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Multikulti in der Science Fiction


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102 Antworten in diesem Thema

#1 Beverly

Beverly

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Geschrieben 11 November 2005 - 17:26

Lange Zeit gab es in der Science Fiction die Vorstellung, aus der Menschheit werde eine einzige Einheitskultur werden. Ich kenne das vor allem von den "Terranern" bei Perry Rhodan, bei denen sich kulturelle Unterschiede weitgehend abgeschliffen haben.Das Gegenmodell kultureller Vielfalt habe ich in den ALASTOR-Romanen von Jack Vance kennen gelernt. Der Sternhaufen Alastor wird zwar von einem Herrscher - dem Connat - regiert, doch jede seiner Welten hat eine andere Kultur und die Unterschiede sind sehr ausgeprägt. Das Gemeinwesen Alastor zeigt auch, dass Menschen trotz kultureller Unterschiede in einem Staatsverbund leben können, dieser Staat aber denzentral aufgebaut sein muss und seinen Mitgliedern viel Autonomie lassen muss. So zieht es der Connat vor, im Zweifelsfall nicht in interne Konflikte der Mitgliedswelten einzugreifen.Ich selbst gehe in meinen Romanen VÖLKER DER SONNE und VÖLKER DER MILCHSTRASSE davon aus, dass die kulturellen Unterschiede fortbestehen werden und das Leben in autronimen Weltraumkolonien und in verschiedenen Planetensystemen Nährboden für neue Kulturen ist und die kulturellen Unterschiede noch zunehmen werden.

#2 Frank

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Geschrieben 11 November 2005 - 18:32

Ich selbst gehe in meinen Romanen VÖLKER DER SONNE und VÖLKER DER MILCHSTRASSE davon aus, dass die kulturellen Unterschiede fortbestehen werden

Das ist zwar schön, aber worauf willst du in diesem Thread hinaus?

Bearbeitet von Frank, 11 November 2005 - 18:37.

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#3 Peter D

Peter D

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Geschrieben 11 November 2005 - 18:46

Daß Rassen zugleich auch einheitliche Kulturen bilden, haben wir auch in der Fantasy. Und im übrigen auch in Star Trek: Zeig mir dein Gesicht und ich weiß, was du für ein Charakter bist.Ansonsten denke ich schon, daß wir ziemlich eindeutig und mit rasend schnellen Schritten einer globalen Einheitskultur entgegenstreben. Kulturelle Unterschiede entwickeln sich aus Isolation. Und die schwindet.Das Entdecken neuer intelligenter Lebensformen und isolationistische Konstellationen (eine Gruppe Menschen strandet auf einem Planeten, nach 200 Jahren hat sich ihre Kultur in eine andere Richtung entwickelt als im Rest der Welt) ist natürlich ein gegenläufiger Impuls dazu.Ein schönes Multikulti-Beispiel habe ich neulich in MonstroCity von Jeffrey Thomas gefunden, wo eine Alienfrau und ihre Freundin vom gleichen Planeten kommen und der gleichen Rasse angehören, aber zwei unterschiedliche Kulturen und Religionen repräsentieren.Peter

#4 Gast_Axel_*

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Geschrieben 11 November 2005 - 18:55

Natürlich nähren sich die Unterschiedlichen Kulturen an. Doch gleichzeitig bilden sich immer neue Gruppen herraus, die ihre eigenen Ideologie haben. Wenn man das auf eine Zivilisation anwenden, die galaktische Ausmaße hat, wird es eine Art EU als oberste Regierung. Darunter werden einzelne Gruppen stehen, die sich größtenteils um sich selbst kümmern. Diese bilden sich aber nicht, weil die Mitgliedswelten die gleiche von Pionieren besiedelt wurden, die die gleiche Herkunft haben, sondern, weil die Bewohner dieser Welten die gleiche Weltanschauung haben.

#5 Beverly

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Geschrieben 11 November 2005 - 19:36

Wenn man das auf eine Zivilisation anwenden, die galaktische Ausmaße hat, wird es eine Art EU als oberste Regierung. Darunter werden einzelne Gruppen stehen, die sich größtenteils um sich selbst kümmern. Diese bilden sich aber nicht, weil die Mitgliedswelten die gleiche von Pionieren besiedelt wurden, die die gleiche Herkunft haben, sondern, weil die Bewohner dieser Welten die gleiche Weltanschauung haben.

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so sehe ich das auch

#6 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 12 November 2005 - 14:17

Ich denke es gibt 2 Zukunfts-"Mischungen" über die es sich lohnt, zu spekulieren: Eine Zivilisation in der eine Einheitskultur VERSUCHT wird, und wie Menschen mit verschiedenen Herkünften damit umgehen, bzw. eine (weniger interessant) in der die Einheit vollzogen wurde. ODER eine hoch-multikulturelle Zivilisation, die die Vielfalt betont.Letztere Variante halte ich erstmal für die wahrscheinlichere, wobei ich finde, dass das Ausmaß der Vielfalt in fast allen SF-Romanen, die eine derartige Zivilisation darstellen möchten, bei weitem unterschätzt wird. AutorInnen extrapolieren noch immer viel zu oft erdähnliche Vielfalt auf ein ganzes Sonnensystem oder sogar die Galaxis. Man merkt das am ehesten wenn ein Planet wie ein Land dargestellt wird (oft ist die Rede von EINER Hauptstadt eines Planeten!), oder z.B. bei der Rede von den "Rassen" bei PR und Star Trek wenn es um die (oft eher humanoiden, also nicht so vielfältigen) Spezies im Weltraum geht.Ich möchte mal EINEN SF-Roman lesen, in dem eine "galaktische" Zentralstadt beschrieben wird, die mir wirklich ein galaktisches "Multikulti"-Gefühl vermittelt...

