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Stanislaw Lem


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#31 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 29 Juli 2004 - 16:41

Tichy schrieb

Was mich an Deinem Beitrag störte war, dass Du allein mit dem aktuallen Stand der Entwicklung Deines literarischen Geschmacks ein sehr weit gehendes Totschlagurteil über einen Autor begründest. Mit der besserwisserischen Herablassung desjenigen, der ja viel mehr weiss und kennt als all die anderen Diskutanten, die da vielleicht noch in ihrer Lem-Phase stecken, über die Du bereits hinaus bist. Lies Deinen ursprünglichen Beitrag nochmal, vielleicht verstehst Du dann, was ich meine.

Warum beschränkst Du Dich in Deinen Kommentaren nicht auf das, was ich tatsächlich geschrieben habe, statt hier zu versuchen, Deine Animositäten auszuleben? Ich schrieb:

Ich habe - auch bedingt durch das eingeschränkte Angebot in der damaligen DDR - fast alles von Lem gelesen und war früher ein begeisterter Anhänger des Autors. Das hat sich mittlerweile gegeben, auch wenn mir die "Sterntagebücher" oder "Solaris" heute noch zusagen.

Wo ist hier die "besserwisserische Herablassung", von der Du sprichst?

In den späteren Werken wie "Summa Technologiae", "Lokaltermin" oder "Der Flop" langweilt oder belehrt er m. E. sein Publikum nur noch ...

Offenbar weißt Du nicht, was die Abkürzung "m. E." bedeutet? Gut, dann schreibe ich das nächste Mal "meines Erachtens" aus. Dies bedeutet unter anderem, daß dies meine (persönliche) Ansicht ist, von der ich weder erwarte noch hoffe, daß andere sie teilen.

... was ihm hierzulande zwar den Ruf eingebracht hat, der einzig ernstzunehmende SF-Autor zu sein, allerdings überwiegend von Leuten, die wenig oder nichts anderes aus diesem Bereich gelesen haben.

Dies bezog sich (eindeutig) auf Mitmenschen, die normalerweise keine SF lesen, aber dennoch locker behaupten, daß Lem der einzig adäquate SF-Autor sei. Soche Leute gibt es nach meiner Erfahrung viele; zählst Du Dich etwa dazu? Also was soll dieser eigenartige Kommentar? :) T.

Bearbeitet von Tiresias, 29 Juli 2004 - 17:22.


#32 tichy

tichy

    Typonaut

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Geschrieben 29 Juli 2004 - 17:23

Hallo Tiresias, schon irgedwie seltsam, dass Dir das immer wieder passiert, hm? Dass Deine Äusserungen als herablassend und arrogant aufgefasst werden? Da könnte man ja glatt mal auf die Idee liegen, dass das ... vielleicht ... an Dir ... liegen könnte ... Nein? Na gut, dann nicht ...

Offenbar weißt Du nicht, was die Abkürzung "m. E." bedeutet? Gut, dann schreibe ich das nächste Mal "meines Erachtens"

Wenn ich schriebe: "Meines Erachtens ist Tiresias ein arroganter Ar***" -- empfändest Du das in irgendeiner Weise weniger beleidigend als wenn ich schriebe: "Tiresias ist ein arroganter Ar***"? Beides ist logischerweise meine persönliche Meinung, ob ich das dranschreibe oder nicht. Das Kürzel "m.E." entbindet Dich nicht davon, gegebenenfalls für Deine Aussage gerade stehen zu müssen. Und "der überschätzteste SF-Autor der letzten 50 Jahre" ist eine Aussage, die kaum anders denn als Kritik an denjenigen zu verstehen ist, die Lem hoch schätzen. Und das sind selbstverständlich nicht nur SF-ungebildete Feuilletonisten, auch wenn Du das gerne hättest. -- tichy

Bearbeitet von tichy, 29 Juli 2004 - 17:24.

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#33 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 29 Juli 2004 - 17:42

Tichy schrieb:

Wenn ich schriebe: "Meines Erachtens ist Tiresias ein arroganter Ar***" -- empfändest Du das in irgendeiner Weise weniger beleidigend als wenn ich schriebe: "Tiresias ist ein arroganter Ar***"? Beides ist logischerweise meine persönliche Meinung, ob ich das dranschreibe oder nicht.

Da Du offenkundig außerstande bist, einen Standpunkt in einer Sachfrage von Beleidigungen zu unterscheiden, sehe ich keinen Sinn mehr in dieser Diskussion. Scheint mir mal wieder so eine Art Weiße-Hennen-Syndrom zu sein - wer nicht so ist wie wir, hat hier nichts verloren. Und aus der Anonymität kann man ja herrlich vom Leder ziehen ... Respekt. T.

Bearbeitet von Tiresias, 29 Juli 2004 - 18:14.


#34 tichy

tichy

    Typonaut

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Geschrieben 29 Juli 2004 - 18:27

Da ist er ja wieder -- der ach so unverstandene, weil dem mediokren Publikum intellektuell so um Längen überlegene Tiresias, der sich nun voll Selbstmitleid in die Schmollecke verzieht. Sorry, aber das macht bei mir keinen Eindruck.

