So das wird ein Post ganz nach meinem Geschmack.
@Amtranik:
Ich habe nicht das Gefühl, dass Die GroKo abgewählt wurde. Ganz im Gegenteil: Sie wurde wiedergewählt. Jetzt wird mich jeder bestenfalls für total bescheuert halten oder auslachen, schlechterdings mich nicht für voll nehmen. das bin ich schon gewohnt, und warte immer, bis mir die Entwicklungen Recht geben. Tut mir ja echt Leid, ich denke in Zeiträumen. Geht manchen halt ab.
Die groKo wurde wiedergewählt (man merkt schon, ich wiederhole mich), und zwar folgendermaßen (Achtung: Spoileralarm für die Gedankengänge):
Die GroKo '13/'17 hatte 80 % und damit verfassungsändernde Macht. Das ist jetzt einmal passiert und wird in der nächsten und übernächsten Zukunft nicht passieren - sprich: nie wieder! Diese GroKo war übrigens ein Betrug am Wähler, er wollte RRG mit einer starken CDU-Opposition. Aber lassen wir das, Nachkarten bringt nüscht.
Dieses ist mit der GroKo '17/'21(?) - so sie denn kommt! - eben nicht so: diese Option ist mit knapp 53,* % genau auf dem richtigen Maß. Dieses ist die Koalition, die nicht allzuviel und trotzdem genügend Machthintergrund lässt.
Das Lagerdenken, dass Du hier offensichtlich kundtust, hier die Linken, dort die Rechten - es existiert nicht mehr. Frau Merkel hat die CDU zu einer modernen linksliberalen Partei gemacht (linkskatholisch war sie ja schon immer, man sehe nur auf ihre Geschichte mit Basis in der katholischen Arbeiterschaft!), ein Zustand, dem sich die SPD in ihrer selbstgewählten Handlungsstarre - das Fehlen von schlüssigen Konzepten in der Post-Agenda-Zeit einerseits und die schon mantrahafte Beschwörung der industriellen Leistungsgesellschaft - erst noch erarbeiten muss. Und droht, diesen Anschluss zu verlieren, weil man sich vom alten Prinzip - "Leistung muss sich lohnen" - dann zu verabschieden hat.
Nicht anders ist es zu erklären, dass sich liberale (!) und konservative Kräfte (sic!) in ihren Thinktanks um eine wie auch immer auszugestaltende Grundabsicherung (vulgo: Grundeinkommen) kümmern. Von den Thinktanks der traditionellen Linken (SPD/LINKE) hört man davon: nichts.
IN 10 Jahren werden wir einer zahl der nicht Erwerbstätigen von vielleicht 12 Millionen gegenüberstehen, in 20 Jahren werden es 20 - 25 Millionen sein, die auch nicht klassisch umgeschult werden können, allein weil von den Betrieben keine Nachfrage generiert wird. Man kann das Angebot erhöhen wie man lustig ist oder auch das Geld hat. Wenn keine Nachfrage da ist, isses Essig.
Beispiel in einem Bereich, in dem das schon heute gilt: Der Landschaftsgärtner
Die Ausbildungen waren gut ausgestattet, die Zahlen der Absolventen relativ hoch. Ich lebe in einem Viertel, dass ein ehemalig traditionelles Arbeiterviertel ist und seit der Schließung des größten Arbeitgebers hier - einem Eisenverhüttungsbetrieb - vor sehr großen Herausforderungen stand und steht. Mit dazu beigetragen hat, dass im Saarland der Strukturwandel sehr spät eingesetzt hat.
In den letzten sagen wir 10 Jahren wurden Langzeitarbeitslose zu Landschaftsgärtnern ausgebildet. Ich lebe in einer Straßenecken einer mittelgroßen Nebenstraße einer Hauptachse dieser Stadt. Diese Straße hat vielleicht 100 bis 120 Häuser, die meisten vier- bis fünfstöckig. In jedem Haus gibt es - nachgezählt! - zumindest einen Landschaftsgärtner. In den Verästelungen dieser Straße sind ebenso viele Häuser. Mit ebenjenem Publikum.
