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Der "Ich lese gerade..."-Thread


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5700 Antworten in diesem Thema

#4261 Jordan

Jordan

    Giganaut

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Geschrieben 14 August 2019 - 16:10

P. Djèlí Clark: The Haunting of Tram Car 015

 

bild

 

Steampunk meets 1001-Nacht meets Detective Story - und das alles in einem Alternativwelt-Kairo Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Sonderermittler des Ministeriums für Alchemie, Zauberei und übernatürliche Wesenheiten werden durch einen verhexten Waggon auf den Plan gerufen. Scheinbar ein simpler Einsatz ... . Lose Fortsetzung zu "A Dead Djinn in Cairo", eine kostenlos bei Tor zu lesende Novelette,  https://www.tor.com/...djinn-in-cairo/  die durch ihren gelungenen Weltenbau und ihre Anzug tragende Ermittlerin begeistert (die in dieser Fortsetzung zwar nicht vorkommt, dafür aber in dem anstehenden Roman, der auch in dieser Welt spielt)

 

P. Djèlí Clark ist dieses Jahr mit zwei Geschichten für den Hugo nominiert, eine von ihnen hat auch schon den Nebula und Locus Award gewonnen. Er ist Afro-Amerikaner mit Wurzeln in Trinidad Tobago, der nach eigener Aussage schon drei mal das "Vergnügen" hatte, von amerikanischen Polizisten mit gezogener Waffe bedroht zu werden, einmal sogar in seinem Hotezimmer. In jedem Fall erwies es sich, dass er "verwechselt" wurde. Wenig verwunderlich also, dass in seinen Geschichten Minderheiten eine wichtige Rolle spielen. Er ist Gründungsmitglied des FIYAH-Magazins für schwarze Autoren.



#4262 Trenzalore

Trenzalore

    Illuminaut

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Geschrieben 15 August 2019 - 09:55

Ja. Der steht bei mir auch schon lange auf der Liste. Vielleicht beim nächsten Einkauf.

Ich fürchte, ich hab das letzte deutsche Exemplar bei Amazon marketplace erwischt. Aber zur Not kann ich es Dir auch leihen!
.
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#4263 Birgit

Birgit

    Infonaut

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Geschrieben 17 August 2019 - 13:16

Ich lese gerade "Roter Donner" von John Varley. Schon ein etwas älteres Buch, von dem ich schon gutes gehört habe und das ich jetzt zufällig auf einem Flohmarkt entdeckt habe. Es fängt sehr gut an. Sehr witzig und kurzweilig zu lesen.



#4264 ShockWaveRider

ShockWaveRider

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Geschrieben 17 August 2019 - 20:23

Ich lese gerade "Roter Donner" von John Varley. Schon ein etwas älteres Buch, von dem ich schon gutes gehört habe und das ich jetzt zufällig auf einem Flohmarkt entdeckt habe. Es fängt sehr gut an. Sehr witzig und kurzweilig zu lesen.

 

John Varley ist einer der Helden meiner Jugend. Seine Sprawl-Erzählungen, die Novelle "The Persistence of Vision" und seine Romane "Der heiße Draht nach Ophiuchi", "Millennium: eine Jahrtausendliebe" und "Steel Beach" gehören zu meinen All-Time-Favorites.

"Roter Donner" habe ich nach 10 Seiten abgebrochen. Ich fragte jemanden, der das Buch kannte, ob es tatsächlich auf die Formel "Drei Teenager bauen im Alleingang eine Rakete und retten damit die Welt" hinausläuft. Seine Antwort (sinngemäß): "Stopf das Ding in die Tonne! Es wird es ab Seite 300 spannend." Kurz darauf schickte er mir noch eine email:"Ich habe noch mal nachgeschaut. Es wird es ab Seite 400 spannend."

 

Dir noch viel Lesevergnügen!

 

Gruß

Ralf


Bearbeitet von ShockWaveRider, 17 August 2019 - 20:48.

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#4265 ShockWaveRider

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Geschrieben 18 August 2019 - 11:14

Weiter geht es mit meiner Lesechronik aus dem Juni 2019.

Andreas Eschbach: NSA

Eingefügtes Bild

Was wäre, wenn die Nazis bereits über die heutige Netzwerk- und Überwachungstechnologie verfügt hätten? Das wird gleich in der Anfangsszene deutlich, als das bis dahin eher unauffällige „Nationale Sicherheitsamt“ (NSA) Heinrich Himmler persönlich einlädt, um ihm in Echtzeit seine Nützlichkeit für die politischen Ziele des NS-Regimes zu beweisen. Mit dem Erfolg, dass das Versteck der Familie Frank in Amsterdam wesentlich früher aufgespürt wird als in unserer Realität.
[color=#282828;][font="helvetica, sans-serif;"]Vor der Lektüre war ich skeptisch, zumal mich Eschbachs letzte Romane nicht begeistern konnten. Aber alle paar Jahre haut er dann doch ein Meisterwerk raus.[/color][/font]
[color=#282828;][font="helvetica, sans-serif;"]Absolut beklemmend, wie Eschbach die Konsequenzen schildert, wenn eine Diktatur Zugriff auf die heutige Überwachungstechnik hätte.[/color][/font]
[color=#282828;][font="helvetica, sans-serif;"]Mit der Programmstickerin (herrliche Eindeutschung von "Programmierer" bzw. "Informatiker") Helene Bodenkamp hat er eine emanzipierte, beruflich hochbefähigte junge Frau erschaffen, die durch ihre Liebe zum Fahnenflüchtigen Arthur auf innere Distanz zum NS-Reich gerät. Ihr Amtskollege Eugen Lettke ist ein perverser Sadist mit einem prachtvoll entwickelten Minderwertigkeitskomplex, der die Möglichkeiten des Amtes für seine eigenen Zwecke mißbraucht.[/color][/font]
[color=#282828;][font="helvetica, sans-serif;"]Die Story entwickelt sich stringent bis zum absoluten "unhappy ending". Wie bei Eschbach üblich, kann man das Buch nicht aus der Hand legen, weil man einfach wissen will, wie es weitergeht.[/color][/font]
Das Buch hat mich wider Erwarten begeistert.
 
Joseph Roth: Die Kapuzinergruft

Eingefügtes Bild

Als Nachfolgeroman von „Radetzkymarsch“ erzählt „Die Kapuzinergruft“ das Schicksal des jungen Leutnants Franz Ferdinand Trotta. Nachdem er in den letzten Jahren der KuK-Monarchie ein ausschweifendes Lotterleben führt, wird er im und nach dem Ersten Weltkrieg entwurzelt. Er muss erkennen, dass seine Frau, die er vor seinem Einzug an die Front in einer Eilheirat geehelicht hat, lesbisch ist, kann aber ihre Gunst zurück gewinnen. Die Trottas gründen in Wien eine Pension, mit der sie sich mehr schlecht als recht über Wasser halten können. Der totale Niedergang Trottas fällt zusammen mit dem 12. März 1938, als Hakenkreuzflaggen im ans Reich angeschlossenen Österreich gehisst werden.
In diesem dünnen Bändchen spiegelt Joseph Roth eine Zeit, die verloren ist. Die KuK-Monarchie war ein Versprechen, dass viele Völker auf gedeihliche Weise in einem übergreifenden Staat neben- und miteinander leben können. Ein Versprechen, das schon in seinen letzten Jahren löchrig wurde. Ein Meisterwerk, in dem vor allem die Darstellung von Trottas Mutter besticht.
 