Und aus der Anonymität kann man ja herrlich vom Leder ziehen

Ach nee, nicht das Argument schon wieder. Abgesehen davon, dass meine wahre Identität inhaltlich keine Rolle spielt (oder möchtest Du ad hominem argumentieren?) wäre es wirklich keine große Herausforderung, sie über mein Benutzerprofil in Erfahrung zu bringen ...

Aber ich muss noch etwas korrigieren, bevor wir diesen fruchtbaren Meinungsaustausch beenden: In meinem vorigen Beitrag hätte es statt "Beides ist logischerweise meine persönliche Meinung" besser heissen sollen: "Beides wäre logischerweise meine persönliche Meinung". Ich will ja nicht den Eindruck erwecken, ich hielte Dich ("m.E." oder nicht) wirklich für besagten "Ar***". Sorry, wenn das missverstanden worden sein sollte.

-- tichy
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#35 Trurl

Trurl

    Phanto-Lemchen

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Geschrieben 29 Juli 2004 - 19:29

Also... bevor das hier endlos weitergeht und in weiteren verbalen Schlägereien ausartet... Das ist an sich ein schöner Thread und es macht mir richtig Spass mich wenig über Lem auszulassen, man hat ja nicht oft die Gelegenheit dazu :) : @Dave:

Ich mag †šDer Unbesiegbare†™, dessen Ausgangsposition eine Rettungsmission nach Regis III ist, auf dem ein Raumschiff gestrandet ist. Sozusagen Ultra-SF, für die ich mich aber immer wieder aufs Neue erwärmen kann.

Der Roman gehört nicht umsonst zu Lem's populärsten und erfolgreichsten Werken. Ich habe den Unbesiegbaren in meiner Jugendzeit zum ersten Mal gelesen und später immer wieder einmal. Er ist ein schönes Beispiel dafür, dass Lem durchaus auch das Spiel mit dramatischen Effekten beherrscht. Hier ist ihm der Spagat zwischen der klassischen Raumschiffabenteuer-Dramatugie einer Space Opera und den für Lem typischen Wissenschaftsspekulationen am besten gelungen. Leider haben ihn später derartige, konventionell erzählte SF-Abenteuerhandlungen nicht mehr interessiert. Ich habe es immer bedauert, dass er nicht wenigstens ein oder zwei weitere Romane dieser Kategorie geschrieben hat.

Ein bemerkenswerter Titel, der reichlich zum Diskutieren inspiriert in Sachen Philosophie und technischer Entwicklung, ist †šAlso sprach Golem†™. Dort geht es um ein Elektronengehirn, das sich über den menschlichen Geist zu erheben versucht. Sehr intellektuell, verlangt dem Leser viel ab. Vom Ton her fast schon in die Richtung †šSumma Technologiae†™, welches ja ein Sachbuch zur Kosmos- und Evolutionstheorie ist.

Schön das du auf den Golem hinweist. Ich wollte ihn erst gar nicht erwähnen. Golem ist wirklich bemerkenswert und wahrscheinlich Lem's theoretischstes seiner rein fiktionalen Werke. Philosophisch ausserordentlich ergiebig. Im Golem hat Lem das Kunststück versucht in menschlichen Worten auszudrücken, was uns ein superintelligentes Wesen sagen könnte. Eigentlich ein unmögliches Unterfangen, das begrenzt ist durch die Ausdrucksfähigkeit unserer Sprache und unserer Begriffe. Der Golem hält Vorlesungen über Evolution und Kosmologie, über die Zukunft der menschlichen Zivilisation, sowie die der nichtmenschlichen Vernunft. Interessant und diskussionswürdig ist übrigens was Lem den Golem über Ich-Bewusstsein und Gefühle vortragen lässt. Für Golem sind Emotionalität und Ich-Bewusstsein beispielsweise Merkmale eines "niedrigen" Intelligenzniveaus, wie das der Menschen, die ihr tierisches Primaten-Dasein erst vor kurzem überwunden haben. Eine Intelligenzform wie der Golem besteht nur noch aus reiner Vernunft, ist reines Denken und besitzt kein Ich-Bewusstsein mehr, es hat sich quasi in Rationalität verflüchtigt. Alles sehr abstrakt, auch provokativ, aber unglaublich faszinierend zu lesen. Trurl
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#36 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 02 August 2004 - 14:19

@alle:

Hach, was seid Ihr alle wieder lieb zueinander. ;) Ich kenne das eigentlich nur aus Spiele-Foren, die von Leuten besucht werden, die den Kindergarten auch im Erwachsenen-Alter nicht wirklich verlassen haben. Und damit meine ich die Sturheit und nicht den Hang zu Spielen.

Davon abgesehen hat mich dieser Thread zu bewegt nun mal ein paar Bücher von Lem in mein „Dringend lesen“-Regal einzubunkern. Die Wahl fiel auf folgende Titel:

    [*]Solaris (natürlich)
    [*]Sterntagebücher
    [*]Der Unbesiegbare
    [/list]Mal sehen, wie die so flutschen. :P

    Bis dennen,
    Henrik Fisch
Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"

#37 Theophrastus

Theophrastus

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Geschrieben 22 August 2004 - 22:54

Ein Bekannter von mir hat mehrere Hörspiele oder Hörbücher zu Lems Geschichte, z.B. Der futurologische Kongress, und findet diese ausgesprochen gut. Dabei hat er sonst nicht so viel SF gelesen oder gehört.

