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Wie man schreibt


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55 Antworten in diesem Thema

#1 Gast_Andreas Brandhorst_*

Gast_Andreas Brandhorst_*
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Geschrieben 16 November 2015 - 07:07

Auf meiner Webseite http://andreasbrandhorst.de/ bringe ich in unregelmäßigen Abständen in den News eine Rubrik »Wie man schreibt †¦« Dort berichte ich von meinen Erfahrungen als Autor, gebe Einblick in meine Arbeit und Tipps, wie man schreibt. Heute habe ich den ersten Beitrag gepostet.

 

Beste Grüße

Andreas



#2 Valerie J. Long

Valerie J. Long

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Geschrieben 16 November 2015 - 07:45

Danke! Ich freue mich schon auf die Fortsetzungen.

 

Den zentralen Punkt ("Schreiben Sie!") kann ich nur bestätigen. Man muss und man kann sich daran gewöhnen.



#3 Diboo

Diboo

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Geschrieben 16 November 2015 - 08:48

Disziplin ist alles. Ohne Disziplin ist alles nichts.


"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

Mein Blog
 


#4 Ender

Ender

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Geschrieben 16 November 2015 - 12:56

Disziplin ist alles.

Mist, ich bin raus...



#5 Nadine

Nadine

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Geschrieben 16 November 2015 - 14:12

Du nimmst mir die Worte aus dem Mund, Ender. Seit 30 Jahren versuche ich es mit der Hoffnung auf plötzlich herniederregnendes Genie und den ultimativen Flow, der mich momentalang durch den Roman trägt. Und jetzt soll das alles noch viel einfacher sein? :bigcry:

 

:bighlaugh:


Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#6 Nadine

Nadine

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Geschrieben 16 November 2015 - 14:25

Die Kolumne gefällt mir übrigens auch und natürlich besonders das Notizbuch. Am schönsten sind ja immre die Sachen, die man sich im Dunkeln aufschreibt, um niemanden zu wecken ...


Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#7 Frank Lauenroth

Frank Lauenroth

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Geschrieben 19 November 2015 - 09:57

Jeden Tag 2 Seiten. Zumindest Mo - Fr.

Das sind 10 Seiten die Woche. Bei 52 Wochen...

Ist gar nicht so schwer  ;)


 In memoriam Michael Szameit / Christian Weis / Alfred Kruse / Rico Gehrke                                                          : Aktuelle Projekte und neue Veröffentlichungen :                                                'Gleich' ist der Tod des kleinen Mannes.


#8 Naut

Naut

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Geschrieben 19 November 2015 - 16:27

Ich hatte mal ein orangefarbenes Notizbuch. Sollte ich vielleicht reaktivieren. Oder einfach Evernote nehmen. Und ja: Das Wichtigste beim Schreiben ist das Schreiben. Bei mir sind das 10000 Zeichen pro Tag, sonst würde ich nie einen Roman fertigstellen.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#9 Frank

Frank

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Geschrieben 19 November 2015 - 16:52

400 Zeichen - alle 2,3-Tage ;)


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#10 Gast_Andreas Brandhorst_*

Gast_Andreas Brandhorst_*
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Geschrieben 21 November 2015 - 07:07

Jeden Tag 2 Seiten. Zumindest Mo - Fr.

Das sind 10 Seiten die Woche. Bei 52 Wochen...

Ist gar nicht so schwer  ;)

 

Stimmt. Das Ergebnis ist ein Roman pro Jahr. Das Stichwort heißt Kontinuität. (Meine Empfehlung lautet: Jeden Tag schreiben, ein bisschen. Samstag, Sonntag, Feiertag, spielt keine Rolle. Jeder Tag zählt, jeder Tag bringt einen dem Ziel näher.)

 

Beste Grüße

Andreas



#11 Frank

Frank

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Geschrieben 21 November 2015 - 10:32

Das Stichwort heißt Kontinuität.