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 13 November 2005 - 23:47.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#7 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 12 November 2005 - 14:55

Das Verschmelzen von Kulturen und das Entstehen neuer Kulturen hält sich in der Menschheitsgeschichte immer relativ die Waage. Orte und Situationen, die in der einen oder anderen Form multi-kulturell waren, gab und gibt es auch immer. Was es nie gab, ist ein dauerhaft funktionierendes Prinzip, eine Gesellschaft zu formen, in der alle Kulturen ihren Platz finden.Was in SF-Szenarien zu bedenken ist, in denen der Weltraum großmaßstäblich kolonisiert wird: Wenn man existierenen Kulturen die räumlichen Kapazitäten gibt, um sich autark zu entwickeln, nutzen sie diese auch. Und sie dosieren ihre Schnittflächen mit anderen Kulturen unterschiedlich stark und mit den verschiedensten Absichten.

Bearbeitet von MartinHoyer, 12 November 2005 - 14:56.

Though my soul may set in darkness, it will rise in perfect light;
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)

#8 Beverly

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Geschrieben 12 November 2005 - 17:16

Ich denke es gibt 2 Zukunfts-"Mischungen" über die es sich lohnt, zu spekulieren: Eine Zivilisation in der eine Einheitskultur VERSUCHT wird, und wie Menschen mit verschiedenen Herkünften damit umgehen, bzw. eine (weniger interessant) in der die Einheit vollzogen wurde. ODER eine hoch-multikulturelle Zivilisation, die die Vielfalt betont.

Letztere Variante halte ich erstmal für die wahrscheinlichere, wobei ich finde, dass das Ausmaß der Vielfalt in fast allen SF-Romanen, die eine derartige Zivilisation darstellen möchten, bei weitem unterschätzt wird. AutorInnen noch immer viel zu oft erdähnliche Vielfalt auf ein ganzes Sonnensystem oder sogar die Galaxis. Man merkt das am ehesten wenn ein Planet wie ein Land dargestellt wird (oft ist die Rede von EINER Hauptstadt eines Planeten!), oder z.B. bei der Rede von den "Rassen" bei PR und Star Trek wenn es um die (oft eher humanoiden, also nicht so vielfältigen) Spezies im Weltraum geht.

Ich möchte mal EINEN SF-Roman lesen, in dem eine "galaktische" Zentralstadt beschrieben wird, die mir wirklich ein galaktisches "Multikulti"-Gefühl vermittelt...

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Dann musst du dich an VÖLKER DER SONNE und VÖLKER DER MILCHSTRASSE wagen, schon, um mir zu sagen, ob ich auch "zu wenig vielfältig" schreibe.
Besondere Kennzeichen einiger Kulturen:

- die Menschen leben in Schwerelosigkeit
- Menschen kommen erwachsen zur Welt
- Menschen haben mehr als zwei Elternteile

Jack Vance hatte ich schon erwähnt, andere gelungene exotische Kulturen:

DER SCHWEBENDE WALD und WELT IN DEN LÜFTEN von Larry Niven
DIE QUADDIES VON CAY HABITAT von Lois McMaster Bujold
>> Menschen leben in Schwerelosigkeit

ETHA VON ATHOS von Bujold
>> auf einem Planeten leben nur Männer

überhautp steckt das ganze BARRAYAR-Universum von Bujold voller verschiedener Kulturen und kulturelle Gegensätze sind eine treibende Kraft.

Am anderen Ende der Skala gibt es im Batteltech-Universum auch kulturelle Vielfalt; die Romane leidern aber unter dem Definzit von Serie & Militarismus. Trotzdem lesbar:

EIN ERBE FÜR DEN DRACHEN von Robert N. Charette, ein sehr gelungenes Porträt von Prinz Theodore Kurita, der im japanisch geprägtem Draconis-Kombinat aufwächst.
Die Jade-Phönix-Trilogie von Robert Thurston und der Roman ICH BIN JADEFALKE spielen in der Kultur der Clans. Die halte ich zumindest im Ansatz für gelungen, finde aber ihre Ausrichtung auf Krieg und Heldentod zu einseitig.

Es kann natürlich sein, dass die das alles noch zu nahe an heutigen Kulturen ist, aber ich glaube, dass große Teile der SF die Ausrichtung auf angloamerikanische Kulturmuster überwunden haben.

#9 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 14 November 2005 - 00:04

Dann musst du dich an VÖLKER DER SONNE und VÖLKER DER MILCHSTRASSE wagen, schon, um mir zu sagen, ob ich auch "zu wenig vielfältig" schreibe. ...

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Ok, stimmt. Mal sehen ob ich dazu im nächsten halben Jahr komme! :thumb:

@Martin (wow, Martin besucht auch uns noch gelegentlich! :huh:):

Wenn man existierenen Kulturen die räumlichen Kapazitäten gibt, um sich autark zu entwickeln, nutzen sie diese auch. Und sie dosieren ihre Schnittflächen mit anderen Kulturen unterschiedlich stark und mit den verschiedensten Absichten.

Hm. Ja, mag sein. Ich vermisse aber Spekulation über ganz andere Effekte: Was geschieht in einer "Nexus"-Stadt in der sich wirklich HUNDERTE Spezies aus der Galaxis treffen? Wie funktioniert da das Rechtssystem z.B.? (Ich stelle mir eine herbere Variante ähnlich Judge Dredd vor, allerdings mit einem SEHR artenreichen (:aliensmile:) Stab von Richter-Polizisten...) Oder: Bei den unglaublichen Weiten auf ALLEN bewohnten Planeten eines typischen "galaktischen" Romans, müsste sich doch auch die Einzigartigkeit bestimmter Kulturen einfach über die riesigen Flächen hinweg verlieren, wenn man mal annimmt, dass die Wesen dort Zugang zu Informationen über den Rest ihre Großzivilisation haben?

Ich denke dass eine Machtkontrolle über fantastisch (und mein Argument: unvorstellbar) große Weiten des Weltalls praktisch unmöglich ist. Da ist das Plündere-alles-und-zieh-weiter-Prinzip (ähnlich dem der Invasoren im Riddick-Film) schon glaubhafter.

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 14 November 2005 - 00:05.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#10 Diboo

Diboo

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Geschrieben 14 November 2005 - 07:59

Ich denke dass eine Machtkontrolle über fantastisch (und mein Argument: unvorstellbar) große Weiten des Weltalls praktisch unmöglich ist. Da ist das Plündere-alles-und-zieh-weiter-Prinzip (ähnlich dem der Invasoren im Riddick-Film) schon glaubhafter.

