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Eure Meinung zu "Herr der Ringe"


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49 Antworten in diesem Thema

#1 Beverly

Beverly

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Geschrieben 21 April 2005 - 22:39

Zweifellos gilt "Der Herr der Ringe" als DAS Meisterwerk der Fantasy und Tolkien hat als Autor eine Reputation wie andere bedeutende Autoren und Autorinnen - etwas was nur wenigen Autoren von Phantastik gelingt.Mir selbst hat "Der Herr der Ringe" sowohl als Buch als auch in der Verfilmung gefallen. Tolkiens Welt hat einen gewissen Reiz. Mir gefällt es, wenn so eine Welt mitsamt Bewohnern, Kulturen und Naturgesetzen von Grund auf neu erschaffen wird.Doch habe ich immer wieder auch Kritik am "Herr der Ringe" gehört, die sich zwei Punkte gliedern lässt:1. Verherrlichung vormoderner, feudalistischer Gesellschaftsformen. Ein Kritiker hat sinngemaß gesagt, Tolkien sei für eine Welt, in der es seinen Helden gut geht, während die Sklaven im Bergwerg schuften müssen.2. Dürftige Handlung. Es geht nur darum, einen Ring wegzuwerfen und um diese doch recht magere Handlung wird alles viel zu sehr aufgebläht. Was meint ihr? Seid ihr letztens eingeschlafen, als der erste Herr der Ringe-Film im Fernsehen kam oder habt ihr gebannt zugeschaut?

#2 Rusch

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Geschrieben 21 April 2005 - 22:50

Der Herr der Ringe ist ein Buch, das sich Zeit nimmt. Das ist heute nur noch selten bei Büchern der Fall und nicht wenigen behagt das gar nicht. Ich persönlich finde das Buch (und auch die Filme) sehr gut. Außerdem ist auch wirklich alles durchdacht und macht Sinn. Naja, bis auf Tom Bombadil.

#3 Jueps

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Geschrieben 21 April 2005 - 22:51

Ich bin schon oft mit irritierten Blicken gestraft worden, wenn ich gestanden habe, dass mich das Buch fast ins Koma gelangweilt hätte.
Man kann mir aber nicht vorwerfen, ich hätte nicht versucht, Tolkiens Trilogie zu mögen!
Es ging schon mit Startschwierigkeiten los, und trotzdem habe ich immerhin bis Seite 271 durchgehalten...
Ich glaube, mein Problem war einfach, dass mir die Welt der Hobbitse damals (ich war 13) zu groß und komplex war - zwar ist es an sich löblich, wenn ein mit enormer Phantasie ausstaffierter Autor einen solch pompös umfangreichen Rahmen für seine Geschichte schaffen kann, aber irgendwie konnte mich das Ganze von Anfang an nicht mitreißen, ich wollte mehr Erlebnisse, und wünschte mir permanent, die vermaledeite Reise ginge nur etwas schneller voran.

Dass ich die Filme großartig fand, ist nun nicht so erstaunlich.
Junger Konsument.
Lässt sich gerne visuell beeindrucken.
Und Peter Jacksons Werke waren einfach superbe ADNZB-Filme ("Alles drin, nichts zu beanstanden"): Epische Geschichte (nur statt auf 1200 quälende Seiten in gute 9 Stunden Edelfilm gebannt, sagt der faule Teenie), Romantik, malerische Kulissen und Effekte, mitreißende Kampfelemente, überragende Schauspieler, was zum Weinen - die Liste ist lang.
Außerdem können mich gut erzählte Odyssee-Geschichten an sich leicht mitreißen, weswegen ich zum Beispiel auch die Final Fantasy-Spiele liebe.
Auch die Reise der Gefährten bis hin zum Schicksalsberg fesselte mich schnell, aber
eben nur in Jacksons Form, da er sie für mich interessanter gestaltete als der gute, alte Schreiberling...

Das alles soll jetzt nicht heißen, dass ich Filme sofort Büchern vorziehe oder Probleme mit komplexen Geschichten habe. "Die Säulen der Erde" zum Beispiel, auch gute 1400 Seiten 'dünn', verschlang ich wider gemächlichen Tempos binnen weniger Lesesessions.
Tolkien fuhr mir eben einen Gang zu langsam, ruhte sich in meinen Augen zu sehr auf der (zugegebenermaßen wirklich) großen Schöpfungskraft aus...

Bearbeitet von Jueps, 21 April 2005 - 23:03.

»Ich bin nicht besonders helle, und es dauert ein bißchen, bis ich etwas kapiere. Aber wenn du mir Zeit läßt, dann werde ich lernen, dich besser zu verstehen als irgend jemand sonst auf der Welt.«


#4 Gallagher

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Geschrieben 22 April 2005 - 07:12

Ich bin schon oft mit irritierten Blicken gestraft worden, wenn ich gestanden habe, dass mich das Buch fast ins Koma gelangweilt hätte.

Kenn ich, das Gefühl. Ich habe es auf Englisch gelesen, aber nur bis kurz nach Gandalfs Kampf mit dem Balrog ausgehalten. Bei der Tom-Bombadil-Szene hatte ich zum ersten Mal einen Durchhänger und hätte das Buch fast in die Ecke gefeuert. Mir sagt dieser "Märchenonkel-Stil" von Opa Tolkien irgendwie überhaupt nicht zu. Daß bei jedem zweiten Nebencharakter erst mal die Familiengeschichte bis zurück zur Urgroßschwippschwägerin mütterlicherseits ausgerollt wird - und am besten auch noch auf elbisch und gesungen! - hat's mir dann vollends verleidet. Wobei ich anerkennen muß, daß die von ihm geschaffene Welt wirklich beneidenswelt komplex aufgebaut und phantasievoll ausgeschmückt ist. Lustig finde ich immer, wenn heutige Kritiker versuchen, "Technikfeindlichkeit" oder "Faschismus" etc. dort hinein zu interpretieren. Der Mann war halt ein Kind seiner Zeit...
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#5 molosovsky

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Geschrieben 22 April 2005 - 07:59

Hi Beverly, hi all.

Zum »Herrn der Ringe«, Mittelerde und Papa Tolkien habe ich in meinem Blog bereits viele Worte verlohren. Ich link Euch also mal rüber zu meinem »Tolkien schrieb: †˜Selbstverständlich ist Der Herr der Ringe ein durch und durch religiöses und katholisches Werk.†™«

Nur soviel noch: richtig *cool* find ich es, die SF von Tolkien zu lesen, die sich als »The Notion Club Papers« in der History of Middle-Earth Band 9 »Sauron Defeated« findet.

