte, nützen uns diese nichts (von den zahlreichen Problemen, die sich auf der Fahrt ergeben, ganz zu schweigen). Denn sollte es auf diesen bereits biologisches Leben geben, dann wäre dieses für Menschen, deren Organismen an die Erde angepasst sind, fast sicher tödlich; wir hätten den dortigen Erregern, Bakterien, Viren etc. nichts entgegen zu setzen. Und falls die Planeten kein biologisches Leben aufweisen, würde Terraforming viel zu lang dauern.

 

Die Tagline von Interstellar ist "Mankind was born on earth. It was never meant to die here", was eine Variation eines Zitats des russischen Raumfahrt-Pioniers Konstantin Tsiolkovsky ist: "Earth is the cradle of humanity, but one cannot live in a cradle forever." Dieses Zitat wird im Roman aufgegriffen und - im wahrsten Sinne des Wortes - heftig attackiert.

Bearbeitet von simifilm, 25 November 2016 - 09:47.

[derbenutzer]

Ich bin mittlerweile auch fast durch und darf simifilms positiver Bewertung voll zustimmen. Der Roman erscheint mir als ausgesprochen gut gelungen.

 

Zu 2312 habe ich irgendwo hier bemerkt, dass manche Leser etwas ratlos verbleiben dürften, andere hingegen hellauf begeistert das Buch genießen werden. Diesmal dürfte das auch der Fall sein.

 

Robinson lässt sich in Aurora in (für mich) wohltuender Weise Zeit, seine Geschichte auszubreiten. Wer einen Reißer erwartet, dürfte enttäuscht sein. Wer sich gerne in komplexere wissenschaftliche Aspekte vertieft, wird (reichlichst!) belohnt.

 

Damit kein Missverständnis aufkommt: Das Buch ist durchaus spannend, manchmal sogar ein echter Pageturner. Es erscheint mir ziemlich sicher, dass hier ein neuer Klassiker der Hard-SF entstanden ist ...

 

So, und jetzt geh ich ins Grüne (Biergarten) und lese weiter.  

 

LG

 

Jakob

[simifilm]

Ich bin netzmässig derzeit ziemlich eingeschränkt, deshalb nur kurz: Im Nachgang zu Aurora habe ich nun noch Heinleins Universe resp. Orphans of the Sky gelesen, was gemeinhin als erster Generation-Starship-Roman gilt (nicht der allererste, aber der erste, der wirklich für Furore sorgte). Durchaus interessant, was es da an Unterschieden und Gemeinsamkeiten gibt.

[Pogopuschel]

Ich werde noch auf die deutsche Übersetzung warten (auch wenn das noch dauert), und bin gespannt, wie es sich im Vergleich zu Stephen Baxters "Die Arche" liest, das vom Thema her sehr ähnlich gelagert zu sein scheint.

[Arkron]

KSR ist einer meiner Lieblingsautoren - für mich war es ein klares 5-Sterne Buch. Hier ist mein Review.

Mit Baxters Buch kann ich es leider nicht vergleichen, das kenne ich nicht.

[derbenutzer]

KSR ist einer meiner Lieblingsautoren - für mich war es ein klares 5-Sterne Buch. Hier ist mein Review.

Mit Baxters Buch kann ich es leider nicht vergleichen, das kenne ich nicht.

Eine sehr lesenswerte Rezension, Arkron. Danke für den Link.

 

Ich bin da ziemlich auf Deiner Linie. Aurora ist ganz sicher eines meiner angenehmsten Leseerlebnisse der letzten Jahre, und das obwohl (gerade in letzter Zeit) so einiges an feinen Sachen erschienen ist.

 

Da ist, siehe meine Wortmeldung oben, ein neuer Klassiker entstanden. Deine Rezension war nebenbei bemerkt ein guter Anlass, endlich wieder nachzusehen, was so an neuen Besprechungen vorhanden ist. Ich klappere gerade bei Aurora schon seit dem Erscheinen zumindest die interessanteren Publikationen dazu ab.

 

Gerade bei Kim Stanley Robinson finde ich oft auffällig divergierende Meinungen von Rezensenten, die sich im Genre durchaus gut auskennen und (auch daher) nicht etwa (nur) nach persönlichen Vorlieben urteilen. Warum? Das werde ich ausformulieren, wenn ich mich noch mehr mit dem Autor beschäftigt haben werde ... .

 

LG

 

Jakob

[Jakob]

So, ich sitze jetzt an der Übersetzung - und komme wie bei bisher jeder Robinson-Übersetzung ordentlich ins Schwitzen, wenn es um die Details geht. Da werden demnächst wieder viele E-Mails an Freunde und Bekannte rausgehauen, die mir helfen müssen ...

