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Was haltet ihr von der "Ersten Direktive"


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34 Antworten in diesem Thema

#31 Lomax

Lomax

    Illuminaut

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Geschrieben 13 Dezember 2004 - 20:23

Mal ganz ehrlich, bei diesem ganzen (Nicht-) Einmischungskram geht es doch gar nicht so sehr um diejenigen, auf die wir (keinen) Einfluss nehmen, sondern eher darum, welche Wirkung unser Handeln oder sein Unterlassen auf uns selbst hat.

Yep, genau. Damit liegen wir ja nicht weit auseinander, denn genau das habe ich auch gesagt. Deswegen denke ich, dass es diese erste Direktive gerade in der absoluten Form nie geben wird. Denn in absehbarem Rahmen würden die Nachteile für unsere Kultur überwiegen, und nur auf dieser Basis werden letztendlich Regeln aufgestellt. Aber selbst in Star Trek schaffen sie es nicht, ein anderes Vorgehen plausibel zu machen. Denn begründet wird diese "erste Direktive" ja immer mit dem Wohlergehen der unterentwickelten Völker, aber gerade unter diesem Gesichtspunkt klaffen planetengroße Löcher in der Stringenz des Konzepts. Vor allem nämlich weil ...

Die (unbemerkte) Rettung vor einem Planetenkiller würde eine Zivilisation in ihrer gesellschaftlichen Entwicklung nicht beeinflussen (natürlich abgesehen davon, dass sie jetzt überhaupt noch existiert), da keine Interaktion zwischen den Gruppen stattfindet. Sollte man so etwas also gestatten?

... wie hier festgestellt nicht die tatsächliche kulturelle Auswirkung auf die fremde Kultur im Mittelpunkt steht, sondern die Perspektive der eigenen Kultur. Es ist prinzipiell keine Risikoabwägung vorgesehen zwischen verschiedenen Einflüssen auf die fremde Kultur (z.B. das Risiko des Einflusses eines Kometeneinschlags und der Verhinderung desselben). Selbst wenn die Rettung vor einer globalen Katastrophe insgeheim unter Täuschung der heimischen Bevölkerung vonstatten gehen könnte, gilt das schon als Problemfall; während umgekehrt ein Risiko eingegangen und eine Täuschung inszeniert wird, wenn es um vergleichsweise banale Interessen der Föderation wie Forschung gilt. Und, nicht zuletzt, die Grenze für die Einflussnahme wird da gezogen, wo die Fremden die Föderation beeinflussen können, und nicht unter einer individuellen Betrachtung der betroffenen Fremdkultur. Aber vielleicht ist das letztlich auch kein Scheitern in der Darstellung einer heilen Gegenwelt bei Star Trek, sondern sogar ein besonders realistischer Zug in der Serie: Denn immerhin kann man auch an der Geschichte bis heute beobachten, wie Regeln sich aus blanker Zweckmäßigkeit für die eigene Gruppe entwickeln und so auch ausgestaltet werden; wie dann aber dieser tatsächliche Zusammenhang aus den Augen verloren und eine moralische Rechtfertigung konstruiert wird, gerade um diese Regel zu verabsolutieren, stabilisierend zu wirken und zu verhindern, dass sie bei jeder Gelegenheit hinterfragt wird. Ich denke, die Beobachtung, dass dieser kulturhistorische Mechanismus sich sogar in einer konstruierten Kultur wie Star Trek niederschlägt, ist sehr viel interessanter als die Bedeutung der ersten Direktive an sich - die sich, wenn die Zeit gekommen ist, ohnehin auf Basis von Gegebenheit entwickeln oder nicht entwickeln wird, die man heute noch gar nicht voraussehen kann.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#32 HoudiniNation

HoudiniNation

    Yoginaut

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Geschrieben 13 Dezember 2004 - 22:03

Wir haben übrigens einen Punkt völlig außer Acht gelassen. Wenn ich dem Kommandanten eines Raumschiffes die Freiheit gebe, eine solche Direktive zu interpretieren, wie sieht dann der Schutz vor Missbrauch aus? Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut. Ich würde als Staat jede "unterentwickelte" Zivilisation der Willkür eines einzelnen Menschen aussetzen. Auch deshalb bin ich der Ansicht, wenn es eine solche Direktive gibt, muss sie absolut sein.

Florenz

Da ist sie wieder, die Machtgier.

(siehe mein Posting auf Seite zwei.)
Science-Fiction is not about rockets.
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---
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#33 FloVi

FloVi

    Limonaut

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Geschrieben 13 Dezember 2004 - 22:17

Ein klitzekleines bisschen Off Topic:Ich finde es hier extrem angenehm, als Neuling in diesem Forum kann ich nur sagen, vielen Dank für die gute Aufnahme. Ihr müsst zugeben, dass es nicht unbedingt vorausgesetzt werden kann, in einem ST-Forum solche Themen kontrovers zu diskutieren, ohne dass es in einem Flame-War ausartet. So konnten wir in aller Ruhe feststellen, dass wir gar nicht so weit auseinanderliegen, die Dinge nur von verschiedenen Blickwinkel angegangen sind.Macht Spaß!
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#34 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 14 Dezember 2004 - 12:48

Hi FloVi - gut dass du dich hier wohl fühlst. Ich versuch mich auch als "Mittel-Alter" mit starken Reaktionen mehr zurück zu halten! :D

Dein Austausch mit Lomax und HoudiniNation war recht lesenswert, und ich halte es nach wie vor auf einen Satz komprimiert wie Letzterer:

Wenn Du eine andere Kultur findest, die augenscheinlich keine Ahnung von deiner Existenz hat: don't touch it with a ten foot pole.

Beobachten (möglichst unbemerkt) geht ja immer...

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 14 Dezember 2004 - 12:53.

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#35 Frost

Frost

    Bambinaut

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Geschrieben 15 Oktober 2015 - 15:50

ich würde sagen es gibt keine Regel ohne Ausnahme in großen und ganzen bin ich

ein Verfechter der aussage § 1. jeder macht seins !

In großen und ganzen sollte man sich nicht einmischen oder andere Gesellschaftsmodelle gar

an unseren Modellen bewehrten oder sogar verändern.

Was wäre wenn eine nach unseren ermessen "Unsterbliche Rasse" auftaucht

für die es auch keinen begriff für Tot und Sterben gibt sie dergleichen nicht mal

kennen... wäre dann nicht jedes handeln von ihnen selbst auch wenn es den Tod anderer verursacht

oder gar bewusst auslöst dann nicht sogar Moralisch einwandfrei ?

Da für Rasse X der Tod ohne Wirkung ist kann man ihnen dann daraus einen Vorwurf machen ?

(Da Töten ja ohne Wertung nichts "Böses" ist , kann man es ihnen dann verübeln ?)

Das wäre ein gutes Beispiel,

wenn alle sich an einen vergleichbaren Nichteinmischungspakt

oder Codex halten würden wäre sicher auch sicherer für alle Seiten !




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