#38 Rusch

Rusch

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Geschrieben 17 September 2004 - 21:37

Am besten fand ich die Hörbuchumsetzung zu den Robotermärchen und zu den Sternentagebüchern (die aber sehr stark gekürzt waren).

#39 Tarantoga

Tarantoga

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Geschrieben 01 April 2007 - 22:45

Gigi Edgley Ist zwar ein etwas älterer Thread, aber deshalb sicher nicht weniger aktuell.Eines ist sicher richtig.LEM war zumindest für mich in der damaligen DDR und wohl ingesamt im Ostblock der einzige wirkliche SCIFI Schriftsteller.Es gab in unseren Bibliotheken eine ganze Menge Material ( nannte sich damals wissenschaftlich phantastische Literatur ), aber eigentlich war alles ausser LEM typische Dutzendware, so wie heute auch.Thema im Kern :Sozialistische Menscheit erobert den Kosmos (heiß bei uns so )und unterwirft sich die Kräfte der Natur.Ggf trifft man auch noch andere sozialistische Aliens.Es gab einige wenige Higlights, "Pickinick am Wegesrand zum Beispiel", aber wenn ich ganz ehrlich bin fand ich es von der literarischen Umsetzung nicht so doll.Andymon war auch nicht übel.Aber vom Umfang des Gesamtwerk und von der Genialität kam wirklich keiner an LEM ran.Besonders gefallen hatte mir die Wandlung von dem optimistischen Jungkommunisten zum zynischen Realisten.Nach der Wende hatte ich dann Zugang zu alle der Literatur die es imWesten gab, stürzte mich begiering darauf und war sehr schnell enttäuscht.Mir fiel auf, das es zwar viele Autoren mit guten Ideen gab, aber kein einziger diese in seinen Büchern wirklich konsequent bis zum Ende verfolgt hat.Ausserdem gab es auch da ein paar Grundschemata, die immer und immer wieder neu aufgekocht wurden.1. Böse Aliens überfallen die Erde2. Nette Aliens kommen als Erlöser und befreien uns von Krieg, Hass und Fußgeruch.So ziemlich als erstes las ich 2001 und war total perplex, warum grade dieser Schinken so geliebt wurde.Die Handlung ist doch völliger Blödsinn und die Moral hinter dem Buch auch.Dann Dune die nächste Enttäuschung.Nach dem Film hatte ich sonst was erwartet und war nach Lektüre aller Bücher mehr als enttäuscht.Aktuell habe ich mir den ersten Perry Rohdan Roman beschafft ( unsere Bibliothek hat ein ganzes Regal voll mit dem Zeug ) und bin wiederum schwer enttäuscht.Vermutlich werde ich ihn nicht zu Ende lesen.Wer weiß, vieleicht mag man einfach das womit man aufgewachsen ist, das war bei mir Lem.Sein Weitblick und vor allem sein ZynismusDie Kritik an dene "wissenschaftlichen" Teilen in seinen Romanen kann ich nicht nachvollziehen.Für mich sind sie grade einer der wichtigsten Teile überhaupt, ein Punkt den viele andere Autoren vernachlässigen.Das Erstellen von Thesen, Theorien, Gegenthesen, völlig gegensätzliche Theoriegebäude auf Grundlage identischer Fakten sind Dinge die wir doch täglich selber erleben.Warum sollte es dann in der Literatur anders sein ?Weil die meisten Autoren mit mehr als zwei Positionen ( schwarz-weiß ) überfordert sind ?Ich weiß ja nicht.Wie wichtig diese Stilmittel ist konnte man in verschiedenen Werken gut erkennen.In Solaris z.B., aber auch sehr schön in " Die Stimme des Herren" .Zur Perfektion getrieben hat er das Thema in " Das Fiasko".Dort führen diesen tollen (natürlich völlig falschen)Theorien, erdacht von den klügsten Köpfen und den besten Computern direkt in die Katastrophe.Ich finde das faszinierend.Zumindest bisher habe ich noch keinen anderen Autor gefunden, der mich so fesseln konnte.Ps: Ein Nachtrag.Es ist sicher richtig, das ein großer Teil des Erfolgs oder Misserfolgs von fremdsprachigen Autoren in der Hand der Übersetzer liegt.Ich kann kein polnisch und von daher nicht beurteilen wie gut die ÜBersetzungen waren, auf jedenFall liessen sich die Bücher von Lem gut lesen.Bei vielen Sachen die ich später von westlichen Autoren las war das nicht der Fall.Vieles war im literarischen Sinne holprig geschrieben und unangenehm zu lesen. Ich habe so den Verdacht das man heute einfach an allen möglichen Ecken spart , grade bei den Übersetzern.Das wäre aber ein anderes Thema.

Bearbeitet von Tarantoga, 04 April 2007 - 11:56.


#40 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 04 April 2007 - 01:00

Wenn ich dann mal mit gleicher Münze zurückzahlen darf: Alles in allem habe ich den Eindruck, dass in erster Linie diejenigen Lem nicht mögen, die (zumindest unterbewusst) wissen, dass er dummerweise Recht hat. Und zwar seit Jahrzehnten in fast allem, was er von sich gibt.