Grüße
molosovsky / alex

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#6 Oliver

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Geschrieben 22 April 2005 - 08:58

1. Verherrlichung vormoderner, feudalistischer Gesellschaftsformen.

2. Dürftige Handlung. Es geht nur darum, einen Ring wegzuwerfen und um diese doch recht magere Handlung wird alles viel zu sehr aufgebläht.

1. Das ist sicherlich so. Nur: Ja, und? Man darf auch ein Werk gut finden, welches nicht als demokratisches Lehrstück daher kommt, oder, aus deutscher Sicht gesprochen, sich an die Buchstaben des Grundgesetzes hält. Warum sollte der Roman schlechter sein, nur weil Aragorn am Ende nicht in allgemeiner, unabhängiger, freier, gleicher und geheimer Wahl von allen Wahlberechtigten gewählt wurde?
Selbstverständlich ist ein ideologischer Kritikansatz nicht völlig illegitim; ich persönlich, wiederhole: persönlich, finde ihn aber verstockt und irgendwie lächerlich.

2. Wen eine "dürftige Handlung" stört und wer das alles "aufgebläht" findet, ist bei dem Buch sicherlich falsch. Man könnte da viel zu schreiben, kann es aber in einen kurzen Satz fassen: Der Weg ist das Ziel.
Das Ziel (der Ring) ist nicht so wichtig, wichtig ist der Weg. Man (zumindest ich) erinnert sich nach der Lektüre an die wundervollen Beschreibungen einer lebenden, atmenden Welt, nicht unbedingt an die Ring-Geschichte, die in der Tat nur ein Aufhänger ist. Das hat Peter Jackson natürlich auch begriffen: Sonst hätte er ja alle unwichtigen Nebenhandlungen streichen und einen 90-Minuten Film drehen können. Es hat ja seinen Grund, dass er die Nebenhandlungen und vielen Einzelepisoden so schön filmisch ausschmückt und deswegen 11 Stunden brauchte.
Deshalb: Wer unbedingt einen Plot braucht, wird in LOTR wenig finden, dies ist ein Buch für Leute, die in eine andere Welt abtauchen wollen, in welcher der Plot nur dafür da ist (deswegen reisen die Charaktere auch ständig), die verschiedenen Orte dieser Welt vor dem Leser auszubreiten.
Das gefällt halt nicht jedem, deshalb hat das Buch auch nicht nur Befürworter.
Wem diese Art der Lektüre aber liegt, der wird bis heute kaum was Besseres finden.

Bearbeitet von Oliver, 22 April 2005 - 10:44.

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#7 Sullivan

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Geschrieben 22 April 2005 - 10:33

"Herr der Ringe" war eines meiner ersten Bücher auf englisch, deswegen habe ich auch 1 Jahr gebraucht um die 3 Bände zu Ende zu lesen. Das Erlebnis war dafür umso intensiver, man fühlt sich fast als ein Teil dieser lebendigen und gut durchdachten Welt!Zur Kritik an der Handlung, "den Ring wegwerfen". Meiner Meinung nach spielt spielt die Versuchung nach Macht ebenfalls eine wichtige Rolle, außerdem die lange Vorgeschichte der Ringe, begleitet von den Kriegen zwischen den Völkern und dem bevorstehenden Finale. Dieses Thema kann die Geschichte über die volle Länge tragen, aber das kann man natürlich auch anders sehen.Der erste Kritikpunkt, "Verherrlichung vormoderner, feudalistischer Gesellschaftsformen", lässt mich kalt. Da halte ich es mit Oliver, nicht jedes Buch muss einen progressiven Anspruch haben.SullivanP.S. Kennt jemand "The Worm Ouroborous" von E.R.R. Eddison aus dem Jahr 1929? Das Buch ist leider etwas untergegangen, überzeugt aber ebenfalls mit seiner Sprache und einer gut ausgedachten Welt.

#8 Rusch

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Geschrieben 22 April 2005 - 10:57

Von dem Buch "The Worm Ouroborous" habe ich schon gehört und mir vorgenommen, es irgendwann zu lesen (wie so vieles :P ).In der Tat ist beim Herrn der Ringe der Weg das Ziel. Es geht überdies auch um die Entwicklung der Charaktare und dem sich Stellen von scheinbar unüberwindbaren Schwierigkeiten. Vom Film habe ich nur die einzig wahre Edition zu Hause: Die Special Extended Edition. Die Kinofassungen sind für meinen Geschmack zu kurz geraten.

#9 Gallagher

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Geschrieben 22 April 2005 - 11:19

Vom Film habe ich nur die einzig wahre Edition zu Hause: Die Special Extended Edition. Die Kinofassungen sind für meinen Geschmack zu kurz geraten.

Dem wiederum kann ich mich nur anschließen. Gut, daß Tom Bombadil nicht dabei ist... :P
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#10 Linda Budinger

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Geschrieben 22 April 2005 - 12:15

Kurz erklärt:für mich ist der »Herr der Ringe« der Fantasy-Roman schlechthin. Ich habe die Romane wohl ein gutes Dutzend Mal auf Deutsch und Englisch gelesen und immer wieder etwas Neues entdeckt.Es war nicht mein erstes Fantasy-Buch, inzwischen gibt es daneben einige handverlesene Lieblingsbücher des Genres, doch der HdR steht außer Konkurrenz. Man wird mitgerissen in die Welt, leidet und freut sich mit den Figuren, zieht das eine oder andere für sich heraus und am Ende steht dieses melancholische Gefühl: es ist vorbei, schade. Gleichzeitig freut man sich, dass es doch im Großen und Ganzen gut ausgegangen ist, auch wenn dafür einige Opfer gebracht werden mussten.Da ich die Hobbits sympathisch finde, hatte ich auch wenig Probleme mit dem langen Einstieg. Naja, mit 12 hat man ja noch viel Zeit zum lesen...Die Filme sind gelungene Umsetzungen, wenn auch nicht immer meine persönlichen Bilder oder Aussagen. Die Tendenz des Filmes, die Figuren zuzuspitzen, wird einigen nicht gerecht :-)Aber es ist eben eine Interpretation!Punkt 1) laut dieser Argumentation müsste man alle Sagen und Märchen wegen undemokratischer Tendenzen und Göttereingriffen ebenso verdammen. Jedes literarische Werk ist in seinem Kontext zu bewerten und in diesem Falle steht die Aussage Tolkiens, einen eigenen Mythos (für England) zu schaffen, ebenso monolithisch da, wie das Werk selbst. Der HdR wurde nicht geschrieben, um ein Massenpublikum zu unterhalten. Dass er es trotzdem u.a. zum beliebtesten Buch der Deutschen geschafft hat, sei ihm vergönnt.Punkt 2) dürftige Handlung?Also nein, das kann ich wahrhaftig nicht sagen.Lindaedit: Interpunktion

Bearbeitet von Linda Budinger, 22 April 2005 - 15:59.

