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Der "Ich lese gerade..."-Thread


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5700 Antworten in diesem Thema

#3811 Powerschnute

Powerschnute

    Giganaut

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Geschrieben 02 November 2018 - 15:21

 

Angefangen mit Peggy Weber-Gehrke (Hg.): Sprung ins Chronozän

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Die Anthologie widmet sich einer in Deutschland weitgehend ignorierten Textgattung, nämlich der SF-Novelle. in dem 500 Seiten dicken Buch sind sechs Texte von vier Autoren versammelt. Die Titelstory habe ich gerade durch. Die Repressionen und Vertuschungen in einer totalitären Gesellschaft sind recht gut dargestellt. Allerdings leidet das darunter, dass der Zeitreiseaspekt der Story ziemlich wirr ist.

Ich bin gespannt auf die weiteren Beiträge.

 

 

 

liegt auch schon auf meinem Stapel, aber aktuell hab ich 3 Stephen King in der Mache, um mit meinem King-Projekt voranzukommen. Wenigstens ist da jetzt schon Halbzeit. Bin aber sehr gespannt auf die Anthologie. 



#3812 Ender

Ender

    Temponaut

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Geschrieben 03 November 2018 - 11:32

China Miéville - Das Gleismeer

 

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Ein bisschen "Schatzinsel", ein bisschen "Robinson Crusoe" und ganz viel "Moby Dick". Ein bisschen Endzeitstimmung, uralte Artefakte, Außerirdische, Piraten, Engel, mutiertes Riesenungeziefer, harpunierende Maulwurfjäger und Eisenbahnschienen, die bis ans Ende der Welt führen.
Der Roman bietet eine sprachlich schön erzählte Geschichte voller origineller Einfälle in einem - siehe oben - ziemlich abgefahrenen Setting.
Ort, Zeit, Entstehungsgeschichte sowie viele weitere Eigenheiten der hier beschriebenen Welt werden nur angedeutet und nicht näher erläutert - aber das stört keinesfalls, sondern macht sie nur umso interessanter. Die Handlung ist größtenteils rasant und temporeich erzählt, lediglich die Figuren blieben etwas blass.
Insgesamt ein sehr unterhaltsames Abenteuer, in dem vor allem der Weltenbau der Star ist.

 



#3813 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 05 November 2018 - 19:40

Christopher Rucchio - Das Imperium der Stille

 

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Es ist schon länger her, das ich einen Roman vorzeitig abgebrochen habe. Ich glaube in diesem Jahr zum erstenmal, wobei vorzeitg bei den knapp 500 Seiten die ich durchgehalten habe schon ein wenig euphemistisch ist. Manche Romane sind im ganzen deutlich knackiger als die hälfte dieses Wälzers.

 

Ich muss schon sagen, wenn jemand über 200 eng bedruckte Seiten braucht um das grundlegende Szenario und Ihre Personen einzurichten, sollten im Grunde schon die ersten Alarmglocken klingeln. Aber ok, bei einem knapp 1000 Seiten Wälzer so denkt man, mag man es schonmal langsam angehen lassen. Leider leider, ändert sich das Erzähltempo kein bißchen. Irgendwie hat man die ganze Zeit den Eindruck der Autor ist so selbstverliebt in seine Schreibe und sein Projekt, das er möglichst lange daran arbeiten wollte, nur dabei leider zwischendrin vergaß, seine Leser mit zumindest einem Minimum an Spannung und Unterhaltungswert bei der Stange zu halten. Alles wirkt so langweilig, so vorhersehbar, so abgegriffen und gefühlt 1000 mal anderswo schon besser gelesen, das einen eigentlich nurmehr der recht gefällige Schreibstil noch halbwegs bei der Stange hält. Wie immer wenn ich von einem Roman sehr enttäuscht bin und überlege ihn abzubrechen, lese ich andere Rezensionen um mir einen Überblick zu verschaffen, ob sich eine abschliessende Lektüre vielleicht doch noch lohnt. Dabei erfahre ich dann, das dieser dicke Ziegelstein tatsächlich mit einem Cliffhanger endet, letztlich lediglich 50 Jahre eines mindestens 1000jährigen Lebens des Erzählers abdeckt und der Autor offenbar eine längere Serie in diesem Stile plant.

Sorry. Dann ohne mich. Mal ganz davon abgesehn das es mir schon schwerfällt als SF Fan in einem angekündigten SF-Werk überbordent von Mittelalterlichem Settings zu lesen, dh das ganze Flair und Ambiente dieses Werkes ist viel eher das eines Mittelalterlichen Epos oder Fantasyromanes denn einer Space Opera. Nun hat ja Kai Meyer sowas ähnliches bei uns im letzten Jahr bereits begonnen mit seiner Krone der Sterne und mittlerweile 2 Romane in locker flockigen 400 Seiten Stärke vorgelegt. Ich wette um die gleiche Handlungsbreite, Themenbreite, Handlungskomplexität etc zu erschaffen die Meyer in seinen beiden Bänden bisher dem Leser präsentierte würde ein Ruocchio wohl wenn er im diesem Stile des von mir gelesenen weitermachte locker 4-5 Tausend Seiten oder mehr benötigen. Dafür ist mir meine teure Lesezeit wirklich zu schade. Dieser Roman hat in meinen Augen darüber hinaus auch nicht den Hauch von Innovation, Finesse, kein gewisses Etwas, nichts überraschendes, noch nichtmal was historisch vorhandenes gut neu erzähltes. Er ist eine endlose aneinanderreihung von längst dagewesenem. Für einen der viel SF gelesen hat, ist jedes Kapitel vorhersehbar, träge und man ertappt sich ständig dabei sich zu überlegen was nun alles an Geschwafel unnötig war. Ich bin sicher von den von mir gelesenen ca 500 Seiten hätte man locker 60-70% einkürzen können und keinerlei Information oder Handlungselement weglassen müssen. Das ist mit ziemlicher Sicherheit ein großer Favorit auf den langweiligsten Roman im ablaufenden Lesejahr. Ich kann ihn beim besten willen nicht empfehlen.