 

Das stimmt total. Nur kann  - und hier mein Kontra - diese Kontinuität auch darin bestehen, sich mit (s)einer Geschichte auseinanderzusetzen; zu recherchieren - oder in Ruhe drüber nachzudenken. Dieses: "Ich schaffe 12.000 Zeichen pro Tag; wie lang ist deiner?^^" steht nur bedingt für literarische Qualität, sofern man sie denn anstrebt:

 

 

JNF: Man hat das untersucht und herausgefunden, dass die erfolgreichsten Autoren diejenigen sind, die am meisten schreiben. Das ist am allerwichtigsten beim Schreiben - nicht Talent, Ausbildung, Genialität oder so etwas. Das Wichtigste ist, dass Sie Ausdauer haben und viel schreiben. Die erfolgreichsten Schriftsteller sind die hunderte und noch mal hunderte von Seiten rausgehauen haben. Das ist meine Erkenntnis: Diejenigen, die am meisten schreiben, sind die erfolgreichsten.

http://bildungsklick...heit-unheilbar/


Bearbeitet von Frank, 21 November 2015 - 10:33.

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#12 Gast_Andreas Brandhorst_*

Gast_Andreas Brandhorst_*
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Geschrieben 22 November 2015 - 07:22

Das stimmt total. Nur kann  - und hier mein Kontra - diese Kontinuität auch darin bestehen, sich mit (s)einer Geschichte auseinanderzusetzen; zu recherchieren - oder in Ruhe drüber nachzudenken. Dieses: "Ich schaffe 12.000 Zeichen pro Tag; wie lang ist deiner?^^" steht nur bedingt für literarische Qualität, sofern man sie denn anstrebt:

 

 

http://bildungsklick...heit-unheilbar/

 

Die besten Autoren sind natürlich nicht unbedingt jene, die am meisten schreiben oder besonders viel "raushauen", aber kontinuierliches Schreiben bedeutet ständigen Umgang mit dem eigenen Handwerkszeug, ständiges "Autorendenken", und das hilft - nach meiner Erfahrung - ungemein. Übrigens: Zu einer der Hürden beim Schreiben kann der eigene Qualitätsanspruch werden, nämlich dann, wenn man so lange an einzelnen Sätzen feilt, dass keine anderen Sätze hinzukommen. Überarbeiten kann man (muss man) später immer noch.  ;)

 

Beste Grüße

Andreas



#13 Valerie J. Long

Valerie J. Long

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Geschrieben 22 November 2015 - 16:54

Kontinuität bedeutet für mich, meinen Stammlesern jeden Tag ein neues Kapitel zu präsentieren, und das seit fast neun Jahren. Im Schnitt komme ich auf über 1.000 Worte pro Tag.

Ohne eine gewisse Disziplin geht das nicht, aber zum Dogma mache ich die Schreiberei auch nicht - wenn ich mal ein ganzes Wochenende der Tastatur fernbleibe, habe ich kein schlechtes Gewissen.



#14 frankh

frankh

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Geschrieben 22 November 2015 - 17:51

Die besten Autoren sind natürlich nicht unbedingt jene, die am meisten schreiben oder besonders viel "raushauen", aber kontinuierliches Schreiben bedeutet ständigen Umgang mit dem eigenen Handwerkszeug, ständiges "Autorendenken", und das hilft - nach meiner Erfahrung - ungemein. Übrigens: Zu einer der Hürden beim Schreiben kann der eigene Qualitätsanspruch werden, nämlich dann, wenn man so lange an einzelnen Sätzen feilt, dass keine anderen Sätze hinzukommen. Überarbeiten kann man (muss man) später immer noch.  ;)

 

Beste Grüße

Andreas

Ja, das mit den nicht dazukommenden Sätzen kenne ziemlich gut. ;)

Um das ein wenig zu umgehen, habe ich mir angewöhnt, erst mit der Hand in ein Heft zu schreiben und es abends abzutippen. Ist zwar umständlich, aber man bleibt nicht so oft hängen.

 

Gruß

Frank W.



#15 Bernard

Bernard

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Geschrieben 22 November 2015 - 18:16

kontinuierliches Schreiben bedeutet ständigen Umgang mit dem eigenen Handwerkszeug, ständiges "Autorendenken", und das hilft - nach meiner Erfahrung - ungemein.

Das glaube ich auch. Unter diesem Aspekt halte ich es sogar für egal, was man schreibt - Hauptsache, man tut es.