Neuster Roman:
Unter dem Vollmond (Sieben Verlag) Mystery/Romance
***************************************************

Die Kunst, Happy Ends zu schreiben, liegt darin, zum richtigen Zeitpunkt mit der Geschichte aufzuhören.

#11 Thomas Sebesta

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Geschrieben 22 April 2005 - 12:19

Das "Herr der Ringe" das bestimmende Werk der Fantasy ist ist m.E. wohl unbestritten. Heute noch tut sich das Genre schwer sich aus der Macht dieses Werkes zu befreien und andere Wege einzuschlagen.Man darf nicht vergessen, dass es Tolkien darum ging ein eigenes Universum zu schaffen mit allen Konsequenzen und unter Berücksichtigung aller erforderlichen Zutaten inklusive Sprache, Familienstammbaume und Mythen.Im Grunde genommen könnte das Werke ein der unseigen Welt sein und kommt auch so rüber.Den Zugang kann man m.E. auf verschiedene Arten finden1. Man liest das/die Bücher quer un pickt sich ganz einfach den Handlungsstrang heraus. So habe ich "Herr der Ringe" das erste mal gelesen. Ich hbae mich am Handlungsstrang entlanggehatelt und das Beiwerk, die Chronologie die Stammäume usw. einfach beiseite gelassen. Und ich habe es als wunderschönen teilweise humorigen, spannenden Plot empfunden.2. Man "arbeitet" das Werk durch und versucht ganz einfach in die Welt einzudringen sich mitreißen zu lassen und auch die ganzen Querverbindungen mitzubekommen, die Mythen aufzusaugen die Zwänge daraus der Charaktere zu erkennen. Dann wird es gewaltig. Ich muß sagen, dass mich dies dann noch mehr gefesselt hat.Ich will gar nicht behaupten, dass ich da alles durchblickt habe und bin weit entfernt als Kenner der Materie zu gelten, aber es hat mich überwältigt. Wobei die Darumherum extistente Literatur durchaus erweiternd herangezogen werden sollte.Ich würde es durchaus mit einer "Illias" oder einer "Odysee" einer Homers vergleichen, obwohl diese natürlich in der Literatur noch einen weitaus höheren Stellenwert besitzen, da diese als die ersten schriftlichen Aufzeichnungen von Mythen angesehen werden und sogar schon im Altertum die These aufgestellt wurde, dass für diese Werke die Schrift erfunden wurde. Aber von der Gewaltigkeit her durchaus für mich vergleichbar.Der/die Film(e) sind für mich nur der Auswuchs und die Unvermeidlichkeit der Zeit. Sie sind und können dem Werk auch gar nicht gerecht werden. Sie sind wunderschön anzusehen und ich habe alle sowohl gesehen und die DVD's zu Hause, aber gegen das Buch verhalten sie sich wie eine Nacherzählung der Odysse eines Hauptschülers. Der Mut es zu versuchen ist bewunderungswürdig und man hat sich nicht bis auf die Knochen blamiert - das wars aber im Grunde auch schon - aus meiner Sichtweise.Alleine der Aufbau der Handlung läßt mich ins Träumen kommen. Die Entwicklung aus einer ruhigen, beschaulichen Welt in der alles in Ordnung ist in eine immer drängendere Handlung die zwingend auf einen Punkt hinausläuft an dem es nicht offensichtlich ist ob die Abwendung des Unabänderlichen gelingt oder nicht. Das Ende in einer für immer veränderten Welt hat schon etwas Magisches.Bei mir steht die rote Sonderausgabe mit dem Goldschnitt an gut sichtbarer Stelle im zentralen Buchregal, fast jeden Tag fällt ein Blick drauf und ich hab' immer ein gutes Gefühl dabei.GrußThomasPS: möglicherweise ist es auch ein Buch das man entweder liebt oder hasst - und nicht viel dazwischen

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#12 Oliver

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Geschrieben 22 April 2005 - 14:17

Ich würde es durchaus mit einer "Illias" oder einer "Odysee" einer Homers vergleichen, obwohl diese natürlich in der Literatur noch einen weitaus höheren Stellenwert besitzen

Wobei ich den Vergleich gar nicht so fernliegend finde. Dies war Tolkien ausdrückliche Intention, ein Epos bzw. einen Mythos für unsere Zeit zu schaffen. Ob es im Range vergleichbar ist mit Homers Werken, das müssen nachfolgende Generationen entscheiden. Vielleicht liest man das Buch in Jahrhunderten noch, vielleicht stirbt das Interesse aber auch in den nächsten Jahrzehnten ab und aus. Und es gibt ja durchaus Präzedenzfälle: Milton wollte bei "Paradise Lost" etwas im Ansehen vergleichbares zu den antiken Epen schaffen und man kann wohl nicht leugnen, dass ihm dieses gelungen ist, da sein Werk inzwischen längst ähnlich hoch geschätzt wird und auch heute noch, nach fast 350 Jahren, immer noch gelesen und bewundert wird.

Der/die Film(e) sind für mich nur der Auswuchs und die Unvermeidlichkeit der Zeit. Sie sind und können dem Werk auch gar nicht gerecht werden. Sie sind wunderschön anzusehen und ich habe alle sowohl gesehen und die DVD's zu Hause, aber gegen das Buch verhalten sie sich wie eine Nacherzählung der Odysse eines Hauptschülers.

Da kann ich Dir, auch als glühender Fan der Verfilmung, nicht widersprechen. Das geht halt nicht anders. Selbst Shelob hat im Buch eine komplette Hintergrundgeschichte, im Film ist sie halt nur ein (schwer beeindruckender!) CGI-Effekt.

Alleine der Aufbau der Handlung läßt mich ins Träumen kommen. Die Entwicklung aus einer ruhigen, beschaulichen Welt in der alles in Ordnung ist in eine immer drängendere Handlung die zwingend auf einen Punkt hinausläuft an dem es nicht offensichtlich ist ob die Abwendung des Unabänderlichen gelingt oder nicht. Das Ende in einer für immer veränderten Welt hat schon etwas Magisches.