Aber (auch etwas, das bisher auf jede Robinson-Übersetzung zutrifft) - ich habe gewaltige Freude an diesem Buch. Wobei es bei mir seine Figuren sind, die mich wirklich packen - immer ein wenig verschroben, absolut glaubwürdig, und bei Aurora sind vor allem die raschen Wandlungen interessant, die Freya und Euan auf den ersten 150 Seiten durchmachen. Wobei ich mir gar nicht so sicher bin, ob ich von Wandlungen sprechen würde - eher ist es so, dass unterschiedliche Situationen ganz unterschiedliche Aspekte ihrer jeweiligen Persönlichkeit zum Vorschein bringen.

Inzwischen gab es auch schon eine Szene, wo ich mir bei der Arbeit die eine oder andere Träne nicht verkniffen habe - das kann Robinson halt auch, Emotionen ansprechen, ohne ins Kitschige zu kippen. Kitsch gibt es allenfalls manchmal bei Landschaftsbeschreibungen, aber wenn es um die menschlichen Beziehungen geht, wahrt Robinson für mein Gefühl in den entscheidenden Momenten eine erzählerische Nüchternheit, die mehr Wucht hat als großes Getue.

 

Mann, manchmal bin ich echt so froh über meine Arbeit!

[lapismont]

Lad ihn doch mal ins Otherland ein!

[Jakob]

Ich habe schon Andeutungen fallen gelassen, dass er sich melden soll, falls es ihn mal auf diesen Kontinent verschlägt ...

[simifilm]

Ich habe schon Andeutungen fallen gelassen, dass er sich melden soll, falls es ihn mal auf diesen Kontinent verschlägt ...

 

Er kommt lieber in die Schweiz als nach Deutschland. Allerdings hat mein Versuch, ihn für diesen Herbst nach Zürich zu locken, nicht geklappt.

[lapismont]

Er kommt lieber in die Schweiz als nach Deutschland. Allerdings hat mein Versuch, ihn für diesen Herbst nach Zürich zu locken, nicht geklappt.

Das Otherland ist ein ganz anderes Land!

[Pogopuschel]

Mann, manchmal bin ich echt so froh über meine Arbeit!

 

Geht mir mit meiner aktuellen SF-Ãœbersetzung auch so. Und jetzt freue ich mich noch mehr auf deine Ãœbersetzung von "Aurora"

[Amtranik]

So, ich sitze jetzt an der Übersetzung - und komme wie bei bisher jeder Robinson-Übersetzung ordentlich ins Schwitzen, wenn es um die Details geht. Da werden demnächst wieder viele E-Mails an Freunde und Bekannte rausgehauen, die mir helfen müssen ...

Aber (auch etwas, das bisher auf jede Robinson-Übersetzung zutrifft) - ich habe gewaltige Freude an diesem Buch. Wobei es bei mir seine Figuren sind, die mich wirklich packen - immer ein wenig verschroben, absolut glaubwürdig, und bei Aurora sind vor allem die raschen Wandlungen interessant, die Freya und Euan auf den ersten 150 Seiten durchmachen. Wobei ich mir gar nicht so sicher bin, ob ich von Wandlungen sprechen würde - eher ist es so, dass unterschiedliche Situationen ganz unterschiedliche Aspekte ihrer jeweiligen Persönlichkeit zum Vorschein bringen.

Inzwischen gab es auch schon eine Szene, wo ich mir bei der Arbeit die eine oder andere Träne nicht verkniffen habe - das kann Robinson halt auch, Emotionen ansprechen, ohne ins Kitschige zu kippen. Kitsch gibt es allenfalls manchmal bei Landschaftsbeschreibungen, aber wenn es um die menschlichen Beziehungen geht, wahrt Robinson für mein Gefühl in den entscheidenden Momenten eine erzählerische Nüchternheit, die mehr Wucht hat als großes Getue.

 

Mann, manchmal bin ich echt so froh über meine Arbeit!

 

 

Ich freue mich schon auf den Roman.

[simifilm]

Eine etwas ungewöhnliche Bitte an die, die den Roman in der englischen Ausgabe besitzen: Ich bin gerade dabei, einen Artikel zu Aurora zu beenden. Da ich den Roman auf dem iPad gelesen habe, ich für die Zitate aber lieber die Seitenzahlen der Printausgabe angeben würde, wäre ich froh, wenn ich jemandem die Zitate (knapp ein Dutzend) schicken könnte (natürlich mit Angaben in welchem Kapitel), damit er/sie mir dann die genauen Seitenzahlen schicken kann.

 

Antworten bitte per PN.

 

EDIT: Hat sich erledigt.

Bearbeitet von simifilm, 24 Juni 2016 - 08:14.

[Wrong]

Ich erwarte den Roman, in der Ãœbersetzung von unserem Mitleser Jakob, auch mit großer Spannung. 

 

"2312" war für mich der Höhepunkt 2013.  Seit dem Roman lese ich Science-Fiction anders. War ich früher fantastisch `mal hier und `mal da unterwegs, habe ich 

 

seitdem mein Genre gefunden. 