Sehen wir's mal realistisch: Bis etwa Mitte der Siebzigerjahre war Lem noch ein wichtiger SF-Autor. Was danach
kam, ist nicht mehr der Rede wert, und sein Spätwerk ist einfach nur noch eine große Peinlichkeit. Ich habe mir für
einen Beitrag im letzten SF-Jahr bei Heyne sein essayistisches Alterswerk vorgenommen und, glaube ich, nachweisen
können, daß er von den Themen, über die er sich wichtigtuerisch ausließ, überhaupt keine Ahnung hatte. Ohne den
Namen Lem auf dem Cover wären Bücher wie "Die Technologiefalle" oder "Riskante Konzepte" wohl nie veröffentlicht
worden.

Mit anderen Worten: In den letzten dreißig Jahren seiner Karriere (!) hat sich Lem praktisch nur noch auf seinem früherem
Ruhm ausgeruht. Und in dieser Zeit hat er nach und nach auch das verloren, was ihn früher einmal ausgezeichnet hat: In
den Sechziger- und Siebzigerjahren war er mit seinen wissenschaftlichen Kenntnissen auf der Höhe der Zeit. Davon ist am
Schluß nichts mehr geblieben als großmäuliger Dilettantismus. Seine Ausführungen über Informatik, Künstliche Intelligenz,
Internet zeigen nur, daß er die elementarsten Dinge nicht verstanden hat. Ein trauriger Abstieg.

Lem mögen deshalb einerseits diejenigen nicht, die SF als Eskapismus lesen, andererseits diejenigen, die SF literarisch betreiben wollen, aber erkennen, dass sie Lem nicht ansatzweise das Wasser reichen können.

Gegen Leute, die SF nur aus Eskapismus betreiben, habe ich selber etwas, und mit Lem vergleichen möchte ich mich nicht.
Aber ich habe Dutzende Bücher übersetzt, kenne daher die Niederungen der SF vermutlich besser als Du, und ich lese jede Menge Literatur außerhalb der SF, deshalb traue ich mir schon zu, literarische Leistungen ungefähr einordnen zu können. Und nach bestem Wissen und Gewissen kann ich nur zu dem Urteil kommen, daß es maßlos übertrieben und einfach nicht gerechtfertigt ist, Lem als eine literarische Ausnahmerscheinung in der SF zu betrachten. Ich könnte auf Anhieb zahllose SF-Autoren nennen, die ihn in dieser oder jener Hinsicht schriftstellerisch überlegen sind:

- es gibt in der SF wesentlich kunstvollere, raffiniertere und stilvollere Erzähler als Lem, etwa Gene Wolfe, LeGuin,
Cordwainer Smith, Avram Davidson, Lucius Shepard, auch außerhalb des englischen Sprachraums, die Strugatzkis
zum Beispiel, Gerard Klein, Michel Jeury, Svend Age Madsen usw.

- selbst in seinen besten Büchern war Lem ein eher konservativer Erzähler; was moderne, dynamischere Schreibweisen
angeht, gibt es in der SF bessere als ihn, z.B. Tiptree, Malzberg, Sladek, Carter Scholz, McDonald, Gibson usw.

- wenn man genau hinschaut, war Lem ein Technokrat; Menschen haben ihn nicht sonderlich interessiert, und deshalb
hat er nie etwas geschrieben, was auch nur annähernd an die Intensität herankommt, die ein - zugegebenermaßen viel
schlampiger schreibender - Autor wie Philip K. Dick erreicht hat - was ein Grund dafür sein dürfte, warum Dicks
Bedeutung immer weiter gewachsen ist und Lem für die SF immer unwichtiger wird.

Aber es geht nicht darum, Autoren gegeneinander auszuspielen oder aufzuwiegen. Es ärgert mich nur, wenn Leute, die
sich ganz offensichtlich mit der SF nicht auskennen, einen Autor zur Gallionsfigur erheben und darüber alles andere
disqualifizieren. Ganz nach dem Motto: was ich nicht kenne, das gibt es nicht. Es ist immer noch unsäglich, welche
Unmengen an Schrott in der SF produziert werden, und wenn ich mir viele der erfolgreichen SF-Romane der letzten
Jahre ansehe, fürchte ich, daß sich zur Zeit ein völliger Verfall der Erzählkultur in der SF abspielt. Und gerade deshalb
bin ich persönlich für jeden Autor dankbar, der die SF um interessante literarische Leistungen bereichert. Selbst
wenn Sturgeon damit recht hatte, daß 90% von allem Mist ist, sind die 10% SF, die nach kritischer Sichtung übrig
bleiben, immer noch eine ganze Menge. Und das war eben nicht Lem allein.

Gruß
MKI

Bearbeitet von Michael Iwoleit, 04 April 2007 - 01:09.