Bearbeitet von Amtranik, 06 November 2018 - 14:13.


#3814 Powerschnute

Powerschnute

    Giganaut

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Geschrieben 06 November 2018 - 13:08

Christopher Rucchio - Das Imperium der Stille

 

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Es ist schon länger her, das ich einen Roman vorzeitig abgebrochen habe. Ich glaube in diesem Jahr zum erstenmal, wobei vorzeitg bei den knapp 500 Seiten die ich durchgehalten habe schon ein wenig euphemistisch ist. Manche Romane sind im ganzen deutlich knackiger als die hälfte dieses Wälzers.

 

Ich muss schon sagen, wenn jemand über 200 eng bedruckte Seiten braucht um das grundlegende Szenario und Ihre Personen einzurichten, sollten im Grunde schon die ersten Alarmglocken klingeln. Aber ok, bei einem knapp 1000 Seiten Wälzer so denkt man, mag man es schonmal langsam angehen lassen. Leider leider, ändert sich das Erzhähltempo kein bißchen. Irgendwie hat man die ganze Zeit den Eindruck der Autor ist so selbstverliebt in seine Schreibe und sein Projekt, das er möglichst lange daran arbeiten wollte, nur dabei leider zwischendrin vergaß, seine Leser mit zumindest einem Minimum an Spannung und Unterhaltungswert bei der Stange zu halten. Alles wirkt so langweilig, so vorhersehbar, so abgegriffen und gefühlt 1000 mal anderswo schon besser gelesen, das einen eigentlich nurmehr der recht gefällige Schreibstil noch halbwegs bei der Stange hält. Wie immer wenn ich von einem Roman sehr enttäuscht bin und überlege ihn abzubrechen, lese ich andere Rezensionen um mir einen Überblick zu verschaffen, ob sich eine abschliessende Lektüre vielleicht doch noch lohnt. Dabei erfahre ich dann, das dieser dicke Ziegelstein tatsächlich mit einem Cliffhanger endet, letztlich lediglich 50 Jahre eines mindestens 1000jährigen Lebens des Erzählers abdeckt und der Autor offenbar eine längere Serie in diesem Stile plant.

Sorry. Dann ohne mich. Mal ganz davon abgesehn das es mir schon schwerfällt als SF Fan in einem angekündigten SF-Werk überbordent von Mittelalterlichem Settings zu lesen, dh das ganze Flair und Ambiente dieses Werkes ist viel eher das eines Mittelalterlichen Epos oder Fantasyromanes denn einer Space Opera. Nun hat ja Kai Meyer sowas ähnliches bei uns im letzten Jahr bereits begonnen mit seiner Krone der Sterne und mittlerweile 2 Romane in locker flockigen 400 Seiten Stärke vorgelegt. Ich wette um die gleiche Handlungsbreite, Themenbreite, Handlungskomplexität etc zu erschaffen die Meyer in seinen beiden Bänden bisher dem Leser präsentierte würde ein Ruocchio wohl wenn er im diesem Stile des von mir gelesenen weitermachte locker 4-5 Tausend Seiten oder mehr benötigen. Dafür ist mir meine teure Lesezeit wirklich zu schade. Dieser Roman hat in meinen Augen darüber hinaus auch nicht den Hauch von Innovation, Finesse, kein gewisses Etwas, nichts überraschendes, noch nichtmal was historisch vorhandenes gut neu erzähltes. Er ist eine endlose aneinanderreihung von längst dagewesenem. Für einen der viel SF gelesen hat, ist jedes Kapitel vorhersehbar, träge und man ertappt sich ständig dabei sich zu überlegen was nun alles an geschwafel unnötig war. Ich bin sicher von den von mir gelesenen ca 500 Seiten hätte man locker 60-70% einkürzen können und keinerlei Information oder Handlungselement weglassen müssen. Das ist mit ziemlicher Sicherheit ein großer Favorit auf den langweiligsten Roman im ablaufenden Lesejahr. Ich kann ihn beim besten willen nicht empfehlen.

 

+1



#3815 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 15 November 2018 - 17:50

Alan Dean Foster - Der Waisenstern

 

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Gemessen an der letzten Lektüre von Ruocchio war dieser Roman ein Feuerwerk an Ideen und guter Unterhaltung auf kleinem Raum. Nach dem Tar-Aym Krang mein 2. Pip&Flinx Abenteuer, das mir insgesamt sogar noch einen ticken besser gefallen hat als das erste Abenteuer. Ich freue mich schon auf die nächsten.

 

 

Rainer Wekwerth&Thariot - Pheromon 1: Sie riechen dich

 

 

 

 

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und

 

Rainer Wekwerth&Thariot - Pheromon 2: Sie sehen dich

 

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Eine hervorragend inszenierte, sehr spannend geschriebene Alien Invasionsgeschichte. Munter fabulierte 2 sehr unterschiedliche und daher abwechslungsreiche Handlungsbögen deren Handlungszeit 100 Jahre auseinanderliegen und dennoch miteinander verwoben sind. Die Charaktere fand ich ausnehmend gut komponiert und gelungen. Das Autorenduo schafft es mühelos den bereits sehr guten Band 1 in Band 2 noch zu toppen. Den Abschlußband wirds dann voraussichtlich im Januar geben.

Sehr empfehlenswert.



#3816 Susanne11

Susanne11

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Geschrieben 16 November 2018 - 12:19

Angeregt durch eine anderen Thread lese ich "Picknick am Wegesrand" von Arkadi und Boris Strugazki mal wieder.

 

Und denke dabei an den Film "Stalker" von Tarkovsky. 