[Martin Walter]

Kim Stanley Robinson ist ein großartiger Autor! Die Mars-Trilogie war, soweit ich mich erinnere, meine erste Hard Science Fiction Begegnung überhaupt. Das Epos hat mich so gefesselt, dass ich seither nichts außer Hard SF mehr lese. Auch "die eisigen Säulen des Pluto" war sehr interessant und gut geschrieben. 2312 fand ich jedoch ziemlich schwach (aber besser als "Goldküste"). Ich kann mich zumindest bei beiden nicht mehr richtig an die Handlung erinnern und das sagt mir, dass es (für mich) wohl nicht so besonders war 

 

Aurora hört sich auf jeden Fall sehr vielversprechend an und kommt auf meine Wunschliste. Und du bist also der (einer der?) Übersetzer, Jakob? Das ist ja cool! Dann weiterhin viel Erfolg damit!

Steht denn schon fest, wann es das Buch auf Deutsch zu kaufen gibt?

[Amtranik]

Steht denn schon fest, wann es das Buch auf Deutsch zu kaufen gibt?

Es erscheint am 14. November

[Martin Walter]

Super, vielen Dank Amtranik! Ist notiert.    Falls ihr hier eine Leserunde dazu plant, wäre ich gerne dabei. 

[Wrong]

Für alle, die auch schon die Minuten bis Montag (Aurora-Tag) zählen , hier noch eine vielleicht für manche interessante Vernetzung von unserem Mituser Simifilm:

 

 

 

 

http://www.utopia201...rdwissenschaft/

 

 

Gruß Wrong

 

P.S. Ich wäre bei einer Leserunde gerne dabei.

Bearbeitet von Wrong, 07 November 2016 - 19:09.

[derbenutzer]

Für alle, die auch schon die Minuten bis Montag (Aurora-Tag) zählen , hier noch eine vielleicht für manche interessante Vernetzung von unserem Mituser Simifilm:

 

 

 

 

http://www.utopia201...rdwissenschaft/

 

 

Gruß Wrong

 

P.S. Ich wäre bei einer Leserunde gerne dabei.

Zu Leserunde: ich wäre auch dabei.

 

An alle: besteht bitte Interesse?

[Amtranik]

Ich werde das auf jeden Fall lesen - käme auf den Termin.

[Selma die Sterbliche]

Die aktuelle Leserunde hat doch erst begonnen... und bislang haben nur wenige das besprochene Buch (Lagune) bereits "durch". Ich schon, klar, null Problemo... Fifty ways to get "on topic" - hätte nie gedacht, dass ich noch mal beginne, Bücher zu KAUFEN. SFN bessert mein Verhalten!

[simifilm]

Noch ein später Hinweis: In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Fantastikforschung ist eine ausführliche Rezension von Aurora sowie ein Interview mit Robinson drin. Ich werde den Artikel in nicht allzu ferner Zukunft online stellen.

[derbenutzer]

Mittlerweile (14.11. 2016) ist die Übersetzung von Aurora (Übers. Jakob Schmidt) bei Heyne verfügbar. Wer hineinschnuppern möchte: bei z.B. Weltbild ist die Leseprobe deutlich länger als bei Amazon.

 

LG

 

Jakob

[Selma die Sterbliche]

... die "farbiger Mars"-Romane habe ich, glaube ich, vor etlicher Zeit bereits gelesen... nicht immer leicht, sich zu erinnern bei der Masse. "Aurora" wäre dann die Vorgeschichte?

[simifilm]

... die "farbiger Mars"-Romane habe ich, glaube ich, vor etlicher Zeit bereits gelesen... nicht immer leicht, sich zu erinnern bei der Masse. "Aurora" wäre dann die Vorgeschichte?

 

Aurora hat nichts mit der Mars-Trilogie zu tun. Es gibt eine Verbindung zu 2312 (das ich noch nicht gelesen habe); in diesem ist meines Wissens am Rande mal von einem (mehreren?) Generationenschiff die Rede, und Aurora erzählt nun dessen Geschichte. Das war's dann aber schon mit der Verbindung. Aurora ist eigenständig und abgeschlossen.

[Selma die Sterbliche]

Wenn es in die Bibliothek kommt, lese ich es! Die Idee entstand, weil Weltbild die Bücher offensichtlich zusammen bewirbt.

[Wrong]

Ich habe den Roman gerade beendet und bin schlichtweg überwältigt. "Aurora" ist meiner Meinung nach noch stärker als "2312" und "Roter Mars".

 

Sicherlich wird es wieder viele Leser geben, die Robinson Redundanz und Monotonie vorwerfen.

Ich bin mittlerweile aber der Ansicht, dass der Autor auf diesem Wege versucht, die Eintönigkeit fremder Planeten und den nicht abzusehenden Prozess des Terraformings zu verstärken.

 

Den Spannungsbogen hält Robinson immer wieder durch knappes Zusammenfassen der Handlung hoch und rafft viel mehr als ich erwartete.

 

Devi und Freya sind charmante und v.a. interressante Figuren, aber der Beste ist Badim und natürlich "wir". Mein Lesehöhepunkt seit Jahren .

Bearbeitet von Wrong, 25 November 2016 - 09:01.