#41 UdoTascher

UdoTascher

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Geschrieben 04 April 2007 - 20:42

Sehen wir's mal realistisch: Bis etwa Mitte der Siebzigerjahre war Lem noch ein wichtiger SF-Autor. Was danach kam, ist nicht mehr der Rede wert, und sein Spätwerk ist einfach nur noch eine große Peinlichkeit. 1. Der "Lokaltermin" ('82), "Fiasko" ('87) eine Peinlichkeit? Wohl kaum, eher ein runder Abschluss eines beeindruckenden Werkes. :thumb: Ich habe mir für einen Beitrag im letzten SF-Jahr bei Heyne sein essayistisches Alterswerk vorgenommen 2. Das klingt ein wenig missverständlich. Es ist sehr wichtig zu betonen, dass Lem neben seinem literarischem Oeuvre durchgehend (!) seit seinen Anfängen (nicht nur im hohen Alter) Essays geschrieben hat. Überhaupt ist dem Essay - darauf hat der polnische Lem-Herausgeber Jerzy Jarzebski hingewiesen - bei Lem eine Sonderstellung zu zumessen, d.h. der Essay kann nicht einfach ohne Weiteres von seiner Literatur abgetrennt werden - da auch viele literarische Werke (wie z.B. Solaris) von ihm bekanntlich lange essayistische Passage haben. Eine Textsorten übergreifende, nicht-verengende Perspektive ist notwendig, um Lem gerecht zu werden. und, glaube ich, nachweisen können, daß er von den Themen, über die er sich wichtigtuerisch ausließ, überhaupt keine Ahnung hatte. Ohne den Namen Lem auf dem Cover wären Bücher wie "Die Technologiefalle" oder "Riskante Konzepte" wohl nie veröffentlicht worden. 3. Dazu nur soviel: Lems Essays dürfen keinesfalls auf die Themen Kybernetik & Internet verkürzt werden. Insbesondere wenn man die unübersetzten Schriften und Interviews aus Polen dazunimmt, (siehe z.B. http://www.instytutk...html?no_cache=1 wird jede Menge mehr behandelt, und auch Politik & Politiker von Breschnew bis Bush kriegen ihr Fett weg , auf sehr witzige Weise übrigens... 4. Lem ist und bleibt für mich der bedeutendeste Wissenschaftspopularisator im mittel- (Deutschland, Polen, Ungarn...) und osteuropäischen Raum (Russland, Ukraine...) unter allen den Schriftstellern, die sich jemals ernsthaft mit SF auseinandergesetzt haben, daran kann und werden auch nicht Fehler in der T-Falle und den R-Konzepten ändern. Mit anderen Worten: In den letzten dreißig Jahren seiner Karriere (!) hat sich Lem praktisch nur noch auf seinem früherem Ruhm ausgeruht. 5. ausgeruht??? :blink: der Mann hat u.a. bis in hohe Alter (bekanntlich hat er das 85 Lebenjahr überschritten) täglich alle möglichen internationalen Wissenschaftmagazine studiert und sich kritisch in den gesellschaftlich-politischen Diskurs in Polen eingebracht, das ist alles andere als Urlaub auf Male :fun: im übrigen siehe 1. Und in dieser Zeit hat er nach und nach auch das verloren, was ihn früher einmal ausgezeichnet hat: In den Sechziger- und Siebzigerjahren war er mit seinen wissenschaftlichen Kenntnissen auf der Höhe der Zeit. Davon ist am Schluß nichts mehr geblieben als großmäuliger Dilettantismus. Seine Ausführungen über Informatik, Künstliche Intelligenz, Internet zeigen nur, daß er die elementarsten Dinge nicht verstanden hat. Ein trauriger Abstieg. 6. Der Großteil seiner Ausführungen über Informatik, Künstliche Intelligenz, Internet, die nicht in Fachzeitschriften, sondern in Zeitungen und populärwissenschaftlichen Medien erschienen sind, ist doch überhaupt nicht besserwisserisch, möglicherweise teilweise polemisch, bissig ... na und, Wadenbeissen im Feuilleton ist mir immer noch lieber als Trockenheit und Pseudo-Seriösität. Klar, dass sich Lem durch seine Schärfe und seinen Witz auf diese Weise angreifbar gemachth hat. Das hat er gewusst, es hat ihn aber anscheinend weniger gestört, als es seinen Kritikern lieb vor... - wenn man genau hinschaut, war Lem ein Technokrat; Menschen haben ihn nicht sonderlich interessiert, und 7. prägnante und prominente Gegenbeispiele zu dieser Behauptung: Lems Kindheitserinnerungen "Das Hohe Schloss", Lems sehr früher "realistischer" Roman: Das Hospital der Verklärung (über die Auslöschung einer Psychiatrie durch die Nazis aus der Perspektive eine jungen Arztes) , aber auch im SF-Bereich Solaris, Transfer... Romane, in denen uns Lem durchaus fundamentale Einblicke in das menschliche Wesen mitteilt... hat er nie etwas geschrieben, was auch nur annähernd an die Intensität herankommt, die ein - zugegebenermaßen viel schlampiger schreibender - Autor wie Philip K. Dick erreicht hat - was ein Grund dafür sein dürfte, warum Dicks Bedeutung immer weiter gewachsen ist und Lem für die SF immer unwichtiger wird. 8. Ja, er ist so unwichtig geworden, dass sein Name nur zufällig auf dem Cover des Heyne-SF-Jahrs 2006 zu lesen war. Spass beiseite. Lem ist doch gerade erst vor einem Jahr verstorben. Überlegungen über seinen "Nachruhm" sind deplatziert und sind nichts als Prophetie. Mir ist z.B. gar nicht bekannt, ob sein Nachlass vollständig ausgewertet wurde, viele Texte harren noch einer Übersetzung ins Deutsche... es gibt viele Baustellen. Außerdem wünsche ich mir as fast as possible eine Hardcover-(Neu-)Ausgabe seiner gesammelten Werke. Vielleicht gehts ja dem einen oder anderem in diesem Forum ähnlich... Aber es geht nicht darum, Autoren gegeneinander auszuspielen oder aufzuwiegen. 9. Den Eindruck habe ich leider hier bekommen...



