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Annalee Newitz - Autonom


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8 Antworten in diesem Thema

#1 Zack

Zack

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Geschrieben 18 März 2019 - 18:05

Eingefügtes Bild

 

 

Da Pogopuschel sagen will, warum ihm "Autonom" nicht gefallen hat, und um Amtraniks Mittelposition dazu kennenzulernen, hier ein eigener Thread zu "Autonom" von Annalee Newitz. Neben "Roma Nova" der Roman, der mir 2018 am meisten in Erinnerung geblieben ist und der mir außerordentlich gut gefallen hat. Eine ausführliche Rezi gibts hier.

 

Ich war zuerst etwas skeptisch, da Neal Stephenson "Autonom" unte dem Klappentext mit "Neuromancer" vergleicht - das kam mir sofort unpassend vor und ist es gewissermaßen auch, wobei es durchaus ein paar Ansatzpunkte für diesen Vergleich gibt. Jedenfalls habe ich mich beim Lesen recht schnell von der Erwartungshaltung freigemacht und konnte das Buch dann auch genießen, das durchaus Cyberpunkelemente hat, diese aber in einer interessanten Mischung aus Utopie und Dystopie umsetzt.

 

Mir gefällt der Schreibstil von Annalee Newitz unheimlich gut, "Autonom" liest sich schnell, locker und zuweilen auch witzig. Das Thema Biotechnologie wurde gut umgesetzt und für mich als Biologin hat sich das alles glaubwürdig gelesen. Auch die Entwicklung der KI Paladin fand ich sehr interessant.

 

Jetzt bin ich gespannt, warum es Pogopuschel nicht gefallen hat ;) ... auf Amazon gehen die Meinungen zumindest auch sehr weit auseinander.

 

Grüßle

 

- Zack


“Die Farben sind der Ort, wo unser Gehirn und das Universum sich begegnen.” (Paul Cézanne)


http://www.literatopia.de

#2 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 19 März 2019 - 10:53

"Nicht gefallen" war vielleich etwas überspitzt formuliert. Mein Hauptkritikpunkt ist, dass man dem Buch anmerkt, dass es ursprünglich als Sachbuch geplant war und mir die Figuren etwas zu blass bleiben, die Hanldung etwas zu konstruiert. Hier ein Auszug aus meiner Besprechung aus dem letzten Jahr:

 

Der eigentliche Plot um die Jagd der beiden Agenten nach der Piratin Chen ist ehrlich gesagt etwas dünn und altbacken, interessant macht den Roman das Drumherum. All die kleinen Ideen aus dem Bereich der Biochemie und Biotechnologie; das gesellschaftliche Zusammenleben von Menschen und Bots; die Art, wie die Piraten vorgehen und was sie alles piratieren. Man merkt dem Buch schon an, dass es vor allem als Ideenliteratur gedacht ist:

 

"Trotzdem bin ich die Arbeit an Autonom so angegangen, als würde ich einen Sachtext schreiben", schreibt Lewitz in einem Essay auf Tor Online.

 

Trotzdem ist es ihr mit Jack gelungen, eine faszinierende Persönlichkeit zu erschaffen, die mehr als nur ein Symbol für eine bestimmte Ausprägung oder Ideologie von Newitz†™ Zukunftsvision ist.

 

Ich muss aber auch gestehen, dass ich mir das Buch noch eine Ecke cooler vorgestellt hatte, nachdem ich die Stichworte Piratin und U-Boot las. Doch das U-Boot taucht nur kurz am Anfang auf. Und die Piratinnentätigkeit fällt auch recht unspektakulär aus - bis auf einen messerreichen Konflikt gleich zu Beginn.

 

Nichtsdestotrotz habe ich das Buch in der ausgezeichneten Übersetzung von Birgit Herden gerne und innerhalb kürzester Zeit gelesen. In dieser Form zumindest ist mir noch nichts begegnet, das so detailliert und interessant über die möglichen Entwicklungen der Biotechnologie berichtet.