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Haben wir da zwei verschiedene Filme gesehen?

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

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#11 Peter D

Peter D

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Geschrieben 14 November 2005 - 10:07

Ich habe mich des öfteren daran versucht, mir Zukunftsszenarien auszudenken, die einfach nur die bisherige Menschheitsentwicklung extrapolieren. Ich scheitere daran regelmäßig, weil es eine Unzahl von Parametern gibt, die jederzeit total aus dem Ruder laufen können, entweder in die eine oder in die andere Richtung. Die Sache mit der Kultur ist eins der wenigen Dinge, die ich hingegen sehr klar sehe:Kultur ist eine bestimmte Ausprägung der Lebensweise einer Volksgruppe. Sie manifestiert sich in - Religion- Politik- Bräuchen- Kleidung- Architektur- KücheIm Moment streben wir ganz definitiv der Einheitskultur entgegen. Wer die globale "Verwestlichung" in Kleidung, Architektur, Musik etc. leugnet, ist blind und taub. Die Ursache ist die Vernetzung und die globale Verfügbarkeit von Kulturgütern. Eine der wichtigsten Säulen von Kultur ist die Eigenständigkeit, sie wird im Ansatz untergraben.Eine andere Säule, die Tradition, kippt damit auch, denn die Jugend sucht sich ihre eigenen Wege, und wenn es mehr als einen Weg gibt, den man gehen kann, wird der genommen, der am einfachsten, schönsten, spaßigsten, aufregendsten ist.Die Globalisierung vermengt die Weltkulturen zu einem Brei. Es mag Traditionalisten geben, es entstehen auch Subkulturen, Sekten, Rebellen und Aussteiger, die neue Wege ausformen, aber generell würde ich mal sagen, sind das nur ein paar Klumpen, die im Brei schwimmen. Das Bestehen dieser unterschiedlichen Strömungen ist keine Kultur mehr, sondern Individualismus.Das ist interessanterweise sehr analog zu Darwins Feststellungen über die Arten: parallel verlaufende unterschiedliche Entwicklungen sind Folgen der Isolation.Nichtsdestotrotz sind neue Kulturen denkbar, wenn bestimmte Interessengruppen beschließen, eine selbstgewählte Isolation zu schaffen.Peter

Bearbeitet von Peter D, 14 November 2005 - 10:12.


#12 Naut

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Geschrieben 14 November 2005 - 10:17

Das ist interessanterweise sehr analog zu Darwins Feststellungen über die Arten: parallel verlaufende unterschiedliche Entwicklungen sind Folgen der Isolation.

Eine ziemlich zweifelhafte Analogie. Genausogut könnte ich argumentieren, dass jede Spezies eine mögliche Antwort auf das selbe Millieu darstellt, insofern sei es zu erwarten, dass das kulturelle Analogon - die Kultur - eine entsprechende Vielfalt herausbilde, wie es die Biodiversität schon getan habe. Sonst gäbe es ja in der Biologie heute nur noch eine einzige Spezies, z.B. graue Ameisen. Meine Meinung ist, dass die Evolution von Kulturen (prinzipiell) denselben Mechanismen unterworfen ist wie die biologische Evolution. Insofern verändern sich Kulturen ständig in Rückkopplung zu ihrem Umfeld (aus anderen Kulturen), nehmen Elemente auf, verändern sie, geben sie an andere Kulturen weiter. Unsere vermeintlich amerikanisch dominierte (Pop-)Kultur nimmt ständig Elemente aus anderen Kulturen auf und verändert sie (manchmal bis zur Unkenntlichkeit). Genauso funktioniert es anders herum. Es gibt keine statischen Kulturen, alles ist ein stetig gärender Brei, in dem ab und an kleine, kurzzeitig stabile Inseln auftauchen.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#13 Peter D

Peter D

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Geschrieben 14 November 2005 - 10:33

Genausogut könnte ich argumentieren, dass jede Spezies eine mögliche Antwort auf das selbe Millieu darstellt, insofern sei es zu erwarten, dass das kulturelle Analogon - die Kultur - eine entsprechende Vielfalt herausbilde, wie es die Biodiversität schon getan habe. Sonst gäbe es ja in der Biologie heute nur noch eine einzige Spezies, z.B. graue Ameisen.

Wenn die interspeziäre Paarungsbarriere nicht wäre und den Ameisen dieselben Transportmittel zur Verfügung stünden wie uns Menschen, wäre das tatsächlich so, keine Frage.

Meine Meinung ist, dass die Evolution von Kulturen (prinzipiell) denselben Mechanismen unterworfen ist wie die biologische Evolution. Insofern verändern sich Kulturen ständig in Rückkopplung zu ihrem Umfeld (aus anderen Kulturen), nehmen Elemente auf, verändern sie, geben sie an andere Kulturen weiter. Unsere vermeintlich amerikanisch dominierte (Pop-)Kultur nimmt ständig Elemente aus anderen Kulturen auf und verändert sie (manchmal bis zur Unkenntlichkeit). Genauso funktioniert es anders herum.

Das denke ich auch.

Es gibt keine statischen Kulturen, alles ist ein stetig gärender Brei, in dem ab und an kleine, kurzzeitig stabile Inseln auftauchen.

Auch hier stimme ich zu, mit dem Unterschied, daß es früher eben geographisch bedingt mehrere sehr unterschiedliche dieser Breie gab (sofern unsere Geschichtsbücher nicht irgendwelche Fieberfantasien sind), und sich das nun globalisiert. Peter

#14 Naut

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Geschrieben 14 November 2005 - 10:46

Wenn die interspeziäre Paarungsbarriere nicht wäre und den Ameisen dieselben Transportmittel zur Verfügung stünden wie uns Menschen, wäre das tatsächlich so, keine Frage.

:lol:

[...]daß es früher eben geographisch bedingt mehrere sehr unterschiedliche dieser Breie gab (sofern unsere Geschichtsbücher nicht irgendwelche Fieberfantasien sind), und sich das nun globalisiert.

