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Der "Ich lese gerade..."-Thread


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5693 Antworten in diesem Thema

#4321 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 09 September 2019 - 04:54

 

Zuvor hatte ich  "Der Metropolist" von Seth Fried gelesen. Naja, ein paar nette Gags, aber ein völlig unglaubwürdiger Held samt Partner. Immerhin, sie retten ein Museum und schlussendlich auch eine ganze Stadt bzw. vielleicht sogar auch Amerika, sprengen dabei aber ein Versteck von so richtig Pöööööhsen in die Luft und töten indirekt 20 Feuerwehrleute, die beim Löschen umkommen.

 

Viele Grüße

Tobias

 

Oho. Da werden wir doch am Ende nicht doch noch mal bei einem Roman zu einer annähernd gleichen Beurteilung gekommen sein?

 

Eventuell ist auch noch obig von mir angesprochenes Buch "Fluss der Sterne" für dich interessant? Ich fands langweilig, was ja für dich schon sowas wie ein Lesetipp darstellen könnte. Jedenfalls hast Du es geschafft mich irgendwie dazu zu bringen bei der Lektüre zu denken.." wie würde das wohl Tobias Lagemann gefallen? Wer weiß vielleicht ists ja was für dich. Ansonsten, Seht Fried, sehe ich ähnlich. Immerhin eine Überschneidung.


Bearbeitet von Amtranik, 09 September 2019 - 16:23.


#4322 Nadine

Nadine

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Geschrieben 09 September 2019 - 15:56


C. Robert Cargill - Robo Sapiens

 

Eingefügtes Bild

 

 

Die Menschheit wurde von Ihren Kindern ausgelöscht. Nun jagen sich die Roboter gegenseitig um dringend benötige Ersatzteile zu erbeuten und Ihr dasein zu verlängern. Erinnerte mich ein wenig an Jon Wallace "Barrikaden" von vor ein paar Jahren wobei Robo Sapiens eindeutig Actionlastiger ist. Ein Roboterwestern sozusagen. War sehr kurzweilig und hat Spaß gemacht. Einer der besseren Romane des Jahrganges die ich bisher gelesen habe.

 

Eins der seltenen Male, bei denen ich nicht ganz deiner Meinung bin. Mich langweilt das Buch ziemlich. Wahrscheinlich, weil ich aufgrund von Ausstattung, Klappentext und Preis etwas Besonderes erwartet hatte. Der Autor schreibt Drehbücher und weiß, wie Popcorn-Unterhaltung funktioniert. Die Übersetzung kommt mir an der einen oder anderen Stelle seltsam vor. Der Ursprungstext scheint aber auch nicht für Freunde schöner Sprache zu sein. Gefällig halt.

Mir ist alles zu glatt, die Roboter zu menschlich, zu wenig andersartig. In Situationen, in denen sie Menschen überlegen wären, verhalten sie sich wie welche und vergessen ihre Wundersinne, damit der Plot passt. (Wie ja leider so oft Elfen und Co. in anderen Romanen.)

 

Spoiler:

++++++++++++++++

Im Einkaufszentrum kann Brittle die Gegner durchschauen, weil sie ihr Gehör aufgerüstet hat. Mercer hört dagegen nicht, dass sie sich davonschleicht. Ein paar Seiten weiter wird erwähnt, dass auch er dieses Supergehör besitzt. Ja, was denn nun?

 

Immerhin: Liest sich schnell durch. Nur meine Arme sind etwas kurz für die große Schrift. Bin jetzt bei Seite 100 oder 150 oder egal. Bringe es hinter mich und schenke es dann der Bib.

 

Umgekehrt war mir Schlafen werden wir später zu (Schlafen können wir später? Ach, Titel vergessen, ist nicht so wichtig) hochgestochen. Ein Hörbuch aus der Bib. Zwei Frauen, die sich in Mails berichten, wie es ist, Anfang Vierzig zu sein und vom Leben keine Wendungen mehr zu erwarten.

Ein paar leuchtende Momente und "Ja, das Gefühl kenne ich" zwischen durch reichten mir nicht, um mich bei der Stange zu halten. Die eine Frau ist nämlich Deutschlehrerin mit einem Faible für Droste-Hülshoff und die andere Mutter dreier Kinder, die offenbar fähig ist, mit Gedichten und geistreichen Erzählungen Geld zu verdienen.

Und so klingen auch die Mails: Als würde jemand einen Erzählband schreiben. Die armen, alternden Frauen scheinen mit hochgestochenen Worten aus ihrem tristen Alltag fliehen zu wollen, um ihren Briefwechsel einmal armen Schülern zur Interpretation zu hinterlassen.

So intelektuell bin ich nicht - ging nach weniger als einer CD zurück.

Kann man sowas nicht mal als Roman zwischen zwei Naturwissenschaftlerinnen schreiben, die sich kenntnisreich und voller Wortwitz über Ozeanografie und Archaea unterhalten? Oder über Lebensmitteltechnologie und Maschinenbau?

Müsste beim Höhenflug der Nerdkultur momentan doch auf Platz 1 der Bestsellerliste schießen?

 

Fürs Pendeln höre ich gerade Rot wie das Meer, das ist sprachlich ganz munter und unterhaltsam. Anschließend hoffe ich auf Der Wintersoldat.


Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#4323 Powerschnute

Powerschnute

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Geschrieben 10 September 2019 - 07:57

Eins der seltenen Male, bei denen ich nicht ganz deiner Meinung bin. Mich langweilt das Buch ziemlich. Wahrscheinlich, weil ich aufgrund von Ausstattung, Klappentext und Preis etwas Besonderes erwartet hatte. Der Autor schreibt Drehbücher und weiß, wie Popcorn-Unterhaltung funktioniert. Die Übersetzung kommt mir an der einen oder anderen Stelle seltsam vor. Der Ursprungstext scheint aber auch nicht für Freunde schöner Sprache zu sein. Gefällig halt.

Mir ist alles zu glatt, die Roboter zu menschlich, zu wenig andersartig. In Situationen, in denen sie Menschen überlegen wären, verhalten sie sich wie welche und vergessen ihre Wundersinne, damit der Plot passt. (Wie ja leider so oft Elfen und Co. in anderen Romanen.)

 

Spoiler:

++++++++++++++++

Im Einkaufszentrum kann Brittle die Gegner durchschauen, weil sie ihr Gehör aufgerüstet hat. Mercer hört dagegen nicht, dass sie sich davonschleicht. Ein paar Seiten weiter wird erwähnt, dass auch er dieses Supergehör besitzt. Ja, was denn nun?

 

Immerhin: Liest sich schnell durch. Nur meine Arme sind etwas kurz für die große Schrift. Bin jetzt bei Seite 100 oder 150 oder egal. Bringe es hinter mich und schenke es dann der Bib.

 

ich fand den Roman auch nicht sonderlich berauschend. Mich störte es sehr, dass die Roboter eine menschliche Mimik hatten, überhaupt waren sie mir allgemein viel zu menschlich. Hier hätte ich mir wesentlich mehr Roboter gewünscht. Aber nuja. 

 

Ich lese aktuell The Institute von Stephen King. Nicht nur sein neuester Roman sondern auch der letzte für mich, der mein King Projekt zum Abschluss bringen wird nach einem Jahr und 11 Monaten. Ich habe es auch endlich geschafft, die Dunkle Turme Reihe zu lesen, an der ich mich oft versucht aber immer wegen des ersten Bandes kläglich gescheitert bin. Mit The Institute mache ich die 80 King-Werke voll, die für mich in irgendeiner Form verfügbar waren. 