So viel Parks, Grünanlagen, baumgesäumte Straßen oder zu pflegende Plätze zu städtischen Erholung hat es in der ganzen Stadt nicht.
Verstehe mich nicht falsch: ich habe nichts gegen Landschaftsgärtner. Aber die Ausbildung war einfach nicht bedarfsgerecht.
Dasselbe ist mit den ganzen Staplerfahrern (alleine in meinem Viertel kenne ich um die 200 Staplerfahrer). So viele Lager existieren einfach nicht, es werden immer weniger (just-in-time-Lieferung wird zu j-i-t-Produktion, nech) und die noch existenten werden durch Automation entvölkert!
So. Und jetzt stelle man sich das mal vor mit so ziemlich allen Berufen, die einem so einfallen.
Und die alte Tante Espede labert immer noch etwas von "gute Arbeit - gute Rente", "Leistung muss sich immer noch lohnen" und den ganzen Rhabarber. Da fühlt sich doch der "kleine Mann" Otto Normalverbraucher schlicht und simpel verarscht.
Man könnte ja zynisch werden: die heutige Politik macht nur deshalb die Geschenke an die ältere Generation, weil Jenige - aufgrund der Nachkriegserfahrungen und der daraus resultierenden mangelnden durchschnittlichen Schulbildung nicht die Gelegenheit hatten, sich über die Möglichkeiten der demokratischen Mitbestimmung zu informieren und deshalb vor allem die CDU (zumindest in den ersten Jahren dieser unserer Republik) ganz stark die patriotische Schiene gefahren hat. Die heutige Politik handelt aus Angst vor der Generation U-70, denn diese hatten bessere Chancen, sich zu informieren. Beinahe panisch wird die Angst vor der Generation U-45 und verfällt in komatöse Starre vor der Generation U-30.
Auf deren dringendste Frage will sie keine Antwort geben: wie gestalte ich mein Leben so, dass es das Recht meines Nächsten achtet und mir trotzdem keine Einbußen im Lebensstil einbringt?
Das Unwollen, diese Frage zu beantworten, grenzt rein arbeitsrechtlich an Leistungsverweigerung. Irgendwelche Parteien am Wegesrand schreien immer mal wieder auf. Man sollte sie weiter schreien lassen. Irgendwann haben sie ausgeatmet.
@yiyippeeyippeeyay:
gerne erkläre ich Dir das. Die CDU unterließ es, die SPD ihre ureigensten Erfolge kommunizieren zu lassen. Ein freundlicheres Wort fällt mir zu frau Merkels Politikstil nicht ein. Man könnte auch vulgär werden und ihr Diebstahl der politischen Erfolge des Koalitionspartners ihrer Partei vorwerfen. Ich werde halt nur nicht all zu gerne vulgär.
Meine Güte, wenn es mal in einer Diskussion - auch einer politischen - etwas höher hergeht: so what? Sobald man sich nicht - übrigens in beiden Richtungen - eindeutig äußert und auch einen betont sachlichen Ton anstimmt, der auf allzu Persönliches verzichtet: immer her damit. Einige von Euch kennen sich, einige (noch) nicht. Und solange sich Hatespeech im nichtexistenten Raum hält ... wollen wir!
Mit der AfD hast Du teilweise Recht: Ich bezeichne diese Gruppierung nicht als Partei im eigentlichen Sinne. Ja, sie ist von einer bürgerlich-(professoralen) Prostestpartei durch den Einfluß der PEGIDA-(Frontmänner) stark nach Rechts gerückt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein klar denkender Wutbürger von damals jemals zur PEGIDA wollte und ein damaliger Doppel-Prof.-Doppel-Doc-Bernd-Lucke-AfD-Wähler heute noch AfD wählen kann. Es ist - soweit ich mich in diese Situation hineinversetzen kann - schlicht nicht vorstellbar.