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Stanislaw Lem


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65 Antworten in diesem Thema

Umfrage: Wie findet ihr Stanislaw Lem? (55 Mitglieder haben bereits abgestimmt)

Wie findet ihr Stanislaw Lem?

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  3. Gut (11 Stimmen [20.00%])

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    Prozentsatz der Stimmen: 16.36%

  5. geht so (1 Stimmen [1.82%])

    Prozentsatz der Stimmen: 1.82%

  6. schlecht (0 Stimmen [0.00%])

    Prozentsatz der Stimmen: 0.00%

  7. Schickt den Arroganten Hans Wurst in die Wüste (4 Stimmen [7.27%])

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#1 Rusch

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Geschrieben 19 Juli 2004 - 23:13

Ich habe mich jetzt durch einige Werke von Lem gearbeit die da wären Eden, Der futurologische Kongress, Robotermärchen und Sternentagebücher (letzteren beiden nur Bruchstückhaft als Hörbuch).Ich finde er ist am besten, wenn er seinem beissenden Sarkassmus freien Lauf lässt. Welche Bücher sollte ich noch lesen und vor allem warum. Solaris kommt auf jeden Fall noch.

#2 Darnok

Darnok

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Geschrieben 19 Juli 2004 - 23:49

Hm, die Sterntagebücher hast du schon gelesen. Sie haben mir am besten gefallen, obwohl sich das schwer sagen lässt. Solaris war mir zu schwer bzw. zu unverständlich. Vielleicht war ich auch nur zu blöd den tieferen Sinn zu erfassen und sollte es noch einmal probieren.

#3 tichy

tichy

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Geschrieben 20 Juli 2004 - 08:31

Hm. Dann kennst Du von ihm also bisher nur Kurzgeschichten, und zwar nur die augenzwinkernd-grotesken. Das ist ein wichtiger Teil seines Gesamtwerks, aber man sollte auch den Rest mal probieren. "Ernste" Kurzgeschichten: Ich mag einfach die Geschichten von Pilot Pirx. Weitere gute KGs gibt es z.B. in Die Jagd. Solaris liegt wohl nicht jedem. Weitere gute Romane von Lem: Die Stimme des Herrn, Frieden auf Erden (wieder ein leicht satirisches Werk). Auch Eden habe ich in positiver Erinnerung, aber das ist über 15 Jahre her, diese Angabe also ohne Gewähr :) Und wenn es was philosophisches sein darf: Die unübertrefflichen Dialoge! -- tichy
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#4 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 20 Juli 2004 - 12:05

"Der Unbesiegbare"Ein guter Roman über die Unmöglichkeit des ersten Kontaktes(ähnlich wie Solaris), hier hat sich die Technologie einer ausgestorbenen Rasse selbst weiterentwickelt(wie einer der Protagonisten bemerkt "eine tote Evolution" durchlaufen) und ist zu etwas für den Menschen völlig Unverständlichem geworden. Außerdem nimmt der Roman Teile von Crichtons "Beute" vorweg(wenn man beide Bücher gelesen hat, könnte man den Eindruck bekommen, das Lems Roman zumindest Ideen geliefert hat, z.b was die "Schwärme" angeht :D )."Wie die Welt noch einmal davonkam - Der Kyberiade erster Teil""Altruizin - Der Kyberiade zweiter Teil"In diesen Geschichten um die Roboter Trurl und Klapauzius gibt es den von dir angesprochenen beißenden Sarkasmus zur Genüge; wenn sich die beiden im Erfinden immer verrückterer Maschinen zu übertreffen suchen und dabei fast den Weltuntergang auslösen(eine Maschine, die Dinge herstellen kann, die mit "N" beginnen, soll auf Befehl Klapauzius "Nichts" herstellen) oder ein Präparat(das dazu befähigt, die Gefühle anderer zu teilen) einen Planeten ins Chaos stürzt(da jeder die Schmerzen, Trauer, Lust usw des anderen fühlt - das führt z.b dazu, das eine Witwe mit Steinen davongejagt wird, weil sie mit ihrer Trauer die ganze Stadt nervt; vor dem Haus Frischvermählter versammelt sich eine johlende Menge, um das Paar zu Höchstleistungen anzuspornen :) ).

Bearbeitet von Jorge, 20 Juli 2004 - 18:16.


#5 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 25 Juli 2004 - 08:30

Solaris war mir zu schwer bzw. zu unverständlich. Vielleicht war ich auch nur zu blöd den tieferen Sinn zu erfassen und sollte es noch einmal probieren.

Ich habe Solaris auch 2mal lesen müssen; beim ersten Mal habe ich die ganzen "wissenschaftlichen" Abhandlungen nur sehr oberflächlich durchgesehen. Meine 2 Lesungen waren einige Jahre auseinander. Beim 2. Mal habe ich aber viel stärker den wahrscheinlich von ihm gewollten Eindruck bekommen, dass Wissenschaftler immer meinen alles sei kategorisierbar und reduzierbar, und dass genau dies beim Solaris-Phänomen ja nicht der Fall war. Immerhin ist das Buch relativ dünn! http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png

Ich finde den Roman auch deshalb lesenswert, weil er die bisher einzige klare Liebesgeschichte ist, die ich von Lem kenne (obwohl ich von ihm auch erst 4 Bücher las). Oder gibt's da noch Andere?

@Jorge: Ja, d. Unbesiegbare ist für mich der Ur-Lem, das erste Buch das ich von ihm vor vielen Jahren las. Der Schwarm darin ist ein sehr einprägsames SF-Bild, d'accord. Wenn ich mich nicht irre, hat tichy anderswo im Scifinet einige recht gute Lem-Buchkritiken gepostet - evtl. tut er uns ja den Gefallen und setzt in diesem Thread noch mal eine Linkliste dazu auf?

