17 Antworten in diesem Thema

[morley]

Hallo, alle miteinander ! Wer kennt sich mit älterer SF aus ?Ich habe eine etwas spezielle Frage, und zwar suche ich SF-Literatur von deutschen Autoren aus der Zeit zwischen 1900 und 1945. In diesen Geschichten sollte es um einen abgeschlossenen Raum mit eigenen Gesetzen gehen (Stern, Insel, Höhle...), der von einem Wissenschaftler, Herrscher total beherrscht wird. Themen der Züchtung oder Rassenhygiene sind auch von Interesse. Ich brauche diese Literaturempfehlungen für ein Uni-Projekt und wäre deshalb sehr dankbar für Eure Antworten.

[molosovsky]

Mit »Gesetzen« sind Regeln des Zusammenlebens gemeint (soziale utopie) und nicht ontologische Abweichungen (wie daß die Gravitation eines Objektes proportional zum Lautstärkeausstoß ist), oder?Wenns auch Herrenmenschenkolonien sein dürfen, weise ich zu gerne hin auf DEN großen Pionierbeitrag der deutschsprachigen Literatur zum Thema Superhelden und entsprechende Bösewichter.Norbert Jacques (1880 -1954) und seine Dr. Mabuse-Bücher. Es gibt drei gutausgestattete Bücher bei Rowohlt-Taschenbuch.†¢ Dr. Mabuse, der Spieler†¢ Mabuses Kolonie (Dieser Band dürfte inhaltlich für Dich am interessantesten Sein)†¢ Das Testament des Dr. Mabuse.GrüßeAlex / molosovsky

[Gallagher]

Muß aber unbedingt ein deutscher Autor sein, ja? Als internationaler Vertreter dieser Ära fiele mir sonst noch spontan Edgar Rice Burroughs ein. Einige seiner Mars-Romane ("The Mastermind of Mars", "The Gods of Mars") gehen in diese Richtung, evtl. auch die Pellucidar-Reihe (Hohlwelt-Theorie, glaube ich... habe ich aber selbst nicht gelesen).

[Fil]

Was ist mit "Sun Koh" von P.A. Müller? Neuauflage ist hier zu bestellen: http://www.ssi-media...koh/Aktuell.htm Nach Edit eingefügt: Ich habe keine Ahnung über den Inhalt von SUN KOH, bin jedoch in der letzten Zeit häufiger darüber gestolpert, da z.b. Herbert W. Franke die Serie ebenfalls gelesen hat. Übrigens solltest du vielleicht eher nach UTOPIA als Schlagwort suchen, der Ausdruck "Science Fiction" kam erst später.

Bearbeitet von Fil, 30 August 2004 - 09:49.

[Nessuno]

Um nicht Hunderte von Titeln auflisten zu müssen, zitiere ich nur die wichtigste Sekundärliteratur. Da findet man weitere auch die Quellen:- HERMAND, Jost: Der alte Traum vom neuen Reich: Völkische Utopien und Nationalsozialismus. 2. Aufl. Weinheim: Beltz Athenäum, 1995 (ursprl. Frankfurt am Main: Athenäum 1988).- GEUS, Klaus: Utopie oder Anti-Utopie?: Zum „Staatsroman“ in der Weimarer Zeit. In: Kopfgeburten 8 (Oktober 1996). S. 38-43.- INNERHOFER, Roland: Deutsche Science Fiction 1870-1914. Rekonstruktion und Analyse der Anfänge einer Gattung. Wien; Köln; Weimar: Böhlau, 1996.Und hier noch ein Negativbeispiel (für themenverfehltes akademisches Blabla):- HAUG, Christine: „Die Eiszeit rettete uns vor dem Verfaulen“ oder die Botschaft des Nordlichts - Die kosmische Katastrophe als Instrument der Kulturkritik in der Unterhaltungsliteratur der Jahrhundertwende; Zur Popularisierung der Welteislehre in den Romanen des Kolportageschriftstellers Robert Emil Kraft (1869-1916). In: Bunyan, Anita; Koopman, Helmut (Hrsg.): Kulturkritik, Erinnerungskunst und Utopie nach 1848: Deutsche Literatur bis zur Gründerzeit in europäischer Perspektive. Bd. 2. Bielefeld: Aisthesis Verlag, 2003. S. 309-351.Nessuno

[Nessuno]

Das ist ja großartig ! Vielen Dank schon einmal, ich werde mir die interessantesten Titel jetzt erst einmal besorgen... Danke, Danke...

Gerne, gerne. Ich bin sicher, dass nicht nur ich daran interessiert ist, was bei dem "Uni-Projekt" herauskommt. Please, keep us informed. Nessuno

[Harun Raffael]

Zum Thema "in sich abgeschlossener Stern mit eigenen (Natur- und Gesellschafts-) Gesetzen" fällt mir spontan Paul Scheerbart ein - "Lesabendio" und "Die Große Revolution". Es kommen aber weder Diktatoren noch Rassenideologie/Menschenzüchtung darin vor. Dafür Wissenschaftler, die mit ihren Projekten und Ambitionen die gesellschaftliche Entwicklung bestimmen.Alles sehr skurril und märchenhaft.

