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Wirtschafts-Science-Fiction


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15 Antworten in diesem Thema

#1 Ulrich

Ulrich

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Geschrieben 18 Mai 2006 - 10:16

Als Diplom-Ökonom interessiert mich, in welchen Romanen wirtschaftliche Themen behandelt werden, oder Vorausschaumethoden, Statistiken oder Zahlenwerke. In Daniel F. Galouyes "Simulacron 3" dient eine Simulation zur Marktrecherche John Brunner nutzt in "Der Schockwellenreiter" Delphi-Umfragen, um das Stimmungsbild der Bevölkerung zu erforschen. In "Utopolis" von Werner Illing hat der Sozialismus gesiegt und die privatwirtschaftlich denkenden Unternehmer werden nur als Außenseiter geduldet. In dem Thread "Die Aliens kommen" hat Jorge ein Reihe von Beispielen genannt:

In Bob Shaws "Ein vollwertiges Clubmitglied"(A Full Member of the Club) macht ein neureicher Aufsteiger die Entdeckung, das hinter einem exclusiven Club Superreicher(zu dem er vergebens Zutritt erlangen wollte) Aliens stecken: Zwar ist irdisches Geld/Technologie auf ihren Welten nichts wert, dafür aber irdische Kunstschätze, so daß sie menschlichen Milliardären im Tausch gegen horrende Summen(und absolutes Schweigen) scheinbar wertvolle Technik(kostbar wie den Spaniern die Glasperlen, die sie den Indianern überließen) geben, dafür erwerben sie nach und nach alle wertvollen Kulturgüter - ein übles Spiel, gegen das der Protagonist nicht ankämpft, sondern bereitwillig mitmacht - denn der glitzernde Tand hat auch ihn in seinen Bann gezogen... Auch in John Kessel`s "Invasoren"(Invaders) werfen die Aliens nicht mit Bomben, sondern mit Geld um sich, sind aber genauso verheerend: weltweite Wirtschaftskrisen, Verlust wertvoller Kulturgüter sowie Schäden durch leichtfertig angewendete, von den Aliens erworbener Technologie... Eine ähnliche Idee gibt es in "Wir, die Gekauften"(We Purchased People) von Frederik Pohl, in der die Aliens dazu noch hübsch zuhause bleiben und via überlichtschneller Nachrichtentechnik auf der Erde im Austausch gegen "wertvolle" Technik alles kaufen, was in ihren Augen wertvoll ist(es wird per Frachtsonde auf die Jahrtausende währende Reise geschickt) - und die Menschheit macht beim Ausverkauf bereitwillig mit... Clifford D. Simak`s in "Planet zu verkaufen"(They walked like Men) -siehe Literaturtipps weiter oben- auftretende Invasoren schlagen ebenfalls den Kapitalismus mit seinen eigenen Waffen: Nach und nach kaufen sie die ganze Erde auf, ohne einen Schuß abzufeuern - alles völlig legal. Und in Theodore Sturgeons "Ockhams Skalpell"(Occam`s Scalpel) entpuppt sich der verstorbene Gründer eines gigantischen weltweiten Industriekonzerns als Alien, der mit der Hilfe von Millionen freiwilliger Helfer unter den Menschen die Erde durch Umweltverschmutzung, Artenausrottung und Klimaänderung für seine Rasse in einen wohnlichen Ort verwandeln will...(die eigentliche Pointe der Story ist dann noch besser)

Welche Zahlungssysteme gibt es beispielsweise bei Außerirdischen oder in der menschlichen Zukunft? Werden neben Martkwirtschaft und Planwirtschaft andere Wege aufgezeigt? Edit: "Eine Billion Dollar" und die Kurzgeschichte "Eine Trillion Euro" von Andreas Eschbach gehören natürlich auch zu dem Thema.

Bearbeitet von Ulrich, 18 Mai 2006 - 10:26.