Das empfinde ich auch so.

Bei mir steht die rote Sonderausgabe mit dem Goldschnitt an gut sichtbarer Stelle im zentralen Buchregal, fast jeden Tag fällt ein Blick drauf und ich hab' immer ein gutes Gefühl dabei.

Das hast Du schön gesagt. :P Bei mir ist das ähnlich und ich empfinde auch genauso.
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#13 Gallagher

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Geschrieben 22 April 2005 - 17:22

Der/die Film(e) (...) sind und können dem Werk auch gar nicht gerecht werden. Sie sind wunderschön anzusehen und ich habe alle sowohl gesehen und die DVD's zu Hause, aber gegen das Buch verhalten sie sich wie eine Nacherzählung der Odysse eines Hauptschülers.

Och nö, ganz so brutal würde ich es nicht ausdrücken. Buch und Verfilmung klaffen irgendwie ja immer auseinander, und eine wortwörtliche Umsetzung der kompletten Romanvorlage ist einfach bei keinem Stoff machbar. Dazu sind die beiden Medien Buch und Film in ihrer Erzählweise etc. zu unterschiedlich.

Natürlich ist die Jackson-Verfilmung von LotR nur eine mögliche Interpretation des Stoffes (Bakshi hat's ja auch schon mal versucht), und jeder andere Regisseur hätte es vielleicht anders gemacht bzw. jeder Leser ist mit einer anderen Erwartungshaltung in den Film hineingegangen.

Ich jedenfalls bin bei der Verfilmung glänzend unterhalten worden. Für mich sind Film und Buch durchaus Meilensteine des Genres in ihren jeweiligen Medien - wobei ich nach wie vor Tolkiens Phantasie bewundere, aber seinen Schreibstil nicht so toll fand. Aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache.

In diesem Sinne,


Achim
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#14 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 22 April 2005 - 18:37

...Ich jedenfalls bin bei der Verfilmung glänzend unterhalten worden. Für mich sind Film und Buch durchaus Meilensteine des Genres in ihren jeweiligen Medien...

Ich will keinesfalls den Eindruck erwecken, dass mich der Film nicht unterhalten hätte - im Gegenteil er hat mir sehr gut gefallen, aber er hat für mich nur einen Teil der Grundgeschichte mit dem Buch gemeinsam. Ich halte es aber grundsätzlich auch so, dass ich fast keinen Film ansehe dessen Buch ich schon gelesen habe und umgekehrt - ich bin immer von einem enttäuscht - aber das gehört wohl in einen anderen Thread. Gruß Thomas

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#15 Pirx

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Geschrieben 22 April 2005 - 19:40

[...] Die Filme sind gelungene Umsetzungen, wenn auch nicht immer meine persönlichen Bilder oder Aussagen. Die Tendenz des Filmes, die Figuren zuzuspitzen, wird einigen nicht gerecht :-) Aber es ist eben eine Interpretation! [...]

Dem kann ich nur zustimmen. Am meisten hat mich Jacksons Interpretation von Gimli enttäuscht. Vor allem im 2. und 3. Teil machen Gimlis Slapstick-Einlagen den Charakter zu einer Witzfigur.
Gruß

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#16 Sullivan

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Geschrieben 22 April 2005 - 20:04

Übrigens hatten wir auf dem Board vor längerer Zeit eine interessante Diskussion ob der Herr der Ringe rassistisch ist. Sullivan

#17 Beverly

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Geschrieben 22 April 2005 - 20:45

Übrigens hatten wir auf dem Board vor längerer Zeit eine interessante Diskussion ob der Herr der Ringe rassistisch ist. Sullivan

... und aus Sprüchen wie "die Ents ziehen in den Krieg" könnte man schlussfolgern, dass die Verfilmung militaristisch ist. :rolleyes:

#18 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 22 April 2005 - 20:45

Danke für den Hinweis, denn den hatte ich anscheinend verschlafen oder verdrängt.GrußThomas

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#19 molosovsky

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Geschrieben 22 April 2005 - 20:54