T.S. Orgel: Terra

Eingefügtes Bild

Jak ist Mechaniker auf einem Frachtraumschiff, das Erz vom Mond auf die Erde befördert. So normal, so langweilig, bis er bei einer Lieferung bemerkt, dass der Lagerraum tatsächlich voller Bomben steckt. Er informiert seine Schwester, eine terranische Polizistin, die auf eigene Faust Nachforschungen anstellt. Die beiden kommen einer interplanetarischen Verschwörung auf die Schliche.
Das Buch habe ich wirklich gern gelesen. Ein richtig guter Thriller, bei dem es mal wieder um nicht weniger als die Rettung der Menschheit geht. Das Personal setzt sich zusammen aus Frachtraumschifffahrern, terranischen Polizistinnen und allen möglichen KIs mit seltsamen Macken. Schauplätze sind Terra, Luna, Mars und der ganze Raum dazwischen. Die Orgel Brothers können spannend schreiben mit hohem Schnodderfaktor. Liest sich gut.
Aber mehr als ein rundum guter und gelungener Space-Thriller ist es denn doch nicht. Sehr solide, aber nicht herausragend. 
 
Gruß
Ralf

Bearbeitet von ShockWaveRider, 25 August 2019 - 20:42.

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#4266 ShockWaveRider

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Geschrieben 18 August 2019 - 11:52

Auch die Lektüre der folgenden drei Werke beendete ich im Juni 2019.

Ben Calvin Hary: Koshkin oder die Kommunisten aus dem Kosmos

Eingefügtes Bild

Vieles ist ganz nett an dem Buch. Zum Beispiel das schrullige Genie Boris Koshkin, sowjetischer Weltraumforscher, der nach dem 2. Weltkrieg in die USA geflüchtet ist, hier aber keinen Fuß auf den Boden bringt, weil Wernher von Braun bereits Platzhirsch ist. Auch das intelligente Obst ist mal ein anderer Außerirdischer. Ja, eigentlich ganz nett.
Aber: das Buch weiß nicht so recht, was es will. Soll das eine nostalgische SF-Parodie sein? Dafür ist es schlicht nicht lustig genug. Außerdem wird der Zeitgeist der Jahre 1957/1958 nicht genügend eingefangen; vieles auf der Erde (nicht bei den Außerirdischen) erscheint mir doch deutlich moderner. Und so nett die Obst-Aliens auch sind - für meinen Geschmack handeln sie immer noch zu menschlich. Hary versucht zwar, ihre Obsthaftigkeit in den Roman einzubringen. Aber das gelingt ihm nicht besonders gut.
Der Protagonist Boris Koshkin, ein von sich selbst überzeugter Choleriker, lädt mich auch nicht gerade als Identifikationsfigur ein. Und neben ihm finde ich auch keine weitere Ankerfigur.
Langer Rede kurzer Sinn: das Buch war eine unterhaltsame Lektüre, über weite Strecken richtig gut geschrieben. Aber es hat mich nicht berührt.
 
Michael J. Awe, Andreas Fieberg, Joachim Pack (Hg.): Gegen Unendlich 14

Eingefügtes Bild

Bis zur Nummer 12 konnte man eine GU-Ausgabe locker in 45 bis 60 freien Leseminuten auf einen Rutsch durchlesen. Seit Nummer 13 sind die Ausgaben dicker und benötigen etwa 90 bis 120 Minuten Zeit zum Durchlesen. So viel habe ich meist nicht an einem Stück zur Verfügung. Wenn wenigstens die Qualität dafür entschädigt†¦
Das tut sie in der Ausgabe 14 allerdings rundum. Von den neuen Beiträgen gefielen mir vor allem Matthias Ramtkes „In der Grube“, eine Story über den letzten Überlebenden auf einem Gefängnisplaneten, und mit Abstrichen Georg Kleins „Allwurzler“, in der sich der Platikstrudel im Pazifik zum Biotop entwickelt. Bei den älteren Beiträge freute ich mich vor allem über ein Wiederlesen von Hubert Katzmarz†˜ „Nachtwanderung“ und Herbert W. Frankes „Das Spiel der letzten Tage“. Unterm Strich eine lohnende Lektüre, auch wenn nicht alle Beiträge überzeugen konnten.
 
Georg Klein: Miakro

Eingefügtes Bild

Ja, ich habe es gelesen. Aber ehrlich: Selten ist ein Buch derart an mir vorbeigegangen wie "Miakro".
Es geht um †¦ ja, worum eigentlich? Es geht um irgendwelche Büroarbeiter und um Frauen, die Nahrung in Form von einer Art Glassträngen produzieren. Dann geht das Büroarbeiterteam auf eine Exkursion, die sich als Kriegseinsatz entpuppt. Und am Ende... ?!
Die distanzierte Erzählweise scheint derzeit Mode zu sein. Ich kann mir das auch ganz reizvoll vorstellen. Aber im vorliegenden Fall hat es einfach dazu geführt, dass ich rein gar nicht kapiert habe, worum es in dem Buch eigentlich ging. War das überhaupt SF?
Schade um die verschwendete Lesezeit!
 
 
Gruß
Ralf

Bearbeitet von ShockWaveRider, 25 August 2019 - 20:51.

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#4267 ShockWaveRider

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Geschrieben 18 August 2019 - 12:51

Mit dieser Dreier-Lieferung beende ich den Lesemonat Juni 2019 und trete ein in den Juli 2019.
 