#2 Beverly

Beverly

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Geschrieben 18 Mai 2006 - 10:50

In Bellamys EIN RÜCKBLICK AUS DEM JAHR 2000 geht es um die Organisation der Wirtschaft. Dazu steht auf http://studweb.euv-f...24/Bellamy.html

"Das heißt, die Nation organisierte sich zu dem einen großen Geschäftsverband, in welchem alle anderen Verbände eingegliedert wurden; sie wurde der einzige Kapitalist anstelle aller anderen Kapitalisten; der einzige Unternehmer, der letzte Monopolist, der alle früheren und kleineren Monopole verschlang, ein Monopolist, an dessen Gewinn und Ersparnis alle Bürger teilhatten... Mit einem Wort, das Volk der Vereinigten Staaten beschloß, die Leitung seines Geschäfts selbst in die Hand zu nehmen, geradeso wie es hundert Jahre zuvor die Leitung seiner Regierung selbst in die Hand genommen hatte, indem es sich jetzt zu industriellen Zwecken auf genau derselben Grundlage organisierte, auf welcher es sich damals zu politischen Zwecken organisiert hatte". Das phantastische sozialistische System des Jahres 2000, wie es von Dr. Leete beschrieben wird, umfaßt völlige ökonomische Gleichheit, völlige Nationalisierung (Verstaatlichung) der Produktionsmittel und des Verteilungsapparates. Die Grundlage des neuen Staatswesens ist eine allgemeine Arbeitspflicht. So sind die Menschen in einer "Industrial Army" organisiert, welche eindeutige Analogien zu einer militärischen Organisation aufweist. Dr. Leete skizziert in den Kapiteln VII und XII diese industrielle Armee als ein System der Sicherstellung eines effizienten Managements für die Produktion und Distribution, eines starken Solidaritätsgefühls, das von allen geteilt wird, und der Existenz und Aufrechterhaltung einer an den Verdiensten orientierten Hierarchie. Es gilt gleicher Lohn für alle. So wird jedem Bürger ein vollkommen gleicher Kreditrahmen zugebilligt und somit gewährleistet, daß es theoretisch keine ökonomische Hierarchie mehr gibt. Das nötigste für den Lebensunterhalt wird aus zentralen Güterdepots über jene Kreditkarte beschafft. Die Versorgung geschieht über ein weit ausgebautes Rohrsystem. Nach Abschluß der umfassenden staatlichen Ausbildung rückt jeder Bürger im Alter von 21 Jahren in die industrielle Armee ein. In den ersten drei Jahren muß jeder als gemeiner Arbeiter dienen. Ihre Vorgesetzten können diesen neuen Rekruten "jede Arbeit" zuteilen. (Julian West trifft einen von ihnen der als Kellner arbeitet.) Auf diese Weise erreicht der Staat, daß weniger beliebte Tätigkeiten ebenfalls verrichtet werden und niemand sich dabei benachteiligt fühlt. Mit Ausnahme dieser Durchgangsperiode ist alle Arbeit freiwillig, da der vernunftbeherrschte Mensch im eigenen Interesse den Beruf ergreifen wird, für den er am besten geeignet ist. Selbst Julian West findet seine Berufung, er wird Professor für Geschichte des 19. Jahrhunderts.



#3 Beverly

Beverly

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Geschrieben 18 Mai 2006 - 11:00

Um wirtschaftliche Fragen geht es auch in den Romanen um die Polesotechnische Liga und das Imperium von Poul Anderson.Die Polesotechnische Liga ist ein interstellarer Zusammenschluss zum Zwecke des Handels, wo u. a. der Unternehmer Nicholas van Rijn eine wichtige Rolle spielt. Obwohl Anderson "freier Marktwirtschaft" grundsätzlich positiv gegenüber steht, sieht er auch die Nachteile des Systems.So verkaufen Waffenhändler Raumschiffe und Atomwaffen an Spezies, die noch auf einem primitiven Stadium stehen. Andere Spezies, die aus eigener Kraft die Entwicklung zum Raumfahrt nicht schaffen, müssen befürchten, von überlegeneren Rassen unterjocht zu werden. Die Gier der Kapitalisten bringt schließlich die Polesotechnische Liga zum Zusammenbruch.Auf sie folgt das Imperium - weniger freier Markt, mehr autokratischer Staat - und im Jahr 3000 - als der Geheimagent Dominic Flandry geboren wird - ist sein Zusammenbruch schon abzusehen.

