Dazu halbwegs passend: H. G. Wells war eine Fahrrad-Enthusiast (dass die Zeitmaschine eigentlich ein Fahrrad ist, wird im ersten verlinkten Artikel erwähnt) und einer seiner frühesten Romane, The Wheels of Chance, trägt den Untertitel "A Bicycling Idyll". Ist nicht SF, aber via Wells gibt es dennoch eine Verbindung. Adam Roberts hat vor kurzem zum Roman gebloggt.
Ein weiteres Beispiel:
Donald Kingsbury
Die Riten der Minne
Aus einer im Suff geborenen Idee
Unverdrossen ließ Gaet sich den Wortwechsel noch einmal durch den Kopf gehen. "Nun gut, Benjie, wie wär's denn mit Segelschiffen auf Rädern? Warum eigentlich nicht?" Benjie stierte ihm stumm in die Augen. "Segelschiffe auf Rädern, habe ich gesagt."
"Bei Gottes Schweigen, ich glaube, du meinst es wahrhaftig völlig ernst."
"Selbstverständlich meine ich's ernst!"
"Nein, nein, Gaet, alter Freund. Herrsche du über die Welt!" Mit übertrieben pomphafter Gebärde deutete er auf den Priester. "Mich laß die Maschinen bauen." Er pochte sich auf die Brust. Der Tanz der Trunkenheit hatte begonnen. (S.83)
wird eine bedeutende Erfindung für die technische Entwicklung des Planeten
In der Morgenfrühe verschmolz wildes, übermütiges Geschrei mit Gaets Träumen. Heiteres Gebrüll der Belustigung war es, aber von so markerschütterndem Klang, daß wohl sämtliche Käfer im Umkreis eines Tagesmarsches erschrocken in ihre Löcher hasteten. Aha, das Fest ist noch im Gang, dachte er, als er vollends erwachte. Die wüste, lautstarke Heiterkeit hielt an, während er sich das Gesicht wusch und das Kinn rasierte; schließlich hatte das Lärmen seine Neugierde soweit angestachelt, daß er ans Fenster trat und hinunter auf den Dorfplatz spähte.
Fünf erwachsene Männer und acht Kinder rannten übers Pflaster einem merkwürdigen Gefährt hinterdrein, das in Gaets Richtung gerast kam, in wahnwitziger Zickzackfahrt davonsauste, bemannt mit einem og'siethischen Jugendlichen, der wie besessen mit den Beinen auf und ab strampelte, ohne daß sie dabei den Untergrund berührten. Man konnte das "Fahrzeug", das er so antrieb, eigentlich kaum als Fahrzeug bezeichnen. Es besaß nur drei Räder, zwei große vorn und hinten ein kleines Rad, das zum "Steuern" diente. Die Räder sahen dermaßen unstofflich aus, daß zwischen ihrer Achse und der Umrandung keinerlei Verstrebungen vorhanden zu sein schienen. Es fehlte sogar ein regelrechtes Gestell; anscheinend hielten nur Rohre aus Leichtmetall das Gebilde zusammen.
Etwas später, nachdem das Gerät fahruntüchtig geworden war und man es in einem mit Stroh gedeckten Schuppen abgestellt hatte, um seinen Aufbau noch einmal in aller Gründlichkeit zu durchdenken und es dann abzuändern, untersuchte Gaet das Gefährt. Offenbar hatte man sich am gestrigen Abend, nachdem er ins Bett gegangen war, noch weiter mit dem hauptsächlichen Gegenstand der Gespräche befaßt, und weil es sich um eine Festlichkeit von Handwerkern gehandelt hatte, die nicht unbedingt alle zu wortreichen und ausgefeilten mündlichen Abhandlungen imstande waren, und infolgedessen war es wohl dahin gekommen, daß man die Auseinandersetzung beilegte, indem man einen Apparat baute, wie er der trunkenen Vorstellungskraft gerade entsprang. Nur Betrunkene vermochten ein nahezu aus nichts zusammengebasteltes, ohne Brennstoff antreibbares Fortbewegungsmittel auszuhecken, das es mit dem Wind aufnehmen können sollte. Und nur eine Sippschaft vom Suff umnachteter og'Sieth brachte es fertig, sich während einer Festlichkeit mit dem Bau einer derartigen Apparatur zu befassen. Sie lagen noch immer unter den Tischen der Werkstatt im festen Schlaf der Trunkenheit.