Hallo nochmal.Ich bin ein bischen vorsichtig, wenns ums Tolkien geht. Andererseits hau ich halt sprachlich gern rum. Spielverderber des Spaßes an Tolkien mag ich nicht sein, aber mit dem »Furunkel am Hintern der Fantasy« spiel ich halt anders als die meisten. Verzeiht also meine *Polemik*.Nochmal melden tu ich mich auch nur, um Beverlys Fragen genauer zu beantworten, als nur mit einem Link auf einen Ausstoß von mir, der das Thema lediglich am Rande streift.Also:1. Feudalismus-Verherrlichung:Wir nehmen zur Kenntnis. Mittelerlde ist der Weltentwurf eines Menschen, dessen politischen Ideale irgenwo beim aufgeklärten Absolutismus schwebten. Da es zu nicht so schönen Schilderungen des Alltags führen würde, läßt also Tolkien Entsprechendes bei seinen Schilderungen fast komplett außen vor. Am ehesten finden sich einige ambivalente Passagen bei den Schilderungen von Bree und der sozialen Beziehungen der Großen und der Hobbits. Tolkien deshalb schei**e zu finden, weil durch sein Phantastik-Fenster gesehen solche Dinge wie Ökonomie komplett ausgeblendet werden, halte ich für ziemlich okey, denn für seine Zeit ist Tolkien da sicherlich restaurativ bis zum Krachen und intellektuell weit weg von seiner Umwelt. - Hier muß ich ergänzen, daß es eben dieses sehr kräftige Außenseitler-Denken und der Wille zum Kautz-Tum ist, der mich für Tolkien hinreißt. Ich sag nur: zuerst die Sprache, dann die Welt. Wie auch bei Carroll, Wilde und Barry - die wie Tolkien bekannt dafür waren, in Kindergesellschaft hinreissende Geschichten improvisierend erfunden zu haben - frag ich mich, was alles von seinen Garn nie aufgeschrieben wurden, weil sie dem Erzähler zu albern, kindisch und des Mythos nicht wert erschienen. Beim Bauern Giles funktioniert diese heile Welt eines soften Feudalismus mit all der naiven jungenhaften Staunerei über Donerbüchsen und königlichen Pomp. Auf über tausend Seiten aufgetürmt, wird die nicht groß andere Formatierung der Menschenwelt von Mittelerde schon ein ziemlich schiefer Turm. Tolkiens Stimme vom alten Tondokument mag ich. Und Klang, Sonarwelt und Akkustik sind auf Mittelerde etwas äußerst Wichtiges (sowohl mythologisch als auch literarisch-sprachlich) und damit (für mich) in der Literatur sehr Einzigartiges. Ganz auf meiner Linie, der Imago- und Optik-Fixiertheit nen Vogel zu zeigen. In Mittelerdes feinen Klangzauber eingewebt ist eine Sicht der Dinge als einer Vielheit, das Lob Gottes als obersten Symphoniker, der durch eigenen Gesang und nicht als Dirigent den Ton angibt. Den Kampf zwischen Gut und Böse, Schöpfer und Demiurgen als Ringen um die Leadvocals zu schildern find ich A) ziemlich fein, und B) kommt auf dieser Ebene (und Idealisierung) einer Polyphonie auch ein Bekenntnis von Tolkien für einen größtmöglichen, stabilen (harmonischen) Pluralismus rüber †¦ alles meiner bescheidenen Meinung nach freilich.Gelesen und (u.a. auch) genossen also auf Englisch in 15jähriger Robberei, die ich ein Jahr vor dem ersten Jacksonfilm beendete. Seitdem noch zweimal auf Englisch, und verschiedenemal in den beiden deutschen Übersetzungen. Derzeit hangle ich mich so ganz gemach durch die »History of Middle-Earth«, das eigentlich geile Zeug für mich bisher.2. Dürftige Handlung:Kann mich nicht beschweren. Gibt einen Haufen Figuren und zum Ende hin tut sich ja auch ordentlich was. Davor muß ich mich halt laut in so ein Tolkien-Lala reinlesen, oder eine semiotische Schweißbrille aufsetzten, damits sich nicht zu sehr dahinzieht. Das »Silmarillion« ist freilich um einiges straffer und damit für entsprechend gepolte Leser spannender als der ganze »Herr der Ringe«, und »Der Kleine Hobbitt« ist toller (im alten Sinne), frecher und erfrischender (ja fast: bürgerlich anarchistischer) Roman. Zudem: hat man einen gewissen Respekt vor der Welt Mittelerde und ist geködert ein wenig in den »Herrn der Ringe« umgebenden Schriften rumzustöbern, tun sich in dem großen roten Buch der Westmark allüberall neue Facetten auf. Schade, daß es keine{n} Autor{in} gibt, der/die mal richtig gut die Geschichte des Hexenkönigs von Angmar und dem Untergang der nördlichen Königreiche erzählt.Tolkien steht bei mir einmal mit seinen ganzen Unwin-Paperbacks bei den kleineren Büchern zwischen Jonathan Swift und Galsan Tschinag, und der dicke rote Krege steht in einem »Verschiedenes«-Regal zwischen Miller und Nin, absichtlich damit ein wenig Sex-Aura um Tolkien ist, wenigstens posthum in meinem Zimmer soll der Bub nicht so verklemmt sein, wenn er nicht in zweiter Reihe stehen will. Der Rest steht bei Biographien & Zeugnissen sowie bei Bildbänden über andere Welten.Die Filme sind der Wahn. Mein Lieblingscommentarytrack ist der mit den Künstlern Lee und Howe.Gute Nachtmolosovsky / Alex

Bearbeitet von molosovsky, 22 April 2005 - 20:59.

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#20 Linda Budinger

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Geschrieben 22 April 2005 - 21:33

[...] Die Filme sind gelungene Umsetzungen, wenn auch nicht immer meine persönlichen Bilder oder Aussagen. Die Tendenz des Filmes, die Figuren zuzuspitzen, wird einigen nicht gerecht :-) Aber es ist eben eine Interpretation! [...]

Dem kann ich nur zustimmen. Am meisten hat mich Jacksons Interpretation von Gimli enttäuscht. Vor allem im 2. und 3. Teil machen Gimlis Slapstick-Einlagen den Charakter zu einer Witzfigur.

Ja, über den 'comichaften' Gimli des Films haben sich seinerzeit so einige aufgeregt. Das erinnert schon mehr an Rollenspielfrozzeleien als an die Vorlage. Im Buch allerdings musste er auch einige subtile Witze einstecken. Man denke an die Szene, wo die Gefährten die Elbenboote tragen, Gimli noch laut tönt, wie zäh die Zwerge sind usw. Und hinterher ist er der erste, der erschöpft einschläft :-)) Ansonsten sind die "Opfer" des Filmes für mich in erster Linie: * Frodo, dem nicht einmal zugestanden wird, mit seinem Schwert auch nur zu kämpfen, nein, er lässt es im Film fallen, sobald ein Gegner kommt. Dann stürzt er mal eben so in den Sumpf, um ausgerechnet von Gollum gerettet zu werden, bietet in Osgiliath (dieser Schlenker entgegen dem Buch ist mehr als ärgerlich) freimütig dem Nazgul den Ring an usw. Im Buch war seine mentale und charakterliche Stärke besser dargestellt und es war m. E. glaubwürdiger, wieso ausgerechnet er dem Ring so lange stand hielt. *Denethor also der ist nun wirklich ziemlich widerlich dargestellt worden *Faramir erhält erst durch die erweiterte Fassung seinen wahren Charakter zurück (zumindest teilweise) *der "besessene" Theoden ist wirklich besessen und nicht nur verblendet und beeinflusst. Ergo agiert Gandalf als Exorzist, nicht als weiser Ratgeber und somit wird die Eigenleistung des Königs der Mark deutlich geschmälert, sich selbst zu befreien. Nun ja, ich finde die Filme sehr eindrucksvoll und freue mich auch immer wieder darauf. Aber, es sind eben die Interpretationen eines gewissen Herrn Jackson, der seine Sicht des Werkes natürlich auch den Filmen aufdrückt. Gruß, Linda (edit: dies und das)

Bearbeitet von Linda Budinger, 22 April 2005 - 21:35.

Neuster Roman:
Unter dem Vollmond (Sieben Verlag) Mystery/Romance
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Die Kunst, Happy Ends zu schreiben, liegt darin, zum richtigen Zeitpunkt mit der Geschichte aufzuhören.