#42 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 04 April 2007 - 20:43

und mit Lem vergleichen möchte ich mich nicht.


Und was war dann Rubikon :thumb: ?

#43 simifilm

simifilm

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Geschrieben 05 April 2007 - 18:34

tichy schrieb: Och, das ist schon mal falsch: Einem Autor, der seine Leser hervorragend unterhält, sieht man Selbstbewußtsein bzw. Arroganz gewiß nach. Leider unterhält mich St. Lem seit vielen Jahren nicht mehr. Letztgenannte Vermutung ist - falls sie so gemeint ist, wie ich fürchte - schon etwas bösartig und zudem auch sachlich unzutereffend, denn literarisch ist St. Lem m. E. allenfalls Durchschnitt. Ich habe mir sagen lassen, daß seine polnischen Texte stilistisch arg zu wünschen übrig lassen und er seinen Erfolg im Westen in erster Linie den Übersetzern zu verdanken hat.

Mhhm, also die Übersetzung, die ich von "Solaris" gelesen habe, die ist so schlecht, dass ist schon fast kein Deutsch mehr. Allerdings gibt's hier grosse Unterschiede. Vieles von Lem fand ich auf Deutsch sehr schön, schnörkellos und klar.

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#44 simifilm

simifilm

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Geschrieben 05 April 2007 - 18:43

2. Das klingt ein wenig missverständlich. Es ist sehr wichtig zu betonen, dass Lem neben seinem literarischem Oeuvre durchgehend (!) seit seinen Anfängen (nicht nur im hohen Alter) Essays geschrieben hat. Überhaupt ist dem Essay - darauf hat der polnische Lem-Herausgeber Jerzy Jarzebski hingewiesen - bei Lem eine Sonderstellung zu zumessen, d.h. der Essay kann nicht einfach ohne Weiteres von seiner Literatur abgetrennt werden - da auch viele literarische Werke (wie z.B. Solaris) von ihm bekanntlich lange essayistische Passage haben. Eine Textsorten übergreifende, nicht-verengende Perspektive ist notwendig, um Lem gerecht zu werden. 3. Dazu nur soviel: Lems Essays dürfen keinesfalls auf die Themen Kybernetik & Internet verkürzt werden. Insbesondere wenn man die unübersetzten Schriften und Interviews aus Polen dazunimmt,

Stimmt, Lem hat sich auch zu Literaturtheorie (oder das, was er darunter versteht) und SF im Allgemeinen geäussert, und dazu kann ich nun von sehr gut informierter Seite her sagen: Lem hat keine Ahnung von Literaturwissenschaft, und Texte wie der Essay "Tzvetan Todorovs Theorie des Phantastischen" oder sein zweibändiges "Phantastik und Futurologie" gehören wohl eher in die Kategorie 'aufgeblasene Peinlichkeiten'.

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#45 UdoTascher

UdoTascher

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Geschrieben 05 April 2007 - 19:08

Stimmt, Lem hat sich auch zu Literaturtheorie (oder das, was er darunter versteht) und SF im Allgemeinen geäussert, und dazu kann ich nun von sehr gut informierter Seite her sagen: Lem hat keine Ahnung von Literaturwissenschaft, und Texte wie der Essay "Tzvetan Todorovs Theorie des Phantastischen" oder sein zweibändiges "Phantastik und Futurologie" gehören wohl eher in die Kategorie 'aufgeblasene Peinlichkeiten'.

Lem war mit seiner Phantastik & Futurologie zugegebenermaßen später selbst nicht ganz zufrieden. Wo da aber die Literaturwissenschaft im allgemeinen erwähnst, ist es wichtig zu sagen dass Lem in Polen auch der erste echte (und bis heute schärfste) Kritiker des Genres war. Er hat der "Polonistik" den Weg zur Science Fiction geebnet. Was Du bei Lem als "aufgeblasen" bezeichnest, nenne ich zugespitzt und allzu oft sehr witzig, anscheinend gilt auch hier: die Geschmäcker sind verschieden. Im Vergleich zu den Texten seiner meist staubtrockenen Epigonen hat sich sein erfrischender Stil bis heute sehr gut konserviert, wie ich finde.

Bearbeitet von UdoTascher, 05 April 2007 - 19:10.