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 25 Juli 2004 - 08:46.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#6 Rusch

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Geschrieben 25 Juli 2004 - 13:42

Eden habe ich in positiver Erinnerung, aber das ist über 15 Jahre her, diese Angabe also ohne Gewähr http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/smile2.gif

Also Eden fand ich in der ersten Hälfte sehr gut. Die zweite ist dann in durchschnittliche Mainstream SF abgedriftet. Unfreiwillig komisch muten heute die seitenlangen Beschreibungen einer s/w Filmaufnahme von den Doppelts an. Man merkt schon, dass das Buch 45 Jahre auf dem Buckel hat.

#7 Joe Chip

Joe Chip

    The Saint

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Geschrieben 25 Juli 2004 - 21:59

hi all

hab erst ein buch von lem gelesen und trotzdem abgestimmt

solaris - natürlich - und hiervon war ich begeistert

der schnupfen hab ich angelesen und dummerweise abgebrochen - lem war nicht schuld - im gegenteil - auch dieses buch hat mir soweit sehr gut gefallen

lg joe http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png
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#8 Trurl

Trurl

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Geschrieben 25 Juli 2004 - 22:55

Noch ein paar Empfehlungen:

Die Kyberiade:
Also jeder der meint, dass Stanislaw Lem nur ein alter Langweiler und Schreiberling öder Wissenschafts-SF ist, sollte sich mal die Kyberiade zu Brust nehmen. Diese Sammlung von Erzählungen um die genialen Roboterkonstrukteure Trurl http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png und Klapauzius gehört wirklich zum Besten und Unterhaltsamsten was Lem je geschrieben hat. Lem zeigt hier, dass er ein Meister im Erfinden der irrsinnigsten Wortkombinationen ist, die Geschichten sprühen über von Wortwitz, von Situationskomik und sind immer, mal mehr und mal weniger, mit einem gutem Schuss philosophischen Hintersinn gepaart. Man kann die Geschichten also rein zum Spaß lesen oder sich an den philosophischen und wissenschaftlichen Problemstellungen erfreuen.

Solaris:
Es gab hier im Forum bereits einen Lesezirkel zu Solaris, auch tichy hat dazu eineRezension verfasst, allerdings ist der Roman so vielfältig "schillernd" :D, dass es wohl keine definitive Interpretation geben wird.

Beim 2. Mal habe ich aber viel stärker den wahrscheinlich von ihm gewollten Eindruck bekommen, dass Wissenschaftler immer meinen alles sei kategorisierbar und reduzierbar, und dass genau dies beim Solaris-Phänomen ja nicht der Fall war.

Stimmt. Dein Eindruck täuscht dich nicht. Nur ist das Versagen der Wissenschaftler prinzipiell bedingt.

Für Lem gibt es eigentlich nur eine maßgebliche Methode der Naturerkenntnis, echtes, oder besser gesagt anwendbares Wissen über die Naturphänomene anzuhäufen und das ist die wissenschaftlich-positivistische. Die positivistische Methode beruht darauf empirische Daten und Beobachtungen in Form von Theorien zu ordnen/strukturieren/verallgemeinern (Theorien, die zumindest in der Physik mathematisch formuliert sind) und damit Voraussagen über das zukünftige Verhalten der Dinge zu machen. Man geht also vom speziellen zum allgemeinen Fall über und hofft damit eine allgemeingültige richtige Aussage über bestimmte beobachtbare (=messbare) Eigenschaften der Natur treffen zu können. Die Gültigkeit der Theorievorhersagen wird durch Experimente/Tests immer wieder geprüft. Das Verfahren funktioniert in der Physik und in anderen Naturwissenschaften so erfolgreich, dass es zum Universalschlüssel der Naturerkenntnis geworden ist und letztendlich den beispiellosen Siegeszug der Wissenschaft seit dem Beginn der Neuzeit ermöglicht hat.

In Solaris ist es nun so, dass gerade unsere erfolgreichste Erkenntnismethode, eben die positivistische Wissenschaft nicht greift und geradezu hilflos vor den sich nie exakt wiederholenden Phänomenen der Solaris steht, die sich damit jeder Kategorisierung und Vorhersage entziehen. Es ist aber nicht so, dass die Wissenschaftler besonders dumm oder borniert wären, sondern das Problem Solaris ist von einer Art, wie es der menschlichen Wissenschaft nie zuvor begegnet ist. Der Ozean produziert permanent Phänomene die für sich unwiederholbar sind. Da gibt es nichts zu strukturieren oder zu verallgemeinern.

Nicht nur die menschlichen Wissenschaftler, die gesamte menschliche wissenschaftliche Methode steht angesichts des Phänomens Solaris auf dem Prüfstand. Können wir Menschen mit den fortgeschrittensten Denkmethoden, die uns zur Verfügung stehen das Problem Solaris verstehen und lösen? Lem konstruiert mit Solaris einen Fall bei dem unsere Wissenschaft, ja eigentlich das menschliche rational-logische Denken prinzipiell unfähig ist, die Bebachtungen in ein sinnvolles Schema zu ordnen...

Ich finde den Roman auch deshalb lesenswert, weil er die bisher einzige klare Liebesgeschichte ist, die ich von Lem kenne (obwohl ich von ihm auch erst 4 Bücher las). Oder gibt's da noch Andere?

Ja. Lem hat noch einen Roman geschrieben in dem auch eine Liebesgeschichte vorkommt (Transfer, auch unter Rückkehr zu den Sternen veröffentlicht), sie hat dort aber nicht die gleichen Stellenwert, wie die in Solaris.

Transfer/Rückkehr von den Sternen:
In dem Roman geht es um irdische Raumfahrer, die von einer über 100 Jahre dauernden Sternenreise zurückkehrend, eine Erde wieder finden die sich währenddessen vollkommen verändert hat. Alle Menschen sind betrisiert, leben friedlich und frei von allen Aggressionen in einen technischen Paradies, Roboter erledigen z.B. alle körperlichen und gefährlichen Arbeiten, aber die Motivation Abenteuer und Risiken einzugehen ist den Menschen abhanden gekommen. Die Raumfahrer erleben diese neue Welt, in der sie als lebende Anachronismen angesehen werden und wie Steinzeitmenschen wirken, wie einen fremden Planeten und haben erhebliche Schwierigkeiten sich mit der neuen Situation zu arrangieren. Da es keine menschliche Raumfahrt gibt, sie vielmehr als sinnlose und gefährliche Tätigkeit angesehen wird, haben die Raumfahrer auch keine sinnvolle Aufgabe. Einige Raumfahrer planen deshalb eine neue Sternenexpedition, die quasi eine Flucht von der Erde ist.