#3817 Nadine

Nadine

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Geschrieben 22 November 2018 - 15:22

Da ich in den letzten Wochen viel im Auto saß, habe ich Thalamus von Ursula Poznanski geschafft - Sprecher gut, Figuren okay, Thema lala, Plot meines Erachtens an einigen Stellen ziemlich haarsträubend. Aber wie gesagt gut gelesen. ;-)

 

Als nächstes dann wieder Papier: Terra von den Orgel-Brüdern und Oryx und Crake von Atwood.


Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#3818 FOX

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Geschrieben 22 November 2018 - 15:42

Nach meinem Eschbach - Run (NSA, Jesus Video, Jesus Deal) nun mal ein neuer Autor (für mich): Alastair Reynolds mit "Chasm City". Im Grunde eine Mischung aus SF-Themen (Generationenraumschiff, Besiedelung, Homo superior) mit Thriller- und Abenteuerelementen. Sicherlich gut geschrieben, aber auch sehr, sehr ausführlich, und teilweise zu weit ausgeführt.

 

Schade, dass der Lesezirkel dazu (aus 2003) offensichtlich nicht  mehr aufgerufen werden kann.



#3819 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 23 November 2018 - 15:23

Hallo,

 

genieße gerade "Terra" von T.S. Orgel. Jau! Das ist gut, aber so richtig gut.

 

Viele Grüße

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
  • • (Buch) gerade am lesen:Ich lese zu schnell, um das hier aktuell zu halten.
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#3820 Ming der Grausame

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Geschrieben 27 November 2018 - 10:41

Paolo Bacigalupi - Biokrieg

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„Weisen Sie Mittelmäßigkeit wie eine Seuche zurück, verbannen Sie sie aus ihrem Leben.“

Buck Rogers

#The World from the nefarious Ming the Merciless
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#3821 FOX

FOX

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Geschrieben 27 November 2018 - 11:47

So, durch mit "Chasm City". Ich bereue nicht, es gelesen zu haben, würde es aber nicht nochmal lesen wollen.

Immer wieder toll, wie es Autoren gelingt, mehrere Handlungsfäden zusammen zu führen, wie auch hier. Aber für mich dann doch zu lang und tlw. langatmig.

 

So, bis der Klassikerlesezirkel feststeht (ich hoffe ja noch auf meinen Vorschlag) lese ich erstmal Comics und eine Bio über F. Mercury (ja, kontrollieren, wo der Film abweicht)



#3822 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 27 November 2018 - 18:22

So,

 

von Uwe Laub "Sturm" gelesen. Nach dem großartigen "Terra" von den Brüdern T.S. Orgel hat mich "Sturm" auf den Boden der gehobenen Mittelmäßigkeit zurück geholt. Die Story ist okay, das Verwischen der Grenzen zwischen Fakten und Geschwurbel ist herrlich, aber die Figuren bleiben blass. Und dann passieren auch solch famosen Dinge wie die mit der Möwe, die in einem schon anklopfenden Hurrikan (etwa 15min später wird einer uralten, sturmerprobten Kirche das Dach weggekloppt) noch munter vor sich hinfliegt. Ach je, und etwas zuvor kann jemand per Fernglas sehen, dass ein Militärhubschrauber in etwa fünf Minuten landen wird ... In fünf Minuten fliegt ein Militärhubschrauber wie weit? Und, huch, so weit kann man in diesem heranstürmenden Monsterhurrikan sehen? Ja nee, schon klar.

 

Ich soll nicht immer so pimngelig sein. Ich soll nicht immer so pingelig sein. Ich soll nicht immer so pingelig sein.

 

Okay. Sprachlich hat mich der Roman auch nicht umgehauen. Unter'm Strich dennoch in meiner höchst subjektiven Skala "gehobenes Mittelmaß".

 

Viele Grüße

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
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Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

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#3823 Amtranik

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Geschrieben 28 November 2018 - 17:23

Christopher L. Bennett - Zweifelhafte Logik

 

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Manchmal gibts ja die dollsten Zufälle. Als mal wieder dank umfangreicher Straßenbauarbeiten unsere Internetleitung für 2 Tage gekappt wurde griff ich zu meinen alten Star Trek DS9 DVDs und erwischte just irgendeine Folge in der Jadzia Dax über einen Ihrer vorherigen Wirte Toben Dax sinniert und das dieser einen berühmten Philosophen Cardassias der im Exil auf Vulkan weilte persönlich traf, nur um dann beim in die Hand nehmen des neuesten "Rise of Federation" Romanes just über diese Episode aus den frühen Tagen der Föderation bei Christopher Bennetts hervorragender Trek Serie zu stolpern. Überhaupt ist diese Reihe wirklich gelungen und Teil 3 der Serie im besonderen. Viele abwechslungsreiche Handlungsstränge mit mannigfaltigen Anspielungen an die verschiedenen Serien und TV-Shows wissen den Fan wirklich zu begeistern. Das ganze eingebettet in unterhaltsame und sinnvolle Handlung bleibt kaum ein Wunsch offen. Hat wirklich Spaß gemacht diesen Roman zu lesen.

 

 

Christopher Moore - Noir

 

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Hier ist der Titel Programm. Ein Roman aus dem Jahre 1947 als noch Aliens ( oder waren es Wetterballons?) über Roswell gesichtet wurden. Stilistisch recht gut trifft der Autor vermutlich ziemlich genau die Art und Weise wie Leute dieser Jahre so interagierten, jedenfalls mit mindestens einem zwinkernden Auge betrachtet. Die ganze Story, die Charaktere, die Dialoge sind reichlich "durchgeknallt". Definitiv etwas für Leute die gerne Douglas Adams lesen. Für mich mindestens eine Stufe zu albern. Es hat mich irgendwie nicht gepackt und würde wohl nicht nochmal zu diesem Roman greifen. Ich bin aber sicher SF-Leser mit ausgesprochenem Spaß an grotteskem, abgedrehten Humor werden bei diesem Roman voll auf Ihre Kosten kommen.

