Zum Inhalt wechseln


Foto
- - - - -

Neal Stephenson - Anathem


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
2 Antworten in diesem Thema

#1 Dyrnberg

Dyrnberg

    Giganaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIP
  • 738 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 11 Oktober 2017 - 10:56

Wir haben Threads, die manches Werk von Stephenson besprechen oder kurz anreißen, ich dachte aber, dass dieses Buch - "Anathem" - seinen eigenen verdient.

 

Ein paar Fakten

Anathem ist ein 2008 in den USA beim Verlag William Morrow & Company erschienener Roman des amerikanischen Schriftstellers Neal Stephenson. Der Roman erhielt 2009 den Locus Award für den besten SF-Roman des Jahres. Die deutsche Übersetzung von Juliane Gräbener-Müller und Nikolaus Stingl erschien 2010 bei Manhattan.  

Inhalt

Anathem spielt auf dem Planeten Arbre, wo der Protagonist Erasmas in einer klosterähnlichen Gemeinschaft von Naturwissenschaftlern, Philosophen und Mathematikern lebt. Dieses Konvent öffnet nur alle paar Jahre oder Jahrzehnte die Tore, um quasi mit der "Außenwelt" wieder mal in Kontakt zu treten. Und dann - wie so oft - passieren unerwartete Dinge im Klosterleben.

 

Meine erste Wahrnehmung

Groß-artig! Der Roman lässt sich viel Zeit, beginnt nicht mit billigen Taschenspielertricks, um den Leser in den Bann zu ziehen, nein, das Konventleben wird en detail beschrieben, und der Weltenbau wirkt dabei so stimmig wie nur in den wenigen, großen Sci-Fi-Büchern. Samt Unterbrechungen mit Lexikon-Einträgen.

 

Das Setting empfinde ich als wunderbar: Klare Anspielungen an die antike und mittelalterliche Philosophie. Und dabei spielt Zeit keine große Rolle. Dieses Konvent steht da seit tausenden von Jahren und beobachtet, dass sich draußen die Dinge verändern - und Gleiches wiederkommt. Das mündet in Beschreibungen wie (kein Originalzitat, sondern Zitat aus dem Gedächtnis): "Manchmal stand da eine Stadt neben den Ausläufern unseres Klosters, manchmal, wenn die Zivilisation danieder gegangen war, nur ein Fischerdorf."

 

Ganz ehrlich? Ich finde dieses Klosterleben so gut beschrieben, dass ich die übliche Story wie oben angeteasert (... und dann passieren unerwartete Dinge...) als Leser fast nicht bräuchte. Ich würde da auch hunderte Seiten über den normalen Alltag lesen wollen.

 

Bin zu 1/3 durch und dankbar, dass ich auf dieses Buch gestoßen bin.

 

Eine etwas längere Besprechung gibt es hier.

 



#2 derbenutzer

derbenutzer

    Phagonaut

  • Globalmoderator++
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 4.769 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:47°04'00.0" Nord 15°26'00.0" Ost

Geschrieben 11 Oktober 2017 - 14:20

Anathem zählt zu den ganz großen SF-Büchern der letzten 10 Jahre. Darüber besteht für meine Wenigkeit kein Zweifel.

 

Stephenson kann auch heftig komplexe Dinge in wohltuender Ausführlichkeit erzählen. Dass man sich darauf einstellen muss, ist ein Faktum, das jetzt mich persönlich nicht im Geringsten stört, denn seine Werke haben Substanz. 

Seine letzten Romane haben teilweise gewisse Längen, die nicht immer unbedingt sein müssten. Allerdings kommt man dann oft darauf, dass gewisse Bögen der Handlung viel weiter gespannt sind, als man "mitten im Lesen" vermutet. Das kann wunderbares Staunen vermittelt. 

 

Es freut mich, dass Du den Roman genießt.

 

Beste Grüße

 

Jakob


Austriae Est Imperare Orbi Universo


#3 Dyrnberg

Dyrnberg

    Giganaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIP
  • 738 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 16 November 2017 - 14:21

Ich bin bald durch und nenne es für mich "scholastische Science Fiction". Es geht nicht so sehr um die Story als vielmehr um die Disputationes, den analysierenden Streitgesprächen über bestimmte Sachverhalte.

 

Ich bin nach wie vor sehr angetan, im Besonderen bewundere ich die Chuzpe, die es braucht, ein derartiges Buch seinen Lesern vorzulegen. (Gegen fast jede Regel, was eine dramaturgisch erfolgreiche Story angeblich ausmacht, will mir scheinen.)

 

Allerdings möchte ich anmerken: Für mich ist es das perfekte Hörbuch, ich bin mir nicht sicher, inwieweit ich die Energie hätte, die laaaangen Diskurse der Fras und Suas zu lesen, ohne nicht doch manchmal versucht zu sein, etwas vorzublättern. Als Hörbuch: Wunderbar. Quasi Stephenson für Faule.




Besucher die dieses Thema lesen: 0

Mitglieder: 0, Gäste: 0, unsichtbare Mitglieder: 0