Eher zufällig bin ich gestern an meinem ersten Con, dem israelischen Icon in Tel Aviv, gelandet. Zufällig insofern, als ich eigentlich mit meiner Familie in den Ferien war und bis vor zwei Tagen gar nicht wusste, dass es diese Veranstaltung gibt. Als mich meine Schwägerin dann aber darauf aufmerksam machte, nutzte ich die Gelegenheit, um eine grosse Erfahrungslücke zu schliessen. Natürlich habe ich schon oft über Cons gelesen, war aber nie bei einem dabei (wohl unter anderem deshalb, weil das Schweizer Fandom nicht sonderlich aktiv ist). So streunte ich also gut eine Stunde gemeinsam mit vielen verkleideten Gestalten an Ständen vorbei und besuchte anschliessend ein Panel mit Charles Stross, welcher der Con-Ehrengast war.
Ein paar Eindrücke:
- Zu meiner grossen Überraschung war die Veranstaltung fast 100% Hebräisch. Sei es das Programm, die Beschilderung, die Website, die App - es gab so gut wie nichts auf Englisch. Die Anwesenden verstanden zwar alle Englisch und waren auch sehr hilfsbereit, ohne Übersetzung hätte ich mich aber nicht zurecht gefunden. Für mich ziemlich unerwartet, da ich SF eigentlich als etwas Internationales verstehe, aber die Veranstaltung war offensichtlich primär für israelische Besucher gedacht (das Panel mit Stross war auf Englisch und somit eine Ausnahme). In die gleiche Kategorie fällt auch, dass es kein Con-Wifi gab. Wahrscheinlich ging man davon aus, dass ohnehin alle via Telefonnetz Web-Zugriff haben.
- Es wimmelte von verkleideten Teenagern, viele Harry Potters und andere Gestalten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mindestens die Hälfte der Figuren, die ich antrat, nicht kannte. Alle möglichen Manga- und Steampunk-Erscheinungen, die ich nicht zuordnen konnte.
- Ich gab mich als absoluter Anfänger zu erkennen, als ich eine(n) Harry Potter(in) fotografierte und von dieser streng getadelt wurde. Fotografieren sei ok, aber nie, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Wieder einmal etwas gelernt.
- Es gab deutliche altersmässige Unterschiede: Bei meinem Eintreffen dominierten klar die verkleideten Kinder und Teenager. Beim Panel war das Publikum dann deutlich älter und in der grossen Mehrheit auch nicht verkleidet.
- Das Panel mit Stross zum Thema "The Future of the Future" förderte zwar nichts Bahnbrechendes zu Tage, war aber durchaus interessant. Stross, von dem ich bislang noch nichts gelesen habe, entpuppte sich als intelligenter Zeitgenosse und wurde auf meine provisorische Leseliste gesetzt.
Insgesamt ein lustiger Nachmittag, ich musste aber einmal mehr feststellen, dass ich kein Fan im engeren Sinne bin. Ein grosser Teil der Fan-Aktivitäten, die am Icon zelebriert wurden, fand ich zwar nett, blieben mir letztlich aber fremd. Ich fand die Verkleidungen oft lustig und teilweise wirklich bemerkenswert gut gemacht, aber die Motivation dahinter ist für mich nur auf einer sehr abstrakten Ebene nachvollziehbar.