 

 

John Scalzi - Frontal

 

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Mit "Frontal" kehrt John Scalzi in die Welt seines Romanes "Das Syndrom" zurück, jener Welt in der viele Menschen weltweit durch das sogenannte "Haden-Syndrom" gezwungen sind Ihren Geist in Robot-Avatare zu transferieren um mit Ihrer Umwelt interagieren zu können. Im jüngsten Scalzi Roman gibt es eine neue populäre und durchaus brutale Sportart namens "Hilketa" bei der auch schon mal Köpfe rollen....- welche mittels Haden-Robot Avataren gespielt wird. Als während solch eines Events einer der Spieler tatsächlich stirbt, ruft dies das schon aus "Das Syndrom" bekannte Ermittlerteam Chris Shane und Leslie Vann auf den Plan.

Ein SF-Krimi in Scalzi typischer Manier erzählt, dh geradlinig und kurzweilig. Nicht weltbewegend aber nett zu lesen.

 

 

Sylvain Neuvel - Die letzte Schlacht

 

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Ein würdiger und guter Abschluß einer wie ich finde, insgesamt rundum gelungenen Trilogie, welche jegliche längen und wiederholungen vermied, immer mal wieder neues bot und jederzeit gut zu unterhalten wußte. Klare Leseempfehlung für alle 3 Bände.


Bearbeitet von Amtranik, 28 November 2018 - 17:27.


#3824 Naut

Naut

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Geschrieben 28 November 2018 - 19:16

Ah, der dritte "Giants"-Band! Guter Hinweis!
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#3825 Powerschnute

Powerschnute

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Geschrieben 29 November 2018 - 10:00

Gab es hier schon irgendwann mal eine Diskussion über Peter F. Hamilton? Sorry ich zu faul, das Mausrad zu bemühen ... :devil:
 
Wie auch immer:

 

Peter F. Hamilton, Salvation
 
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Für diesen Autor ein Heftchen (schlappe 576 Seiten), UND ein "neues" Universum. Sonst: Nach einem (und ein bissel was) Kapitel kann ich nur erste Eindrücke weitergeben. Hamilton ist (pardöng) kein Hard-SF-Schreiber. Wenn er versucht harte "Physik" zu vermitteln, wird es denkwürdig ... oder peinlich. Aus meiner Sicht nichts Neues. ABER: Die Sache beginnt DENNOCH unterhaltsam, fast schon wohltuend weltraum-sf-klassisch.

 

Es ist schon jetzt klar, dass mindestens eine Trilogie geplant ist. Wer darob empört sein will, dem sage ich schlicht und einfach: siehe Mr. George Raymond Richard Martin. Der ist mMn sicher der bessere Autor, aber was soll's, er soll mal diese Fantasy-Sache zu Ende bringen ...

 

Sonst (Hamilton): Er ist ein ein Zeilenschinder, er neigt zu Nebensträngen der Handlung, die vollkommen entbehrlich wären. ABER: irgendwie lese ich seine Sachen dennoch gerne.

 

@Amtranik: Ja, dieses Werk wird ins Deutsche übersetzt. ;)  :wub:

 

(erscheint noch 2018)

 

LG

 

Jakob

 

nachdem ich das eBook ja schon gekauft hatte, fiel mir beim letzten Londontrip das Hardcover in die Hände und musste mit. Seitdem lese ich daran (einerseits aus Zeitmangel, andererseits weil es mir bis jetzt echt gut gefällt und ich das grad voll genieße). 

 

Nächste Woche erscheint die Deutsche Ausgabe und die werde ich mir noch holen müssen, weil Hamilton hier Omnias einführt, deren Genom so modifziert ist, dass sie in 1000 Tagen durch die beiden Geschlechter wechseln, und Hamilton hier mit einer Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit geschlechtsneutrale Pronomen verwendet, bei denen ich einfach wissen muss, wie die Ãœbersetzung das geregelt hat, weils im Deutschen ja doch wesentlich komplizierter ist. Ich bin super gespannt. Ich habe noch 100 Seiten vor mir und genieße es alles, Rezension wird dann folgen, sobald ich auch die deutsche Ausgabe gelesen habe. 

 

Vorerst kann ich sagen, dass Hamilton hier einige seiner vorherigen Konzepte aufgreift, es aber alles insgesamt wesentlich 'düsterer' wirkt und es sehr schnell klar wird beim Lesen, dass dieser Band als Vorbereitung für die folgenden gilt. Ich erwarte hier am Ende quasi schon einen gigantischen Cliffhanger, der die Wartezeit zum nächsten echt qualvollmachen wird. Da das Buch wesentlich kürzer ist, als das, was man sonst von PFH gewöhnt ist, sollte mich das aber weniger frustrieren als bei seinen anderen Werken, wo ein Band am Ende nach 900 Seiten schonmal quer durchs Zimmer flog, verfolgt von Flüchen aller Coleur. 



#3826 Ender

Ender

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Geschrieben 29 November 2018 - 10:49

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So, zum ersten Mal nach längerer Zeit muss ich jetzt mal wieder einen Roman abbrechen. Immerhin fast zwei Drittel der gut 400 Seiten habe ich geschafft, daher kann ich mir zumindest nicht vorwerfen, das Handtuch zu früh geworfen zu haben. Aber nun mag ich nicht mehr.

 

Eine dramatische Ausgangssituation, die Spannung verspricht ... aber durch seltsames Verhalten und beknackte Dialoge der Protagonisten zunichte gemacht wird.

Ein origineller Gesellschaftsentwurf, der auf den ersten Blick interessant erscheint ... sich auf den zweiten aber als völlig schwachsinnig und unglaubwürdig entpuppt.