Ich fand den Roman, den Lem übrigens selbst für misslungen hält, seinerzeit als recht stimmungsvoll. Lem schafft es sehr gut die Verlorenheit der Raumfahrer zu zeigen, die sich auf einer für sie völlig fremden Erde wie Neandertaler in die Großstadt fühlen und wie kleine Kinder erst wieder lernen müssen sich zurecht zu finden.

@Joe Chip:
Den Schnupfen solltest du zu Ende lesen. Es lohnt sich. :D
Der Roman behandelt eines von Lem's Lieblingsthemen, den Zufall.

P.S. Juhu... Jubiläum! Mein hundertster Beitrag.
:D

Trurl

Bearbeitet von Trurl, 25 Juli 2004 - 23:00.

»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
  • (Buch) gerade am lesen:Jeff VanderMeer - Autorität
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#9 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 25 Juli 2004 - 23:37

Willkommen im Dreiziffrigen-Dasein, Trurl, und vielen Dank für deine ausführlichen Hinweise. Da ich gerade eine Roboter-Lese-Rage durchmache, werde ich mir also die Kyberiade demnächst mal vornehmen.

Was Solaris angeht: Soweit ich mich erinnere, deutet Lem schon relativ klar gegen Ende des Buches an, dass es eben gar keine Lösung geben kann - den Mut zu einem derart starken Nicht-Happy-End hatten beide Filmversionen m.E. nicht.

Danke auch für die Links - die entspr. Threads werde ich mir mal in Ruhe ansehen. Evtl. übersetze ich auch mal eine engl. Rezi, die ich mal zum Soderbergh-Film schrieb, und bringe sie dort ein...

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

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#10 tichy

tichy

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Geschrieben 26 Juli 2004 - 10:38

Angeregt durch diesen thread habe ich mir jetzt einen gebrauchen "Eden" bei Amazon geholt. Bald werde ich also wissen, ob mein positiver Eindruck gerechtfertigt war. Dass einige Ideen in Crichtons "Prey" verdächtig nahe am "Unbesiegbaren", an "Fiasko" oder an "Frieden auf Erden" (Schwarm-Auge!) liegt, kam auch mir so vor ... Ach ja, meine Lem-Rezensionen. So viele sind es aber gar nicht, und bis auf P&F auch sehr knapp: Solaris Der Mensch vom Mars Phantastik und Futurologie Solaris-Film Tarkovskij Solaris-Film Soderbergh
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#11 Trurl

Trurl

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Geschrieben 26 Juli 2004 - 12:46

Hallo tichy,

Dass einige Ideen in Crichtons "Prey" verdächtig nahe am "Unbesiegbaren", an "Fiasko" oder an "Frieden auf Erden" (Schwarm-Auge!) liegt, kam auch mir so vor ...

nicht nur Crichton, auch Alastair Reynolds verwendet derartige Ideen. Seine "Unterdrücker" ähneln verdächtig stark einer weiterentwickelten, intelligenten Version der Wolke. Es scheint eben im Zuge des Nanotechnologie-Hypes momentan in der Hard-SF en vogue zu sein, mit selbstorganisierenden Mikrostrukturen zu spielen...

Apropos: am weitesten entwickelt hat Lem seine Idee der Nanowolke in Lokaltermin. Ebenfalls ein Tichy-Roman, nicht so satirisch wie gewohnt, stellenweise fast unlesbar, gegen Ende geradezu düster, mit vielen absonderlichen Ideen und zum Nachdenken anregend.
Tichy besucht eine fremde Zivilisation, die sich eine sogenannte Ethikosphäre geschaffen hat. Eine vollkommen technisierte Umwelt aus intelligenter Nanomaterie, die für ihre Bewohner wohlwollend sorgt und es ihren Bewohner unmöglich macht Verbrechen zu begehen oder an Unfällen zu sterben, die Krankheiten verhindert, das Leben verlängert usw. Ein Paradies, das allerdings fatale Schattenseiten hat.

Trurl
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#12 tichy

tichy

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Geschrieben 26 Juli 2004 - 13:31

Hallo Trurl,die Idee von "Lokaltermin" hat ja einiges mit "Transfer / Rückkehr von den Sternen" gemeinsam -- ein Buch, das er, wie Du schon sagtest, in P&F selbst als misslungen bezeichnet. Vielleicht ist "Lokaltermin" eine Art Neubearbeitung dieser Thematik?Keine Frage, auch ein sehr gutes Buch jedenfalls , der Lokaltermin. Aber nichts für Lem-Einsteiger ...-- tichy
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#13 Trurl

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    Phanto-Lemchen

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Geschrieben 26 Juli 2004 - 15:26

Hallo tichy,

Ja, Transfer und Lokaltermin haben die Grundidee, das Böse, bzw. die Agressionen und Gewalt künstlich einzudämmen gemein.

In dem langen Interview mit Stanislaw Beres (Lem über Lem) erwähnt er, dass er die Fehler von Transfer vermeiden und es diesmal richtig machen wollte. Die Idee der Ethikosphäre geht aber noch weiter. Die Ethikosphäre stellt sowas wie die Realisierung des kantischen moralischen Imperativs dar und zwar auf einer völlig neutralen im Grunde naturgesetz-analogen Art und Weise. Moralische Gesetze werden direkt in einer künstlichen Umwelt verankert. Genauso wenig wie wir uns gegen die Wirkung der Gravitation wehren können, können sich die Entianer gegen die moralischen Gesetze der Ethikosphäre wehren. Tichy werden zur Illustration der Wirkungsweise einige schlagende Beispiele gezeigt. Das klingt nach moralischer Zwangsjacke und ist es auch. Aber, und das wird im Roman klar: die Entianer hatten keine andere Wahl, ihre Zivilisation versank im Chaos des technischen Fortschritts und stand vor dem Untergang. Als rettender Stohhalm bot sich allein die Entwicklung der Ethikosphäre an. Das kleinere von zwei Übeln.