#21 Rusch

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Geschrieben 23 April 2005 - 14:31

Linda, von der Verfilmung kann man nur von den Extende Versionen ausgehen. Die Kinofilme waren unvollständig. Ich hatte beim dritten Teil sowieso ganz stark den Eindruck, Jackson hatte die Extended Version geschnitten und dann für den Kinofilm verkürzt. Es gab zu viele auffallende Lücken. Aber letztendlich ist das egal, denn es gibt ja die Extende Version und die sind jeden Euro ihres Geldes Wert.Gimli war schon so, wie ich ihn aus dem Buch in erinnerung hatte. Wahrscheinlich ist es in der Tat so, dass Du das ein wenig verklärt hattest.Das mit Frodo fiel mir jetzt nicht so auf. Ich war sehr angetan davon, wie seine Geistesstärke herauskommt und die ist ja noch viel wichtiger als die körperliche.Faramir kam schlecht weg, das stimmt. Zum Glück wurde das in der Extended Version verbessert, auch wenn es mehr sein hätte können.Wer mich am meisten enttäuscht hat war Legolas. Das lag jetzt nicht an dem Schauspieler Orlando Bloom, sondern an dem Drehbuch. Ich fand kein Gefallen an einem "surfenden" Elfen oder eine "Superhelden" der einen Olifanten einfach so im Alleingang erledigt. Abergesehen davon war es aber schon OK.Eine meiner Lieblingsszenen fehlte leider ganz: Die Befreiung des Auenlandes. Aber mir ist auch klar, dass Jackson mit sein 11 Stunden Dauer in der Extended Version das Maximum rausgeholt hat. Ich würde sagen, er hat 99,5 % des möglichen herausgeholt.

Bearbeitet von Rusch, 23 April 2005 - 14:33.


#22 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 23 April 2005 - 15:40

Naja, bis auf Tom Bombadil.

Wie bitte? (Es gibt viel zu HdR zu sagen, und da ich kein Fantasy-Experte, und auch kein großer Tolkien-Fan, bin, lasse ich's lieber an dieser Stelle.)

Zu Tom Bombadil: Er war für mich einer der RETTENDEN Charaktere in einem Epos, wo es mir zu oft um Ehre und Blut ging. Ich finde ihn einfach meinem persönlichen Geschmack entsprechend - ewig guter Dinge, ein Lied auf den Lippen. Steht nicht irgendwo bei Tolkien, dass er schon ganz alt ist? Also evtl. ähnlich "erhaben" wie die großen Zauberer, um die es die ganze Zeit anderswo in den Büchern geht? Dabei steht er viel mehr als diese für das einfache Leben, in familiärer Harmonie. Gandalf (den ich übrigens seit den Filmen viel sympathischer finde, als vorher) kann ich mir kaum vorstellen mit einer Ehefrau an seiner Seite...

Auch kann man argumentieren, dass der Naturalismus in den Büchern, den Bombadil und die Ents, und gewissermaßen auch die Elben und Streicher, repräsentieren, einer alten britischen Tradition entspricht, die Tolkien noch mal aufkochte, und der m.E. auch zur extremen Popularität der Bücher bei den US-Graswurzlern (Hippies und anderen Rebellen) der Sechziger und Siebziger führte. Und von dort dann herüberschwappend bei uns, oder? Vor kurzem hab ich mal in einer EMail eine Bekannte frech gefragt, ob hinter jedem bekennenden Alt-Grünen evtl. auch eine gewisse Trilogie im Bücherschrank steht?

P.S.: Dass HdR dann etwas verspätet Kult wurde, und damit, ab dann, auch eine gewisse Bevölkerung von zukünftigen Fantasywerken festlegte, die Fantasy-AutorInnen kaum erweitern dürfen, sollte evtl. auch mal hier thematisiert werden. Würde mich mal interessieren wie ihr das seht.

Edit-P.S. an Sullivan:

Kennt jemand "The Worm Ouroborous" von E.R.R. Eddison aus dem Jahr 1929?

Auf dieser Geschichte basiert meines Wissens der letzte gewohnt grandiose Hellboy-Comic-Band Siegerwurm. Muss ich mir gelegentlich mal vornehmen...

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 23 April 2005 - 15:55.

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#23 Gast_g. b. corner_*

Gast_g. b. corner_*
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Geschrieben 23 April 2005 - 19:21

"Der Herr der Ringe" ist wahrscheinlich das buch, das ich am öftesten gelesen habe seit meinem erstkontakt so mit 13, 14 jahren (ich hatte zuerst den "Hobbit" gelesen, der übrigens eines der hervorragendsten kinderbücher ist). mit 16 habe ich mir dann in england eine englische ausgabe gekauft, was nicht nur meinen schulnoten auftrieb gab, sondern mir auch verdeutlichte, auf wie verlorenem posten übersetzer stehen (könnte man tagelang diskutieren). inzwischen liest mein sohn die bücher, und meine lesungen beschränken sich aufs "hineinlesen", aber ich finde auch heute, mit doch großer bandbreite an gelesenem, kaum fehler darin. wenn ich nur zehn bücher auf die einsame insel mitnehmen könnte, wäre es auf jeden fall dabei. dass das buch qualitäten hat, ist unbestreitbar. (ich ziehe die bezeichnung "buch" vor, weil "roman" in bezug auf den HdR etwas kurz greift). dass es leuten vom linken rand des politischen spektrums bis zum rechten, von kindern bis zu grosseltern, aus allen sozialen schichten und aus vielerlei nationen etwas zu sagen hat, zeigt, wie vielschichtig man das buch lesen KANN (man muss nicht!). dass es aus ebensovielen (allen) lagern auch ablehnung erfährt, zeigt, dass darin themen behandelt werden, die uns wichtig sind. dass die "offizielle" literaturkritik sich mit dem buch schwer tut, verstehe ich. das buch kümmert sich einen dreck um die sonstige literatur des 20. jahrhunderts und kaum um die ältere - man muss keinen joyce oder shakespeare gelesen haben, um zugang dazu zu finden. das passt den fachleuten nicht so recht. man schreibt doch heutezutage kein epos und keinen mythos mehr, ohne dass man das ganze ironisiert! da tut sich die kritik mit z.b. neil gaiman (den ich im übrigen ebenfalls sehr schätze) schon viel leichter. tolkien ist weder modern noch postmodern noch sonst irgendwas, was man in eine schublade stecken könnte. ein interessanter artikel über manche der qualitäten des HdR findet sich übrigens hier: Introduction (von gene wolfe, dem wahrscheinlich wichtigsten sf-schriftsteller der 80er jahre) zum wurm ouroboros: eddisons buch ist ein interessanter "vorläufer" - hat mich literarisch nicht so überzeugt, zeigt aber ein paar schöne tendenzen der damaligen fantasy und räumt auch mit dem blödsinn auf, den ich schon so oft gehört habe, dass nämlich der "kampf gut gegen böse" komplett abgedroschen und primitiv und langweilig und sonstwas sei. meiner meinung nach (ich bitte um korrekturen) war "Der Herr der Ringe" eines der ersten (wenn nicht DAS erste), in dem es tatsächlich so ein ringen gab. ältere fantasy wie eben der ouroboros zeigt, was früher lief: da wurde gekämpft um land, um geld, oder hier konkret auch um des kämpfens willen. gleiches gilt für sämtliche sagen, bei denen sich tolkien ja recht freizügig bedient hat: weder in der griechischen noch römischen noch nordischen noch keltischen sagenwelt gibt es DIE gute und DIE böse seite. in tolkiens buch stehen die protagonisten ständig vor der frage: was ist richtig? wie handle ich gut? am ehesten erinnert mich das noch an die höfischen artussagen, wo es um die ritterlichkeit ging (und auch die waren ja vom christlichen glauben stark beeinflusst). zu den filmen: optisch ein fest, ein paarmal hat man für meinen geschmack zu viel action und zu wenig stimmung gemacht. dass die "tiefe" des buchs nur in beschränktem ausmaß auf die leinwand gelangt - naja, das liegt am medium. alles in allem haben sie mir gut gefallen. grüsse, georg