Vor diesem Hintergrund wird auf sprachlich schlichtem Niveau eine lahme Liebesgeschichte zweier langweiliger Menschen erzählt.

Und hatte ich schon die furchtbaren Dialoge erwähnt?

Ich bin raus.



#3827 Nadine

Nadine

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Geschrieben 29 November 2018 - 11:12

 

So, zum ersten Mal nach längerer Zeit muss ich jetzt mal wieder einen Roman abbrechen. Immerhin fast zwei Drittel der gut 400 Seiten habe ich geschafft, daher kann ich mir zumindest nicht vorwerfen, das Handtuch zu früh geworfen zu haben. Aber nun mag ich nicht mehr.

 

Ich habe durchgehalten und finde: Hat sich nicht gelohnt.

Habe den selben Eindruck, den du auch hast. Nichtmal die Liebesgeschichte ist glaubwürdig. Einige Gedanken zur Gesellschaft sind interessant, aber halt auch nur in Dialogen eingestreut, wo sich ein ungefähr passender Platz dafür gefunden hat. Und die drei verschiedenen Schlüsse lesen sich so ... hä? Als hätte die Autorin sich nicht entscheiden können, bzw., als wäre ihr kein sauberes Ende für den längsten Strang eingefallen. Ich habe jedenfalls nicht verstanden, ob das eine Art Zeitreise sein soll, ein Traum, ein Paralleluniversum, ein Gedankenspiel, sell oder ebbes?

 

Es liest sich absolut wie ein schnell geschriebenes Debüt. Viele Stellen, an denen man merkt, wie die Autorin Spaß am Erzählen hatte, Spannungsbogen wie aus dem Lehrbuch (ohne Feinheiten), ganz frei von der Leber weg einen Weltentwurf gemacht - aber die Details, die Tiefe, die Entdeckerfreude, die SF oft mit sich bringt, die habe ich sehr vermisst.


Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#3828 heschu

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Geschrieben 29 November 2018 - 21:32

Ich bekam J.K. Rowlings Originaldrehbuch von Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (Carlsen, 2017) in die Hand gedrückt. Es ist ein schön gestaltetes Buch mit ansprechendem Einband. Natürlich nutze ich die Chance und schau mir das an.

 

Der letzte seiner Art ( Bastei Lübbe, 2005) von Andreas Eschbach liegt auch bereit. Mein Bauchgefühl bestimmt bereits beim Lesen der ersten Seite, ob mir ein Roman zusagen wird oder nicht. Dieser gefällt mir und ich bleibe dran. Es sind ja nur knapp 350 Seiten. Ein Klacks gegen die fast 900 Seiten von Eine Billion Dollar.  :)

 

E-Books warten ebenfalls noch, Krimis, Endzeit-Thriller und Fantasy. Von jedem etwas. Auch ein graues unscheinbares Büchlein muss ich unbedingt angucken. Es enthält 20 Leseproben der Autoren, die Anfang Oktober für den Deutschen Buchpreis 2018 nominiert wurden. Von den ganzen Namen sagt mir eigentlich nur Arno Geiger etwas.


Carpe diem!

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#3829 Powerschnute

Powerschnute

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Geschrieben 30 November 2018 - 08:08

Ich habe durchgehalten und finde: Hat sich nicht gelohnt.

Habe den selben Eindruck, den du auch hast. Nichtmal die Liebesgeschichte ist glaubwürdig. Einige Gedanken zur Gesellschaft sind interessant, aber halt auch nur in Dialogen eingestreut, wo sich ein ungefähr passender Platz dafür gefunden hat. Und die drei verschiedenen Schlüsse lesen sich so ... hä? Als hätte die Autorin sich nicht entscheiden können, bzw., als wäre ihr kein sauberes Ende für den längsten Strang eingefallen. Ich habe jedenfalls nicht verstanden, ob das eine Art Zeitreise sein soll, ein Traum, ein Paralleluniversum, ein Gedankenspiel, sell oder ebbes?

 

Es liest sich absolut wie ein schnell geschriebenes Debüt. Viele Stellen, an denen man merkt, wie die Autorin Spaß am Erzählen hatte, Spannungsbogen wie aus dem Lehrbuch (ohne Feinheiten), ganz frei von der Leber weg einen Weltentwurf gemacht - aber die Details, die Tiefe, die Entdeckerfreude, die SF oft mit sich bringt, die habe ich sehr vermisst.

 

So unterschiedlich ist der Geschmack. Der Roman war für mich eine der seltenen wirklichen Ãœberraschungen. Ich lese normalerweise keine Liebesgeschichten. Allerdings fand ich die geschaffene Welt und die Herangehensweise der Gesellschaft an das Thema Liebe und Beziehung echt interessant. Gefallen hat mir dabei eigentlich besonders die Tatsache, dass die sich entwickelnde Beziehung zwischen Carys und Max so dargestellt wurde, wie es bei normalen Menschen eben läuft. Nichts ist über-perfekt, keine Liebe auf den ersten Blick mit dem superperfekten ersten Mal. Hat mir gefallen. 

 

Und auch die Idee mit Europia und dass die Menschen bis mitte 30 durch die einzelnen Woiwoden rotieren, immer wieder neue Sprachen lernen und sich auf immer wieder neue Situationen einstellen müssen, bis sie sich endlich wirklich niederlassen dürfen, fand ich ziemlich interessant und das hat mir echt gut gefallen. Als schnellgeschriebenes Debüt hatte ich persönlich das nicht empfunden. Ganz im Gegenteil. 