Bearbeitet von Beverly, 18 Mai 2006 - 11:01.


#4 Chronotis

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Geschrieben 18 Mai 2006 - 13:13

Da gibt es glaube ich eine ganze Menge an SF-Romanen, in denen Wirtschaft eine wichtige Rolle spielt. Spontan kommen mir folgende in den Sinn:Der von dir bereits genannte John Brunner beschaeftigt sich in "Morgenwelt", einem sehr empfehlenswerten Buch, unter anderem mit dem Aufkauf eines kleinen afrikanischen Staates durch einen amerikanischen Konzern.Etwas aehnliches gibt es auch in der "Roter/Gruener/Blauer Mars"-Trilogie (vor allem in den letzten beiden Baenden) von Kim Stanley Robinson, in denen der Einfluss sogenannter Trans- und Metanationaler Konzerne (auf Erde und Mars) immer groesser wird. Das wird durchaus differenziert und teilweise positiv dargestellt, soweit ich mich erinnere.Im Bezug auf (ultimative) Vorrausschaumethoden sollte natuerlich auch Asimovs Foundation-Trilogie (bzw. Zyklus) erwaehnt werden.In Ursula K. Leguins "Planet der Habenichtse", einem meiner Lieblingsromane, kommt der Hauptcharakter aus einer anarchistisch-kommunistischen Gesellschaft, die detailliert beschrieben wird, und muss sich dann auf dem kapitalistisch gepraegten Schwesterplaneten zurechtfinden. Trotz dieses Hintergrunds ist die Geschichte sehr charakterbezogen und mitreissend.Die Waehrung in James Blishs "Die fliegenden Staedte" ist uebrigens Germanium. Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob das in einem direkten Bezug zur in dessen Entstehungszeit noch nicht etablierten Halbleitertechnologie steht (was Sinn machen wuerde), da in der Geschichte noch Roehren-Schaltungen (!) verwendet werden. Hat das jemand besser in Erinnerung oder mehr Hintergrundwissen?Soweit, was mir nach kurzem Nachdenken an Buechern einfaellt. Jedenfalls eine interessante Frage, auch fuer Nicht-Oekonomen. :)

Bearbeitet von Chronotis, 18 Mai 2006 - 13:49.


#5 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 18 Mai 2006 - 13:50

Gibsons Neuromancer-Trilogie nicht zu vergessen: Bargeld ist gesetzlich verboten, es wird eh nicht mehr nur in Geld bezahlt, sondern oft auch in Spezialwissen bzw. besonderen Daten. Andeutung: Wenn Geld nur noch virtuell ist, kehrt die Wirtschaft zurück zu einer (elektronischen) Tauschhandelbasis?

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 18 Mai 2006 - 13:51.

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#6 Beverly

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Geschrieben 18 Mai 2006 - 20:47

Frederick Pohl und C. M. Kornbluth: EINE HANDVOLL VENUS UND EHRBARE KAUFLEUTE, eine Satire auf Kapitalismus und Konzerne. U. a. erleidet der Protagonist einen Abstieg zum einfachen Hilfsarbeiter auf einem Nahrungsschiff. Siehe auch die Rezi unter http://www.fictionfa...rticle3832.html

#7 Ulrich

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Geschrieben 18 Mai 2006 - 21:15

Da fällt mir ein, dass Jorge in dem SF-Experten-Quiz mal nach dem Roman "Ini: ein Roman aus dem 21en Jahrhundert" gefragt hatte. Darin wird von einer Europäischen Union gesprochen. Leider kenne ich den Roman nicht, also auf welche Bereiche sich das bezieht (politisch oder wirtschaftlich, aber beides greift ineinander).