Annika Scheffel: Hier ist es schön

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Annika Scheffel ist ehemalige Preisträgerin des Phantastikpreises der Stadt Wetzlar. "Hier ist es Schön" hat den "Robert-Gernhardt-Preis" gewonnen und wurde für den „Deutschen Science Fiction Preis“ nominiert.
Die Erde versinkt in Umweltverschmutzung, vor allem die Luft ist kaum noch atembar. Da werden in einer Castingshow zwei Kandidaten ausgewählt, die nach entsprechender Vorbereitung ins Weltall aufbrechen sollen, um auf einem fremden Planeten eine neue Menschheit zu gründen. Scheffel schafft es meisterhaft, den Verlauf der Castingshow nachzuzeichnen nur in der Spiegelung von Briefen, die an die Kandidatin Irma gerichtet sind. Der Leser weiß nicht einmal, ob Irma die Briefe erhält. Was man weiß: die Kandidaten dürfen selbst keine Botschaften nach außen richten. Als mit Sam und Irma die beiden finalen Kandidaten ausgewählt sind, kommen sie 10 Jahre in ein Ausbildungscamp. Hier versuchen sie einmal auszureißen, kommen aber nicht weit. Sam ist eine mysteriöse Gestalt. Er wurde "angespült", d.h. niemand kennt seine wahre Identität, nicht einmal er selber. Außerdem ist er sehr naiv, vielleicht sogar geistig behindert.
Nach Ablauf der 10jährigen Ausbildung bereiten sich Sam und Irma auf den finalen Raumflug zur zweiten Erde vor. Aber Sam will vorher noch auf eine geheimnisvolle Insel, von der er nicht genau weiß, wo sie sein soll. Dennoch hilft Irma ihm bei der Flucht. Die beiden finden zunächst Unterschlupf bei Irmas Familie, die über ihren Besuch wenig erfreut sind. Nach einem Roadtrip mit Irmas früheren Freund Tom gelangen Irma und Sam tatsächlich auf eine Insel. Dort begegnet ihnen ein rätselhaftes, verwahrlostes Paar. Und eine Frau in Weiß, die Sam anscheinend dort erwartete.
Scheffel spielt gekonnt mit Sams Geheimnis. Er scheint geistig nicht der Leistungsfähigste zu sein, außerdem zeigt er homosexuelle Züge. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für den künftigen Adam. Irma mag ihn, aber lieben kann sie ihn definitiv nicht. Und alles spielt vor dem Hintergrund einer von galoppierender Umweltverschmutzung zunehmend heruntergewirtschafteten Erde und der manipulativen Macht von Medien, insbesondere reality-shows. Das Ende ist ziemlich unhappy.
Auch wenn nicht alle Wendungen immer restlos motiviert und logisch nachvollziehbar sind: Das Buch wird von einer dichten Atmosphäre, von detailliert gezeichneten Protagonisten, von einer variablen Sprache, die sich mit Leichtigkeit den verschiedenen Perspektivpersonen anpasst, und von starken, visionären Bildern getragen.
 
Das war das letzte Buch, dessen Lektüre ich im Juni beendet habe. Die beiden folgenden Bücher habe ich erst im Juli 2019 final inkorporiert.
 
Michael J. Awe, Andreas Fieberg, Joachim Pack (Hg.): Gegen Unendlich 13

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Ja, ich habe die Nummer 13 nach der Nummer 14 gelesen. Die 13 erweist zwar nicht gerade als Unglückszahl - an das solide Niveau der Nummer 14 kommt sie aber nicht ganz heran. Die vier Originalbeiträge konnten leider sämtlich nicht überzeugen.
Meine persönlichen Highlights waren Ute Dietrichs „Das Eis“ über eine Eiszeit in Europa als unerwarteten Nebeneffekt des Klimawandels und was die Wissenschaft darüber verschwieg sowie Michael Hutters „Melchior Grün und das Sternentier“, eine köstliche und herzhafte Märchen-Parodie, über die ich gern und laut gelacht habe. Gefallen konnte auch das Gert-Prokop-Special, auch wenn die ausgewählte Story „Null minus Unendlich“ nicht zu meinen Favoriten zählt.
 
Dirk van den Boom: Canopus - Der kalte Krieg 1

Eingefügtes Bild

Ich klaue mal den Verlagsteaser:
Das Imperium der Menschen in ferner Zukunft: ein politischer und wirtschaftlicher Gigant auf tönernen Füßen, mit Feinden an allen Grenzen und einem aggressiven Kurs der Expansion. In ihm leiden Menschen wie Außerirdische unter Kriegsbedingungen: Seit Jahren lebt das Imperium mit einem militärischen Konflikt, den es wahrscheinlich verlieren wird. Der »Kalte Krieg« zehrt an den Ressourcen und an den Nerven, innere Konflikte brechen auf und Loyalitäten werden infrage gestellt.
Mittendrin: ein aus dem Kriegsdienst entlassener Veteran, ein Sklave ohne Erinnerung an seine Identität, eine Wissenschaftlerin, deren Vergangenheit sie einholt, ein havarierter Frachterpilot, eine Soldatin und ein Waisenkind sowie eine Rebellin, die über Leichen geht. Ihr aller Leben wird unter mysteriösen Bedingungen miteinander verbunden und ihr Schicksal führt sie auf einen Kurs, der nach Canopus und weit darüber hinaus weist.

 
Dirk hat erzählerisch große Fortschritte gemacht. Er steigt unmittelbar in die Szenen ein und bewegt sich nahe an den Wahrnehmungen seiner Perspektivpersonen. Hinzu kommt ein rotziger Tonfall, gewürzt mit treffsicheren Sarkasmen. Kurz gesagt: Das Buch liest sich ausgesprochen flüssig und unterhaltsam runter.
Wegen der vielen Protagonisten und Handlungsstränge hatte ich zunächst Vorbehalte. Aber Dirk hält die Fäden souverän in seinen Händen und führt viele Stränge am Ende auf zwei Hauptschauplätzen zusammen. Es bleiben genügend offene Fragen, um zum Weiterlesen zu motivieren.
Besonders gefallen hat mir die Schiffs-KI, die ihre weiblichen Reize spielen lässt. Und die geheimnisvollen Wohlfühl-Steine, die wohl noch andere Facetten zeigen werden.
Und dennoch: In der Mitte hätte mich Dirk fast verloren. Da zerfaserte die Handlung so stark, dass mir kurzzeitig der Überblick flöten ging und - was noch schlimmer wiegt - ich kaum das Verlangen spürte, selbigen zurückzugewinnen. Unterm Strich bleibt das Ganze zwar eine konventionelle Military-SF-Space-Opera, aber eine richtig gut geschriebene, was „Canopus“ zu einem von Dirks besten Romanen bislang macht.
 
 
Gruß
Ralf

Bearbeitet von ShockWaveRider, 26 August 2019 - 14:19.

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#4268 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 18 August 2019 - 13:34

 [color=#282828;][font="helvetica, sans-serif;"] was „Canopus“ zu einem von Dirks besten Romanen bislang macht.[/color][/font]

 

 

Gruß

Ralf

 

Sag ich doch.



#4269 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 18 August 2019 - 17:44

Matthias Robold - Hundert Tage auf Stardawn

 

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Der DSFP Gewinner des Jahres 2000 stand schon des längeren auf meiner To-Do Liste. Nun habe ich ihn endlich mal gelesen. Ich kann sagen ich wurde nicht enttäuscht.

Insgesamt fand ich diese Story sehr interessant und auch emotional ansprechend. Es ist ein eher ruhiger Roman ohne Action und er bezieht seine Faszination aus den Dialogen der verschiedenen Protagonisten, die oftmals philosophisch-nachdenklich sind. Ob ich ihn, wäre ich damals schon im Komitee gewesen auch auf Platz 1 des Jahrganges gesetzt hätte kann ich nicht wirklich beurteilen. Den KLP Gewinner 2000 "Kelwitts Stern" von Eschbach habe ich aber immerhin gelesen und der ist sicherlich weitgehend leichter lesbar und insgesamt leichtgängiger. Hundert Tage auf Stardawn hat auch durchaus kritisierenswertes. So ist der Plot nicht durchgängig logisch und vor allem ärgert das Ende ein wenig. Es wird nämlich bis zum Schluß nicht klar, ob der Genocid an einer Ausseridrischen Spezies ein Unfall war oder Vorsatz. So ist dann vielleicht das gezeichnete Bild vom bösen, skrupellosen Megakonzern etwas zu undifferenziert und klischeehaft. Die Zeichnung von Hauptprotagonist  Angelius Corros habe ich hingegen als sehr überzeugend und gelungen empfunden. Unterm Strich eine gute Leseerfahrung und ich würde ihn empfehlen.

