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Icon 2016


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5 Antworten in diesem Thema

#1 simifilm

simifilm

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Geschrieben 21 Oktober 2016 - 13:04

Eher zufällig bin ich gestern an meinem ersten Con, dem israelischen Icon in Tel Aviv, gelandet. Zufällig insofern, als ich eigentlich mit meiner Familie in den Ferien war und bis vor zwei Tagen gar nicht wusste, dass es diese Veranstaltung gibt. Als mich meine Schwägerin dann aber darauf aufmerksam machte, nutzte ich die Gelegenheit, um eine grosse Erfahrungslücke zu schliessen. Natürlich habe ich schon oft über Cons gelesen, war aber nie bei einem dabei (wohl unter anderem deshalb, weil das Schweizer Fandom nicht sonderlich aktiv ist). So streunte ich also gut eine Stunde gemeinsam mit vielen verkleideten Gestalten an Ständen vorbei und besuchte anschliessend ein Panel mit Charles Stross, welcher der Con-Ehrengast war.

 

Ein paar Eindrücke:

 

- Zu meiner grossen Überraschung war die Veranstaltung fast 100% Hebräisch. Sei es das Programm, die Beschilderung, die Website, die App - es gab so gut wie nichts auf Englisch. Die Anwesenden verstanden zwar alle Englisch und waren auch sehr hilfsbereit, ohne Übersetzung hätte ich mich aber nicht zurecht gefunden. Für mich ziemlich unerwartet, da ich SF eigentlich als etwas Internationales verstehe, aber die Veranstaltung war offensichtlich primär für israelische Besucher gedacht (das Panel mit Stross war auf Englisch und somit eine Ausnahme). In die gleiche Kategorie fällt auch, dass es kein Con-Wifi gab. Wahrscheinlich ging man davon aus, dass ohnehin alle via Telefonnetz Web-Zugriff haben.

 

- Es wimmelte von verkleideten Teenagern, viele Harry Potters und andere Gestalten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mindestens die Hälfte der Figuren, die ich antrat, nicht kannte. Alle möglichen Manga- und Steampunk-Erscheinungen, die ich nicht zuordnen konnte.

 

- Ich gab mich als absoluter Anfänger zu erkennen, als ich eine(n) Harry Potter(in) fotografierte und von dieser streng getadelt wurde. Fotografieren sei ok, aber nie, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Wieder einmal etwas gelernt.

 

- Es gab deutliche altersmässige Unterschiede: Bei meinem Eintreffen dominierten klar die verkleideten Kinder und Teenager. Beim Panel war das Publikum dann deutlich älter und in der grossen Mehrheit auch nicht verkleidet.

 

- Das Panel mit Stross zum Thema "The Future of the Future" förderte zwar nichts Bahnbrechendes zu Tage, war aber durchaus interessant. Stross, von dem ich bislang noch nichts gelesen habe, entpuppte sich als intelligenter Zeitgenosse und wurde auf meine provisorische Leseliste gesetzt.

 

Insgesamt ein lustiger Nachmittag, ich musste aber einmal mehr feststellen, dass ich kein Fan im engeren Sinne bin. Ein grosser Teil der Fan-Aktivitäten, die am Icon zelebriert wurden, fand ich zwar nett, blieben mir letztlich aber fremd. Ich fand die Verkleidungen oft lustig und teilweise wirklich bemerkenswert gut gemacht, aber die Motivation dahinter ist für mich nur auf einer sehr abstrakten Ebene nachvollziehbar. 

 

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#2 Nina

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Geschrieben 21 Oktober 2016 - 16:41

Das ist mal ein interessanter Bericht! - Übrigens gar nicht so anders zu dem, was ich z.B. auf slowakischen Cons erlebt habe. Und warum soll so viel Englisch sein? Deutsche Cons sind ja auch sehr national und haben kein oder kaum englisches Programm. Die mainstreamigeren davon haben zwar Stargäste aus dem Ausland, aber da wird auch meistens herumübersetzt. (So etwas ist dann für jemanden, der die Landessprache nicht kann, auch oft mühsam - in Polen war ich beispielsweise in einem Panel, wo Fragen an die internationalen Autoren auf Polnisch gestellt wurden und ihnen nur leise übersetzt wurde - die haben dann auf Englisch geantwortet, aber ganz ehrlich, eine Fragerunde, bei der man nur die Antworten versteht, ist ja auch witzlos). Hier in Österreich gibt es auch was Cons anbelangt, kaum was für mich. Es gibt Cons, aber die sind meistens zu Manga - was ich auch mag, aber ich bin halt nicht der Superfan, der da irgendwie aktiv ist. (Also kein Cosplay, kein AMV machen, kein Bewerb um den Otaku of the Year - da sind teils drei Tage auch echt zu lang, einer SF-Con mit Fanzine-/Kleinverlegerecke dürfte es ruhig auch ne Woche sein ...)