#3830 Amtranik

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Geschrieben 30 November 2018 - 08:48

So unterschiedlich ist der Geschmack. Der Roman war für mich eine der seltenen wirklichen Ãœberraschungen. Ich lese normalerweise keine Liebesgeschichten. Allerdings fand ich die geschaffene Welt und die Herangehensweise der Gesellschaft an das Thema Liebe und Beziehung echt interessant. Gefallen hat mir dabei eigentlich besonders die Tatsache, dass die sich entwickelnde Beziehung zwischen Carys und Max so dargestellt wurde, wie es bei normalen Menschen eben läuft. Nichts ist über-perfekt, keine Liebe auf den ersten Blick mit dem superperfekten ersten Mal. Hat mir gefallen. 

 

Und auch die Idee mit Europia und dass die Menschen bis mitte 30 durch die einzelnen Woiwoden rotieren, immer wieder neue Sprachen lernen und sich auf immer wieder neue Situationen einstellen müssen, bis sie sich endlich wirklich niederlassen dürfen, fand ich ziemlich interessant und das hat mir echt gut gefallen. Als schnellgeschriebenes Debüt hatte ich persönlich das nicht empfunden. Ganz im Gegenteil. 

 

Ja. Ging mir damals genauso. Aber ich finde es irgendwie auch beruhigend ab und zu mal ganz viel Gegenwind bzw unterschiedliche beurteilungen zu lesen. Ein allzugroßer und andauernder Konsens wäre ja langweilig.



#3831 Ender

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Geschrieben 30 November 2018 - 08:52

Ich lese normalerweise keine Liebesgeschichten. [...] Gefallen hat mir dabei eigentlich besonders die Tatsache, dass die sich entwickelnde Beziehung zwischen Carys und Max so dargestellt wurde, wie es bei normalen Menschen eben läuft. Nichts ist über-perfekt, keine Liebe auf den ersten Blick mit dem superperfekten ersten Mal.

 

Mir kam die Liebesgeschichte einfach nicht glaubwürdig vor. Die beiden haben sich meistens entweder angezickt oder aneinander vorbeigeredet - dass sie sich lieben wurde zwar gesagt, aber nachvollziehen konnte ich das als Leser nicht.

 

 

 

Und auch die Idee mit Europia und dass die Menschen bis mitte 30 durch die einzelnen Woiwoden rotieren, immer wieder neue Sprachen lernen und sich auf immer wieder neue Situationen einstellen müssen, bis sie sich endlich wirklich niederlassen dürfen, fand ich ziemlich interessant und das hat mir echt gut gefallen.

 

Den Gesellschaftsentwurf fand ich ja wie gesagt im Ansatz auch zunächst interessant: dass die Menschen alle paar Jahre in ein anderes Land mit einer anderen Kultur weiterziehen und dadurch keine lebenslange (und ggf. ungesunde) Bindung zu bestimmten Religionen, Traditionen oder Nationen entwickeln ... klingt nicht unspannend. Aber in der Praxis soll das dann unter anderem darauf hinauslaufen, dass man sich vor dem 35. Lebensjahr nicht verlieben und keine feste Beziehung eingehen darf? Vom Kinderkriegen ganz zu schweigen? Also wie realistisch soll das denn sein? Dass sich eine komplette Gesellschaft darauf einlässt und daran hält kann doch niemand ernsthaft geglaubt haben?

Das wirkte auf mich dann wie eine nette Idee, die aber nicht richtig weitergedacht wurde - aber gerade das macht gute SF doch aus.


Bearbeitet von Ender, 30 November 2018 - 08:53.


#3832 Nadine

Nadine

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Geschrieben 30 November 2018 - 09:55

Mir Amtranik nicht einer Meinung ... dieser Tag musste kommen!

 

 

Es ist ja immer so, dass man sich an den Romanen am stärksten abarbeitet, die einem grundsätzlich gefallen - aber bei denen man ständig denkt: "Das hätte soooo ein Meisterwerk werden können, wenn ...!"

 

Ideen und Gesellschaftsentwurf fand ich ebenfalls spannend - wenn ich das als Entwurf, als Grundlage für eine Diskussion ansehe, dann ist das ziemlich gut. Ich habe es aber nicht geschafft, mich darauf einzulassen, weil so viele Dinge für meine Lesebedürfnisse nicht ganz stimmig waren. Da hätte mir ein richtig reifer, realistischer Weltentwurf sehr gut gefallen.

 

Was passiert denn, wenn alle kosmopolit sind und die ursprünglichen ethnischen Grenzen fallen? Ohne Gruppenbildung, werden Sprachen und Rituale ja nur noch künstlich am Leben gehalten, aber durch was ersetzt die Utopie diese Identitäten? Gar nicht? Geht das?

Diese Diskussion hätte mich sehr interessiert.

 

Eltern sein ist Mitte/Ende 30 auch körperlich einfach anstrengender, als Anfang 20, die Risiken sind höher. Wenn da jetzt einfach die Erklärung gestanden hätte, dass man nicht nur Eizellen einfriert, sondern die Leute auch genetisch ein wenig aufgefrischt sind, hätte ich das leichter geschluckt.

 

Nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob Menschen, die so viel Freiheit und Vielfalt kennengelernt haben, überhaupt noch das Bedürfnis haben, sich in eine Beziehung oder Familienstruktur einzufügen, ob sie Lust haben, ihren selbstbestimmten Tagesablauf dem zu opfern, rund um die Uhr für Kinder da zu sein. Eine nicht gerade kleine Menge an gebildeten Kosmopoliten Weltbürgern in meinem näheren und weiteren Umfeld kaufet sich mit Ende 30 lieber eine Katze oder guten Wein und genießt das Leben. Gut, Khans Weltentwurf enthält auch die Komponente, dass man lernt, Nützliches für die Gesellschaft zu tun, aber letztendlich wird man auch darauf getrimmt, sich und seine Bedürfnisse als Individuum sehr hoch zu stellen.

 

Was sind das für Meteoriten, die die Erde abschirmen? Warum tun sie das? Wie funktioniert das? So ein kleines bisschen mehr hätte ich mir dazu gewünscht. Ein Rätsel, das anscheinend nur eine übernatürliche Erklärung hat? Nur ein Plotelement, das man hinnehmen sollte, wie den unerklärten Neustart am Wendepunkt der Geschichte?