 

 

Dirk van den Boom - Die Reise der Scythe 3: Resonanz

 

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Jetzt wird es leicht schwierig. Vorab. Für einen van den Boom Roman enttäuschend. Das es nur daran gelegen hat, das ich insgesamt mit der Scythe-Trilogie nicht so 100% warm geworden bin, mag ich nicht glauben, denn ich empfand Band 2 durchaus als Steigerung zum Auftaktband. Aber Teil 3 hat mich tatsächlich zu keiner Zeit als Leser mitzunehmen vermocht. Angefangen von den als langweilig empfundenen Dialogen zwischen den Hauptprotagonisten bis zum immer tiefer ins surrealistische abgleitenden letzten Drittel, als der Autor versucht alternative Realitäten zu visualisieren. Ne das war so gar nicht meins. Die Auflösung passiert dann aber doch noch irgendwie, die eher bodenständigeren Themen werden nicht weiter ausgeführt. Alles scheint irgendwie Friede, Freude, Eierkuchen, doch berührt hat es mich kaum, mit Ausnahme vielleicht der Schlußsequenz mit Joran und Elissi, ein klein wenig. Insgesamt aber zu wenig.

 

 

Peter David - Mörderisches Spiel  Star Trek New Frontier Band 17 ( Abschlußband)

 

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Für mich der beste New Frontier Band seit langem. Das es der Abschlußband ist, hatte ich lange nicht realisiert und das Ende wirkt eigentlich auch ziemlich abrupt und offen. Vielleicht wollte sich Autor Peter David ja seinerzeit (das Original erschien schon 2011) noch Optionen offenhalten, aber bislang ist wohl kein weiterer Roman aus dieser Reihe erschienen und das wird vermutlich auch so bleiben. Die Story hat ansonsten für meine Begriffe alles das, was die frühen Frontier Bände ausgezeichnet hat. Action, Geschwindigkeit, für Star Trek Verhältnisse sehr dark and dirty. Es hat sich doch vieles verändert und sehr weit entwickelt in diesen 17 Romanen der Reihe. Für mich natürlich ein Highlight war das Crossover mit Seven of Nine und dem Doctor, 2 meiner Trek Lieblingscharaktere. Ein gelungener letzer Band nachdem man versöhnlich ciau sagen kann zu Captain Calhoun und seiner Crew.


Bearbeitet von Amtranik, 18 August 2019 - 17:52.


#4270 Waffeleisen

Waffeleisen

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Geschrieben 18 August 2019 - 20:40

Salut zurück nach der Sommerpause :D

 

Soeben eingetrudelt ist Eschbachs "Ultramarin", der Abschluss der aktuellen Jugendbuchtrilogie um die Wassermenschen. Bin schon gespannt, die Vorgänger gefielen mir gut.

 

Ich lese gerade "Spin" von R.C. Wilson. Besser, als ich befürchtet habe ;)


Was nicht in mein Regal passt: Booklooker

  • • (Buch) gerade am lesen:Tiefraumphasen

#4271 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 19 August 2019 - 09:38

Leute, ihr seid eine Inspiration. Meine ich unzynisch. Immer wenn ich hier reinklicke, kriege ich Lust darauf, doch auch so viel wie ihr zu lesen.

 

Ich höre grade ein Hörbuch: Der Name des Windes - Rothfuss. Eh ganz nett und unterhaltsam.

 

Tatsächlich lesen tu ich grad keinen Roman, muss mich erst entscheiden, was es nun nach dem Urlaub sein soll.



#4272 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 19 August 2019 - 09:55

Hallo Amtranik,

 

Dafür wirst Du auf jeden Fall Durchhaltevermögen brauchen.

 

hättest du das mal früher geschrieben, dann hätte ich "2140" viel früher gelesen. Inzwischen ist es ja eine fast sichere Sache, dass Romane, die dir nicht so gefallen haben, mir gut gefallen. 2140 kommt mir zwar etwas zu naiv daher (gerade das Ende), aber als jemand, der gerne Dos Passos liest, Pynchon und auch Melville, ist Kim Stanley Robinsons Rumspielerei mit den großen Namen natürlich ein gefundenes Fressen. Durchhaltevermögen habe ich für den Roman echt nicht gebraucht, ausgebremst hat mich hingegen leider ein ambulanter Krankenhaustermin samt der Folgen. Nun ist aber alles gut, 2140 durch und ich mache mit "Cubra Libre" von Elmore Leonhard weiter.

 

Hast du vielleicht mal einen Tipp für ein Buch, bei dem ich nach deinem Dafürhalten Durchhaltevermögen brauche? Wir fahren nächste Woche nach Wien und da kann ich die Zugfahrt nutzen :-)

 

Viele Grüße

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
  • • (Buch) gerade am lesen:Ich lese zu schnell, um das hier aktuell zu halten.
  • • (Film) gerade gesehen: Im Westen nichts Neues

#4273 Amtranik

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Geschrieben 19 August 2019 - 10:53

Hallo Amtranik,

 

 

hättest du das mal früher geschrieben, dann hätte ich "2140" viel früher gelesen. Inzwischen ist es ja eine fast sichere Sache, dass Romane, die dir nicht so gefallen haben, mir gut gefallen. 2140 kommt mir zwar etwas zu naiv daher (gerade das Ende), aber als jemand, der gerne Dos Passos liest, Pynchon und auch Melville, ist Kim Stanley Robinsons Rumspielerei mit den großen Namen natürlich ein gefundenes Fressen. Durchhaltevermögen habe ich für den Roman echt nicht gebraucht, ausgebremst hat mich hingegen leider ein ambulanter Krankenhaustermin samt der Folgen. Nun ist aber alles gut, 2140 durch und ich mache mit "Cubra Libre" von Elmore Leonhard weiter.

 

Hast du vielleicht mal einen Tipp für ein Buch, bei dem ich nach deinem Dafürhalten Durchhaltevermögen brauche? Wir fahren nächste Woche nach Wien und da kann ich die Zugfahrt nutzen :-)

 

Viele Grüße

Tobias

 

Also wenn ich das richtig interpretiere, was Du hier so im allgemeinen schreibst zu einzelnen Büchern, könnten dies hier interessante Titel für dich sein.

 

M.John Harrison - Licht Trilogie

Samuel R. Delaney - In meinen Taschen die Sterne wie Staub

Hannu Rajaniemi - Quantum und Fraktal

Nick Harkaway - Die gelöschte Welt

Benjamin Rosenbaum - Die Auflösung

 

Habe ich so aus dem Kopf mal spontan aufgezählt. Vermutlich würde ich beim Studium meiner Bücherregale noch mehr finden aber

damit dürfte deine Vorliebe für langweilige handlungsarme Geschichten oder verschwurbelt, verkopferte Plots die keinen Sinn ergeben ausreichend befriedigt werden.