 

Danach werde ich Apokalypse Pallantau weiterlesen, ein Buch, das ich angefangen habe, das mich aber echt nervt. Einerseits ne coole Welt, tolle Ideen, andererseits ein männlicher Protagonist, der 'wie betäubt auf bloße Brüste starren muss' und überhaupt für mich als Leserin überhaupt nicht interessant ist, weil die weiblichen Figuren um ihn wesentlich interessanter wirken (also, bis jetzt). 

 

Randomhouse hat mir dann auch noch Rezi-Ebooks zu "Die Siliziuminsel" von Qiufan Chen und "Verschollen" von Rob Boffard geschickt. Da ich ab Samstag 3 Wochen in Urlaub sein werde, mir 10 Stunden Flug und dann 18 Tage lang immer wieder mal einige Stunden im Shinkansen vergönnt sein werden, wird mir die Lektüre also nicht ausgehen und ich freue mich auf ausreichend Lesezeit.  :)


Bearbeitet von Powerschnute, 10 September 2019 - 07:59.


#4324 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 10 September 2019 - 10:47

S.K.Vaughn - Die Astronautin

 

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Der vorliegende Roman von S.K.Vaughn erschienen bei Goldmann hat mir ausnehmend gut gefallen. Er bietet meiner Meinung nach eine sehr schöne Mischung aus Spannung im Weltraum, Passagen die sich ausschließlich auf die Figuren konzentrieren und einem Krimimäßigen Mysterium das vor dem Leser aufgeklärt wird.

Astronautin May wacht auf der Krankenstation Ihres Raumschiffes auf und hat Ihre Erinnerung verloren. Offensichtlich ist Sie die einzige überlebende des Raumschiffes und Ihrer Mission. Der Plot ist so eine Mischung aus dem Marsianer und Mur Laffertys sechstem Erwachen, hinzu kommt die perönliche Ebene der Astronautin May und Ihres Ehemannes Stephen deren Geschichte in Rückblicken vom ersten kennenlernen bis zur Gegenwart in die Handlung eingeflochten wird. Diese ist aber nicht aufgesetzt sondern spielt für den Plot durchaus auch eine tragende Rolle. Klasse Roman. Solltet Ihr lesen.

 

 

Gene Wolfe - Die Nachtseite der langen Sonne

 

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Aus gegebenem Anlaß, der Autor verstarb ja vor kurzem, wollte ich auch endlich einmal meinen ersten Gene Wolfe Roman lesen, von dem ich so einige im Regal habe. Ich entschied mich für den Auftaktband des vierteiligen lange Sonne Zyklus, der laut Klappentext im inneren eines riesigen Raumschiffes spielt, das die Galaxis durchstreift. Seine Insassen haben längst vergessen wo sie sind und es hat sich so eine Art mittelalterliche Gesellschaft entwickelt, die einem starken Götterglauben anhängig ist.

Leider fand ich den Roman wirklich ziemlich fade. Das hatte auch damit zu tun, das der Leser ohne den Klappentext wohl kaum wüßte worum es in der Welt übergeordnet eigentlich geht, aber nicht nur. Das Werk liest sich wie ein ganz normaler Fantasy bzw eher noch wie ein Historischer Roman, denn Phantastische Elemente sind Mangelware. Der Plot ist  eine recht simpel gestrickte Heldenreise, denn Patera Silk (ob der Vorname wohl ein wink mit dem Zaunpfahl sein sollte ? originell fand ich das nicht) unser Hauptprotagonist sieht sich von den Göttern beauftragt seinen im Roman "Manteion" genanntes Gotteshaus ? Tempel ? zu erhalten. Um die dazu nötigen Mittel zu bekommen schreckt er auch nicht vor einem Einbruch in die Villa des mächtigen Gangsters Blood zurück. Obwohl Androiden oder Nadler erwähnt werden, in einer Szene sowas wie ein Bildschirm zu erahnen ist, liest sich der Roman nicht wie Science-Fiction. Zu verfremdet ist die beschriebene Welt und zu geizig auch der Autor was Informationen bezüglich der Welt angeht, so daß man zu keiner Zeit ein Gefühl dafür bekommt die Handlung spiele sich im inneren eines riesigen Raumgefährtes ab.

 

Hat mir nicht gefallen. Langweilig und zäh.


Bearbeitet von Amtranik, 10 September 2019 - 10:49.


#4325 Powerschnute

Powerschnute

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Geschrieben 10 September 2019 - 10:52

S.K.Vaughn - Die Astronautin

 

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Klasse Roman. Solltet Ihr lesen.

 

 

find ich ja witzig, genau das Gegenteil von meiner Einschätzung xD 



#4326 Amtranik

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Geschrieben 10 September 2019 - 10:58

find ich ja witzig, genau das Gegenteil von meiner Einschätzung xD 

Du scheinst ja sowieso in vielem das diametrale Gegenteil von mir zu sein. Du lebst in einer kleinen Wohnung hast dafür eine dickes Auto. Ich wohne großzügig und fahre dafür ( noch - der wird bald verschrottet ) einen Hyundai I10. Du fliegst um die Welt und ich mach lieber Urlaub hier im Wald um die Ecke.

 

Hehe. Unter diesen Umständen haben wir doch gar keine so schlechte Quote. Aber tatsächlich hatte ich bei der Lektüre angenommen, der Roman würde Dir vielleicht gefallen. War wohl nix. Gut das Du im Komitee bist.



#4327 Powerschnute

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Geschrieben 10 September 2019 - 11:22

Du scheinst ja sowieso in vielem das diametrale Gegenteil von mir zu sein. Du lebst in einer kleinen Wohnung hast dafür eine dickes Auto. Ich wohne großzügig und fahre dafür ( noch - der wird bald verschrottet ) einen Hyundai I10. Du fliegst um die Welt und ich mach lieber Urlaub hier im Wald um die Ecke.

 

Hehe. Unter diesen Umständen haben wir doch gar keine so schlechte Quote. Aber tatsächlich hatte ich bei der Lektüre angenommen, der Roman würde Dir vielleicht gefallen. War wohl nix. Gut das Du im Komitee bist.

 

jo, Auto hab ich ab nächstes Jahr ja dann auch keins mehr. Und der Urlaub jetzt ist der erste Fernurlaub für mich in ..ach, 10 Jahren oder so. Dafür fliege ich dann im Februar auch gleich noch ans andere Ende der Welt und urlaube dann im Sommer mit der Bahn quer durch Europa. Klein ist die Wohnung übrigens gar nicht, nur die 9qm Zimmer, die ich davon habe  :bighlaugh:  :bighlaugh:

 

Zum Urlauben um die Ecke kann ich übrigens zu meiner Verteidigung sagen, dass ich 9 Jahre lang immer in Niederbayern beim Camping war und gar kein Flugzeug bestiegen habe. Aber ich bin aktuell der 'Hauptfeind' der Klimabewegung und habe - wenn ich nach der Meinung einzelner Fanatiker gehen würde - gar keine Daseinsberechtigung. Aber oh well. Wie gut, dass am Hinterteil vorbei auch ein Weg lang geht. 

