Also sorry, was soll eine Ausstellung jetzt besser sein als eine Kleinverlagsveröffentlichung? Also ich bin auf so vielen Vernissagen gewesen, klar gibt super-toll mit Lachsbrötchen für lau und mehreren Geigenspielern, wo der Bürgermeister die Begrüßung spricht und ein Kunstprofessor den Künstler vorstellt, aber die Bandbreite ist nicht nur nach oben, sondern auch nach unten sehr flexibel. Und so wie es Zuschussverlage gibt, gibt es auch Galeristen, die sich das Ausstellen bezahlen lassen. Ich kenne beide Welten sehr gut (ich habe auch erfolgreich letztes Jahr eine Bewerbung für ein Kunstfestival geschrieben - da wurde immerhin Drucke in vierstelliger Höhe gezahlt, die man jetzt auch theoretisch noch deutlich über dem Materialpreis weiterverkaufen könnte) und sehe da sehr viele Parallelen. Ich hab auch zu wem zu wem gesagt: "Also du hast 400 Euro für die Teilnahme an einem Kunstfestival gezahlt und dann fand das nicht statt. Hallo, das ist unseriös, da kann man damit rechnen, betrogen zu werden!" - Ich meine, als Künstler, irgendwann kennt man das doch.
†‹Und es gibt auch dieses ganze Vereinszeug, wo man einer in der Reihe ist und auch so heruntergekommene Schuppen, wo man halt darf (ohne Honorar) und dann hängt man die Bilder selbst auf und räumt noch den Müll raus, bevor es losgeht.
Man wird entweder gefragt was man haben möchte oder es wird gleich gesagt soviel gibt es für das Cover.
Bei kleineren Kleinverlagen ;-) brauchst Du mit 250 Euro nicht zu kommen.
Nur mal um eine Zahl zu nennen.
250 ist in etwa das, was seit Jahre Schnee für Lesungen empfohlen wird. Der Inflation hat das aber auch nie wer angepasst, aber es ist auf jeden Fall so ein Wert, den man gemeinhin annimmt, aber immer noch (oder heutzutage schon gar nicht?) bekommt. Wobei ich ihn schon mal hatte und die Organisatorin fand das auch sehr normal. Sie hat sogar angedeutet, dass ich mich nicht zu weniger hergeben soll - sie hatte so mitbekommen, in welch einem abgeranzten Schuppen ich aufgetreten bin.
Aber ich weiß auch inzwischen, was bestimmte Leute eben nicht leisten können. Das war genau meine Rede, also da ist man mit so Listenpreisen so weit voneinander weg, dass es eben auch keine "Verhandlungssache" mehr ist. Verhandlungssache ist mehr oder weniger eine zweistellige Summe auf oder ab plus Extras wie Freigetränke bei der Lesung, freier Eintritt für direkte Angehörige (ja, Späßchen - kein oder kaum Lesehonorar und Eltern und Lebensgefährte zahlen jeweils den Eintritt - teils für Events, die zwar klasse sind, aber wenn wer die ganzen Programmpunkte nebenbei nicht schaut, sondern nur wegen einer Lesung eines Angehörigen da ist, macht einen schlechten Deal - und auf die Familie gerechnet hat man da im Endeffekt Verlust! - also das sind Punkte, wo man gut bei Verhandlungen ansetzen kann) usw.
Einen Fehler, den ich damals auch gemacht habe, die Reisekosten nachzuschauen und miteinzurechnen. So in etwa: "Na 50 Euro sind schon mal weg davon!" - Das darf man wirklich nicht machen. Eine Anfahrt kostet eben, was sie kostet und wenn ein Veranstalter an einen herantritt, ist das nicht Teil der Entlohnung, sondern selbstverständlich. (Bei Eigenbewerbung bei Cons ist das was anderes, da gehen die Veranstalter davon aus, dass man selbst wie auch immer hinkommt.) Innerhalb der Stadt wird man nicht so kleinlich sein, aber ansonsten ist ein Bahnticket 2. Klasse, Flixbus, Kilometergeld im eigenen PKW und Co. sicher alles andere als überzogen und da sollte man auch damit rechnen, dass einem das erstattet wird.
Aber Listenpreise sind ja eigentlich nicht für Profis und Branchenkenner, sondern für Neulinge, die reinstolpern und sich fragen, was sie verlangen können. Oder die drei Mal für Bekannte was gemacht haben und dann mal angefragt werden. Und dafür ist das aber absolut ungeeignet.
Leider kann man auch unter Kollegen nicht offen reden. Nimmt man nichts oder zu wenig, ruiniert man den Markt. (Kommt auch von Leute, die wo veröffentlichen/auftreten, wo ich genau zu wissen glaube, dass die nie was zahlen oder bestenfalls geringfügig. Aber man ist halt auch gerne Moralapostel.) Nimmt man angeblich zu viel oder überhaupt, ist man schnell der Feind. So a la: "Du hast ernsthaft einen Eventbericht verkauft, wo du die meiste Zeit beschreibst, wie du rumgehst, guckst und Bier trinkst? Ernsthaft? - Also ich arbeite für mein Geld!" - Also ich war ganz verblüfft, dass mir für die Peanuts, die gerade mal für ein Essen beim Chinesen reichen (und zur Con bin ich auf eigene Kosten gefahren - also war es ja ein Verlustgeschäft) gleich so eine Entrüstung entgegenschlägt. Oder umgekehrt, wenn man wo erwähnt, dass man Korrekur liest (in dem Satz ist bestimmt ein Tippfehler drin - Murphys Gesetz ...) und dass das bezahlt ist, kommt dann Forderung: "Bring mich da auch rein!" - Ähm ...
Also ich hab es mir inzwischen abgewohnt, da im Bekanntenkreis noch darüber zu reden. Über Geld spricht man nicht. Und über keine Bezahlung auch nicht. Ist jedenfalls besser für einen selbst.