 

Und die Liebesgeschichte ... man versteht die momentane Anziehung zwischen den Beiden gut, aber die Charakterunterschiede sind so stark, dass ich es da wie Max' Eltern sehe: Auf Dauer wird das in die Hose gehen. (Ich lese übrigens durchaus Liebesromane und nicht nur gehobene. ;) )

Ja. Ging mir damals genauso. Aber ich finde es irgendwie auch beruhigend ab und zu mal ganz viel Gegenwind bzw unterschiedliche beurteilungen zu lesen. Ein allzugroßer und andauernder Konsens wäre ja langweilig.

 

Genau! Literatur wird doch erst richtig interessant, wenn man unterschiedliche Sichtweisen von Lesern kennen lernen kann!

 

Falls die Mods diesen Strang abtrennen und dem Buch einen eigenen Thread spendieren wollen, würde ich das übrigens beführworten.


Bearbeitet von Nadine, 30 November 2018 - 09:54.

Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#3833 Powerschnute

Powerschnute

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Geschrieben 30 November 2018 - 10:11

Mir kam die Liebesgeschichte einfach nicht glaubwürdig vor. Die beiden haben sich meistens entweder angezickt oder aneinander vorbeigeredet - dass sie sich lieben wurde zwar gesagt, aber nachvollziehen konnte ich das als Leser nicht.

  Hm, genau das fand ich ja so logisch. Liebe ist nicht immer nur Harmonie. Beide trafen als starke individuelle Persönlichkeiten aufeinander und kämpften dann damit, dass eine Beziehung eben auch Kompromisse bedeutet oder dass man sich selbst mal für den anderen zurücknimmt. Persönlich hatte ich genau das eigentlich als direkte Folge der von der im Buch definierten Gesellschaft gesehen, dass einerseits diese Individualität und Freiheit so stark gefördert wird, dass Menschen sich davon nicht ohne weiteres lösen und eine dauerhafte Beziehung eingehen können mit allen damit verbundenen Anforderungen.   

Den Gesellschaftsentwurf fand ich ja wie gesagt im Ansatz auch zunächst interessant: dass die Menschen alle paar Jahre in ein anderes Land mit einer anderen Kultur weiterziehen und dadurch keine lebenslange (und ggf. ungesunde) Bindung zu bestimmten Religionen, Traditionen oder Nationen entwickeln ... klingt nicht unspannend. Aber in der Praxis soll das dann unter anderem darauf hinauslaufen, dass man sich vor dem 35. Lebensjahr nicht verlieben und keine feste Beziehung eingehen darf? Vom Kinderkriegen ganz zu schweigen? Also wie realistisch soll das denn sein? Dass sich eine komplette Gesellschaft darauf einlässt und daran hält kann doch niemand ernsthaft geglaubt haben? Das wirkte auf mich dann wie eine nette Idee, die aber nicht richtig weitergedacht wurde - aber gerade das macht gute SF doch aus.

Ich fand dieses Gedankenspiel spannend weil es eben genau solche Fragen für mich als Leser aufwarf. 



#3834 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 30 November 2018 - 10:17

Ihr bringt mich da auf Ideen.

 

Beispiel Kinder ab Mitte 30. Ich bin mir jetzt nicht 100% sicher aber nach meiner Einschätzung sind wir da im Schnitt zumindest in Westeuropa ( denke in Nordamerika ist das noch anders ) gar nicht so weit von entfernt, was ja sicherlich auch der tiefergehende Grund ist warum wir bspw in Deutschland seit den 1960er Jahren aus 100 Menschen der Elterngeneration nur noch 66 Menschen bei der Kindergeneration haben. Ok, möglich gemacht hats die Anti-Baby Pille. Aber so sind jetzt die Fakten. Ob das tragfähig ist, ist noch nicht entschieden denn wenn es so bliebe dann würden ja die Gesellschaften aussterben. In Deutschland wurde das bisher durch Einwanderung kompensiert so daß wir immer noch vca 82 Millionen haben. Ohne hätten wir heute nurmehr die Einwohnerzahl von Frankreich von ca 60 Millionen. Auch die Story vom Globalismus ist doch eigentlich hochaktuell. Gerade wir leben doch in Zeiten bei denen es ganz starke Gegensätze zwischen Menschen gibt die zunehmend sagen, meine Heimt ist da wo es mich hin verschlägt - wo ich arbeite und mein Haus baue und einer Gegenbewegung von anderen die sagen Heimat ist da, wo ich geboren wurde. Ich denke jetzt aber nicht das Frau Khan das bewußt so gemacht hat und die Gegenwart verhandeln wollte, dazu hat Sie das ganze zu sehr nebenher laufen lassen. Von diesem Aspekt aus gesehen muss ich Dir Nadine schon wieder eher ein wenig zustimmen. Da ist der Roman unbefriedigend. Was hätte man daraus machen können, als Gesellschaftskritisches Werk. Und die Frage ist ja durchaus interessant, ob diese "Globalistische" "International operierende Gesellschaftsform" einfach so möglich wäre.

 

Ich fand jetzt im Gegensatz zu Ender gerade die Liebesgeschichte wie Powerschnute sagte, irgendwie sehr ehrlich und authentisch und das hat mir gefallen. Dann erinner ich mich ( ist ja schon ein paar Romane her ) an eine tolle Atmosphäre die vermutlich rein subjektiv ist. Eventuell ist oft entscheidend für ein Urteil, mit welchen Maßstäben man an eine Lektüre herangeht. Ich weiß es nicht. Ich fand den Roman jetzt ganz gut so wie er war, aber so im Nachhinein gesehn, hätte er durchaus viele weitere Möglichkeiten gehabt.