 

nein, der Roman fing stark an aber entwickelte sich dann für mich in eine Richtung, die ich einfach nur grauenvoll fand. Für mich war die Protagonistin nicht ansatzweise das, was ich unter dem Titel "Astronautin" verstehe. Da erwarte ich Kompetenz und eine gewisse geistige und emotionale Reife, nicht das, was mir da präsentiert wurde. 


Bearbeitet von Powerschnute, 10 September 2019 - 11:24.


#4328 Amtranik

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Geschrieben 10 September 2019 - 11:39

 

 

 Für mich war die Protagonistin nicht ansatzweise das, was ich unter dem Titel "Astronautin" verstehe. Da erwarte ich Kompetenz und eine gewisse geistige und emotionale Reife, nicht das, was mir da präsentiert wurde. 

 

Diesen Punkt würde ich Dir durchaus geben, May ist nicht unbedingt eine Symphatieträgerin habe das aber als nicht so entscheidend oder wichtig empfunden für den Gesamtblick, da es mir auch durchaus öfters so geht mit den Protagonisten. Ich müsste mal überlegen wann ich das letzte mal so richtig geflashed war von einer Figur.



#4329 Powerschnute

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Geschrieben 10 September 2019 - 11:52

Diesen Punkt würde ich Dir durchaus geben, May ist nicht unbedingt eine Symphatieträgerin habe das aber als nicht so entscheidend oder wichtig empfunden für den Gesamtblick, da es mir auch durchaus öfters so geht mit den Protagonisten. Ich müsste mal überlegen wann ich das letzte mal so richtig geflashed war von einer Figur.

 

wenn in einem Buch eine Figur einen Großteil der Seiten die Hauptrolle spielt, dann ist das mit der Sympathie für mich arg wichtig, wenn der Rest schon nicht so gut funktioniert. Bei mehreren Figuren kann ich notfalls drüber wegsehen, aber in dem Buch war May einfach nur anstrengend, nervtötend und für mich völlig deplatziert als Astronautin. Ihr Ex-Mann auf der Erde war nicht weniger nervig. 



#4330 Michael Böhnhardt

Michael Böhnhardt

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Geschrieben 10 September 2019 - 19:30

Lavie Tidhar A man lies dreaming Was für ein Buch! In der Hölle von Auschwitz flüchtet sich ein jüdischer Schundautor in eine alternative Wirklichkeit. In dieser alternativen Zeitlinie haben die Kommunisten die Reichtagswahl von 1933 gewonnen, Reichskanzler ist Ernst Thälmann als ein von Stalin ferngelenkter Marionetten-Diktator. London wird überschwemmt von deutschen und österreichischen(!) Flüchtlingen, und dieser Zustand bringt der britischen faschistischen Partei um Oswald Mosley ungeheure Popularität. Unter den Flüchtlingen, die sich mehr schlecht als recht durchschlagen, ist auch der ehemalige Führer der NSDAP, der wieder seinen Kampfnamen Wolf angenommen hat und sich als abgehalfterter Privatdetektiv über Wasser hält. Und wie es sich gehört, bekommt er seinen Auftrag von einer betörenden Femme fatale, natürlich eine Jüdin. Das Honorar wiegt mehr als sein Antisemitismus, und so macht er sich auf die Suche nach ihrer Schwester, die von Organisation von ehemaligen Nazis aus Deutschland herausgeschmuggelt werden sollte, aber nie in England ankam. Jüdische Gangster, die Polizei, britische Faschisten und seine eigenen ehemaligen Schlägertrupps machen ihm das Leben schwer, kaum ein Privatdetektiv wurde so oft und brutal zusammengeschlagen. Und der verzweifelte KZ-Insasse lässt seine Wut nicht nur durch massive Fantasiegewalt an dem verhassten Diktator aus, sondern lässt ihn zudem in einem sadomasochistischen Sexsumpf versinken ... Wie beschreibt man den Holocaust? Tidhar lässt zwei bekannte Autoren im KZ darüber diskutieren: Primo Levi ("Ist das ein Mensch?"), der das Grauen nur durch eine sachliche und nüchterne Beschreibung für darstellbar hält, und Ka-Tzetnik, der mit "Das Haus der Puppen" den vollkommen entgegengesetzten Weg geht. Tidhar beschreitet ebenfalls eher den zweiten Weg, aber das macht er keineswegs so plump, wie man es auf Grund der Beschreibung oben annehmen könnte. Zum einen ist seine Welt völlig logisch durchdacht und sein historisches Wissen bemerkenswert. Zum anderen fährt er eine riskante Strategie: Natürlich sind die Protagonisten in den Romanen von Chandler und Hammett eigentlich positiv dargestellt. Diese Figur besetzt durch einen antisemitischen Widerling, der immer wieder von seiner historischen Bestimmung fantasiert, um die ihn das Schicksal betrogen habe: Die Wirkung dieser Konstruktion ist unbeschreiblich.



#4331 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 11 September 2019 - 08:56

Lavie Tidhar A man lies dreaming Was für ein Buch! In der Hölle von Auschwitz flüchtet sich ein jüdischer Schundautor in eine alternative Wirklichkeit. In dieser alternativen Zeitlinie haben die Kommunisten die Reichtagswahl von 1933 gewonnen, Reichskanzler ist Ernst Thälmann als ein von Stalin ferngelenkter Marionetten-Diktator. London wird überschwemmt von deutschen und österreichischen(!) Flüchtlingen, und dieser Zustand bringt der britischen faschistischen Partei um Oswald Mosley ungeheure Popularität. Unter den Flüchtlingen, die sich mehr schlecht als recht durchschlagen, ist auch der ehemalige Führer der NSDAP, der wieder seinen Kampfnamen Wolf angenommen hat und sich als abgehalfterter Privatdetektiv über Wasser hält. Und wie es sich gehört, bekommt er seinen Auftrag von einer betörenden Femme fatale, natürlich eine Jüdin. Das Honorar wiegt mehr als sein Antisemitismus, und so macht er sich auf die Suche nach ihrer Schwester, die von Organisation von ehemaligen Nazis aus Deutschland herausgeschmuggelt werden sollte, aber nie in England ankam. Jüdische Gangster, die Polizei, britische Faschisten und seine eigenen ehemaligen Schlägertrupps machen ihm das Leben schwer, kaum ein Privatdetektiv wurde so oft und brutal zusammengeschlagen. Und der verzweifelte KZ-Insasse lässt seine Wut nicht nur durch massive Fantasiegewalt an dem verhassten Diktator aus, sondern lässt ihn zudem in einem sadomasochistischen Sexsumpf versinken ... Wie beschreibt man den Holocaust? Tidhar lässt zwei bekannte Autoren im KZ darüber diskutieren: Primo Levi ("Ist das ein Mensch?"), der das Grauen nur durch eine sachliche und nüchterne Beschreibung für darstellbar hält, und Ka-Tzetnik, der mit "Das Haus der Puppen" den vollkommen entgegengesetzten Weg geht. Tidhar beschreitet ebenfalls eher den zweiten Weg, aber das macht er keineswegs so plump, wie man es auf Grund der Beschreibung oben annehmen könnte. Zum einen ist seine Welt völlig logisch durchdacht und sein historisches Wissen bemerkenswert. Zum anderen fährt er eine riskante Strategie: Natürlich sind die Protagonisten in den Romanen von Chandler und Hammett eigentlich positiv dargestellt. Diese Figur besetzt durch einen antisemitischen Widerling, der immer wieder von seiner historischen Bestimmung fantasiert, um die ihn das Schicksal betrogen habe: Die Wirkung dieser Konstruktion ist unbeschreiblich.