 

 

 

Spaß muss sein... :D


Bearbeitet von Amtranik, 19 August 2019 - 10:54.


#4274 Susanne11

Susanne11

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Geschrieben 19 August 2019 - 11:38

Also wenn ich das richtig interpretiere, was Du hier so im allgemeinen schreibst zu einzelnen Büchern, könnten dies hier interessante Titel für dich sein.

 

Samuel R. Delaney - In meinen Taschen die Sterne wie Staub

Hannu Rajaniemi - Quantum und Fraktal

Nick Harkaway - Die gelöschte Welt

 

 

Die drei kann ich empfehlen - die gefielen mir sehr.  :bighlaugh:



#4275 ShockWaveRider

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Geschrieben 19 August 2019 - 11:58

Der Juli 2019 war, stärker noch als der Juni, von Lektüre für den Deutschen Science Fiction Preis geprägt.
 
Neun diverse Kurzgeschichten für den DSFP 2019
Für den DSFP 2019 habe ich am Stück neun Kurzgeschichten aus sechs verschiedenen Anthologien gelesen, und zwar:

    [*]Nadja Neufeldt: Daisy (in: Nadja Neufeldt „Erstkontakt mit Violine“)
    [*]Nadja Neufeldt: Im Regen (in: Nadja Neufeldt „Erstkontakt mit Violine“)
    [*]Jutta Sieber: Die Schwimmerin (in: M. A. Reymond, M. Kaufmann, E. Potmann (Hg.) „Fiction x Science“)
    [*]Svantje Oppermann: Das letzte Erwachen (in: M. A. Reymond, M. Kaufmann, E. Potmann (Hg.) „Fiction x Science“)
    [*]Jens Gehrens: Der Elter (in: Stefan Holzhauer (Hg.) „Reiseziel Utopia“)
    [*]Andreas Raabe: Komm zum RingelRangelPlatz! (in: Stefan Holzhauer (Hg.) „Reiseziel Utopia“)
    [*]Uwe Post: Kurz vor Pi (in „Spektrum der Wissenschaft“ 09/2018)
    [*]Andreas G. Meyer: Kill! (Gehard Schneider (Hg.) „Spliff 85555“)
    [*]Matthias Falke: Der elfte Avatar (in Jürgen Eglseer (Hg.) „Wasserstoffbrennen“)
    [/list]Die Stories von Nadja Neufeldt zeigten gute Ansätze. Hoffentlich schreibt die Autorin weiter. Sie könnte eine echte Bereicherung für die deutsche SF werden.
    Absolut süß Jens Gehrens Story „Der Elter“ über eine Mutter, die ihr Kind zur Adoption freigibt und den Wunschadoptionsvater gleich mitbringt - den von ihr selbst gebauten Androiden Joris.
    Total geflasht hat mich Andreas G. Meyers „Kill!“ über einen interstellaren Krieg gegen insektoide Aliens, bei dem unfreiwillig auch Gamer eingesetzt werden. Eine tour de force durch die Schrecken des Krieges, virtuelle Spielwelten mit überraschenden Schnittstellen zur Realität und eine böse Verschwörung.
     
     
    Christian Torkler: Der Platz an der Sonne
     
    Eingefügtes Bild
     
    In einer Alternate History fand kurz nach dem 2. Weltkrieg noch ein dritter statt, der Europa komplett verwüstete und zum wirtschaftlichen Aufstieg Afrikas führte. Nachdem Brenner in einem heruntergekommenen, von korrupten Bürokraten gefesselten Berlin mit einer Bar, die er betreibt, untergeht und sogar Frau und Familie verliert, begibt er sich auf die illegale Flucht in den reichen Süden, nach Afrika.
    Das Anliegen, dem Leser die Leiden der realen Flüchtlinge durch eine vertauschte Perspektive nahezubringen, ist löblich und gut gemeint. Aber gut gemeint ist bekanntlich nicht immer gut gemacht. Zum einen hält sich das Buch viel zu lange mit Brenners Vorgeschichte in Berlin auf. Dadurch lernen wir den Protagonisten zwar gut kennen. Aber bei mir hat sich nie eine Bindung aufgebaut, zumal Brenner durch teilweise wenig nachvollziehbare Entscheidungen einen großen Anteil Verantwortung an seinem wirtschaftlichen Abstieg trägt. Das Schicksal hätte ihm auch in einer demokratischen Marktwirtschaft blühen können. Am meisten störte mich jedoch, dass Brenner sich während seiner Flucht immer wieder durch irgendwelche unwahrscheinlichen Zufälle wie Phönix aus der Asche aus den Sch*situationen erhob. Ja, die Ausbeutung der Flüchtlinge als Sklaven, die Ausnutzung ihrer Zwangslage durch gierige Schieberbanden, das wird alles angerissen. Aber gerade, wenn Brenner so richtig im Elend hätte versinken können und man die Sch*lage dem Leser einmal richtig vor Augen hätte führen können, kommt eine dieser unwahrscheinlichen Wendungen, nach denen es ihm plötzlich wieder deutlich besser geht. So erweist sich die Szene bei der Überfahrt über das Mittelmeer in einem total überfüllten, kaum seetauglichen Schiff als genau so eine verpasste Chance wie das gesamte Buch.
     
    Marianne Labisch (Hg.) INSPIRATION: Die digitalen Welten des Andreas Schwietzke
     
    Eingefügtes Bild
     
    Andreas Schwietzkes fantastische Visionen liebe ich. Seine Bilder saugen den Betrachter in fremde Welten hinein und fesseln dessen Blicke durch verblüffende Offenbarungen, die manchmal Entsetzen, manchmal aber auch eine ironische Freude hervorrufen.
    23 Autoren haben 23 seiner Bilder ausgewählt und sich davon zu fantastischen Kurzgeschichten inspirieren lassen. Das Ergebnis wird in einem liebevoll ausgestatten gebundenen Buch im quadratischen Großformat präsentiert. Besondere Sorgfalt wurde auf die qualitativ hochwertige Wiedergabe von Schwietzkes Bilder gelegt. Aber auch die Stories erreichen insgesamt ein Niveau, wie man es in vergleichbaren Themen-Anthologien selten findet. Gewiss: nicht in jeder Auster steckt eine Perle. Es würde den Rahmen sprengen, wollte ich auf jede Story einzeln eingehen. Deshalb liste ich nur die besten auf.
    Gut bis sehr gut:

      [*]Gabriele Behrend: Der Smaragdwald
      [*]Arndt Waßmann: Planet der Träume
      [*]Regina Schleheck: Ein Audi
      [*]Enzo Asui: Vom Distler und von Wiesenfliegen
      [*]Anna Exel: The Lost Island: Das verlorene Eiland
      [*]Felix Woitkowski: Anhörung in der Sache Herr Arthur Turkur
      [*]Sascha Dinse: Alioth
      [/list][color=#282828;][font="helvetica, sans-serif;"]Herausragende Highlights:[/color][/font]

        [*]Mary Ann Dark: Bange Seelen
        [*]Susann Obando Ahmendt: Das Geheimnis der verschwundenen Quellen
        [*]Frederik Brake: El Viaje
        [*]Tetiana Trofusha: Coming Home
        [/list]Abgerundet wird der Foliant von einem Interview, das die Herausgeberin mit dem Künstler führte. Schwietzke gibt Einblicke in seine Arbeitsweise, seine Lebenseinstellung und seinen Inspirationsquellen. Hochinteressant seine Kommentare zu einzelnen Bildern und deren literarischen Umsetzungen.
         