Ich habe auch den Eindruck, dass sich die Entwicklung in Quantensprüngen vollzieht. Also nicht unbedingt linear zur Anzahl der geschriebenen Seiten - stattdessen empfinde ich es so, dass ich eine geraume Zeit auf einem "Plateau" mit nur geringem qualitativen Fortschritt unterwegs bin, und dann macht es "Klick" und ich sehe viele Dinge aus einer anderen Warte.


www.bernardcraw.net
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#16 Naut

Naut

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Geschrieben 22 November 2015 - 20:01

Valerie, ein Kapitel mit 1000 Worten komt mir kurz vor. Bei mir ist das eher eine Szene, oder? Bernhard, ich denke, Schreiben hängt, ähnlich wie Malen, stark von der Wahrnehmung, der Fähigkeit zur Beobachtung ab. Dadurch ergeben sich solche Quantensprünge oft als Fortentwicklung der Wahrnehmung (oder ihren Ausdrucks).
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#17 Gast_Andreas Brandhorst_*

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Geschrieben 23 November 2015 - 07:14

Das glaube ich auch. Unter diesem Aspekt halte ich es sogar für egal, was man schreibt - Hauptsache, man tut es.

Ich habe auch den Eindruck, dass sich die Entwicklung in Quantensprüngen vollzieht. Also nicht unbedingt linear zur Anzahl der geschriebenen Seiten - stattdessen empfinde ich es so, dass ich eine geraume Zeit auf einem "Plateau" mit nur geringem qualitativen Fortschritt unterwegs bin, und dann macht es "Klick" und ich sehe viele Dinge aus einer anderen Warte.

 

Ich denke, es es die ständige Beschäftigung mit dem Schreiben - das "Autorendenken", wie ich es gern nenne -, die einem neue Blickwinkel eröffnet, und ja, dann kann es durchaus zu "Quantensprüngen" kommen. Sie sind das fühlbare Ergebnis der eigenen Weiterentwicklung durch das Schreiben.

 

Beste Grüße

Andreas



#18 Valerie J. Long

Valerie J. Long

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Geschrieben 23 November 2015 - 08:57

Valerie, ein Kapitel mit 1000 Worten komt mir kurz vor. Bei mir ist das eher eine Szene, oder?

 

Der Begriff "Szene" trifft es vielleicht wirklich besser. Es ist auch nur ein Durchschnittswert.

___

 

Die Schreiberei und die Beschäftigung damit - und auch Lektorate und Korrektorate - haben mir sehr viele neue Einblicke ins Schreiben gegeben. Manche Dinge, die ich anfangs nur unbewusst und vermutlich beeinflusst durch häufiges, regelmäßiges Lesen anderer Geschichten richtig hingekriegt habe, kann ich jetzt bewusst richtig und noch besser machen, sei es Erzählperspektive, sei es "Show, don't tell" und die Vermeidung von Infodumping, sei es die Gestaltung von Dialogen.

Ich maße mir nicht an, damit fertig zu sein - ich glaube, diesen Endzustand gibt es nicht - aber die Entwicklung kann ich in meinen eigenen Werken erkennen.

Meine älteren Werke sind für mich gut, wie sie sind, auch wenn ich sie heute anders schreiben würde. Ich bin überzeugt, dass es mir nicht geholfen hätte, stattdessen dasselbe Buch dreiundzwanzig Mal zu schreiben. Davon wäre ich nicht besser geworden, und davon hätte auch meine Geschichte nicht profitiert. Nein, da halte ich es mit Heinleins Regel: You shall not rewrite, except on editorial order.



#19 Nadine

Nadine

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Geschrieben 23 November 2015 - 10:19

Bernhard, ich denke, Schreiben hängt, ähnlich wie Malen, stark von der Wahrnehmung, der Fähigkeit zur Beobachtung ab. Dadurch ergeben sich solche Quantensprünge oft als Fortentwicklung der Wahrnehmung (oder ihren Ausdrucks).

 

Da hake ich nochmal ein und unterstütze Valeries Worte zum Lektorat. Trotz allen Schreibens haben mich die ersten professionellen Lektorate Meilenweit weiter gebracht. Neben Übung, Disziplin und Talent profitiert jedes Handwerk davon, wenn man von Besseren lernt und/oder gelehrt wird. Ich kenne viele gute Zeichnerinnen und bei vielen merkt man, dass der letzte Schliff durch ein paar Jahre intensiver Betreuung und Beschäftigung mit dem Malen herausgekommen wäre. (Eine Bekannte war auf mehreren Kunsthochschulen/Grafikschulen in ganz Europa und man sieht diese Entwicklung sehr positiv in ihrem Schaffen).


Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#20 Gast_Andreas Brandhorst_*

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Geschrieben 24 November 2015 - 07:14

Der Begriff "Szene" trifft es vielleicht wirklich besser. Es ist auch nur ein Durchschnittswert.