#8 Ulrich

Ulrich

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Geschrieben 18 Mai 2006 - 21:18

Gibsons Neuromancer-Trilogie nicht zu vergessen: Bargeld ist gesetzlich verboten, es wird eh nicht mehr nur in Geld bezahlt, sondern oft auch in Spezialwissen bzw. besonderen Daten. Andeutung: Wenn Geld nur noch virtuell ist, kehrt die Wirtschaft zurück zu einer (elektronischen) Tauschhandelbasis?

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Klingt interessant. Da muss ich mir die Romane endlich mal richtig durchlesen. Bisher habe ich sie nur überflogen.
Heute wird ohnehin vieles bargeldlos bezahlt, mag einerseits praktischer sein, andererseits können mehr Daten über das Kaufverhalten gesammelt werden (Stichwort: Datenschutz)

#9 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 19 Mai 2006 - 21:36

Welche Zahlungssysteme gibt es beispielsweise bei Außerirdischen oder in der menschlichen Zukunft?

In Clifford D. Simak`s Kurzgeschichte "Das Tor zur anderen Welt"(The Big Frontyard) wird die Erde über selbiges an ein außerirdisches Handelsnetz angeschlossen: "Frag sie, mit was sie handeln wollen." "Mit Ideen", sagte Beasly. "Mit Ideen! Das ist ja Blödsinn-" Und dann begriff er, daß das alles andere war als Blödsinn. Von allen Waren, die man zwischen einander fremden Völkern austauschen konnte, waren die Ideen am wertvollsten, aber auch am einfachsten zu behandeln. Sie nahmen keinen Platz in Anspruch und stellten Wirtschaftssysteme nicht auf den Kopf - jedenfalls nicht sofort; außerdem konnten sie einen größeren Beitrag für die Kulturen liefern als ein Handel mit richtigen Waren. "Ein Handel mit richtigen Waren" zwischen Menschen und Aliens findet in der folgenden Geschichte von Larry Niven auf etwas eigenwillige Weise statt: "Dann wollten sie, daß wir für sie eine Genehmigung über Reproduktionsrechte unterzeichneten. Dafür wollten sie uns Gewinnanteile zahlen und uns bestimmte Dinge auf Kredit verkaufen, der gegen die Gewinnanteile verrechnet werden sollte." Er schluckte schwer an seinem Drink. "Sie haben das wohl alles gesehen: das medizinische Tiefenradar, das genau dasselbe wie Röntgenstrahlen leistet, ohne allerdings Krebs zu verursachen, das Klonen, um Organtransplantate wachsen zu lassen, die Füllhornapparatur und alles andere. Und natürlich waren wir alle sofort bereit, ihnen die Erlaubnis zu geben. Bis auf Bill Hersey, vielleicht erinnern Sie sich an ihn. Er war Reporter und Schriftsteller, bevor er sich der Expedition anschloß. Er wollte Details wissen. Ganz genau, welche Rechte die Gligs haben wollten, ob sie die Rechte an andere Spezies verkaufen würden, ob es Einrichtungen wie Büchereien oder Blindeninstitute umsonst erhalten würden. Und sie sagten es uns. Sie hatten nichts zu verbergen." "Klonen", sagte der Fremde. "Sie klonten unsere Gewebeproben. Die Gligs züchten mittels Klonen Gewebe und Organe von fast hundert Lebensformen auf DNA-Basis. Sie wollten uns für ihren Mittagstisch, selbstverständlich auch für ihre Studien in Exobiologie. Wissen Sie, die konnten gar nicht verstehen, warum wir uns so aufregten." "Und ich verstehe nicht, warum Sie unterschrieben haben." "Nun, sie züchteten nicht eigentlich menschliche Wesen. Sie wollten Leber, Muskelfleisch, Knochenmark ohne Knochen züchten - einfach Fleisch zum Verzehr, verstehen Sie? Sogar ein v-v-v. . ." Es schüttelte ihn. Ein großer Schluck von seinem Scotch half ihm weiter. "Sogar ein vollständiger Braten sollte ohne überflüssige Teile