        Für Bibliophile und für Freunde fantastischer Kurzgeschichten ein kleines Juwel!
         
        Gruß
        Ralf

        Bearbeitet von ShockWaveRider, 26 August 2019 - 14:24.

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#4276 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 19 August 2019 - 11:58

Die drei kann ich empfehlen - die gefielen mir sehr.  :bighlaugh:

Das sind aber 4.... :aliensmile:



#4277 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 19 August 2019 - 12:28

Hallo Amtranik,

 

Also wenn ich das richtig interpretiere, was Du hier so im allgemeinen schreibst zu einzelnen Büchern, könnten dies hier interessante Titel für dich sein.

 

M.John Harrison - Licht Trilogie

Samuel R. Delaney - In meinen Taschen die Sterne wie Staub

Hannu Rajaniemi - Quantum und Fraktal

Nick Harkaway - Die gelöschte Welt

Benjamin Rosenbaum - Die Auflösung

 

Habe ich so aus dem Kopf mal spontan aufgezählt. Vermutlich würde ich beim Studium meiner Bücherregale noch mehr finden aber

damit dürfte deine Vorliebe für langweilige handlungsarme Geschichten oder verschwurbelt, verkopferte Plots die keinen Sinn ergeben ausreichend befriedigt werden.

 

 

 

Spaß muss sein... :D

 

Danke für die Tipps. Drei davon habe ich bereits mit Genuss gelesen.

 

Harrison ist mir irgendwie entgangen. Rosenbaum auch. Harrison klingt sehr, sehr interessant. Irgendwo habe ich gelesen, dass er an De Lillo erinnere ... O ja, das dürfte mir gefallen.

 

Harrison wird für die Wien Fahrt geordert :-)

 

Viele Grüße

Tobias


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"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
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#4278 Susanne11

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Geschrieben 19 August 2019 - 12:57

Das sind aber 4.... :aliensmile:

 

Stimmt - sind vier



#4279 Trenzalore

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Geschrieben 19 August 2019 - 13:07

Ich lese die Licht-Trilogie von Harrison gerade und muss gestehen, dass ich nach fast 100 Seiten noch immer völlig ratlos bin, was das Ganze soll. Ich muss Amtranik Recht geben, dass es eine sehr verkopfte und verschwurbelte Story ist. Der Klappentext erweckt einen gänzlich anderen Eindruck. Langweilig ist das Buch nicht, aber sehr kompliziert und definitiv nicht geeignet, wenn man nicht topfit und konzentriert ist, sonst verliert man sofort den Faden. Bin trotzdem gespannt, wie es weitergeht. Der Anfang war jedenfalls gleich ein Kracher. Damit hatte ich nicht gerechnet.
.
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#4280 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 19 August 2019 - 16:36

Ich lese die Licht-Trilogie von Harrison gerade und muss gestehen, dass ich nach fast 100 Seiten noch immer völlig ratlos bin, was das Ganze soll. Ich muss Amtranik Recht geben, dass es eine sehr verkopfte und verschwurbelte Story ist. Der Klappentext erweckt einen gänzlich anderen Eindruck. Langweilig ist das Buch nicht, aber sehr kompliziert und definitiv nicht geeignet, wenn man nicht topfit und konzentriert ist, sonst verliert man sofort den Faden. Bin trotzdem gespannt, wie es weitergeht. Der Anfang war jedenfalls gleich ein Kracher. Damit hatte ich nicht gerechnet.

 

Ich will dich ja nicht entmutigen. Aber genau das  (worum gehts hier eigentlich?) wird sich nach meiner Leseerfahrung auch nach 400+ Seiten nicht wirklich ändern.

Ja, das mit den Klappentexten. Ich kann mich erinnern das damals als der Roman neu war just deswegen eine generelle Diskussion über unsinnige Klappentexte entbrannte.

Der Klappentext von Licht, führt die Leser definitiv hinter die Fichte. Aber da ist er ja nicht der einzige.



#4281 quanat

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Geschrieben 19 August 2019 - 17:15

Ich lese die Licht-Trilogie von Harrison gerade und muss gestehen, dass ich nach fast 100 Seiten noch immer völlig ratlos bin, was das Ganze soll. Ich muss Amtranik Recht geben, dass es eine sehr verkopfte und verschwurbelte Story ist. Der Klappentext erweckt einen gänzlich anderen Eindruck. Langweilig ist das Buch nicht, aber sehr kompliziert und definitiv nicht geeignet, wenn man nicht topfit und konzentriert ist, sonst verliert man sofort den Faden. Bin trotzdem gespannt, wie es weitergeht. Der Anfang war jedenfalls gleich ein Kracher. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Ich will dich ja nicht entmutigen. Aber genau das (worum gehts hier eigentlich?) wird sich nach meiner Leseerfahrung auch nach 400+ Seiten nicht wirklich ändern.Ja, das mit den Klappentexten. Ich kann mich erinnern das damals als der Roman neu war just deswegen eine generelle Diskussion über unsinnige Klappentexte entbrannte.Der Klappentext von Licht, führt die Leser definitiv hinter die Fichte. Aber da ist er ja nicht der einzige.