Da stimme ich Dir zu. (Sehr schön. So viel Zustimmung!)
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#15 Beverly

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Geschrieben 14 November 2005 - 11:06

Ich habe mich des öfteren daran versucht, mir Zukunftsszenarien auszudenken, die einfach nur die bisherige Menschheitsentwicklung extrapolieren. Ich scheitere daran regelmäßig, weil es eine Unzahl von Parametern gibt, die jederzeit total aus dem Ruder laufen können, entweder in die eine oder in die andere Richtung. Die Sache mit der Kultur ist eins der wenigen Dinge, die ich hingegen sehr klar sehe:

Kultur ist eine bestimmte Ausprägung der Lebensweise einer Volksgruppe. Sie manifestiert sich in
- Religion
- Politik
- Bräuchen
- Kleidung
- Architektur
- Küche

Im Moment streben wir ganz definitiv der Einheitskultur entgegen. Wer die globale "Verwestlichung" in Kleidung, Architektur, Musik etc. leugnet, ist blind und taub. Die Ursache ist die Vernetzung und die globale Verfügbarkeit von Kulturgütern. Eine der wichtigsten Säulen von Kultur ist die Eigenständigkeit, sie wird im Ansatz untergraben.
Eine andere Säule, die Tradition, kippt damit auch, denn die Jugend sucht sich ihre eigenen Wege, und wenn es mehr als einen Weg gibt, den man gehen kann, wird der genommen, der am einfachsten, schönsten, spaßigsten, aufregendsten ist.
Die Globalisierung vermengt die Weltkulturen zu einem Brei. Es mag Traditionalisten geben, es entstehen auch Subkulturen, Sekten, Rebellen und Aussteiger, die neue Wege ausformen, aber generell würde ich mal sagen, sind das nur ein paar Klumpen, die im Brei schwimmen. Das Bestehen dieser unterschiedlichen Strömungen ist keine Kultur mehr, sondern Individualismus.

Das ist interessanterweise sehr analog zu Darwins Feststellungen über die Arten: parallel verlaufende unterschiedliche Entwicklungen sind Folgen der Isolation.

Nichtsdestotrotz sind neue Kulturen denkbar, wenn bestimmte Interessengruppen beschließen, eine selbstgewählte Isolation zu schaffen.

Peter

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Wenbn sich die Einheitskultur so darstellen würde, wie in der KULTUR von Iain Banks, mit 300 Jahren Lebenserwartung und Maschinen, die alle Arbeiten verrichten sowie unbegrenzen Entfaltungsmöglichkeiten der Menschen würde sie in der Tat auf absehbare Zeit die Welt bestimmen.
Aber gerade so ein materiell für alle funktionierendes System bräuchte dann doch wieder Vielfalt an Lebensweisen, Sprachen, Essgewohnheiten ..., um seinen Mitgleidern neue Herausforderungen zu bieten. Eine materiell mögliche Vereinheitlichung wird politisch veilleicht gar nicht gewollt.

Mal davon abgesehen, dass selbst im Globalen Irrenhaus es noch große Unterschiede an Sprache und Weltranschauung, Lebensweise etc. gibt, stellt sie ebenso eine Zwangsvereinheitlichtung dar, wie sie in der UdSSR zu beobachten war. In der UdSSR wurden alle nichtrussischen Völker Stück für Stück "russifiziert", so wie es sich schon in der Zarenzeit andeutete.
Nur flüchtete ein Volk nach dem anderen aus dem "Völkergefängnis": Polen, Finnen, Ukrainer, Kasachen ... wie fragwürdig das auch abgelaufen ist, die unterworfenen Völker haben die russische Einheitskultur abgelehnt.
Dabei haben die Russen noch einen Tiefgang, den man der globalen Einheitskultur nicht nachsagen kann: weltweit sollen sich deutsche Lebensfreude, englische Küche, iranische Toleranz, afrikanische Friedfertigkeit, das soziale Gewissen US-amerikanischer Republikaner, chinesische Demokratie, japanischer Individualismus auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner vereinigen sollen.
Wie wenig das gewollt ist, zeigen die Abstimmungen über irgend etwas zur EU: egal ob es um den Euro oder die EU-Verfassung geht - die Völker Europas scheinen sich darin einig zu sein, die Vereinheitlichung nicht zu wollen.
Srafverschärfend kommt noch dazu, dass kulturelle Einheit keine freidliche Welt schaffen muss. So sind
- Araber
- deutschsprachtige Völker
- Angelsachsen
- Latinos
kulturell einheitlich, aber in x verschiedene politische Einheiten gespalten.
Sollten die Apologeten der globalen Kultur sich daher nicht schnellsten die KULTUR von Banks zum Vorbild nehmen, wird ihr Projekt früher oder später so enden wie die UdSSR.

#16 Jakob

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Geschrieben 14 November 2005 - 11:54

So sind - Araber - deutschsprachtige Völker - Angelsachsen - Latinos kulturell einheitlich, aber in x verschiedene politische Einheiten gespalten