So richtig warm geworden bin ich mit Lokaltermin allerdings nicht, dazu liest sich der Roman einfach zu sperrig. Interessant wurde es erst, als Tichy auf der Entia landet und erste Kontakte mit der einheimischen Bevölkerung aufnimmt.

Trurl
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#14 Darnok

Darnok

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Geschrieben 26 Juli 2004 - 21:32

Ihr habt mir doch glatt wieder Lust auf Lem gemacht. Da ich es wohl nicht mehr schaffe Winterplanet zu besorgen, packe ich mir Solaris und die Sterntagebücher für den Urlaub ein. Mal sehen, vielleicht eröffnen sich ja neue Horizonte :rolleyes:

#15 Dave

Dave

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Geschrieben 26 Juli 2004 - 22:22

Also †šTransfer†™ fand ich auch misslungen, schön, dass ich mich da mal dem Autor anschließen kann bezüglich einer Negativeinschätzung...

Ich mag †šDer Unbesiegbare†™, dessen Ausgangsposition eine Rettungsmission nach Regis III ist, auf dem ein Raumschiff gestrandet ist. Sozusagen Ultra-SF, für die ich mich aber immer wieder aufs Neue erwärmen kann. Außerdem kommt bei Lem ja sowieso meist alles anders als vermutet.

Etwas problematisch liest sich heutzutage †šDie Astronauten†™, in dem es um einen Meteoreinschlag geht, der eigentlich gar keiner ist, sowie Ereignisse auf der Venus. Gehört wohl nicht zum engeren Kreis der Favoriten.

Ein bemerkenswerter Titel, der reichlich zum Diskutieren inspiriert in Sachen Philosophie und technischer Entwicklung, ist †šAlso sprach Golem†™. Dort geht es um ein Elektronengehirn, das sich über den menschlichen Geist zu erheben versucht. Sehr intellektuell, verlangt dem Leser viel ab. Vom Ton her fast schon in die Richtung †šSumma Technologiae†™, welches ja ein Sachbuch zur Kosmos- und Evolutionstheorie ist.

Mal etwas anderes ist †šMondnacht†™, das Hör- und Fernsehspiele beinhaltet. Es ist interessant, wie eine Geschichte wirkt, wenn sie überwiegend aus Dialogen besteht.
Folgende Werke sind enthalten:
Die Mondnacht
Die Forschungsreise des Professors Tarantoga
Der seltsame Gast des Professors Tarantoga
Professor Tarantogas Sprechstunde
Gibt es sie, Mister Johns?
Der getreue Roboter
Schichttorte

Ein Roman, mit dem ich gar nichts anfangen kann, ist †šDas Hospital der Verklärung†™, bei dem es sich auch nicht um einen SF-Roman handelt, denke ich. Immerhin spielen SS-Truppen eine Rolle, die ein Hospital besetzen. Seltsames Buch.

Nicht weniger seltsam ist †šDer weiße Tod†™, einer Kurzgeschichtensammlung. Allerdings sind es vornehmlich Märchen, Grotesken und seltsame Geschichten, wie sie wohl nur Lem schreiben kann.
Absolut nichts für mich, und ich habe mich maßlos darüber geärgert, vorher nicht darauf geachtet zu haben, um was es sich genau handelt.
Geschichten, welche die Welt nicht braucht, so zumindest meine persönliche Anmerkung.


Meine bisherigen Favoriten:

Frieden auf Erden

Solaris

Bearbeitet von Dave, 26 Juli 2004 - 22:26.


#16 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 27 Juli 2004 - 17:29

Ich habe - auch bedingt durch das eingeschränkte Angebot in der damaligen DDR - fast alles von Lem gelesen und war früher ein begeisterter Anhänger des Autors. Das hat sich mittlerweile gegeben, auch wenn mir die "Sterntagebücher" oder "Solaris" heute noch zusagen.In den späteren Werken wie "Summa Technologiae", "Lokaltermin" oder "Der Flop" langweilt oder belehrt er m. E. sein Publikum nur noch, was ihm hierzulande zwar den Ruf eingebracht hat, der einzig ernstzunehmende SF-Autor zu sein, allerdings überwiegend von Leuten, die wenig oder nichts anderes aus diesem Bereich gelesen haben.Auch die "Robotermärchen", die erst vor kurzem bei Suhrkamp neu erschienen sind (im Rahmen einer bunt gemischten Phantastik-Edition), haben mich keineswegs überzeugt, denn sie schienen mir weder lustig noch geistreich zu sein.Alles in allem habe ich den Eindruck, daß St. Lem in erster Linie der überschätzteste SF-Autor der letzten 50 Jahre ist.GrußT.

#17 Rusch

Rusch

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Geschrieben 27 Juli 2004 - 18:25

In den späteren Werken wie "Summa Technologiae", "Lokaltermin" oder "Der Flop" langweilt oder belehrt er m. E. sein Publikum nur noch, was ihm hierzulande zwar den Ruf eingebracht hat, der einzig ernstzunehmende SF-Autor zu sein, allerdings überwiegend von Leuten, die wenig oder nichts anderes aus diesem Bereich gelesen haben. Auch die "Robotermärchen", die erst vor kurzem bei Suhrkamp neu erschienen sind (im Rahmen einer bunt gemischten Phantastik-Edition), haben mich keineswegs überzeugt, denn sie schienen mir weder lustig noch geistreich zu sein.