___

 

Die Schreiberei und die Beschäftigung damit - und auch Lektorate und Korrektorate - haben mir sehr viele neue Einblicke ins Schreiben gegeben. Manche Dinge, die ich anfangs nur unbewusst und vermutlich beeinflusst durch häufiges, regelmäßiges Lesen anderer Geschichten richtig hingekriegt habe, kann ich jetzt bewusst richtig und noch besser machen, sei es Erzählperspektive, sei es "Show, don't tell" und die Vermeidung von Infodumping, sei es die Gestaltung von Dialogen.

Ich maße mir nicht an, damit fertig zu sein - ich glaube, diesen Endzustand gibt es nicht - aber die Entwicklung kann ich in meinen eigenen Werken erkennen.

Meine älteren Werke sind für mich gut, wie sie sind, auch wenn ich sie heute anders schreiben würde. Ich bin überzeugt, dass es mir nicht geholfen hätte, stattdessen dasselbe Buch dreiundzwanzig Mal zu schreiben. Davon wäre ich nicht besser geworden, und davon hätte auch meine Geschichte nicht profitiert. Nein, da halte ich es mit Heinleins Regel: You shall not rewrite, except on editorial order.

 

Beim (sorgfältigen, professionellen) Lektorat hast du zweifellos recht; da kann man ziemlich viel lernen, vor allem in Hinsicht auf den Stil, weniger in Bezug auf Struktur und Dramaturgie. Widersprechen muss ich dir beim "rewrite", wenn damit gründliches Überarbeiten gemeint ist, denn: Die erste Fassung ist nie die beste. Wenn man ein wenig Abstand gewinnt und sich den eigenen Text dann noch einmal vornimmt, erkennt man viele verbesserungswürdige Stellen. Ich versuche, gleich zu Anfang so sorgfältig wie möglich zu schreiben; trotzdem kommt es regelmäßig vor, dass ich bei der ersten und zweiten Überarbeitung ganze Kapitel umschreibe, manchmal sogar ganz neu gestalte (rewrite), wie gerade geschehen bei "Omni", meinem nächsten Projekt für Piper.

 

Übrigens: Morgen kommt der zweite Teil von "Wie man schreibt ..." auf meiner Webseite.

 

Beste Grüße

Andreas



#21 Naut

Naut

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Geschrieben 24 November 2015 - 08:03

Widersprechen muss ich dir beim "rewrite", wenn damit gründliches Überarbeiten gemeint ist, denn: Die erste Fassung ist nie die beste.

Hier wage ich, erneut zu widersprechen. Valerie und ich mögen verglichen mit Dir kleine Fische sein (ich natürlich noch mehr als Valerie), aber ich denke, dass die Frage "Überarbeiten oder nicht" nur höchst individuell beantwortet werden kann.

 

Es gibt Autoren, die zwei, drei oder zehn (wie der Hebben :) ) mal überarbeiten und dabei ihren Text stetig verbessern.

Bei mir geschieht das erfahrungsgemäß selten. Es mag sein, dass ich eine Szene ganz weglasse oder ersetze, oft füge ich in Szenen zusätzliche Beschreibungen ein, wenn ich merke, dass manches noch schwammig ist. Aber richtiges Neuschreiben bringt bei mir fast nie etwas. Ich habe das einmal ausprobiert, indem ich eine Novelle vier mal neu geschrieben habe. Sie ist von mal zu mal schlechter geworden :)


Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#22 Valerie J. Long

Valerie J. Long

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Geschrieben 24 November 2015 - 08:20

(...)

Widersprechen muss ich dir beim "rewrite", wenn damit gründliches Überarbeiten gemeint ist, denn: Die erste Fassung ist nie die beste. Wenn man ein wenig Abstand gewinnt und sich den eigenen Text dann noch einmal vornimmt, erkennt man viele verbesserungswürdige Stellen. Ich versuche, gleich zu Anfang so sorgfältig wie möglich zu schreiben; trotzdem kommt es regelmäßig vor, dass ich bei der ersten und zweiten Überarbeitung ganze Kapitel umschreibe, manchmal sogar ganz neu gestalte (rewrite),

(...)

 

Ich kann nur raten, was Heinlein gemeint hat.