Das erscheint mir allerdings höchst fragwürdig - inwiefern ist irgendeine dieser Gruppen "kulturell einheitlich"? Das gilt nicht einmal in sprachlicher Hinsicht (Swyzerdytsch oder wie es heißt ist weder im Laut- noch im Schriftbild für den gemeinen hochdeutschen Sprecher verständlich), der arabische Raum hat einen Haufen Sprachen und schon im Feld der Religion eine große Ausdifferenzierung (Schiiten, Sunniten, Christen ...), ganz zu Schweigen von anderen kutlturellen Unterschieden, die Verbreitung angelsächsischer Kultur geht aufs Englische Empire zurück und ist nicht nur extrem ausdifferenziert (Norwest-USA, England, Indien), und ich würde mal davon ausgehen, dass auch die Lateinamerikaner nicht besonders einheitlich sind ... Ohnehin würde ich auf Grundsätzlichen Zweifeln an die Sinnhaftigkeit des Begriffs "Kultur" beharren, wenn er dazu verwendet wird, Menschen in klar abgegrenzte Gruppen zu sortieren, indem bestimmte Merkmale ihrer jeweiligen Gesellschaften zu einer fragwürdigen Sinneinheit gebündelt werden. Alles, was wir heute als einzelne "Kulturen" bezeichnen würden, ist selbst schon Zitat ständiger Durchmischung und Wellen administrativer Vereinheitlichung, die immer dann kamen, wenn eine starke Zentralgewalt bestimmte gemeinsame Normen etablieren musste - meistens schon allen, um einen Verwaltungsapparat am Laufen zu halten. Insofern gibt es für mich erst mal keine "Kulturen" als Eigenwert, sondern es gibt gesellschaftliche Verhältnisse und Schichtungen, die allesamt eine politische Geschichte und eine politische Dimension haben. Da würde ich dann doch den Individualismus über die Kultur stellen und für eine Kultur (also letztlich eine Gesellschaft) plädieren, in der "die Bedingung der eigenen Freiheit die Freiheit des Anderen ist." Das heißt nicht die totale Vereinheitlichung, aber es impliziert eine prinzipielle Kommunikationsfähigkeit zwischen allen Individuen, also die Fähigkeit, individuelle Unterschiede zumindest auf einer abstrakten Ebene zu vermitteln. Das geht natürlich weg von der Frage, was ich in meiner SF haben will, und aus gutem grund: mir ist nicht so richtig klar, ob hier über "Glaubwürdiges" oder "Utopisches" diskutiert wird. Glaubwürdig kann ich mir sowohl das "vereinheitlichte" Szenario vorstellen, wenn eine entsprechende historische Erklärung vorliegt, als auch das "multikulturelle" - letzteres erscheint mir bei interstellaren Räumen eigentlich naheliegender, da die immensen Entfernungen so etwas wie eine effektive Zentralinstanz doch eher unwahrscheinlich machen ... Ein ganz interessantes Beispiel für einen "offenen Universalismus" finde ich Octavia Butlers Xenogenesis-Trilogie. Obwohl es mir nicht gefällt, dass sie ihr Modell auf eine biologische Basis stellt, ist die Erfahrung der begegnung der Menschheit mit den Genhändlern für mich ein paradigmatisches Beispiel für kulturelle Veränderung mit unversalistischer perspektive: In diesen Büchern muss die Menschheit sich verändern, und zwar z.T. in schmerzlicher Weise, bringt aber auch bestimmte Eigenarten in die neue "Kultur" ein. Uff, jetzt wird alles zu ausufernd, von daher belasse ich's erstmal bei meinem formalem Einspruch gegen die Überbewertung der "KUlturen" und für eine Kultur des Individualismus und der persönlichen Freiheit.
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#17 Naut

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Geschrieben 14 November 2005 - 12:09

[...]von daher belasse ich's erstmal bei meinem formalem Einspruch gegen die Überbewertung der "KUlturen" und für eine Kultur des Individualismus und der persönlichen Freiheit.

Was sich in Peters biologische Analogie einordnen lässt, denn die Instanz der (darwinschen) Evolution ist ja interessanterweise weniger (wie oft angenommen) die Art, als vielmehr das genetische Individuum. Insofern kann man als kulturelle Instanz sehr wohl den einzelnen Menschen ansehen, der zwar auf eine verschwommene Weise einem Kulturkreis zuzuordnen ist, ohne aber diese Zuordnung tatsächlich in eine Definition fassen zu können. Mancher Afrikaner mag "europäischer" sein, als ein beliebig gewählter Europäer.

Bearbeitet von Naut, 14 November 2005 - 12:09.

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#18 Frank

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Geschrieben 14 November 2005 - 12:49

Interessant zum Thema auch ein Überblick bzw. eine Rezension zu Peter Sloterdijks "Sphären-Trilogie": Doch [Frucht-]Blasen platzen und Kinder kommen zur Welt. Und diese Welt hat die Tendenz sich zu dehnen: nach dem Auszug aus der Mutterhöhle entstehen neue Blasen, mikrosphärische Intimverhältnisse wie Familien, Sippen, Verwandtschafts-, Freundschafts- und Loyalitätsbeziehungen, die sich schließlich immer mehr in die Makrosphäre politischer Großkörper weiten. Das intime Minimum der dualen Blase bläht sich zum imperialen Maximum der Völker, Reiche und Nationen, um sich schließlich zu jener Globalsphäre auszudehnen, an deren Ende die eine Kugel steht, der "Globus". Was wir also "Globalisierung" nennen, wäre mithin Konsequenz einer selbstläufigen Logik der Sphärenerweiterung, in der immer mehr Menschen den Binnenraum einer gegen ein Außen abgedichteten Sphäre gemeinsam bewohnen. Die "Sphäre" wäre dergestalt nichts anderes als jener stets neu zu bauende Ort, an dem die Zusammengehörigkeit von Menschen das Menschenmögliche ist. Und die Sphärologie wäre die Theorie dieser sphärischen Binnenräume, eine Theorie des von Menschen mit Menschen geteilten Raumes als anthropologischem Grundphänomen. Das ist, um das mindeste zu sagen, bedenkenswert. Und bedenklich ist es auch. Denn Sloterdijk will nicht nur zeigen, wie und warum das Projekt der klassischen Philosophie, das "Eine" zu denken, scheitern musste, sondern auch, wie und warum die daran anschließende Konstruktion der "Einen Kugel" scheitern wird. Für ihn führt die "Globalisierung" nicht zur Uniformierung der einen Welt. Die weltumspannende Mega-Blase der Weltverkehrsgesellschaft kollabiert, weil sie zu vieles, zu disparates unter sich vereinigen will. An die Stelle der einen treten viele Welten, unendlich viele. "Die Eine Kugel ist implodiert, nun gut - die Schäume leben." Aus: http://www.freitag.d...34/04341502.php

Bearbeitet von Frank, 14 November 2005 - 12:50.