Bearbeitet von Pogopuschel, 19 März 2019 - 14:50.


#3 Amtranik

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Geschrieben 19 März 2019 - 11:25

Na ja, das liest sich jetzt in der Tat überhaupt nicht wie " Es hat mir nicht gefallen" Pogo. Im Grunde sind wir dann da ganz nah beieinander. Autonom war für mich im letzten Jahr jetzt auch kein Überflieger aber ich habe es überwiegend gerne gelesen. Er war kein Teil einer Reihe und hat es geschafft unter 400 Seiten zu bleiben. Damit ist er schon mal heutzutage eine Besonderheit. Das alleine heißt natürlich noch nix. Aber wenn dann noch ein, natürlich im Kontext des Viellesers der ich nun mal bin, zu sehender, sachlich knapper, kühler, prägnant kurzer Schreibstil hinzukommt der nicht alltäglich ist, macht das "Autonom" für mich schon zu einem durchaus lohnenswerten Roman auch wenn ich natürlich vorhandene Schwächen durchaus registriert habe. Mir hat im übrigen gerade auch die Beschreibung einer Ki an der Schwelle zu richtiger Intelligenz ( und was ist das eigentlich? )sehr gefallen und fand es irgendwie authentisch, plausibel wirkend. Eigentlich richtig gut gemacht. Dann natürlich letztlich doch mit einer satten Prise Emotion versehen. Ich stimme zu, der Plot um Produktpiratin Jack war konventionell und ziemlicher Durchschnitt. Der aufblitzende nüchtern natürwissenschaftliche Anteil der Autorin ist das, was mich interessiert als Abwechslung zu anderen Autorinnen die einen eher anderen Stil pflegen. Vielleicht kommt da ja noch was. Mich würde es freuen.


Bearbeitet von Amtranik, 19 März 2019 - 11:27.


#4 Nadine

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Geschrieben 19 März 2019 - 11:27

 In dieser Form zumindest ist mir noch nichts begegnet, das so detailliert und interessant über die möglichen Entwicklungen der Biotechnologie berichtet.

Klingt ja direkt nach einem Buch für mich.

Wisst ihr, ob es sich mit "Bios" von Suarez vergleichen lässt?


Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#5 Amtranik

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Geschrieben 19 März 2019 - 11:28

Klingt ja direkt nach einem Buch für mich.

Wisst ihr, ob es sich mit "Bios" von Suarez vergleichen lässt?

Überhaupt nicht würde ich sagen.

Newitz ist kein Thrillerautor. Suarez schon.

Bei Newitz gehts eher um KI bei Suarez eher um Action.

Was bei Suarez die Stärke ist, ist in Autonom ( jedenfalls nach Meinung von Pogo und mir ) eher der schwächelnde Teil des Romanes.

 

Für mich lag die Stärke von Newitz darin, den Leser glauben zu machen eine wirkliche Künstliche Intelligenz ist realistisch und keine Spinnerei. Der herkömmliche Spannungsroman scheint Ihr da weniger zu liegen bzw, vielleicht war ihr das auch weniger wichtig. Mich hats zb auch gar nicht gestört. Ich habe meine Freude der Lektüre beinahe ausschliesslich aus dem Spannungsfeld des ungleichen Ermittlerpaares Mensch/Maschine gezogen die Produktpiratin Jack gejagd haben. Aber das sieht sicher jeder Leser ein bißchen anders.


Bearbeitet von Amtranik, 19 März 2019 - 11:33.


#6 Nadine

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Geschrieben 19 März 2019 - 11:41

Klingt gut. Die Thrillerelemente bei Bios fand ich ... naja, irgendeine Geschichte muss man ja erzählen, um einen Weltentwurf in anderer Form als der eines Essays zu präsentieren. Da hat er halt auf gängige Hollywood-Action gesetzt. Ich habe da irgendwann das Hörbuch schneller gestellt.