#3 simifilm

simifilm

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Geschrieben 21 Oktober 2016 - 22:03

Das ist mal ein interessanter Bericht! - Übrigens gar nicht so anders zu dem, was ich z.B. auf slowakischen Cons erlebt habe. Und warum soll so viel Englisch sein? Deutsche Cons sind ja auch sehr national und haben kein oder kaum englisches Programm. 

 

Wie gesagt, ich war noch nie auf einem Con, ich weiss also nicht, was Usus ist. Von Konferenzen bin ich mir gewohnt, dass es meist einen englischsprachigen Track gibt, und in Israel ist ohnehin vieles zwei- oder sogar dreisprachig angeschrieben. Aber eben: Das anvisierte Publikum war offensichtlich das heimische.


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#4 Nina

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Geschrieben 25 Oktober 2016 - 18:57

Usus ist, wenn es nicht als internationales Event angekündigt ist, dass alles in der Landessprache ist. Manchmal gibt es löblicherweise eine englischsprachige Programmschiene (klar, ich rede jetzt nicht von England, Irland, den USA und Kanada, da ist Englisch klar) oder meistens aber eher einzelne englische Programmpunkte, die oft gar nicht wirklich gezielt geplant sind, sondern weil halt wer auftritt, der die Landessprache nicht beherrscht. Cons sind ja nicht so, dass wer einen strammen Plan macht, was sein muss (es gibt ein paar Eckpunkte wie Verleihung eines Literaturawards, Cosplaywettbewerb oder Programm mit den Stargästen, aber das ist nicht so viel), sondern das Meiste ist halt das, was Außenstehende vorschlagen und auch selbst realisieren können. - Ich hab mal den einzigen englischsprachigen Programmpunkt auf einer tschechischen Con gemacht - mit Tschechischübersetzen als Unterstützung. Das war auch ganz eigen. Die Con war deswegen auch nicht international, das war einfach ein schräger Zufall, dass eine Österreicherin sich freiwillig für einen kleinen Vortrag angemeldet hat.

Und selbst wenn ein Event als international angekündigt wird, ist es oft so eine Sache. Z.B. war ich vorletzten Monat am Polcon in Breslau - der dieses Jahr auch Euroconference war, großes Ding mit Kulturhauptstadt usw. Aber wenn vor der Ticketausgabe zwei Schlangen sind und jemand auf Polnisch brüllt, wo man sich anstellen muss, fühlt es gleich weniger international an. Auch vom Programm her war keine durchgehende Schiene, tja, also das war mehr bemüht international als tatsächlich international. Ansonsten sind aber alle bei solchen Veranstaltungen erfahrungsgemäß zu Ausländern sogar ganz besonders nett. Ich habe dort auch ein eigentlich unverdientes T-Shirt gewonnen, weil beim Quiz mit ein bisschen holprigem Englisch und etwas unfairer Voraussetzung sämtliche Augen und Hühneraugen zugedrückt wurden. Z.B.: "Oh, die nächste Kategorie ist polnische Literatur. Kennst du dich da aus?" - Ich: "Ähm, nein, die einzigen polnischen Autoren, die ich kenne, sind Sapkowski und Lem." - Sie: "Lem lass ich gelten. Das ist die Antwort auf eine Frage. Und die anderen Frage lasse ich weg."  :bigcry: 

 

Es ist immer wieder lustig, was man erlebt, wenn man auch mal woanders ist. Ich habe es aber immer erlebt, dass die Leute um mich herum dann besonders geduldig und interessiert waren, wenn sie gemerkt haben, dass ich aus Österreich bin. Also nie ein: "Was will die denn da? Kann die nicht heimgehen?"

 

Und vor allem eines: Die Veranstaltung muss echt gut beworben gewesen sein, wenn Du es trotzdem mitbekommen hast!  



#5 simifilm

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Geschrieben 26 Oktober 2016 - 08:11

Und vor allem eines: Die Veranstaltung muss echt gut beworben gewesen sein, wenn Du es trotzdem mitbekommen hast!

Ich habe von dem Con nicht nicht durch Werbung erfahren (die ich ohnehin nicht hätte lesen können), sondern via den Bruder meiner Schwägerin, der in Israel lebt und ein ziemlicher Geek ist.

Bearbeitet von simifilm, 27 Oktober 2016 - 08:16.

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#6 Nina

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Geschrieben 26 Oktober 2016 - 16:35

Ach so, also auch ein Insider. Es gibt aber manchmal Cons, wo überall in der Stadt Plakate aufgehängt sind und teils auch Touristen spontan hingehen.




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