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#19 Peter D

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Geschrieben 14 November 2005 - 13:19

Interessant zum Thema auch ein Überblick bzw. eine Rezension zu Peter Sloterdijks "Sphären-Trilogie": Doch [Frucht-]Blasen platzen und Kinder kommen zur Welt. ... Das intime Minimum der dualen Blase bläht sich zum imperialen Maximum der Völker ... Und die Sphärologie wäre die Theorie dieser sphärischen Binnenräume ... Die weltumspannende Mega-Blase der Weltverkehrsgesellschaft kollabiert ... die Schäume leben." Aus: http://www.freitag.d...34/04341502.php

Ach, du liebe Scheiße ... :lol: Für mich ist das ganze ein wenig wie Legosteine. Zu Anfang gab es einen geordneten Haufen mit roten, einen mit weißen, einen mit blauen und einen mit gelben. Ein paar rote und gelbe vermischten sich zu einem rot-gelben Haufen, aber sowohl der rote und der gelbe Haufen blieben bestehen (obwohl kleiner). Die weißen und die blauen vermischten sich ebenfalls zum Teil, und noch später vermischten sich der rot-gelbe und der weiß-blaue. Dann baute das Kind aus allen Steinen ein Haus, das ganz bunt war. Später wurde es wieder abgebaut, und es gab nur noch einen Haufen. In dem Haufen finden sich nun immer noch vereinzelte Verbände, die rein blau oder rot oder zumindest rot-gelb sind ... Peter

#20 Beverly

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Geschrieben 14 November 2005 - 14:30

Die Globalisierung ist einfach nur das reale Gegenstück zu den Borg in Star Trek und HELLSTRÖMS BRUT von Frank Herbert: Vereinheitlichung bei gleichzeitigem Verlust an Freiheit, Wohlstand, Sichrheit. In einem anderen Forum machte mich ein Teilnehmer darauf aufmerksam, dass man sie nicht einmal mit einem Ameisenstaat vergleichen dürfte, weil im Ameisenstaat die Ameise zwar nicht viel Freiheit habe, aber sie im Kollektiv geborgen sei, währen im globalen Marktkollektiv jede gegen jeden kämpfe.Und ich muss gestehen, dass ich Diskussionen um die Blobalisierung einfach langweilig finde.

#21 Diboo

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Geschrieben 14 November 2005 - 16:22

Die Globalisierung ist einfach nur das reale Gegenstück zu den Borg in Star Trek und HELLSTRÖMS BRUT von Frank Herbert: Vereinheitlichung bei gleichzeitigem Verlust an Freiheit, Wohlstand, Sichrheit.

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Oh Mann. Warum ist es nur so, dass es immer diejenigen Menschen sind, die am allerwenigsten Ahnung haben, die ihre Paranoia mit unerbittlicher Beständigkeit in die Öffentlichkeit blasen müssen?

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

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#22 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 14 November 2005 - 16:51

Warum ist es nur so, dass es immer diejenigen Menschen sind, die am allerwenigsten Ahnung haben, die ihre Paranoia mit unerbittlicher Beständigkeit in die Öffentlichkeit blasen müssen?

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Hach, wie ich die gelegentlichen tautologischen Niederkünfte des Hrn. DB doch liebe, insbesonders in Threads die ihn eh nicht genug interessieren, seine vitriolischen verbalen Pfeile mit noch jeweils 2 weiteren kurzen Sätzen zu begründen. (Ich stelle mir gerade vor, wie der zitierte Satz passen würde, wenn man das Wort "Paranoia" mit "Rhetorik" ersetzt? :wub:)

Evtl. erniedrigst du dich aber trotzdem mir zu erklären wieso dir die Invasoren im Riddick-Film nicht wie Plünderer - Ok, mit einer megalomanen Ausrede - vorkamen? :confused:

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#23 Jakob

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Geschrieben 14 November 2005 - 16:54

Langweilig sind Globalisierungsdiskussionen vor allen Dingen deshalb, weil die "Globalisierung" ein Pappkamerad ist, gegen den jedeR die Vorwürfe erhebt, die gerade passend erscheinen. Die bürgerlichen Kulturpessimisten sehen in ihr den Untergang der "abendländischen Kultur", radikale Islamisten sehen sie als westlich-jüdisches Teufelswerk, und die Leute von attac haben offenbar immer noch nicht Marx gelesen und halten sie deshalb für die Herrschaft des Großkapitals ...Insofern würde ich sagen: die Globalisierung ist gar nichts, wenn überhaupt ist sie kein Paradigmenwechsel der letzten zehn Jahre, sondern hat gegen Anfang des 20. Jahrhunderts mit der weltweiten Vernetzung der kapitalströme begonnen. Seitdem gibt es immer wieder Bewegungen von zentralisierung und Aufsplitterung, sowohl politisch als auch kulturell, die man dann schon für sich betrachten müsste. Z.B. ist die Zerlegung ex-Jugoslawiens nach ethnischen Prinzipien ja gerade keine Erscheinung "kultureller Globalisierung" gewesen. Vorher war es in den meisten Gegenden Jugoslawiens im Alltag keine besonders wichtige Frage für die Menschen gewesen, ob sie Serben oder Kroaten oder Kosovoalbaner sind - es gab zwar 1972 Unruhen in Kroatien, 1981 welche im Kosovo, die waren aber wohl sehr viel mehr auf ökonomische Verteilungskämpfe innerhalb der jugoslawischen Föderation zurückzuführen als auf den ethnischen Wahn, der dann Anfang der 90er begonnen hat und sich bis heute fortsetzt. Die deutsche Außenpolitik hatte damals einen guten Anteil an der Auslösung des Krieges, indem sie 1991 als erstes die Sezession von Kroatien/Slowenien anerkannte - mit der Begründung, dass ein eigenes "Volk" auch einen eigenen Staat haben dürfe. Die Konsequenzen einer solchen völkischen Poltik haben wir ja alle in den Nachrichten sehen können ...Will sagen: die kulturelle Globalisierung ist ein Mythos und die Gegenbewegung dazu, die ethnische Zersplitterung, eine Realität, die weitaus unangenehmere folgen hat. Noch dazu beruft die "ethnische" Politik sich auf kulturelle Einheiten, die mehr als fragwürdig sind. Letztes Jahr war ich in Usbekistan, und es ist lächerlich unglaublich, wie die derzeitige autoritäre Regierung versucht, unter Berufung auf eine angeblich vielhundertjährige Geschichte die "Rückbesinnung" auf eine nationale Identität zu forcieren. Das führt unter anderem dazu, das das Russische als Verkehrssprache zurückgedrängt wird, weil man sich von der Vergangenheit im Warschauer Pakt absetzen will - mit der Konsequenz, dass ein großer Teil der Bevölkerung die Straßenschilder nicht mehr lesen kann ... Selbst wenn man solchen derzeit verbreiteten Tendenzen einer "Umkehr der Globalisierung" wohlwollend gegenüberstünde, müsste man sich eingestehen, dass sie nur unter den Bedingungen eines extrem autoritären Staates möglich ist - Syrien wäre wohl ein schönes Beispiel, wo die Bevölkerung per Gesetz von allen modernen Medien abgeschnitten ist und so schöne kulturelle traditionen wie Steinigungen gepflegt werden.Ich für meinen Teil bleibe doch lieber bei der Hoffnung, das keine "Kultur" sich auf Dauer gegen "Fremde" Einflüsse abschotten kann - denn die sind es letztlich oft, die autoritäre Strukturen aufbrechen und politischen Widerstand innerhalb einer Gesellschaft ermöglichen (ein gutes Beispiel dafür ist der großteils von der iranischen Studentenschaft getragene Widerstand gegen das Atomprogramm des Iran und für einen säkularen Staat). Wie heißt's doch gleich - Der Kapitalismus ist die Gesellschaftsordnung, die alles ständische verdampft ... da hat er doch auch mal was gutes!So, genug kosmopolitische Indoktrination ...
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#24 Diboo

