Hans Erich Nossack: Spirale
Mein erster Kontakt mit Nossack, der seither unverändert mein Lieblingsautor geblieben ist. Mit welcher Intensität er das umkreist, was er das Nichts nennt oder das eigentliche Leben, und wie er immer wieder kurz vor dem Ziel versagt - Wahnsinn! Den "Roman einer schlaflosen Nacht" habe ich bestimmt fünf- oder sechsmal gelesen, zuletzt Anfang dieses Jahres. Die einzigartige Atmosphäre seiner Texte hat mich wieder in den Bann gezogen.
Franz Kafka: Das Schloss, Amerika, eigentlich alles
Kafka halt. Welche Wort- und Bildgewalt, und, ähnlich wie bei Nossack, welch wiederholt grandioses Scheitern vor dem Unaussprechlichen!
Hermann Hesse: Der Steppenwolf
Harry Hallers ambivalente Einstellung zum bürgerlichen Leben, Ekel gemischt mit Faszination und Bewunderung, ist großartig dargestellt. Das "Traktat vom Steppenwolf" hat mich umgehauen, vor allem Hesses Gedanken zu den geborenen Selbstmördern, die sich gerade deshalb nie umbringen werden, weil sie den Selbstmord stets als gedankliche Option bei sich tragen. Mit 15 oder 16 Jahren fühlte ich mich getröstet, dass es Menschen wie Hesse gibt, die solch unbotmäßige Gedanken nicht nur dachten, sondern auch niederschrieben.
Das finale "Magische Theater" - je öfter ich das Buch las, desto überflüssiger und unnötiger fand ich den letzten Teil.
Max Frisch: Mein Name sei Gantenbein und Der Mensch erscheint im Holozän
Ja, ich habe mich in "Stiller" verliebt und fand auch "Homo faber" bei der Erstlektüre großartig. Beide Bücher zeigten bei der Wiederholungslektüre Längen bzw. Schwächen. Nicht jedoch der "Gantenbein", der Geschichten anprobiert wie Kleider und mit vorgetäuschter Blindheit seine Umgebung narrt. Und im "Holozän" hat er eine lakonische, geradezu karge Sprache gefunden. Hinter jedem Wort tut sich eine ganze Welt auf.
Ursula K. LeGuin: Winterplanet (Die linke Hand der Dunkelheit)
So muss Science Fiction! Diese humanoiden Aliens, die drei von vier Wochen asexuell und geschlechtslos sind, um sich dann für eine Woche entweder zum Mann oder zur Frau zu entwickeln - die Idee hat mich beeindruckt, mehr jedoch noch die Darstellung der Implikationen, die sich daraus entwickeln.
John Varley: Der heiße Draht von Ophiushi, eigentlich alles aus dem "Eight Worlds"-Universum
Bei Varley wurde ich zum ersten mal mit Bewusstseinstransfer konfrontiert. Varley war sicherlich nicht der erste, der sich damit beschäftigte. Aber kaum einer hat die möglichen Auswirkungen derart konsequent extrapoliert.
William Gibson: Neuromancer
Gibson macht in seinem Cyberpunk-Klassiker die Welt der Daten, Computer und Netzwerke erlebbar. Welche Sprach- und Bildgewalt! Solch einem erzählerischen Tempo bin ich hier zum ersten mal begegnet.
John Brunner: Der Schockwellenreiter
Unglaublich, wie genau Brunner in diesem Werk aus dem Jahr 1975 das heutige Internet vorhergesehen hat. Mit Viren, Würmern, Identitätsdiebstahl etc.
So, das soll fürs erste reichen.
Gruß
Ralf