gezogen werden. Aber der Grund, warum wir eigentlich unterschrieben haben, war der, daß sie es trotzdem machen würden, auch ohne unsere Zustimmung und vor allem ohne uns Gewinnanteile zu zahlen, falls wir unsere Erlaubnis nicht geben würden. Wie auch immer, wir unterschrieben. Bill Hersey hat sich später erhängt, als wir nach Hause kamen." "Es ist eine völlig neue Sichtweise vom Krieg der Welten: Die menschenfressenden Monster sind zivilisiert, herzlich und aufrichtig und die perfekten Gastgeber. Sie schlachten niemanden, und stellen Sie sich vor, was sie an Transportkosten sparen! Und zehntausend Gligs haben mich heute zum Abendessen aufgeschnitten. Der Gewinnanteil betrug fast einen halben Cent pro Portion." Folgerichtig heißt obige Geschichte auch "Fleischhandel"(Assimilating our Culture) :D . Ein (nicht ganz ernst gemeinter) Vorschlag für ein zukünftiges Währungssystem schlägt ebenfalls Larry Niven in dieser Kurzgeschichte vor: Nuklearer Abfall wird zu Geld :( ! "Radioaktives Geld besitzt gewisse, ganz offenkundige Vorteile. Eine gesunde Volkswirtschaft beruht darauf, daß das Geld SCHNELL zirkuliert. Stellt radioaktives Geld her, und es wird mit Sicherheit zirkulieren. Münzen auf ihre Echtheit hin zu prüfen wäre ein Kinderspiel. Wie einst die Taschenrechner, so würden Geigerzähler aufgrund der Massenproduktion klein, handlich und billig. An jedem Billetschalter würde man sie ticken hören. Ein Teilchenbeschleuniger wäre für einen Geldfälscher viel zu teuer; die Falschmünzerei würde zu einer aussterbenden Kunst. Die Wirtschaft würde in mehrfacher Hinsicht profitieren. Blei stiege in seinem Wert ins schier Unermeßliche. Selbst die Kollektenteller für die Kirchen müßte man aus Blei (oder Gold) herstellen. Banksafes brauchten eine Bleiummantelung. Die Mode würde sich ändern. Jedes Portemonnaie und mindestens eine Tasche in jeder Hose müßte mit einer Bleifolie gefüttert sein. Und selbst dann bekäme die Redewendung "das Geld brenne jemandem ein Loch in die Tasche" eine völlig neue Bedeutung. Gold bliebe allerdings ein Wertmaßstab für Wohlstand. Gold ist ebenso strahlenundurchlässig wie Blei. Die Reichen würden es dazu benutzen, um sich von ihrem Geld abzuschirmen. Der Beruf des Steuereintreibers würde zu einer -wohlverdienten- Strafe. Das gleiche gälte für gewisse andere Berufe. Ein arabischer Ölscheich könnte zwar immer noch unanständig reich werden, doch wir wüßten wenigstens, daß er gezwungen ist, sein Geld genauso schnell auszugeben, wie er es verdient, damit er sich nicht in eine Feuerkugel verwandelt. Korrupte Politiker müßten sich mittels Kreditkarten bestechen lassen, was ihre eventuelle spätere Überführung vereinfachen dürfte. Ein Bankräuber würde auffallen, wenn er in schwerer Bleikleidung zum Kassenschalter tappt. Auch für Taschendiebe brächen schlechte Zeiten an. Trügen sie dicke, bleigefütterte Handschuhe, würden sie sich verraten. Ohne einen angemessenen Schutz könnte man sie an ihren kränklich aussehenden, schwach leuchtenden Händen erkennen. Vielleicht müßte die Gesellschaft sogar auf mittelalterliche Bestrafungspraktiken zurückgreifen und die Hand eines Diebes als therapeutische Maßnahme amputieren, ehe er an der Strahlenkrankheit stirbt. Auslandshilfe könnte man per Interkontinentalraketen abwickeln." (aus "Die Röntgen-Währung"(Yet another modest Proposal: The Roentgen-Standard) @Ulrich: Die Frage nach "Ini: Ein Roman aus dem 21.Jahrhundert" war nicht von mir, ich tippe mal vom Thema her auf Nessuno.

