Hallo zusammen,
mit großem Genuss habe ich Claudia Kerns als Thriller gelabelten Roman "Devided States of America" gelesen. Auch wenn er im Jetzt spielt und es gewisse Parallelen zu den Trump'schen USA gibt, lässt er sich auch von SF-Fans gut lesen. Denn Claudia Kern spielt mit dem "Was könnte passieren, wenn Tru..., äh, Johnson, alle legalen Einwandern zum Tragen eines Ausweises verdonnert (und damit alle illegalen Einwanderer gänzlich illegal macht)?" Claudia Kern spielt gut mit dem Material, zeigt teils sehr überspitzt, was das mit den USA macht. Das Land wird tatsächlich geteilt. Nicht nur in der Bevölkerung findet eine Grenzziehung statt (hier wir "echten" Amerikaner, da die, die nicht weiß sind ...), auch auf der Landkarte werden die USA geteilt. Und mittendrin legale und illegale Einwanderer, aufmüpfige Gouverneure, der Präsident, Militärs, Polizisten, Strippen ziehende Berater/innen, Neonazis, Muslime ... Ach, und vergessen wir nicht den Terroranschlag, der die USA brutalst trifft und natürlich von ... begangen wurde.
Wohltuend war für mich, dass Claudia Kern auf die mir in Polit-Thrillern leider zu oft vorkommende schwarz-weiß Malerei verzichtet. Bei ihr sind die Guten nicht klar wie das Wasser in einem Gebirgssee und die Bösen nicht tiefschwarz wie der Gang in die Hölle, da gibt es viel grau. Oder Schwäche. Oder den Wunsch nach Macht. Oder auch einfach nur Dummheit.
Mir hat auch gefallen, dass der Verlag (Cross Cult) richtig hingelangt hat: Der Roman ist als Hardcover erschienen.
Schade fand ich, dass sich die 615 Seiten so furchtbar flott haben lesen lassen.
Abschließend noch: Anfangs habe ich mich gefragt, warum der Roman in den USA spielt. Wir haben doch auch hier bei uns in Deutschland und Europa Politiker a la Joseph Johnson, die nicht einigen, sondern trennen wollen. Warum handelt der Roman nicht von ihnen. Und dann, so etwa bei Seite 100, war mir klar: Das Problem ist uns so nah, dass es mehr Sinn macht, die Auswirkungen einer durch und durch populistischen Politik aus der trennenden Ferne des Altlantiks zu betrachten. Denn da ist dann nicht der Zeigefinger, der uns sagt "Liebe Kinder, habt Gut acht ...", da ist dann Platz für Transferleistungen
http://www.cross-cul...of-america.html
Der Roman würde sich übrigens sehr gut als Serie verfilmen ...
So, und ein letztes: Wie schon bei Claudia Kerns "Homo Sapiens 404" Reihe hatte ich viel Spaß an all den Zitaten (gerade auch an den wie nebenbei in den Text eingeflossenen).
Und nun: Kaufen!
Viele Grüße
Tobias Lagemann
Okay, noch ein kleiner Nachtrag: Claudia Kern schreibt wirklich sehr gut, aber sie ist kein le Carre.