Bearbeitet von Amtranik, 30 November 2018 - 10:22.


#3835 Ender

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Geschrieben 30 November 2018 - 10:55

Ich will mich gar nicht so sehr an der Liebesgeschichte abarbeiten - mich hat sie halt nicht überzeugt. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass ich die Dialoge in dem Roman insgesamt sehr seltsam (um nicht zu sagen: schlecht) fand, und somit eben auch die Gespräche zwischen den beiden. Dann fällt es schwer, ihnen ihre Gefühle füreinander abzunehmen, denn ich habe diese anhand ihres Umgangs miteinander nicht so wirklich erkannt.

 

Was die "erst ab Mitte 30"-Thematik angeht: Es ging ja nicht nur darum, vorher nicht heiraten oder Kinder haben zu dürfen, sondern überhaupt echte Liebe oder feste Beziehungen waren ... na ja ... mindestens mal verpönt; für die meisten Menschen sogar geradezu unvorstellbar. Und das ist doch Unsinn.

Der entscheidende Punkt (neben dem wie ich fand ziemlich schwachen Schreibstil) war deshalb für mich: Das vorgestellte Gesellschaftsmodell regt mich nicht zum Nachdenken an, sondern kommt mir von Grund auf unglaubwürdig und undurchführbar vor. Wenn darauf ein ganzer Roman aufgebaut ist, dann funktioniert er halt nicht.

 

Wer das nicht so empfindet, hat hingegen weniger Probleme mit der Geschichte insgesamt, das ist schon klar.



#3836 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

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Geschrieben 01 Dezember 2018 - 16:05

Ich habe mal wieder in Klassikern geschwelgt. Peter S. Beagle ist immer ein Tipp ... Ich würde ihn ja mal für den Klassiker-Lesezirkel vorschlagen, wenn nicht immer nur SF gewinnen würde!

 

 

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Nieder mit den Gleichmachern. Sie wollen uns durch Langeweile mürbe kriegen. Es lebe die Vielfalt, denn Gegensätze ziehen sich an!  jottfuchs.de

 

 


#3837 T. Lagemann

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Geschrieben 02 Dezember 2018 - 06:21

Hallo Selma,

 

 

Ich habe mal wieder in Klassikern geschwelgt. Peter S. Beagle ist immer ein Tipp ... Ich würde ihn ja mal für den Klassiker-Lesezirkel vorschlagen, wenn nicht immer nur SF gewinnen würde!

 

ein "Ja" kannst du nur bekommen, wenn du das Buch vorschlägst. Und wenn es nicht gewählt wird, tja, dann hast du das, was du hast, wenn du es nicht vorgeschlagen hast. Ein "Nein". Du kannst also nur gewinnen.

 

Gruß

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
  • • (Buch) gerade am lesen:Ich lese zu schnell, um das hier aktuell zu halten.
  • • (Film) gerade gesehen: Im Westen nichts Neues

#3838 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 02 Dezember 2018 - 06:30

Hallo,

 

A. L. Kennedys "Schreiben" ausgelesen. So witzig, so interessant. Und so ganz anders als ihre Romane und Kurzgeschichten. Ich orakel schon seit Jahren, dass A. L. Kennedy den Literaturnobelpreis bekommen wird. Es wird noch etwas dauern, aber sie wird ihn bekommen.

 

Und nach Kennedy dann "Brandhorsts "Ewiges Leben" begonnen. Ja, das tut gut. Nicht das fast schon übliche Hauptsatz Hauptsatz Hauptsatz-Nebensatz Hauptsatz Hauptsatz-Nebensatz. Brandhorst verschachtelt. Und Brandhorst macht das so elegant, dass der Text nur so vor sich hinfließt. Dabei nimmt er sich Zeit für seine Figuren (was sie nicht unbedingt plausibler macht - dazu später vielleicht mehr). Verzichtet zudem auf die "Boaaaaah"-Cliffhangar an Kapitelenden.

 

Viele Grüße

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#3839 Dyrnberg

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Geschrieben 02 Dezember 2018 - 09:21

Heute wird begonnen: Hologrammatica.

 

Ich beende also mein Projekt "Fantasyherbst", bei dem ich "Herr der Ringe (1)", "Die göttlichen Städte 1 + 2" und "Zerrissene Erde" durchgearbeitet habe und wende mich diesem viel gelobten Buch zu. Mal schauen.



#3840 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 02 Dezember 2018 - 11:45

Hallo,

 

A. L. Kennedys "Schreiben" ausgelesen. So witzig, so interessant. Und so ganz anders als ihre Romane und Kurzgeschichten. Ich orakel schon seit Jahren, dass A. L. Kennedy den Literaturnobelpreis bekommen wird. Es wird noch etwas dauern, aber sie wird ihn bekommen.

 

Und nach Kennedy dann "Brandhorsts "Ewiges Leben" begonnen. Ja, das tut gut. Nicht das fast schon übliche Hauptsatz Hauptsatz Hauptsatz-Nebensatz Hauptsatz Hauptsatz-Nebensatz. Brandhorst verschachtelt. Und Brandhorst macht das so elegant, dass der Text nur so vor sich hinfließt. Dabei nimmt er sich Zeit für seine Figuren (was sie nicht unbedingt plausibler macht - dazu später vielleicht mehr). Verzichtet zudem auf die "Boaaaaah"-Cliffhangar an Kapitelenden.

 

Viele Grüße

Tobias

 

Da scheinen ja dann nach dem auch von Dir gelobten TS Orgel noch so einige interssante Werke beim DSFP auf mich zu warten. Leider wird die Leseliste niemals kürzer......

 

überhaupt, soviel Deutsches was Du in letzter Zeit so liest. Mal drüber nachgedacht in einem Komitee mitzumachen?


Bearbeitet von Amtranik, 02 Dezember 2018 - 11:46.



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