Der einzige ernstzunehmende SF-Autor? Manchmal habe ich den eindruck, dass der einzige, der Lem ernst nimmt, Lem selbst ist. Zumindest hält er sich zeitweise für das Maß aller Dinge. Die Aussage, Lem sei der einzige ernstzunehmende SF Autor disqualifiziert denjenigen, der diese Aussage machte. Von Lem fan ich nicht alles gut. Eden z. B. war ja total Mainstream mäßig - als ein eher durchschnittliches Werk. Die Robotermärchen fand ich hingegen congenial, was vielleicht daran liegt, das ich das ganze als Hörbuch gehört habe. Da war gleich eine ganz andere Wirkung, denn Märchen sollte man ja vorgelesen bekommen. :blink:

#18 tichy

tichy

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Geschrieben 27 Juli 2004 - 19:34

Alles in allem habe ich den Eindruck, daß St. Lem in erster Linie der überschätzteste SF-Autor der letzten 50 Jahre ist.

Wenn ich dann mal mit gleicher Münze zurückzahlen darf: Alles in allem habe ich den Eindruck, dass in erster Linie diejenigen Lem nicht mögen, die (zumindest unterbewusst) wissen, dass er dummerweise Recht hat. Und zwar seit Jahrzehnten in fast allem, was er von sich gibt. Dabei ist er aber dermaßen selbstbewusst und schonungslos, mit anderen Worten: arrogant, dass man ihm dieses Rechthaben nicht gönnen will. Lem mögen deshalb einerseits diejenigen nicht, die SF als Eskapismus lesen, andererseits diejenigen, die SF literarisch betreiben wollen, aber erkennen, dass sie Lem nicht ansatzweise das Wasser reichen können. -- tichy
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#19 Gast_Empedokles_*

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Geschrieben 27 Juli 2004 - 20:19

Lem nicht das Maß aller Dinge sein. Er seine Kritik an der Science Fiction Literatur an falschen Stellen ansetzt. Alt geworden der Mann ist.

#20 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 27 Juli 2004 - 20:38

tichy schrieb:

Dabei ist er aber dermaßen selbstbewusst und schonungslos, mit anderen Worten: arrogant, dass man ihm dieses Rechthaben nicht gönnen will.

Och, das ist schon mal falsch: Einem Autor, der seine Leser hervorragend unterhält, sieht man Selbstbewußtsein bzw. Arroganz gewiß nach. Leider unterhält mich St. Lem seit vielen Jahren nicht mehr.

Lem mögen deshalb einerseits diejenigen nicht, die SF als Eskapismus lesen, andererseits diejenigen, die SF literarisch betreiben wollen, aber erkennen, dass sie Lem nicht ansatzweise das Wasser reichen können.

Letztgenannte Vermutung ist - falls sie so gemeint ist, wie ich fürchte - schon etwas bösartig und zudem auch sachlich unzutereffend, denn literarisch ist St. Lem m. E. allenfalls Durchschnitt. Ich habe mir sagen lassen, daß seine polnischen Texte stilistisch arg zu wünschen übrig lassen und er seinen Erfolg im Westen in erster Linie den Übersetzern zu verdanken hat. Ob das stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen, aber als Leser haben mich früher stets seine Ideen fasziniert, nie aber seine trockene, oft fade Art des Erzählens. "Gast im Weltraum" ist ein schönes Beispiel für diesen Stil. Gruß T.

#21 Rusch

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Geschrieben 27 Juli 2004 - 22:10

Ich habe mir sagen lassen, daß seine polnischen Texte stilistisch arg zu wünschen übrig lassen und er seinen Erfolg im Westen in erster Linie den Übersetzern zu verdanken hat. Ob das stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen, aber als Leser haben mich früher stets seine Ideen fasziniert, nie aber seine trockene, oft fade Art des Erzählens. "Gast im Weltraum" ist ein schönes Beispiel für diesen Stil.

Hm, das ergäbe eigentlich keinen Sinn, den Lem ist ja nur Übersetzt worden, weil er wohl gut war. Wäre er ein schlechter Schriftsteller gewesen, so hätte man seine Werke wohl nicht in so viele Sprachen übersetzt. Aber vielleicht kann einer der Leute hier im Forum mit einem Lem-Protagoniste-Avatar-Namen hierzu was schreiben. ;) Er kürzlich habe ich ein Interview mit Lem in einer Zeitschrift gelesen. Er war nach wie vor sehr unterhaltsam und vieles was er gesagt hat, zeugte von einem sehr wachen Verstand.

#22 tichy

tichy

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Geschrieben 28 Juli 2004 - 08:43

literarisch ist St. Lem m. E. allenfalls Durchschnitt.

als Leser haben mich früher stets seine Ideen fasziniert

Sind denn diese Ideen nicht wichtiger Bestandteil literarischer Qualität?

Letztgenannte Vermutung ist - falls sie so gemeint ist, wie ich fürchte - schon etwas bösartig

Ach Tiresias, wer austeilt, muss auch einstecken können. Über Deine literarische Qualität steht mir kein Urteil zu, dazu kenne ich von Dir zu wenig. Aber wenn Du allein aufgrund der Tatsache, dass dich persönlich ein Autor zwar "früher unterhalten hat, aber heute nicht mehr", zu dem apodiktischen Urteil "überschätztester SF-Autor der letzten 50 Jahre" kommst, und zudem noch denen, die das anders sehen, unterstellst, sie hätten "wenig oder nichts anderes aus diesem Bereich gelesen", dann musst Du mit angemessenem Widerspruch umgehen können.

Arroganz ist eine Eigenschaft, die man sich leisten können muss. Lem kann sie sich leisten. Ob Du sie Dir leisten kannst, überlasse ich Deiner Einschätzung ...

Ich habe mir sagen lassen, daß seine polnischen Texte stilistisch arg zu wünschen übrig lassen und er seinen Erfolg im Westen in erster Linie den Übersetzern zu verdanken hat.