#46 simifilm

simifilm

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Geschrieben 05 April 2007 - 21:33

Lem war mit seiner Phantastik & Futurologie zugegebenermaßen später selbst nicht ganz zufrieden. Wo da aber die Literaturwissenschaft im allgemeinen erwähnst, ist es wichtig zu sagen dass Lem in Polen auch der erste echte (und bis heute schärfste) Kritiker des Genres war. Er hat der "Polonistik" den Weg zur Science Fiction geebnet. Was Du bei Lem als "aufgeblasen" bezeichnest, nenne ich zugespitzt und allzu oft sehr witzig

Ist mir nicht ganz klar, wie man hemmungslose Selbstbeweihräucherung als "Zuspitzung" oder "Witz" verstehen kann.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

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#47 UdoTascher

UdoTascher

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Geschrieben 18 April 2007 - 12:01

Ist mir nicht ganz klar, wie man hemmungslose Selbstbeweihräucherung als "Zuspitzung" oder "Witz" verstehen kann.

ist aber tatsächlich so, Lem scheint tatsächlich verschiedene Lektüren zu ermöglichen ...Sachen gibts... :thumb:

#48 Generosus

Generosus

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Geschrieben 20 April 2007 - 20:39

Also, über die Sterntagebücher geht nichts. Das liegt vor allem daran, dass Lem sich für Kurzgeschichten einfach am besten eignet. Seine Geschichten sind so prall gefüllt mit Ideen und bizarren Einfällen, dass es manchmal anstrengend ist, ein ganzues Buch von ihm zu lesen. In einer Kurzgeschichte kommen sie allerdings voll zur Geltung. Und in den Sterntagebüchern finde ich die Gechichte, in der er das Universum erschfft, am besten.

#49 UdoTascher

UdoTascher

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Geschrieben 20 April 2007 - 21:40

Also, über die Sterntagebücher geht nichts. Das liegt vor allem daran, dass Lem sich für Kurzgeschichten einfach am besten eignet. Seine Geschichten sind so prall gefüllt mit Ideen und bizarren Einfällen, dass es manchmal anstrengend ist, ein ganzues Buch von ihm zu lesen. In einer Kurzgeschichte kommen sie allerdings voll zur Geltung. Und in den Sterntagebüchern finde ich die Gechichte, in der er das Universum erschfft, am besten.

Ideen und Einfälle... YES ...so ging es mir letzten bei dem LOKALTERMIN, ging nur etappenweise, aber jeder Griff zum Buch war ein Gewinn...

#50 molosovsky

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Geschrieben 24 April 2007 - 20:51

Ich hab »Sehr gut« gestimmt.

Auch ich bin von Lems Kurzgeschichten hingerissen, vor allem die Tichy-Sachen.
Zum »Hervorragen{d}« hats nicht gereicht, weil ich doch verhältnismäßig wenig von Lem gelesen habe, und seine (Spätwerk)Sachbücher doch a bissi heikel sind (zuuuuu pessimistisch, obwohl ich seinen Stil mag).

Grüße
Alex / molo

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#51 Theophagos

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Geschrieben 25 April 2007 - 12:39

Ich habe für "Hervorragend" gestimmt, da ich der festen Ansicht bin, dass man einen Autor nach seinen besten Geschichten bewerten sollte - und "Solaris" halte ich von dem wenigen, was ich bisher von Lem gelesen habe, für hervorragend. (Obwohl die Sterntagebücher auch gut sind.)Theophagos
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#52 Bungle

Bungle

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Geschrieben 25 April 2007 - 15:40

Die Sternentabebücher und alle Abenteuer von Ijon Tychy gehören zu meinen Lieblingsbüchern. Wer "Die Waschmaschinentragödie" nicht gelesen hat, ist selbst schuld.Die Ideen und der Humor haben mir immer gefallen. "Solaris" hat mich auch sehr beeindruckt, aber nicht sonderlich bewegt.Dafür war der Roman, in dem es um Realitätsschichten geht, umso packender.Es gibt Bücher, da geht der Philosoph und der Denker mit ihm durch.MB

#53 marcoberst

marcoberst

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Geschrieben 25 April 2007 - 16:15

der schnupfen, definitiv sein bester!

#54 sepia

sepia

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Geschrieben 28 April 2007 - 13:16

Wenn jemand ein Hervorragend von mir verdient hat, dann ist es wohl Lem. Neben PKD ist er für mich der grossartigste SF-Autor überhaupt, und schneidet auch allgemein bei meinen Lieblingsautoren nicht schlecht ab.
Die Gründe dafür sind zahlreich: Solaris, Rückkehr von den Sternen, Der Unbesiegbare, Der futurologische Kongress und die Sterntagebücher. Jedes der Bücher alleine würde ausreichen um ihn für immer in den Kanon der SF zu bringen.
Natürlich ist nicht alles, was er geschrieben hat, göttlich: Die Astronauten z.B. wird von ihm selbst zerrissen - obwohl es im Kontext betrachtet durchaus unterhaltsam und interessant ist. Und seine in Nacht und Schnupfen zusammengefassten Kurzgeschichten sind auch nicht alle perfekt - aber immer noch besser als das meiste, was man sonst in der SF zu lesen bekommt.
Ausserdem, und das ist für mich ein ganz besonderes Prädikat, hat er einige Geschichten hervorgebracht, bei denen ich offen zugeben kann, dass ich sie nicht komplett verstanden habe, und ich sie erneut lesen müsste, um mir ein definitives Urteil bilden zu können. Zu diesen Werken gehören Fiasko, Also sprach Golem und Die Stimme des Herrn.

Sollte jmd hier noch keinen Lem gelesen haben, würde ich in erster Linie den Unbesiegbaren empfehlen. Hier werden zentrale Motive in Lem's Schaffen behandelt (Stichwort: Erstkontakt...), ohne das es so komplex (und schwerer lesbar) wie z.B. in Fiasko oder Solaris wird. Der Meister selbst meint dazu:

This is a very realistic novel, perhaps a bit more "modest" than Solaris.