Auch nach wiederholter Lektüre ist das Buch sprachlich herausragend und offen angelegt und wurde wie wenige Bücher noch nicht von der Zeit eingeholt. Es wurde hier im Forum bereits herumgereicht:http://www.scifinet....pic/2528-licht/Dietmar Dath lieferte - wie gewohnt - die für sich schon lesenswerte kulturelle Einordnung des Romans in der F.A.Z. vom 12.2.2005 (und liefert dort nebenher noch den Hinweis auf die Ausnahmestellung dieses Autors)."Mit seinem jüngsten, nun auf deutsch erschienenen Roman "Licht" (im Original 2002) ist Harrison nun zur Science-ficton zurückgekehrt. Statt jedoch zu demonstrieren, daß er die Regeln der Kunst nicht verlernt hat, erfindet er hier lieber neue. Die lassen sich ebenso als Kommentare auf die alltäglich von den Kollegen produzierten Arbeiten wie als autonome Setzungen lesen, mit denen jemand gleichsam freihändig rekonstruieren möchte, was einmal Science-fiction gewesen ist. [ .... ]So wie die Malerei Kandinskys, Malewitschs und Mondrians nicht von Pferden und Gesichtern, sondern von Farben und Formen, also von Malerei handelte und die Choreographien Merce Cunninghams den Tanz zum Thema machten statt den festlichen Anlaß des Tanzens, handelt die Science-fiction M. John Harrisons seit "The Centauri Device" vor allem von Science-fiction - entsprechend seiner Vorstellung von der schriftstellerischen Selbstproblematisierung des Eskapismus. Die Einfälle, die das Buch tragen müssen, sind daher manchmal von halsbrecherischer Insider-Ausgefuchstheit: Das Schiff als Schnittstelle von Maschine und Psychopathin etwa ist eine böse Parodie aufs "singende Schiff" der Anne McCaffrey und der "Shrander", ein spektrales Ungeheuer, das in höchsteigener Unperson, aber als "Dr. Haends" auch in anagrammatischer Variante eine sinistre Rolle in "Licht" spielt, läßt sich als Replik auf das "Shrike" aus den vier Bänden des "Hyperion"-Zyklus von Dan Simmons begreifen." [ .... ]"Man kann einen sehr großen Teppich aus einem einzigen Faden weben. An dem darf man dann allerdings nicht ziehen - genau das jedoch tut Harrison am Ende, um zu demonstrieren, daß es tatsächlich nur ein einziger Faden war. Der Genuß, den der aufmerksame Leser von dieser buchstäblichen Auflösung hat, gleicht dem diabolischen Vergnügen, das man sich bei den Meistern des englischen Gesellschaftsromans aus dem neunzehnten Jahrhundert abholen kann, die erst auf Hunderten von Seiten eine komplexe Anordnung aus familien- und klassengesellschaftlichen Dominosteinen aufstellen und dann am Ende mit einem Fingerschnippen gegen den letzten Stein den geometrischen Garten zum Einsturz bringen. Das Ganze, sagt die Erzählstruktur von Harrisons schwierigem Meisterwerk, ist das Unausweichliche - aber es hat dennoch Risse, durch die Licht fallen kann; Risse, deren Auftreten allerdings nicht dem Walten des freien Willens, sondern eher dem von Zufallsereignissen in einem Würfelspiel gleicht. Und das, seufzt der Erzähler, weil er ein existentieller Moralist ist, muß uns genügen."https://www.faz.net/...rue#pageIndex_2Auch der verstorbene Kollege Iain Banks war bereits am 2.11.2002 begeistert und schrieb im Guardian: "This is a novel of full-spectrum literary dominance, making the transition from the grainily commonplace now to a wild far future seem not just easy but natural, and connecting the minimal and the spectacular with grace and elegance. It is a work of - and about - the highest order."https://www.theguard...orror.iainbanks

Bearbeitet von quanat, 21 März 2021 - 00:40.


#4282 Amtranik

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Geschrieben 19 August 2019 - 18:07

 

Ja. Wie es durchaus des öfteren vorkommt, gibt es bei Harrison auf jeden Fall eine gewisse Diskrepanz zwischen den Einschätzungen der Kollegen, den Profis der schreibenden Zunft und dem zahlenden Publikum. Das war mir schon seinerzeit 2009 oder so als der Roman hier rauskam aufgefallen.

 

Die Amazon-Wertung: (bezieht sich wohl auf die komplette Trilogie)

 

2,3 von 5 Sternen

5 Sterne   18% 4 Sterne   9% 3 Sterne   5% 2 Sterne   9% 1 Stern   59%


Bearbeitet von Amtranik, 19 August 2019 - 18:10.


#4283 T. Lagemann

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Geschrieben 20 August 2019 - 07:23

Hallo Amtranik,

 

Ja. Wie es durchaus des öfteren vorkommt, gibt es bei Harrison auf jeden Fall eine gewisse Diskrepanz zwischen den Einschätzungen der Kollegen, den Profis der schreibenden Zunft und dem zahlenden Publikum. Das war mir schon seinerzeit 2009 oder so als der Roman hier rauskam aufgefallen.

 

Die Amazon-Wertung: (bezieht sich wohl auf die komplette Trilogie)

 

2,3 von 5 Sternen

5 Sterne   18% 4 Sterne   9% 3 Sterne   5% 2 Sterne   9% 1 Stern   59%

 

ach je, würde ich amazon Bewertungen ernst nehmen, dann müsste ich Bücher lesen, die ich für schlecht geschrieben und strunzlangweilig halte. Okay, NSA von Andreas Brandhorst habe ich gelesen, da hat mich der Klappentext reingelegt ... Die amazon Durchschnittsbewertung (4,1 von 5) kann ich nach wie vor nicht nachvollziehen.

 

Und, ähm, auch ich zähle zum zahlenden Publikum, aber scheine hinsichtlich meiner Lesegwohnheiten etwas - naja ... - außerhalb der Lesegewohnheitsmitte angesiedelt zu sein. Ist nicht schlimm. Die 62% bei "NSA" finden das Buch toll, die 18% bei "Licht" finden die Reihe toll. Sie bekommen also etwas für ihr Geld. Natürlich schade, dass sich 8% mit "NSA" und 59% mit "Licht" nicht anfreunden konnten. Aber was solls, beim nächsten mal lassen sie die Finger von Büchern a la NSA oder Licht. Lesegewohnheiten sich ja auch Folge eines Entwicklungsprozesses, da gehören Fehlentscheidungen natürlich dazu.

 

Viele Grüße

Tobias

 

amazon Bewertungen zu NSA von Andreas Eschbach

 

4,1 von 5 Sternen

 


"Wir sind jetzt alle Verräter."
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#4284 ShockWaveRider

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Geschrieben 20 August 2019 - 10:49

Weiter geht es mit der Lesechronik aus dem Juli 2019, weiter geht es auch mit der Lektüre für den Deutschen Science Fiction Preis.
 
Robert Corvus: Das Imago-Projekt

Eingefügtes Bild

Nachdem ich mit dem Vorgänger „Feuer der Leere“ so gar nicht warm geworden war, bin ich an den Nachfolge-Roman mit entsprechenden Vorbehalten rangegangen.
 
Ãœberraschenderweise entpuppt sich "Das Imago-Projekt" als solide, gut ausgearbeitete Space Opera, die bisweilen an die besten Werke Brandhorsts erinnert, insbesondere an die erste "Kantaki"-Trilogie. Wir steigen ein in ein faszinierendes Universum voller exotischer Zutaten (die Astriden, das Schleier-System mit der Dyson-Sphäre, das lebende Raumschiff SQUID), erleben interessante Figuren und folgen einem solide gebauten Plot, der nur selten Gefahr lief, die Aufmerksamkeit des Lesers zu verlieren. Das Ende fand ich nicht 100%ig zufriedenstellend, aber das ist sowieso schwierig.
 
Unterm Strich: Eine solide bis faszinierende Space Opera, die mich zwar nicht überwältigt hat, deren Lektüre mich aber auch nicht reut.
 