 

Eine Inhaltsangabe die es in sich hat, auf jeden Fall. Hoffentlich wirds eine Übersetzung geben.



#4332 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 12 September 2019 - 07:35

Nach der Harmlosigkeit des "Name des Windes" habe ich mich, angefixt durch diesen Thread, für folgendes Buch entschieden:

 

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte.

 

Schon die ersten Seiten gefallen mir ausnehmend gut. Bin gespannt, wo die Sache hinführt.


Bearbeitet von Dyrnberg, 12 September 2019 - 07:35.


#4333 Susanne11

Susanne11

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Geschrieben 12 September 2019 - 08:22

 

Edit. Sehe gerade, dass es von Big Hig zwei Hörbuchversionen gibt. Ich habe die gekürzte gehört, die Olaf Pessler ganz unglaublich gut liest.

 

Ich höre die ungekürzte Fassung. Sie dauert 12 Stunden.

 

Einerseits gefällt mir die Stimmung, ich mag die Protagonisten, die Weltbeschreibung gefällt mir.

 

Aber es ist auch etwas zäh. Nach zwei Stunden ist noch nichts passiert, dafür weiß ich jetzt eine Menge über Big Hig und seine Biographie, das Umfeld des Flughafens und die Situation der Welt. Hoffentlich kommt die Handlung bald in Gang.



#4334 ShockWaveRider

ShockWaveRider

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Geschrieben 12 September 2019 - 09:15

Weiter geht es mit der Lesechronik aus dem August 2019:

René Moreau, Olaf Kemmler, Fabian Tomaschek, Heinz Wipperfürth (Hg.):
EXODUS 39

Eingefügtes Bild

Eine der besseren Ausgaben des bewährten Magazins für Science Fiction Stories und Fantastische Grafik vom Herausgeber-Team um René Moreau. Ein gewohntes Highlight ist die Grafik-Galerie auf schwarzen Spezialpapier in der Mitte, diesmal mit den phantasievollen und manchmal durchaus humorigen Grafiken von Jan Hoffmann. Auch bei den Stories gibt es diesmal einige richtig schöne Texte. Meine Highlights sind Victor Bodens „Die zweite Generation“ über tiefgefrorene Menschen, die ohne Erinnerung an ihr früheres Leben an Bord eines Generationenraumschiffs erwachen, und Christopher Eckers „Vom Krug auf den Hügeln von Tennessee“, eine berührende Geschichte über den Abschied von der heruntergewirtschafteten Erde 1 und dem Aufbruch ohne Rückkehrmöglichkeit zur paradiesischen Erde 2. Rundum gefallen haben mir außerdem H.W. Frankes „Warum sind Computer nur so weltfremd?“ und C.M. Dyrnbergs „Bären“.
 
Joseph Roth: Hiob. Roman eines einfachen Mannes
 
Eingefügtes Bild
 
Einer der berühmtesten und wichtigsten Romane von Joseph Roth.
Mendel Singer fristet in Galizien ein bescheidenes Auskommen als Lehrer. Alles so weit okay, bis ihn eine Reihe von „Schicksalsschlägen“ ereilt: der älteste Sohn muss und will zum russischen Militär, der zweite desertiert nach Amerika, die Tochter lässt sich mit einem Kosaken ein und der jüngste Sohn scheint unheilbar behindert. Als der 1. Weltkrieg immer näher rückt, nimmt Mendel Singer das Angebot seines zweiten Sohnes Sam an, mit Frau und Tochter nach Amerika auszuwandern. Den behinderten Sohn muss er schweren Herzens zurücklassen.
Doch das Unheil geht auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten weiter: beide Söhne fallen im 1. Weltkrieg, Mendels Frau stirbt darüber und die Tochter verfällt dem Wahnsinn. Als auch Mendel Singer in Depression zu versinken droht, erhält er überraschende Nachricht von seinem jüngsten, behinderten Sohn.
Ja, das Buch ist wunderschön geschrieben, und die Gefühle des Mendel Singer werden dem Leser gut nahegebracht. Aber mir schien der Roman schlecht gealtert. Viele der so genannten „Schicksalsschläge“ sind nichts weiter als Generationskonflikte, die nur dadurch entstehen, dass Eltern ihren Kindern nicht die Freiheit lassen, das zu tun, was sie (=die Kinder) aus ihrem Leben machen wollen. Im Gegensatz zum biblischen Hiob hatte ich gegenüber Mendel Singer oftmals eine „Selbst schuld!“-Einstellung. Dagegen erlebt man die wahrhaften Schrecken des Krieges eher aus der Distanz.
Trotzdem ein berührendes Leseerlebnis!
 
Michael K. Iwoleit: Der Moloch
 
Eingefügtes Bild
 
Der Roman baut auf der gleichnamigen Novelle auf, die im Jahr 2007 in der 4. Ausgabe von Helmuth W. Mommers legendärer „Visionen“-Reihe erschienen ist. Die Grundidee (Ausbeutung von Arbeits- und Obdachlosen durch Verknüpfung ihrer Gehirne zu einem Supercomputer) blieb erhalten. Allerdings hat Iwoleit Plot und Personal deutlich überarbeitet. Und das hat dem Text gut getan. Einige Charaktere, die in der Novelle nur einen Kurzauftritt hatten, wurden deutlich aufgewertet, andere z. T. zentrale Charaktere aus der Novellen wurden downgegradet oder ganz gestrichen. Heraus kommt ein kompakter, durchwegs spannender Near-Future-Thriller mit intensiven Bildern und gut ausgearbeiteten technischen und sozialen Ideen. Ein gelungenes Upgrade von Novelle auf Roman!
 
Gruß
Ralf

Bearbeitet von ShockWaveRider, 13 September 2019 - 11:05.

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#4335 Wrong

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Geschrieben 12 September 2019 - 17:44