Bearbeitet von Jorge, 19 Mai 2006 - 21:42.


#10 Nessuno

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Geschrieben 19 Mai 2006 - 22:50

@Ulrich: Die Frage nach "Ini: Ein Roman aus dem 21.Jahrhundert" war nicht von mir, ich tippe mal vom Thema her auf Nessuno.

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Ja, das war wohl ich. In Julius von Voss´ utopischen Roman spielen wirtschaftliche Überlegungen nur eine sehr untergeordnete Rolle, was bei einem Werk aus dem 1810 wohl auch nicht sehr überrascht. Hin und wieder finden sich in Nebensätzen Aussagen folgender Art:

"Ueberlegt man hiebei, daß die meisten Ursachen, welche Armuth hervorbringen, ja lange schon aus dem Wege geräumt waren, als Kriegräubereien, unmäßige Auflagen, falsche Geldoperazionen der Regierungen, Handelsverbindungen, in welchen ein Volk mit betrügerischer Schlauheit, das andere mit Unkunde seiner eigenen Kräfte auftritt, gehässige Immoralität des Einzelnen, die zu Verschwendungen leitet, ehrlose Trägheit und Unempfindlichkeit gegen Achtung, die nicht erwerben mögen, auch Almosen spendende Klöster, den Müßiggang unterstützend; erwägt man noch, daß das furchtbare Heer der Krankheiten sich unendlich vermindert hatte, so geht ganz von selbst hervor, wie ein Reisender Europa durchwandeln konnte, ohne jemal das widrige unedle Schauspiel der Bettelei wahrzunehmen."

Nessuno

#11 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 19 Mai 2006 - 22:59

@Jorge: Tolle Zitate! Bei dem Vorschlag von Niven lag ich wortwörtlich auf dem Boden, lachend. Ist das aus einem Essay? (Doch bestimmt nicht aus einem fiktiven Text?)

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#12 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 19 Mai 2006 - 23:17

Bei dem Vorschlag von Niven lag ich wortwörtlich auf dem Boden, lachend. Ist das aus einem Essay? (Doch bestimmt nicht aus einem fiktiven Text?)

Niven schreibt in seinem Vorwort: "Die Röntgen-Währung" entstand aus einem Partygespräch zwischen einigen der verrückteren Mitglieder der Los Angeles Science Fantasy Society. Ich tat in jener Nacht nicht viel mehr, als zuzuhören. Als OMNI den Artikel kaufte, überwies ich die Hälfte des Honorars als Spende an die LASFS. Die LASFS gaben das Geld weiter an den Viking Fund, damit die Menschheit das Gespräch mit dem Mars nicht abbricht." (aus: Larry Niven "Geschichten aus der Raumhafen-Bar und andere Erzählungen"(Limits); darin findet sich auch obige "Die Röntgen-Währung"(Yet another modest Proposal: The Roentgen-Standard)

#13 Beverly

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Geschrieben 20 Mai 2006 - 10:44

Bei dem Vorschlag von Niven lag ich wortwörtlich auf dem Boden, lachend. Ist das aus einem Essay? (Doch bestimmt nicht aus einem fiktiven Text?)