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Geschrieben 14 November 2005 - 17:00

Hach, wie ich die gelegentlichen tautologischen Niederkünfte des Hrn. DB doch liebe, insbesonders in Threads die ihn eh nicht genug interessieren, seine vitriolischen verbalen Pfeile mit noch jeweils 2 weiteren kurzen Sätzen zu begründen. (Ich stelle mir gerade vor, wie der zitierte Satz passen würde, wenn man das Wort "Paranoia" mit "Rhetorik" ersetzt? :wub:)

Ich befürchte, selbst wenn man jemanden wie B. mit Fakten quälen würde, würde sie alles unternehmen, um von diesen nicht in ihrem restriktiv-autistischen Weltbild beeinträchtigt zu werden. Da könnte ich auch gleich stundenlang die Maserung meiner Rauhfasertapete betrachten, das hätte in etwa den gleichen Effekt. Man möge mir meine emotionalen Ausbrüche daher verzeihen, derartiger Pubertärmarxismus wird in diesem Forum nur allzu oft kommentarlos hingenommen.

Evtl. erniedrigst du dich aber trotzdem mir zu erklären wieso dir die Invasoren im Riddick-Film nicht wie Plünderer - Ok, mit einer megalomanen Ausrede - vorkamen? :confused:

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http://en.wikipedia....iki/Necromonger
beschreibt es eigentlich ganz gut. Die Necromonger sind eine religiöse Sekte, die erst einmal gar nichts "plündern", sondern auf einem missionarischen Feldzug sind, mit dem sie Konvertiten rekrutieren, um diese ins Gelobte Land, das Underverse, zu führen. Sie verfolgen damit, aus ihrer eigenen Sicht, ein altruistisches Ziel, verbunden mit einer Erlösungsideologie. Wer nicht mit ihnen ist, muss halt sterben, aber das ist Erlösungsideologien so eigen.
Deine Interpretation hat mit dem Film also herzlich wenig zu tun. Natürlich sind die Necros nur ein plot device, um Vin Diesel cool aussehen zu lassen, das ändert aber nichts daran, dass sie eben keine hirnlosen Plünderer sind.

Bearbeitet von Diboo, 14 November 2005 - 17:11.

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#25 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 14 November 2005 - 18:26

Ok, ich geb's zu, ich hab den Riddick-Film nicht genau genug wahrgenommen, um die religiösen Fanatiker in meinem Kopf von anderen ähnlichen Gestalten in neueren TV-/Kino-Streifen (wie z.B. den Reavern in Firefly) klar zu trennen. Ich dachte ich hätte in Erinnerung, dass sie Planeten plündern, die sich ihnen (nicht) unterwerfen, aber vielleicht ist das ja nur eine Wunsch-Erinnerung. Die Dogmen von Ausbeutern im religiösen Gewand interessieren mich eh wenig - um so lustiger wirkt auf mich der Wikipedia-Eintrag.

Ich merke jedenfalls an der hitzig gewordenen Debatte über die Bedeutung der "Globalisierung" hier, dass das Wort "multikulti" immer wieder politisierende Treibkraft beinhaltet. Ähnlich der Tatsache, dass ich, Kreuzberg-61-er, bei dem Wort immer wieder an meine (eher lässig-positiven) Erlebnisse dementsprechend im Kiez erinnert werde (und daher "extrapoliere"), um mich dann gelegentlich in einer diskutierenden Gruppe wieder zu finden, wo alle davon ausgehen dass Kreuzberg DAS Gegenbeispiel ist für fortschreitendes "Multikulti" in der BRD. Es gibt eben, stark reduziert, die Metaebene, und den Alltag, und beide haben ihre Lehren/Schlüsse, die man ziehen kann, oft leider diametral gegenteilig. Das wird bei der Globalisierung (bei der es m.E. per definitionem NUR Metaebenen geben kann) ähnlich sein.

Aber, bei allen obigen interessanten Texten dazu (hi, Jakob :wub:), darum ging es in diesem Thread doch eher gar nicht. Evtl. wollte Beverly ja nur dieses non sequitur ausdrücken?

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 14 November 2005 - 18:29.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#26 Frank

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Geschrieben 14 November 2005 - 19:30

"Die Eine Kugel ist implodiert, nun gut - die Schäume leben."