Lavie Tidhar A man lies dreaming Was für ein Buch! In der Hölle von Auschwitz flüchtet sich ein jüdischer Schundautor in eine alternative Wirklichkeit. In dieser alternativen Zeitlinie haben die Kommunisten die Reichtagswahl von 1933 gewonnen, Reichskanzler ist Ernst Thälmann als ein von Stalin ferngelenkter Marionetten-Diktator. London wird überschwemmt von deutschen und österreichischen(!) Flüchtlingen, und dieser Zustand bringt der britischen faschistischen Partei um Oswald Mosley ungeheure Popularität. Unter den Flüchtlingen, die sich mehr schlecht als recht durchschlagen, ist auch der ehemalige Führer der NSDAP, der wieder seinen Kampfnamen Wolf angenommen hat und sich als abgehalfterter Privatdetektiv über Wasser hält. Und wie es sich gehört, bekommt er seinen Auftrag von einer betörenden Femme fatale, natürlich eine Jüdin. Das Honorar wiegt mehr als sein Antisemitismus, und so macht er sich auf die Suche nach ihrer Schwester, die von Organisation von ehemaligen Nazis aus Deutschland herausgeschmuggelt werden sollte, aber nie in England ankam. Jüdische Gangster, die Polizei, britische Faschisten und seine eigenen ehemaligen Schlägertrupps machen ihm das Leben schwer, kaum ein Privatdetektiv wurde so oft und brutal zusammengeschlagen. Und der verzweifelte KZ-Insasse lässt seine Wut nicht nur durch massive Fantasiegewalt an dem verhassten Diktator aus, sondern lässt ihn zudem in einem sadomasochistischen Sexsumpf versinken ... Wie beschreibt man den Holocaust? Tidhar lässt zwei bekannte Autoren im KZ darüber diskutieren: Primo Levi ("Ist das ein Mensch?"), der das Grauen nur durch eine sachliche und nüchterne Beschreibung für darstellbar hält, und Ka-Tzetnik, der mit "Das Haus der Puppen" den vollkommen entgegengesetzten Weg geht. Tidhar beschreitet ebenfalls eher den zweiten Weg, aber das macht er keineswegs so plump, wie man es auf Grund der Beschreibung oben annehmen könnte. Zum einen ist seine Welt völlig logisch durchdacht und sein historisches Wissen bemerkenswert. Zum anderen fährt er eine riskante Strategie: Natürlich sind die Protagonisten in den Romanen von Chandler und Hammett eigentlich positiv dargestellt. Diese Figur besetzt durch einen antisemitischen Widerling, der immer wieder von seiner historischen Bestimmung fantasiert, um die ihn das Schicksal betrogen habe: Die Wirkung dieser Konstruktion ist unbeschreiblich.

 

Eine Inhaltsangabe die es in sich hat, auf jeden Fall. Hoffentlich wirds eine Übersetzung geben.

 

Da kann ich mich Amtranik nur anschließen, in beiden Punkten.

Danke Michael!



#4336 Susanne11

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Geschrieben 12 September 2019 - 20:31

Andreas Laufhütte - Das ewige Spiel

 

[color=rgb(51,51,51);font-family:Arial, sans-serif;font-size:14px;]"Mein Name ist David Riemschneider. Ich bin 48 Jahre alt, 1,85 Meter groß, und ich habe einen Hirntumor.[/color]

[color=rgb(51,51,51);font-family:Arial, sans-serif;]Mit diesen Worten beginnt eine zunächst gewöhnlich anmutende Geschichte, die aber im weiteren Verlauf zunehmend groteskere Züge annimmt, insbesondere, was die Halluzinationen des Icherzählers angeht.[/color]
[color=rgb(51,51,51);font-family:Arial, sans-serif;]Und irgendwann stellt einer der behandelnden Ärzte die Frage aller Fragen: Was, wenn das gar keine Halluzinationen sind?[/color]
[color=rgb(51,51,51);font-family:Arial, sans-serif;]Ist dann aber stattdessen das ganze bisherige Leben Davids eine Einbildung, inklusive seiner über alles geliebten Frau? Die nächtlichen Schreie, die er während seines Klinikaufenthaltes aus einem Nachbarzimmer hört, sagen ihm etwas anderes.[/color][color=rgb(51,51,51);font-family:Arial, sans-serif;]"[/color]

 

[color=rgb(51,51,51);font-family:Arial, sans-serif;]Ich habe die Hälfte gelesen und nicht die geringste Ahnung, worauf das hinausläuft. Es ist sehr spannend und unterhaltsan, ein echter Pageturner.[/color]



#4337 ShockWaveRider

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Geschrieben 13 September 2019 - 08:02

Hallo Susanne, das hört sich hochinteressant an. Auf deine abschließende Einschätzung bin ich gespannt. Gruß Ralf

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#4338 ShockWaveRider

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Geschrieben 13 September 2019 - 11:03

Auch die folgenden Bücher las ich im August 2019:

Verlagskatalog TOR Herbst 2017

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Den Katalog fand ich letztes Jahr als Buchbeigabe beim Elstercon. Ja, auch damals war das schon veraltet. Andererseits: Der TOR-Verlag gestaltet seinen Katalog immer sehr schön als Lesebuch aus mit Informationen über die Autoren, teilweise auch Interviews, sowie jede Menge längerer Leseproben. Deshalb kann man den Katalog lesen wie eine kleine Anthologie.
Von den insgesamt 12 vorgestellten Autoren habe ich mir Becky Chambers („Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“) und Ernest Cline („Ready Player One“) vorgemerkt. Bei John Scalzi war ich zweigespalten.

Marcel Proust: Sodom und Gomorrha
“Auf der Suche nach der verlorenen Zeit† (Band 4)


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Ein zentraler Teil der Proustschen Mammutwerks, und der letzte Band, den er noch selbst zu Lebzeiten veröffentlichte.
Held Marcel ist mit Anfang 20 auf dem Höhepunkt seiner gesellschaftlichen Karriere angekommen. Er wird in die angesehensten Salons eingeladen, erfährt Förderungen von verschiedenster Seite und festigt seine Beziehung zu Albertine.
Wer Proust kennt, der weiß, dass man seinen Werken über Inhaltsangaben am wenigsten beikommt. Das große Thema von „Sodom und Gomorrha“, das in einem für Proust-Verhältnisse kurzen Kapitel explizit eingeführt wird, ist die Homosexualität. „Sodom“ steht dabei für die männliche Homosexualität, „Gomorrha“ ist die Chiffre für die weibliche Spielart. So seziert er zwar weiterhin auf bewährt pointierte und detaillierte Weise das Verhalten und den ungeschriebenen Regeln folgenden Aufstieg und Fall einzelner Individuen in der Pariser Salongesellschaft der "Belle Époque". Gleichzeitig offenbart er auch das Netzwerk der Homosexuellen und die unterschiedliche Art und Weise, wie sich Sodom eher zu tarnen und zu verbergen sucht, während Gomorrha relativ offenkundig ausgelebt wird. Dieser Band enthält einige meisterliche Passagen, so z.B. die Balbec-Episode am Ende des ersten Teils.
Ja, ich bin ein Proust-Fan! Und ich verstehe immer weniger, weshalb ich die Lektüre so lange vor mir her geschoben habe.

Michael K. Iwoleit: Der Moloch (Story)

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Das war die ursprüngliche Novelle, aus der heraus Michael Iwoleit seinen kürzlich bei Fabylon erschienenen, gleichnamigen Roman entwickelt hat. In den 12 Jahren seit der Erstlektüre der Novelle hatte meine Erinnerung daran schon Patina angesetzt. Die Wiederholungslektüre zeigte, dass Michael zwar die Grundidee und viele Schauplätze beibehalten hatte, dafür das Figurenensemble und die Plotstruktur deutlich verändert hat. Auch wenn die Novelle bereits gute Ansätze aufwies, die Überarbeitung und Ausweitung auf Roman-Format hat dem Stoff gut getan.

Gruß

Bearbeitet von ShockWaveRider, 13 September 2019 - 11:07.

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#4339 Susanne11

Susanne11

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Geschrieben 13 September 2019 - 11:19

Hallo Susanne, das hört sich hochinteressant an. Auf deine abschließende Einschätzung bin ich gespannt. Gruß Ralf

 

Andreas Laufhütte - Das ewige Spiel

 

Ein wirklich sehr sehr toller Kurzroman. Rasant und schnell geschrieben, stilistisch sehr gut. Ein Genremix aus Horror, Fantasy, Science Fiction.