Vielleicht hat Deine Quelle Recht, und der entsetzliche Stil von "Phantastik & Futurologie I" kommt dem "echten Lem" näher als die anderen Übersetzungen Dazu kann ich nichts sagen; ich kann leider kein polnisch, kann also nur den "deutschen Lem" beurteilen. Und an dem habe ich wenig auszusetzen.

"Gast im Weltraum" ist ein schönes Beispiel für diesen Stil.

Da wird es Dich freuen, dass Lem mit Deiner Einschätzung der Qualität seines Jugendwerkes(!) übereinstimmt (siehe hier). Die Behauptung, dieser Roman stünde exemplarisch für sein gesamtes späteres Werk, ist allerdings zumindest sehr gewagt ...

-- tichy
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#23 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 28 Juli 2004 - 10:10

tichy schrieb:

... Aber wenn Du allein aufgrund der Tatsache, dass dich persönlich ein Autor zwar "früher unterhalten hat, aber heute nicht mehr", zu dem apodiktischen Urteil "überschätztester SF-Autor der letzten 50 Jahre" kommst, und zudem noch denen, die das anders sehen, unterstellst, sie hätten "wenig oder nichts anderes aus diesem Bereich gelesen", dann musst Du mit angemessenem Widerspruch umgehen können.

Hier haben wir schon die Quelle des Mißverständnisses: Meine Anmerkung bezog sich nicht auf Insider bzw. Genre-Liebhaber, sonder auf die oft gehörte Aussage: "SF ist literarisch eigentlich Müll, der einzige, der halbwegs ordentlich schreiben kann, ist St. Lem." Diese Meinung wird vornehmlich von Leuten vertreten, die neben dem einen oder anderen Lem-Roman höchstens mal ein altes Perry-Rhodan-Heft in die Hand bekommen und noch nie etwas von Dick, den Strugatzkis oder LeGuin gehört haben. Daher weiß ich nicht, wieso Du Dich angesprochen gefühlt hast. Was die polemische Aussage "überschätztester SF-Autor der letzten 50 Jahre" anbetrifft, so ist diese im gleichen Kontext zu sehen - daß die Mehrzahl derer, die St. Lem in den Himmel heben, m. E. von ihm wenig und von anderen noch weniger gelesen hat. Das ist wie in der Philosophie, wo es halt en vogue ist, mit P. Sloterdijk hausieren zu gehen. Daß es im Gegensatz dazu natürlich auch Leute gibt, die Lems Werk sehr gut kennen und hoch schätzen, wird von mir keineswegs bestritten. Gruß T.

#24 Trurl

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Geschrieben 28 Juli 2004 - 12:43

Hallo Tiresias,

Lem ist also nicht der Meister deines literarischen SF-Geschmacks, das wundert mich nicht, wenn SF-Autoren wie Ray Bradbury deine literarischen Vorbilder sind. Dann mußt du mit Lem zwangsläufig Probleme bekommen. Intellektuell leben Bradbury und Lem auf unterschiedlichen Welten. Obwohl ihn Lem als guten Stilisten schätzt.

In den späteren Werken wie "Summa Technologiae", "Lokaltermin" oder "Der Flop" langweilt oder belehrt er m. E. sein Publikum nur noch, was ihm hierzulande zwar den Ruf eingebracht hat, der einzig ernstzunehmende SF-Autor zu sein, allerdings überwiegend von Leuten, die wenig oder nichts anderes aus diesem Bereich gelesen haben.

Langeweile ist eine sehr subjektive Einschätzung und was du leicht abschätzig als "Belehrung" ansiehst, macht für mich einen wesentlichen Teil des Reizes von Lems Werken aus. Es ist nun mal so, dass der Hintergrund der Themen, die Lem in seinen fiktionalen Werken behandelt i.d.R. stark naturwissenschaftlich geprägt und/oder philosophisch durchdrungen ist. Das ist nicht nach jedermanns Geschmack. Aber ist das schon ein Kriterium sich gelangweilt abzuwenden und sich über mangelnde Unterhaltsamkeit zu beklagen? Die Summa langweilt??? Das kann ernsthaft nur der behaupten den das Thema der Summa partout nicht interessiert. Wenn dich Lems Gedankenwelt inzwischen kalt lässt, ist das eher dein Problem. Lem macht es seinen Lesern oftmals nicht leicht, zugegeben, aber seinen geisten Kosmos zu erkunden macht auch Spass und belohnt mit durchaus bedenkenswerten Einsichten.

Das Rezeptionsproblem bei Lem ist sicher auch eines von fehlender (naturwissenschaftlicher) Vorbildung und Interessenlage. Wenn man nur ein winziges Fünkchen Interesse für die Naturwissenschaften, für die Wissenschaftstheorie oder die Philosophie und hier insbesondere die Ethik übrig hat, wird man bei Lem bis zum Umfallen fündig. Ich zumindest finde bei Lem genau das, was ich in der SF suche. Bislang habe ich in der SF noch keinen Autoren gefunden der in dieser Weise wissenschaftliche Bildung, Intellektualtität und Unterhaltung in sich vereint.

Lem hat einen sehr rational ausgerichteten, nüchternen, szientifischen Blick auf die Welt, der mir persönlich entgegenkommt, der aber alle "empfindsameren Naturen", die in der Literatur weniger Rationalität und gedankliche Durchdringung der "Welt", sondern mehr die menschliche Beziehunswärme und das Gefühl suchen, eher abschreckt.