 

Ich habe bisher sehr selten Anlass gesehen, eine Szene komplett umzuschreiben. An Schlüsselstellen brauche ich eventuell mal einen zweiten Anlauf, wenn der Spannungsbogen einfach nicht stimmt, aber meist sind es nur Kleinigkeiten, an denen ich feile. Es geht aber auch mir so, dass ein wenig Abstand hilft, solche Stellen zu finden.

 

Ich habe ohnehin meine ganz eigene Methode der Reifung: Jedes Buch bleibt nach der Fertigstellung und einem Korrekturdurchgang erst einmal ein paar Monate liegen, und dann stelle ich es Szene für Szene dem kleinen Kreis meiner Stammleser vor. Wie oben erwähnt: ein "Kapitel" pro Tag, wie bei Fortsetzungsromanen in Tageszeitungen. Unmittelbar vor dem Posten bügle ich kleine Unebenheiten aus, und dann lese ich ein paar Abschnitte weiter, ob der Erzählfluss auch stimmt. Der zeitliche Abstand hilft mir dabei sehr. Umgekehrt verlange ich von mir selbst, zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie irgend möglich zu sein, schließlich will ich meinen Lesern etwas bieten - d.h., ich versuche immer, "druckreif" zu schreiben (auch eine Methode zur Selbstdisziplinierung).

Wenn es trotzdem immer noch Tippfehler, Unklarheiten oder gar einen Logikfehler gibt, weisen meine Leser mich darauf hin. So etwas kommt vor.

 

Ein paar Monate später ist die letzte Szene raus. Nun wird die Geschichte durchkorrigiert, und dann bekommen einige Betaleser noch einmal das Gesamtwerk. Wieder bekomme ich nützliche Hinweise, und erst danach kommen die finalen Schritte (Lektorieren, Korrigieren, Formatieren) zur Publikation. Bis dahin liegt das Schreiben oft mehr als ein Jahr zurück.

 

Dies ist dann auch die Fassung für meine Übersetzung ins Englische.

 

Insgesamt stimme ich Naut zu: Jeder muss seinen individuellen Weg finden.



#23 Valerie J. Long

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Geschrieben 24 November 2015 - 08:39

Noch ein Gedanke, der mir hier gerade kommt: Wie sieht das eigentlich beim Schreiben eines Perry Rhodan-Romans mit dem "rewrite" aus?



#24 Bernard

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Geschrieben 24 November 2015 - 08:52

Noch ein Gedanke, der mir hier gerade kommt: Wie sieht das eigentlich beim Schreiben eines Perry Rhodan-Romans mit dem "rewrite" aus?

In meinem Fall nicht anders als bei meinen anderen Romanen auch. Es kommt schon einmal vor, dass ich während meiner eigenen Überarbeitungen eine Szene ergänze, streiche oder fundamental umstelle, wobei das Einzelfälle sind. Im Großen und Ganzen versuche ich, den Text insgesamt auf ein höheres Niveau zu heben.

Das Lektorat ist bei PERRY RHODAN (und NEO) mehrstufig, in der Regel nimmt die Intensität der Änderungswünsche von Stufe zu Stufe ab. In der ersten Stufe wurde einmal ein zusätzlicher Prolog/ein anderer Einstieg gewünscht, ein anderes Mal eine radikale Kürzung des Einstiegskapitels. Meist geht es aber um isolierte Änderungen - tausend Kleinigkeiten eben.


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#25 Frank

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Geschrieben 24 November 2015 - 14:13

Es gibt Autoren, die zwei, drei oder zehn (wie der Hebben :) ) mal überarbeiten und dabei ihren Text stetig verbessern

 

Direkt am Tag, nicht Wochen später. Und als wäre das nicht schon furchtbar genug^^, halte ich es wie Hemingway:

 

The best way is to read it all every day from the start, correcting as you go along, then go on from where you stopped the day before. When it gets so long that you can†™t do this every day read back two or three chapters each day; then each week read it all from the start. That†™s how you make it all of one piece.  

http://www.opencultu...te_fiction.html Habe aber auch keine Abgabetermine. ;)


Bearbeitet von Frank, 24 November 2015 - 14:16.

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#26 Gast_Andreas Brandhorst_*

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Geschrieben 25 November 2015 - 07:21

 Mein 2. Beitrag in der Rubrik »Wie man schreibt †¦« ist jetzt auf meiner Webseite online.

 

Beste Grüße

Andreas



#27 Valerie J. Long

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Geschrieben 25 November 2015 - 08:18

Wieder interessant, danke sehr!