 

Einflüsse von Philip Dick, Clive Barker und anderen. Es gibt auch Tentakel, aber nur sehr moderat und ein "religiöser" Einfluss - wenn man das so sagen kann.  :bighlaugh:

 

Mehr will ich dazu nicht schreiben. Das Lesen lohnt sich. Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Die Geschichte hat mich voll gepackt.



#4340 simifilm

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Geschrieben 16 September 2019 - 08:13

Hat nichts mit SF zu tun (oder nur insofern als Wissenschaftstheorie irgendwie, irgendwo etwas mit SF zu tun hat) und dürfte die wenigsten hier interessieren, aber dennoch: Der Filmemacher Errol Morris hat mit The Ashtray (Or the Man Who Denied Reality) eine Abrechnung mit seinem früheren Professor Thomas Kuhn geschrieben, dessen Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen wahrscheinlich eines der wichtigsten Bücher des 20. Jahrhunderts ist. Ich habe mir auf meinem Blog dazu ein paar Gedanken gemacht.


Bearbeitet von simifilm, 09 Dezember 2019 - 18:22.

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#4341 Naut

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Geschrieben 16 September 2019 - 12:19

Hat nichts mit SF zu tun (oder nur insofern als Wissenschaftstheorie irgendwie/irgendw etwas mit SF zu tun hat) und dürfte die wenigsten hier interessieren, aber dennoch: Der Filmemacher Errol Morris hat mit The Ashtray (Or the Man Who Denied Reality) eine Abrechnung mit seinem früheren Professor Thomas Kuhn geschrieben, dessen Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen wahrscheinlich eines der wichtigsten Bücher des 20. Jahrhunderts ist. Ich habe mir auf meinem Blog dazu ein paar Gedanken gemacht.

Danke für diese kenntnisreiche Besprechung! Ich selbst halte Kuhn für wichtig und interessant. Sein Werk wird aber (wie jenes vieler moderner Theoretiker) gern als Rechtfertigung eines allumfassenden Relativismus herangezogen, der vermutlich ebenso falsch wie gefährlich ist. Das hast Du ja auch schön dargestellt. Nochmal danke!
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#4342 simifilm

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Geschrieben 16 September 2019 - 12:40

Danke für diese kenntnisreiche Besprechung! Ich selbst halte Kuhn für wichtig und interessant. Sein Werk wird aber (wie jenes vieler moderner Theoretiker) gern als Rechtfertigung eines allumfassenden Relativismus herangezogen, der vermutlich ebenso falsch wie gefährlich ist. Das hast Du ja auch schön dargestellt. Nochmal danke!

 

Vielen Dank! Freut mich ausserordentlich, dass jemand diesen doch eher abseitigen Beitrag mit Gewinn liest.

 

Kuhn teilt das Schicksal mit vielen "Postmodernen" (wobei diese Bezeichnung in seinem Fall wohl ohnehin nicht gerechtfertigt ist): Ihre kritische Analysen der Verknüpfung von Wissen und Macht werden als Vorläufer von oder Persilschein für Fake News et al. verstanden. Das scheint mir schon alleine deshalb falsch, weil ich diese Analysen in einem ganz altmodischen Sinn als aufklärerisch bezeichnen würde. Es geht gerade nicht um Verschleierung, sondern um Erkenntnis.


Bearbeitet von simifilm, 09 Dezember 2019 - 18:24.

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#4343 Waffeleisen

Waffeleisen

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Geschrieben 16 September 2019 - 20:24

Habe gerade das Hörbuch von Stanislaw Lems "Solaris" gehört.

 

Von Lem kannte ich bisher nur "Der Unbesiegbare" und damit war ich einverstanden. Vielleicht sollte ich es aber nochmal lesen, um das aus heutiger Sicht erneut zu entdecken. Mit Solaris endet meine Lem-Lektüre aber. Eine Qual wie schon lange nicht mehr. Ich wollte immerhin wissen, wohin das ganze führt, deshalb hab ich mir alles gegeben. Aber diese den Großteil des "Romans" umfassenden Beschreibungen von Skulpturen oder die in Form von vollumfänglich zitierter Lektüre solaristischer Theorien portierter Infodump haben mich mehr als einmal zu verzweifeltem Gekicher gebracht. Mich schüttelts noch bei der Erinnerung daran.


Was nicht in mein Regal passt: Booklooker

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#4344 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 17 September 2019 - 08:52

Sebastian Pirling - Der Planet der verbotenen Erinnerung

 

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Pirling ist ein interessanter und stimmungsvoller Roman gelungen. Der Roman ist vordergründig in einem klassischen Space Opera Setting angesiedelt, d.h. wir befinden uns in ferner Zukunft und die Menschheit hat sich weit ins All ausgebreitet, wo sie sich überlichtschnell zwischen den einzelnen Kolonien bewegt. Wir begleiten Hauptprotagonist Benjamin auf seiner Reise in die weit abgelegene Kolonie Makoto weil er sich dort weitere Informationen über seinen jüngst verstorbenen Mentor und Professor Taliesin val Akumei erhofft. Benjamin befindet sich nämlich im Besitz der Erinnerungsfragmente seines Professors. In der von Pirling beschriebenen Zukunft sind alle Menschen technisch aufgewertet, und ein jeder ist ständig angehalten sich zu optimieren und wird ausschliesslich nach seiner nützlichkeit für die Gemenschaft bewertet. Wichtigstes Utensil ist Ihr sogenanntes Noki, eine Art Chip durch den man seine Erinnerungen verwaltet, archiviert oder auch löscht. Diese können auch übertragen werden. Und so erleben wir in der zweiteteilten Geschichte einerseits Benjamins Reise auf den Planeten Makoto und in Rückblicken Szenen aus dem Leben von Professor Taliesin. Im Laufe der Handlung und seiner Rückblenden wird dem Leser klar, das Benjamin einem Geheimnis der Vergangenheit auf der Spur ist.

 

Auch wenn letztlich die Idee mit den Erinnerungen vermutlich nicht 100% plausibel ist, und auch die ein oder andere Logiklücke bestehen mag, nicht alles erklärt wird und auch einiges im dunkel bleibt, so ist der Roman trotzdem in meinen Augen sehr gelungen. Vor allem aus Ideentechnischer Sicht mal etwas neues und anderes. Der Space Opera Teil ist solide und plausibel eingewoben, der Roman dreht sich aber in Hauptsache um die Figuren. Atmosphärisch hat er mich eingefangen und für sich gewonnen.

 

 

 

Exodus 39

 

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Eine insgesamt gelungene Exodus Ausgabe.

Highlights der Ausgabe waren für mich die Storys von Christopher Ecker - „Vom Krug auf den Hügeln von Tennessee“ und C.M. Dyrnberg - „Bären"

 

 

 

Hans-Arthur Marsiske - Die letzte Crew des Wandersterns

 

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Nette und kurzweilige Novelle, die jedoch für meine Begriffe gerade in den entscheidenden Momenten zu den im Inhalt angerissenen großen Fragen weniger philosophisch verhandelt und bespricht als vielmehr platte und simple Antworten gibt die ich als alter weißer Mann mit 50 Jahren Lebenserfahrung der Geschichte nicht abkaufe. Ich überspitze mal: Nach dem Motto, verhalte dich lieb und nett und alles wird gut. Ich fühlte mich an diesen Stellen als Leser durchaus unterfordert und konnte das ganze nicht mehr ganz so ernst nehmen. Allzu simpel sind manche Aussagen und es fehlt auch der Mut und wohl der Raum kontroverse Themen zu verhandeln. Hier reißt der Autor durchaus heiße Themen an um die dann als Rohrkrepierer versanden zu lassen. Das war mir zu wenig.