Frieden auf Erden empfand ich z.B. intelligent, spannend, witzig und unterhaltsam, allein schon der Anfang als Tichy ein blendendes Beispiel für die Split-Brain Theorie abgibt. In dem Roman wird übrigens auf ein Buch verwiesen, das Lem in einer seiner früheren fiktiven Rezensionen beschreibt: Waffensysteme des 21. Jahrhunderts. Der Roman ist praktisch die Novellisierung dieser Idee. Ich fand das eine nette Selbstreferenz. In Fiasko/Der Flop gibt es freilich seitenlange Erörterungen, sowie hochtheoretische Diskussion, die sind aber hochspannend und wichtig und kein bischen langweilig. Wir beide scheinen wohl geschmacklich unterschiedlich gestrickt und eine völlig gegensätzliche Sichtweise von Lem's Qualitäten zu haben. ;)


@Rusch:

Ich habe mir sagen lassen, daß seine polnischen Texte stilistisch arg zu wünschen übrig lassen und er seinen Erfolg im Westen in erster Linie den Übersetzern zu verdanken hat. Ob das stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen, aber als Leser haben mich früher stets seine Ideen fasziniert, nie aber seine trockene, oft fade Art des Erzählens. "Gast im Weltraum" ist ein schönes Beispiel für diesen Stil

Hm, das ergäbe eigentlich keinen Sinn, den Lem ist ja nur Übersetzt worden, weil er wohl gut war. Wäre er ein schlechter Schriftsteller gewesen, so hätte man seine Werke wohl nicht in so viele Sprachen übersetzt.

Seine polnischen Texte kann ich mangels Sprachkenntnis ja nicht beurteilen. Aber dass er ein grauslicher Stilist sein soll ist mir neu. In dem Beres-Interview ist derartiges nicht erwähnt worden. Nur dass seine literarische Anerkennung im eigenen Land erst über den Erfolg im Ausland eingesetzt hat. Das liegt, glaube ich, aber weniger an seinem mangelnden literarischen Talent, sondern ganz einfach daran, dass Lem's Ideen in Polen keine große Resonanz erfahren haben.

Trurl

Bearbeitet von Trurl, 29 Juli 2004 - 09:09.

»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

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#25 Gast_Frank W. Haubold_*

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Geschrieben 28 Juli 2004 - 18:45

Trurl schrieb:

Lem ist also nicht der Meister deines literarischen SF-Geschmacks, das wundert mich nicht, wenn SF-Autoren wie Ray Bradbury deine literarischen Vorbilder sind. Dann mußt du mit Lem zwangsläufig Probleme bekommen. Intellektuell leben Bradbury und Lem auf unterschiedlichen Welten. Obwohl ihn Lem als guten Stilisten schätzt.

Falsch, Lem ist nicht der Meister meines literarischen Geschmacks (ohne SF). Im Genre-Bereich gehört er sicher zur besseren Hälfte. :D Bradbury und Lem kann man m. E. nicht vergleichen, was ich hier auch nicht getan habe. Aber einen selbstgewissen Unterton vermeine ich in Deinen Äußerungen schon zu vernehmen ...

Wir beide scheinen wohl geschmacklich unterschiedlich gestrickt und eine völlig gegensätzliche Sichtweise von Lem's Qualitäten zu haben.

Stimmt. Allerdings gibt es nach wie vor einige Bücher von Lem, die ich mag. Daß ich sein "Alterswerk" für narzißtisch und abgehoben halte, ist sicher meiner geringen "naturwissenschaftlichen Vorbildung" und anderen intellektuellen Defiziten zuzuschreiben, für die ich um Nachsicht bitte. ;) T.

#26 Trurl

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Geschrieben 28 Juli 2004 - 20:13

Hallo Tiresias,

Falsch, Lem ist nicht der Meister meines literarischen Geschmacks (ohne SF).

Habe ich denn was anderes gesagt?? :confused: Ich glaube du hast die Verneinung in meinem Satz überlesen.

Bradbury und Lem kann man m. E. nicht vergleichen, was ich hier auch nicht getan habe. Aber einen selbstgewissen Unterton vermeine ich in Deinen Äußerungen schon zu vernehmen ...

Aber nicht doch. ;)
Ich weiss dass du die beiden nicht verglichen hast, und ich habs auch nicht getan. Ich beziehe mich lediglich auf ein Interview von dir, wo du Bradbury erwähntest.

Stimmt. Allerdings gibt es nach wie vor einige Bücher von Lem, die ich mag. Daß ich sein "Alterswerk" für narzißtisch und abgehoben halte, ist sicher meiner geringen "naturwissenschaftlichen Vorbildung" und anderen intellektuellen Defiziten zuzuschreiben, für die ich um Nachsicht bitte.  ;)

Die sei die gewährt. :bigcry:
Aber im Ernst, im Grunde wollte ich nur ausdrücken, dass du Lem mit literarischen Kriterien allein nicht beikommst und nur die eine Hälfte dessen, was ihn als schriftstellernden Denker ausmacht, berücksichtigst. Die andere Hälfte bleibt dann aussen vor. Und das ist, wie er selbst klarstellt, die ihm wichtigere Hälfte. Deshalb kommen rein literarisch gebildete Zeitgenossen mit Lem auch nicht klar und ignorieren ihn i.d.R. (Hat man je ein Wort von Reich-Ranicki über Lem gehört?)

In dem von mir angesprochenen Buchinterview wird der polnische Philosoph Leszek Kolakowski zitiert, der die Summa Technologiae in einem polnischen Magazin/Zeitung (weiss nicht genau) sehr negativ rezensiert hatte. In einem persönlichen Brief an Lem entschuldigte sich dieser für seine negativen Aussagen u.a. mit der Begründung, dass er keinen Zugang zu Lems Denkweise gefunden habe, dass er aber zweifelsohne sehe, es mit einem brillianten Geist ersten Ranges zu tun zu haben. Das nur als Illustration und kleine Bestätigung für dich. Du befindest dich in bester Gesellschaft. :D

Trurl
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#27 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 28 Juli 2004 - 21:09

Hallo Trurl,

Habe ich denn was anderes gesagt??  Ich glaube du hast die Verneinung in meinem Satz überlesen.

Nein, ich habe mich vielleicht mißverständlich ausgedrückt. Es ging um literarischen Geschmack und auf SF-Literatur bezogenen Geschmack.

Deshalb kommen rein literarisch gebildete Zeitgenossen mit Lem auch nicht klar und ignorieren ihn i.d.R. (Hat man je ein Wort von Reich-Ranicki über Lem gehört?)