Gaet lächelte wie ein Kind, das soeben das Innere seiner ersten Uhr einer Begutachtung unterzogen hatte. Er machte einen morgendlichen Spaziergang unterhalb der Berge, um frische Luft zu schöpfen und über die Aussichten nachzusinnen, die ein solches Fahrzeug eröffnen mochte. Sein geschulter kaielischer Verstand begann nun diese und jene etwaige Zukunftsentwicklungen zu verwerfen. Welcher möglichen Zukunft sollte er, was das Trachten nach ihrer Verwirklichung betraf, den Vorzug geben? In einer von ihnen sah er die Überwindung des verfestigten Stillstands voraus, in dem die politischen Verhältnisse sich befanden.
Kein Priester-Clan, der auf einem der Meere die Vorherrschaft ausübte, war je dazu befähigt gewesen, seine Gewalt auf ganz Geta auszudehnen, weil das Land die elf Meere voneinander trennte; andererseits war auch keiner der ans Land gebundenen Priester-Clans zum Erringen der Weltherrschaft in der Lage gewesen, denn zu Lande gestaltete die Fortbewegung sich allgemein viel zu langsam. Jetzt jedoch sah Gaet vor seinem geistigen Auge ganze Geschwader solcher dreirädriger Fahrzeuge, angetrieben durch starke Ivieth, über Berge und durch Steppen mit der Schnelligkeit eines geschleuderten Steins dahineilen. Wenn man sich allein einmal ausmalte, was sich daraus an neuen Abgaben beziehen ließ!
Gaet suchte den Ivieth-Läufer, der ihm Hoemeis Nachrichten überbracht hatte, und besprach seine Vorstellungen mit ihm bei Semmeln und Tee. Der kraftvolle Riese von einem Mann lächelte bloß, als sei das Rohrgestell-Gefährt nichts als ein Spielzeug. "Wie der Wind umherzusausen, so mühelos, als lustwandle man, das ist ein prächtiges Vergnügen. Aber die Straßen sind zu schlecht für derartig wacklige Gefährte. Sie müßten alle tausend Mannslängen auseinanderfallen! Menschen sind stärker als Metall." Und er grinste. Er war mit dem Ziel gezüchtet worden, Stahl zu übertreffen.
Ernüchtert begabt sich Gaet zurück in die Werkstatt, um noch andere Meinungen einzuholen. Benjie lag noch besinnungslos am Boden, aber mittlerweile hatte eine andere, ausgeruhte Schar og'Sieth die Arbeit aufgenommen. Sie lachten nur über die Ansicht, Menschen seien stärker als Stahl, und wenngleich sie davon absahen, ihr Gelächter mit überzeugenden Worten zu unterstreichen, versetzte ein tollkühner Jüngling Gaet zur Veranschaulichung mit einem Hammer einen gemäßigten Schlag auf die Brust, der ihre Auffassung zur Genüge verdeutlichte.
Die og'Sieth hatten wenig Zeit für Gaet, weil sie sich unablässig untereinander über Antriebsstangen und Getriebe verständigten, in denen es allzu häufig klemmte, und Meinungen über verschiedenerlei Entwürfe austauschten, um möglichst viel an Rohmaterial einzusparen. Zudem konnten sie nicht miteinander reden, ohne gleichzeitig Metall zu hämmern, zu bohren oder an der Drehbank zu bearbeiten, und ihre Äußerungen blieben für Gaet zumeist rätselhaft: Schlagworte in bezug auf gehärteten Draht, Drehstäbe und Stoßkraft. Kein Fehlschlag, so hatte es den Anschein, vermochte diese Leute aus der Fassung zu bringen. Sie waren bereits dazu übergegangen, das leichte Gefährt, das in der Nacht entstanden war, ein Skrei-Rad zu nennen - nach den Skrei, die zwölf lange, dünne Beine besaßen, mit denen sie zwischen Steinen und auf Felsen umherflitzten-, als wäre ihre launige Erfindung nichtsdestotrotz eines bleibenden Namens wert. (S.85 -87)
aus
Donald Kingsbury
Die Riten der Minne
1. Auflage 1984
Wilhelm Goldmann Verlag, München
Bearbeitet von Jorge, 01 Juni 2017 - 20:38.