 

 

Dayton Ward - Absturz

 

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Solide Paralleluniversengeschichte mit der TNG Crew.



#4345 ShockWaveRider

ShockWaveRider

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Geschrieben 18 September 2019 - 17:31

Hier kommen die letzten drei Bücher, die ich im August 2019 gelesen habe:

Paul Moor: Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders
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Der Fall des 'Kirmesmörders' Jürgen Bartsch, der in den 60er-Jahrenn insgesamt vier Jungen mißbrauchte und folterte, erregte so großes Aufsehen wie kaum ein anderer Kriminalfall der Nachkriegszeit. Der generelle Tenor lautete: Jürgen Bartsch ist ein Monstrum, viele forderten sogar die Wiedereinführung der Todesstrafe, und seine Adoptiveltern, ein biederes Metzgerehepaar aus Langenfeld bei Essen, sind zu bedauern. Der amerikanische Journalist Paul Moor, der gerade eine psychoanalytische Ausbildung absolviert hat, vermutet, dass dem nicht so ist. Er nimmt Kontakt auf zu Jürgen Bartsch und wird dessen vielleicht wichtigste Bezugsperson in den 10 Jahren Haft bis zu Jürgens Tod während einer von ihm gewünschten Kastrations-OP.
Tatsächlich war bei den Bartschens nicht alles eitel Sonnenschein - insbesondere Frau Bartsch ließ sich zu unberechenbaren Gewaltausbrüchen hinreißen, bei denen auch schon einmal Fleischermesser in Jürgens Richtung flogen. Und in einem der Internate wurde Jürgen von einem Priester sexuell mißbraucht.
Das alles rechtfertigt nicht die schrecklichen Taten des Jürgen Bartsch. Aber es zeigt, dass sich gerade hinter besonders glanzvoll gepflegten Fassaden familiäre Abgründe auftun können. Ein Buch, das mich nicht kalt ließ. Zumal mich die Berichterstattung über den Fall während meiner Kindergarten- und Grundschulzeit begleitete, wobei ich mich als mögliches Opfer vor solchen bösen Männern fühlte. Nebenbei dokumentiert das Buch auch ein Stück deutscher Rechtsgeschichte. Keine Lektüre für Menschen mit schwachen Nerven.

Marcel Buhl: Das Paradies des August Engelhardt

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Marcel Buhl erzählt die Geschichte des Nürnbergers August Engelhardt, der im Jahre 1902 auf der kleinen Insel Kabakon im Bismarck-Archipel, damals deutsche Kolonie, ankam. Er war zuvor schon stark von der Reformbewegung beeinflusst. Hier in der Südsee entwickelte er eine eigene Religion, die auf Sonnenanbetung und Cocovorismus, also der ausschließlichen Ernährung der Kokosnüsse, aufbaut. Nachdem er Informationschriften über den Sonnenorden im Kaiserreich verbreiten ließ, besuchte ihn zunächst der Musiker Max Lützow, dessen schwärmerische Berichte das Interesse in Deutschland erst richtig anfachten. Lützow starb bereits 1905 an einer schlecht behandelten Krankheit. Den nachfolgenden Sonnenanbetern war die Lebens- und Denkweise Engelhardts auf Dauer zu extrem - er verlangte, dass sie sich von allem überflüssigen Besitz trennten (mit Ausnahme von Büchern), wobei er mit Hilfe von Feuer an der Erreichung dieses Zieles nachhalf. Engelhardt starb 1919 vereinsamt vermutlich an den Folgen langjähriger Mangelernährung.
Marcel Buhls Buch hat vermutlich Christian Kracht zu seinem Werk "Imperium" inspiriert, in dem sich Krach der gleichen historischen Episode widmet. Im Gegensatz zu Krachts teilweise reißerischer Umsetzung, deren Rezeption auch ein aufgebauschtes Skandälchen beinhaltete, widmet sich Buhl philosophischen und ethischen Fragen. Wie radikal darf man sein Leben entwerfen und wie weit muss man sich von der Gesellschaft entfernen, um die selbst erkannte Wahrheit in tätiges Handeln umzusetzen?
Eine lesenswerte und auch durch den Vergleich mit Krachts Version ergiebige Lektüre. Eine von vielen Erkenntnissen: Historische Romane sind keine Geschichtswerke. Sie lassen genügend Raum für unterschiedlichste Fantasien verschiedener Autoren.

Herbert W. Franke: Sirius Transit
(Band 12 der Werkausgabe)


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Ein neuentdeckter, erdähnlicher Planet wird zum Sehnsuchtsort vieler Menschen, die es auf der verdreckten Erde nicht mehr aushalten. Den Transfer dorthin bietet die Firma Sirius TRansit an. Der Roman beginnt, als Barry Griffin nach langen Jahren seinen Bruder Gus wiedersehen will, der nun ausgerechnet Grüder und Vorstandsvorsitzender von Sirius Transit ist. Gus lässt sich abschirmen, aber Barry lässt nicht locker. In Rükblenden erfahren wir, wie sich die Beziehung der beiden ungleichen Brüder früher entwickelte und weshalb Gus den Kontakt zur Familie abbrach.
Das Thema erlangt durch die kürzlich entdeckten, teilweise erdähnlichen Exo-Planeten ungeahnte Aktualität. Franke schreibt über eins seiner zentralen Themen: Manipulation und die Unsicherheit der WIrklichkeit. Barry dient dem Leser als unzuverlässige, gleichwohl Mitgefühl erregende Indentifikationsfigur, mit deren Augen man versucht, der Wahrheit hinter vielen Hochglanzfassaden auf die Schliche zu kommen.
Abgerundet wird der 12. Band aus der gewohnt üppig ausgestatteten Werkausgabe im p.machinery-Verlag mit einem Auszug aus der Abschlussarbeit von Judith Leiß.

Damit habe ich meine Lesereise durch den August 2019 beendet. Da ich mir einige Leseziele gesetzt hatte, mache ich mal kurz eine Zielkontrolle:

    [*]keine neuen Bücher kaufen! (Leihe oder Wiederholungslektüre ist okay) - CHECK!
    [*]Marcel Proust: Sodom und Gomorrha (“Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, Band 4) - CHECK!
    [*]parallel dazu zwei Dreierblöcke - CHECK! - bestehend aus je:

      [*]einem Buch, das ich noch im Jahr 2018 beschafft hatte - CHECK!
      Bodo Kirchhoff "Dämmer und Aufruhr" und Joseph Roth "Hiob"
      [*]einem Buch für die Fantastik-Lesechallenge auf sf-fan.de - CHECK!
      Arthur C. Clarke "Die letzte Generation" und Michael K. Iwoleit "Der Moloch"
      [*]und einem weiteren beliebigen Buch von meinem SUB - CHECK!
      Katalog zur Frankenstein-Ausstellung in Ingolstadt und TOR-Verlagsprogramm Herbst 2017
      [*], unterbrochen von EXODUS 39 - CHECK!
      [/list][*]Marc Buhl: Das Paradies des August Engelhardt - CHECK!
      [*]Herbert W. Franke: Sirius Transit - CHECK!
      [/list]Fazit: Alle Leseziele erreicht, und als kleine Zugabe noch das Jürgen-Bartsch-Buch gelesen.
      Ein quantitativ und qualitativ sehr ergiebiger Lesemonat!