Mal abgesehen davon, daß RR m. E. eher ein Schauspieler als ein ernstzunehmender Kritiker ist, wurde/wird St. Lem von Mainstream-Lesern duchaus wahrgenommen ("SF mag ich eigentlich nicht, aber Lem ist ja ein Philosoph").

In einem persönlichen Brief an Lem entschuldigte sich dieser für seine negativen Aussagen u.a. mit der Begründung, dass er keinen Zugang zu Lems Denkweise gefunden habe, dass er aber zweifelsohne sehe, es mit einem brillianten Geist ersten Ranges zu tun zu haben. Das nur als Illustration und kleine Bestätigung für dich. Du befindest dich in bester Gesellschaft.

Ich hab nie behauptet, daß St. Lem kein brillanter Geist sei. Aber ich mag es nun einmal nicht sonderlich, wenn die Handlung eines Buches ständig durch seitenlange theoretische Abhandlungen unterbrochen wird - und darin ist Lem ein Meister. ;) Im übrigen ist es doch kein Problem, wenn unterschiedliche Leser unterschiedliche Haltungen zu einem Buch oder Autor einnehmen, oder? Gruß TK

Bearbeitet von Tiresias, 28 Juli 2004 - 21:10.


#28 Rusch

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Geschrieben 28 Juli 2004 - 21:30

Eine interessante Diskussion habt ihr da. Warum sollte man Bradbury, Lem und vielleicht einige andere Autoren nicht gleichzeitig mögen können. Das leuchtet mir jetzt nicht ein. Ich mag nicht alles von Lem und ich mag nicht alles von Bradbury. D. h. aber nicht , dass ich beide Autoren nicht mag. Ich denke ihr polarisiert zu stark.

#29 Trurl

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Geschrieben 28 Juli 2004 - 23:00

Hallo Tiresias,

Aber ich mag es nun einmal nicht sonderlich, wenn die Handlung eines Buches ständig durch seitenlange theoretische Abhandlungen unterbrochen wird - und darin ist Lem ein Meister.

Es wird dich sicher nicht mehr überraschen, aber ich empfinde sein Theoretisieren weder als Unterbrechung, noch langweilig, sondern als wichtige Roman-Bestandteile, ohne die seine Romane nur die Hälfte wert wären. In Solaris sind es gerade die Solaristik-Exkurse, die ich immer wieder gerne lese, ganz einfach, weil das meisterhaft konstruierte, brilliante fiktive Wissenschaftsgeschichte ist. In dieser Form habe ich noch nirgendwo Besseres gelesen und ich bin ausserstande zu begreifen, wenn jemand das nicht genauso erkennen und schätzen kann und darauf nur gelangweilt und abschätzig reagiert. Aber seis drum (*seufz*), ich kanns nicht ändern.

Im übrigen ist es doch kein Problem, wenn unterschiedliche Leser unterschiedliche Haltungen zu einem Buch oder Autor einnehmen, oder?

Sicher. Allerdings hast du, Tiresias, die beispiellose Gabe zu polemisieren und provozieren. Deshalb ist es geradezu natürlich gegen deine Meinung anzuargumentieren. ;)
Ansonsten machen mir andere Auffassungen nichts aus, wenn... sie mir gut begründet erscheinen.

@Rusch:

Warum sollte man Bradbury, Lem und vielleicht einige andere Autoren nicht gleichzeitig mögen können. Das leuchtet mir jetzt nicht ein. Ich mag nicht alles von Lem und ich mag nicht alles von Bradbury. D. h. aber nicht , dass ich beide Autoren nicht mag. Ich denke ihr polarisiert zu stark.

Die Polarisierung ergibt sich häufig in solchen Diskussionen und liegt nicht in meiner Absicht. Ich gebe dir Recht Rusch. Man kann beide Autoren mögen. Mir liegt er nicht so sehr, ich finde seine Marschroniken belanglos und grottenlangweilig um jetzt auch mal eine polemische Meinung abzugeben. Aber ich werde nicht den Fehler begehen und beide Autoren gegeneinander auspielen. Sie repräsentieren nur unterschiedliche Pole der SF.

Grundsätzlich erscheint mir eine Ablehnung Lem's aus rein literarisch begründeten Vorbehalten, was Erzähltechniken, Stil usw. angeht, alles Dinge die Tiresias bei Lem sauer aufgestossen sind, neben einer angeblichen Selbstverliebtheit Lem's, die ich nicht erkennen kann und mich im übrigen auch völlig kalt lässt, zu kurz gegriffen. Aber es ist schon spät und ich will es jetzt damit bewenden lassen.

Einen schönen Abend wünscht euch

Trurl
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Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#30 tichy

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Geschrieben 29 Juli 2004 - 08:07

Hat man je ein Wort von Reich-Ranicki über Lem gehört?

Ich habe mal aus zweiter Hand vernommen, dass er mit den Werken seines Landsmannes wenig anfangen kann. Wenn man MRRs Geschmack kennt (besondere Vorliebe für Erotisches) kann man sich darüber kaum wundern. Zurück zum Thema: Tiresias, was Dir gefällt und was Dich unterhält ist Deine persönlich Geschmackssache, und natürlich kann sich dieser Geschmack auch mit der Zeit ändern. Niemand spricht Dir das ab, und mir geht es genauso. Lem ist eine der wenigen Konstanten in meinem literarischen Geschmack seit meiner Jugend. Was mich an Deinem Beitrag störte war, dass Du allein mit dem aktuallen Stand der Entwicklung Deines literarischen Geschmacks ein sehr weit gehendes Totschlagurteil über einen Autor begründest. Mit der besserwisserischen Herablassung desjenigen, der ja viel mehr weiss und kennt als all die anderen Diskutanten, die da vielleicht noch in ihrer Lem-Phase stecken, über die Du bereits hinaus bist. Lies Deinen ursprünglichen Beitrag nochmal, vielleicht verstehst Du dann, was ich meine. -- tichy

St. Lem

Sankt Lem? Ist der Mann jetzt schon heilig? ;)
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