Niven schreibt in seinem Vorwort: "Die Röntgen-Währung" entstand aus einem Partygespräch zwischen einigen der verrückteren Mitglieder der Los Angeles Science Fantasy Society. Ich tat in jener Nacht nicht viel mehr, als zuzuhören. Als OMNI den Artikel kaufte, überwies ich die Hälfte des Honorars als Spende an die LASFS. Die LASFS gaben das Geld weiter an den Viking Fund, damit die Menschheit das Gespräch mit dem Mars nicht abbricht."
(aus: Larry Niven "Geschichten aus der Raumhafen-Bar und andere Erzählungen"(Limits); darin findet sich auch obige "Die Röntgen-Währung"(Yet another modest Proposal: The Roentgen-Standard)

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Das hat aber einen ernsten Hintergrund.

1. Das Horten von Geld wird für viele wirtschaftliche Probleme verantwortlich gemacht. Geld ist ja ein Tauschmittel und wird es der Wirtschaft entzogen, liegt diese danieder, auch wenn Bedarf, Ressourcen und Arbeitskräfte für wirtschaftliche Aktivitäten vorhanden sind.

2. Um das Horten von Geld zu verhindern, wurde schon vorgeschlagen, es - wie radioaktive Elemente - "verfallen" zu lassen. D. h. dass es z. B. das Geldvermögen einer Person jedes Jahr um 10 Prozent an Wert verliert und er oder sie deshalb gezwungen ist, das Geld zu konsumieren oder zu investieren, um so sein Vermögen zu behalten.

#14 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 11 August 2006 - 21:02

Welche Zahlungssysteme gibt es beispielsweise bei Außerirdischen oder in der menschlichen Zukunft? Werden neben Martkwirtschaft und Planwirtschaft andere Wege aufgezeigt?

Die Protagonistin in Michael Swanwicks Kurzgeschichte "Ginungagap" - Repräsentantin der Menschheit beim Erstkontakt(mittels fortgeschrittener Transmittertechnik via schwarzes Loch) mit einer fremden Rasse erhält von diesen ein interessantes Handelsangebot: "Durch ihre Körperchemie an der Benutzung der Schwarzen Löcher gehindert, benötigten die Spinnen einen Repräsentanten, der andernorts ihre Interessen wahrnahm. Diesen Job hatten sie ihr angeboten. Oder vielleicht wäre der Plural angemessener - sie hatten ihr die Jobs angeboten. Denn es waren zu viele Orte aufzusuchen, als daß eine Frau allein es hätte schaffen können. Die Spinnen brauchten ein Dutzend, irgendwann vielleicht sogar hundert Abigail Vanderhoeks. Als Gegenleistung für die Lizenzrechte an ihrer Persönlichkeit, für die Erlaubnis, so viele Kopien von ihr anzufertigen, wie erforderlich waren, waren sie bereit, ihr die Rechte an den selbstkonstruierenden Plattformen zu überlassen. Das würde im Einflußbereich der Menschen eine reiche Frau aus ihr machen - hundert reiche Frauen, um genau zu sein."

#15 Volker

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Geschrieben 17 August 2006 - 14:08

In Max Barrys Logoland geht es um eine "freie" Marktwirtschaft, die durch eine extreme Entwicklung von Bonus- bzw. Payback-Systemen in zwei feindliche Wirtschaftsblöcke zerfallen ist. Das führt zu einer Art neuem Kalten Krieg, der schließlich sogar in eine heiße Phase eintritt. Ein Buch voller schöner Ideen - leider hakt es bei den Figuren und der Handlung ... Hier ist ein Thread zum Buch: http://www.scifinet....346&hl=logoland
  • (Buch) gerade am lesen:Milan Kundera: Die Unsterblichkeit
  • (Buch) als nächstes geplant:Lou A. Probsthayn: Der Benutzer
  • • (Film) gerade gesehen: Children Of Men

#16 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 01 Februar 2012 - 21:47

Bargeld ist gesetzlich verboten.
Wenn Geld nur noch virtuell ist, kehrt die Wirtschaft zurück zu einer (elektronischen) Tauschhandelbasis?


The Last Days of American Crime
http://www.splitter-...ican-crime.html


TV-Tipp

"Goodbye Bargeld!"
http://www.3sat.de/p...9767/index.html


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