[Hel Fried]

Hier würde ich gerne auf ein aussergewöhnliches Buch von Katharine Burdekin hinweisen: "Nacht der braunen Schatten"Es handelt sich dabei um eine sogenannte "alternative Realität" die sich damit befasst was geschen wäre, wenn die deutschen Streitkäfte den 2.Weltkrieg gewonnen hätten.Das Buch beschreibt eine bizarre Welt in der sit jahrhunderten die Nazis über die Welt herrschen, die sie unter sich und Japan aufgeteilt haben.Eine von Männern beherrschte Gesellschaft, die so weit geht Frauen in Ghettos zu sperren und rein als Sexobjekte und Gebärmaschinen zu verwenden, denen männliche Kinder im Alter von 4 Jahren weggenommen werden, um vom Vater erzogen zu werden.Eine Gesellschaft die Geschichtsverfälschong so weit getrieben hat, dass sie selbst die Wahrheit nicht mehr kennt, und Hitler als Gott verehrt, der als blonder blauäugiger Hühne die Herrenrasse zum Sieg führte bevor er wieder in den Himmel aufstieg von dem er gekommen war.Das bemerkenswerte an diesem Buch ist aber der Erscheinungstermin: 1936.Orwell soll viele Ideen daraus aufgegriffen (um nicht zu sagen geklaut) haben für seinen Roman 1984.

[Markus K. Korb]

Hallo,ein Lesetipp:"Die andere Seite" von Alfred Kubin.Auf bald,Markus

[Peter D]

Das bemerkenswerte an diesem Buch ist aber der Erscheinungstermin: 1936.

So betrachtet ist es ja dann gar keine alternative Realität, sondern eine echte Zukunftsvision.

[Peter D]

Hallo, ein Lesetipp: "Die andere Seite" von Alfred Kubin. Auf bald, Markus

Das ist irgendwie nicht sehr informativ. Magst du vielleicht noch einen Satz dazu sagen?

Bearbeitet von Peter D, 02 November 2004 - 08:22.

[HoudiniNation]

Hier ein kleiner Tipp von mir: (ich hoffe ich habe die nennung dieses Buches nicht überlesen) Utopolis von Werner Illing aus dem Jahr 1930. (Cover Scan und Veröffentlichungs-Infos) Ich habe "Utopia" von Thomas Moore (16tes Jhdt.) nicht gelesen, aber dieses Buch hier scheint mir sehr daran orientiert zu sein. Kurzinfo: Zwei Seeleute stranden am Ufer einer unbekannten Insel, die technisch sehr viel weiter fortgeschritten ist als die Welt die sie bisher kannten (Autopiloten, Magnetschwebebahnen, Videotelefone etc etc). Die gesellschaftsform ist eine andere, hier sind die "sozialisten" am Drücker. Das ganze rutscht dann ein bisschen in sozialistische Propaganda ab, was aber vor dem Hintergrund der Situation in Deutschland zur Entstehungszeit des Buches und vor allem in Hinblick auf die Entwicklung in den darauffolgenden Jahre zu sehen ist. Scheint mir aber eher ein Gegenbeispiel zu den von Dir gesuchten Schriften zu sein. Vielleicht trotzdem hilfreich/interessant. Tom

[morley]

Hallo zusammen, bin schon länger nicht mehr auf der Seite gewesen, aber auf jeden Fall vielen Dank für die Infos. Der Text wird erst später fertig Hat sich alles noch verschoben aufgrund dringender Prüfungstermine... Aber wenn`s interessiert, stelle ich den Text sobald er fertig ist zur Verfügung als zip-file oder so. Genauer Titel kommt noch. Habe mir mittlerweile auch so an die zwanzig Titel aus der Zeit zu dem Thema durchgelesen. Eine große Hilfe war hier der Werkführer durch die utopisch-phantastische Literatur von F. Rottensteiner/Wimmer im Corian-Verlag.Paul Gurk war großartig, obwohl er mich sehr an Döblins Berge, Meere und Giganten erinnert. Außerdem Freksa: Druso, oder die gestohlene Menschenwelt...unfassbar das.Grusz

[morley]

So, nun ist die Magisterarbeit zu Alfred Döblin: Giganten und Paul Gurk: Tuzub 37 tatsächlich fertig geworden. Wer sie lesen möchte, schicke mir bitte eine Nachricht, ich werde sie dann als rtf-Dokument verschicken...Titel: Formen und Motive der Biopolitik in Alfred Döblins Giganten und Paul Gurks Tuzub 37....so long Sollte entsprechendes Interesse bestehen, könnte ich sie auch hier im Forum hochladen...

[Sierra]

Paul Gurk "Tuzub 37. Der Mythos von der grauen Menschheit oder von der Zahl 1" Die Erde in ferner Zukunft ist völlig überbaut und in gleichgroße Quadrate aufgeteilt. Die Menschen sind unterschiedslos gleich, ohne Gefühle und Identität(jeder ist die Zahl 1).

 

Ein Sekundärtext im Metamorphosen-Magazin: "Über Paul Gurks vergessene Dystopie Tuzub 37" von Benjamin Fiechter.