Also hat bei dir das "suspension of disbelief" nicht funktioniert ...
Die willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit funktioniert bei mir schon, schließlich lese ich primär SF und damit phantastische Texte. Das Problem ist vielmehr das gerade SF in der Realität verankert ist. Gerade ein Unterhaltungsprodukt wie Perry Rhodan setzt ja darauf nicht alles über den Haufen zu werfen, sondern eine akzeptable Mischung von Fiktion (meist technisch) und Bekannten (meist sozialen Regeln) zu präsentieren. Diese sozialen Regeln sind bei PR in aller Regel z. B. die sozialen Beziehungen (Freundschaft, Liebe, Familie) aber auch moralischen Richtlinien (Richtig/Falsch, in wie weit ist es akzeptabel Regeln zu strapazieren und zu brechen).
Gerade diesen letzten Aspekt finde ich hier nicht konsistent umgesetzt. Auf der einen Seite scheinen ich mich auf vertrauten, nicht phantastischem, Gebiert zu bewegen wenn ich mit Konzepten wie Freundschaft (Perry und Pearl TenWafer) oder Pflichtgefühl (Odin Goyas Pflichtgefühl gegenüber Pearl und Perry) zu bewegen. Auf der anderen Seite ist die Rolle des Kriminellen Simlow in Bezug auf die Akademie nicht nachvollziehbar. Für mich wirkt das ganze Setup ziemlich künstlich und gewollt um Perry und Co die Möglichkeit zu geben ihre Mission zu starten. Das ganze passt nicht zusammen.
Ich erwarte keine Hochliteratur und kann mit einfachen Charakterzeichnungen gut leben. Letztendlich lese ich so etwas wie PR weil ich nach Unterhaltung suche. Meine Wille zur Aussetzung der Ungläubigkeit ist durchaus stark ausgeprägt. Meinen Möglichkeit Inkonsistenz und unlogik zu ignorieren ist jedoch begrenzt :-)
Ich möchte hinzufügen das der Roman nicht per se schlecht ist. Für weniger als drei Euro bekommt eine Geschichte im Umfang eines schmalen Taschenbuchs mit einem netten Titelbild. Die Story ist unterhaltsam und definitiv nicht langweilig. Er wirft ein interessanten, kritischen Blick auf die Frühzeit der Serie und spricht einige interessante Aspekte an die ich bei PR noch nicht gelesen habe, wie Vertreibung der Urbevölkerung, die Probleme mit dem Konzept der genetischen Anpassung (betrifft ja auch andere menschliche Völker), und gleichgeschlechtliche Liebe (Pearl TenWafer und Astonia Wolf).
Bearbeitet von klox, 08 März 2018 - 12:05.