EDIT:
By the way, unsere Buch-DB führt die meisten genannten Titel scheinbar gar nicht. Wenn sich das nicht ändert, muss man wohl auf www.lem.pl nach weiteren Infos suchen.

Bearbeitet von sepia, 28 April 2007 - 13:20.


#55 nachtstrom

nachtstrom

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Geschrieben 02 Mai 2007 - 07:56

hi!also ich muß hier wirklich mal eine lanze für "fiasko" brechen. wenn man sich an den etwas eigenwilligen stil gewöhnt hat (ein satz handlung, 50 sätze philosophische abhandlung) kippt man total rein, ging zumindest mir so.und wie lem z.b. in einer zweiseitigen "ohrfeige" ganz lakonisch erklärt, warum SETI niemals funktionieren kann, hat mich als kontaktgläubigen zwar frustriert, fand ich aber gleichzeitig mehr als brilliant...liebe grüßeder schweigsame ;)
lesen:
E.E.Smith: Die Planetenbasis


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#56 Pvt. Rico

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Geschrieben 28 Juli 2007 - 11:59

Ich mag "fiasko" auch. Pessimistisch ohne ende, aber wenn man über die Eigenwilligkeit der Handlung und des Stils hinwegsieht, ist das eine tolle und einfallsreiche Geschichte.

#57 mangold

mangold

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Geschrieben 17 August 2007 - 10:47

Lese gerade von Lem "Der weiße Tod", soll ja eine komplette Sammlung aller Robotergeschichten sein. Später im Buch ist ja wohl auch die Kyberiade enthalten. Zumindest hoffe ich das und dass mir diese besser gefällt als die bisherigen Kurzgeschichten. Entweder fehlt mir der Zugang zu Lems Ironie und Sarkasmus, aber die Robotergeschichten kann ich bisher bestenfalls als "skurril und abstrus" bezeichnen.
ich geb's auf, meine Leseliste hier auf dem Laufenden zu halten - dank dieses Forums lese ich viel zu viel :D

#58 Bungle

Bungle

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Geschrieben 19 September 2007 - 17:23

Eine interessante Diskussion habt ihr da. Warum sollte man Bradbury, Lem und vielleicht einige andere Autoren nicht gleichzeitig mögen können. Das leuchtet mir jetzt nicht ein. Ich mag nicht alles von Lem und ich mag nicht alles von Bradbury. D. h. aber nicht , dass ich beide Autoren nicht mag. Ich denke ihr polarisiert zu stark.

Als ich noch jung und unbedarft war, mir die Jugend-SF-Abteilung unser Stadtbibliothek aber schon zu schmal war, habe ich mich bei den "Erwachsenen" umgeschaut. Und was stand in den späten 70er Jahren dort? Lem und Bradbury. Beide lernte ich damals zu schätzen, aus unterschiedlichen Gründen. Bradbury ist sicher der bessere Schriftsteller, wenn es um allgemeine Kriterien geht. Ich stimme Frank zu, Lem ist als Autor eher mittelprächtig. Er ist dafür zu wenig an Menschen und ihren Schicksalen interessiert. Dafür ist er ein Autor mit vielen großartigen Ideen, die richtig auszuschöpfen weiß. Und er hat auch Humor. Den ich Bradbury nicht absprechen möchte. Aber seine Geschichten aus "Der illustrierte Mann" und "Medizin und Melancholie" waren irgendwie ernster als die von Lem. Bungle

#59 † Christian Weis

† Christian Weis

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Geschrieben 20 September 2007 - 17:26

Entweder fehlt mir der Zugang zu Lems Ironie und Sarkasmus, aber die Robotergeschichten kann ich bisher bestenfalls als "skurril und abstrus" bezeichnen.

Ich lass mir gerade die ROBOTERMÄRCHEN vorlesen - hab das Hörbuch, das löblicherweise eine ungekürzte Lesung beinhaltet. "Skurril und abstrus" passt da sicherlich auch irgendwie, aber ich fühl mich bisher prächtig unterhalten. :thumb:

#60 Tarantoga

Tarantoga

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Geschrieben 21 April 2008 - 22:33

Und seine in Nacht und Schnupfen zusammengefassten Kurzgeschichten sind auch nicht alle perfekt - aber immer noch besser als das meiste, was man sonst in der SF zu lesen bekommt.

Das sind zwei Bücher, das eine heißt "Nacht und Schimmel" und enthält (ernsthafte ) Kurzgeschichten.
Vieles davon kommt einem heute seltsam bekannt vor, aber für die Zeit in der sie geschrieben wurden waren enige Ideen doch sehr kreativ.

Mein Favorit war " Das Tagebuch" ..ein hinterfotzig zynischer Lem wie ich ihn mag. :)

Und die Idee das es im Universum verschiedene Zivilisationen gibt die sich gegenseitig durch Veränderung der Physik in Schach halten..das würde ich sogar für möglich halten.

Aber gut, die Geschmäcker sind verschieden.

" Der Schnupfen" ist ein eigenständiger Roman und eigentlich keine SCIFI.
Mir hat er aber recht gut gefallen.

Auch wieder einer der Romane von Lem wo ich mich gefragt habe welche Erfahrungen er wohl mit Drogen gemacht hat.


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