 
Klaus Bollhöfener (Hg.): phantastisch! Nr. 75
Die Kronjuwelen-Ausgabe von „phantastisch!“, und es sind immer noch keine Abnutzungserscheinungen zu erkennen. Im Gegenteil: Die Nr. 75 habe ich wieder richtig gern gelesen. Hier mein Fazit aus dem entsprechenden Thread[ wo man auch Details zu den einzelnen Artikeln findet:
 
 

Das ist wieder einmal ein rundum gute, interessante Ausgabe. Ich habe über 80% der Artikel inkorporiert und nichts bereut. Highlights sind Schnurrers Artikel über Beelzebub und den Orchideengarten, Hofmanns Heinlein-Hommage, Illmers Artikel über die Folio Society und Klaudia Seibels Sport-Artikel.

Klaus, bitte mach weiter so!
 
Dirk van den Boom: Die Reise der Scythe 1 - Aszendenz
Eingefügtes Bild

Als Vorbereitung auf die "Abweichung" habe ich erst einmal den "Aufgang eines Gestirns" gelesen. Sprich: "Aszendenz" vor "Varianz".
 
Dirk wird immer professioneller. Der erste Band der "Scythe"-Trilogie punktet mit interessantem Personal, konfliktreichen Beziehungen, einer interstellar vagabundierenden Hohlkugel, die sich Raumschiffe diverser Spezies einverleibt, einer flüssig lesbaren Schreibe mit einer gehörigen Portion van den Boom'schen Sarkasmus', einem auf verschiedene Handlungsstränge aufgeteilten Spannungsbogen, die sich am Ende in der geheimnisvollen Riesenhohlkugel vereinen, spannungsreiche Machtkonstellationen und merkwürdigen extraterrestrischen Ritualen. Ein spannende, rundum farbige Space Opera, die sich gut runterliest und Lust auf die Fortsetzung macht.
 
Dennoch: strukturelle Ähnlichkeiten mit "Canopus" drängen sich geradezu auf. Dirk fügt die üblichen Versatzstücke zu einer bewährten Dramaturgie zusammen.
Außerdem fand ich es schade, dass ausgerechnet wieder mal die Menschen in der Hohlkugel eine Sonderrolle zu spielen scheinen.
 
Dieses war der erste Streich,
doch der zweite folgt sogleich:
 
 
Dirk van den Boom: Die Reise der Scythe 2 - Varianz
Eingefügtes Bild
 
Was bin ich froh, dass ich die "Aszendenz" noch vorgeschaltet hatte! Ohne den ersten Teil hätte ich bei "Varianz" nicht allzu viel kapiert.
 
"Varianz" leidet allerdings unter dem typischen Mittelband-einer-Trilogie-Problem: Da wurde in „Aszendenz“ ein vielschichtiges, konfliktreiches Ensemble eingeführt, viele interessante Spezies und rätselhafte Phänomene aufgetan und der Leser mit einem veritablen Cliffhanger zurückgelassen - aber was geschieht damit? Statt die eingefädelten Konflikte konsequent fortzuführen und das bereits recht umfangreiche Personal uns noch näher zu bringen, werden jede Menge zusätzlicher (und mE völlig unnötiger) Kaninchen aus dem Hut gezogen: Kyen, der Wagemutige, dem doch tatsächlich die Flucht gelungen ist (aber als es drauf ankommt, zieht er den Schwanz ein - wozu brauchte man diese Figur eigentlich?), das Raumschiffpärchen der An'Sa und der Skendi, das die Sphäre verfolgt, der Sonnenherr mit den sieben Brüdern, Tizia, ...
Unter dem Druck dieser viel zu vielen neuen Figuren werden die bereits eingeführten Charaktere zu sehr aus den Augen verloren.
 
Die Zerfaserung passt zwar irgendwie zum Titel ("Varianz"), führte bei mir aber zu zunehmender Konfusion (wer ist das jetzt schon wieder?) und deutlich nachlassenden Interesse. Während ich am Ende von Teil 1 wirklich gespannt auf Teil 2 war, möchte ich mir Teil 3 am liebsten sparen.
 
Bei der Skiir-Trilogie hatte ich ein ähnliches Problem mit Band 2.
 
 
Gruß
Ralf

Bearbeitet von ShockWaveRider, 20 August 2019 - 15:01.

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#4285 Amtranik

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Geschrieben 20 August 2019 - 13:09

@Shocki

 

Du gewinnst auf jeden Fall den ersten Preis für die Monumentalsten Titelbilder..... :bighlaugh:



#4286 ShockWaveRider

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Geschrieben 20 August 2019 - 13:10

Wenn du mir sagst, wie ich die klein kriege... Im <IMG></IMG>-Tag von HTML kann man ja Länge und Breite des Bildes festlegen. Ich weiß nicht, ob und wie das bei der Forensprache geht. Gruß Ralf

Bearbeitet von ShockWaveRider, 20 August 2019 - 13:12.

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#4287 Powerschnute

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Geschrieben 20 August 2019 - 13:26

Wenn du mir sagst, wie ich die klein kriege... Im <IMG></IMG>-Tag von HTML kann man ja Länge und Breite des Bildes festlegen. Ich weiß nicht, ob und wie das bei der Forensprache geht. Gruß Ralf

 

ich dachte, das Bilder einbinden sollte nur über dieses eine Tool erfolgen? 



#4288 Amtranik

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Geschrieben 20 August 2019 - 14:25

ich dachte, das Bilder einbinden sollte nur über dieses eine Tool erfolgen? 

 

 

Genau Shocki. Gugge Du bitte hier.

 

http://www.scifinet....mit-bildern-ua/



#4289 Powerschnute

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Geschrieben 20 August 2019 - 14:59

Eingefügtes Bild

Ich hab grad die neue Novelle von Becky Chambers "To be taught, if fortunate" gelesen und bin ein bisschen enttäuscht. Also, eigentlich sogar mächtig enttäuscht. Ich meine, ich bin es gewöhnt von ihr, dass ihre Bücher null Action beinhalten und der Fokus auf den Figuren liegt. Aber in diesem Büchlein gabs nicht mal eine wirkliche Handlung. Es passierten zwar Dinge, aber die kann man nicht Handlung nennen. 
 
Der wissenschaftliche Aspekt war gigantisch gut. Das hat sie ebenfalls drauf. Auch die fremden Welten, die sie geschaffen hat, hat sie in einer Form geschildert, dass man wirklich voller Begeisterung mit hinaus folgte und das fremde Leben beobachtete. Aber: die Figuren waren mir viel zu flach. Die Handlung wie gesagt, nicht existent. Der im Klappentext angedeutete Wandel auf der Erde, wurde nur in Nebensätzen grob umrissen, aber so richtig bekam man kein echtes Bild der dortigen Gesamtsituation.
 
Ich bin überzeugt, auf 400 Seiten hätte das alles VIEL besser funktioniert.

#4290 ShockWaveRider

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Geschrieben 20 August 2019 - 15:02

Merci. Endlich mal kapiert, wie dat Tuhl am Funktionieren fängt (s. mein letztes Bücher-Posting). Gruß Ralf

Bearbeitet von ShockWaveRider, 20 August 2019 - 15:02.

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