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Stalker - Der Film


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34 Antworten in diesem Thema

#31 TheFallenAngel

TheFallenAngel

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Geschrieben 18 Oktober 2006 - 19:53

nachdem letzte woche solaris auf ARTE lief ist heute nun stalker dran, also, bei interesse ---> 22:40 uhr (wenns nicht, wie vorige woche passiert, noch weiter nach hinten verschoben wird)

#32 TheHutt

TheHutt

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Geschrieben 17 November 2007 - 20:00

Hier übrigens ein Text von Boris Strugazki über das Drehbuch von Stalker: "Die frühen Drehbuchfassungen zu "Stalker" sind spurlos verschwunden. Unsere Zusammenarbeit mit A. Tarkowskij begann im Jahre 1975, und wir steckten gleich unseren Aufgabenbereich ab, sozusagen unseren Platz in dieser vielmonatigen Arbeit. Wir sagten zueinander: "Wir haben das Glück, mit einem Genie zusammenzuarbeiten. Das heißt, wir müssen ein Drehbuch schaffen, das unser Genie zufriedenstellen würde." Ich habe schon früher geschrieben, dass die Arbeit am "Stalker"-Script unglaublich schwer war. Die größte Schwierigkeit war, dass Tarkowskij nicht bloß ein Filmregisseur, sondern ein genialer Filmregisseur war. Er sah die reale Welt anders als wir, baute die erdachte Welt des zukünftigen Films anders als wir auf, und vermochte es in der Regel auch nicht, seine Vision uns zu vermitteln: solche Dinge kann man nicht verbal ausdrücken, dafür gibt es keine passenden Worte, und es ist unmöglich (oder auch unnötig) solche Worte zu erfinden. Schließlich entstammen Worte der Literatur, haben hoch symbolische Wirklichkeit, ein besonderes Assoziationssystem und Einwirkung auf völlig andere Sinnesorgane, als der Film es tut. Dieser ist wie Malerei und Musik, eine gnadenlos reale Welt, deren Elementarteilchen nicht Worte, sondern klingende Formen sind... Gut, das ist alles Theorie und Philosophie. In der Praxis jedoch verwandelte sich unsere Arbeit in endlose, aufzehrende, in stille Verzweiflung treibende Diskussionen. Der Regisseur bemühte sich, als er zu erklären versuchte was er von den Autoren will - und die Autoren bemühten sich, als sie versuchten, diese Wust an Gesten, Worten, Ideen und Formen auszusortieren und sich begreiflich zu machen, wie sie genau (mit normalen russischen Buchstaben auf einem sauberen Blatt Papier) dieses Unglaubliche und einzig Notwendige ausdrücken sollen - etwas, was sich nicht kommunizieren ließ, und was der Regisseur ihnen versuchte, einzubläuen. In dieser Situation ist nur eine Arbeitsmethode möglich: Trial & Error. Eine Diskussion... eine Entwicklung des ungefähren Scriptplans... ein Text... Diskussionen über den Text... neue Diskussionen... neue Fassung... und wieder falsch... und wieder ist es unklar, was erforderlich ist... und wieder ist es unmöglich, mit Worten auszudrücken, was im nächsten Entwurf in WORTEN geschrieben stehen soll... (Leider führten wir keine Protokolle unserer Gespräche, und es ist weder im Gedächtnis noch auf Papier etwas davon übrig geblieben, außer einigen Zeilen wie: "19.12.1975. Tarkowskij: Ein Mensch = Instinkt + Verstand. Es gibt noch etwas: Seele, Geist (Moral, Anstand). Das wahrlich Große kann sinnlos und dumm sein - Christus". Ich kann mich gar nicht erinnern, in welchem Kontext dies besprochen wurde und warum wir darüber sprachen). Insgesamt gab es sieben, oder acht, oder neun Fassungen. Fast alle sind verloren. Hier veröffentlichen wir die letzte Version. Diese schrieben wir in völliger Verzweiflung, als Tarkowskij endgültig gesagt hat: "Das war's. Mit so einem Stalker mache ich keinen Film." Das war im Sommer 1977. Tarkowskij hat gerade die erste Fassung des Films gedreht, wo Kajdanowskij den coolen Kerl Alan (ehemals Redrick Shuhart) spielte. Die Entwicklung des Filmmaterials wurde durch das Labor versaut, und Tarkowskij nahm diesen traurigen Vorfall zum Anlaß, alles vom Neuen anzufangen. Arkadij Strugazki war damals mit ihm in Estland. Plötzlich kam er nach Leningrad und verkündete: "Tarkowskij will einen anderen Stalker!" "Welchen?" "Ich weiß es nicht. Er selbst weiß es auch nicht. Einen anderen, nicht wie der hier." - "Welchen dann, (fluch fluch)?" - "Ich weiß nicht, (fluch, fluch und fluch)! EINEN ANDEREN!" Das war eine Stunde der Verzweiflung. Zwei Tage der Verzweiflung. Am dritten Tag erfanden wir Stalker, den Narren. Tarkowskij war zufrieden, der Film wurde neu gedreht. Und das war eben das Drehbuch, das wir in zwei Tagen neu schrieben, und mit dem Arkadij nach Tallinn zurückkehrte (...) Andrej Tarkowskij war mit uns gnadenlos, kompromisslos und teuflisch unnachgiebig gewesen. All unsere bescheidenen Versuche der kreativen Meuterei wurden sofort und gnadenlos niedergeschlagen. Nur einmal konnten wir ihn überreden: er hat sich einverstanden erklärt, die "Schlinge der Zeit" aus dem Script und aus dem Film zu entfernen, die wir für ihn auch selbst ausgedacht hatten: einen monotonen, sich wiederholenden Marsch einer Sturmeinheit, die in der Zone vor langer Zeit umkam, über eine halb zerstörte Brücke. Diese Idee fand er aus irgendeinem Grund toll, er biß sich bis zum Ende daran fest, bis wir ihn überzeugt haben, dass es banal, allseits bekannt und tausendmal dagewesen sei. Er gab sich einverstanden, aber ich glaube, es lag bloß daran, dass er unsere gemeinsame Idee so sehr mochte: in der Zone muß es so wenig wie möglich Phantastisches geben: nur die ständige Erwartung von etwas Übernatürlichem, höchste Spannung durch diese Erwartungshaltung - und dann nichts. Grünzeug, Wind, Wasser..." (Aus: Boris Strugazki, Kommentare zum Vergangenen, "Drehbücher", Original auf der offiz. Seite von A. und B. Strugazki, http://www.rusf.ru/a...ooks/bns-09.htm . Übersetzung von Peter Klassen aka TheHutt)
Grüße,
Pete
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#33 lapismont