#24 Pirx

Pirx

    Giganaut

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Geschrieben 24 April 2005 - 17:08

[...] Gimli war schon so, wie ich ihn aus dem Buch in erinnerung hatte. Wahrscheinlich ist es in der Tat so, dass Du das ein wenig verklärt hattest. [...]

Hi, natürlich ist die Wahrnehmung einer Gestalt immer sehr subjektiv, aber Gimli wurde im Film definitiv als eine Art "Krieger-Parodie" dargestellt. Im Buch hingegen gibt es durchaus Momente, wo er (bzw. die Zwerge) mürrisch, dickköpfig und zum Schmuzeln veranlassend erscheinen, aber dennoch ernstzunehmende Persönlichkeiten und Gegner im Kampf waren.
Gruß

Pirx
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#25 Jueps

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Geschrieben 25 April 2005 - 17:05

Steht nicht irgendwo bei Tolkien, dass er schon ganz alt ist?

Ich zitiere aus Sekundärliteratur (dickes, buntes Buch, bisher einmal angesehen):

Tom Bombadil - Herr des Alten Waldes. Von den Elben Iarwain Ben-adar genannt, was sowohl "alt" als auch "vaterlos" bedeutet, war Tom Bombadil vermutlich ein Maia-Geist, der in den Zeitaltern der Sterne nach Mittelerde kam. Die Zwerge nannten ihn Forn, während die Menschen ihn als Orald kannten. Er war ein kleingewachsener, untersetzter Mann mit blauen Augen, einem roten Gesicht und einem braunen Bart. Er trug einen hohen zerbeulten Hut mit blauer Feder und gelbe Stiefel. Stets singend oder in Reimen sprechend, schien er etwas sonderlich zu sein, aber seine Macht im Alten Wald war unbestritten, und kein böses Wesen war stark genug, ihm etwas anzuhaben. Seine Gattin war Goldbeere, die Flusstochter. Zur Zeit des Ringkrieges rettete Tom Bombadil zweimal das Leben des Ringträgers Frodo Beutlin - einmal vor den tödlichen Umschlingungen des Alten Weidenmannes und das zweite Mal vor den Nachstellungen der Grabunholde in den Hügelgräberhöhlen.

Pfuh, jetzt kann das Buch wieder verschwinden. :)

PS: WOW! Das 1000. Posting! Und dann auch noch solch geballte Information! Hoffen wir, dass es so weitergeht...SF-Net, ick bleib dir treu!

Bearbeitet von Jueps, 25 April 2005 - 17:08.

»Ich bin nicht besonders helle, und es dauert ein bißchen, bis ich etwas kapiere. Aber wenn du mir Zeit läßt, dann werde ich lernen, dich besser zu verstehen als irgend jemand sonst auf der Welt.«


#26 Lomax

Lomax

    Illuminaut

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Geschrieben 25 April 2005 - 17:23

Diese Antwort dauerte was länger, weil ich in den letzten 3 Tagen einfach nicht die Zeit für längere Postings hatte ...Also, für mich persönlich ist der Herr der Ringe sicher etwas ganz Besonderes, nämlich der Anfang meiner Leidenschaft für moderne phantastische Literatur überhaupt - ohne Zweifel also ein Schlüsselbuch, auch wenn ich den alten Zeichentrickfilm schon gesehen hatte, noch bevor mir das Buch in die Hände viel. Für mich steht Tolkiens Buch in einem "Pantheon" neben so grundverschiedenen Büchern wie Aldiss' "Helliconia Spring" und Farmers "Dunkel ist die Sonne"; ein Pantheon also, dass sich gewiss nicht durch abstrakte literarische Maßstäbe definiert, sondern einfach nur dadurch, wie sehr mich ein Buch beeindruckt und vielleicht auch beeinflusst hat. In dieses Pantheon hat in den letzten 10 Jahren nur Mievilles "Perdido Street Station" noch Aufnahme gefunden. Also, "Der Herr der Ringe" als Zeus in meinem persönlichem Bücherpantheon, unter dem sich die restliche Welt der Literatur ausbreitet, irgendwo zu Füßen des Olymps ... :) Die Verfilmung fand ich sehr beeindruckend (ähm, die SEE natürlich). Aber es ist gewiss nicht meine Interpretation des Buches: zu übertrieben, zu zugespitzt, zu sehr auf die grellen Effekte gezielt und ohne die Zwischentöne des Buches. Macht allerdings auch nichts; ein Film kann ruhig was platter sein, wenn er nur mitreißend ist. Und das ist die Verfilmung; in der SEE sogar der 2. Teil, obwohl's der schwächste bleibt ...Soviel zu meiner persönlichen Wertschätzung. Zu den Einzelfragen hat Georg recht gut auch meine Einschätzung getroffen; also werde ich dazu auch nicht mehr viel schreiben:Dürftige Handlung ... Ich habe schon lange vor den Filmen festgestellt, dass sich die HdR-Leser in zwei große Gruppen teilen: Die einen finden's toll, die anderen todlangweilig. Die Schicht dazwischen ist sehr schmal. Und von der einen Seite zur anderen zu kommunizieren halte ich mittlerweile für genauso fruchtlos, wie die Pointe eines Witzes jemandem zu erklären, der sie nicht von selbst verstanden hat.Und die "Verherrlichung vormoderner, feudalistischer Gesellschaftsformen" ... Über solche Bücher stolpert man immer wieder. Ich habe zum Beispiel letztens erst einen Krimi gelesen, wo der Protagonist ganz gedankenlos morgens Kaffee trinkt, ohne dass er sich über dessen Herkunft oder über die Ausbeutung von Kaffeebauern Gedanken macht. Eine verantwortungslose Verherrlichung moderner, imperialistischer Gesellschaftsformen. Ich fürchte, dieser Autorenleichtsinn zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Literaturgeschichte und man muss ihn einfach hinnehmen ... Wie beispielsweise ja schon Homer in der Illias eine leichtfertige Interventionspolitik im nahen Osten verherrlicht hat - obwohl, halt: Vielleicht ist diese Gesinnung mittlerweile ja schon wieder der politisch korrekter Status quo, und Homers Darstellung mithin keine "Verherrlichung" mehr, sondern ein Beitrag zur Bildung gesellschaftlicher Werte?edit: Tippfehler

Bearbeitet von Lomax, 25 April 2005 - 17:58.