Es ging mir eigentlich nicht darum, eine Globalisierungsdiskussion anzustoßen - auch wenn das schon ins Thema passt - sondern im Gegenteil: sein plastisches Bild der Schäume kurz vorzustellen. Denn genau so sehe/empfinde ich das auch: jeder von uns lebt in einer kleinen Schaumblase - selbst zwischen dem Status "Student" und "Arbeiter" klaffen Welten, andere Sozialisierung, andere Interessen; und das ist schon pauschalisiert. Um aufs Thema zurückzukommen: Wie chaotisch muss es erst zugehen, wenn in einer Stadt nicht nur Menschen unterschiedlichster Ausprägung, sondern mit ihnen noch 100 andere Aliens leben, die unter sich genauso ausdifferenziert sind...wie man da einen kleinsten gemeinsamen Nenner finden möchte, ist mir schleierhaft. :confused: Vielleicht: Alle wollen Frieden, Essen und SEX! :wub:

Bearbeitet von Frank, 14 November 2005 - 19:32.

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#27 Jürgen

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Geschrieben 14 November 2005 - 19:42

Als "gelernter" Cyberpunker ist multikulturell für mich eine gelebte Tatsache. :wub: Um mal kurz auf Yip´s Posting zurückzugreifen... Kreuzberg 61 - das ist das bürgerliche Kreuzberg, das sich auf Einwanderer aus über 100 Jahren stützt - ist tatsächlich ein lebhaftes Beispiel dafür, daß Multikultur kein bloßes Schlagwort ist. Hier hat die Integration weitestgehend geklappt, weil sie über einen großen Zeitraum erfolgt ist und die Zuwanderer aus vielen verschiedenen Ländern kamen. Anders sieht es im ehemals "roten" Kreuzberg 36 aus (die Zahlen beziehen sich auf die alten Postleitzahlen beider Kreuzberger Bezirke). Hier haben wir ein tolles Beispiel dafür, wie eine Kultur durch eine andere fast vollkommen "ersetzt" wird. Das geschah dadurch, daß die Einwanderung viel zu schnell und hauptsächlich durch eine einzige Volksgruppe kam. Als ehemaliger Kreuzberger/Neuköllner kam ich, kulturell gesehen, vom Regen in die Traufe, nämlich aus einem Stadtteil mit 35% Ausländeranteil (Neukölln) nach Duisburg-Marxloh (Ausländeranteil 40%).Aber auch hier haben wir das gleiche Bild bei der Einwanderung wie in Kreuzberg61. Menschen aus ganz Europa kamen seit dem 19. Jahrhundert ständig hier hin um Arbeit zu finden und der Integrationsprozeß geschah zweigleisig. Die "Alteingesessenen" integrierten kulturelle Besonderheiten in ihr eigenes Leben und "Neueinwanderern" wurde es leicht gemacht, hier Fuß zu fassen.Ich persönlich kann mir gar nicht mehr vorstellen, in einem "gut bürgerlichen, rein deutschen" Statdtteil zu leben... ich würde nicht nur die Lebensfreude der Multikultur vermissen, sondern vor allem die unendlichen Speisenkarten meiner Lieblingsrestaurants.Sorry Berverly, das ich dein Thema jetzt irgendwie zerschreddert habe, aber Yip´s Beitrag hat mich irgendwie animiert, diese Sache mal loszuwerden.... und anlässlich der Unruhen in Frankreich ist es ja auch eine hochaktuelle Diskussion. Aber wie ich schon eingangs sagte, beim Cyberpunk gibt es keine kulturellen Hindernisse und ich gehöre zu denen, die dem Neuen immer aufgeschlossen gegenüberstehen.... Globalisierung hin - Einwanderung her !GrußJürgen

Bearbeitet von Jürgen, 14 November 2005 - 19:51.

Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#28 Beverly

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Geschrieben 14 November 2005 - 22:32

Die Globalisierung ist einfach nur das reale Gegenstück zu den Borg in Star Trek und HELLSTRÖMS BRUT von Frank Herbert: Vereinheitlichung bei gleichzeitigem Verlust an Freiheit, Wohlstand, Sichrheit.

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Oh Mann. Warum ist es nur so, dass es immer diejenigen Menschen sind, die am allerwenigsten Ahnung haben, die ihre Paranoia mit unerbittlicher Beständigkeit in die Öffentlichkeit blasen müssen?

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Warum ist es nur so, dass die Menschen, die am allerwenigsten Ahnung haben, mit der größten Hartnäckigkeit vorgefertigte Diskurse nachplappern?

Die Ralität meldet sich dann in Sätzen wie diesen zu Wort:

"Mittlerweile haben selbst diejenigen Unternehmen, die nicht selbst von der Globalisierung profitieren, davon die Schnauze voll."

#29 Beverly

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Geschrieben 14 November 2005 - 22:58

Wie heißt's doch gleich - Der Kapitalismus ist die Gesellschaftsordnung, die alles ständische verdampft ... da hat er doch auch mal was gutes!
So, genug kosmopolitische Indoktrination ...

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Kapitalismus in Reinkultur ist ebebnso unterträglich wie jede andere totalitäre Ideologie. Viele erliegen der Illusion, er sei besser als andere Systeme, weil im Westen lange Zeit Mischformen vorherrschten: der "Kapistalist" war zugleich als Unternehmer sozial eingestellt oder Erfinder oder Mäzen. Der Kreislauf Ware-Geld-Ware hat sozial kontrollierten Marktmechanismen viel Wohlstand geschaffen.
Kapitalimsu pur mit eindimensionalen Ideologen und Apparatschiks, mit Amok laufenden Märkten und dem Kreislauf Geld-Geld hat mit der "sozialen Marktwirtschaft" nicht mehr viel zu tun.
Hinsichtlich mancher Strukturmerkmale - an jeder Ecke stehen die ideologischen Bauchredner des Systems, eine Mittelschicht gibt es nicht mehr - ähnelt es sogar sehr dem Stalinismus.

#30 Diboo

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Geschrieben 15 November 2005 - 08:05

Hinsichtlich mancher Strukturmerkmale - an jeder Ecke stehen die ideologischen Bauchredner des Systems, eine Mittelschicht gibt es nicht mehr - ähnelt es sogar sehr dem Stalinismus.

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Wow!
Doch, es ist tatsächlich besser, wenn ich mir jetzt meine Rauhfasertapete anschaue.
Ein derartiger Abgrund an Dummheit, gepaart mit Dummheit, ist mir bisher selten begegnet. Da bleibt mir nur Fassungslosigkeit.

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