lapismont

    Linksgrünversifft

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  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 27 November 2007 - 12:46

in der Zone muß es so wenig wie möglich Phantastisches geben: nur die ständige Erwartung von etwas Übernatürlichem, höchste Spannung durch diese Erwartungshaltung - und dann nichts. Grünzeug, Wind, Wasser...

genau das ist das Großartige an dem Film. Und Gesichter
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Fantasyguide
Saramee
Montbron-Blog
  • (Buch) gerade am lesen: Cheon Seon-ran – Tausend Arten von Blau

#34 Doktorheil

Doktorheil

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Geschrieben 27 November 2007 - 16:08

Jetzt bin ich ja baff: Klar, der steht nicht umsonst bei mir im Regal, irgendwer wird mir den empfohlen haben.Habe es vor ca. 3-4 Jahren nicht über die Anfangssequenz hinaus geschafft, ...Bahn oder Busfahrt, oder wie war das noch? Nun les ich hier zufällig rein, und frage mich: War ich einfach zu ungeduldig? Fehlt mir heute immer noch die Geduld dafür? Bin ich dafür zu oberflächlich? Lags an meiner "Housewifes"-Freundin? Ich glaub am W-Ende wirds Zeit, dann zieh ich Ihn mir auch endlich mal komplett rein....Auch weil ich dies hier gerade lesen durfte:"Der Film ist in der ersten halben Stunde belanglos" Nun, ....ich zwing mich mal! ;)

Bearbeitet von Doktorheil, 27 November 2007 - 16:09.

  • (Buch) gerade am lesen:Ender- von Orson Scott Card
  • (Buch) als nächstes geplant:puhhh, eine Menge ;)
  • • (Buch) Neuerwerbung: Wilde Schafsjagd von Haruki Murakami
  • • (Film) als nächstes geplant: Renaissance
  • • (Film) Neuerwerbung: Renaissance

#35 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 27 November 2007 - 17:26

Jetzt bin ich ja baff: Klar, der steht nicht umsonst bei mir im Regal, irgendwer wird mir den empfohlen haben. Habe es vor ca. 3-4 Jahren nicht über die Anfangssequenz hinaus geschafft, ...Bahn oder Busfahrt, oder wie war das noch? Nun les ich hier zufällig rein, und frage mich: War ich einfach zu ungeduldig? Fehlt mir heute immer noch die Geduld dafür? Bin ich dafür zu oberflächlich? Lags an meiner "Housewifes"-Freundin? Ich glaub am W-Ende wirds Zeit, dann zieh ich Ihn mir auch endlich mal komplett rein.... Auch weil ich dies hier gerade lesen durfte:"Der Film ist in der ersten halben Stunde belanglos" Nun, ....ich zwing mich mal! ;)

Vielleicht ein ganz genereller Hinweis zu den Filmen Tarkovskys: - Unbedingt im Kino schauen. Am Fernsehen wirken die gar nicht. - Man muss in der richtigen Stimmung sein. Die Filme haben einen eigenen Rhythmus und auf den muss man sich einlassen können. - Die Filme werden durch wiederholtes Schauen besser. Mir hat bislang noch kein Tarkovsky beim ersten Schauen gefallen. Aber gerade "Stalker" hat mich beim zweiten Mal regelrecht erschlagen. simon

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
  • • (Film) gerade gesehen: «Suicide Squad»
  • • (Film) Neuerwerbung: Filme schaut man im Kino!


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