"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#27 Gallagher

Gallagher

    TI 29501

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Geschrieben 25 April 2005 - 17:28

Ich habe zum Beispiel letztens erst einen Krimi gelesen, wo der Protagonist ganz gedankenlos morgens Kaffee trinkt, ohne dass er sich über dessen Herkunft oder über die Ausbeutung von Kaffeebauern Gedanken macht. Eine verantwortungslose Verherrlichung moderner, imperialistischer Gesellschaftsformen.

KREISCH!!! Sofort anzeigen, den Lump. Und das Buch aus dem Verkehr ziehen, bevor unsere Kinder so was lesen. Pfui. :)
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#28 Mystique

Mystique

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Geschrieben 25 April 2005 - 18:36

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass es dort draußen tatsächlich noch Leute geben sollte, die Herr der Ringe noch nicht gelesen haben und auch mit den Filmen noch nicht in Berührung gekommen sind, hätte ich folgenden gut gemeinten Rat: Den ersten Teil als Film gucken und ab dort die Bücher lesen. Hat für mich folgenden Grund: Durch die allgemeine Herr der Ringe Hysterie geht man ja doch mit einer verdammt großen Erwartungshaltung an die Sache ran (war bei mir nämlich genauso) und von der Warte aus gesehen, fand ich den ersten Teil gähnend langweilig. Hab mich dann aber doch im zweiten Anlauf durchgekämpft und ab dem zweiten Teil war ich dem Fieber verfallen. Allerdings gibt es ja auch genug Leute die 1. nicht so von dem Genre begeistert und 2. nicht so hartnäckig sind (wie meine Mutte nämlich ,die nach den ersten 100 Seiten enttäuscht aufgab...). Ich frage mich auch heutzutage noch, was sich Tolkien bei dem ersten Teil gedacht hat, ich hatte fast das Gefühl er musste erstmal mit seiner eigenen Story warm werden und hatte ein bisschen Angst vor seiner eigenen Courage sich in so ein Mammutwerk zu stürzen.Übrigens gibt es im "Kreis der Dämmerung" von Ralf Isau (möchte dieses Werk hier gleich mal allen wärmstens ans Herz legen) eine nette kleine Szene in der Tolkien als junger Mann auftaucht, der grade beginnt seine Ringtrilogie zu verfassen. Keine Ahnung ob die dort geäußerten Theorien authentisch sind, interessant sind sie in jedem Fall.

#29 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 25 April 2005 - 18:38

Ich habe zum Beispiel letztens erst einen Krimi gelesen, wo der Protagonist ganz gedankenlos morgens Kaffee trinkt, ohne dass er sich über dessen Herkunft oder über die Ausbeutung von Kaffeebauern Gedanken macht. Eine verantwortungslose Verherrlichung moderner, imperialistischer Gesellschaftsformen.

KREISCH!!! Sofort anzeigen, den Lump. Und das Buch aus dem Verkehr ziehen, bevor unsere Kinder so was lesen. Pfui. ;)

Warum so gnädig mit so einem Schwerverbrecher? Auf den Scheiterhaufen mit Buch und Autor! Das Verlagshaus niederbrennen bis auf den Grund, und die Asche mit Salz bestreuen... Möge dies ein abschreckendes Beispiel für all jene sein, die ähnlich bedenkenlos kostbares Papier mit ihren Kritzeleien besudeln. :)

#30 Beverly

Beverly

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Geschrieben 26 April 2005 - 21:12

Um noch mal meine Eindrücke von "Herr der Ringe" zusammen zu fassen:1. Tolkiens Weltentwurf: super2. Die Atmosphäre: super3. Die Romane:"Der Kleine Hobbit" ebenso lesenswert wie "Herr der Ringe".Bei "Das Simarillon" habe ich allerdings aufgegeben, weil ich mit der Art der Handlungsführung absolut nicht klar kam. Schade, an sich ist der Roman wichtig, aber Tolkien hätte vielleicht - wie bei "Der kleine Hobbit" und "Herr der Ringe" ein paar Konzessionen an den modernen Geschmack machen sollen. IMHO hätte es "Das Simarillon" nicht korrumpiert, sondern vielleicht ebenso lesenswert wie "Herr der Ringe" gemacht.4. Die Handlung: gut, aber nicht so herausragend wie Weltentwurf und Atmosphäre.Ein Freund von mir hat "Herr der Ringe" mal mit den "Nibelungen" verglichen. Diesem Vergleich zufolge sind die Charaktere bei den Nibelungen ambivalent, oft zugleich "gut" und "böse" und selbst die Helden machen krumme Dinger. Dagegen sind beim "Herr der Ringe" die Guten fast nur gut und die Bösen fast nur böse. Durchbrochen wird dieses Schwarz-Weiß-Schema allerdings bei der Versuchung, die der Ring auch auf die "Guten" ausübt und bei Saruman, welcher der Versuchung der Macht als Alliierter Saurons erliegt.Dazu kam noch bei mir, dass ich im "Herr der Ringe" die "Bösen" eigentlich interessanter als die "Guten" fand. 5. Die sozialwissenschaftliche Seite. Meines Erachtens hat Tolkien nicht über Ökonomie im Feudalismus reflektiert, als er "Herr der Ringe" schrieb und das außen vor zu lassen, war auch sein gutes Recht als Autor.Aber das reinzubringen, ist m. E. das gute Recht von Literaturkritik. Manchmal werfen Bücher Fragen auf, die über die Intentionen ihrer Verfassen hinaus gehen.

Bearbeitet von Beverly, 26 April 2005 - 21:14.



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