 

Ich bevorzuge eine Mischung aus beidem, Planung und Bauch: Ich plane die Bühne, das Umfeld, die Motivation der Story, und dann erlaube ich meinen Protagonisten, in diesem Rahmen zu agieren, so wie in einem Rollenspiel. Die Methode mag Nachteile haben, aber sie hat auch einen Vorteil: Sie lässt meine Figuren "richtig" handeln. Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass meine Heldin auf ein Logikloch stößt und mir klarmacht, dass sie so etwas Blödes nie tun würde - dann muss ich mir überlegen, was das für die Handlung und den Ausgang der Geschichte bedeutet. Wenn die Planung fehlerhaft war, nimmt die Geschichte eben eine andere Wendung und hat einen anderen Ausgang. Und wenn dadurch der Spannungsbogen leidet - tja, dann muss ich von vorn anfangen.

 

Aus meiner Sicht muss die Spannung nicht nur in einem einzigen Bogen verlaufen, sondern darf Unterschwingungen zeigen. Ist es wirklich so schlimm, mehr als einen Cliffhanger in einem Thriller zu haben?

 

Ist der Buchbau wirklich ein Mauerbau? Geradlinig, schlicht, langweilig? Oder mehr wie eine gewagte Spannbetonkonstruktion, bei der Architekten und Baumeister nichts dem Zufall überlassen dürfen? Darf man auf die Bühne steigen und abrocken, oder muss man streng vom Blatt spielen? Geht es darum, eine Fassade zu streichen, oder um ein Bild, das den Betrachter in seinen Bann zieht? (Wobei auch Künstler wie Rembrandt oder Vermeer sehr präzise gearbeitet haben.)

Wohlgemerkt: Wenn ich über Kunst und Kreativität rede, meine ich nicht Schmierereien.

 

Darf man "Planung" und "Bauch" überhaupt als strenge Gegensätze sehen? Bei mir ist es so, dass ich eine Struktur im Kopf habe (also im "Bauch"), die ich nach und nach ausgestalte und niederschreibe. Die Planung ist da, aber sie reicht anfangs nicht bis ins letzte Detail, und sie ist nicht niedergeschrieben.

 

Das ist vergleichbar mit dem, was ich auch im Projektgeschäft mache: Eine Top-Down-Planung von groben Meilensteinen zu Phasen, Zyklen, Einzelterminen, und nach und nach Bottom-Up angepasst an den aktuellen Fortschritt und an die äußeren Einflüsse. Niemand plant die Krankheit seiner Ressourcen ein Jahr im Voraus ein. Das ist der Stand der Kunst: Vom Groben ins Feine.


Bearbeitet von Valerie J. Long, 25 November 2015 - 08:31.
Ergänzung


#28 Diboo

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Geschrieben 25 November 2015 - 10:18

Ich plane nicht. Das bedeutet am Ende eines Manuskripts oft ein Haufen Retro-Engineering. Ist auch lästig manchmal.


"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
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#29 Naut

Naut

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Geschrieben 25 November 2015 - 11:14

Es gibt ja auch eine Reihe von Mittelwegen. Ich z.B. schreibe einen Szenenplan (~1 Satz pro Szene), generiere Personen und Orte aber meist "on the fly".

Es ist allerdings extrem nützlich, nebenbei Dossiers für diese zu erstellen und zu ergänzen, damit man nicht immer mit der Suchfunktion nachsehen muss, wie die denn nun mit Nachnamen heißen oder welche Farbe die Sonne hat.


Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#30 Gast_Andreas Brandhorst_*

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Geschrieben 26 November 2015 - 09:17

Es gibt ja auch eine Reihe von Mittelwegen...

...

 

Stimmt. Ich erinnere mich, dass ich vor 40 Jahen meine ersten Heftromane allein mit "Bauchgefühl" geschrieben habe. Später wurde mir klar, wie viel man dabei Zufall und Glück überlässt, zwei Verbündeten, die nicht immer sehr zuverlässig sind. Daraufhin habe ich begonnen zu planen, und heute, bei Manuskripten um die 650-700 Seiten, geht ohne sorgfältige Planung gar nichts. Was nicht bedeutet, dass sich zwischendurch, auf halber Strecke, nicht ab und zu Bauchgefühl und Instinkt zurückmelden.

 

Beste Grüße

Andreas




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