      Gruß
      Ralf

      Bearbeitet von ShockWaveRider, 18 September 2019 - 17:37.

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#4346 simifilm

simifilm

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Geschrieben 22 September 2019 - 16:11

Und wieder was, das nur sehr am Rande mit SF mit zu tun hat. Ich habe kürzlich Die Verwilderung von Otto F. Walter gelesen und war bei der Lektüre sehr überrascht, dass dieser Roman sehr wohl als (kritische) Utopie gelesen werden. Ausführlicheres dazu auf meinem Blog.

Bearbeitet von simifilm, 22 September 2019 - 16:13.

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#4347 Ming der Grausame

Ming der Grausame

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Geschrieben 25 September 2019 - 10:57

Andreas Brandhorst - Ikarus

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#4348 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

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Geschrieben 26 September 2019 - 16:27

Ich bin kein Fan von Nnedi Okorafor. Doch da ich für "Binti" kein Geld ausgeben, sondern es nur von der Stadtbiblio nach Hause tragen brauchte, habe ich es gestern mal so eben durchgelesen. Und es hat mir gefallen! Völlig durchgeknallt, natürlich, trotz der Formensprache mit Raumschiffen und zahlreichen Aliens m.E. eher Fantasy. Trotzdem Hallo!

 

Beeindruckt hat mich vor allen die Protagonistin. Sie gehört zum Volk der Himba. Diese sind wohl in der Steinzeit auf die Idee gekommen, sich zum Schutz gegen Insekten und Hautkrebs mit parfümiertem Lehm einzucremen (auch prima, um Falten zu kaschieren) und praktizieren dies noch in der Neuzeit. Wirklich interessant, etwas über diese Leute und ihre Vorstellungen zu hören.


Bearbeitet von Selma die Sterbliche, 26 September 2019 - 16:30.

Nieder mit den Gleichmachern. Sie wollen uns durch Langeweile mürbe kriegen. Es lebe die Vielfalt, denn Gegensätze ziehen sich an!  jottfuchs.de

 

 


#4349 Ming der Grausame

Ming der Grausame

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Geschrieben 01 Oktober 2019 - 07:44

Andreas Brandhorst - Das Schiff

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#4350 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 02 Oktober 2019 - 15:57

Patrick S. Tomlinson - The Colony

 

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Der ursprünglich als Einzelwerk angelegte Roman "The Ark" wurde von Autor Tomlinson zu einer Trilogie ausgebaut dessen 2. Teil mit The Colony nun vorliegt.

Ich finde das merkt man The Colony auch durchaus an, denn der Roman wirkt ziemlich eigenständig und könnte eigentlich auch vollkommen ohne Kentnisse des ersten Romanes gelesen werden. The Colony ist eine unterhaltsame und gelungene Kolonistengeschichte. Politik, Aufbau, Erstkontakt mit einer auf dem Zielplaneten beheimateten Spezies, alles vorhanden was Freunden der Weltraum SF gefällt. Und so würde ich "The Colony" auch uneingeschränkt empfehlen. Noch einen tacken besser als The Ark ist er gute Unterhaltung und stellenweise auch ein wenig mehr. Ich freue mich auf den Abschlußband.

 

 

 

Adrian Tchaikovsky - Im Krieg

 

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Nach dem grandiosen Kinder der Zeit, legt Tchaikovsky mit einem SF Roman nach, indem es wiederum um durch technischen Mittel optimierte Bioformen geht. In der Zukunft haben skrupellose Geschäftemacher Hunde, Bären, Schlangen, ja sogar Bienen genetisch so manipuliert das diese als Kampftruppen in Konflikten rund um den Globus eingesetzt werden können. Wir begleiten Rex den Hundeartigen der einen Kampftrupp anführt. Geschildert wird abwechselnd aus Sicht der Bioformen und aus der des Menschen. Als Rex eines Tages den Kontakt zu "Herrschen" verliert stößt dies eine unvorhergesehene Entwicklung an. Ein interessanter, unterhaltsamer und auch spannender Roman.

 

 

Ursula K. Le Guin - Stadt der Illusionen

 

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Der letzte der frühen Hainish Romane besticht wiederum durch eine sehr intensive und dichte Atmosphäre in der Erzählung. Dabei wird der Leser sehr lange im Dunkel über die tatsächlichen Verhältnisse gelassen als zu beginn des Romanes ein nackter Mann ohne Gedächtnis aus dem Wald taumelt und von freundlichen Waldleuten aufgenommen wird hat er kaum mehr Informationen als Falk selber und muss sich alles nach und nach erschliessen. Ein sehr schönes Werk.

 

 

Daniela Franka - Zeitenwinter: Gefärhliche Spiele

 

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Auftaktband einer Parallelweltgeschichte in der Nazideutschland den 2. Weltkrieg gewonnen hat. Die Welt besteht nach dem 1948 beendeten 2 Weltkrieg nurmehr aus 3 großen Blöcken, dem GGR (Großgermanischen Reich) der GUS ( Große Union der Sowjetrepubliken) und der VA (dem vereinten Amerika bestehend aus Nord und Südamerika).

Das wird zu begin als kurzer Umriß auf 2 Seiten eingeschoben, spielt aber in der Folge eigentlich für die Handlung keine Rolle. Die Handlung spielt im wesentlichen in Deutschlands 1968 in Germania umbenannten Hauptstadt im Jahre 2048. Lisa Goebbels Ururenkelin von Joseph Goebbels soll für die alsbald stattfindenden Olypmischen Spiele einen Musikwettbewerb auf die Beine stellen. Weil Sie als einzige der Familie nicht blond sondern brünett ist und man in Deutschland dem Rassenwahn vom Blonden und Blauäugigen Arier immer noch fröhnt, das Genetikprojekt aber noch nicht abgeschlossen ist ist Sie Ihrem Chef Speer ein Dorn im Auge und dieser würde Sie wohl gerne bei dieser Aufgabe scheitern sehn. Als Hauptevent gelingt es Ihr in Glasgau ( ehemals Glasgow) ein männliches Duo zu verpflichten das zwar rein äußerlich nicht den Arierstandards entspricht dafür aber Musikalisch überzeugt. Lisa verliebt sich in Sänger Alex, Alex gehört zum Widerstand gegen die Deutschen Herren, der Widerstand plant und führt einen großen Anschlag durch, Lisa und Alex werden getrennt... Ende Teil 1.

 

Kurzum. Mich hat der Roman nicht angesprochen. Die Autorin nutzt einen großen Teil des Raums für eine romantische Liebesgeschichte die mir irgendwie im ansonsten ernsten Kontext des Plots nicht wirklich gefallen hat. Es gäbe so vieles was man hätte ausführen können. Im Grunde bleibt alles seicht an der Oberfläche. Der ganze Weltenbau an sich kam mir irgendwie als Leser nicht richtig vor, da wollte so einiges nicht zusammenpassen. Hat mir nicht gefallen. Leicht lesbar aber auch sehr vorhersehbar. Wenig Tiefgang, und es fehlte ein dem Plot angemessener Ernst. Hat mir nicht gefallen.


Bearbeitet von Amtranik, 02 Oktober 2019 - 16:02.



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