Den Weltenbau, den fand ich großartig, das Nebeneinader von Zukunft und Gegenwart, der Umgang verschiedener Kulturen und Menschen mit der Technik. Durch Uve Teschner als Sprecher war mir außerdem dieser stümperhafte Gentechniker sehr sympathisch, der vor allem sein eigenes Leiden kurieren möchte.

 

Insofern - und wegen der angesprochenen Kürze - interessiert mich Autonom sehr.


Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#7 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 19 März 2019 - 13:38

Ich fand Autonomous lesenswert. Das mit dem Sachbuch wusste ich zwar, Pogo, aber hatte mir das bis dato nicht klar gemacht - das erklärt den hohen NICHT-show-don't-tell-Modus in weiten Teilen des Buches; das fand ich etwas ermüdend. Es gibt Stellen, wo man merkt dass sie Autorin auch im klassischen Sinne eine gute Stilistin sein kann, aber meist fand ich den Stil etwas wirr & zu wortreich; von daher ist sie meilenweit entfent von Gibson, m.E.. Ich denke es liegt daran, dass es ihr Erstlingswerk war (roman-bezogen - sie schreibt ja auch viel Journalistisches, seit Jahren, wenn ich das richtig in Erinnerung habe).

 

Was durchaus mit Neuromancer Vergleiche aushält, ist die umfassende Durchdringung der Kommerzgiganten inkl. Wiedereinführung v. de-facto-Sklaverei, sowie in Zukunft das "Netz" bei Leuten funktioniert, die es nicht auf "world-wide"-Art konsumieren. Sondern Letzteres eher als eine Reihe privater und teils-öffentlicher Repositorien (ohne konkrete Erwähnung des heute dafür benutzten Tools git, also ruhig etwas zukünftig äquivalentes Unbenanntes); das Problem damit ist, dass das Programmierern bekannt ist aber vielen anderen LeserInnen vorauss. eher nicht, und Letzteren ev. etwas zu kryptisch daher kommt. Auch fand ich die Art wie hier das Bauen von Molekülen zu einer Programmieraufgabe geworden ist, interessant.

 

S/W-EntwicklerInnen werden also ganz gut bedient als Zielgruppe. :devil:

 

Schlecht bzw. knapp Ok fand ich die sexuellen/"romantischen" Züge die hier und da drauf gepappt worden waren. Besonders das Ende mit der weiblichen KI fand ich etwas tolpatschig. Entwicklung der Nicht-KI-Figuren fand m.E. kaum statt, bzw. wurde irgendwann überrollt von Anderem/Infodumps...

 

Wenn ich Board-Film-Sternchen dafür vergeben müsste, würde ich 6 von 9 setzen. :qsunny:


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 19 März 2019 - 13:40.

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#8 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 19 März 2019 - 14:56

Na ja, das liest sich jetzt in der Tat überhaupt nicht wie " Es hat mir nicht gefallen" Pogo.

 

Ja, das hatte ich etwas anders in Erinnerung. War selbst vom positiven Tenor meiner Rezi überrascht. ;)

Das gewisse Etwas hatte mir jedenfalls gefehlt, um das Buch dauerhauft so positiv in Erinnerung zu behalten, jenseits von biotechnischen und KI-Aspekten.



#9 Naut

Naut

    Semantomorph

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Geschrieben 19 März 2019 - 15:52

[...] eher als eine Reihe privater und teils-öffentlicher Repositorien (ohne konkrete Erwähnung des heute dafür benutzten Tools git, also ruhig etwas zukünftig äquivalentes Unbenanntes); das Problem damit ist, dass das Programmierern bekannt ist aber vielen anderen LeserInnen vorauss. eher nicht, und Letzteren ev. etwas zu kryptisch daher kommt. Auch fand ich die Art wie hier das Bauen von Molekülen zu einer Programmieraufgabe geworden ist, interessant.   S/W-EntwicklerInnen werden also ganz gut bedient als Zielgruppe. :devil:  [...]

Ah, jetzt hast Du mich! Bisher fand ich den Roman uninteressant, aber jetzt ... ;)
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen


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